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Anton (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Montag, 12. Dezember 2005 - 18:35 Uhr: | |
Ich habe mal eine Frage: Wie erklärt ihr euch die teilweise sehr starken Schwankungen bei angeblich repräsentativen Umfragen. Unten steht die politische Stimmung zweier aktueller Umfragen von GMS und der Forschungsgruppe Wahlen (welche beide auf den 09.12.2005 datiert sind). Politische Stimmung heißt, dass es die reinen Umfragedaten ohne irgendwelche Veränderungen sind. Trotzdem sind derart große Unterschiede vorhanden, bei der Union immerhin ein Unterschied von 7,5 Prozentpunkten. Das lässt sich doch noch nicht einmal durch die geringen Fehlertoleranzen erklären... Forschungsgruppe Wahlen (09.12.2005): SPD 33 Union 43 Grüne 8 FDP 8 Linkspartei 6 GMS (09.12.2005): SPD 34,8 Union 35,5 Grüne 8,4 FDP 9,4 Linkspartei 8,8 Sonstige 3,1 |

Jesauer (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Montag, 12. Dezember 2005 - 20:00 Uhr: | |
Ganz einfach: 1. Stichprobe zu klein( um wirklich mit Sicherheit hundertprozentig die aktuelle Stimmung darzustellen, müsste man alle Wahlberechtigten fragen - das ist natürlich logistisch kaum machbar. Deswegen sucht man sich eine Stichprobe und hofft, dass sie annähernd repräsentativ ist.) 2. Möglicherweise unterschiedliche Befragungszeiträume 3. Zufall |

ja (Unregistrierter Gast)
| Veröffentlicht am Dienstag, 13. Dezember 2005 - 09:33 Uhr: | |
1. Stichprobenplanung - wie ziehe ich meine i.d.R. 1000-2000 Probanden so, dass ich repräsentativ bin? 2. Wie gehe ich mit Nichterreichbarkeit bzw. Verweigerung seitens der Probanden um (u.U. werden bestimmte Gruppen unterrepräsentiert, wenn ich mein Tableau einfach auffülle)? 3. Mit ziemlicher Sicherheit wird es unwahre Angaben geben (bekannt z.B. im Zusammenhang mit der Wahl rechtsextremer Parteien, aber auch die Frage der Wahlenthaltung ist hier ein Problem). 4. M.W. arbeiten alle Institute mit Gewichtungen, d.h. aus den Rohdaten (bei FGW "politische Stimmung") wird mittels Berechnungsmethoden und Schätzung eine Projektion des Wahlverhaltens erstellt (schon einmal einen echten Alchimisten gesehen?). 5. Die Institute bekommen zunehmend das Problem, dass das Wahlverhalten immer mobiler wird (Abnahme der Stammwähler, Wahlentscheidung im letzten Augenblick) und sie methodisch damit nicht klar kommen (können). 6. Eigentlich können die Institute gar keine prozentgenaue Vorhersage treffen (zumindest nicht bei diesen Stichprobengrößen). Bei FGW z.B. heißt es dann im Kleingedruckten, dass die Werte um soundsoviel abweichen können; mit einer Stichprobe kann nämlich im Grunde nur ermittelt werden, dass ein Ergebnis mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (häufig 90, 95 oder 99%) in einem gewissen Bereich liegt. Der eigentliche Skandal ist also, dass die Institute mit diesen methodischen Problemen nicht offen umgehen, sondern so tun, als ob sie tatsächlich valide Daten lieferten, obwohl sie in Wahrheit aufwändige Kaffeesatzleserei betreiben. Im obigen Fall tippe ich darauf, dass sich die Diskrepanz in erster Linie durch differierendes methodisches Vorgehen (andere Stichprobenauswahl, andere Befragungsmethode, andere Gewichtungen) erklärt. P.S.: Douglas Adams hat im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt, zu dem ein Tisch in einem Restaurant vorbestellt wurde, das Phänomen des "Reziprok-Exklusons" (zu diesem Zeitpunkt wird garantiert keiner der Gäste eintreffen) eingeführt - das lässt sich wunderbar auf Umfragen übertragen. |
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