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Archiv bis 16. Dezember 2009

Wahlrecht.de Forum » Umfragen » Neue Wahlumfragen (etwa zur Europa- und zur Bundestagswahl) » Archiv bis 16. Dezember 2009 « Zurück Weiter »

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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Dezember 2009 - 20:11 Uhr:   

Ich hab jetzt aus den Gewichten den West/Ost-Faktor sowie die Haushaltsgröße rausgerechnet, so dass man sieht, woher die nicht rein methodisch bedingten Gewichte kommen bzw. wie sie sich bei den Parteien auswirken. Das heißt allerdings auch, dass der Osten sowie kleinere Haushalte stark überrepräsentiert sind.

Bei der Haushaltsgröße hab ich das Gewicht einfach durch die Zahl der wahlberechtigten Personen geteilt, so dass jetzt z.B. der Faktor sichtbar wird, dass Singles schlechter erreichbar sind (wobei bei den Singles auch die starke Unterrepräsentierung Verwitweter eine Rolle spielt).

Die Gewichte sind getrennt nach den einzelnen Umfragen auf durchschnittliche 1000 normiert. Angegeben ist das durchschnittliche Gewicht sowie die absoluten (ungewichteten) Fallzahlen:
 
Bundesland
1145 760 Schleswig-Holstein
1173 349 Hamburg
1000 2093 Niedersachsen
1119 162 Bremen
1012 4594 Nordrhein-Westfalen
909 1538 Hessen
1018 1138 Rheinland-Pfalz
1005 2543 Baden-Württemberg
943 3275 Bayern
1052 284 Saarland
1071 499 Berlin (ehemaliger Westteil)
1177 884 Berlin (ehemaliger Ostteil)
971 2086 Brandenburg
1003 1370 Mecklenburg-Vorpommern
1021 3491 Sachsen
980 2124 Sachsen-Anhalt
933 1950 Thüringen

Einwohner der Gemeinde
1030 5887 bis 2 000 Einwohner
1004 3371 bis 5 000 Einwohner
999 2926 bis 10 000 Einwohner
980 3195 bis 20 000 Einwohner
959 3707 bis 50 000 Einwohner
944 2376 bis 100 000 Einwohner
929 3600 bis 500 000 Einwohner
1035 3122 über 500 000 Einwohner
1319 956 KA

Geschlecht
939 14037 männlich
1057 15103 weiblich

Alter kategorisiert
931 955 18 bis 20 Jahre
1018 1025 21 bis 24 Jahre
1202 1551 25 bis 29 Jahre
1028 1891 30 bis 34 Jahre
879 2946 35 bis 39 Jahre
868 3660 40 bis 44 Jahre
746 3147 45 bis 49 Jahre
798 5476 50 bis 59 Jahre
1182 4712 60 bis 69 Jahre
1415 3777 70 Jahre und älter

Familienstand
924 16277 verheiratet
960 446 verheiratet, aber getrennt lebend
993 7044 ledig
999 2567 geschieden
1482 2662 verwitwet
993 107 eingetragene Lebenspartnerschaft
1508 37 KA

Zusammenleben mit Partner
926 16422 TNZ
974 3001 ja
1133 9686 nein
1084 31 KA

Haben Sie Kinder?
1005 21441 ja
985 7667 nein
1243 32 KA

Anzahl Kinder unter 13
986 7700 TNZ
910 5970 ja
1042 15460 nein
960 10 KA

Schulabschluss
1670 7475 Hauptschulabschluss
872 10959 Mittlere Reife, Realschulabschluss
642 10207 Abitur, Hochschulreife, Fachhochschulreife
1684 142 haben Sie keinen Schulabschluss
718 271 sind Sie noch in der Schule
1312 86 KA

Abgeschl. Berufsausbildung
718 271 TNZ
1024 22087 ja
931 6756 nein
1496 26 KA

Berufstätigkeit
718 271 TNZ
870 12482 voll beschäftigt
872 3433 Teilzeit beschäftigt
927 77 in Kurzarbeit
993 442 Elternzeit, Mutterschutz
1036 204 Arbeitslos, mit Umschulung
1048 1439 Arbeitslos, ohne Umschulung
1277 8093 Rente, Pension
887 1425 in Ausbildung
761 44 Wehr-, Zivildienst
993 1170 nicht berufstätig
1039 60 KA

Berufsgruppe
912 2913 TNZ
1342 2494 ungelernt oder angelernt,Landarbeiter
1236 3341 Facharbeiter
1124 752 Meister
1107 4708 einfache Tätigkeit
873 5951 gehobene Tätigkeit
843 3533 leitende Tätigkeit
1224 61 Beamte, einfacher Dienst
878 583 mittlerer Dienst
661 793 gehobener Dienst
579 484 höherer Dienst
602 7 Richter
1014 50 Soldat
848 2884 Selbständig
1412 195 Landwirt/in selbständig
1890 201 Hausfrau/Hausmann
1223 181 noch kein Beruf
1143 9 KA

Anzahl Personen im HH
1245 6653 1 Person
998 10789 2 Personen
907 5232 3 Personen
837 4569 4 Personen
801 1897 5 und mehr

HH:Personen ab 18 Jahre
1217 7577 1 Person
955 16491 2 Personen
849 3445 3 Personen
786 1260 4 Personen
675 367 5 und mehr

Haushaltsvorstand
1216 7522 TNZ
885 8924 ja
932 3643 verdienen beide gleich
959 8900 nein
1137 151 KA

HH:Gewerkschaftsmitglied
980 3260 ja, selbst
937 1849 ja, nur andere
918 892 ja, selbst und andere
1010 22918 nein
1105 221 KA

Konfession
1014 7266 katholisch
1054 9635 protestantisch
1051 235 muslimisch
820 16 jüdisch
1003 356 anderer
942 11472 keiner
1189 160 KA

Kirchgang-Häufigkeit
949 12239 TNZ
1108 1260 jede Woche
1027 1376 fast jede Woche
1013 6739 ab und zu
958 2347 einmal im Jahr
1033 2858 seltener
1163 2257 nie
1015 64 KA

Sonntag:Wahlbeteiligung
967 23159 ja
1126 4713 nein
1129 1245 weiß nicht
962 23 KA

Sonntag:Parteienwahl
1125 4736 TNZ
984 7799 die CDU,CSU
1013 5988 die SPD
871 1479 die FDP
928 2259 die Linkspartei.PDS
747 2027 die Grünen
1130 146 die NPD
1104 72 die Republikaner
1025 30 die DVU
979 467 eine andere Partei?
1074 4137 weiß nicht, keine Angabe

Sonntag:Wahlbeteiligung / Sonntag:Parteienwahl
979 7587 ja / die CDU,CSU
1008 5796 ja / die SPD
869 1429 ja / die FDP
924 2157 ja / die Linkspartei.PDS
743 1989 ja / die Grünen
1133 141 ja / die NPD
1132 68 ja / die Republikaner
1011 29 ja / die DVU
979 433 ja / eine andere Partei?
1057 3530 ja / weiß nicht, keine Angabe
1126 4713 nein / TNZ
1133 212 weiß nicht / die CDU,CSU
1178 192 weiß nicht / die SPD
940 50 weiß nicht / die FDP
1011 102 weiß nicht / die Linkspartei.PDS
969 38 weiß nicht / die Grünen
1035 5 weiß nicht / die NPD
632 4 weiß nicht / die Republikaner
1436 1 weiß nicht / die DVU
989 34 weiß nicht / eine andere Partei?
1169 607 weiß nicht / weiß nicht, keine Angabe
962 23 KA / TNZ

Links-Rechts-Kontinuum
1026 1244 0 sehr links
901 449 1
867 1709 2
865 3251 3
868 3370 4
1050 10915 5
918 2422 6
919 1787 7
1078 1089 8
1138 115 9
1346 438 10 sehr rechts
1282 2351 KA

Parteineigung
1013 6239 SPD
988 5659 CDU
828 321 CDU CSU
999 735 CSU
889 864 FDP
739 1556 Bündnis 90 Grüne
901 1590 Linkspartei PDS
1150 155 NPD DVU Republikaner
923 64 andere
1048 11029 nein
1233 216 weiß nicht
1147 712 KA

Stärke der Parteineigung
1057 11957 TNZ
1053 1812 sehr stark
914 6283 ziemlich stark
969 8446 mäßig
956 385 ziemlich schwach
1015 171 sehr schwach
1429 86 KA
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Dezember 2009 - 23:49 Uhr:   

Interessante Tabelle. Ich hoffe, Du hast sie nicht nur für uns angefertigt und kannst sie auch anderweitig noch verwenden, bei der Arbeit ....

Natürlich ergeben sich originelle, gut nachvollziehbare, aber auch rätselhafte Gewichte.

Richter, jüdische Mitbürger und Hessen sind offenbar häuslich, gut zu erreichen und haben daher ein niedriges Gewicht.

Arbeitslose, Rentner, Hausfrauen und Ostberliner sind dagegen dauernd aushäusig und schlecht zu erreichen.

Verwundert hatte mich zunächst das sehr hohe Gewicht der über 70jährigen. Vermutlich liegt das an dem relativ hohen Anteil von Personen dieser Altersgruppe, die zwar wahlberechtigt sind, aber in Seniorenheimen leben und daher bei solchen Umfragen generell nicht erreichbar sind.
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Dezember 2009 - 01:01 Uhr:   

Die Tabelle hab ich in erster Linie für mich selber gemacht.

Die Erreichbarkeit ist nur ein Faktor. Manche sind erreichbar, antworten aber nicht (Zahlen in dieser Hinsicht wären auch interessant). Bei den Älteren könnte das eine große Rolle spielen, insbesondere seit Betrügereien über das Telefon immer häufiger werden. Meine Oma hat z.B. bei derartigen Anrufen in ihren letzten Jahren immer gleich aufgelegt, und das war zuletzt auch besser so.

Ob Leute in Seniorenheimen (ohne eigene Haushaltsführung) überhaupt in der Grundgesamtheit enthalten sind, ist fraglich. Selbstständige alte Menschen sind ziemlich sicher nicht repräsentativ für Gleichaltrige in Pflegeheimen.

Es kann auch noch methodische Gründe für unterschiedliche Gewichte geben. Einer ist sicher die Zahl der verfügbaren Festnetzrufnummern. Möglich wären z.B. auch regionale Unterschiede bei der Verteilung der Rufnummern. So macht es einen Unterschied, ob 10er-ISDN-Blöcke verstreut zwischen Einzelrufnummern vergeben werden oder eher in gemeinsamen Blöcken (Letzteres relativiert den Vorteil mehrerer Nummern).

Bei Richtern und Juden ist eine Aussage völlig sinnlos, weil die Fallzahlen viel zu klein sind. Bei Hausfrauen ist die Frage, wer das als Beruf ausweist, anstatt zuvor "nicht berufstätig" anzugeben (was deutlich mehr tun, die dann ungefähr durchschnittliches Gewicht haben). Aber jedenfalls ist das die auffälligste Kategorie, auch wenn die absoluten Zahlen eher klein sind.

Bei Ostberlinern streuen die Werte zwischen den einzelnen Umfragen stark (bei Westberlinern auch), obwohl die Fallzahlen recht hoch sind. Hessen haben dagegen bis auf eine Ausnahme immer unterdurchschnittliches Gewicht. Hier gibt es eine ausführlichere Tabelle, wo auch die Werte für die einzelnen Umfragen aufgeführt sind.
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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Dezember 2009 - 03:20 Uhr:   

Tolle Tabelle.

Sollte mal Forsa bei mir anrufen, weiß ich jetzt ja, wie ich meiner Umfrage maximales Gewicht verleihen kann.
Ich muss mich einfach als 71-jährige, alleinstehende und verwitwete Hausfrau ohne Schulabschluss und regelmäßigem Kirchgang ausgeben.
Und wenn ich dann noch eine stramme NPD-Mitgliedschaft offenbare, dann kann ich die NPD wahrscheinlich schon allein mit meiner Stimme über die 5%-Hürde heben ...

(Ich verstehe doch richtig, dass die einzelnen Gewichtungsfaktoren multipliziert werden? Meine Muster-Nationalistin bekommt dann insgesamt einen Gewichtungsfaktor von etwa 30. Bei sagen wir mal 1000 Befragten kann sie also rund 3% beeinflussen.
Erscheint mir doch irgendwie krass.
Zumal ich gerade ältere alleinstehende Damen eigentlich als besonders auskunftsfreudig und gut telefonisch erreichbar eingestuft hätte).
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Dezember 2009 - 05:30 Uhr:   

Die Gewichte werden nicht unbedingt multipliziert. Was ich angegeben hab, sind einfach die durchschnittlichen Resultate der Gewichtungen bei den jeweiligen Gruppen. Man könnte natürlich noch engere Schnittmengen untersuchen, solang die Fallzahlen nicht zu klein werden, aber Witwen sind meistens sowieso auch alt, weiblich, alleinstehend, ohne hohen Schulabschluss und eher kirchenaffin.

Was die wirkliche Ursache der Gewichtungen ist, ist nur aufgrund der vorhandenen Daten Spekulation. Ich hab noch ein bisschen im Web gesucht, und danach hat die FGW vor 15 Jahren außer nach West/Ost und Haushaltsgröße nur nach Alter und Geschlecht gewichtet (und das nicht recht stark; Ältere waren trotz höherer Gewichtung immer noch deutlich unterrepräsentiert). Obige Ergebnisse lassen sich allerdings ohne eine ausbildungs- oder berufsbezogene Gewichtung kaum erklären.

Der Mindeststandard der FGW bei der Ausschöpfungsquote (Anteil der erfolgreich Befragten an den Kontaktversuchen) war vor 15 Jahren übrigens bei 50%. Die FGW hat damals relativ wenig Probleme mit der Erreichbarkeit gehabt, weil sie bei den Kontaktversuchen einen hohen Aufwand betrieben hat; die Mehrheit der Ausfälle war durch Antwortverweigerer verursacht. Zwischenzeitlich waren gute Ausschöpfungsquoten bei Telefoninterviews wohl bis oberhalb von 70%, aber in jüngerer Zeit sollen sie allgemein wieder gesunken sein.

Das Problem bei älteren Leuten ist offenbar das Telefon. Bei persönlichen Interviews sind sie tatsächlich relativ auskunftsfreudig, am Telefon dagegen gegenüber Fremden eher nicht.
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Saarländer
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 03. Dezember 2009 - 00:19 Uhr:   

Mal eine vielleicht dumme praktische Frage: Werden da nur Festnetznutzer angewählt? Wenn ich mir mal überlege, wie viele Leute in meinem Bekanntenkreis überhaupt kein Festnetz mehr haben, würden die quasi als potentielle Kandidaten von vornherein ausscheiden. Wie ich gehört habe, ist das in den USA mittlerweile bei manchen Forschungsinstituten ein größeres Problem bei Wahlumfragen, dass man nicht mehr an die jungen Leute rankäme, weil die eh keinen Festnetzanschluss mehr haben.
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 03. Dezember 2009 - 02:05 Uhr:   

Die Institute experimentieren mit Mobilfunkbefragungen, aber in den normalen Umfragen werden sie meines Wissens bisher noch nicht verwendet.

Repräsentative Umfragen über Mobilfunk sind nicht trivial, u.a. weil die Nummern nicht vernünftig zufällig generiert werden können (im Telefonbuch stehen zu wenige, komplette Zufallsnummern existieren zu oft nicht, nähere Informationen über vergebene Rufnummern sind u.a. aus Datenschutzgründen oft schwer zu bekommen, regionale Zuordnung ist nicht möglich). Außerdem sind sie teurer (nicht nur wegen den Telefonkosten, sondern auch weil z.B. geschäftliche Anschlüsse nicht von vornherein aussortiert werden können).

Aufs Festnetz kann man bis jetzt auch noch nicht verzichten, so dass man beide Typen kombinieren muss und dafür gesicherte Informationen über die Telefonanschlüsse der Befragten braucht, damit man korrekt gewichten kann (die großteils doppelte Abdeckung macht die Umfragen auch ineffizienter). Außerdem müssen erst die spezifischen Verhaltensweisen der mobil Befragten erforscht werden, damit man sich nicht neue systematische Fehler einhandelt.

Aber das Problem wird allmählich akut. Insbesondere junge männliche alleinstehende Geringverdiener im städtischen Osten sind über das Festnetz kaum noch zu erreichen.
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 07. Dezember 2009 - 17:47 Uhr:   

Der Ratinger Linke schreibt viele interessante und richtige Sachen. Kann und will er vielleicht noch auf die Problematik eingehen, dass realisierte Telefonstichproben nur bedingt repräsentativ sind, da der Anteil der Höhergebildeten systematisch überschätzt wird?
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 07. Dezember 2009 - 19:54 Uhr:   

Weil die Befragten ihren formalen Bildungsstand falsch (zu hoch) angeben?

Wenn nach Bildung gewichtet wird (was obige Zahlen nahelegen), wird das ja prinzipiell korrigiert. Die wirklich höher Gebildeten wären dann unterrepräsentiert, weil sie sich ihr Gewicht mit den fälschlicherweise in diese Kategorie Eingeordneten teilen müssten.

Im Rahmen der Projektion könnte man das (teilweise) korrigieren, wenn man Erkenntnisse darüber hat, was die Betreffenden tatsächlich tendenziell wählen.
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 08. Dezember 2009 - 16:18 Uhr:   

Nein, das meine ich nicht. In Telefon-Umfragen wird häufig der Eindruck vermittelt, mehr als die Hälfte der Bundesbürger habe Abitur. Dies entspricht aber keineswegs der Realität. Ergo wird der Anteil der Bevölkerung mit einfachen Schulabschlüssen deutlich unterschätzt, der mit höheren Schulabschlüssen hingegen überschätzt. Haben wir es hier noch mit repräsentativen Meinungsbildern zu tun?
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 08. Dezember 2009 - 17:09 Uhr:   

Beim Politbarometer haben 2007 im Schnitt 24,8 % im Westen und 20,9 % im Osten Fachhochschulreife aufwärts gehabt. Das dürfte vom Schnitt der über-18-jährigen Bevölkerung nicht so weit weg sein. Ungewichtet waren es 37,1 % bzw. 32,3 %, was insbesondere mit der durchschnittlich kleineren Haushaltsgröße zusammenhängen dürfte.
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 14. Dezember 2009 - 18:04 Uhr:   

Im aktuellen Deutschland-Trend von Infratest dimap verfügen aber 402 von 1.000 Befragten über (Fach)Abitur, mithin über 40 Prozent. Einen Hauptschulabschluss haben dem Institut zufolge jedoch nur 227 Befragte, also knapp 23 Prozent.

Dem Mikrozensus 2006 zufolge sollten aber ungefähr 43 Prozent der Bundesbürger einen Hauptschulabschluss besitzen, jedoch nur 19 Prozent Fachabitur oder Abitur.

Offensichtlich ist die Diskrepanz bei Telefonumfragen recht groß. Die Frage ist, wie stark sich diese Abweichung auf die Repräsentativität auswirkt. Ganz offensichtlich werden ja - zumindest bei Infratest - Hauptschüler eindeutig "unterschäzt", Höhergebildete hingegen "überschätzt".
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 15. Dezember 2009 - 15:05 Uhr:   

@Hausgast:

Oben in ihrem Beitrag vom 1. Dezember 2009, 20.11 Uhr, hat Ratinger Linke schon dargestellt, dass die Umfrageinstitute das ganz genau so sehen wie Du und deshalb Stimmen von befragten Personen mit Hauptschulaschluss mit dem Faktor 1,670 multiplizieren und die Stimmen von befragten Abiturienten mit 0,642 heruntergewichten. Das ist schon ein sehr heftiger relativer Faktor von mehr als zweieinhalb und gleicht die von Dir angegebene Diskrepanz größenordnungsmäßig etwa aus, die Über- oder Unterschätzung ist also im Endergebnis nicht mehr enthalten, sondern schon ausgeglichen.

Das verbleibende Problem ist wohl doch eher das von Ratinger Linke erwähnte, dass nämlich die Befragten ihren formalen Bildungsstand falsch (zu hoch) angeben.

Befragte, die den Interwiewer anschwindeln, gibt es aber sicher noch weit mehr. Manche, um sich selbst noch mehr zu anonymisieren, andere wegen der Gaudi, wieder andere in Unkenntnis (Gilt das Abitur aus Kasachstan? Bin ich als 64jähriger Vorruheständler Pensionär oder arbeitslos? Ist eine StudentenWG ein Haushalt?).
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 15. Dezember 2009 - 21:47 Uhr:   

Das bezweifle ich allerdings, dass die Befragten ausgerechnet beim Bildungsabschluss so großartig schwindeln sollten.

Nein, dass hat schon eher etwas mit der Teilnahmebereitschaft (oder eben Nicht-Teilnahme) von bestimmten Bevölkerungsschichten zu tun und da sind eben bei Telefonstichproben Höhergebildete zu stark vertreten - im Gegensatz zu persönlich-mündlichen Befragungen, da stimmts ziemlich genau mit der "Sollstruktur" überein.

Bei Infratest werden die Daten übrigens nicht nachträglich "bildungsgewichtet", zumindest wird darüber im Methodenteil des Deutschland-Trends nichts berichtet. Wäre ja auch mehr als dämlich: Systematische Verzerrungen bzw. Fehler der Stichprobe würden ja dadurch gerade verstärkt, was dem repräsentativen Charakter noch mehr Schaden zufügen würde.
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 15. Dezember 2009 - 22:19 Uhr:   

Die Gewichtung dient gerade dazu, die Repräsentativität herzustellen. Wobei man natürlich annehmen muss, dass die, die in der Stichprobe enthalten sind, nicht systematisch anders denken als Antwortverweigerer und schwer Erreichbare, was man im Allgemeinen nicht so leicht verifizieren kann (bei Wahlen kann man allerdings zumindest bei Geschlecht und Alter mit der repräsentativen Wahlstatistik abgleichen).

Ein anderes Problem ist allerdings noch, dass höher Gebildete dazu neigen, bei einzelnen Fragen die Antwort zu verweigern. Den Effekt kriegt man mit einer globalen Gewichtung nicht raus.
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 10:19 Uhr:   

Aber kommt die Bildungsgewichtung denn bei den Instituten tatsächlich zum Einsatz? Soweit ich weiß, wird standardmäßig doch "nur" nach Bundesländern, Geschlecht, Alter und Haushaltsgröße gewichtet. Zusätzlich kommt bei disproportionalen Stichproben in Ost und West für das Gesamtergebnis ein Proportionalisierungsfaktor zum Einsatz. Eine zusätzliche Bildungsgewichtung wäre mir neu.
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 17:36 Uhr:   

Wenn ich mir die drei Umfragen von heute Anschaue... irgendwie hat Forsa schon wieder andere Zahlen. Aber die FDP scheint nicht mehr Manfred Güllners Darling zu sein.
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Hausgast
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 18:07 Uhr:   

Keine Ahnung, was Güllner da für ein Süppchen kocht, aber der nächste Wahltermin ist weit genug weg, da kann jeder veröffentlichen und behaupten was er will, es gibt ja auf absehbare Zeit keine Überprüfungsmöglichkeit (=Bundestagswahl) und die Medien nehmen solche "Sensationsmeldungen" wie "SPD erneut auf historischem Tiefstand" nun wirklich gerne auf. Passt doch für alle gut, für den Stern, für RTL und für alle anderen Medien, die wöchentlich diese unglaubwürdigen Wasserstandsmeldungen weiterverbreiten...
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UlrichNRW
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 21:44 Uhr:   

Ja, das ist schon erstaunlich: Mittlerweile vermelden alle fünf übrigen Institute (selbst das als CDU-nah geltende Allensbach) 23 bis 25 Prozent sowie einen leichten Aufwärtstrend für die SPD -- und nur bei Forsa fährt die SPD Verluste und mal wieder die schlagzeilenträchtigen 19 % ein. Und dann muss man sich als "Verschwörungstheoretiker" titulieren lassen, nur weil einem solche Auffälligkeiten aufstoßen. Zum Kopfschütteln...}
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. Dezember 2009 - 22:11 Uhr:   

@Hausgast:

Obige Zahlen der FGW lassen sich eigentlich gar nicht anders erklären, als dass nach Bildungsstand gewichtet wird. Selbst wenn alle höher Gebildeten männliche 45- bis 49-jährige Hessen wären (was zahlenmäßig nicht möglich ist) und die entsprechenden Gewichte multiplizierbar (tatsächlich beruht aber z.B. das höhere Gewicht von Frauen sicher teilweise auf deren anderer Altersstruktur), könnte man ihr tatsächliches Gewicht nur knapp erklären.

Nachdem die Optimierung einer Gewichtung nach einer Vielzahl von Kriterien (bei der die einzelnen Kombinationen typischerweise nicht mehr real in der Stichprobe vertreten sind), sehr rechenaufwändig (und auch methodisch anspruchsvoll) ist, ist es naheliegend, dass das erst in jüngerer Zeit so praktiziert wird.

Tatsächlich zeigt sich auch, dass die Bildungsgewichtung offenbar erst im Februar 2007 eingeführt worden ist. Bei den ausführlicheren Zahlen auf http://deponie.bplaced.net/misc/fgw-2007-gewichte sieht man, dass die Gewichte im Januar (Spalte ganz links) noch ganz anders waren. Offenbar schlägt das auch auf die Sonntagsfrage deutlich durch. Insbesondere den Grünen scheint das an die 2 Prozentpunkte bei der "politischen Stimmung" gekostet zu haben (für genauere Aussagen müsste man sich die Daten von 2006 genauer anschauen).

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