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Norddeutscher Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Samstag, 26. Oktober 2013 - 18:04 Uhr: | |
"Stabil ist der Euro natürlich nicht oder noch nie etwas von Inflation gehört?" Gemeint war wahrscheinlich die Außenstabilität. Und wenn man es mit den Prophezeihungen eines Bolko Hoffmann oder ähnlicher Propheten vergleicht, ist die Außenstabilität schon erheblich. Und auch die Inflation ist - zumindest in der Bundesrepublik - nicht wirklich weltbewegend (ob das nun am Euro liegt oder nicht, darüber kann man sicherlich streiten). Ich bin nun kein Volkswirt, aber in der von mir belegten Vorlesung "Volkswirtschaft für Nichtökonomen" in den 1980er Jahren ist mir beigebracht worden, dass eine Preissteigerungsrate von deutlich unter 2% langfristig für eine Volkswirtschaft eher schädlich ist. Einerseits bestehe die Gefahr einer faktischen Deflation und andererseits vermindere eine zu geringe Preissteigerungsrate den Rationalisierungsdruck insebesondere im produzierenden Gewerbe (tendenziell aber auch im tertiären Sektor) und schwäche damit die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Optimal sei - über längere Zeiträume gesehen - demnach eine Preissteigerungsrate von ca. 2% bei einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von etwa 3,5%. |
nevermore
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| Veröffentlicht am Samstag, 26. Oktober 2013 - 21:15 Uhr: | |
Eine Währung, die seit Jahren dauernd "gerettet" werden muss, die schon zweimal kurz vor dem totalen Kollaps stand, für deren Auflösung Großbanken und internationale Unternehmen Notfallpläne in der Schublade haben, und die seit spätestens 15 Monaten nur noch von Draghis Gnaden existiert, ist nicht "stabil", egal wie der Binnen- und Außenwert ist. Asmussen verteidigte in der Bild-Zeitung das OMT-Programm. „Als wir das Programm auflegten, stand die Eurozone kurz vor dem unkontrollierten Zerfall“, sagte er. Bedeutende Unternehmen und Banken hätten schon begonnen, sich darauf vorzubereiten. „Zu diesem Zeitpunkt war die EZB die einzige voll handlungsfähige europäische Institution und musste jedem Spekulanten klarmachen: Legt euch nicht mit der EZB an. Der Euro wird verteidigt.“ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/europas-schuldenkrise/vor-der-verhandlung-in-karlsruhe-die-eurozone-stand-kurz-vor-dem-unkontrollierten-zerfall-12216226.html Die panikhaften nächtlichen Marathonsitzungen fanden nicht zur Vergnügung der Bürger statt. Seit Monaten andauernde Kapitalverkehrskontrollen in Zypern. Im Frühjahr Wochenlanges Einfrieren von Bankkonten, fast völliges Erliegen des Zahlungsverkehrs. Zwangsabgaben auf Depositen, die über Nacht beschlossen werden. Sowas soll "Leitwährungsqualitäten" haben? Lächerlich. Ich stimme Kai Konrad, Schäubles "Nicht-Berater", zu. Fünf Jahre noch, allenfalls. (Beitrag nachträglich am 26., Oktober. 2013 von nevermore editiert) |
marvin
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| Veröffentlicht am Samstag, 26. Oktober 2013 - 21:21 Uhr: | |
Es mag sein, dass es um den Euro turbulent zugeht, aber "stabil" ist er bisher. Dieses Wort bedeutet nach meinem Kenntnisstand entweder, dass der Wechselkurs zu anderen wichtigen Währungen nicht fällt (nach außen stabil), oder dass die Preise nicht mehr als im Mittel 2% p.a. steigen (nach innen stabil). Beim Euro trifft sogar beides zu, also ist er sogar im doppelten Sinne stabil! |
nevermore
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| Veröffentlicht am Samstag, 26. Oktober 2013 - 21:35 Uhr: | |
Ja, so stabil wie ein Patient auf der Intensivstation, der nur noch von der Herz-Lungen-Maschine am Leben erhalten wird. |
Good Entity Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Sonntag, 27. Oktober 2013 - 00:53 Uhr: | |
Nun ja, alles ist relativ. Die Nachfrage nach Euros ist ungebrochen, der Kurs steigt und steigt. Offenbar will sich ganz Fernost mit Euros eindecken. Die Euros scheinen andernorts viel beliebter zu sein und einen besseren Ruf zu genießen, als daheim. Es kann natürlich sein, dass die Volksrepublik China, Südkorea, Singapur, Japan, Taiwan, Malaysia, Thailand, Indien etc. eigentlich auf die Herz-Lungen-Maschine scharf sind, wenn dann der Patient endlich hinüber ist. Allerdings werden sie bis dahin unglaublich viele Euros in ihren Depots angesammelt haben und können den Patienten im Grunde auch nicht mehr sterben lassen, denn dann wären die Ersparnisse mit weg. Auch wäre dann der Kunde ihrer Erzeugnisse zugleich mit weg, gleich noch ein möglicherweise weit eklatanteres Problem. Man mag auf die Globalisierung schimpfen, aber sie hat eindeutig auch sehr beruhigende Nebenwirkungen. Im Übrigen ist der Zusammenhang mit dem Wahlrecht in der Diskussion inzwischen nur noch randständig. Ich glaube nicht, dass ein wirklich relevanter Anteil der potentiellen AfD-Wähler sich von den Überlegungen von nevermore, 900 Watt und Mitstreitern beeinflussen lassen wird. |
Rumpelstielzchen Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Sonntag, 27. Oktober 2013 - 01:22 Uhr: | |
Nun ja, der Anteil an Euro und US-Dollar ist ja nun weltweit gesehen schon etwas zurückgegangen. Mir ist allerdings kein AfDler bewusst, der behauptet hätte, dass der Anteil massiv einbrechen sollte, wenn doch bekannt ist, dass man mit den letzten Schrottpapieren neue Euro generieren kann, was ja massiv in der Peripherie geschehen ist. |
Thomas Frings
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| Veröffentlicht am Sonntag, 27. Oktober 2013 - 11:51 Uhr: | |
@Nevermore "Eine Währung, die seit Jahren dauernd "gerettet" werden muss" Das ist Merkel/Schäuble-Propagandaquatsch. Nicht eine Staatspleite Griechenlands ist ein großes Problem, sondern die Maßnahmen, um dies zu verhindern. Es ist gar nicht schlau, die Argumentation auf einem Ereignis aufzubauen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintreten wird. Das ist auch deshalb gar nicht nötig, weil es genug seriöse Argumente gegen die Euro-"Rettungs"politik gibt. Es wäre ja auch nichts schlechter für die Entwicklung der AfD als ein schnelles Ende des Euro. Die AfD muss das Thema Euro natürlich warm halten und dazu werden sich sicher noch einige Anlässe bieten. Auf die Dauer reicht das aber nicht. Sie wird auch andere Themen brauchen. Als Ein-Thema-Protestpartei wird sie scheitern wie die Piraten. Genug Platz ist bei einer sozialdemokratischen Union und einer mit Lindner sich weiter nach links bewegenden und im Niedergang befindlichen FDP reichlich da. Man muss ihn bloß nutzen. |
nevermore
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| Veröffentlicht am Sonntag, 27. Oktober 2013 - 14:08 Uhr: | |
Es geht nicht um eine Staatspleite Griechenlands, Herr Frings. Wenn Sie meinen Beitrag von Freitag zum Thema Zahlungsbilanzkrise richtig gelesen hätten, dann wüssten Sie das. Und das "gerettet" habe ich nicht grundlos in Anführungszeichen gesetzt. Was mit der AfD wird, wenn die Eurozone zu einem Ende kommt, ist mir persönlich ziemlich gleich. Auch, ob sich die Rechtsausleger in der Partei durchsetzen (was ich nach den Gesprächen, die ich geführt habe, bezweifle). Das hat niemand als die Mitglieder zu entscheiden. Mir geht es nicht um Parteipolitik, wenn ich auch Bernd Lucke alles Gute für eine politische Zukunft wünsche, wenn er die anstreben sollte, aus persönlichen Gründen. Mir geht es allein darum, dass dieses fehlgeschlagene Währungsexperiment mit möglichst wenig Chaos abgewickelt wird. (Beitrag nachträglich am 27., Oktober. 2013 von nevermore editiert) |
Ralf Arnemann
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| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 17:49 Uhr: | |
@Nevermore: > Es handelt sich hierbei nicht > in erster Linie um eine > Staatschuldenkrise ... Das ist eine sehr abenteuerliche Behauptung. Die Krise ist ausgebrochen, weil Griechenland so verschuldet war, daß es vor dem Bankrott stand. Denn Merkozy verhinderten, weil sonst wieder eine Runde Bankenrettung angesagt gewesen wäre. Die ganzen "Rettungs"- und Troika-Maßnahmen gehen auch immer darum, den Staatshaushalten Liquidität zu verschaffen und die Ausgaben so zu kürzen, daß die Überschuldung beherrscht werden kann. > Das ist die Interpretation > der Bundesregierung, ... Falsch. Im Gegenteil hat Merkel den Vorwand mit der "Euro-Krise" und "wir müssen den Euro retten" erfunden, um von der Verschuldungskrise abzulenken. > Das zentrale Problem - ... - ist > das Auseinanderlaufen der Lohnstückkosten > und das hieraus resultierende Auseinanderlaufen > der Wettbewerbsfähigkeit. Das hat aber direkt mit dem Euro überhaupt nichts zu tun. Der Euro hat nur den alten (und falschen) Ausweg verhindert, überzogene Lohnsteigerungen über Abwertung auf die Gesamtbevölkerung abzudrücken. > Deshalb versucht die Troika, die > Wettbewerbsfähigkeit über sog. > interne Abwertungen zu verbessern, > also durch Kürzung der Löhne und Preise. Von direkten Lohnkürzungen in der Privatwirtschaft ist m. W. bei der Troika nicht die Rede. Wohl aber von der Rücknahme überzogener Staatsausgaben, auch bei den Löhnen im öffentlichen Dienst. > Selbst die Wettbewerbsfähigkeit > wird nicht nachhaltig verbessert, Die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft hat sich verbessert, weil abwürgende staatliche Regelungen gestrichen wurden (Transportmonopole, Grenzschließung). > Die überwiegende Mehrheit der > Ökonomen teilt die AfD-Analyse ... Eine völlig unbelegte Behauptung. Erinnert fatal an die Behauptung, die überwiegende Mehrheit der Wissenschaft würde die IPCC-Thesen zur Klimakatastrophe unterstützen. Wobei in der Wissenschaft Mehrheiten ohnehin nebensächlich sind. > Ich halte Lohnkürzungen von 20, > 30 oder 40 Prozent für unzumutbar > und politisch gefährlich ... Aber ein Kaufkraftverlust durch 30% Abwertung ist leichter machbar? > Eine Währung, die seit > Jahren dauernd "gerettet" > werden muss ... Unfug. "Gerettet" wurden immer nur die Schuldenländer (bzw. ihre Gläubiger). Der Währung Euro wäre es völlig egal gewesen, wenn ein Mitgliedsstaat Pleite macht. > ... dass dieses fehlgeschlagene > Währungsexperiment mit möglichst > wenig Chaos abgewickelt wird. Und dazu gibt es bis heute keinen praxistauglichen Vorschlag. |
Thomas Frings
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 19:16 Uhr: | |
@Nevermore "Es geht nicht um eine Staatspleite Griechenlands, Herr Frings. Wenn Sie meinen Beitrag von Freitag zum Thema Zahlungsbilanzkrise richtig gelesen hätten, dann wüssten Sie das. Und das "gerettet" habe ich nicht grundlos in Anführungszeichen gesetzt." Selbstverständlich geht es (auch) darum. Ihre Ausführungen lese ich natürlich nicht komplett, sie sind ja auch von mäßiger Qualität. Sie schmeißen z. B. Zahlungs-, Leistungs- und Handelsbilanz wild durcheinander. Griechenland hat außerdem wenig Industrie, deren Wettbewerbsfäghigkeit gesteigert werden könnte. Da könnte eine Abwertung auch kurzfristig nicht viel helfen (eine längerfristige Lösung so etwas sowieso nie, eine schwache Wähhrung ist immer Krisensymptom und nie die Lösung). Die Handelsbilanz Griechenlands war schon vor dem Euro permanent drastisch negativ. @Ralf Arnemann "> Eine Währung, die seit > Jahren dauernd "gerettet" > werden muss ... Unfug. "Gerettet" wurden immer nur die Schuldenländer (bzw. ihre Gläubiger). Der Währung Euro wäre es völlig egal gewesen, wenn ein Mitgliedsstaat Pleite macht." Das ist zwar richtig, praktisch besteht allerdings die Neigung von Zentralbanken, dies durch Gelddrucken zu verhindern. |
nevermore
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 20:11 Uhr: | |
Herr Frings, wenn Sie meine Ausführungen nicht vernünftig lesen, werden Sie auch kaum imstande zu sein, sie zu verstehen. Dann sollten Sie vielleicht aber auch darauf verzichten, sie in herablassendem Ton zu kommentieren. So etwas ist unakademisch und zeugt zudem von einer ziemlich schlechten Kinderstube. Ich habe nicht Zahlungs- und Leistungsbilanz "durcheinandergeschmissen" (wenn Sie das ernsthaft behaupten, frage ich mich, ob Sie selbst wissen, was der Unterschied ist). Leider haben Sie anscheinend auch nicht verstanden, dass das Hauptproblem für die Stabilität der Währungsunion nicht Griechenland ist. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, ich glaube, ich bin rein berufsbedingt besser qualifiziert, die makroökonomischen Ursachen der Krise einzuschätzen, als Sie. Es ist natürlich nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen, dass Sie irgendwelche Erkenntnisse haben, die mir und den ganzen Ökonomen, die diese Analyse teilen, verborgen geblieben sind. Bisher ließen Ihre Ausführungen nicht auf eine tiefere Durchdringung der gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge schließen,aber ich lasse mich da gern eines Besseren belehren. Allerdings wurde ja bereits bemängelt, dass diese Diskussion off topic sei, und ich finde Ihre überhebliche Art zunehmend ärgerlich. Wenn Sie also nicht willens sind zu einer sachlichen Diskussion auf dem Niveau erwachsener Menschen, auf Basis dessen, was ich tatsächlich geschrieben habe und ohne abfällige Bemerkungen, dann schlage ich vor, wir belassen es dabei. (Beitrag nachträglich am 29., Oktober. 2013 von nevermore editiert) |
nevermore
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 20:27 Uhr: | |
Herr Arnemann, ich habe in meinem Beitrag ziemlich ausführlich erläutert, inwiefern die Krise an der Wurzel eine Zahlungsbilanzkrise und erst in zweiter Linie eine Staatschuldenkrise ist. Darüber besteht in Ökonomenkreisen durchaus eine gewisse Einigkeit, und zwar über die ideologischen Lager hinweg. Das können Sie mit dem entsprechenden Aufwand selber überprüfen, indem Sie einfach mal nicht den Wirtschaftsteil irgendeiner Tageszeitung XY, sondern tatsächlich entsprechende Fachpublikationen oder meinetwegen auch Ökonomenblogs lesen, die ja zu einem erheblichen Teil öffentlich zugänglich sind. In einigen Leitmedien gibt es auch den einen oder anderen Fachkommentator, der die Krise als Zahlungsbilanzkrise benennt; inzwischen ist dankenswerterweise auch Holger Steltzner von der FAZ darunter, der bis in den Sommer hinein noch von Staatsschulden als Ursache schrieb und dann kurz vor der Wahl endlich in einem langen Artikel die Außenwirtschaftsdimension in den Mittelpunkt stellte. Da haben ein Flut von Leserbriefen und die Diskussionen mit AfD-Leuten am Ende doch ihre Wirkung getan. Um kurz auf Ihre Fragen einzugehen. Die beschlossenen Maßnahmen beinhalteten u.a. eine Senkung der Mindestlöhne. Ein Kaufkraftverlust durch Abwertung ist tatsächlich leichter zu bewältigen, weil er nur die importierten Güter betrifft und in den besonders kritischen Fällen wie Energiepreise zumindest teilweise durch Senkung von Verbrauchsteuern abgefangen werden kann. Eine externe Abwertung hat darüber hinaus den Vorteil, dass deflationäre Effekte, die zur Überschuldung und Insolvenz von Unternehmen und Haushalten führen und die Rezession und die Probleme im Bankensektor verschärfen, vermieden werden. Das Auseinanderlaufen der Lohnstückkosten ist im Zusammenhang mit der Eurokrise deshalb relevant, weil die hierdurch entstandenen Verluste der Wettbewerbsfähigkeit ohne Einheitswährung durch Abwertung kompensiert werden konnten, was in der Vergangenheit regelmäßig geschah und seit Einführung des Euro nicht mehr möglich ist. Das Auseinanderlaufen wurde zudem durch die Einführung der Einheitswährung forciert. Dies ist dadurch bedingt, dass bei asynchronen Konjunkturzyklen eine einheitliche Geldpolitik prozyklisch statt antizyklisch wirkt, wodurch die inflationären Tendenzen in Südeuropa erst in diesem Maß verstärkt worden sind. Ich gebe Ihnen mal ein paar Links, wenn Sie mögen, können Sie sich das ja durchlesen (in ein paar Forenposts lässt sich das leider nur schlecht abhandeln): Sammelband des ifo-Instituts aus 2011: http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/lang-en/DocBase_Content/ZS/ZS-ifo_Schnelldienst/zs-sd-2011/zs-sd-2011-16/SD-16-2011.pdf Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse aus dem ifo-Bericht und Aktualisierung 09/2013 von einem ehemaligen ifo-Mitarbeiter: http://www.matthiaselbers.de/docs/Das-Euro-Desaster.pdf Fritz Scharpf vom Max Planck Institut für Gesellschaftsforschung: http://www.mpg.de/4397700/eurokrise http://www.b-republik.de/startseite/rettet-europa-vor-dem-euro,http://www.b-republik.de/startseite/rettet-europa-vor-dem-euro Paul Krugman auf seinem Blog vor etwa einem Jahr: http://krugman.blogs.nytimes.com/2012/09/26/euro-update-the-perils-of-pointless-pain/?_r=0 Es gibt jede Menge weiterer. Wenn sich so ideologlisch unterschiedliche ausgerichtete Ökonomen von Wilhelm Hankel über Hans-Werner Sinn bis Paul Krugman und Heiner Flassbeck allesamt einig sind, dass die Staatsschulden nicht das primäre Problem sind, sondern es sich im Kern um eine Zahlungsbilanzkrise handelt (selbst Horn, der nun wirklich kein AfD-Freund ist, sagte zu Lucke, er stimme in der Analyse mit ihm überein!), dann ist es ratsam, dies zumindest zu bedenken und es nicht einfach als "abenteuerlich" abtun, erst recht, wenn man selber kein Fachmann ist. (Beitrag nachträglich am 29., Oktober. 2013 von nevermore editiert) |
AfDler Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 20:37 Uhr: | |
@nevermore Ich bin auch Volkswirt und teile Deine Auffassung. Sofern noch nicht geschehen, kontaktiere doch bitte Deinen AfD-Kreisverband, ob Du nicht Informationsveranstaltungen bei Dir vor Ort durchführen kannst. Auch ein Mitwirken an einer regionalen AfD-Zeitung (das diskutieren wir hier gerade) dürfte doch effektiver sein als diese Forumsdiskussion. Gruß |
nevermore
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 20:55 Uhr: | |
Ich überlege es mir. Ich möchte eigentlich aus beruflichen Gründen keine parteipolitischen Bindungen aufbauen, aber diese Forendiskussionen führen tatsächlich eher selten zu etwas. Viel zu oft ist es nur Zeitverschwendung. Und geschehen muss etwas, so können wir nicht weitermachen. |
AfDler Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 21:12 Uhr: | |
Ich hatte auch Bedenken, weil diese Partei ja unglaublichen Diffamierungen ausgesetzt ist. Dieses antidemokratische Verhalten hat mich im August dazu bewogen, in die Partei einzutreten. Man wird diese Leute nicht im ÖR oder in Online-Foren erreichen. In den Foren findest Du nur Leute, die schon eigenen Ideologien pflegen. Die Information muss in die Briefkästen der Leute. Ich sehe alleine in den Wahlbezirken, in denen hier Flyer verteilt wurden, hat die AfD locker 2-4% mehr Stimmen gehabt. Ich habe aus beruflichen Gründen bislang auch nur anonym gekämpft. Nach dem OK meines Arbeitgebers werde ich demnächst auch eine Parteifunktion annehmen. Ich denke die meisten Kreisverbände würden gerne Deine Mithilfe direkt im Kreisvorstand sehen. Gruß |
nevermore
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 21:27 Uhr: | |
Dieses Zögern im Hinblick auf parteipolitisches Engagement bezieht sich bei mir nicht speziell auf die AfD. Die Diffamierungen sind natürlich übel und werden vermutlich im Europawahlkampf noch zunehmen. Es war heute schon in der Presse die Rede davon, dass man sich in der CDU überlegt, wie man die Partei diskreditieren kann. Also einfacher wird's nicht werden. Es ist nicht so, dass man in den Foren gar nichts erreicht. Allerdings hat man nur bei Leuten eine Chance, die willens sind, sich Argumente anzuhören und nicht von vornherein alles besser wissen. Ich denke, ich habe in Foren schon das ein oder andere erreicht, aber das Ergebnis steht halt in einem sehr schlechten Verhältnis zum Aufwand und zum Ärger. |
nevermore
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Montag, 28. Oktober 2013 - 22:04 Uhr: | |
@AfD'ler, noch eine Frage. Gibt es eigentlich bei euch kein Forum, in dem man sich über nützliche Artikel, Studien etc. austauschen kann? Wenn ja, würde ich mich über einen Link freuen, ggf. via E-Mail, siehe mein Profil. |
Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Dienstag, 29. Oktober 2013 - 17:41 Uhr: | |
@nevermore: > inwiefern die Krise an der Wurzel > eine Zahlungsbilanzkrise und erst > in zweiter Linie eine Staatschuldenkrise ist. Es sind erst einmal zwei verschiedene Krisen. Und das mit Wurzel und zweiter Linie ist NICHT Ökonomoen-Konsens. Im Gegenteil ist unbestreitbar, daß die akute Krise durch die Staatsschulden ausgelöst wurde und diese Krise auch die "Rettungs"-Maßnahmen verursacht hat. Die schlechteren Wettbewerbsbedingungen sind dagegen nicht Hauptziel der Maßnahmen der Troika - auch wenn die Griechen aus Eigeninteresse da auch viel reformiert haben. Unbestritten ist, daß die Wettbewerbsprobleme wesentlich durch zu hohe Lohnsteigerungen verursacht wurden. Und daß die altgewohnte Hilfsmaßnahme "Abwertung" nach Euro-Einführung nicht mehr möglich war. Das heißt aber weder, daß diese altgewohnte Maßnahme besonders geeignet wäre noch kann es die Hauptverantwortung verlagern - die liegt natürlich immer noch bei den Lohnabschlüssen, nicht bei der Euro-Einführung. > Das können Sie mit dem entsprechenden > Aufwand selber überprüfen ... Nur mal so allgemein: Ich habe mich seit Beginn der Krise mit großem Aufwand informiert, die Wirtschaftsteile irgendwelcher Zeitungen spielten dabei die geringste Rolle. Die logischen Fehlbezüge Ihrer Argumentation kommen zwar auch in den Wirtschaftsteilen häufig vor, sind aber nicht mit Berufung auf irgendwelche Autoritäten aus der Welt zu schaffen. > Die beschlossenen Maßnahmen > beinhalteten u.a. eine Senkung > der Mindestlöhne. Mit anderen Worten: Das eigentliche Problem mit der Lohnhöhe lag NICHT im Fokus der Maßnahmen - nur ein geringer Teil der Beschäftigten bezieht ja Mindestlohn. > Ein Kaufkraftverlust durch Abwertung > ist tatsächlich leichter zu bewältigen, ... Sicher. Aber deswegen ist er nicht sinnvoller. Weil er letztlich zu einer internen Umverteilung führt: Die produktiven Branchen bzw. die Beschäftigten dort werden mit verminderter Kaufkraft bestraft, weil andere Branchen sich mehr Zuwächse gönnen wollten, als sie mit ihrer Produktivität erwirtschaften können. Die eigentlichen Strukturprobleme werden durch Abwertung nicht gelöst, sondern nur verschoben und dabei sogar verschärft. Was man ja auch daran sieht, daß KEIN traditionelles Abwertungsland mit dieser Maßnahme je auf einen grünen Zweig gekommen ist. Auch Griechenland war ja vor der Euro-Einführung keine Erfolgsgeschichte ... Die Euro-Einführung hat implizit vorausgesetzt, daß die Südländer künftig so wirtschaften, wie das die Nordländer gewohnt waren. Und das haben diese nicht gemacht und sich damit Probleme eingehandelt. Das heißt aber nicht, daß die Grundidee des soliden Wirtschaftens grundsätzlich falsch ist oder die althergebrachte griechische Wirtschaftsweise es wert wäre, wiederbelebt zu werden. Die Umstellung ist schmerzhaft, lohnt sich aber mittel- und langfristig. > Wenn sich ... Ökonomen von Wilhelm > Hankel über Hans-Werner Sinn bis > Paul Krugman und Heiner Flassbeck > allesamt einig sind, ... ... dann ist das erst einmal verdächtig. Weil sie sich vielleicht in einigen offensichtlichen Punkten einig sind, aber nicht unbedingt im Kern. Es ist sowieso nicht der Knackpunkt, ob die Staatsschulden nun primär sind oder nicht. Denn daß es nicht nur ein Staatsschuldenproblem ist, bestreitet keiner, und bei den Gegenmaßnahmen gibt es sowieso keinen Konsens. > sagte zu Lucke, er stimme in > der Analyse mit ihm überein Das Problem mit Lucke ist auch nicht die Analyse (obwohl er da je nach Diskussion und Frage auch widersprüchlich ist), sondern die fast völlig fehlende Lösung. Denn selbst wenn man die Staatsschulden nicht "primär" für die Krise sieht - sie sind nun einmal da und müssen irgendwie behandelt werden. Und da nützen Währungsspielereien überhaupt nichts. |
Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Dienstag, 29. Oktober 2013 - 17:44 Uhr: | |
Doppelpost gelöscht (Beitrag nachträglich am 29., Oktober. 2013 von rar editiert) |
Thomas Frings
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Dienstag, 29. Oktober 2013 - 17:47 Uhr: | |
@Nevermore "Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, ich glaube, ich bin rein berufsbedingt besser qualifiziert, die makroökonomischen Ursachen der Krise einzuschätzen, als Sie. Es ist natürlich nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen, dass Sie irgendwelche Erkenntnisse haben, die mir und den ganzen Ökonomen, die diese Analyse teilen, verborgen geblieben sind. Bisher ließen Ihre Ausführungen nicht auf eine tiefere Durchdringung der gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge schließen,aber ich lasse mich da gern eines Besseren belehren" Sie tun auch gut daran, mir nicht nahe zu treten. Da zumindest ich Wert auf Sachlichkeit lege, lasse ich Ihre Anmaßungen und Unterstellungen unkommentiert. Dafür weise ich darauf hin, wo Ihre Argumentation nicht mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen ist: Sie schrieben: Das zentrale Problem - das wie gesagt seit 1992 schon viele Ökonomen haben kommen sehen - ist das Auseinanderlaufen der Lohnstückkosten und das hieraus resultierende Auseinanderlaufen der Wettbewerbsfähigkeit. Das Ergebnis sind akkumuliernde Leistungsbilanzdefizite und Auslandsverschuldung in den Krisenländern, vor allem der Südperipherie, und akkumulierende Leistungsbilanzüberschüsse in den Gläubigerländern. Die fallende Wettbewerbsfähigkeit führt zur Rezession, und diese wiederum zu steigenden Defiziten im Staatshaushalten und zunehmenden Kreditausfällen bei den Banken. Ohne Einheitswährung würde man in einer solchen Situation abwerten, aber "dank" der Währungsunion ist eine externe Abwertung unmöglich. Deshalb versucht die Troika, die Wettbewerbsfähigkeit über sog. interne Abwertungen zu verbessern, also durch Kürzung der Löhne und Preise. […]. Selbst die Wettbewerbsfähigkeit wird nicht nachhaltig verbessert, da mangels Investitionen die industrielle Basis erodiert und das langfristige Produktivitätspotenzial divergiert anstatt konvergiert. Die Folge von all dem ist, dass die Spaltung der Währungsunion immer größer wird. Wer diese Außenhandelsdimension ausblendet, hat die Krise nicht verstanden. Zu lösen ist das nur, indem man die Verwerfungen bei den Exportpreisen behebt, die im Übrigen in diesem Maß durch die Währungsunion überhaupt erst entstanden sind. Sie setzen hier indirekt Leistungs- und Handelsbilanz gleich und das ist natürlich falsch. Ein Land kann z. B. ein dauerhaftes Handelsbilanzdefizit und zugleich eine ausgeglichene Leistungsbilanz haben. Und wie schon gesagt: die griechische Industrie war immer schwach und das hohe Außenhandelsdefizit ist nicht erst durch den Euro entstanden. Auch Spanien und Portugal hatten schon vor dem Euro dauerhaft eine deutlich negative Handelsbilanz, während Italien noch vergangenes Jahr eine positive Handelsbilanz hatte. Ihre Ausführungen treffen den Kern des Problems also offensichtlich nicht. Es gibt keine Gesetzmäßigkeit, dass eine eigene Währung mit flexiblem Wechselkurs dazu führen würde, dass sich Handelsbilanzsalden langfristig ausgleichen. Das lässt sich nicht einmal hinsichtlich der Leistungsbilanzsalden feststellen, da sind USA ein gutes Beispiel. Natürlich hat der Euro negative Auswirkungen und vor allem seine angebliche Rettung. Aber nicht die fehlende Abwertungsmöglichkeit für Krisenländer ist das Problem. |
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