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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Freitag, 28. August 2009 - 21:11 Uhr:   

Die Forschungsgruppe Wahlen veröffentlicht freundlicherweise ja nicht nur die Projektion sondern auch die "Politische Stimmung".

Ich verstehe das so, dass die "Politische Stimmung" die ungefilterten Umfrageergebnisse sind (lediglich gewichtet, um eine Repräsentativitität für die Gesamt-Wählerschaft zu erreichen) und die "Projektion" kurzfristige Extreme etwas abmildert.

Wenn ich soweit recht habe, dann verstehe ich aber nicht, wie FGW da nun wirklich vorgeht.

Ein Beispiel anhand der SPD:

Umfrage vom 28.8.:
Politische Stimmung: 24%
Projektion: 23%

Umfrage vom 12.6.:
Politische Stimmung: 22%
Projektion: 25%


Der Mechanismus vom 12.6. erscheint mir ja noch plausibel:
Für die SPD wird eine sehr schlechte Stimmung gemessen. (Vermutlich) korrekt geht FGW davon aus, dass das in der Wahlkabine dann nicht ganz so schlimm kommen wird.

Aber wie lassen sich dann die Zahlen vom 28.8. erklären?
Gegenüber dem Juni hat sich die Stimmung um 2% VERBESSERT. Dies führt in den FGW-Formeln aber zu einer VERSCHLECHTERUNG der Projektion um 2%.
Für mich unverständlich.
Zumal FGW ja nun vom (historisch sehr niedrigen) SPD-Stimmungswert von 24% nun sogar noch einen Abschlag vornimmt.

Wie ist das logisch zu erklären?
Bei einem Stimmungswert von 24% muss es doch viele, viele Wähler geben, die zwar in der aktuellen Stimmung nicht SPD angeben, deren "längerfristige Grundüberzeugung" aber durchaus SPD sein dürfte.

Also: Wie ist das zu erklären?
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Bernhard Nowak
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 28. August 2009 - 22:01 Uhr:   

Meines Erachtens in der Angst der Wahlinstitute, wieder "falsch" zu liegen und die SPD erneut "zu hoch" von den Stimmen her einzuschätzen. Vor den Europawahlen wurde die SPD bei rund 25-26% taxiert und erhielt etwas über 20%. Und die Institute denken wohl: ja, die Wahlbeteiligung wird höher sein, aber tendenziell werden viele unzufriedene SPD-Anhänger die Linkspartei oder die Grünen wählen oder ganz zu Hause bleiben, während die Unionswähler eher Stammwähler sind und damit zur Wahl gehen.
Und dann dürften politische Verbindungen zwischen ZDF und der Union auch eine Rolle spielen. Da mag taktisch geboten sein, die SPD noch "schlechter" zu reden, als sie wirklich ist, um deren Anhänger zu demotivieren. Ob dies taktisch klug ist, wenn man sich am Ende blamiert, ist eine andere Frage.
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b.schütt
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Freitag, 28. August 2009 - 23:24 Uhr:   

@ Florian das Original:

Daß die Stimmungswerte mal über, mal unter den Prognosewerten liegen, ist eine statistische Zwangsläufigkeit: Wenn z. B. bei der SPD der Prognosewert über dem Stimmungswert liegt, muß er bei einer anderen Partei unterhalb des Prognosewertes liegen, um nicht in der Addition über 100 % zu liegen. Wenn z. B. für alle Parteien aktuell eine Super-Stimmung ist (was theoretisch ja möglich wäre), müßte es eigentlich für alle Parteien einen kräftigen Stimmungsaufschlag auf den Prognosewert geben, nur dann wäre man in der Addition bei vielleicht 110 % ... insofern nehme ich die FGW-Stimmungswerte nicht besonders ernst, es kommt allein auf die Prognose an. Da die Prognose ja immer davon ausgeht, daß die Wahl kurz bevor steht, niemand macht ja jetzt eine Prognose für die Bundestagswahl am 26. September, fließen da ja sowieso kurzfristige Stimmungen mit hinein.
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Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 11:56 Uhr:   

b.schütt:

Auch die "Stimmung" addiert sich bei FGW ja stets auf 100%.

Insofern ist es nicht möglich, dass für alle Parteien gleichzeitig eine Super-Stimmung herrscht ("politische Stimmung" nach meiner oben beschriebenen vermuteten Definition des FGW. Nicht nach der Alltags-Definition von "Stimmung", die Sie zu verwenden scheinen).

B. Nowak:
Gibt es denn besonders enge politische Verbindungen zwischen ZDF und Union?
Höre ich zum ersten Mal.
Ich hätte gedacht, die Rundfunkräte sind einigermaßen paritätisch besetzt. (Und wenn überhaupt ein "Sondereinfluss" besteht, dann ist das m.E. ein Einfluss der Person Kurt Beck beim ZDF).

Im übrigen:
Ich will nicht so recht an derartige Verschwörungstheorien glauben.
Einfach deshalb, weil da immer zu viele eingeweiht sein müssen (bei ZDF, bei FGW, etc.)und so was dann einfach nicht geheim bleiben könnte.
Würde da ein Praktikant bei FGW kurz vor der Wahl auspacken und von Mauscheleien mit der Union berichten, wäre der Skandal groß.

(Aus diesem Grund glaube ich auch nicht an Mauscheleien zwischen SPD und Forsa).

Daher das goldene Prinzip:
Versuche nicht durch Verschwörungstheorien zu erlären, was sich genauso gut durch Inkompetenz erklären lässt.

In diesem Fall:
Die Institute wissen halt selbst nicht genau, was sie prognostizieren sollen.
Entsprechend werden von den gemessenen Stimmungen die Korrekturen eher nach Gefühl vorgenommen und nicht nach einem starren Formelgerüst.
(Denn gäbe es ein solches Formelgerüst, dann wären die beschriebenen Zahlen bei der SPD eigentlich nicht zu erklären).
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 13:06 Uhr:   

Die Kompetenz der FGW würde ich nicht anzweifeln. Mir persönlich wäre es lieber die Institute würden nicht ihr Süpplein kochen, sondern die Zahlen lieber ungewichtet (abgesehen vom der demografischen Gewichtung, die brauchts natürlich) veröffentlichen, und das interpretieren der Presse und den Beobachtern überlassen. Aber das ist halt nicht so damit muss man sich abfinden.

Was aber das ZDF angeht, da versucht die CDU seit einiger Zeit ihre Interessen durchzusetzen. Vorläufig konnte sie sich nicht durchsetzen, nach der Bundestagswahl wird sie möglicherweise einen erneuten Anlauf starten. Auch darüber sollte man am 27. September in meinen Augen ein Urteil fällen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Brender#Einmischung_der_CDU
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Bernhard Nowak
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 13:07 Uhr:   

@Florian:
Dies ist keine Verschwörungstheorie. Ein Umfrageinstitut, welches dem Wähler ernsthaft suggerieren will, es steige die politische Stimmung für eine Partei und gleichzeitig erklärt, die prozentualen Werte für diese Partei gehen zurück, mißt entweder nicht korrekt oder es manipuliert. Und wenn ich die Sommerinterviews mit den verschiedenen Politikern von Peter Hahne oder Peter Frey - beide CDU - mit den verschiedenen Politikern sehe, dann muß ich ganz klar sagen: eine solche Bevorzugung eines politischen Lagers gegenüber einem anderen wie in diesem Jahr habe ich noch nicht erlebt. Da wird Oskar Lafontaine heruntergebügelt - egal, wie man zu ihm stehen mag, dies ist m.E. unfair - und Frau Merkel dermaßen um den Bart gegangen, dass dies mit der öffentlich-rechtlichen "Neutralität" eines Senders - nicht umsonst wurde das ZDF einst "Staatssender" von Adenauer genannt - m.E. nicht mehr zu vereinbaren ist.

Da wird man immer unterschiedlicher Meinung sein. Aber wenn die politische Stimmung für eine Partei steigt, dann können deren prozentuale Werte stagnieren oder auch steigen, sinken auf keinen Fall. Hier wurde m.E. entweder falsch gemessen oder der Wähler bewußt manipuliert.
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 13:20 Uhr:   

@Bernhard Nowak
Ihre Beobachtungen sind in meinen Augen richtig. Wenn Sie jedoch sagen dass Sie so etwas noch nie erlebt haben, muss ich sagen: der diesjährige Wahlkampf ist wesentlich fairer als der letzte. Allerdings möglicherweise nicht, was das Fernsehen und vor allem das ZDF angeht, da mögen Sie recht haben, aber im Unterschied zu 2005 sind diesmal wenigstens die Gazetten etwas ausgewogener Verteilt wie ich finde. Allerdings haben Sie recht, dass die Linke diesmal zu infair behandelt wird, dagegen wurde ihr von Seiten der Medien 2005 fast noch wohlwollend begegnet. Ohne zuviel Mutmaßen zu wollen - teilweise hat man fast das Gefühl einige würden die Linke erst verdammen, seit sie gemerkt haben dass sie ihre Wähler genauso bei der CDU rekrutiert wie bei der SPD.
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Good Entity
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 15:56 Uhr:   

Aber wenn die politische Stimmung für eine Partei steigt, dann können deren prozentuale Werte stagnieren oder auch steigen, sinken auf keinen Fall. - Doch, das ist sogar keineswegs ungewöhnlich.

Die Umfrageinstitute bewerten bei diesen Umfragen nicht die Gesamtheit, sondern schauen sich bestimmte Fragmente an. So geben nach bestimmten Ereignissen, etwa der Dienstwagengeschichte von Ulla Schmidt, einige Befragte spontan anders als zuvor empört an, nicht die SPD, sondern XYZ zu wählen. Natürlich weiß das Umfrageinstitut, dass diese Befragten trotzdem im entscheidenden Moment die SPD wählen werden, das ist immer so. Das gilt entsprechend, wenn die Kanzlerin den 60. Geburtstag von Herrn Ackermann sponsert oder eine Stasi-Akte eines Kandidaten der Linken kurz durch den Blätterwald flattert. Etc etc.

Das sind kurze und nahezu belanglose Piks in der politischen Stimmung nach unten, denen - wie Florian das Original richtig feststellt - natürlich Piks nach oben bei einer oder mehreren anderen Parteien gegenüberstehen müssen, damit es in der Summe wieder 100 % sind.

Diese Piks in der politischen Stimmung muss das Umfrageinstitut natürlich herausfiltern. Wenn also eine Partei kontinuierlich über Monate langsam ansteigt, jetzt aber in der politischen Stimmung einen kurzen Pik nach unten bekommt, steigt die Projektion trotzdem langsam weiter an. Umgekehrt natürlich genauso.

Es ist ja gerade der Job (und das Geschäftsmodell) der Umfrageinstitute, kurze Piks von tatsächlichen Verlaufsänderungen zu unterscheiden. Ob und wie gut sie das können, macht ihren Ruf und damit zwangsläufig die Höhe ihrer Rechnungen aus. Nicht ohne Grund werden da auch Mathematiker beschäftigt. Leute befragen kann dagegen jeder.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 29. August 2009 - 18:17 Uhr:   

"Leute befragen kann dagegen jeder."
Auch das ist nicht so einfach. Viele wollen gar nicht antworten oder sind nicht erreichbar, sagen nicht unbedingt die Wahrheit, dann kann es noch eine Rolle spielen, wer aus dem Haushalt am Telefon ist. In den letzten Jahre geht außerdem der Anteil der Haushalte mit Festnetztelefon zurück.

Zurück zum eigentlichen Thema: eine naheliegende und auch tatsächlich angewendete Möglichkeit, die längerfristige Parteibindung in Erfahrung zu bringen, ist natürlich, zu fragen, was man bei der letzten Bundes-/Lantags-/Kommunalwahl gewählt hat.

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