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05.03.2007

Estland – Internetwahl und d’Hondt-hoch-null-Komma-neun

Mit der gestern beendeten Wahl zum Riigikogu wählten die Bewohner der kleinen baltischen Republik Estland ihr Parlament für die nächste vierjährige Wahlperiode. Zwei Besonderheiten des estnischen Wahlsystems lassen diese Wahl auch für eine Meldung auf Wahlrecht.de interessant erscheinen:

  1. Die Internetwahl: Erstmals konnten Wahlberechtigte bei der Wahl eines nationalen Parlaments ihre Stimme elektronisch über das Internet abgeben. Rund 30.000 Wähler nutzten diese Möglichkeit.
     
  2. Die Sitzverteilung nach einem stark verzerrenden Divisorverfahren (Estnische Methode), welches große Parteien noch stärker als das Divisorverfahren mit Abrundung (d’Hondt) begünstigt.

    Die Divisorreihe ist 1 – 20,9 – 30,9 – 40,9 ... n0,9, der n-te Divisor also n hoch 0,9.

    Der Bonus für größere Parteien wird bei folgender, mathematisch äquivalenter Wahlsystembeschreibung offensichlicher: Die Stimmen der Parteien werden mit zehn Neuntel potenziert und darauf nach d’Hondt die Sitze zugewiesen.

Ergebnis der Wahl vom 4. März 2007

Partei Amtliches Ergebnis Relativer
Anteil
Andere Sitzzuteilungsverfahren
Stimmen Sitze (Estn.
Methode)
d’Hondt Sainte-
Laguë
Hare-
Niemeyer
Reform 153.040 31 29,08 29 29 29
Kesk 143.528 29 27,27 28 27 27
IRL 98.209 19 18,66 19 19 19
SDE 58.354 10 11,09 11 11 11
Rohelised 39.265 6 7,46 7 8 8
Rahvaliit 39.211 6 7,45 7 7 7
Gesamt (ohne Sonstige): 531.607 101 101 101 101 101
Sonstige 18.438      
Gesamt (mit Sonstige): 550.045 101    

Der Divisor für Sainte-Laguë ist 5.230, der Divisor für d’Hondt ist 5.111. Auf der Seite zur Estnischen Methode befindet sich eine Sitzzuteilungsberechnung.


von Martin Fehndrich (05.03.2007, letzte Aktualisierung am 08.03.2007)