Zusammensetzung der 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010
In der 14. Bundesversammlung, die am 30. Juni 2010 zur Wahl des Bundespräsidenten zusammentreten wird, ergibt sich nach den nun abgeschlossenen Wahlen in den Landtagen die folgende Sitzverteilung.

Zum Vergleich: 13. Bundesversammlung 2009 – 15. Bundesversammlung 2012
Die Zahl der Mitglieder der 14. Bundesversammlung im Bundestag und den Ländern
|
Deutsche Bevölkerung |
Wahlleute |
CDU/ CSU |
SPD |
GRÜNE |
FDP |
LINKE |
Sonstige |
Gesamt |
74.695.520 |
1.244 |
496 |
333 |
129 |
148 |
124 |
14 |
|
Bundestag |
|
622 |
239 |
146 |
68 |
93 |
76 |
0 |
Länder |
622 |
257 |
187 |
61 |
55 |
48 |
14 |
|
Berechnungsgrundlage: Bevölkerungszahlen des Statistischen Bundesamtes mit Stand vom 30. September 2009, auf deren Grundlage am 2. Juni 2010 auch die amtliche Verteilung der Sitze auf die Länder durch die Bundesregierung erfolgte.
Die rot unterlegten Zellen kennzeichnen Abweichungen von der sich aus der Stärke der einzelnen Fraktionen ergebenden Verteilung nach d’Hondt aufgrund von Zählgemeinschaften oder Besonderheiten bei der Abstimmung im Landtag (abwesende Abgeordnete, abweichendes Stimmverhalten usw.). |
Baden-Württemberg |
9.482.301 |
79 |
40 |
22 |
9 |
8 |
– |
– |
Bayern |
11.344.436 |
95 |
47 (−1) |
20 |
10 (+1) |
8 |
– |
FW: 10 |
Berlin |
2.964.555 |
25 |
6 |
9 |
4 |
2 |
4 |
FL: 0 |
Brandenburg |
2.450.101 |
20 |
4 |
8 |
1 |
1 |
6 |
FL: 0 |
Bremen |
576.507 |
5 |
1 (−1) |
2 |
1 |
1 (+1) |
0 |
FL: 0 |
Hamburg |
1.533.274 |
13 |
7 |
5 |
1 |
– |
0 |
– |
Hessen |
5.389.771 |
45 |
18 |
11 |
6 |
8 |
2 |
– |
Mecklenburg-Vorp. |
1.615.887 |
13 |
4 |
5 |
– |
1 |
2 |
NPD: 1 |
Niedersachsen |
7.406.329 |
62 |
29 |
19 |
5 |
5 |
4 |
FL: 0 |
Nordrhein-Westfalen |
16.014.095 |
133 |
50 |
49 |
17 |
9 |
8 |
– |
Rheinland-Pfalz |
3.709.058 |
31 |
12 |
16 |
– |
3 |
– |
– |
Saarland |
938.357 |
8 |
3 |
2 |
0 |
1 |
2 |
– |
Sachsen |
4.058.217 |
34 |
14 (−2) |
4 (+1) |
3 (+1) |
3 |
8 |
NPD: 2 |
Sachsen-Anhalt |
2.319.518 |
19 |
8 |
5 |
– |
1 |
5 |
FL: 0 |
Schleswig-Holstein |
2.687.247 |
22 |
8 |
6 |
3 |
3 |
1 |
SSW: 1 |
Thüringen |
2.205.867 |
18 |
6 |
4 |
1 |
1 |
6 |
– |
Wahlen in den Landesparlamenten
An dieser Stelle dokumentieren wir die Termine und Ergebnisse der Wahlen der „Länder“-Mitglieder der 14. Bundesversammlung in den einzelnen Landtagen (wie zur 12. und 13. Bundesversammlung). Die Wahl der am 2. Juni 2010 von der Bundesregierung festsetzten Zahl der jeweils von den Landtagen zu wählenden Wahlleute erfolgte über gemeinsame (gem. Wv.) bzw. getrennte Wahlvorschläge (getr. Wv.) der Landtagsfraktionen – jeweils mit Angabe der Stimmen – am:
- 03.06.2010 in Brandenburg (gem. Wv., einstimmig)
- 09.06.2010 in Nordrhein-Westfalen (gem. Wv., einstimmig)
- 10.06.2010 in Bayern (gem. WV, Zählgemeinschaft SPD&GRÜNE, einstimmig)
- 10.06.2010 in Baden-Württemberg (gem. WV, einstimmig)
- 11.06.2010 in Niedersachsen (gem. WV, einstimmig)
- 11.06.2010 in Mecklenburg-Vorpommern (getr. WV:
SPD 23 |
CDU 20 |
DIE LINKE 11 |
FDP 7 |
NPD 6 Stimmen)
- 15.06.2010 in Rheinland-Pfalz (gem. WV, einstimmig)
- 15.06.2010 in Hessen (getr. WV,
CDU&FDP 65 |
SPD&GRÜNE 45 |
DIE LINKE 6 Stimmen, 1 Enthaltung)
- 16.06.2010 in Bremen (getr. WV:
SPD&GRÜNE&FDP 50 |
CDU 25 Stimmen, 6 ungültig)
- 16.06.2010 in Sachsen (getr. WV:
CDU 52 |
DIE LINKE 29 |
SPD&GRÜNE 26 |
FDP 14 |
NPD 8 Stimmen, 1 ungültige)
- 16.06.2010 im Saarland (gem. WV, einstimmig)
- 16.06.2010 in Hamburg (getr. WV: CDU 56 | SPD 43 | GAL 12 | DIE LINKE 8 Stimmen)
- 16.06.2010 in Thüringen (gem. WV, einstimmig)
- 17.06.2010 in Sachsen-Anhalt (gem. WV, einstimmig)
- 17.06.2010 in Schleswig-Holstein (getr. WV:
CDU 33 |
SPD 25 |
GRÜNE 12 |
FDP 12 |
DIE LINKE 6 |
SSW 4 Stimmen)
- 17.06.2010 in Berlin (gem. Wv., einstimmig)
Zum Vergleich mit den Wahlergebnissen bei getrennten Wahlvorschlägen gibt es eine Übersicht über die Sitzverteilungen in den Landtagen als Tabelle.
Besonderheiten bei der Ermittlung der Mitglieder der Bundesversammlung
Wahlen in den Landesparlamenten
Soweit die Volksvertretung des jeweiligen Landes die Wahl der Mitglieder der Bundesversammlung noch nicht vorgenommen hat, haben wir bei der Angabe der voraussichtlichen Verteilung auf die Parteien die folgenden Besonderheiten berücksichtigt, insbesondere die Fraktionswechsel und -austritte, die seit der jeweils letzten Landtagswahl stattgefunden haben:
- In Baden-Württemberg trat Oswald Metzger am 27. November 2007 aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen und der Landtagsfraktion aus. Am 8. Februar 2008 gab er – nach einer Zeit als fraktionsloser Abgeordneter – sein Landtagsmandat zurück. Für ihn rückte Eugen Schlachter (Bündnis 90/Die Grünen) in den Landtag nach, so dass die ursprüngliche Sitzverteilung wiederhergestellt ist.
- In Bayern schloss die Fraktion der Freien Wähler am 16. Juni 2009 Gabriele Pauli aus, die seitdem fraktionslos ist. Die verbleibenden 20 Fraktionsmitglieder reichten aber aus, um auch weiterhin 10 Mitglieder in die Bundesversammlung entsenden zu können.
SPD und GRÜNE legten – wie schon 2004 und 2009 – einen gemeinsamen Wahlvorschlag vor und erhielten zusammen 30 Sitze und so gegenüber der Verteilung nach Fraktionsstärken einen Sitz mehr (die CSU einen weniger). Als zusätzlicher Wahlmann wurde am 10. Juni 2010 der Münchner Jazzmusiker Klaus Kreuzeder, gewählt (er wird in unserer Tabelle und im Diagramm – trotz des gemeinsamen Wahlvorschlags – den GRÜNEN zugerechnet, da diese – nach d’Hondt – den rechnerisch nächsten Anspruch auf einen Sitz hatten). Mit der gemeinsamen Liste glichen SPD und GRÜNE die Benachteiligung durch das große Listen begünstigende Verfahren der Sitzzuteilung nach d’Hondt aus. Zum Vergleich – so hätte die Verteilung nach getrennten Vorschlägen der Fraktionen ausgesehen (darunter die nun wirksame Verteilung):
Fraktion des Bayerischen Landtags |
CSU |
SPD |
GRÜ |
FW |
FDP |
FL |
Gesamt |
Sitze im Landtag |
92 |
39 |
19 |
20 |
16 |
1 |
187 |
Sitze in der BV nach d’Hondt |
48 |
20 |
9 |
10 |
8 |
0 |
95 |
Relativer Sitzanteil in der BV |
46,74 |
19,81 |
9,65 |
10,16 |
8,13 |
0,51 |
95 |
Abweichung in Sitzanteilen |
+ 1,26 |
+ 0,19 |
− 0,65 |
− 0,16 |
− 0,13 |
− 0,51 |
|
BV-Sitze nach der Wahl am 10.06.2010 |
47 |
30 |
10 |
8 |
0 |
95 |
Abweichung in Sitzanteilen |
+ 0,26 |
+ 0,54 |
− 0,16 |
− 0,13 |
− 0,51 |
|
- In Brandenburg kam am 3. Dezember 2009 Gerd-Rüdiger Hoffmann durch Austritt aus der Fraktion DIE LINKE einem Fraktionsausschluss zuvor. Auch ohne den nun fraktionslosen Hoffmann entsendet DIE LINKE in Brandenburg sechs Vertreter in die 14. Bundesversammlung.
- In Berlin gab es eine ganze Reihe von Fraktionswechseln bzw. -austritten. Fraktionslos sind derzeit Rainer Ueckert (bis 21. September 2009 CDU) und Ralf Hillenberg (bis 9. März 2010 SPD). Am 4. Mai 2009 wechselte Canan Bayram von der SPD-Fraktion zu den GRÜNEN, 11 Tage später vollzog Bilkay Öney den Wechsel in umgekehrte Richtung. Am 29. September 2009 trat Carl Wechselberg aus der Fraktion DIE LINKE aus und in die SPD-Fraktion ein. Schließlich verließ am 8. März 2010 Rainer-Michael Lehmann die FDP-Fraktion, um sich am 23. März 2010 der SPD-Fraktion anzuschließen. Unterm Strich hat die SPD-Fraktion somit gegenüber dem Stand am Wahlabend einen Sitz hinzugewonnen, CDU, DIE LINKE und FDP hingegen haben je einen Sitz verloren. Trotz der vielen Veränderungen ergeben sich keine Auswirkungen auf die Bundesversammlung, sofern die Abgeordneten getreu der neuen Fraktionsaufteilung abstimmen.
- In Bremen hatten SPD, GRÜNE, FDP (!) und der zu diesem Zeitpunkt parteilose Abgeordnete Klaus Möhle einen gemeinsamen Vorschlag zur Wahl gestellt, der als vierten Vertreter den FDP-Landesvorsitzenden Oliver Möllenstädt enthält. Wenn die 51 Abgeordneten der Zählgemeinschaft geschlossen für diese Liste gestimmt hätten, hätte die CDU die Unterstützung von mindestens drei weiteren Abgeordneten gebraucht, um ihren zweiten Sitz zu sichern. Bei der geheimen Abstimmung in der Bürgerschaft entfielen nur 50 Stimmen auf die Liste von SPD/GRÜNE/FDP/Möhle, während die CDU mit 25 Stimmen zwei mehr erhielt, als die CDU Sitze hat; obwohl ein CDU-Abgeordneter (sowie ein Mitglied der Fraktion DIE LINKE) fehlte. Der somit fällige Losentscheid wurde mit einer Zwei-Euro-Münze der Gedenkprägung „Bremen“ durchgeführt. Der SPD-Fraktionsvorsitzender wählte die Seite „Rathaus“, der CDU-Fraktionsvorsitzende die Seite „Zahl“. Die vom Präsidenten der Bürgerschaft geworfene Münze zeigte „Rathaus“, so dass der Sitz an die Zählgemeinschaft und damit an den FDP-Vorsitzenden Möllenstädt fällt. Wir haben ihn daher in der Tabelle der FDP zugerechnet, obwohl innerhalb der Zählgemeinschaft die SPD rechnerisch einen höheren Anspruch auf diesen Sitz hat.
Klaus Möhle hat am 28. September 2009 die GRÜNE-Fraktion verlassen, war seitdem fraktionslos und ist am 17. Juni 2010 in die SPD-Fraktion eingetreten.
- In Hamburg haben nach der Stimmenzahl bei der Wahl der Wahlleute in der Bürgerschaft die Fraktionen CDU und DIE LINKEN nach d’Hondt den gleichen Anspruch auf den 13. Sitz. Nach Losentscheid durch einen vom Bürgerschaftspräsidenten aus einem Gefäß gezogenen Umschlag erhält die Union bei 56 Stimmen ihren 7. Sitz, die LINKE geht bei 8 Stimmen leer aus.
- In Hessen hatten CDU/FDP und SPD/GRÜNE jeweils einen gemeinsamen Wahlvorschlag eingereicht. Unter normalen Umständen hätte dies bedeutet, dass Rot-Grün einen zusätzlichen Sitz auf Kosten der FDP erhält. Bei der Abstimmung im Landtag allerdings fehlte die GRÜNE-Abgeordnete Margaretha Hölldobler-Heumüller wegen einer schweren Krankheit. Dies wiederum hätte Schwarz-Gelb gereicht, um den letzten Sitz zu sichern. Die geheime Wahl ergab jedoch für den CDU/FDP-Wahlvorschlag eine Stimme weniger, als Abgeordnete dieser Fraktionen anwesend waren, sowie eine Enthaltung. So musste schließlich das Los entscheiden – zugunsten von CDU/FDP.
- In Niedersachsen erklärte Swantje Hartmann am 18. Juni 2009 ihren Austritt aus der SPD-Fraktion. Seit 26. Juni 2009 ist sie Mitglied der CDU-Fraktion. Durch diesen Fraktionswechsel entsendet die CDU 29 statt 28 Mitglieder in die Bundesversammlung, die SPD nur 19 statt 20. Weil die Bundesregierung bei ihrer Prognose der Zusammensetzung der Bundesversammlung nach Parteien in der Pressemitteilung vom 2. Juni 2010 den Fraktionswechsel von Swantje Hartmann nicht berücksichtigt, prognostizierte sie der CDU einen Sitz weniger und der SPD einen Sitz mehr als Wahlrecht.de in der Prognose vom 31. Mai 2010. Darüber hinaus wurde in Niedersachsen die Abgeordnete Christel Wegner 18. Februar 2008 aus der Fraktion DIE LINKE ausgeschlossen, allerdings ohne rechnerische Auswirkung auf die voraussichtliche Zusammensetzung der Bundesversammlung.
- In Nordrhein-Westfalen haben sich alle Fraktionen auf einen gemeinsamen Wahlvorschlag geeignet, der den letzten Sitz der CDU zuschlägt, nachdem die CDU einen informellen Losentscheid gegen die SPD gewonnen hatte.
- In Rheinland-Pfalz wurde zwischen der CDU-Fraktion und ihrem Abgeordneten Michael Billen am 6. Januar 2010 vereinbart, dass Billens Mitgliedschaft in der Fraktion „unbefristet ruht“. Den Status einer ruhenden Fraktionsmitgliedschaft gibt es formal jedoch nicht, so dass wir Billen weiterhin der CDU-Fraktion zurechnen, zumal er angekündigt hat, bei der kommenden Landtagswahl erneut für die CDU zu kandidieren. Würde man Billen als fraktionslosen Abgeordneten betrachten, käme die CDU nur noch auf 11 rheinland-pfälzische Vertreter in der Bundesversammlung, die SPD hingegen auf 17.
- In Sachsen gab es bei der Wahl der Wahlleute im Landtag – wie im Jahr 2009 – ein von den Fraktionsstärken abweichendes Ergebnis: Bei zwei entschuldigt fehlenden Abgeordneten der CDU-Fraktion und einer ungültigen Stimme erhielt der gemeinsame Wahlvorschlag von SPD und GRÜNE drei Stimmen mehr als beide Fraktionen Mitglieder haben, die CDU-Liste hingegen sechs Stimmen weniger. Damit stellen SPD und GRÜNE auf Kosten der CDU jeweils einen Sitz mehr in der Bundesversammlung als ihnen nach der Stärke der einzelnen Fraktionen zustehen würde.
- In Sachsen-Anhalt ist Barbara Knöfler seit ihrem Austritt aus der Fraktion DIE LINKE am 14. Oktober 2008 fraktionslos. Gleiches gilt für Thomas Madl, der am 2. Juni 2009 aus der CDU-Fraktion austrat. Beide Austritte wirken sich nicht auf die rechnerische Verteilung der Bundesversammlungsmitglieder Sachsen-Anhalts aus.
Taktische Zählgemeinschaften in den Landtagen
Weil das bei den Wahlen der Ländervertreter geltende Divisorverfahren mit Abrundung (d’Hondt) große Parteien bevorteilt, kann ein politisches Lager oftmals durch einen gemeinsamen Wahlvorschlag der beteiligten Parteien dem gegnerischen Lager einen Sitz in der Bundesversammlung „abjagen“. In Bayern ist dies SPD und GRÜNE bei den Bundesversammlungen 2004 und 2009 gelungen – jeweils auf Kosten der CSU. Auf Grundlage der aktuellen Fraktionsstärken in den Landtagen hätten sich bei den am 17. Juni 2010 abgeschlossenen Wahlen für CDU/CSU und FDP bzw. für SPD und GRÜNE diese Möglichkeiten einer taktischen Zählgemeinschaft ergeben.
Links
Wahl des Bundespräsidenten
Links zur 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010
Archiv zur 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009
Archiv zur 12. Bundesversammlung am 23. Mai 2004
Rechtsgrundlagen