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02.02.2006
Vier Monate nach der Bundestagswahl hat der Bundeswahlleiter die endgültigen Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik vorgelegt.
Download der vollständigen Ergebnisse
Einige Erkenntnisse hat der Bundeswahlleiter in einer Pressemitteilung zusammengefaßt:
„Mit der Repräsentativen Wahlstatistik, die – seit der ersten gesamtdeutschen Wahl 1990 – zum zweiten Mal wieder bei einer Bundestagswahl durchgeführt wurde, lässt sich das Wählerverhalten bei einer Bundestagswahl nach Altersgruppen und Geschlecht sowie nach der Struktur der Wähler und Nichtwähler analysieren.
Aus der Repräsentativen Wahlstatistik bei der Bundestagswahl am 18. September 2005 ist hervorzuheben:
Die Wahlbeteiligung bei den unter 30-Jährigen ist im Vergleich zur Bundestagswahl 2002 um 1,5 Prozentpunkte auf 68,8 % gesunken (Westdeutschland 69,7 %, Ostdeutschland 65,7 %). Der seit 1980 zu beobachtende Trend zur Wahlenthaltung bei dieser Altersgruppe hat sich, nach einer Unterbrechung bei der Bundestagswahl 2002, fortgesetzt.
Ab der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen steigt die Wahlbeteiligung – wie bei früheren Wahlen – mit dem Alter. In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen gab es mit 85,0 % die höchste Wahlbeteiligung. Nach Bundesländern wiesen die höchste Wahlbeteiligung mit 88,0 % die schleswig-holsteinischen Männer der Altersgruppe zwischen 60 und 69 Jahren auf, die niedrigste Wahlbeteiligung mit 52,9 % die mecklenburg-vorpommerschen Männer der Altersgruppe der 21- bis 24-Jährigen.
Frauen wählten die SPD genauso oft wie die Unionsparteien, Männer eher die Unionsparteien
Während bundesweit SPD und CDU/CSU mit 34,2 % beziehungsweise 35,2 % der Zweitstimmen nur einen Prozentpunkt auseinanderlagen, erzielten die Unionsparteien bei den Männern mit 34,8 % 2,0 Prozentpunkte mehr als die SPD. Bei den Frauen lag die SPD mit 35,5 % gleichauf mit den Unionsparteien.Das beste Zweitstimmenergebnis hatten die Unionsparteien mit 43,8 % bei den über 60-jährigen Frauen, das schlechteste bei den Männern der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren (26,3 %). Das beste Erststimmenergebnis wurde mit 49,0 % bei den über 60-jährigen Männern erreicht, das schlechteste bei den Frauen zwischen 18 und 24 Jahren (31,3 %).
Die SPD erreichte – wie bei der Bundestagswahl 2002 – wieder ihr bestes Zweitstimmenergebnis bei den weiblichen Jungwählern zwischen 18 und 24 Jahren, und zwar mit 38,5 %; ihr schlechtestes bei den Männern der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren (30,7 %). Das beste Erststimmenergebnis erzielte die SPD mit 42,8 % ebenfalls bei den Jungwählerinnen zwischen 18 und 24 Jahren, ihr schlechtestes bei den Männern zwischen 25 und 34 Jahren sowie bei den ab 60-jährigen Männern (jeweils 35,5 %).
Bei den kleineren Parteien gab es ebenfalls geschlechtsspezifische Parteipräferenzen
Den GRÜNEN haben 8,8 % der Frauen und 7,4 % der Männer ihre Zweitstimme gegeben. FDP und Die Linke. hatten jeweils ein Stimmenplus bei den Männern (10,7 % zu 9,0 % beziehungsweise 9,9 % zu 7,6 %).Die Präferenz für kleinere Parteien war bei Männern deutlicher
Die Männer wählten eher die kleineren Parteien: GRÜNE, FDP, Die Linke. und die sonstigen Parteien erhielten zusammen 32,4 % der Zweitstimmen der Männer, aber nur 28,9 % der Zweitstimmen der Frauen.Die überwiegende Mehrheit der Wähler und Wählerinnen gab ihre Erst- und Zweitstimme einheitlich ab. Der Anteil des Stimmensplittings differierte bei den Wählern der einzelnen Parteien jedoch sehr stark.
Die kleineren Parteien, vor allem GRÜNE und FDP, hatten zum Teil einen deutlichen Zweitstimmenüberhang (GRÜNE + 1,3 Millionen Stimmen; FDP + 2,4 Millionen Stimmen). Die GRÜNEN-Wähler splitteten am stärksten zu Gunsten der SPD (56,7 %), die FDP-Wähler zu Gunsten der CDU (51,5 %). Die Linke., die bei der Bundestagswahl 2002 noch einen Erststimmenüberhang von rund 162 500 Stimmen zu verzeichnen hatte, erzielte bei der Bundestagswahl 2005 einen Zweitstimmenüberhang in Höhe von rund 354 000 Stimmen; die Wähler der Partei Die Linke. splitteten hauptsächlich zu Gunsten der SPD (17,3 %).
Die Wähler und Wählerinnen der Unionsparteien splitteten eher selten ihre Stimmen. Wenn sie das taten, bestand bei den CDU-Wählern eine Tendenz, die Zweitstimme der FDP zu geben (15,6 %). Vom Stimmensplitting der SPD-Wähler profitierten die GRÜNEN (12,0 %). Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen waren im Splittingverhalten der Wähler nicht zu erkennen. Im früheren Bundesgebiet (einschließlich Berlin-West) wurde häufiger gesplittet als in den neuen Ländern (einschließlich Berlin-Ost).
Die Wählerschaft der Unionsparteien rekrutierte sich überproportional aus älteren Wählern. Demgegenüber entsprach die SPD-Wählerschaft – wie 2002 – annähernd der Altersstruktur der Gesamtwählerschaft. In der Wählerschaft der GRÜNEN dominierten die jüngeren und mittleren Altersgruppen. Junge Wähler waren in der Wählerschaft der FPD überdurchschnittlich vertreten. In der Partei Die Linke. dominierten die 45- bis 59-Jährigen.“