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Archiv bis 24. September 2013

Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Alternative für Deutschland » Archiv bis 24. September 2013 « Zurück Weiter »

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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 09:23 Uhr:   

Mit diesem Sonntag dürfte sich das Thema AfD erledigt haben.

Lucke hat es taktisch geschickt erreicht, den Bundestag ESM-Kritiker-frei zu machen. Egal mit wem Merkel nun koaliert - es werden noch einige Milliarden nachgeschoben. Und bis zur nächsten BTW ist das Euro-Thema uninteressant, so oder so.

Entscheidend für die AfD ist das deutliche Scheitern in Hessen. Damit ist klar, daß ihre Programmatik unterhalb der Bundesebene uninteressant ist und nur die üblichen Protestwähler anzieht. Es wird ihr daher nicht gelingen, eine für den langfristigen Bestand nötige Basis in Kommunen und Ländern aufzubauen. Denn nur mit Mandatsträgern dort bekommt eine Partei die personelle, finanzielle und organisatorische Struktur für weitere Wahlkämpfe.

Natürlich wird es noch irgendeinen Erfolg bei der Europawahl geben - da gibt es ja auch keine 5%-Hürde.
Aber dieser Erfolg trägt nicht über den Tag hinaus. Niemand kennt Europa-Parlamentarier, niemand druckt ihre Meldungen.


Wir haben jetzt also zwei Parteigründungen in den letzten Jahren erlebt: Die Piraten von links, die AfD von recht. Beide auf ein aktuelles Thema fixiert, beide mit deutlicher populistischer Schlagseite gegen "die da oben". Und beide nur ein Strohfeuer.


Wobei ich im Parteiensystem immer noch Platz für eine klar konservative Partei sehe. Aber die muß das dann auch so kommunizieren und die Geduld haben, sich über einige Jahre aufzubauen. Der Einzug in den Bundestag ist der krönende Abschluß einer erfolgreichen Parteineugründung (siehe Geschichte der Grünen), nicht der Start.
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Jeki
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 09:32 Uhr:   

Ralf Arnemann:

"Lucke hat es taktisch geschickt erreicht, den Bundestag ESM-Kritiker-frei zu machen."

Ob ich es Lucke ankreiden würde, weiß ich nicht; wäre die FDP Schäffler gefolgt, wäre sie sicherlich noch im Bundestag vertreten. In der Tat finde ich es aber dramatisch, dass nun jegliche kritische Stimmen im Bundestag zum Schweigen gebracht wurden. Jetzt kann alles Weitere problemlos durchgewunken werden. Die zu erwartende Mitte-Links-Regierung wird lediglich von einer linken Opposition überwacht; es kann also nur darum gehen, wer denn nun der Linkeste ist und am meisten Geld zum Fenster rauswirft.
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Ralf Lang
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 09:39 Uhr:   

Die Piraten sind zwar mittlerweile eine eher linke Partei, aber ihre Gründung als "links" zu bezeichnen, da bin ich mir nicht so sicher. Jedenfalls haben sie derzeit keine Aussichten.

Für die FDP ist nun jede Landtagsfraktion wichtig, um in den Nachrichten zu sein. Da ist das knappe doch-noch-drin in Hessen hilfreich. Auch finanziell und parteiorganisatorisch ist der Verlust der Bundestagsfraktion eine Herausforderung. Da werden etliche Leute kurzfristig aus der hauptamtlichen Politik ausscheiden.

Mit der Entzauberung von AfD und Piraten wird es aber für die traditionellen Anbieter wieder leichter.

Wer je eine Sozialdemokratisierung der Union beklagte, müsste sich über die fünf fehlenden Mandate zur eigenen Mehrheit jetzt ärgern.

Wer je die FDP zu lasch fand, hat jetzt nicht einen oder zwei, sondern null Vertreter seiner eurokritischen oder anderen herausstechenden Position.

Wer je Datenschutz- oder Netzzugangsthemen bei der Linken zu schwach vertreten fand, wird mit einer verlorenen Stimme für die Piraten und einer verkleinerten Linksfraktion eher weniger Ansprechpartner haben.
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Björn
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 10:39 Uhr:   

Eines kann man schon mal sagen: Die Europolitik von Merkel, SPD und Grünen wird von einer überwältigenden Mehrheit bestätigt.
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Interessierter
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 10:46 Uhr:   

@Jeki
"wäre die FDP Schäffler gefolgt, wäre sie sicherlich noch im Bundestag vertreten."

Da haben sie recht. So habe ich das bisher gar nicht gesehen.
Fakt ist aber, dass die Mehrheit innerhalb der FDP offensichtlich nicht mit einem eurokritischen Kurs einverstanden war. Es wäre also auch nicht mehr rauszuholen gewesen.
In der Bevölkerung scheint es ein gewisses Potenzial dafür zu geben. Man darf nicht vergessen, dass ja auch die Linke die Euro-Politik kritisiert und im Bundestag ist.

Btw, es gab sogar ein gewisses eurokritisches Potential bei den Piraten. Nur wurde das nie zum Kernthema, stattdessen sprach man über Bedingungsloses Grundeinkommen oder Verkehrspolitik. Das eigentliche Anliegen der Piraten war und ist ein bundespolitisches: die Internetpolitik.

"In der Tat finde ich es aber dramatisch, dass nun jegliche kritische Stimmen im Bundestag zum Schweigen gebracht wurden. Jetzt kann alles Weitere problemlos durchgewunken werden."

Hier wurde niemand "zum Schweigen gebraucht". Meinungsfreiheit, die Freiheit der Abgeordneten usw. besteht nach wie vor fort. Was sich geändert hat, ist das parlamentarische Personal.
Das Parlament, welches sich jetzt zusammensetzt, wird selbstverständlich andere Fragen stellen und Kritik einbringen als das letzte. Auch das ist nicht völlig ungewöhnlich für eine Demokratie.

Woran es lag, dass die FDP aus dem Bundestag flog und die AfD es nicht hineinschaffte, werden erst nachträgliche Analysen endgültig zeigen.

@Ralf Lang
"Die Piraten sind zwar mittlerweile eine eher linke Partei, aber ihre Gründung als "links" zu bezeichnen, da bin ich mir nicht so sicher."

Die Partei hat seit ihren Anfangsjahren einige Veränderungen durchgemacht.
Es gibt heute einige kleinere Interessengruppen, die sich mehrheitlich wohl nicht durchsetzen können.

"Mit der Entzauberung von AfD und Piraten wird es aber für die traditionellen Anbieter wieder leichter."

Die Piraten mögen mittlerweile "entzaubert" sein, die AfD eigentlich nicht. Sie hat das dem Stand fast sofort Einzug in den Bundestag bekommen, sie wird mit einem aktuellen Thema verbunden, das wahrscheinlich noch länger aktuell bleiben wird und in nächster Zeit einige Presse bekommt.

Dass sie jetzt nicht mehr häufig in der Presse auftreten und erwähnt werden, ist noch keine "Entzauberung".

"Wer je die FDP zu lasch fand, hat jetzt nicht einen oder zwei, sondern null Vertreter seiner eurokritischen oder anderen herausstechenden Position."

Für manche Leute war die FDP eben so lasch, dass sie für sie unwählbar wurde... Die Konsequenz haben wir jetzt.
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Marc K.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 12:59 Uhr:   

@Björn,

sind jetzt SPD und Grüne gegen Eurobonds? Da hatte man vor einem Jahr noch anderes gehört. Seit dem Aufstieg der AfD ist in dem Punkt bei der SPD jedenfalls sehr still geworden.
Die AfD entfaltet bereits politische Wirkung - auch wenn sie nicht im Bundestag oder an einer Regierung beteiligt ist. Ähnlich hat ja auch die Linkspartei seit 2005 die politische Achse der Republik in der Sozialpolitik nach links verschoben. Die AfD könnte die politische Achse in der Europapolitik verschieben. Das Potenzial dafür ist da.
Und die Entwicklung der Eurobond-Debatte ist dafür ein Zeichen....
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AfD-Scheinwelt
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 13:03 Uhr:   

Das Wahl-O-Meter ist lustig:
"Das #Wahlometer wird auf reale Stimmanteile der Parteien kalibriert. Für die Prognosen der großen Parteien muss das Verfahren besser werden"
Quelle: http://wahl-o-meter.com/Willkommen.html

Dabei lagen sie doch auch bei den Kleinen (PIRATEN & AfD) völlig falsch. Zu ihrem kompletten Scheitern sagen sie nichts und machen nun einfach weiter?

Das AfD-Lügen-, äh, Wahlradar ist auch noch online. Wer den Witz nochmal sehen will: http://www.wahl-radar2013.de
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Mitleser
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 13:09 Uhr:   

"Zu ihrem kompletten Scheitern sagen sie nichts und machen nun einfach weiter?"

Wieso auch nicht, für den Betreiber, der auch Werbung geschaltet hat, hat es sich doch gelohnt.
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Björn
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 13:15 Uhr:   

@Marc K.

Ich bezog es auf die Entscheidungen im Parlament in der Euro-Politik, die sowohl von SPD als auch von Grünen immer mitgetragen wurden und das mit großen Mehrheiten. Da die AfD aber exakt diese Maßnahmen geißelt, dabei 4,7% holt, zeigt, dass entweder die Wähler die Europolitik, die sie vielleicht nicht so teilen, für nicht wahlentscheidend erachten oder dass sie der Europolitik zustimmen, die bisher vertreten wurde.

Wenn die AfD ihre politische Wirkung entfaltet hätte, dann hätte die SPD definitiv abstürzen müssen. Tat sie aber nicht. Fakt ist, Europolitik war einfach kein großes Thema im Wahlkampf, was darauf schließen lässt, dass es eben nur eine kleine Minderheit als wichtig erachtet (wie berechtigt oder unberechtigt das sein mag, steht auf einem anderen Blatt).
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Marc K.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 14:00 Uhr:   

@Björn,

dass entweder die Wähler die Europolitik, die sie vielleicht nicht so teilen, für nicht wahlentscheidend erachten oder dass sie der Europolitik zustimmen,

Diese Formulierung ist eine andere als in Ihrem letzten Beitrag. Was die Ursachen für das Wahlergebnis sind wird man erst nach einer Wahlanalyse ermitteln können.
Die Europapolitik wurde jedenfalls von den etablierten Parteien aus dem Wahlkampf systematisch herausgehalten. Andere Themen standen im Vordergrund. Etwa das Steuerthema - und hier hatte sich die Union erfreulicherweise klar gegen Steuererhöhungen positioniert. Aus meiner Sicht erklärt die Positionierung von SPD und Grünen in dieser Frage ihr schlechtes Abschneiden und auch ein Teil der Zugewinne der Union.

Bei der Wahl erschien auch die Fortsetzung der bisherigen Koalition als möglich. Von daher werden sich einige Wähler auch taktisch entschieden haben. Und für viele bürgerliche Wähler war die Präferenz die Fortsetzung von Schwarz-Gelb - trotz Bedenken hinsichtlich der Europapolitik. Das Scheitern der FDP an der 5%-Hürde war für viele - auch für mich - überraschend. Umgekehrt schien die AfD in den meisten Umfragen doch weiter von den 5% entfernt als sie es am Ende war. Die AfD wurde eher unterschätzt die FDP etwas überschätzt.

Jenseits solcher taktischer Punkte spielt natürlich eine Rolle, dass die AfD noch eine sehr junge Partei ist. Sie gibt es erst seit 6 Monaten. Und viele Wähler sind - zurecht - vorsichtig bei Parteien die noch in der Grüundungsphase sind und die daher schwerer einzuschätzen sind als die bekannten und etablierten Parteien. Ein Ergebnis von 4,7% aus dem Stand bei einer Bundestagswahl ist äußerst beachtlich. Die Grünen hatten bei der ersten Bundestagswahl an der sie teilnahmen (1980) nur 1,5% erzielt.


Die AfD hat mit diesem Achtungserfolg durchaus eine Basis gelegt von der aus sie weiter arbeiten kann. Der nächste Test wird die Europawahl 2014 sein. Und da das Thema der Europäischen Verschuldungskrise uns weiter erhalten bleiben wird hat sie gute Chancen bei dieser Wahl - bei der europapolische Themen mehr Einfluss haben werden - auch noch ein deutlich besseres Ergebnis zu erzielen.

Wenn sie sich weiter professionalisiert hat sie gute Chancen bei der Bundestagswahl 2017 den Einzug zu schaffen - bessere als die FDP.

(Beitrag nachträglich am 23., September. 2013 von Marc editiert)
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Arno Nymus
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 20:12 Uhr:   

Ralf Arnemann schrieb "Wir haben jetzt also zwei Parteigründungen in den letzten Jahren erlebt: Die Piraten von links, die AfD von recht."
Also genau genomen hatten wir noch ein paar mehr. Zumindest die Freien Wähler (als Partei) sollte man da noch erwähnen. Gerade hier im Forum wurden sie 2011 bis 2012 ja als die neue bürgerliche Chance gesehen.
Als der Glanz des Neuen und das Potential an Protestwählern dann weitergezogen war, sind die Freien Wähler bei der Bundestagswahl bei knapp 1,0% gelandet.

In einen ähnlichen Wählerbereich dürfte die AfD abfallen, sobald die Protestwähler weiterwandern.

Insbesondere sollte man aber auch nicht übersehen, dass in die AfD viel reininterpretiert wird (sie sind halt eine "leere Leinwand" wie einige hier sagen). Ob sie wirklich als bürgerliche Partei zu bezeichnen sind, ist fragwürdig. Klar ist nur: sie sind eurokritisch. Ihre Wähler sind gewandert von der FDP, der Linkspartei, der Union, den Nichtwählern, der SPD und den Grünen.
Möglicherweise sollte man auch einfach mal aufhören, zu versuchen, die Parteien auf dem vollkommen unzureichenden links-rechts-Schema verorten zu wollen oder noch absurder in eines von zwei imaginären Lagern einzuodnen. Sofern es um Inhalte geht, sind Parteien um einiges vielschichtiger als diese unpassende Vereinfachung; sofern es nicht um Inhalte geht, ist so eine Einordnung noch unsinniger.

Jedenfalls sind die Chancen, dass die AfD bei der nächsten Bundestagswahl noch antritt deutlich geringer als die Chancen, dass die Piraten noch antreten. Die Piraten sind immerhin noch bis 2017 in verschiedenen Landtagen, haben ein ausgearbeitetes Parteiprogramm und ein Thema, dass dauerhaft bleiben wird und dessen Relevanz absehbar mit jedem Jahr wichtiger wird - was auf jeden Fall so bleibt so lange Merkel das Internet als Neuland auffasst, also auf Lebenszeit.
Die AfD hingegen ist in keinem Landtag, hat den Einzug in den Bundestag verpasst, dabei zwar ein beachtenswertes Ergebnis hingelegt, welches aber gegenüber den vollkommen absurd überhöhten Erwartungen ihrer Wähler für diese nun enttäuschend ist. Es ist durchaus möglich, dass die AfD sich bis zur Europawahl 2014 am Leben hält. Ob sie es bis zur nächsten Bundestagswagl 2017 schafft ist schon sehr viel unwahrscheinlicher. Relevant wird sie dabei mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr sein.

Freundliche Grüße,
Arno Nymus
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Holger81
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 20:47 Uhr:   

"Die AfD hingegen ist in keinem Landtag, hat den Einzug in den Bundestag verpasst,"

In der gleichen Situation waren die Piraten aber 2009, oder die Grünen 1980 (bei deutlich schlechteren Wahlergebnissen); da muss man einfach abwarten, wie sich die Partei entwickelt. Und "nächste Bundestagswahl 2017" ist zurzeit Spekulation, baldige Neuwahlen sind ja durchaus denkbar, bei denen die AfD gute Chancen haben dürfte.

Und "vollkommen absurd überhöhte Erwartungen" hatte zumindest keiner der AfD-Wähler in meinem weiteren Bekanntenkreis, eher im Gegenteil. Ein paar Internettrolle (die es ja auch auf der anderen Seite gibt) sind nicht repräsentativ für Millionen Wähler, siehe das Scheitern des Wahlometers...
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Marc K.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 21:07 Uhr:   

@Ralf Arnemann,

ich möchte nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen, aber aufgrund Ihres Kommentars muss ich doch die Gegenfrage stellen: Könnte es nicht sein, dass sich das Thema FDP bis 2017 erledigt haben könnte?
Und wie kommen Sie eigentlich darauf, dass sich das Thema Eurorettung bis 2017 erledigt haben dürfte? Bis dahin gibt es mit Sicherheit ein weiteres Rettungspaket für Griechenland und in dem Rahmen wohl auch ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland. Von der - nicht im einzelnen - vorhersehbaren Entwicklung der Krise in den übrigen südeuropäischen Ländern gar nicht zu sprechen.
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Frank Volkert
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 23. September 2013 - 23:08 Uhr:   

Erledigt ist die AfD wohl im Moment nicht, aber es wäre für sie ohne zweifel besser gewesen, wenn sie sich jetzt schon hätte etablieren können.
2017 ist eine lange Zeit. Wenn der Euro natürlich kolabiert, ist die AfD sowieso der Triumphator, aber wenn die Krise gelöst wird oder sich die Bevölkerung dran gewöhnt, ist es natürlich schlecht für die AfD.
Vorteilhaft ist es für die AfD, dass es 2014 Europawahlen und drei Landtagswahlen im Osten gibt. Ins TP werden sie wohl auf jeden Fall eiziehen und der Osten ist im Moment zumindest ihre Hochburg, während sie im Westen schwach sind.
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Arno Nymus
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 00:13 Uhr:   

@Holger81:
"In der gleichen Situation waren die Piraten aber 2009, oder die Grünen 1980"
Und auch die UAP 1962, die DKP 1968, die FAMILIENPartei 1981, die ödp, MLPD, LD 1982, die CM 1988, die PBC 1989, die DSU und die KPD 1990, ÖkoLinx und BGD 1991, die BüSo 1992, TIERschutzPartei und die neue DP 1993, FPD und RSB 1994 und einige Dutzend weitere in den letzten 20 Jahren wie die Freie Union, die Freien Wähler usw. Ein paar der Parteien existieren auch noch - ob man sie als relevant bezeichnen möchte, kann sich jeder selbst überlegen.

Die Piratenpartei wurde bereits 2006 gegründet und hat drei Jahre auf die Bundestagswahl hingearbeitet.
Das hat Vorteile und Nachteile gegenüber dem Start der AfD wenige Monate vor der Wahl.
Die Piraten haben damit eine dreijährige Aufbauphase mit einem konkreten, mittelfristigen Ziel gehabt. In diesem wurde auch bereits ein umfangreiches Wahlprogramm ausgearbeitet, einiges an Zeit in die Partei investiert. Entsprechend schmeißt man das dann nicht so mal eben wieder hin.
Die AfD hingegen hat sich vor wenigen Monaten formiert; die Bundestagswahl war entsprechend schon recht nah. Das Wahlprogramm besteht aus 4 Seiten - schlichtweg aufgrund der Kürze der Zeit konnte man nicht mehr machen (heißt es). Die Bundestagswahl ist nun rum, entsprechend gibt es hier erstmal eine Motivationssturz, Ob genug verbleibt, um nun die tatsächliche Aufbauphase zu starten, ist halt nicht sicher. Ob die AfD es schafft, ihre Aktiven direkt umzulenken auf die Europawahl, ist möglich, aber nicht zwingend.
Der Vorteil der kurzfristigen Gründung ist natürlich, dass die AfD damit die volle Breite an nicht-inhaltlich gebundenen Protestwählern abgreifen konnte. Dieser Bonus hat aber nicht gereicht, um sie in den Bundestag zu hieven.

Die Situation der Grünen 1980 ist dann nochmal deutlich anders als die Situation der AfD. Darauf im Detail einzugehen ist wohl zu umfangreich. Also nur ein Punkt: Tatsächlich waren die Grünen natürlich in einer viel schwereren Situation; nicht nur, dass es noch nie eine neue Partei geschafft hatte, sich zu etablieren; auch waren die Kommunikationswege natürlich noch ganz anders. Man konnte nicht einfach ins Internet gehen und dort seine Partei bewerben, man musste zum Aufbau der Partei direkte menschliche Kontakte pflegen. Wenn es damals so schwer war, könnte man natürlich sagen, dass man es heutzutage dann ja locker schaffen sollte. Aber möglicherweise zeigt auch dieser notwendige größere Aufwand die Verbundenheit der GründungsGrünen zu der Idee ihrer Partei.

Ob die AfD es also tatsächlich schafft, nicht zu zerfallen, ist unklar. Ich würde erwarten, dass ein harter Kern zumindest bis zur Bundestagswahl 2017* durchhält. Dass sie vom Stimmanteil usw. bei dieser Wahl aber noch relevant sind, ist schon wieder eine ganz andere Frage. Und das halte ich halt für extrem unwahrscheinlich.
Sehr sicher bin ich mir entsprechend, dass die FDP bei der Bundestagswahl 2017 besser abschneidet als die AfD.

* Die Spekulation über Neuwahlen lasse ich hier mal raus; es könnte ja auch nächstes Jahr ein Asteroid alles Leben auf der Erde auslöschen. Das würde die Entwicklung der AfD wohl auch beeinflussen, aber man kann hier ja nicht alle Randfälle betrachten.

Holger81 schrieb "Ein paar Internettrolle (die es ja auch auf der anderen Seite gibt) sind nicht repräsentativ für Millionen Wähler"
Abgesehen von den offiziellen Vertretern der AfD habe ich nahezu ausschließlich über solche mit der AfD zu tun hatte; das mag ein Grund sein, warum ich der AfD keine guten Zukunftschancen gebe.

Wie sie sich wirklich entwickeln, wird die Zeit zeigen. Meine Kernaussage ist halt: "Jedenfalls sind die Chancen, dass die AfD bei der nächsten Bundestagswahl noch antritt deutlich geringer als die Chancen, dass die Piraten noch antreten." (vgl. oben).

Freundliche Grüße,
Arno Nymus
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 00:23 Uhr:   

Die Altersverteilung der Wähler finde ich interessant:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2013-waehlerwanderung-gewinne-verluste-direktmandate-a-923290.html#startTab=1

Demnach ist die AfD am mangelnden Zuspruch in der Gruppe 60+ gescheitert - nur 3 %, während sie in allen anderen Altersgruppen 5 oder 6 % bekommen hat.

Nach meinen persönlichen Erfahrungen war vor allem den Senioren, die das Internet nicht nutzen, die AfD meist völlig unbekannt - da besteht sicher noch Potential.


Noch etwas Spekulation, wie es weitergehen könnte:

Ganz entscheidend für die Zukunft der AfD werden folgende Punkte sein:
1) Gelingt es weiterhin, sich als Partei mit sachkompetenter Führung zu präsentieren oder zerfleischt man sich a la Piraten?
2) Gelingt es, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen?
3) Wie entwickelt sich der Euro und welche Politik betreibt Merkel in dieser Frage?

Sollte es zu weiteren Problemen mit dem Euro kommen, hat die AfD eine gute Chance, bei der Europawahl ein hervorragendes Ergebnis zu erzielen. Niemand wird Angst haben, eine Stimme für die AfD sei wegen der 5-%-Hürde verschenkt, und überhaupt ist die Europawahl ja oft eine Denkzettelwahl, da sie nicht als so wichtig empfunden wird.

Auch bei den 3 Landtagswahlen hätte die AfD mit dem Rückenwind eins guten Europawahlergebnisses gute Aussichten, sie zu einer Abstimmung über den Euro zu machen. Danach aber käme die nächste Herausforderung: Ein attraktives Programm für Landtagswahlen aufzustellen, denn eine Landtagswahl zu einer Abstimmung über Bundesthemen zu machen, geht natürlich nur manchmal.

Es kann also durchaus sein, daß sich die AfD etabliert, aber sicher ist es keineswegs. Die Entwicklung des Parteiensystems (auch bezüglich FDP) wird sehr spannend in den nächsten Monaten und Jahren.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 01:07 Uhr:   

Ältere Leute wechseln sowieso nicht so leicht die Partei; die haben da noch recht starke Bindungen. Das betrifft nicht nur die AfD und wird sich kurzfristig nicht ändern.

Die Wähler im Osten sind dagegen sehr beweglich; da ist es schon nicht sicher, ob sie überhaupt bis zur Europawahl bei der Stange bleiben. Andererseits können es aber auch leicht mehr werden, wenn die Umstände passen.

Das Problem der FDP ist, dass das eine sehr stark professionalisierte Partei ist, die der Rausflug schon sehr hart trifft. Insbesondere wird sie vorerst auch für Spender eher unattraktiv. Immerhin hat sie das Glück, bei den letzten Landtagswahlen recht glimpflich davongekommen zu sein. Aber ich würd nicht ausschließen, dass da jetzt ein noch größeres Ausbluten einsetzt. Andererseits bietet das auch die Chance auf eine Neuaufstellung.
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Sozialaufbau
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 10:11 Uhr:   

Die FDP wird in der ausserparlamentarischen Oppo erstarken und wieder in 2017 weit über 5% erreichen, die grosse Koalition wird in der Regierungszeit immer unbeliebter werden und rotrotgrün bleibt auf Dauer sehr unbeliebt sodass zwischen schwarzgelb und Groko die FDP kann bis 2017 (oder früher) nur stark gewinnen aber der Preis für ihre mangelnde Durchsetzungskraft mit der Union sogar bei über 14% muss sie die nächsten Jahre zahlen
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 16:58 Uhr:   

"Ältere Leute wechseln sowieso nicht so leicht die Partei; die haben da noch recht starke Bindungen. Das betrifft nicht nur die AfD und wird sich kurzfristig nicht ändern."

Ja, in der Tat! Die mir bekannten Unions-Stammwähler über 75 würden höchstens dann etwas anderes wählen, wenn die Union mit den Grünen koalieren würden. (Was ja im Moment diskutiert wird)


Mal eine andere Frage: Inwieweit besteht denn die Möglichkeit, daß die AfD mit einer anderen Partei fusioniert? Ohne daß ich jetzt die Parteiprogramme auf Kompatibilität überprüft habe, wäre ein Zusammengehen von Freien Wählern und AfD denkbar? Die Freien Wähler haben ja immerhin 1,0 % bei der Bundestagswahl bekommen (rein rechnerisch hätte das zusammen gereicht) und sie sitzen im bayrischen Landtag.
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Umfragen waren perfekt
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 24. September 2013 - 17:01 Uhr:   

@Marc
"Umgekehrt schien die AfD in den meisten Umfragen doch weiter von den 5% entfernt als sie es am Ende war"

Das stimmt nicht! Schau Dir die letzten Umfragen vom 19.09. und 20.09. an:
http://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

Die AfD lag dort bei: 4,5% - 4% - 4% - 4% - 5%
Erzielt hat die AfD 4,7%

Die Umfragen, nicht nur für die AfD, waren absolut PERFEKT!
Die Fehlerquote beträgt 1-2%. Aber die Umfragen waren nur 0,2%, 0,7% zu tief und eine 0,3% zu hoch. Geht es besser? Wohl kaum!

Im Nachhinein ist es den hunderten oder tausenden AfDler hoffentlich peinlich, dass sie überall im Netz gegen Wahlumfragen gehetzt und gelogen haben. Wobei, einige AfDler reden nun von Wahlbetrug usw. Einfach miese Verlierer!

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