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31.12.2007

Rückblick 2007 ...

Auch wenn im vergangenen Jahr in Deutschland nur wenige Wahlen stattfanden, so gab es eine Reihe wahlrechtlich interessanter Ereignisse – von bemerkenswerten oder absurden Urteilen über Wahlgesetzänderungen bis hin zur ersten Beachtung unserer Bemühungen im Bundestag – an die wir hier noch einmal kurz erinnern wollen, bevor wir wieder einen kurzen Ausblick auf das kommende Jahr 2008 wagen:

„Negatives Stimmgewicht“ vor dem Bundesverfassungsgericht

Den letzten Jahreswechsel verbrachten wir mit dem Sammeln von Unterschriften für die Wahlprüfungsbeschwerden wegen negativer Stimmgewichte bei der Bundestagswahl 2005. Zweihundert Wahlberechtigte traten unseren Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht bei – allen ein Danke für die Unterstützung.

In den Verfahren selbst tat sich erwartungsgemäß wenig. Das Bundesverfassungsgericht gab allen Beteiligten Gelegenheit zur Stellungnahme, die aber diesmal niemand wahrnahm. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts stehen ebenso wie die zu den Wahlprüfungsbeschwerden gegen die Bundestagswahl 2002 aus.

Einsatz von Wahlcomputern

Das Thema Wahlcomputer mobilisiert dagegen stärker. Die drei Wahlprüfungsbeschwerden zu diesem Thema wurden von mehr als 800 Wahlberechtigten unterstützt. Zu Beginn des Verfahrens bat der Berichterstatter des Bundesverfassungsgerichts den Chaos Computer Club (CCC) um dessen Erkenntnisse zur Sicherheit der Geräte. Dieser nahm ausführlich und mit auch für Nichttechniker verständlichen Worten sowie einem klarem Ergebnis Stellung.

Unabhängig davon (aber zufällig kurz danach) waren Wahlcomputer im Rahmen einer Petition auch ein Thema einer öffentlichen Sitzung des Bundestagspetitionsausschusses zu Wahlrechtsfragen. Die Art der Behandlung des Themas durch die Abgeordneten aller Fraktionen ist durchaus positiv bemerkenswert und ist sicherlich auch der umfassenden Berichterstattung über die CCC-Stellungnahme geschuldet.

Während der laufenden Wahlprüfungsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht gab es weitere Wahlen mit Wahlcomputern, so bei Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt, der Landratswahl in Bad Oeynhausen und einer Bürgermeisterwahl in Alsbach-Hähnlein, bei der auch sonst einiges daneben ging. Ebenso wurde ein Bürgerentscheid in Neuss mit Wahlgeräten durchgeführt und bot uns die Gelegenheit zu einer Wahlbeobachtung. Während in den Niederlanden die Wahlgeräte die Zulassung verloren, erteilte das BMI im November neuen und sichereren Geräten eine Zulassung, wobei es teilweise auf die Kritik an der Sicherheit (Funkabstrahlungen – sichere Umgebung – Siegel) einging. Zur kommenden Landtagswahl in Hessen dürfen nur die sichereren Wahlgeräte benutzt werden. Zusätzlich muss vorher eine Probewahl durchgeführt werden.

Digitaler Wahlstift

In Hamburg wird dagegen weiterhin auf Papier gewählt und per Hand gezählt. Ursprünglich war der Einsatz eines digitalen Wahlstifts vorgesehen. Nachdem immer mehr Fragen zum Einsatz des Stiftes auftauchten, halfen wir als Mitveranstalter einer Informationsveranstaltung zum Thema „Wie sicher ist elektronisches Wählen?“ mit anschließender Podiumsdiskussion, auf der der Landeswahlleiter, der Stifthersteller, eine Verfassungsrechtlerin und IT-Experten zu Wort kamen. Im Anschluss an diese Veranstaltung kippte die öffentliche Meinung und nachdem der CCC zwei Angriffszenarien aufzeigte und auch die technischen Experten in einer Anhörung von einem kurzfristigen Einsatz zur Bürgerschaftswahl 2008 abrieten, gab es keinen Konsens mehr für den Stift unter den Bürgerschaftsfraktionen. Dies zeigt, wie wichtig eine vollständige Information der Wähler im Vorfeld einer Wahl ist. Auch die vorgeschriebenen Prüfungen des Wahlstiftes durch die PTB konnten erst am Ende dieses Jahres beendet werden.

Wahlrechtsentscheidungen

Verschiedene Gerichte haben wahlrechtlichen Entscheidungen gefällt:

Änderungen von Wahlgesetzen


... und Ausblick auf das Jahr 2008

Und das erwarten wir im nächsten Jahr:

Für das Interesse an Wahlrecht.de bedanken wir uns bei allen Lesern. Auch im neuen Jahr werden wir sicher eine Reihe interessanter Informationen und Meldungen für Sie bereithalten! Ein besonderer Dank gilt auch wieder den Lesern, die uns auf neue Wahlumfragen hinwiesen oder uns die Umfragen aus lokalen Zeitungen zusandten, sowie den Mitarbeitern der Umfrageinstitute und Medien, die uns bei fehlenden Zahlen halfen.


von Martin Fehndrich und Matthias Cantow (31.12.2007, letzte Aktualisierung am 02.12.2007)