Zusammensetzung der 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009
Bei der 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009 zur Wahl des Bundespräsidenten ergab sich nach den am 4. April 2009 abgeschlossenen Wahlen der Mitglieder durch die Landtage die folgende Sitzverteilung. Die Zahl der tatsächlichen Teilnehmer an der 13. Bundesversammlung am Wahltag wich hiervon ab, da das Mitglied des Bundestages, Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE), erkrankt nicht an der Bundesversammlung teilnehmen konnte und es bei Bundestagsmitgliedern keine Ersatzwahlleute gibt (siehe auch die Namensliste aller 1.224 Wahlmänner und -frauen der 13. Bundesversammlung).
Zum Vergleich: 12. Bundesversammlung 2004 – 14. Bundesversammlung 2010
Gegenüber unserer Hochrechnung zu Beginn der Wahlen in den Bundesländern gab es – neben den, durch gleiche Sitzansprüche notwendigen und nicht vorhersagbaren Losentscheiden – Abweichungen in Sachsen und Bayern. Eine nach der Wahl durch die Landtage noch mögliche Reduzierung der Mitgliederzahl der Bundesversammlung durch Ausscheiden von Wahlkreisabgeordneten aus dem Bundestag – wie 2004 – (wenn deren Partei in dem betreffenden Land über mehr Direktmandate verfügt, als ihr Mandate nach ihrem Zweitstimmenanteil zustehen, siehe Beschluss des BVerfG vom 26. Februar 1998, 2 BvC 28/96 [BVerfGE 97, 317] – „Kein Nachrücken in Überhangmandate“) gab es diesmal nicht.
Die Zahl der Mitglieder der Bundesversammlung im Bundestag und den Ländern
|
Deutsche Bevölkerung |
Delegierte |
CDU/ CSU |
SPD |
GRÜNE |
FDP |
LINKE |
Sonstige |
Gesamt |
74.865.328 |
1.224 |
497 |
419 |
95 |
107 |
90 |
16 |
|
Bundestag |
|
612 |
223 |
222 |
51 |
61 |
53 |
2 |
Länder |
612 |
274 |
197 |
44 |
46 |
37 |
14 |
|
Berechnungsgrundlage: Bevölkerungszahlen des Statistischen Bundesamtes mit Stand vom 30. Juni 2008, die auch Grundlage der Feststellung des Bundesinnenministeriums vom 21. Januar 2009 über die Zahl der Mitglieder, die die Länderparlamente zur 13. Bundesversammlung zu wählen haben, sind.
Die rot unterlegten Zellen sind Abweichungen durch ein von den Fraktionsstärken abweichendes Wahlergebnis (Sachsen) bzw. durch Verteilung nach d’Hondt nicht nach der Stärke der einzelnen Fraktionen (Bayern) bei der Wahl der von den Landtagen zu wählenden Mitglieder aus den Bundesländern. |
Baden-Württemberg |
9.478.774 |
78 |
39 |
22 |
9 |
8 |
– |
– |
Bayern |
11.336.911 |
93 |
46 (− 1) |
20* (+ 1) |
9 |
8 |
– |
FW: 10 |
Berlin |
2.943.464 |
24 |
6 |
9 |
4 |
2 |
3 |
– |
Brandenburg |
2.464.095 |
20 |
4 |
8 |
– |
– |
7 |
DVU: 1 |
Bremen |
577.344 |
5 |
2 |
2 |
1 |
0 |
0 |
FL: 0 |
Hamburg |
1.520.753 |
12 |
6 |
5 |
1 |
– |
0 |
– |
Hessen |
5.388.165 |
44 |
18 |
11 |
6 |
7 |
2 |
– |
Mecklenburg-Vorp. |
1.633.468 |
13 |
4 |
5 |
– |
1 |
2 |
NPD: 1 |
Niedersachsen |
7.427.615 |
61 |
28 |
20 |
4 |
5 |
4 |
– |
Nordrhein-Westfalen |
16.064.639 |
131 |
63 |
53 |
7 |
8 |
0 |
– |
Rheinland-Pfalz |
3.724.111 |
31 |
12 |
16 |
– |
3 |
– |
– |
Saarland |
947.291 |
8 |
5 |
3 |
0 |
0 |
0 |
– |
Sachsen |
4.089.158 |
33 |
14 (− 1) |
5 (+ 2) |
2 (+ 1) |
2 |
8 (− 1) |
NPD: 2, FL: 0 (− 1) |
Sachsen-Anhalt |
2.353.321 |
19 |
8 |
5 |
– |
1 |
5 |
– |
Schleswig-Holstein |
2.685.275 |
22 |
10 |
10* |
1 |
1 |
– |
SSW: 0* |
Thüringen |
2.230.944 |
18 |
9 |
3 |
– |
– |
6 |
– |
Wahlen in den Landesparlamenten
Die Wahlen der Mitglieder der 13. Bundesversammlung aus den Ländern (siehe auch die zur 12. Bundesversammlung) erfolgten über die Wahl eines gemeinsamen Wahlvorschlags (gem. Wv.) bzw. getrennter Wahlvorschläge (getr. WV) der Landtagsfraktionen – jeweils mit Angabe der Stimmen – am:
- 30.01.2009 in Mecklenburg-Vorpommern (getr. WV: SPD 22/CDU 21/DIE LINKE 12/FDP 6/NPD 6 Stimmen)
- 25.02.2009 in Brandenburg (gem. Wv., einstimmig)
- 25.02.2009 in Schleswig-Holstein (getr. WV: SPD&SSW 31/CDU 30/FDP 4/GRÜNE 4 Stimmen)
- 03.03.2009 in Hamburg (getr. WV: CDU 55/SPD 45/GAL 15 Stimmen, 3 Enthaltungen)
- 05.03.2009 in Berlin (gem. Wv., einstimmig)
- 11.03.2009 im Saarland (gem. WV, einstimmig bei Enthaltung der GRÜNEN)
- 11.03.2009 in Sachsen (getr. WV: CDU 46/DIE LINKE 27/SPD 16/NPD 9/FDP 8/GRÜNE 7/Ungültige 8 Stimmen; siehe auch die Erläuterung)
- 18.03.2009 in Baden-Württemberg (gem. WV, einstimmig)
- 19.03.2009 in Nordrhein-Westfalen (gem. WV, einstimmig)
- 19.03.2009 in Sachsen-Anhalt (gem. WV)
- 19.03.2009 in Bremen (gem. WV, einstimmig bei Enthaltung DIE LINKE)
- 25.03.2009 in Niedersachsen (gem. WV, einstimmig bei einer Enthaltung)
- 25.03.2009 in Rheinland-Pfalz (gem. WV, einstimmig)
- 26.03.2009 in Bayern (getr. WV, CSU/SPD&GRÜNE/FW/FDP, gemeinsame Abstimmung, einstimmig; siehe auch die Erläuterung)
- 31.03.2009 in Hessen (getr. WV: CDU&FDP 66/SPD 29/GRÜNE 17/DIE LINKE 6 Stimmen)
- 03.04.2009 in Thüringen (getr. WV: CDU 44/SPD 15/DIE LINKE 27 Stimmen)
Besonderheiten bei der Ermittlung der Mitglieder der Bundesversammlung
Folgende Besonderheiten müssten bei den Wahlen der Ländervertreter in den Landesparlamenten beachtet werden bzw. ergeben sich aus Änderungen der Sitzverteilungen dort – siehe dazu auch die aktuelle Übersicht über die Sitzverteilungen als Tabelle – und im Bundestag nach der jeweils letzten Wahl:
Mitglieder der Bundesversammlung aus dem Bundestag
- Matthias Wissmann (CDU) trat am 1. Juni 2007 seine neue Tätigkeit als Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) an und verzichtete zum gleichen Tag auf das Direktmandat im Wahlkreis 266 – Ludwigsburg. Am 25. Februar 2008 verstarb der CDU-Wahlkreisabgeordnete Johann-Henrich Krummacher des Wahlkreises 259 – Stuttgart I (beide Wahlkreise befinden sich in Baden-Württemberg). Da die CDU in diesem Bundesland einen Überhang an Direktmandaten hat, fallen die Sitze im Bundestag ersatzlos weg. Dementsprechend reduziert sich auch die Zahl der Ländervertreter in der Bundesversammlung um zwei Sitze auf 612.
- Der im sächsischen Wahlkreis 156 – Kamenz – Hoyerswerda – Großenhain für die CDU in den Bundestag gewählte Abgeordnete Henry Nitzsche trat am 14. Dezember 2006 aus seiner Partei und damit aus der CDU/CSU-Fraktion aus und ist nun fraktionslos.
- Der über die rheinland-pfälzische Landesliste der Linkspartei.PDS in den Bundestag gewählte Abgeordnete Gert Winkelmeier erklärte am 13. Februar 2006 wegen verschiedener Vorwürfe seinen Austritt aus der Fraktion DIE LINKE.
Wahlen in den Landesparlamenten
- In Baden-Württemberg trat Oswald Metzger am 27. November 2007 aus der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Landtagsfraktion aus. Am 8. Februar 2008 gab er – nach einer Zeit als fraktionsloser Abgeordneter – sein Landtagsmandat zurück. Für ihn rückte Eugen Schlachter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) in den Landtag nach.
- In Bayern legten SPD und GRÜNE – wie schon 2004 – einen gemeinsamen Wahlvorschlag vor und erhielten zusammen 29 Sitze und so einen Sitz mehr (die CSU einen weniger) gegenüber der Verteilung nach Fraktionsstärken. Auf diesen Sitz wurde am 26. März 2009 die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Jutta Allmendinger, gewählt (sie wird in unserer Tabelle und im Diagramm – trotz des gemeinsamen Wahlvorschlags – der SPD zugerechnet, da diese – nach d’Hondt – den rechnerisch nächsten Anspruch auf einen Sitz hatte).
Mit der gemeinsamen Liste profitierten SPD und GRÜNE nicht von der Sitzzuteilung nach d’Hondt, wie es auch berichtet wurde, sondern verhinderten nur die Benachteiligung durch das große Listen begünstigende Verfahren. Zum Vergleich – so hätte die Verteilung nach getrennten Vorschlägen der Fraktionen ausgesehen (darunter die nun wirksame Verteilung):
Fraktion des Bayerischen Landtags |
CSU |
SPD |
GRÜ |
FW |
FDP |
Gesamt |
Sitze im Landtag |
92 |
39 |
19 |
21 |
16 |
187 |
Sitze in der BV nach d’Hondt |
47 |
19 |
9 |
10 |
8 |
93 |
Relativer Sitzanteil in der BV |
45,75 |
19,40 |
9,45 |
10,44 |
7,96 |
93 |
Abweichung in Sitzanteilen |
+ 1,25 |
− 0,40 |
− 0,45 |
− 0,44 |
+ 0,04 |
|
BV-Sitze nach der Wahl am 26.03.2009 |
46 |
29 |
10 |
8 |
93 |
Abweichung in Sitzanteilen |
+ 0,25 |
+ 0,16 |
− 0,44 |
+ 0,04 |
|
Der Liste der CSU wäre bei Zuteilung nach Fraktionsstärke bei einem Sitzanteil von weniger als 46 Sitzen 47 Sitze zugeteilt worden. Wegen der systematischen und auch in diesem Fall unnötigen Verzerrung begegnen dem Zuteilungsverfahren, das in § 4 Abs. 3 BPräsWahlG festgelegt ist, verfassungsrechtliche Bedenken.
- In Berlin hatten die GRÜNEN und DIE LINKE wegen der gleichen Mandatszahl im Abgeordnetenhaus den gleichen rechnerischen Anspruch auf den letzten Sitz, der per Losentscheid an die GRÜNEN ging.
- In Niedersachsen wurde Christel Wegner am 18. Februar 2008 wegen umstrittener Äußerungen zur DDR-Vergangenheit aus der Fraktion DIE LINKE ausgeschlossen. SPD und die GRÜNE haben im Landtag den gleichen rechnerischen Anspruch auf den letzten Sitz. Da der Landtag einen gemeinsamen Wahlvorschlag wählt, wurde dieser Sitz am 13. Februar 2009 (also noch vor der Wahl) durch den Präsidenten des Niedersächsischen Landtags, Hermann Dinkla (CDU), per Verlosung der SPD zugesprochen.
- In Nordrhein-Westfalen erklärte Rüdiger Sagel am 15. Juni 2007 seinen Austritt aus der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Seit dem 23. Oktober 2007 ist er Mitglied der Partei DIE LINKE.
- Im Saarland verließ Barbara Spaniol am 5. August 2007 aus „politischen Gründen“ die Partei und Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und trat am 6. August 2007 in die Partei DIE LINKE ein.
- In Sachsen erklärten die Abgeordneten Mirko Schmidt, Klaus Baier und Jürgen Schön mit Wirkung vom 17., 20. bzw. 23. Dezember 2005 ihren Austritt aus der NPD-Fraktion. Am 14. November 2006 schloss diese Fraktion den Abgeordneten Klaus-Jürgen Menzel „aufgrund seines unsauberen Finanzgebarens“ aus der Fraktion aus. Für die Prognose in der Tabelle rechneten wir unter der Annahme einer Stimmabgabe der Fraktionslosen für einen gemeinsamen Kandidaten. Bei Stimmenthaltung der Fraktionslosen wäre der Sitz hingegen auf die CDU entfallen. Hätten mindestens drei der vier Abgeordneten für den NPD-Wahlvorschlag gestimmt, hätte die NPD einen dritten Sitz erhalten.
Das Ergebnis der Wahl weicht allerdings stärker vom Kräfteverhältnis der Fraktionen ab: Von den 124 Abgeordneten (zur Stärke der Fraktionen und die Zahl der Fraktionslosen siehe unsere Übersicht über die Sitzverteilungen) gaben 121 Abgeordnete ihre Stimmen ab, drei der vier fraktionslosen Abgeordneten fehlten im Plenum. Die Verteilung der Stimmen auf die einzelnen Listen war überraschend, wie auch die Zahl der ungültigen Stimmabgaben.
- In Schleswig-Holstein stellt die SPD traditionell eine gemeinsame Liste mit dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) auf, die einen Vertreter des SSW enthält, so auch zur 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009.
Links
Wahl des Bundespräsidenten:
Links zur 14. Bundesversammlung am 30. Juni 2010
Archiv zur 13. Bundesversammlung am 23. Mai 2009
Archiv zur 12. Bundesversammlung am 23. Mai 2004