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Zwick
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. März 2003 - 12:04 Uhr: | |
t-online fragte am 8.3. zum Beispiel: "Was halten Sie davon, dem Irak nur noch 10 Tage Zeit für eine vollständige Abrüstung zu geben?" Teilnehmer: 11458 Für kurze Frist: 43,67 % Gegen kurze Frist: 54,56 % Ohne Meinung: 1,77 % Welche unzweideutigen und klaren Informationen können wir solchen Schnellschüssen entnehmen? Ist es für die T-Online User eines bestimmten Tages representativ oder nur "User von T-online, eines zufälligen Tages, die bestimmtes Politikinteresse und zufällig diese Umfrage gesehen haben"? Repräsentativ ist eine Umfrage immer dann, wenn die Gesamtheit, über die eine Aussage gemacht werden soll, eine gleichermaßen gute und reelle Chance hatten, an dieser Umfrage teilzunehmen Oder kann man die Klarheit von Fragestellungen testen, die Validität: Die Frage, ob die Leute überhaupt was mit der Frag anfangen können. ? Hm.
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Ralf Arnemann
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. März 2003 - 14:52 Uhr: | |
Das ist ja ein Musterbeispiel für eine manipulative Fragestellung. Der Zusatz "nur noch" macht aus einer im Prinzip neutralen Frage eine wertende. Und dann fragt sich, wer so alles mit "Gegen kurze Frist" votiert. Da ist möglich: Für eine längere Frist (dann aber zuschlagen) Gegen eine Frist (und gar nichts machen) Gegen eine Frist (und sofort zuschlagen) ... Unseriöser Quatsch also. Aber leider typisch für die Art, mit der dieses Thema derzeit behandelt wird. |

Thomas Frings
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. März 2003 - 15:12 Uhr: | |
"Unseriöser Quatsch also. Aber leider typisch für die Art, mit der dieses Thema derzeit behandelt wird." Richtig. Die Amerikaner werden natürlich hunderttausende Soldaten monatelanglang untätig in der Wüste stehen lassen und dann im Hochsommer einen Krieg beginnen. Sowas glauben ja vermutlich nicht einmal Fischer und Chirac. Das zeigt doch nur, daß es ihnen um den Krieg gar nicht mehr wirklich geht. Frankreich will sowieso immer eine Extrawurst um sich wieder als Großmacht zu gerieren, aber das sind sie Gott sei Dank nicht mehr . Die Franzosen übertreffen die schon erhebliche Arroganz der USA noch bei weitem. Es ist sowieso ein grundsätzlicher Fehler deutscher Außenpolitik, sich zu sehr an Frankreich zu binden. Das Gerede vom "deutsch-französischen Motor" etc. ist hohles Geschwafel. Die Amerikaner weerden sehr bald mit dem Krieg beginnen, schon deshalb, weil sie gar nicht mehr zurück können. Dabei interessiert sie die Meinung der pseudomoralischen Gutmenschen bei einem fragwürdigen T-online-Ted oder sonstwo nicht. Und das ist auch gut so. |

Torsten Schoeneberg
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. März 2003 - 19:54 Uhr: | |
Sat1-Text-Umfragen (TED) sind das Musterbeispiel für blödsinnige Demoskopie, sagen aber vielleicht zumindest über Sat1-Text-Leser (BILD im Fernsehen) etwas aus. Dieses Wochenende beim Kraft-durch-Freude-Sender: "Sextäter kastrieren?" Ja 90% Nein 10% |

c07
| Veröffentlicht am Mittwoch, 12. März 2003 - 21:27 Uhr: | |
Mit Demoskopie hat so was nichts zu tun. Es ist ein Spiel, und das ist auch völlig in Ordnung, solang es als solches betrachtet wird. Natürlich kann man es auch missbrauchen, aber die meisten dieser Umfragen sind harmlos und werden auch eher selten überbewertet. |

Zwick
| Veröffentlicht am Montag, 17. März 2003 - 08:17 Uhr: | |
T-online Stand 17.3.03 (nochmal, pardon): Wie haben sich die Chancen für den Frieden in den vergangenen Wochen entwickelt? So haben 27943 Besucher abgestimmt: Sie haben sich verbessert 12.93% Sie haben sich verschlechtert 80.66% Kann ich nicht beurteilen 6.40% Diese Frage ist ja nun nicht besonders "manipulativ", oder? Fragen: 1. Was misst sie? Eine Stimmungslage? Eine politische Forderung? 2. Ist der Zugang zu dieser Umfrage exclusiv oder hat theoretisch jeder mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit die Chance der Teil- nahme? Für mich ist danach immer noch eine wichtige Frage, die auch das Problem der "elektronischen Wahl" anspricht: Kann sowas extern und in großem, signifikanten Umfang durch Hacker manipuliert werden, bzw.: Wird auch korrekt durchgeführt ? |

c07
| Veröffentlicht am Montag, 17. März 2003 - 10:28 Uhr: | |
Zwick: > Ist der Zugang zu dieser Umfrage exclusiv oder hat theoretisch > jeder mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit die Chance der Teil- > nahme? Ich bin nicht bei T-Online und hab zumindest Zugriff darauf. Fraglich ist aber, ob meine Stimme tatsächlich zählt. Ist es normal, dass im Resultat "Ihre Stimme wurde bereits gezählt" steht, oder wollen sie damit ausdrücken, dass sie sie diesmal eben nicht gezählt haben, weil sie vermuten, ich hätte bereits abgestimmt? Technisch ist die Abstimmung völlig daneben, weil man einen Link auf einen bestimmten Abstimmungsvorgang legen kann, wodurch z.B. auch Suchmaschinen, die hier vorbeikommen, zwangsläufig abstimmen (in meinem Bespiel übrigens mit "Kann ich nicht beurteilen"). Die Abstimmung erlaubt es sogar, gecachet zu werden, was z.B. heißen kann, dass in einem Firmennetz mit Proxy immer nur einer tatsächlich abstimmen kann. Sie ist nicht wie oft üblich mit einem Cookie geschützt (was auch leicht zu umgehen wär). Es sind aber auch andere Maßnahmen denkbar. So könnten sie den Referrer auswerten (die URL der Abstimmung spricht dafür), was zumindest einen einfachen Reload und fremde Links aussperren würde, ebenso aber auch Leute wie mich, die keinen zur Verfügung stellen. Auch das ist problemlos manipulierbar. Relativ üblich ist es, die IP-Adresse nach der Abstimmung für einen gewissen Zeitraum für weitere Abstimmungen zu sperren. Dabei können aber auch Leute ausgesperrt werden, die sich eine Adresse teilen oder nach der Einwahl diese übernehmen, während es umgekehrt nicht sehr viel Aufwand ist, durch neue Einwahl eine frische Adresse zu bekommen. Für ihre eigenen Kunden könnte T-Online das prinzipiell kontrollieren (wodurch aber immer noch z.B. andere Familienmitglieder ausgesperrt werden könnten), nicht aber für den Rest. Die Indizien sprechen jedenfalls dafür, dass bei mir nicht jeder Reload einzeln gezählt wird. Manchmal zählt der Zähler dabei nicht weiter, was aber auch nur bedeuten könnte, dass er nicht ganz synchronisiert ist. Das müsste man mal zu einer Uhrzeit untersuchen, wo weniger los ist. Momentan ist die Abstimmung dafür zu überlaufen. |

Zwick
| Veröffentlicht am Dienstag, 18. März 2003 - 10:44 Uhr: | |
c07, hochinteressante technische Bemerkung, die natürlich solche Umfragen stark relativiert. Danke! Prinzipiell scheinen diese Umfragen/Abstimmungen manipulierbar zu sein. Werden sie manipuliert? (Das Motiv wäre natürlich verständlich) (Aber glaub blos nicht, dass ich das mit dem "link-setzen und jede Suchmaschine stimmt mit ab": 1. kapiere und 2. ohne weiteres als richtig aufnehme). ;-) |

c07
| Veröffentlicht am Dienstag, 18. März 2003 - 17:43 Uhr: | |
Zwick: > Prinzipiell scheinen diese Umfragen/Abstimmungen manipulierbar zu sein. Das ist eine grundsätzliche Tatsache, wenn die Teilnehmer nicht eindeutig identifizierbar sind, und das sind sie im Internet nur in den wenigsten Fällen. Und da ist dann der mögliche Teilnehmerkreis zwangsläufig eingegrenzt. > Werden sie manipuliert? Das wird sich nur selten in großem Umfang lohnen. Üblich ist es aber durchaus, dass Leute z.B. bei den Umfragen vom Stern täglich abstimmen. Gegen massive Angriffe innerhalb kurzer Zeit sind die bekannteren aber vermutlich halbwegs geschützt. Andererseits stellen solche Umfragen natürlich auch eine gewisse sportliche Herausforderung für Hacker dar. Ich hab testweise ein primitives Skript auf die T-Online-Umfrage losgelassen, die aber davon unbeeindruckt war. Wirksamer Schutz vor anspruchsvolleren Angriffen bedeutet aber immer auch, dass manche berechtigte Abstimmungen nicht gezählt werden. > Aber glaub blos nicht, dass ich das mit dem "link-setzen und jede Suchmaschine > stimmt mit ab": 1. kapiere und 2. ohne weiteres als richtig aufnehme Ist eigentlich ganz einfach: In der Adresse selbst steht schon, wie abgestimmt werden soll (in diesem Fall ist z.B. "&response=3" angehängt); außer dem Aufruf der Adresse ist keine weitere Aktion zur Abstimmung nötig. Bei allen Aktionen, die irgendwas verändern (in diesem Fall das Abstimmungsergebnis), sollte die entscheidende Information aber separat versandt werden, damit sie eben nicht in einen Link eingebaut werden kann. So macht es z.B. korrekt der Button "Nachricht senden" hier im Forum. Dagegen bastelt der Abstimmungsbutton bei T-Online nur einen ganz normalen Link zusammen und ruft ihn dann auf. |

Peschke, Torsten
| Veröffentlicht am Dienstag, 21. Juni 2005 - 12:20 Uhr: | |
Wenn die Bild-Zeitung hingehen darf und eine Umfrage zur EU-Verfassung für repräsentativ halten darf, sollte dasselbe für die SAT1-Test- Umfrage auch gelten. Es ist keine blödsinnige Demoskopie, sondern bezeichenend für die momentane politische Stimmung in Deuschland. |

Sole
| Veröffentlicht am Dienstag, 21. Juni 2005 - 18:00 Uhr: | |
Wir hatten in den letzten Tagen bei TEDs einmal 51 % und einmal 43 % für PDS/WASG. Soll ich da noch ernsthaft drüber nachdenken oder mich schnell mal für den Bundestag bewerben? ;) |

The Joker
| Veröffentlicht am Samstag, 02. Juli 2005 - 21:31 Uhr: | |
Ein Grenzfall waren 2002 die Publikumsumfragen in der Harald-schmidt-Show. Einmal hatte die PDS dort fast 40 %. Allerdings waren zahlreiche Ensemble-Mitglieder des Bochumer Schauspielhauses unter den Zuschauern... |
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