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Archiv bis 18. August 2008

Wahlrecht.de Forum » Sonstiges (FAQs, Wahltipps, usw. ...) » Monarchie in Deutschland » Archiv bis 18. August 2008 « Zurück Weiter »

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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 22. Juli 2008 - 20:25 Uhr:   

Ich finde es ernsthaft erschreckend, wie viele Leute in diesem Forum sich von einem "starken Mann" an der Spitze erhoffen, dass dieser die Probleme anpackt, zu deren Lösung die Politiker zu dumm oder zu wenig am Gemeinwohl orientiert seien.

In unserem Land gibt es so viele Probleme die mit einer zusammenarbeitenden Regierung behoben werden könnten. Ein "Kaiser" mit bestimmten "Befugnissen" also "Rechten" könnte die Regierung "zwingen" die Themen anzugehen sonst

Es kommt mir da echt das kalte Grauen.
(Und nicht nur, weil dieser unvollendete Satz mit dem "sonst" so drohend wirkt).

Lieber Yondaine:
Es wird Dich enttäuschen, aber die Welt ist leider komplizierter als Du zu glauben scheinst.
Die Politiker sind durchaus willens "die Probleme" zu lösen.
Allerdings hat halt jede Partei eine andere Vorstellung davon, wie die Lösung aussehen könnte (und auch schon eine andere Vorstellung davon, was überhaupt die Probleme sind).

Da gibt es halt keine objektiv richtige Antwort. Sondern verschiedene Ansichten und Präferenzen in der Bevölkerung - die dann von den unterschiedlichen Parteien aufgegriffen werden.

Wenn nun ein starker Monarch die Regierung "zwingt" eine bestimmte Lösung zu wählen, dann ist das eben nicht DIE richtige Lösung. Und es wird immer etliche Bürger geben, denen diese Lösung nicht gefallen wird.

In der Demokratie ist wenigstens gewährleistet, dass (meistens) eine Lösung gewählt wird, die der Mehrheit der Wähler gefällt.
In der Monarchie gibt es solche Rücksichtnahmen erst mal nicht mehr.

Also bitte, bitte:
Werd erwachsen. Den guten Herrscher, der alles weise richtet gibt es nicht. Und es ist schlicht kindlich-unreif, sich einen solchen Übervater zu wünschen.
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Dithmarscher
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 22. Juli 2008 - 20:36 Uhr:   

"Lieber einen Kaiser der die Pflicht hat bestimmte dinge in der Politik umzusetzen als viele Gewählte Vertreter die alles Versprechen und doch wieder nix halten..."

Das Problem dabei ist, daß Du einen pflichtbewußten Kaiser und trotzdem Politiker haben kannst, die nur mit dem Mund groß sind... ;-)

"Ich hoffe mal nicht, dass die große Zahl der Pro-Monarchie-Schreiber in letzter Zeit in diesem Forum mit einem Ansehensverlust der Demokratie in Deutschland zu tun hat ..."

In meinem Fall nicht, da ich die Monarchie nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zur Demokratie sehe.
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WalterK
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 23. Juli 2008 - 15:50 Uhr:   

wie kann ein kaiser, der eine repräsentative Macht vererbt bekommt einen zumindest pseudodemokratisch legitimierten präsidenten gegenüber im vorteil sein?
ersterer kann auch ein labiler trottel sein. weil er die krone aber vererbt bekommen hat, repräsentiert er solange wie er repräsentieren will. wenn sich dagegen ein gewählter präsident einmal blöd anstellt wird er einfach nicht mehr wiedergewählt.
wir sollten uns hier schon einig sein, dass demokratie die beste gesellschaftspolitische form darstellt. wenn es auch durchaus berechtigte kritik an unsrer derzeitigen form der demokratie geben mag, stellt man sie doch nicht gleich in frage. diskussionen über vordemokratische strukturen, auch wenn sie nur repräsentativer art sind, bedeutet da ein vollkommen falsches zeichen. menschen wachsen in der diskussion. je mehr sie aber irgendwelchen denkmälern hinterherlaufen, werden sie kleiner, bis sie wieder irgendwelchen figuren hinterherlaufen.
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 23. Juli 2008 - 20:29 Uhr:   

Da unser momentaner Bundespräsident ja seine Sache gemäß allgemeinem überwiegenden Konsens ganz gut macht, ernennen wir Horst Köhler nunmehr zum Monarchen (Kaiser Horst I oder so).

Macht er seine Sache weiterhin gut, ist das ja prima. Allerdings entsteht dadurch keine Veränderung, also auch keine Verbesserung gegenüber "Bundespräsident Köhler". Da hätte man die Ernennung zum Monarchen also auch lassen können.

Dann wünschen wir Horst I natürlich ein langes Leben bei guter Gesundheit etwa wie bei Queen Mom. Warum er 2038 dann mit 95 Jahren allerdings wirklich für das deutsche Volk mehr bewirken können soll als ein dann deutlich jüngerer Bundespräsidentennnachnachfolger erschließt sich mir nicht.

Seine Nachfolger(in) als Monarch(in) wäre dann in einer Erbmonarchie Ulrike I, seine Tochter. Sie ist erblindet, was für ihre Eignung für diese Tätigkeit aber keine Rolle spielen sollte. Sie würde vielleicht für eine bessere Akzeptanz und Integrierung behinderter Menschen in unserer Gesellschaft stehen können. Warum sie dafür und für die anderen Aufgaben einer Monarchin eigentlich besser geeignet sein soll als beispielsweise eine andere behinderte Bewerberin für die Position der Bundespräsidentin etwa im Jahre 2039 erschließt sich mir allerdings nicht.
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 08:57 Uhr:   

Ich denke, die Attraktivität der Monarchie liegt auch in ihrer Symbolik. Eine richtige Krönungszeremonie macht halt mehr her als der Eid des neugewählten Präsidenten. Jedes Jahr der Geburtstag mit prachtvollen Soldaten, die nur schneidige Aufführungen bieten, aber nicht wirklich schießen! Wunderbare Kutschen, herrliche Pferde, der Hofstaat in eleganter Kleidung! Und erst die Hochzeiten! Das ist schon toll, was Briten, Niederländer, Schweden und co. da bieten.

IMHO ist dies allerdings kein Ersatz für die die anregenden Diskussionen über die aktuelle Projektion der Zusammensetzung der Bundesversammlung ;-)
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Dithmarscher
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 10:50 Uhr:   

"IMHO ist dies allerdings kein Ersatz für die die anregenden Diskussionen über die aktuelle Projektion der Zusammensetzung der Bundesversammlung"

Ach - findet die außerhalb dieses Forums sonst irgendwo statt?

"Und erst die Hochzeiten! Das ist schon toll, was Briten, Niederländer, Schweden und co. da bieten."

Nein, das ist mir völlig egal. Wenn bei uns keine Königssöhne heiraten - Prinzen schon, aber das ist dann allgemein nicht ganz so interessant - bedienen sich unsere Regenbogenblätter eben bei den Ballacks und Schuhmachers.

"wie kann ein kaiser, der eine repräsentative Macht vererbt bekommt einen zumindest pseudodemokratisch legitimierten präsidenten gegenüber im vorteil sein?"

Ein Vorteil ist in meinen Augen, daß er eben nicht auf die Legitimation durch Wahlen und Abstimmungen schielen muß. Er muß dem Volk nicht nach dem Mund reden und auch nicht darauf achten, daß er bei Frau Merkel oder wer sonst gerade Chef der zufälligen Bundesversammlungs-Mehrheit ist, nicht zu schlecht angesehen ist.

"ersterer kann auch ein labiler trottel sein"

Zähl mir doch mal die labilen Trottel auf den europäischen Thronen auf. Meinetwegen alle aus dem letzten halben Jahrhundert. Ich glaub nicht, daß Du eine Hand voll bekommst.

"wenn sich dagegen ein gewählter präsident einmal blöd anstellt wird er einfach nicht mehr wiedergewählt"

Du siehst, unser hochgelobter Bundesköhler hat sich nach weitgehender Auffassung nicht blöd angestellt und trotzdem ist seine Wiederwahl keineswegs sicher. Es geht doch bei diesem Posten überhaupt nicht um Qualitäten oder bei Amtsinhabern um ihre Amtszeit, zumindest nicht im stärkeren Maße als um Parteien- und Geschlechterproporz.

"diskussionen über vordemokratische strukturen, auch wenn sie nur repräsentativer art sind"

... das ist ein Widerspruch in sich...

"menschen wachsen in der diskussion. je mehr sie aber irgendwelchen denkmälern hinterherlaufen, werden sie kleiner, bis sie wieder irgendwelchen figuren hinterherlaufen."

Erzähl den Dänen und Niederländern, daß sie endlich die Republik einführen sollen, um es endlich auf unsere Größe zu schaffen. Viel Spaß... :-)
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 12:27 Uhr:   

("IMHO ist dies allerdings kein Ersatz für die die anregenden Diskussionen über die aktuelle Projektion der Zusammensetzung der Bundesversammlung ;-)"

In die Bundesversammlung kommen dann die Bundesfürsten und die vor zweihundert Jahren mediatisierten Herrschaften hinein, dann wird Fürstin Gloria für die Kontinuität von der Republik zur Monarchie stehen!
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 13:37 Uhr:   

Einige nette Möglichkeiten des Einbaus wahlmonarchischer Verfahren in die Bundesrepublik Deutschland hatten wir mal hier diskutiert:

http://www.wahlrecht.de/forum/messages/172/968.html
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Philipp Waelchli
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 14:33 Uhr:   

Naja, also in Sachen Aufpeppen und Zeremoniell können alle heutigen Monarchien ja wohl kaum der römischen Republik Paroli bieten.
Schauen wir uns doch bloss mal an, wie z. B. ein Konsul ins Amt kam:
Einberufung der Comitia centuriata über ein Trinundium hinweg, öffentliche Ausrufer, die durch alle Strassen gehen. Dann der grosse Tag der Wahlkomitien: Feierliche Eröffnung mit einem religiösen Akt, dann Einholung der Auspizien. Contio vor dem Volk mit Präsentation der Bewerber. Anschliessend Auseinandertreten zur Bildung der Wahlkörper, die feierlich einer nach dem andern aufgerufen werden, was Stunden dauern kann. Nach jedem Durchlauf Zählung des Stimmenstandes - spannender als jeder Fussbalcup! Wenn am Ende ein Bewerber gewählt wurde, was auch schon mal nicht der Fall sein konnte, so dass dann weitere Komitien einberufen werden mussten ("best of unendlich"), erfolgt dessen feierliche Renuntiation in der Form eines Gebets, anschliessend Zug des Volkes zu dessen Haus.
Rechtzeitig vor Amtsantritt muss der Gewählte aber die Curienversammlung um die lex de imperio ersuchen: wieder eine feierliche Versammlung mit Einholung der Auspizien, religiösen Zeremonien usw. usf. Und immer gibt es die Möglichkeit, dass etwas schief geht und einer der Akte wiederholt werden muss.
Dann geht das Amtsjahr zu Ende, feierlicher Akt der Amtsniederlegung durch den scheidenden Konsul, öffentlicher Reinigungseid im Tempel, Riten, Zeremonien usw. Amtsübernahme durch den neuen Konsul: Amtseid, Zeremonien, Riten. Dann endlich seine erste Senatssitzung: feierliche Riten, Zeremonien usw. usf. Liktoren, die dauernd vor dem Konsul hergehen, Riten, Zeremonien, feierliche Akte über und über.
Im Vergleich dazu sind alle heutigen Monarchien Stümper.
Ja, und wenn ihr mal, liebe Leutchen, richtig schönes militärisches Exerzieren, Drillen und Paradieren sehen wollt - dann kommt doch einfach in die ur-republikanische Schweiz nach Basel ans Basel Tattoo.
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 14:53 Uhr:   

"... prachtvolle Soldaten, die nur schneidige Aufführungen bieten, aber nicht wirklich schießen! Wunderbare Kutschen, herrliche Pferde, ..."

@tg: Möglicherweise würde sich da doch eine Kombination der Bundespräsidentenwahl mit den Bad Segeberger Karl May Festspielen anbieten. Eine Aufführung von "Der Schatz im Silbersee" würde auch unseren Bundesfinanzminister als Ehrengast ganz neu inspirieren können ...

"Zähl mir doch mal die labilen Trottel auf den europäischen Thronen auf. "

@Dithmarscher: Bei unserem Glück mit Führerpersönlichkeiten können wir im Zweifelsfall eben die ersten sein, die einen labilen Trottel (oder Schlimmeres) aus der Verlosung ziehen.

Es ist sicher zutreffend und nachvollziehbar, dass die europäischen Königshäuser einiges an Mühe und Kosten investieren, um jeweils gut ausgebildete, diplomatische, auslandserfahrene, tüchtige und für ihr jeweiliges Volk und die Nachbarvölker möglichst sympathisch 'rüberkommende zukünftige Monarchen heranzuziehen. Das ist ihr (ziemlich hoch dotierter) Job, den sie seit dem 20. Jahrhundert auch begriffen haben und imho ganz ordentlich ausführen. Dies hat die Zahl der labilen Trottel und anderer Fehlbesetzungen in der Monarchenposition sicher erfolgreich und drastisch reduziert, verglichen mit früheren Jahrhunderten.

Die Frage ist doch aber nicht, ob die Monarchen ihre Aufgabe halbwegs ordentlich machen, sondern ob es nicht die gleiche oder eine äquivalente Leistung für weniger Aufwand gibt. Es mag sein, dass bei einer schon bestehenden Monarchie wie etwa in Norwegen oder Belgien die Kosten kalkulierbarer und im Rahmen sind; jede Neuorganisation ist erstmal sehr teuer. Aus dem gleichen Grund wäre eine Neueinführung einer Monarchie bei unserer vorhandenen andersartigen Infrastruktur aber wirtschaftlich unsinnig.
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WalterK
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 15:44 Uhr:   

@Dithmarscher: "Zähl mir doch mal die labilen Trottel auf den europäischen Thronen auf. "

unser Kaiser Wilhelm zeigte zumindest Tendenzen. Durch eine linksseitige Lähmung sich das ganze Leben dieses Makels bewusst, versuchte er dies mit Stärke zu überspielen. Historiker spekulieren, dass seine persönliche Schwäche mit ein wichtiger Auslöser für des Ersten Weltkrieg war!
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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 17:53 Uhr:   

walterK:

Sicher war das (evtl. ein körperliches Gebrechen) kaschierende schneidige Auftreten von Wilheim II. ein Aspekt, der den 1.WK zumindest mit erklärt.

Aber da war auch die hoffnungslose Überforderung des russischen Zaren, der eine rationale Staatsführung unmöglich machte.

Und natürlich auch der eigentlich Anlass, die Ermordung des österreichischen Thronfolgers. Wäre stattdessen ein ziviler Politiker ermordet worden, hätte das wohl kaum eine solche Gefühlsaufwallung verursacht.

Und ein sehr interessanter (und meist übersehener) Aspekt:
die deutsche Kriegspolitik wurde erheblich verkompliziert, weil man die monarchischen Gliedstaaten des Reichs immer mit berücksichtigen musste.
(d.h. welches Fürstenhaus durch einen Friedensvertrag welche Flächenverluste oder Flächengewinne bekommen hätte. Da gab es ziemliche Eifersüchteleien, die in der Summe recht extreme Kriegsziele zur Folge hatten. Wäre das Deutsche Reich 1915 oder 1916 bereit gewesen, Belgien komplett zu räumen, hätte es einen Frieden mit den Westmächten wahrscheinlich haben können - aber das scheiterte u.a. an Wittelsbacher Ansprüchen).
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 18:08 Uhr:   

Apropos Wittelsbacher: Nach der Ausrufung des deutschen Kaiserreichs dauerte es noch bis 1913, bis ein zweifelsfrei geistig gesunder Wittelsbacher den bayerischen Thron bestieg.
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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 24. Juli 2008 - 18:56 Uhr:   

mma: richtig - aber etwas verkürzt.

Der (zweifelsfrei debile) bayrische König Otto lebte noch bis 1916.
Der bis dahin als Prinzregent regierende Ludwig III. ließ sich aber tatsächlich schon 1913 zum König ausrufen.
Otto blieb aber weiterhin König.

Wie es staatsrechtlich möglich ist, gleichzeitig 2 Könige zu haben habe ich zwar nicht ganz verstanden.
Aber auf jeden Fall war das Manöver von Ludwig III. ein halber Staatsstreich (den dieser auch nur widerwillig vollzog).

Dass Bayern während des ganzen zweiten Kaiserreichs für gerade einmal 1 Jahr in Friedenszeiten einen passablen König hatte, war also nur durch halblegale Trichs möglich.
Ohne solche Tricks hätte es in Friedenszeiten nur geistig umnachtete Könige gehabt.

Aber natürlich hindert das die bayerischen Monarchisten nicht daran, ausgerechnet Ludwig II. ganz besonders zu verehren - just jener König, der Bayern an die Preußen verkaufte um Geld für seine Schlösser zu haben.
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Freitag, 25. Juli 2008 - 14:02 Uhr:   

Dithmarscher wollte allerdings labile Trottel aus dem letzten halben Jahrhundert genannt bekommen. Und da können alle deutschen Monarchen auf die Gnade der viel zu frühen Geburt verweisen und müssen sich diesem Trotteltest nicht mehr stellen. Aber wie ich schon sagte, wir Deutschen wären sicherlich prädestiniert, hier bei Wiedereinführung einer Monarchie wieder mit schlechtem Beispiel voranzugehen.
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 25. Juli 2008 - 14:37 Uhr:   

Eine Begrenzung der Amtzeit ist aber auch ohne konkretes Beispiel eines aktuell labilen Monarchen sinnvoll. Betrachten wir doch Lübke: Ein zunächst fähiger und respektierter Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland, der aber im Laufe seiner Amtszeit krankheitsbedingt auf tragische Weise zur Witzfigur wurde.

Man stelle sich doch einmal vor, so etwas passierte bei einem Monarchen mit unabsehbarer Länge der Amtszeit.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 25. Juli 2008 - 15:19 Uhr:   

Im Kaiserreich gab es von 1871 bis 1918 immerhin drei Fälle, wo die Aufgaben des Landesfürsten wegen Regierungsunfähigkeit durch einen Regenten ausgeübt wurden: In Bayern Ludwig II (der Fall ist ja hinreichend bekannt) und dessen Nachfolger Otto, dazu kam noch Heinrich XXVII. im unbedeutenden Fürstentum Reuß ältere Linie. Labil war offenbar der letzte Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, der im Februar 1918 Selbstmord beging, womit die Linie erloschen ist. Selbstmord beging bekanntlich auch der österr. Kronprinz Rudolf anno 1888.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 25. Juli 2008 - 15:45 Uhr:   

Ach ja, wenn ich schon bei Thronfolern bin: Besonders krass war ja der Fall in Nepal, wo der Thronholger mal eben seinen Vater und neuen weitere Familienangehörige erschossen hat, zumindest ist das die offizielle Version. Er selbst soll Selbtmord begangen haben, er starnb aber nicht sofort, sondern drei Tage später, in der Zeit war er technisch König. Hätte er überlebt, wäre also ein zehnfacher Mörder König gewesen (wenn die offizielle Version des Tathergangs stimmt).

Es gab Gerüchte, der neue König Gyanendra habe dahinter gesteckt, der war zur Tatzeit abwesend. Dessen Sohn und neuer Thronfolger wiederum hat drei Menschen auf dem Gewissen. Ein bekannter Musiker starb bei einem Zusammenprall seines Motorrads mit dem Auto des Prinzen, man vermutete Vorsatz. Dann hat er noch zwei weitere Menschen alkoholisiert totgefahren.

Das alles hat zur Abschaffung der Monarchie natürlich beigetragen.
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IchWillEinenKaiser
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 18. August 2008 - 19:03 Uhr:   

Weil hier ein paar Beiträge vorher Wilhelm II in die Ecke eines debilen Kriegstreibers gestellt wurde:

OK, Wilhelm II war sicherlich nicht der stärkste Hohenzoller auf dem preußischen oder deutschen Tron. Aber er war ganz bestimmt kein Kriegstreiber. Einfach mal mit den Fakten beschäftigen.

Wilhelm II hat weder den Krieg verursacht noch konnte er Einfluss auf die Kriegsführung nehmen. Nach dem Attentat von Sarajevo schickt ihn der Reichskanzler auf eine Seereise (Nordlandfahrt) um nicht auf die Kriegsvorbehalte des Kaisers im Weiteren Rücksicht nehmen zu müssen. Wilhelm II erfährt aus der skandinavischen Presse, dass der Krieg unmittelbar droht. Bei seiner Rückkehr wird er über die Reaktion der Serben auf das Ultimatum getäuscht. Nun will er wenigstens noch verhindern, dass der Krieg gegen Frankreich eröffnet wird; Läßt sich aber mit dummen Argumenten "seiner" Generäle ("Die Truppen sind aufmarschiert. Da kann man jetzt nichts mehr machen") wegschicken.
Während des Krieges war er wie von Beginn an vom Militär komplett ausgeschaltet worden.

Ja, er war ein Freund "markiger Worte" aber er war immer auch ein ein Zauderer, wenn andere in Deutschland (und anderswo) nach Krieg riefen. Sein Zaudern und seine Skrupel (da waren eherne Grundsätze und auch die Angst das Erreichte aufs Speil zu setzen) haben mehrfach den Ausbruch eines Krieges verhindert (-> Marokkokrise; -> Kosovokrise).

Den Vorwurf, den man ihm in Hinblick auf den 1. Welkrieg machen muss ist, dass er sich - defacto längst entmachtet - gegen die Kriegstreiber in Deutschland nicht durchgestzt hat, wozu er wahrscheinlich von seiner verfassungsmäßigen Stellung noch zu in der Lage gewesen wäre.

Nicht die Stärke des Monarchen führte hier in den Krieg, sondern seine Schwäche!

Wilhelm II war von extrem nationalkonservativen Kräften schon in der Dekade vor dem Krieg in die Ecke getrieben worden.
Man hatte mit üblen Intrigen, Indiskretionen und Verleumnung das Selbstbewusstsein des Kaisers beschädigt und Angst- und Minderwertigkeitsgefühle in ihm verstärkt (-> Eulenburgaffaire).

Ich denke, die Geschichte geht mit ihrem Urteil
über unseren letzten Kaiser nicht fair um.

Es ist das Bild der Sieger und derjenigen, die innerhalb Deutschlands einen Schuldigen für die Niederlage brauchten, die unser Bild heute noch prägen.

Insofern ist unser letzter Kaiser durchaus eine tragische Figur: ein ambitionierter und inspirierter Mann, der den Herausforderungen der Zeit letztlich in seiner Persönlichkeit nicht gewachsen war und zum Schluss zum Fussabtreter anderer, nationalistisch ebenso überreizter Nationen und deutscher Bankrotteure wurde.

Nur: der Deutsche Kaiser war von seiner Stellung her der Souverain, der Inhaber der "letzten Macht" im Staate, weshalb so eine Persönlichkeitsschwäche starke Auswirkungen haben konnte.

Unsere Politiker sind aber mehrheitlich heute mindestens so überfordert wie Wilhelm II! Nur ist das eben nicht so schlimm ;-)

Ich wünsche mir eine parlamentarische Monarchie, wo der Kaiser eben kein Souverain ist - aber das Symbol der Einheit unserer Nation.

Ich meine das "Bedürfnis nach Monarchie" ist nicht rational zu erklären (insofern scheitern hier auch viele Diskussionen in diesem Threat). Es geht dabeii sicherlich auch um etwas "sakrales", "kultisches".
Aber jede Gemeinschaft braucht so etwas und wir Deutschen sollten uns das auch leisten :-))

Die Monarchie ist die erfolgreichste Staatsform in der Menschheitsgeschichte und die europäischen Monrachie in den Nachbarstaaten zeigen uns, wie sehr Monarchie und Volksfreiheit vereinbar sind und dass diese Völker an Ihrer Seele glücklicher und gesünder sind!
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Philipp Waelchli
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 18. August 2008 - 22:56 Uhr:   

Auf die "Ehrenrettung" des ollen Willi will ich nicht näher eintreten. Die geschichtlichen und verfassungsrechtlichen Fakten sprechen da für sich.

Auch die zahlreichen Sprach- und Schreibfehler will ich nicht kommentieren: diese sprechen für sich.

"Ich meine das "Bedürfnis nach Monarchie" ist nicht rational zu erklären (insofern scheitern hier auch viele Diskussionen in diesem Threat). Es geht dabeii sicherlich auch um etwas "sakrales", "kultisches".
Aber jede Gemeinschaft braucht so etwas und wir Deutschen sollten uns das auch leisten :-))"

Wenn man etwas Sakrales oder Kultisches braucht, dann ist vielleicht der Papst das Richtige oder ein Orden oder was auch immer. Die ollen Athener hatten z. B. die eleusinischen Mysterien und eine Demokratie, die Schweizer haben ihr Rütli, ihre Berge, Willhelm Tell und noch nicht einmal ein formelles Staatsoberhaupt, die US-Amerikaner haben ihre Pilgrims' fathers, Founding fathers, Alamo, Gettysburg etc. etc und eine der ältesten ununterbrochen bestehenden Republiken der Welt. Also braucht es aus diesen irrationalen, sakralen, kultischen usw. Gründen offensichtlich KEINE Monarchie.

"Die Monarchie ist die erfolgreichste Staatsform in der Menschheitsgeschichte und die europäischen Monrachie in den Nachbarstaaten zeigen uns, wie sehr Monarchie und Volksfreiheit vereinbar sind und dass diese Völker an Ihrer Seele glücklicher und gesünder sind!"
Staaten im heutigen Sinn gibt es überhaupt erst seit ca. 300 Jahren, in einigen Fällen wie Frankreich oder Spanien vielleicht etwas länger, ca. seit 1490, wobei das strittig ist. Nationalstaaten gibt es in den meisten Ländern noch sehr viel weniger lange, nämlich vielleicht seit etwa 1800, einige Länder haben es nie zum Nationalstaat geschafft.
Von diesen Staaten sind einige in der Zeit, seit es sie gibt, niemals Monarchien gewesen. Das gilt etwa für die USA oder die Schweiz. Die Niederlande, einer der älteren Nationalstaaten, hat als Republik angefangen und wurde erst durch Napoleon zur Monarchie gemacht, ist also länger Republik gewesen als Monarchie. Einige wenige Staaten haben sogar eine ungebrochene republikanische Tradition, die lange vor die Zeit zurückreicht, bevor sie eigentliche Staaten wurden, z. B. San Marino oder die Insel Man. Die Behauptung, die Monarchie sei die erfolgreichste Staatsform, ist also ziemlich vermessen.
Auch die Behauptung, dass die Menschen in Monarchien glücklicher seien, lässt sich kaum erhärten:
Frankreich, gewissermassen DIE Republik in Europa und durch die Revolution auch verfassungspolitisch höchst einflussreich geworden, hat uns das savoir vivre beschert, und wenn es ein Volk in Europa gibt, das wirklich genussvoll und glücklich zu leben versteht, dann ist es gewiss das französische und vielleicht noch das italienische - das übrigens die Monarchie per Volksabstimmung abgeschafft hat. Und warum eigentlich kommen so zahlreiche Deutsche in die Schweiz, die doch verglichen mit Deutschland so gar keine aristokratische, geschweige denn eine monarchische Tradition hat? Müssten nicht umgekehrt die Schweizer in ein Land auswandern, das eine Monarchie ist?

Dies nur mal so zum irrationalen Überschlafen.

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