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Florian Bennewitz
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 15. Juni 2011 - 10:14 Uhr:   

Hallo zusammen,

mich würde im Wesentlichen interessieren, ob Wahlrecht.de oder auch wer anders einmal die unterschiedlichen Umfrageergebnisse der größeren Meinungsforschungsinstitute untersucht hat und diese dann mit den Ergebnisse von nachfolgenden Wahlen verglichen hat?

Kennt da jemand eine Quelle?

Vielen herzlichen Dank und schöne Grüße
Florian Bennewitz
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Juni 2011 - 05:28 Uhr:   

http://www.wahlprognosen-info.de/index2.htm?/fehlprognosen.htm
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Arno Nymus
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Juni 2011 - 21:30 Uhr:   

@Ratinger Linke:
Die verlinkte Website ist aber eher unausgegoren. Tatsächliche Zahlen findet man extrem wenig. Der Autor behauptet zuerst, dass die Umfrageergebnisse durch die Auswahlverfahren qualitativ gering sei, dann dass die Institute sie mit den Werten der letzten Wahlen "korrigieren" und schließlich, dass sie einfach komplett 100% fiktiv seien. Das sind letztlich drei unterschiedliche "Verfahren".
Danach folgt ein grobes Mischmasch, welche alle drei undifferenziert als eines kritisiert und dabei Kritikpunkte an allen drei Arten bunt vermischt.
Teile der Kritik mögen korrekt sein, aber die Aufbereitung ist eher ungenügend.
Sehr viel besser ist das Thema hier auf wahlrecht.de behandelt:
http://www.wahlrecht.de/lexikon/wahlumfragen.html

Das Grundprinzip, dass Wahlumfragen grundsätzlich nur in Einschränkung einer Fehlertoleranz etwas mit der Realität zu tun haben können, wenn man nicht ALLE Wähler befragt, sollte sowieso klar sein, vgl. auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Stichprobenumfang#Beispiel_.28Wahl.29

Eine rein-empirische Zahlenanalyse über die Umfragewerte wäre jedenfalls interessant gewesen. Diese ist aber zugegebenermaßen aufgrund der geringen tatsächlichen Zahlenwerte (nur alle 4 Jahre ein tatsächliches Wahlergebnis) kaum möglich bzw. wenig aussagekräftig.

Hier also die empirischen Werte für die letzten 10 Jahre:
Bei der Bundestagswahl 2009 galt größtenteils: je frischer die Umfrage, desto näher war sie am Wahlergebnis dran. Allensbach und Forsa lieferten gute Werte:
2009-09-27 Bundestagswahl 2009
2009-09-25 Forsa 5,5
2009-09-22 Allensbach 4,9
2009-09-18 FGWahlen 13,7
2009-09-18 GMS 16,3
2009-09-17 Emnid 12,1
2009-09-17 infratest 16,1

Bei der Bundestagswahl 2005 hingegen lagen alle Institute weit daneben, während die Unterschiede zwischen den einzelnen Institute extrem gering waren. Dabei hatten sogar die Institute (knapp) die besten Werte, deren Umfragen am ältesten waren. Kein Institut lieferte gute Werte:
2005-09-18 Bundestagswahl 2005
2005-09-16 Allensbach 49,03
2005-09-13 Forsa 57,13
2005-09-13 Emnid 60,13
2005-09-12 GMS 59,23
2005-09-09 FGWahlen 44,03
2005-09-08 infratest 46,63

Auch bei der Bundestagswahl 2002 galt - abgesehen von der vergleichsweise bescheidenen Allensbach-Umfrage direkt vor Ende -, dass frischere Umfragen bessere Ergebnisse brachten. Gute Werte lieferten Forsa, Emnid und FGWahlen:
2002-09-22 Bundestagswahl 2002
2002-09-20 Allensbach 10,12
2002-09-20 Forsa 6,95
2002-09-14 Emnid 7,42
2002-09-13 FGWahlen 8,32
2002-09-13 infratest 10,00
2002-08-28 GMS 13,62

@Florian: Ich hoffe, dass diese Daten das sind, was Du gesucht hast.

Nachtrag: Die Zahlen hinter den Forschungsinstituten geben jeweils die Summe der quadratischen Abweichungen an.

(Beitrag nachträglich am 17., Juni. 2011 von Arno Nymus editiert)
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 17. Juni 2011 - 01:43 Uhr:   

@Arno Nymus:
"Tatsächliche Zahlen findet man extrem wenig."

Es gibt ja auch wenig (worauf letztendlich das Geschäftsmodell der Institute beruht). Das sind die kompletten Zahlen von 10 Jahren ab Landesebene (drunter sind eher andere Institute aktiv, wenn überhaupt; neuere Zahlen kann man mithilfe von wahlrecht.de ziemlich leicht selber ergänzen).

Ulmer übertreibt natürlich schon ein Bisschen, aber im Prinzip sind seine Aussagen weitgehend richtig (weshalb ihn die FGW nicht argumentativ, sondern juristisch kaltstellen wollte). Er argumentiert ja gerade damit, dass die Ergebnisse der letzten Wahlen mit Stammtischschätzungen fortgeschrieben werden, weil die gemessenen Werte nichts taugen (wobei die systematischen Fehler eher gravierender sind als die statistischen und die Kausalität fraglich ist).

Die Fiktion bezieht er auf die Veränderungen zwischen zwei Umfragen, was in der Regel auch richtig ist. Insbesondere bei den hohen Fallzahlen von Emnid und Forsa könnten sie allerdings auch mal tatsächlich signifikant sein, wenn es echte Umfrageergebnisse wären. Der Sprung der Grünen bei der FGW im Frühjahr von 11 auf 23 Prozent ist zweifellos auch signifikant; bloß könnte man das nicht beurteilen, wenn man nur die gefälschten Zahlen (15 auf 19; immerhin 1/3 der echten Zahlen) wie bei den anderen Instituten hätte.

Übrigens fällt mir gerade auf, dass die FGW im April 2009 ihre Fehlerangaben verändert hat. Zuvor waren es "aufgrund der üblichen wahrscheinlichkeitstheoretischen Annahmen [...] bei 1'250 Befragten" ±2,7 Punkte bei 40% und ±1,4 Punkte bei 7%. Das war ungefähr korrekt, hat aber mit den veröffentlichten Zahlen nichts zu tun. Jetzt sind es "unter Berücksichtigung des Stichprobendesigns und des Gewichtungsmodells" ±3 Punkte bei 40% und ±2 Punkte bei 10%.

Das gilt natürlich auch nur für die "politische Stimmung" und nicht (wie suggeriert) für die "Projektion", wobei vermutlich der Rundungsfehler noch extra geht (die FGW rundet schon ab 0,45 auf, was die Asymmetrie des statistischen Fehlers tendenziell kompensiert). Die real höhere Befragtenzahl als angegeben senkt den Fehler gegenüber dem simplen Modell; die sehr unterschiedlichen Befragungswahrscheinlichkeiten (je nach Haushaltsgröße und Telefonnummern) erhöhen ihn aber vermutlich ziemlich stark. Die sonstige Gewichtung sollte ihn theoretisch senken, was aber nur stimmt, wenn die Parteipräferenzen stark mit den Gewichtungsfaktoren korrelieren (und potenziell erzeugt die Gewichtung systematische Fehler, die aber ohnehin extra gehn). Die runden Zahlen sprechen dafür, dass die FGW den echten statistischen Fehler auch selber immer noch nicht so ganz genau kennt.

Außerdem haben sie den Nachsatz "In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass die Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen deutlich genauer waren, als es diese theoretischen Modellannahmen nahe legen." entfernt. War auch ziemlich falsch.
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Juni 2011 - 13:43 Uhr:   

@Ratinger Linke:

Die Seite übersieht, daß es sich bei den Umfragen eben nicht um Prognosen sondern um Meinungsumfragen handelt.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 18. Juni 2011 - 03:18 Uhr:   

Dass die Projektionen Prognosen sind, wird von den Instituten tatsächlich bestritten, aber mehr oder weniger behandeln sie sie real schon wie Prognosen. Wozu sollte etwa die FGW Erfahrungen über mittel- und längerfristige Bindungen der Wähler, taktisches Wahlverhalten und ein "time-lag" einfließen lassen, wenn es sich um eine Meinungsumfrage und nicht um eine Prognose handeln würde? Die FGW tut das wohl stärker als andere Institute und muss es zur Abgrenzung zur "politischen Stimmung" auch stärker kommunizieren, aber das Prinzip ist überall ähnlich (außer vielleicht bei Forsa).

Jahre vor einer Wahl müsste eine richtige Prognose die Ergebnisse wohl noch deutlich stärker glattbügeln, als es tatsächlich praktiziert wird, aber mit zunehmender Nähe zur Wahl wird es real immer mehr eine Prognose. Ziemlich klar ist das für die Umfragen in der Woche vor der Wahl (die von ARD und ZDF nicht mehr veröffentlicht werden, aber zumindest die FGW streicht den Konjunktiv in der Fragestellung schon einige Wochen zuvor). Die FGW verifiziert ihre Prognosen auch selbst.

Wenn es tatsächlich Meinungsumfragen wären, müssten die Institute auch die Meinung der Befragten veröffentlichen (lassen) und nicht ihre eigene. Normalerweise tun sie das ja auch, aber halt nicht bei der Sonntagsfrage.

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