Autor |
Beitrag |

Sole
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 12:51 Uhr: | |
Bitte entschuldigt den langen Post, ich fand die Details wissenswert und habe einige "parteipolitische" Passagen bereits rausgekürzt. URL: http://www.pds-online.de/politik/presseerklaerungen/ Datum: 26.03.2004 _________________________________________________________________ Presseerklärung vom 26.03.2004 Zu den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des PDS-Wahlbüros erklärt PDS-Wahlkampfleiter André Brie: Das PDS-Wahlbüro hat Mitte März über Infratest dimap eine repräsentative Befragung mit 1006 Befragten in ganz Deutschland durchführen lassen. Für die politische Stimmung ergab sich folgendes Ergebnis (in Prozent): Westdeutschland Ostdeutschland Gesamt SPD 25,4 22,1 24,8 CDU/CSU 53,0 40,2 50,6 B90 / Grüne 11,6 7,4 10,8 FDP 4,3 3,3 4,1 PDS 2,1 22,1 5,8 Sonstige 3,7 4,9 4,0 Dieses Ergebnis ist nicht identisch mit den veröffentlichten "Sonntagsumfragen", da die sogenannte Projektion fehlt, mit der das unmittelbare Befragungsergebnis um langfristige Wählerbindungen und taktisches Wahlverhalten "korrigiert" wird. Sicherlich muss die PDS davon ausgehen, dass ihre realistischen Daten um ca. 0,5 Prozentpunkte niedriger liegen.[..] Günstig für die PDS ist zudem, dass am 13.6. gleichzeitig in Ostdeutschland drei Kommunalwahlen und die Landtagswahl in Thüringen stattfinden. [..] Bemerkenswert sind die Antworten auf Fragen nach der politischen Rolle von Gregor Gysi. 36 Prozent aller Befragten (bundesweit) gaben an, dass Gysi ihnen in der öffentlichen Diskussion fehle, nur 3 Prozent äußerten sich nicht. Natürlich polarisiert Gysi vor allem in Westdeutschland nach wie vor, aber diese extrem niedrige Zahl zeugt von einer ungebrochenen Bekanntheit und Popularität. Immerhin 32 Prozent waren mit der politischen Arbeit von Gysi zufrieden oder sehr zufrieden. Seine Rückkehr in die aktive Politik wünschen bundesweit 35 Prozent der Befragten. Ausgesprochen hoch ist die Zustimmung zu Gysi in Ostdeutschland und speziell bei PDS-Wählerinnen und -Wählern. Für 58 Prozent der Ostdeutschen gehört Gregor Gysi wieder in die Politik, die PDS-Anhänger wollen ihn sogar zu 82 Prozent wieder zurück. Auch unter den Anhängern anderer Parteien aus dem linken Lager hat Gregor Gysi eine Lobby: Immerhin fast die Hälfte der SPD-Wähler und gut sechzig Prozent der Wähler von Bündnis 90/Die Grünen stimmen diesem Wunsch zu. Für immerhin ein Drittel der Westdeutschen ist sein Wiedereintritt in die Politik ein Thema. Auch die Wähler sonstiger Parteien, Nichtwähler und Unentschlossene befürworten die Rückkehr von Gregor Gysi recht deutlich, wenn man bedenkt, dass gerade sie sonst konkrete Politikangebote vermissen und oft enttäuscht wurden. [..]Die nähere Betrachtung der Ergebnisse für Ostdeutschland ergibt folgendes Bild: Gregor Gysi wird vor allem von Männern (63,5 Prozent), 46-59jährigen (71,1 Prozent) und Befragten mit Abitur oder Fachhochschulreife (61,7 Prozent), von Arbeitslosen (63,3 Prozent) und Selbstständigen (83,3 Prozent) in der öffentlichen Diskussion vermisst. Bemerkenswert ist hier, dass er auch bei Nichtwählern und Unentschlossenen hohe Werte erreicht (62 Prozent bzw. 62,5 Prozent). Seine Rückkehr in die Politik befürworten besonders wiederum Männer (62,9 Prozent), 30-45jährige (67,6 Prozent), Befragte mit einem POS-Abschluss bzw. mit mittlerer Reife (62,5 Prozent), Arbeitslose (68,2 Prozent) und Selbstständige (81,8 Prozent). Mit jeweils 48 Prozent liegt die Zustimmung zu dieser Frage bei Nichtwählern und Unentschlossenen vergleichsweise hoch. [...] |

Thomas Frings
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 13:31 Uhr: | |
Die Sonntagsfrage-Zahlen sollen wirklich Rohdaten sein? Die Aufschlüsselung für Ostdeutschland ist höchst unseriös. Unter den Befragten waren nur ca. 200 Ossis. Selbstständige dürfte es beispielsweise darunter höchstens 20 gegeben haben. "Immerhin 32 Prozent waren mit der politischen Arbeit von Gysi zufrieden oder sehr zufrieden." Hä, welche politische Arbeit? Diese Frage finde ich auch generell ziemlich blöde. Nur die allerwenigsten Wähler wissen, wie die "politische Arbeit" des betreffenden Politikers momentan wirklich aussieht. Die Ergebnisse spiegeln nur seine aktuelle Popularität wider und sagen bis auf wenige Ausnahmen gar nichts über seine Leistungen. |

Sole
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 13:48 Uhr: | |
" Nur die allerwenigsten Wähler wissen, wie die "politische Arbeit" des betreffenden Politikers momentan wirklich aussieh" Das interessiert doch auch gar keinen! Man geht doch nicht in den Wahlkampf mit Fachidioten, denen man keine Kompetenz ansieht. Hat sich bei Leutheuser-Schnarrenberger oder Möllemann je einer darum gekümmert, ob die wirklich was können? Abgesehen davon, was Allensbach alleweil vorführt kann bei Dimap kaum verkehrt sein. Vermutlich wird man bei einer Umfrage für die PDS den Osten auch anders in die Erhebung einbezogen haben als bei einer Allerweltsumfrage. |

Thomas Frings
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 13:57 Uhr: | |
"Das interessiert doch auch gar keinen!" Eben, warum stellt man dann so eine Frage? Bitte keine offene Türe einrennen. |

c07
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 14:53 Uhr: | |
Thomas: > Unter den Befragten waren nur ca. 200 Ossis. Umfragen, die nach West und Ost differenzieren (das macht intern übrigens auch die FGW), fragen normalerweise überproportional viele Ostdeutsche. Realistisch ist z.B. eine Verteilung von 400:600. Ist aber immer noch reichlich wenig. > Selbstständige dürfte es beispielsweise darunter höchstens 20 gegeben haben. Es war jedenfalls ein Vielfaches von 6 bzw. 11, das eine brauchbare Antwort gegeben hat. Unter der Annahme, dass das bei beiden Fragen gleich viele waren, müssten es also 66 gewesen sein. Die Frage ist aber auch, ob die, die sagen, dass sie selbstständig sind, wirklich alle selbstständig sind. |

Sole
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 15:23 Uhr: | |
Das Problem wird mal wohl immer haben. Ich traue allgemein Umfragen vor dem Wahlkampf nicht viel mehr als eine ungefähre Orientierung zu. Ich weiß auch nicht, was diese Gysi-Fragerei soll. Der ist 2006 ein alter Mann und hat bis heute nicht zu erkennen gegeben, was er außer über den Vorstand motzen noch von der PDS will. 22,1 % ist aber (Wenn man Berlin mit reinrechnet) ein verdammt hoher Ost-Durchschnitt, verglichen mit 2002 und den Landesumfragen. |

c07
| Veröffentlicht am Freitag, 26. März 2004 - 18:57 Uhr: | |
Die 22% für die PDS sind tatsächlich relativ erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie bei der FGW bis vor kurzem immer nach oben projiziert worden ist, aber bei Infratest dimap weit niedriger gehandelt wird. Falls das im Prinzip Daten einer normalen Umfrage sind, heißt es, dass sie inzwischen deutlich nach unten projiziert wird. Oder es ist einfach nur ein Ausreißer. Oder die Frage war anders als sonst. Falls die Zahlen völlig ungewichtete Rohdaten wären, hätten übrigens 536 Befrage West und 122 Befragte Ost verwertbare Antworten geliefert. Das ist die einzige Aufteilung, die direkt zu den angegebenen Prozentzahlen führen kann. Mit insgesamt 658 Wahl- und Antwortwilligen wär das aber eine recht magere Ausbeute. Falls nur zwischen West und Ost gewichtet worden ist (weil eben Ostdeutsche überproportional befragt werden), wären für Ost auch 244, 366 und 430 möglich (darüber gibt es noch mehr Möglichkeiten). 244 könnte realistisch sein, weil sie beim Deutschland-Trend im Verhältnis 3:7 zwischen Ost und West teilen. Dann wären es um die 19% Nichtwähler bzw. Antwortverweigerer. Passt allerdings gar nicht zu den Zahlen der Selbstständigen. |

Harry
| Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2005 - 12:54 Uhr: | |
Diese Umfrage zeigt doch eindeutig dass sich in den Köpfen vieler Ossis seit der Wende fast garnichts getan hat.Was hat denn Gysi als er die Möglichkeit hatte als Wirtschaftssenator in Berlin bewegt? Er ist stiften gegangen.Das gleiche gilt allerdings auch für Oskar Lafontaine. Zwei Versager an der Spitze der Wahlalternative für die kommende Bundestagswahl. Da brauch man sich doch nicht mehr fragen wessen Geistes die Menschen sind die soetwas Wählen. Übrigens,ich bin selber Ossi und habe die DDR 40 Jahre miterleben müssen. |

Sole
| Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2005 - 13:39 Uhr: | |
Du armer Betroffener, dein Schicksal füllt mein Herz mit Trauer. Weil einer als Minister nicht lange gemacht hat, muss er noch lange kein schlechter Oppositionspolitiker sein. Im Prinzip ist es sowieso seine letzte Ehrenrunde. |

Ralf Arnemann
| Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2005 - 15:09 Uhr: | |
@Sole: > Weil einer als Minister nicht lange gemacht hat, muss er noch lange > kein schlechter Oppositionspolitiker sein. Sehr feinsinnig differenziert. Ist natürlich richtig, daß in Regierung und Opposition durchaus unterschiedliche Politikerqualitäten benötigt werden. Und wenn dann ein erfolgreich Opponierender dann plötzlich Regierung wird, kann das bös enden. Siehe Schröder/Fischer oder hier Gysi. Ist aber ein schwacher Trost, wenn ein wenig regierungsfähiger Spitzenkandidat mit dem Argument verteidigt wird "keine Angst, der kommt ja eh nicht dran". Da man die Wahlergebnisse in einer Demokratie nicht sicher voraussehen kann, ist es halt immer möglich, daß er dann doch dran kommt - und dann hat man den Schlamassel. Wäre schon besser auch als Oppositionspartei nur Leute aufzustellen, denen man im Zweifelsfall auch die Verantwortung geben kann. |

Carsten Heine
| Veröffentlicht am Freitag, 10. Juni 2005 - 16:12 Uhr: | |
Schlechter als das, was uns in den letzten Jahren regiert hat, können die beiden auch bloß nicht sein. Und viel schlechter als das, was höchstwahrscheinlich kommt, auch nicht. (Ok,leicht zynisch der Beitrag) |

Sole
| Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Juni 2005 - 10:41 Uhr: | |
'Ist aber ein schwacher Trost, wenn ein wenig regierungsfähiger Spitzenkandidat mit dem Argument verteidigt wird "keine Angst, der kommt ja eh nicht dran".' Das ist richtig. Nur: Die Leute wählen Gysi/Lafontaine ja mit dem expliziten Versprechen, nicht zu koalieren und der Annahme, dass im Bund 2005 auch niemand mit der PDS will. Hinzu kommt: Generell halte ich beide für eine Belastung der Fraktionsarbeit. Aber es ist die veröffentlichte Meinung der Medien, dass der Wahlerfolg in 2005 von diesen beiden Personen abhängt. Die PDS kommt also nicht daran vorbei,sie aufzustellen wenn sie nicht einen Image-Schaden riskieren will. Das ist eine doofe Situation. Wäre mal interessant, wieviele Wähler in Thüringen die Landesliste wegen Ramelow/Spieth und wieviele wegen den "bundesweiten Spitzenkandidaten" ihr Kreuz machen. Grade Lafontaine ist außerhalb des engeren PDS-Umfeldes hier in der Region nicht so besonders angesehen. (Die Frage, ob er es denn im Westen tatsächlich ist, halte ich für offen). |

John Rawls
| Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Juni 2005 - 11:07 Uhr: | |
Ich habe mal als Wahlhelfer die Frage, "wo man denn hier Kohl wählen" könne, wahrheitsgemäß mit "Kohl steht hier nicht zur Wahl" beantwortet. Da hat der Kollege Wahlvorstandsvorsitzende von der CSU aber getobt! ;-). |
|