Sperrklausel-Paradoxon [Systemfehler-Index]


Kombination des Quotenverfahrens mit Restausgleich nach größten Bruchteilen (Hare/Niemeyer) mit einer Sperrklauselregelung. Eine Partei erhält einen Stimmenzuwachs, dadurch fällt eine andere Partei unter die (5%) Sperrklausel. Die Partei mit dem Stimmenzuwachs erhält bei der Neuberechnung erstaunlicherweise weniger Mandate.
Fünfprozentklausel-Paradoxon:
        Fall 1                 |   Fall 2
Partei  Stimmen Sitzzahl Sitze |   Stimmen Sitzzahl   Sitze
A        500    1,05     1     |    500       -        -     (unter 5%)
B        700    1,47     2     |    701    1,55        1   (Mehr Stimmen, weniger Sitze)
C       4400    9,24     9     |   4400    9,72       10
D       4400    9,24     9     |   4400    9,72       10
gesamt 10000   21       21     |  10001   21          21
Partei B erhält in Fall 2 ein Mandat weniger, weil sie eine Stimme mehr bekommen hat.

Ursache dieses Systemfehlers ist das sog. Pateizuwachs-Paradoxon des Quotenverfahrens mit Restausgleich nach größten Bruchteilen (Hare/Niemeyer).

Direktmandats-Paradoxon (beispielsweise Bundestagswahl)

                   Fall 1                    Fall 2
        (Wahlkreis X an Partei C) |  (Wahlkreis X an Einzelkandidat D)
Partei Stimmen     Sitzzahl Sitze |   Sitzzahl  Sitze 
A       288.700       288,7   289 |   288,21     288  
B       270.700       270,7   271 |   270,14     270 
C        38.600        38,6    38 |    38,53      39 (ein Mandat mehr, da Wahlkreis X verloren) 
D        -                      0 |                1 (Direktmandat Wahlkreis X) 
gesamt  598.000       598     598 |   597        598   
Der Gewinn des Wahlkreises X (Fall 1), führt für Partei C zu einem Verlust von einem Mandat.

Ursache dieses Systemfehlers ist das sog. Alabama-Paradoxon des Quotenverfahren mit Restausgleich nach größten Bruchteilen (Hare/Niemeyer).


von Martin Fehndrich