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die baeume
| Veröffentlicht am Montag, 26. Mai 2003 - 09:45 Uhr: | |
Spätestens die Umfragen zur Bremenwahl haben doch mal wieder gezeigt, dass die Institute keinen Meinungsstand ermitteln, sondern schlicht und einfach Politik betreiben. In diesem Fall klar für die SPD: Denn jeder potentielle CDU-Wähler, der die CDU aufgrund der Umfragen ganz dicht hinter der SPD sah, fürchtete um die Fortsetzung der großen Koalition, und entschied sich anders. Ich sehe keinen Sinn mehr darin, den Verlautbarungen der "Umfragen" zu folgen. ABSCHAFFUNG ALLER MEINUNGSFORSCHUNGSINSTITUTE!!! |

!
| Veröffentlicht am Montag, 26. Mai 2003 - 11:16 Uhr: | |
Völliger Quatsch. Die Umfragen waren korrekt. Der Meinungsumschwung kam 10 Tage vor der Wahl und hängt zusammen mit der Mobilisierung, die Scherf durch seine Rücktrittsdrohung erreichte. |

...
| Veröffentlicht am Montag, 26. Mai 2003 - 11:29 Uhr: | |
Ob die Umfragen korrekt waren oder nicht lässt sich nicht herausfinden. Jedenfalls sollte man bei Umfragen immer vorsichtig sein und lieber skeptisch reagieren. Die Vergangenheit hat gezeigt dass es beides gibt: Gute Vorhersagen und miserable (wie jetzt Bremen). Aber die Bremer Wahl war (hoffentlich) ein einmaliger Vorgang in der deutschen Geschichte - wo gab es denn schon mal eine Partei die nicht gewinnen will/darf..? In Zukunft wird wieder Wahlkampf gemacht! Auch bei der nächsten Bremen-Wahl! |

c07
| Veröffentlicht am Montag, 26. Mai 2003 - 12:21 Uhr: | |
Nebenbei gesagt sind es ja nur 3 Umfragen, deren Werte relativ stark vom Wahlergebnis abweichen. Die davor passen eigentlich ganz gut dazu. |

Meister
| Veröffentlicht am Mittwoch, 28. Mai 2003 - 22:17 Uhr: | |
Und warum wurde die FDP in den Umfragen gesondert aufgeführt, die Schill-Partei die letztlich mehr Stimmen bekam als die FDP aber unter "Sonstige" (am Schluß bei 9%(!)) gesteckt? Ist das keine Manipulation der Meinungsforscher? |

Wähler
| Veröffentlicht am Donnerstag, 29. Mai 2003 - 00:01 Uhr: | |
Manipulation der Meinungsforscher wohl nicht, eher eine der Wähler :-). |

c07
| Veröffentlicht am Donnerstag, 29. Mai 2003 - 03:58 Uhr: | |
Meister: Wie ich ja schon mal gesagt hab, war die PRO teilweise einzeln aufgeschlüsselt. Nur machen die Wähler der extremeren Parteien häufig keine oder falsche Angaben, wen sie wählen wollen, oder sie wissen es selber noch nicht. Deshalb sind die veröffentlichten Zahlen meistens eh schon deutlich nach oben korrigiert. Aber dieser Korrekturfaktor ist bei der Sprunghaftigkeit dieser Wähler schwer abzuschätzen. Wenn dann noch mehrere konkurrierende solcher Parteien antreten, ist es schon nachvollziehbar, dass sie nur gemeinsam als Sonstige angegeben werden. Bei Werten deutlich unterhalb von 5% liegt der Fehler ohnehin in der selben Größenordnung wie der gemessene Wert selbst. |

Florian (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Dienstag, 11. April 2006 - 22:01 Uhr: | |
Ich habe mir gerade mal den Spass gemacht, für die letzten 16 Landtagswahlen nachzuzählen, wie oft welche Partei im Vorfeld über- oder unterschätzt wurde. Ich habe dafür jeweils die letzten 3 Umfragen vor einer Landtagswahl genommen und mit dem Wahlergebnis verglichen. Ergebnis: Grüne: zu 77% überschätzt / zu 19% unterschätzt Union: zu 67% überschätzt / zu 33% unterschätzt SPD: zu 52% überschätzt / zu 48% unterschätzt FDP: zu 46% überschätzt / zu 50% unterschätzt PDS: zu 33% überschätzt / zu 67% unterschätzt Die Grünen scheinen also tatsächlich der Liebling der Meinungsforscher zu sein. Umgekehrt wurde die PDS am häufigsten unterbewertet. |

Good Entity (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Dienstag, 11. April 2006 - 23:27 Uhr: | |
@Florian: Interessant, für eine 48er Stichprobe ist das wohl schon mindestens bei den Grünen eine signifikante Abweichung vom Mittelwert. So ganz grob entspricht das auch dem Bauchgefühl. Ich nehme an, dass die wenigen fehlenden Prozente einzelne "Volltreffer" waren (Ergebnis also X,0 % bei Vorhersage X %). Natürlich gibt es ein systematisches Problem bei einem Ergebnis von X,1 % oder X,2 %, da wird auch der treffsicherste Meinungsforscher tendentiell immer drunter liegen. Wie sieht's denn aus, wenn man nur Abweichungen von sagen wir mehr als 1 % oder 2 % als Über-/Unterschätzung berücksichtigt und den Rest als Treffer? |

Florian (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. April 2006 - 01:03 Uhr: | |
Als Spezialservice für Good Entity: Du hast recht, das war vielleicht etwas zu grob. Daher jetzt noch einmal feiner: Für die letzten 16 Landtagswahlen haben die letzten 3 Prognosen vor der Wahl im Schnitt folgende Fehler gehabt: Union: Durchschnitt Wahlergebnis: 40,0% Durchschnitt Prognose: 41,3% Fehler absolut: 1,3% zu hoch geschätzt Fehler relativ: 3,4% zu hoch geschätzt SPD: Durchschnitt Wahlergebnis: 30,0% Durchschnitt Prognose: 30,6% Fehler absolut: 0,6% zu hoch geschätzt Fehler relativ: 1,9% zu hoch geschätzt Grüne: Durchschnitt Wahlergebnis: 7,1% Durchschnitt Prognose: 7,7% Fehler absolut: 0,6% zu hoch geschätzt Fehler relativ: 9,0% zu hoch geschätzt FDP: Durchschnitt Wahlergebnis: 6,0% Durchschnitt Prognose: 5,7% Fehler absolut: 0,4% zu niedrig geschätzt Fehler relativ: 6,1% zu niedrg geschätzt PDS:* Durchschnitt Wahlergebnis: 18,3% Durchschnitt Prognose: 17,2% Fehler absolut: -1,1% zu niedrig geschätzt Fehler relativ: -5,9% zu niedrg geschätzt *Für PDS nur soweit auf wahlrecht.de aussagefähige Daten vorlagen (d.h. alle neuen BL + Ber+BW+RhPf). Dass bei den kleineren Parteien größere relative Abweichungen auftauchen ist klar. Aber eigentlich sollten sich die Abweichungen bei 48 Umfragen eigentlich dennoch einigermßaen ausgleichen, d.h. die positiven und die negativen Abweichungen sollten sich in der Summe egalisieren. Wenn nun aber z.B. die Grünen über alle Landtagswahlen um relativ 9% überbewertet werden, dann kann man eigentlich schon von einem systematischen Fehler sprechen. |

Der Gast (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. April 2006 - 09:02 Uhr: | |
Sehr schöne Auswertung, und ich will ja auch nicht meckern, aber die Abweichungen könnten auch durch große Fehler bei einer einzigen Prognose stammen. Daher folgende Fragen: Wie groß sich Standardabweichung und Variationskoeffizient der Prognosen? Fallen einzelne Institute besonders auf? |

Tim Spier
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. April 2006 - 11:10 Uhr: | |
Finde ich auch recht spannende Auswertung! Gut, dass das mal einer ausrechnet. Aber die systematische Überschätzung der Grünen ist meines Erachtens weniger der großen Sympathie der Meinungsforscher geschuldet, sondern den Interviewten, die gerne mal die Grünen bei der Sonntagsfrage nennen, da dies in punkto "sozialer Erwünschtheit" einfacher ist, als etwa die Wahl der PDS zuzugeben. Der Fehler geht dann natürlich wieder an die Meinungsforscher zurück, da die ihre Daten ja gewichten und daher dieses Phänomen mit einkalkulieren müssten. |

Florian (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. April 2006 - 12:49 Uhr: | |
@ Der Gast: Sorry, das mit der Standardabweichung überfordert meine Statistik-Kenntnisse. Aber eigentlich lässt sich aus der Zusammenfassung der beiden obigen Auswertungen für die Grünen folgendes feststellen: 1. Im Durchschnitt hohe Abweichung 2. Die zu hohen Bewertungen beziehen sich nicht auf wenige Einzelfälle, sondern sind ziemlich flächendeckend (in 77% der Fälle wurden die Grünen zu hoch bewertet). Ergibt nach meiner Laienmeinung schon ein sehr einheitliches Bild einer systematischen Überschätzung dieser Partei. Die Interpretation von Tim Spier teile ich. |

Good Entity (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. April 2006 - 19:09 Uhr: | |
@Florian: Vielen Dank für den "Spezialservice" und 'tschuldigung für die Schnorrerei (man hätte ja selbst durchzählen können); aber Deine Idee war einfach zu gut, was ersichtlich auch andere finden. Als kleinen Ausgleich habe ich für die möglicherweise signifikanteste Abweichung bei den Grünen kurz durchgezählt. Es ergibt sich bei den 3 letzten Umfragen vor der jeweils letzten Landtagswahl in 16 Bundesländern, also bei 48 Stichproben: Die Grünen sind in 5 Fällen um mehr als 1 % zu ungünstig in 7 Fällen um wen. als 1 % zu ungünstig in 1 Fall genau richtig in 21 Fällen um wen. als 1 % zu günstig in 14 Fällen um mehr als 1 % zu günstig eingeschätzt worden. Dabei habe ich auf absolute Abweichungen abgestellt und die auf Zehntelprozent genauen Angaben von der Umfragenseite hier auf wahlrecht.de genommen, was ja im strengsten Sinne nicht genau stimmt (es kann praktisch keine Volltreffer geben). In immerhin 29 von 48 Fällen lagen die Meinungsforscher damit innerhalb von +/- 1 % vom "echten" Ergebnis der Grünen entfernt. In 35 Fällen wurden die Grünen zu hoch, in 12 Fällen zu schlecht eingestuft. Ich komme da jetzt nicht exakt auf Deine Prozentzahlen, Du hast wohl irgendwo etwas anders gewertet, aber die Tendenz ist die gleiche. Die meisten der schweren Fehlprognosen sind ausgerechnet bei den letzten Wahlen in Baden-Württemberg (3 x viel zu ungünstig) und Rheinland-Pfalz (3 x viel zu günstig) im März zu verzeichnen. |

Ralf Arnemann
| Veröffentlicht am Donnerstag, 13. April 2006 - 11:57 Uhr: | |
Eine Abweichung von 1% könnte man ja eigentlich für unwichtig erklären. Auch Abweichungen größer 1% müssen nicht wirklich relevant sein. Aber interessant wird irgendwann die Frage, ob dann Umfragen überhaupt irgendeine Relevanz haben können. Denn die Abweichungen eines Wahlergebnisses von der letzten Wahl liegen ja meist auch nur in diesen kleinen Bereichen. Mit anderen Worten: Wenn die "Prognosen" im Schnitt nicht besser liegen als einfach eine Wiederholung des letzten Wahlergebnisses zu behaupten, dann wären sie völlig wertlos. |

Good Entity (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Donnerstag, 13. April 2006 - 18:20 Uhr: | |
@Ralf Arnemann: Der Idee bin ich konkret am Beispiel nachgegangen. Betrachtet man die vorletzte Landtagswahl in den 16 Bundesländern als eine Art "Umfrage" zum Ergebnis der letzten Landtagswahl (die ja erst 4 bis 5 Jahre später folgt), so ergeben sich folgende 16 Ergebnisse: Die Grünen sind in 11 Fällen um mehr als 1 % zu ungünstig in 1 Fällen um wen. als 1 % zu ungünstig in 1 Fall genau richtig in 3 Fällen um wen. als 1 % zu günstig in 0 Fällen um mehr als 1 % zu günstig eingestuft worden, sprich: sie haben sich elfmal um mehr als 1 % gegenüber der Prognose=vorherigen Landtagswahl verbssert. Die Meinungsforschungsinstitute sind also insoweit deutlich besser als diese Pauschalmethode. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Stimmanteil der Grünen bei Landtagswahlen über die letzten etwa 8 bis 10 Jahre im Mittel um etwa 2 % angestiegen ist, was die Meinungsforscher berücksichtigen könnten, die Pauschalmethode aber gerade systembedingt nicht. |

Fragender (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Dienstag, 23. Mai 2006 - 10:27 Uhr: | |
Forsa sieht die FDP bei 13% und damit besser als das beste FDP-Bundestagswahlergebnis aller Zeiten. Ist das glaubwürdig? Selbst das Orakel vom Bodensee, das die FDP eigentlich immer überschätzt gibt ihr nur 10,6%. Was will Güllner damit bezwecken? |

Niederbayer (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Dienstag, 23. Mai 2006 - 20:03 Uhr: | |
Ich halte die Forsazahlen aber nicht für so abwegig, da aus meiner persönlichen Erfahrung die Frustration vieler Unionsanhänger über die sozialdemokratische Politik von Frau Merkel extrem groß ist. Im übrigen sieht sogar das Politbarometer die FDP in der politischen Stimmung bei 10%. Dies ist mit Ausnahme von 2002 der beste Wert seit ca. 15 Jahren. |

Fragender (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Montag, 17. Juli 2006 - 20:00 Uhr: | |
@Niederbayer Das sieht die FDP inzwischen schon bei 12%. Ich bin ja selbst FDP-Anhänger, aber wenn ich in meinem Bekanntenkreis herumfrage, finde ich kaum einen zusätzlichen FDP-Wähler (im Vergleich zu sagen wir mal vor drei Jahren) und auch bei FDP-Mitgliedern scheint mir die gefühlte Stimmung zwar leicht besser als zur Endzeit der Kohl-Regierung zu sein, aber an 12% bis 14% bundesweit glaubt da (von einigen umfragegläubigen Julis abgesehen) kaum einer. |