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Wahlrecht.de Forum » Umfragen » Neue Wahlumfragen (etwa zur Europa- und zur Bundestagswahl) » 626-650 « Zurück Weiter »

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Jan
Veröffentlicht am Freitag, 01. Oktober 2004 - 19:27 Uhr:   

Bei dem jämmerlichen Bild, daß die Union derzeit bietet, scheinen mir deren Werte eher noch überschätzt zu werden.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Freitag, 01. Oktober 2004 - 20:32 Uhr:   

Mehr zu den Infratest Zahlen (1.10.2004)
29%SPD 41%CDU/CSU 12%Grüne 7%FDP 6%PDS 5%Sonstige
Noch 1Pp Vorsprung für Schwarz-Gelb. SPD aber im Aufwind.
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Niederbayer
Veröffentlicht am Freitag, 01. Oktober 2004 - 22:40 Uhr:   

Ebenfalls mehr zu Infratest:
Als Unionskanzlerkandidaten wollen 43% Stoiber, 40% Merkel, unter den Unionsanhängern sogar 53% Stoiber. Auch in den anderen persönlichen Werten ist Frau Merkel offenbar im Sinkflug. Es scheint, als ob die Wähler die Krise der Union vor allem Frau Merkel anlasten.
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J.B.K.
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 01:56 Uhr:   

Daß die CDU derzeit im Sinkflug ist mag ich ja noch nachvollziehen. Daß davon aber gerade die SPD profitieren soll ist lachhaft. Gerade jetzt vermisse ich schmerzlich die emnid-Umfragen. Mit infratest und forsa haben nun zwei SPD--hörige Institute fast den gesamten Markt für sich allein. Allensbach nimmt (zurecht) eh keiner ernst.
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Jan
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 09:40 Uhr:   

"Daß davon aber gerade die SPD profitieren soll ist lachhaft"

Schröder hat bei Hartz IV erstmals Standfestigkeit gezeigt, das wird jener nicht zu unterschätzende Teil der Wähler, der diese Reformen für richtig und notwendig hält, honorieren. Der SPD gelingt es derzeit wesentlich besser als der Union, ihre Zerstrittenheit zu kaschieren.
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c07
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 10:59 Uhr:   

Ralf:
> Wenn z. B. den Grünen eine deutliche Steigerung ihres bisherigen
> Wahlspitzenergebnisses prognostiziert wird, obwohl sie bei jeder
> konkreten Wahl UNTER ihrem bisherigen besten Vergleichswert blieben

Das stimmt mindestens in Bayern und bei der Europawahl nicht. Abgesehn davon könnte es gerade bei Landtagswahlen systematische Abweichungen geben. Außerdem ist das nicht nur bei Forsa so. Selbst die FGW handelt die Grünen oberhalb von 2002, obwohl sie systematisch nach unten projiziert werden (was sich 2002 nicht bewährt hat). Was die Wähler im Ernstfall (bei einer Bundestagswahl) tatsächlich machen würden bzw. werden, ist dabei natürlich ziemlich spekulativ.

John:
> als es keine Demoskopie gab, konnte alle Beteiligten je nach
> Machtlage Mehrheiten im Volk einfach behaupten. Ich sehe nicht,
> wo dies zusätzliche Transparenz bedeutet.

Die Frage ist in dieser Hinsicht nicht, ob es Transparenz gibt, sondern ob es deren Anschein gibt. Für echte Transparenz müsste man auch echt abstimmen lassen.

[Rohdaten]
> Aber dies sind Daten für den Kunden - und der hat dafür bezahlt.
> Dass diese nicht veröffentlicht werden, ist nur richtig. Es ist
> Teil des Preises.

Was allerdings auch heißt, dass die Sache nicht wissenschaftlich ist, weil nicht allgemein überprüf- und diskutierbar.

Ralf:
> Weil Forsa (wie die übrigen Institute) immer geglättete Ergebnisse vorlegt.

Wobei Forsa ganz allgemein weniger dazu neigt als die anderen. Die rein statistischen Schwankungen sind bei Forsa eh relativ klein, weil sie relativ viel Leute befragen, und kurzfristige echte Schwankungen versuchen sie offenbar nicht, zu beseitigen (im Gegensatz vor allem zur FGW).

> Es gibt ja genügend andere Bereiche, in denen Transparenz gesetzlich
> auch gegen den Willen des Eigentümers erzwungen wird, weil sonst
> die Gefahr besteht, daß mit falschen oder selektiven Informationen
> Schindluder getrieben wird.

Übrigens ist das rudimentär auch bei Meinungsumfragen der Fall, soweit sie im Rundfunk wiedergegeben werden. Laut Rundfunkstaatsvertrag muss stets ausdrücklich angegeben werden, ob sie repräsentativ sind oder nicht (was immer das heißen mag).

J.B.K.:
> Mit infratest und forsa haben nun zwei SPD--hörige Institute
> fast den gesamten Markt für sich allein.

Ich weiß nicht, ob Infratest bzw. Infratest dimap auch nur eine Nähe zur SPD haben, aber ausdrücklich nicht ist das bei GMS der Fall. Die arbeiten exklusiv für die Union.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 15:23 Uhr:   

"Wobei Forsa ganz allgemein weniger dazu neigt als die anderen. Die rein statistischen Schwankungen sind bei Forsa eh relativ klein, weil sie relativ viel Leute befragen, und kurzfristige echte Schwankungen versuchen sie offenbar nicht, zu beseitigen (im Gegensatz vor allem zur FGW)."

Dies entspricht auch meinen Informationen. Generell fände ich es gut, wenn es einheitliche Methoden der Erfassung gäbe (d.h. Schwankungsbreite, Rohdatenmessung, Fragetechnik, Interviewformen) (Fragen) etc. Es sollten meiner Meinung nach bei Umfragen diese Daten mit veröffentlicht werden, so dass sich alle ein Bild davon machen können. In der Soziologie gibt es z.B. die Zweitausenderregel, die besagt, dass es relativ egal ist, ob man 2000 oder 4000 Leute befragt, die statistischen Abweichungen sind dann gleich. Sie sind aber stärker, wenn weniger als 2000 Leute befragt werden. Aber nochmals: ich plädiere hier ganz nachdrücklich dafür, die Daten, die die Institute messen, anzuerkennen. Wenn bei jeder Umfrage, die einem nicht gefällt, man gleich sagt, dies Institut ist sowieso SPD- oder unionsnah, bringt dies relativ wenig. Fakt scheint zu sein, dass sich die SPD auf - relativ niedrigem Niveau - "stabilisiert", die Union - auch aufgrund ihres zerstrittenen Erscheinungsbildes in der Gesundheitspolitik und der letzlich ungeklärten Frage der Kanzlerkandidatur - zur Zeit eher fällt (für eine Opposition zwar eigentlich ungewöhnlich, dies ist aber der Preis der de-facto-Mitregierung über den Bundesrat) und alle anderen Parteien (FDP, Grüne und v.a. PDS) im Aufwind sind. Ich rechne - wie schon gesagt - mit einer Mehrheit von schwarz-gelb 2006, aber bis dahin ist es ja noch lange hin.
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Koriander
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 15:46 Uhr:   

Es konnte ja auch bis zur nächsten Bundestagswahl kaum ständig weiter für die CDU bergauf gehen oder gleich bleiben und für die SPD bergab gehen oder gleich bleiben. Bewegungen auch mal in die andere Richtung sind wohl unvermeidlich und da ist es doch für die CDU eher gut und für die SPD eher schlecht wenn dies kurz nach zwei LTWen und ziemlich lange vor der nächsten recht ruckartig geschieht. Dann kann es für die CDU von einem nicht ganz so hohen Stand wieder langsam aufwärts gehen, und der SPD fällt es schwerer schlechte Umfrage- oder Wahlergebnisse als Wende nach oben zu verkaufen.
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Carsten
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 19:20 Uhr:   

"Dann kurz vor den Wahlen präsentiert Forsa mit PAuken und Trompeten einen plötzlichen "Stimmungsumschwung" der natürlich groß durch alle Medien geistert. Forsa mißt keine Meinung es manipuliet sie."

Sehe ich nicht so. Mich wundert es bei Trendwenden (egal bei welcher Partei), wie langsam die sich die bei den anderen Instituten in den Umfragen niederschlagen. In diesem Punkt ist m.E. nur Forsa realistisch, da es bei bestimmten Meldungslagen ganz normal ist, wenn SPD oder Union innerhalb von einer Woche drei Prozent gewinnt oder verliert. Das sind gerade mal drei von 100 Wählern, die gewandert sind. Die 1-Prozent-Veränderungen der anderen Institute kann ich mir dagegen nur mit Glättungsverfahren erklären. Die sind aber bei einer genügend großen Stichprobe (die ist übrigens bei Forsa mit Abstand am größten) völlig unnötig.
-> Nach meiner Erfahrung bietet Forsa mit Abstand die realistischsten Umfrageergebnisse. Bei anderen Insituten scheint es dagegen eine "Es ist noch lange hin bis zur nächsten Wahl"-Komponente zu geben, so dass augenblickliche Stimmungen nicht korrekt dargestellt werden. Eine Ausnahme bildet hier die FGW, bei denen Stimmung (vergleichbar mit der Forsa-Prognose) und Projektion getrennt sind.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 19:54 Uhr:   

Neue Berlinlandtagswahlumfrage von Emnid 2.10.2004
24%SPD 27%CDU 15%PDS 7%FDP 21%Grüne 6%Sonstige
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Samstag, 02. Oktober 2004 - 19:57 Uhr:   

Vergleich zu Emnid Anfand August
SPD plus 2Pp
CDU minus 4Pp
PDS plus 1Pp
FDP plus 1Pp
Alles andere bleibt gleich.
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c07
Veröffentlicht am Sonntag, 03. Oktober 2004 - 07:22 Uhr:   

Bernhard:
> Generell fände ich es gut, wenn es einheitliche Methoden der Erfassung gäbe

Dann wär es aber nutzlos, dass es verschiedene Institute gibt. Sinnvoll wär es allerdings, über die Methoden informiert zu sein, sonst ist kaum eine vernünftige Interpretation möglich.

> In der Soziologie gibt es z.B. die Zweitausenderregel, die besagt,
> dass es relativ egal ist, ob man 2000 oder 4000 Leute befragt,
> die statistischen Abweichungen sind dann gleich.

Der statistische Unterschied wird zwar bei zunehmender Zahl kleiner, ist aber auch oberhalb von 2000 noch bedeutend. Nicht umsonst werden z.B. für die repräsentative Wahlstatistik oder bei Exitpolls wesentlich höhere Anzahlen verwendet. Richtig ist aber, dass eine höhere Anzahl bei normalen Umfragen trotzdem nicht viel bringt, weil dann die systematischen Fehler vorherrschen, die unabhängig von der Zahl der Befragten sind.

Koriander:
> wenn dies kurz nach zwei LTWen und ziemlich lange vor der nächsten
> recht ruckartig geschieht.

Wobei für die Sprünge nach Wahlen nicht nur Stimmungsveränderungen, sondern auch eine veränderte Korrektur der Antworten durch die Institute verantwortlich sein können.

Carsten:
> Die 1-Prozent-Veränderungen der anderen Institute kann ich mir
> dagegen nur mit Glättungsverfahren erklären.

Forsa glättet auch irgendwie, nur eben weniger als die anderen Institute. Auch bei 2500 Befragten ist der rein statistische Fehler noch ±2 Prozentpunkte (bei den großen Parteien; falls die 2500 brutto (inkl. Nichtwähler u.Ä.) zu verstehen sind, noch mehr). Denkbar wär höchstens, dass Forsa die Glättung allein über die Recall-Frage erreicht.
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J.B.K.
Veröffentlicht am Sonntag, 03. Oktober 2004 - 10:23 Uhr:   

Forsch'gr.
Wahlen ZDF 1.034
06.09.-09.09. 10.09.2004 23 % 29 % 6 % 5 % 27 % DVU 6 %
Sonst. 4 %
Infratest-
dimap Märkische
Allgemeine 1.000
06.09.-08.09. 09.09.2004 24 % 27 % 5 % 4 % 31 % DVU 5 %
Sonst. 4 %
Forsa Stern 1.003
30.08.-04.09. 07.09.2004 23 % 28 % 4 % 2 % 35 % DVU 4 %
Sonst. 4

Forsa hat die PDS um 7% überschätzt und als einziges institut das Scheitern der DVU prognostiziert. Kein Institut lag in Brandenburg so daneben wie Forsa. In Sachsen sieht es nicht anders aus: Auch hier hat Forsa für die NPD unter 5% vorhergesagt, die PDS wurde dagegen deutlich überschätzt. Soviel zur "Glaubwürdigkeit" von Forsa.
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Carsten
Veröffentlicht am Sonntag, 03. Oktober 2004 - 11:44 Uhr:   

@J.B.K:
Du bist wirklich drollig. :-) Bis zur Vornahme der Forsa-Umfragen hatte KEIN(!) Institut die Rechten über 5 Prozent gesehen, weil die erst relativ spät in den Medien hochgekocht wurden. Dass die neueren Umfragen, die du anführst, dichter am Wahlausgang liegen, kann doch nun wirklich nicht verwundern.
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Martin_D
Veröffentlicht am Sonntag, 03. Oktober 2004 - 12:54 Uhr:   

@ Ralf

Bleibst du nach der aktuellen infatest - dimap - Umfrage bei deinen Äußerungen zur Forsa - Umfrage, oder gibst du selber zu, dass du dich ein bisschen vergaloppiert hast ?
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 03. Oktober 2004 - 14:21 Uhr:   

Grade die von J.B.K. hier dankenswerterweise ins Forum gestellten Vergleiche zur Landtagswahl zeigt doch, wie wichtig eine Offenlegung der Methodik und Interpretation der Daten sind. Natürlich könnte man jetzt sagen: Forsa hat daneben gelegen. Aber kann es nicht auch so sein: bei den gemessenen Umfragen lag die NPD in der Tat unter 5%, genauso wie sie im Saarland ja bei 2% prognostiziert wurde. Institute wie die FWG führen nun einen Gewichtungsfaktor ein und sagen: wenn 2% der Leute im Saarland schon in Umfragen zugeben, NPD zu wählen, werden es sicherlich mehr werden, da es zahlreiche NPD-Wähler gibt, die a) erst im letzten Augenblick, am Wahltag, sich entscheiden, diese Partei zu wählen und b) dies in den Umfragen nicht zugeben oder noch nicht wissen. FWG würde also beispielsweise einen Gewichtungsfaktor von 2% einführen und die NPD höher gewichten. Wenn Forsa nun sagt, dies tun wir nicht, wir geben die exakten Messungen der Umfragen an, so kann Forsa in der Tat daneben liegen. Sie haben - nach dieser Auffassung - jedoch exakt gemessen. Also: Methodik angeben.

Und bei der PDS ist es doch dasselbe. Ganz offensichtlich kam der Stimmungsumschwung in Brandenburg zugunsten der SPD erst in den letzten Tagen von Leuten, die Platzeck als Ministerpräsident behalten wollten - denn was die Erststimmen angeht, ist die PDS ja in Brandenburg stärkste Partei geworden. Solche Stimmungsschwankungen sind kaum zu messen. Insofern ist es kein Wunder, dass sich Forsa hier vertan hat. Dies taten auch andere. Natürlich ist es wieder so wie oben: gibt es einen "Gewichtungsfaktor" (bei der PDS dann nach "unten") oder werden die exakten Messdaten angegeben. Dies sollte auf jeden Fall offengelegt werden.

Die Umfragen waren früher sicherlich leichter bei einem weniger starken Anteil von Wechselwählern. Insofern zeigen Umfragen - da hat Ralf natürlich völlig recht - lediglich einen Trend auf, der nicht verabsolutiert werden darf.

Aber ich wehre mich nach wie vor dagegen, einem oder mehreren Institut/en indirekt Manipulation vorzuwerfen, weil einem offenbar die Messungen nicht passen. Dies muss dann bewiesen werden. Daher plädiere ich nach wie vor für Angabe der Rohdaten, Interviewtechnik etc. oder - wie C07 richtig bemerkt - für Offenlegung der Methoden.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 04. Oktober 2004 - 11:11 Uhr:   

@Bernhard:
> Ganz offensichtlich kam der Stimmungsumschwung in Brandenburg
> zugunsten der SPD erst in den letzten Tagen ...
Das ist eben gar nicht so offensichtlich.
Real sind die echten Wahlergebnisse. Da hat die PDS zugelegt und die SPD nochmals massiv verloren.
Von den Fakten her kann eigentlich keine Rede sein von einem "Stimmungsumschwung zugunsten der SPD".

Dieser Mythos vom Stimmungsumschwung hat nur eine Basis: Die Umfragebehauptungen einige Wochen vor der Wahl.
Und diese Behauptungen waren eigentlich grotesk, mit Werten insbesondere für die PDS, die jenseits aller Glaubwürdigkeit lagen (und auch von Insidern wie Sole hier bezweifelt wurden).

Normalerweise müßte man doch sagen: Das Wahlergebnis hat gezeigt, daß die Prognose realitätsfern war (um das Wort "gelogen" mal zu vermeiden).
Statt dessen wird die Umfrage weiterhin für wahr gehalten, und dann gibt es einen ganz plötzlichen "Stimmungsumschwung".

Und diese Beurteilung ist durchaus häufig: Lagen die Umfragezahlen halbswegs richtig, beweist das die Glaubwürdigkeit des Instituts.
Lagen die Zahlen völlig falsch, wird das nicht dem Institut angelastet - sondern da hat dann offenbar der Wähler rumgeschwankt.

Ähnliche Effekte beobachte ich nun schon seit Jahren, und deswegen ist mir jetzt der Kragen geplatzt. Solange die Institute sich weiterhin weigern, ihre Rohdaten und Verfahren offenzulegen, vermute ich Absicht und Manipulationsverdacht.
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Mörsberg
Veröffentlicht am Montag, 04. Oktober 2004 - 15:13 Uhr:   

Zwar USA, aber die sind ja bekanntlich die Avantgarde in der Entwicklung von Wahlkämpfen:
"90 Prozent der Befragten, schrieb das Magazin Time vor kurzem, geben bei Umfragen den Meinungforschern keine Antworten mehr."
Gefunden habe ich jenen Satz in einem Kommentar im Standard, der auch darüber hinaus recht interessant ist.
Allerdings stellt sich natürlich eine Frage: Wie ermittelt man seriös die oben genannten 90%? Es kann ja zum Beispiel auch Leute geben, die nicht bei jeder beliebigen Umfrage gleich abschalten, sondern schon darauf achten, worum es geht.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Montag, 04. Oktober 2004 - 17:55 Uhr:   

@Ralf:
Wenn ich Deine Argumentation ansehe, muss ich mich fragen, was dies konkret bedeutet? Soll dies heißen, dass bestimmte Institute aus Deiner Sicht realitätsferne Umfragen machen? Dies kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, die Institute haben doch einen Ruf zu verlieren.

Also ich kann Deinen Argumenten beim besten Willen nicht zustimmen, ich glaube nicht, dass die Institute aus Propagandagründen - wie es suggeriert wird - "realitätsferne" Umfragen starten. Tut mir leid. Eher sehe ich die Differenzen aufgrund der Methodik, wie oben dargelegt - so auch bei Allensbach 2002.
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Martin_D
Veröffentlicht am Montag, 04. Oktober 2004 - 23:47 Uhr:   

Ich glaube, dass man zwischen Umfragen zu Landtagswahlen und Umfragen zu Bundestagswahlen unterscheiden muss. Bei Landtagswahlen fehlen einfach Erfahrungswerte, um aus Umfragen seriöse Prognosen abzuleiten. Das gilt besonders für den Osten.
Bei deutschlandweiten Prognosen sieht die Sache anders aus. Die Unterschiede zwischen den einzelnen seriösen Institute (dazu gehört meiner Meinung nach nicht Allensbach) sind immer gering genug, dass man sie durch statistische Schwankungen, so wie unterschiedlich Auswertungsmethodiken erklären kann. Für jeden, der die Umfragen verfolgt, ist klar, dass z. B. die Forschungsgruppe Wahlen ihre Ergebnisse zur Sonntagsfrage stärker glättet als Forsa. Man könnte die Forsa - Ergebisse eher mit den Ergebnissen zur politischen Stimmung (die ja im Übrigen auch nicht mit den Rohdaten übereinstimmt)bei der Forschungsgruppe Wahlen vergleichen. Stärkere Schwankungen in beide Richtungen gibt es bei Forsa schon immer, und nur weil diese jetzt zu Gunsten der SPD ausfallen, sollte man keine albernen Verschwörungstheorien aufstellen.
Gerade bei den letzten Bundestagswahlen war ich der Meinung, dass die Institute den Stimmungsverlauf in den Wochen und Monaten davor richtig wiedergegeben haben. Und die Abweichungen des tatsächlichen Ergebnisses von den Umfragen liesen sich mit den politischen Ereignissen in der letzten Woche vor der Wahl erklären.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 05. Oktober 2004 - 12:27 Uhr:   

@Bernhard:
> Soll dies heißen, dass bestimmte Institute aus Deiner Sicht
> realitätsferne Umfragen machen?
Ich behaupte erst einmal, daß es wegen einer Reihe von Gründen KEINEM Institut möglich ist, realitätsnahe Prognosen zu machen.
Aber alle Institute leben von der Behauptung, ihre Zahlenratereien wäre solide genug, um daraus politische Aussagen abzuleiten.

> Dies kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, die
> Institute haben doch einen Ruf zu verlieren.
Offenbar nicht!
Denn selbst eklatante Fehlprognosen werden schon am nächsten Tag schlicht vergessen und von den Medien grundsätzlich nicht thematisiert.

Selbst wenn Prognosen sehr krass vom Ergebnis abweichen (z. B. PDS in Brandenburg) wird das nicht den Instituten angelastet, sondern dann werden Interpretationen in die Welt gesetzt, die den Unterschied zwischen behauptetem und realen Wahlverhalten dem Wähler in die Schuhe schieben, der angeblich so stark geschwankt hätte.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 05. Oktober 2004 - 12:40 Uhr:   

@Martin:
> Bei Landtagswahlen fehlen einfach Erfahrungswerte, um aus Umfragen
> seriöse Prognosen abzuleiten.
Ich sehe keinen solchen systematischen Unterschied zwischen Bundes- und Landeswahlen.
Und vor allem: Wenn es denn so wäre, daß man nur im Bund seriös prognostizieren könnte, in den Ländern aber nicht - dann sollten die Institute auch keine Landesprognosen veröffentlichen.

> Die Unterschiede zwischen den einzelnen seriösen Institute (...)
> sind immer gering genug, ...
Eben das ist verdächtig!
Wenn es echte statistische Auswertungen wären, dann müßten die Unterschiede nämlich deutlich größer sein (c07 hat das mal in einer anderen Diskussion vorgerechnet).
Die minimalen Abweichungen in den Bundesprognosen sind ein deutlicher Hinweis, daß diese nicht unabhängig voneinander abgeleitet werden, sondern daß die Zahlen mit Blick auf die Konkurrenz manipuliert werden.

> Stärkere Schwankungen in beide Richtungen gibt es bei Forsa schon
> immer, ...
Und zwar Schwankungen, die es bei Wahlergebnissen nicht gibt!
Laut Forsa gab es bei der Union zwischen Januar und heute einen Erdrutsch von -11%. In nur einem Dreivierteljahr!
Im realen Leben war -6% in vier Jahren der schlimmste Rückgang, der der Union je passiert ist.

Hier wird Stimmung gemacht.
Und mir ist es nebensächlich, ob nun die üblichen Vorwürfe stimmen (Forsa macht SPD-Politik, Allensbach CDU-Politik ...).
Es geht wohl allen Instituten eher darum, mit entsprechend angeschärften Zahlen Trends und Trendwenden präsentieren zu können, die für Mediennachfrage sorgen. Und natürlich springen die Medien begeistert darauf an, das gibt Futter für die Schlagzeilen und Kommentare.

> Gerade bei den letzten Bundestagswahlen war ich der Meinung, dass
> die Institute den Stimmungsverlauf in den Wochen und Monaten davor
> richtig wiedergegeben haben.
Gefühlssache, dafür fehlt aber jeder Beweis.
Fakt war halt, daß es am Ende anders ausging als prognostiziert.

Natürlich lassen sich dafür politische Erklärungen finden.
Für jeden anderen Wahlausgang hätten sich andere Erklärungen gefunden.

Aber die naheliegendste Erklärung ist doch ganz klar, daß halt die Wiedergabe NICHT richtig war.
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c07
Veröffentlicht am Mittwoch, 06. Oktober 2004 - 01:47 Uhr:   

Ralf:
> Ich sehe keinen solchen systematischen Unterschied zwischen Bundes- und Landeswahlen.

Bei sonstigen Wahlen gibt es keine so kontinuierliche Beobachtung wie bei Bundestagswahlen. Das könnte zumindest im Zusammenhang mit der niedrigeren Wahlbeteiligung ein Problem sein, weil es weniger Erfahrungswerte gibt, wer letztlich tatsächlich zur Wahl geht. Außerdem sind Landtagsumfragen sicher sehr viel mehr von bundespolitischen Stimmungen überlagert als umgekehrt, was bei der konkreten Wahl womöglich deutlich anders ist.

> Die minimalen Abweichungen in den Bundesprognosen sind ein deutlicher
> Hinweis, daß diese nicht unabhängig voneinander abgeleitet werden,
> sondern daß die Zahlen mit Blick auf die Konkurrenz manipuliert werden.

Zwischen den Instituten gibt es schon sichtbare Abweichungen, die wohl vor allem auf einer verschiedenen Bewertung der Zahlen beruhen. Dass bei Umfragen direkt vor einer Wahl die Abweichung vom tatsächlichen Wahlergebnis meistens in die gleiche Richtung geht, liegt wohl eher daran, dass die Institute alle dieselben systematischen Fehler machen (sie bekommen ja im Schnitt auch dieselben falschen Antworten der Befragten, außer vielleicht bei Allensbach, weil sie eine andere Methodik haben). Außerdem könnte es auch tatsächlich kurz vor der Wahl einen Stimmungsumschwung geben (u.U. auch in Reaktion auf die Umfragen).

> Im realen Leben war -6% in vier Jahren der schlimmste Rückgang,
> der der Union je passiert ist.

Bei 4 Jahren bleibt bei Forsa sogar noch ein deutliches Plus übrig. Ansonsten gibt es reichlich Gegenbeispiele; aus neuerer Zeit etwa -17 %.. in Berlin (ok, das waren auch keine 4 Jahre).
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 06. Oktober 2004 - 09:56 Uhr:   

@c07:
>> Im realen Leben war -6% in vier Jahren der schlimmste Rückgang,
>> der der Union je passiert ist.
Gemeint war auf Bundesebene!
Da zeigt sich insgesamt ein recht zurückhaltendes Wechselverhalten der Wähler, Riesen-Erdrutsch-Ergebnisse wie manchmal in den Ländern gibt es dort nicht.
Die Umfrageinstitute dagegen behaupten auch bei ihrer Bundestags-Prognose sehr große Schwankungen.
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John Rawls
Veröffentlicht am Mittwoch, 06. Oktober 2004 - 11:48 Uhr:   

Allmählich verstehe ich den Punkt, warum Kollege Arnemann und ich nicht einig sind. Ich rede jetzt mal vorlaut von einem Denkfehler. Seinerseits, natürlich ;-) *g*.

Die letzte Ölung verwehren nur wenige, da wird selbst der verbohrteste Kommunist wieder gläubig, heißt es bei Guareschi (Don Camillo und Peppone). Deswegen ist es völlig richtig, wenn etwa FGW bei der Projektion auf die "langfristigen Überzeugungen etc." verweist. Wenn die Wahl naht, hält man inne. So weit, so gut, so Standard. Beobachtungslogik.

Vor dem hintergrund dieses Wissens ist es andererseits aber genauso korrekt, die größeren Ausschläge "zwischen den Wahlen" auch so darzustellen, wie sie sich äußern. Nur: Ob die Wahl "nächsten Sonntag", wie es so es schön heißt, ähnliche Ausschläge zeigte, würde sie plötzlich überraschend doch stattfinden - da gibt es in Deutschland halt nicht viele gesicherte Daten zu. Denn wenn Wahlen außerfahrplanmäßig vorgezogen werden, dann hat es vorher Ereignisse gegeben, die die Wahl sicher bis aufs Unkenntliche aus ganz anderen, näherliegenden Gründen verzerren. Wie löst man das Problem?

Ein Blick über die Grenze hilft. In Großbritannien wird (in gewissen Grenzen versteht sich, keine Details nun), wenn es der PM so will. Deshalb schaut dieser sehr genau vorher auf die Umfragen. Der Zeitpunkt ist sehr wichtig und auch, wie er die dann verbleibenden Monate zur Wahl nutzen kann. Wäre es so, wie Ralf Arnemann behauptet, dass nämlich die Ausschläge unseriöserweise sozusagen "Messfehler" wären, dann könnte sich der PM die Mühe eigentlich weitgehend sparen. Egal, wann er wählen lässt, die Ergebnisse endeten doch wieder ähnlich. Genau so ist es aber ganz offensichtlich nicht.

Das legt zumindest den Verdacht nah, dass die Ursache/Wirkung genau umgekehrt abläuft. Nicht die großen Schwankungen über die Zeit sind das künstliche "Manufaktum", sondern die Ruhe zum Zeitpunkt der Wahl. Es ist das gemeinsame Bewusstsein aller Akteure um die besondere Rolle eines Zeitpunktes (etwa 2006) und die darauf hinggerichteten Aktionen, die es erst ermöglichen, dass sich die Werte zu diesem Zeitpunkt hin wieder stabilisieren. Und die Parteien tun traditionell ja auch alles, um im letzten Jahr vor der Wahl insbesondere die Stammwähler zu umgarnen und um tagesaktuelle "Verwerfungen" zu vermeiden. Dann steht in der Politik erstmal wieder alles still. Kein Wunder, dass dann die berüchtigten "langfristigen Grundüberzeugungen" in so einem Kontext wieder an Bedeutug gewinnen.

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