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Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Bundestagswahl 2002 » Das Ende der strukturellen Mehrheit des bürgerlichen Lagers: Der Osten wählt ROT! « Zurück Weiter »

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1-25Christian25 28.09.02, 00:50h 
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Jan aus Berlin
Veröffentlicht am Samstag, 28. September 2002 - 00:54 Uhr:   

Nicht alle: in Kreuzberg hätte Ströbele gewonnen.
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Christian
Veröffentlicht am Samstag, 28. September 2002 - 01:17 Uhr:   

Hätte ihm aber nichts genutzt: Kreuzberg wäre nie ein eigenständiger Wahlkreis gewesen, d.h. entweder mit Tempelhof zusammen (wie einstmals auch geplant) oder aber mit Schöneberg, wie 1998. Den Wahlkreis konnte er nur mit Friedrichshain zusammen gewinnen, da die PDS so stark war. In jeder anderen Kombination hätte er, genau wie 1998 verloren
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Jan aus Berlin
Veröffentlicht am Samstag, 28. September 2002 - 11:02 Uhr:   

Mit Schöneberg hätte es für Ströbele auch geklappt (der Bezirk ist noch "grüner" als Friedrichshain).
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Jan aus Berlin
Veröffentlicht am Samstag, 28. September 2002 - 11:07 Uhr:   

Außerdem hatte Ströbele mehr Stimmen von SPD-Zweitstimmen-Wählern geholt (der SPD-Kandidat hatte 10% weniger Erststimmen!), die PDS-Wähler sind ihrer Kandidatin treu geblieben.
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Christian
Veröffentlicht am Samstag, 28. September 2002 - 15:48 Uhr:   

Jan, und ich wiederspreche Dir wieder: Mit Schöneberg hätte es für Ströbele nicht geklappt. Die SPD ist dort wesentlich stärker als in Friedrichshain, durch die Kandidatur von Künast ist sie dort bereits so auf dem untersten Niveau. Und die PDS-Wähler sind ihrer Kandidatin überhaupt nicht treu geblieben, die PDS hat in Friedrichshain ein ganz mieses Ergebnis gekriegt, die entscheidenden Stimmen hat Ströbele im AGH-Wahlkreis Friedrichshain-Ost gekriegt, wo er hervorragend abgeschnitten hat und noch weit vor der PDS lag. Im übrigen, wäre durch die Bundestagsverkleinerung Kreuzberg normalerweise zu Tempelhof gekommen, dann wärs eh aus gewesen
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Jan aus Berlin
Veröffentlicht am Sonntag, 29. September 2002 - 14:54 Uhr:   

In Schöneberg aber waren die Grünen im *Zweitstimmenergebnis* viel dichter an der SPD dran als in Friedrichshain:

die drei Schöneberger Abgeordnetenhauswk. von Schöneberg-Tempelhof:

I SPD 35,1 - Grü 26,5
II SPD 37,5 - Grü 32,8
III SPD 35,5 - Grü 28,5

die beiden Friedrichshainer Abgeordnetenhauswk. von Friedrichshain-
Kreuzberg:

IV SPD 38,6 - Grü 11,5
V SPD 40,4 - Grü 22,7

Wenn Ströbele in Schöneberg den gleichen "Erststimmenbonus" wie in Friedrichshain bekommen hätte, wäre er auch so drin gewesen.
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Jan aus Berlin
Veröffentlicht am Sonntag, 29. September 2002 - 15:16 Uhr:   

Der Vollständigkeit halber noch das Zweitstimmenergebnis von Prenzlauer Berg Ost, der auch noch dazugehörte:

SPD 40,9 - Grü 16,6
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Christian
Veröffentlicht am Sonntag, 29. September 2002 - 23:49 Uhr:   

Jan, in Schöneberg hat Renate Künast kandidiert. D.h. das die Grünen dort an Erststimmen bereits ausgeschöpft haben, was sie konnten, eher sogar mehr, als wenn dort Ströbele kandidiert hätte. Und das Zweitstimmenergebnis, na schön, aber was hat das damit zu tun? In Schöneberg konnte nur Künast oder Ströbele kandidieren (Künast wohnt da, Ströbele übrigens in Tiergarten). Find das mit den Zweitstimmen ja ganz prima, aber die Künast hat in Schöneberg mit Sicherheit mehr Erststimmen geholt, als es Ströbele jemals geschafft hätte. Und, weil wir auf Wahlrecht.de sind: Wenn ich eine West-/Ost-Wahlkreiseinteilung habe, daher kommen wir ja, dann bitte den geplanten Wahlkreis Kreuzberg-Tempelhof umrechnen!
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alberto
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 12:08 Uhr:   

smile
Das Zünglein an der Waage
waren die neuen, des Wählens aber nicht des Lesens Mächtigen
WahlRechtReform
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Moersberg
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 12:31 Uhr:   

@Christian:
Ach was: Ströbele hat einen Erststimmenwahlkampf geführt, weil er nicht über die Landesliste abgesichert war. Renate Künast hatte das gar nicht nötig, weil sie auf Platz 1 der Berliner Landesliste stand und folgerichtig in eigenem Interesse einen Zweitstimmenwahlkampf geführt hat.
Wählerinnen und Wählern in den fraglichen Wahlkreisen waren diese Zusammenhänge sehr wohl bewusst, man sollte sie nicht für blöder halten als sie sind, und haben deshalb Ströbele bevorzugt die Erststimme gegeben, Renate Künast aber nicht. Wäre Renate Künast in Ströbeles Situation gewesen und ihr Wahlkampf darauf ausgerichtet, wäre auch ihr das Direktmandat wohl sicher gewesen. Es kam aber in diesem Fall nicht nur auf die Person an, sondern mehr bis vor allem auf die konkrete Situation.
Ob nun Renate Künast oder Christian Ströbele im grünen Spektrum populärer ist - wer vermag das zu beurteilen?
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Martin
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 17:48 Uhr:   

Jedenfalls bleibt festzustellen, dass das Gerede von der klaren Mehrheit für Schwarz-Gelb in den alten Bundesländern (siehe Focus von heute) Unsinnn ist.
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Cram
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 17:51 Uhr:   

Wieso: in Westdeutschland hätte es eine knappe Mehrheit für Schwarz-Gelb gegeben. In der alten Bundesrepublik wäre Stoiber Kanzler geworden.
Es war der Osten der Kanzler Schröder leider gerettet hat (bes. die SPD) und damit eine Rot-Grüne Mehrheit knapp gesichert hat.
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Cram
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 18:01 Uhr:   

Was für strukturelle Mehrheiten? Im Osten gibt es fast keine Stammwähler. Ein Großteil der Bevölkerung gehört zu den Wechselwählern und (potenziellen) Nichtwählern. Ich verweise nur mal auf die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.
Wenn rot-grün in den nächsten vier Jahren unser Land weiter runtergewirtschaftet hat (verfehlte Wirtschaftspolitik, siehe jetzige Diskussion über Steuererhöhungen) werden auch die Ostdeutschen die Kosequenzen ziehen, wie sie das in Sachsen-Anhalt nach 8 Jahren rot-rot auch getan haben.
In Ostdeutschland spielen aufgrund der niedrigen Parteibindung der Wähler auch die Frage des Spitzenkandidatens (kanzlerkandidatens) eine viel größere Rolle als im Westen. Das hat der SPD eher geholfen und deshalb lag sie auch meist in den Umfragen lange vor der Wahl knapp vor der Union. Dann kam die Flut und noch etwas Antiamerikanismus dazu und fertig war der Aufschwung der Ost-SPD.
Ohne diese Effekte wäre die SPD im Osten nicht so deutlich vor der Union gewesen. Mit einem anderen Kandidaten hätte die CDU 2006 doch sehr gute Chancen auf ein deutlich besseres Ergebnis.
Bei der Wahl 2002 ist noch eine andere Sache aus meiner Sicht festzustellen: die Wahl wurde von dem Abschneiden der kleinen Parteien entschieden. Es waren die Grünen die durch ihren "Lagerwahlkampf" für sich Zweitstimmen gewannen und aktivierten (aus dem SPD-Lager, dass bes. stark Rot-Grün anhängt), die FDP hat durch die inneren Querellen (im Mai die Antisemitismus-Debatte, September Möllemann-Flugblatt) und durch die fehlende Koalitionsaussage Wähler verschreckt, die wohl zum großen Teil zur CDU, zum Teil wohl aber auch in die Wahlenthaltung gegangen sind (traditionelle Anhänger, siehe BW FDP mit Verlusten).

Die FDP-Strategie war auch deshalb besonders unklug weil Rot-Grün von Anfang an auf einen Lagerwahlkampf gesetzt hat und am Ende sogar gemeinsam Wahlkampf gemacht hat.
Die FDP hätte klar sagen müssen, dass sie in der Wirtschaftspolitik keine Gemeinsamkeiten mit der SPD sieht und daher wenn möglich mit der CDU in Koalitionsverhandlungen eintreten möchte.
Der Vorwurf das sie auch eine Ampel machen würde und regieren würde um jeden Preis kommt ja gerade daher das die SPD einen Rot-Grünen-Lagerwahlkampf betrieben hat. Da die FDP eine Koalition mit der SPD als gleichwertige Alternative bezeichnet hat, wurde ihre Ausage Ampel auf keinen Fall natürlich skeptisch betrachtet.
Eine deutlich erklärte Preferänz hätte schon ausgereicht um die FDP glaubwürdiger werden zu lassen und das Image der unseriösen Partei, das auch durch Möllemanns Eskapaden und Teile des Spaßwahlkampfs erzeugt wurden zumindest zu vermindern. Es hat ja in der Endphase des Wahlkampfes Versuche gegeben doch noch eine Koalitionspreferänz zu erklären (Parteitag Anfang September).
Es waren Möllemann und Westerwelle die das vereitelt haben und die damit auch beide das schlechte FDP-Ergebnis zu verantworten haben.
Übrigens: ^1969 ging die FDP auch ohne Koalitionsaussage in den Wahlkampf (drei tage vor der Wahl gab es eine Preferänzerklärung für die SPD) - Ergebnis 5,8%, schlechtestes FDP-Ergebnis. 1961 waren 12,8% das beste und das mit Koalitionsaussage. Die FDP sollte wirklich ihre Strategie ändern.
Möllemann sollte abgelöst werden, er spaltet die Partei. Es geht in der Tat um die Frage wie sich die Partei ausrichtet. Möllemann hat den Konflikt in den Wahlkampf gezogen, zum Schaden der Partei. Nun muß die FDP ihn entscheiden. Es kann am Ende nur eine Richtung geben: die FDP bleibt eine wirtschafsliberale Partei oder sie wird zu einer rechtspopulistischen Partei nach dem Vorbild von diversen anderen Parteien (bsw. Schill-Partei oder auch die Liste Pim Fortuyn oder die FPÖ).
Auch in anderen Parteien gab es solche Auseinandersetzungen, beispielsweise Schröder-Lafontaine in der SPD. Lafontaine hat am Ende den Platz geräumt und es damit Schröder leicht gemacht eine gewißen Kurswechsel vorzunehmen (wobei momentan doch wieder ein Schwenk nach Links vorbereitet wird - Stichwort: Steuererhöhungen: Erbschafts-Vermögenssteuer).
In der FDP wird dieser Konflikt bis zum 7. Oktober ziemlich heftig ausgetragen werden. Ich hoffe mal das Möllemann entfernt wird. Seine Richtung passt nicht zum Profil der FDP. Er hat sich, dadurch das er im September die Sache erneut eigenmächtig aufgewärmt hat disqualifiziert. Parteien müssen geschlossen auftreten und inhaltliche und sonstige Aktionen müssen in einer Partei abgestimmt sein. Ein Landesvorsitzender der sich daran nicht hält schadet seiner Partei und wenn er offensichtlich, das zeigt sein zweimaliges derartiges Verhalten, das fortsetzt, dann ist er in dem Amt nicht mehr tragbar.
Sollte Möllemann im Amt bleiben, so würde das die FDP schwächen, da sie dann kein einheitliches inhaltliches Profil mehr hätte. Daher muß er entfernt werden. Wenn in der FDP diese Sache nicht gelöst wird, so verringern sich natürlich auch 2006 die Chancen für Schwarz-Gelb.
Ich hoffe wirklich das die FDP-Delegierten in NRW wissen über was sie entscheiden.
Es geht auch schon um die Wahlchancen des bürgerlichen Lagers 2006.
Der Klamauk-Kurs Möllemanns verschreckt Wähler und sorgt für Zweifel an der Stabilität einer Schwarz-Gelben Regierung. Die deutschen Wähler sind sehr risikoscheu, daher darf eine Partei nicht unseriös daherkommen. Dieser Gedanke mag bei manchen unentschlossen Neue-Mitte-Wählern doch vielleicht am Ende sogar einen Ausschlag für die SPD gegeben haben, die mit 38% in Westdeutschland (weniger als 1998 aber besser als bei den Wahlen nach 1980) immer noch recht hoch abschnitt (aber hinter der Union mit 40%). Es war letzlich der Osten und die Flut und die populistische Stimmungsmache mit Irak die im Osten zum Wahlerfolg der SPD geführt hat. Letzendlich bleibt die Feststellung erhalten das Rot-Grün mit Antiamerikanismus die Wahlen gewonnen hat.
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Juwie
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 21:51 Uhr:   

Bin leider länder nicht mehr im Forum gewesen -- aber das mit der strukturellen Mehrheit für links ist m.E. doch etwas "windig".

Die Wähler in Ostdeutschland sind in ihrem Wahlverhalten weitaus volatiler, was auch eine insgesamt größere Bereitschaft zur Wahl von (vermeintlichen) Protestparteien oder auch zur Wahlenthaltung beinhaltet (übrigens eine interessante Folge von 13 Jahren NS- und 44 Jahren SU/SED-Regime).

Der interessante Trend dieser Bundestagswahlen besteht lediglich darin, dass diese Entwicklungen nun auch die PDS treffen, die ausweichlich der Analysen der Institute diesmal deutlich Wähler in die Wahlenthaltung abgegeben hat (angesichts des Durchschnittsalter der Parteimitglieder würde mich der Stimmenverlust durch Mortalität aber noch mehr interessieren).

Insgesamt sollte man sich deshalb besser hüten, die BTW-Ergebnisse auf die nächsten Landtagswahlen -- oder gar 2006 -- "hochrechnen". Das kann beim nächsten Mal wieder ganz anders aussehen!
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alberto
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 22:45 Uhr:   

smile
Dem einen Trend

Quote:

Insgesamt sollte man sich deshalb besser hüten, die BTW-Ergebnisse auf die nächsten Landtagswahlen -- oder gar 2006 -- "hochrechnen". Das kann beim nächsten Mal wieder ganz anders aussehen!


die jeweils Diensthabenden in die Wüste zu schicken, wenn man schon keine Wahl bei der Wahl hat, steht ein anderer Trend gegenüber: Die Solidarpflichtigen stimmen mit den Füßen ab und die Solidarberechtigten auch, sie drängen herein. Die PDS wird sich wohl marginalisieren. Bundesweit hat sie keine Chance. Nur ein Teil wird Nichtwähler, die anderen schlucken die aus ihrer Sicht kleinstmögliche Kröte. Nicht ganz zu vernachlässigen ist die ungebrochene Wanderung von Ost nach West. Dort angekommen, fühlt man sich (überwiegend) als Wessi. Last but not least können sogar Tagesaktualitäten zu markanten Stimmungsschwankungen führen. Immerhin ist der Zugewinn an Demokratie im Osten noch verdammt jung.
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     Wer das nicht verändert, wird gar nichts verändern
     Wer das nicht kapiert hat, hat gar nichts kapiert

WahlRechtReform
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dieterhirsch
Veröffentlicht am Montag, 30. September 2002 - 23:33 Uhr:   

@alberto
" Immerhin ist der Zugewinn an Demokratie im Osten noch verdammt jung."
Verstehe ich nicht, was würde denn Demokratie im Osten der Republik bedeuten? Formulier das doch bitte mal aus!
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Christian
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 00:24 Uhr:   

In einem Punkt muß ich Martin Recht geben: Einen Wahlkreis Kreuzberg-Schöneberg hätte vermutlich doch ein grüner Kandidat gewonnen. NUR, das wäre dann eine Kandidatin geworden, weil Künast in Schöneberg wohnt, die hätte mit Sicherheit Ströbele verdrängt. Also, ich geb zu, Kreuzberg-Schöneberg wäre an die Grünen gefallen, nur nicht an Ströbele. ABER: Bei der Bundestagsverkleinerung wäre mit Sicherheit Tempelhof-Nord dazu gekommen, das hätte bedeutet, das die SPD den Wahlkreis doch gewonnen hätte... In jedem Fall hätten die Grünen mit der gleichzeitigen Kandidatur von Künast und Ströbele ein Problem gehabt...
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Christian
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 00:26 Uhr:   

sorry, nicht Martin, sondern Moersberg. Und noch was: Frau Künast ist in Berlin flächendeckend plakatiert worden, die ist Dir von jeder Laterne entgegengekommen. Da war Ströbele gar nichts. Keine Kritik, ich hab sie ja auch gewählt. Nur: Eher hätte die Künast Kreuzberg-Schöneberg geholt als Ströbele...
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alberto
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 07:50 Uhr:   

smile
Gern, lieber Dieter

Quote:

Von dieterhirsch
     @alberto " Immerhin ist der Zugewinn an Demokratie im Osten noch verdammt jung." Verstehe ich nicht, was würde denn Demokratie im Osten der Republik bedeuten? Formulier das doch bitte mal aus!


Aber um Dir so richtig helfen zu können, sollte ich erst einmal wissen:
  • Ist das nur Begriffsstutzigkeit?
  • Oder Fragetechnik die raffiniert scheinen soll?
  • Was war daran so schwer zu verstehen?
Bei meinen Schülern hat sich in solchen Fälle bewährt, daß wir uns das ausdrucken, an die Zimmertür hängen und dreimal täglich lesen. Funktioniert prächtig. Für die äußerst seltenen Fragen, die dann noch bleiben, sind solcherart Vorbereitete aufnahmefähig wie ein Schwamm. Das Nachdenken bleibt uns eh nicht erspart. Sprichst Du mich dann bitt noch einmal an? Das Feedback ist so und so wichtig, für uns beide. Solltest Du nach dem Fall der Mauer geboren sein, dann leben sicher Deine Eltern noch. Eltern helfen immer.
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alberto
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 08:29 Uhr:   

Mit dem Begriff „Demokratie“ verbinden Menschen in aller Welt ihre größten Hoffnungen. Er ist dabei schillernd wie ein Fettauge auf dem Wasser. Die „DDR“ war exemplarisch dafür. Er bedeutet das, was man vorgibt anzustreben und das, was dabei herauskommt und ist so vieldeutig wie die Welt.

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Demokratiereform
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alberto
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 10:00 Uhr:   

poldi
Blähwörter wirken,
im Gegensatz zu schlichteren, immer schnell abgelutscht. In der Regel hat beispielsweise, wer etwas „ausformuliert“ haben will, auch Schwierigkeiten mit dem „Nachvollziehen“. Das Phänomen ist nicht neu. Wer eine Quadratwurzel nicht (nachvoll)ziehen kann, dem gebricht es an den Grundrechenarten. Ist der Betreffende 10 Jahre alt, dann muß man ihn mit geeigneten Mitteln zu den regelmäßigen Übungen hinführen, ohne die Lernen nicht möglich ist. Gelingt das, braucht man sich über dessen weiteren Werdegang keine Kopfschmerzen mehr zu machen.
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Hans aus Berlin
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 18:31 Uhr:   

Oje, ich glaube nicht mehr recht chatkompatibel. Nehmt es als Regierungserklärung meinerseits.

A
Mir scheint, der sehr interessanten Debatte, ob die West-Berliner die Mehrheit im Bundestag (auf Altbundesländer bezogen) hätten kippen können (durch SPD-Überhang-Mandate) oder welcher Grüne nun was direkt gewönne, fehlt eine wichtige Grundlage: das Wahlrecht(sic!)

Unter den Bedingungen der deutschen Teilung konnten nämlich West-Berliner NICHT an Bundestagswahlen teilnehmmen. Die Berliner Bundestagsabgeordneten wurden durch das Landesparlament entsprechend seiner Zusammensetzung bestimmt. Bei entscheidenden Abstimmungen (Kanzlermehrheit!) hatten diese jedoch kein Stimmrecht.

B

Zu strukturellen Mehrheiten: Ein Lichtblick in der ansonsten recht finsteren Leistung von ARD/infratest-dimap war eine Erklärung der Lagerbildung rot-grün vs. schwarz-gelb mittels der Frage ob man im Zweifelsfall für mehr Leistung oder mehr Solidarität sei.
Die Zuordnungen waren mehr als klar, und auch ohne getrennte Ost-West- Balken weiss ich dass die Ostdeutschen mit grosser Mehrheit für mehr Solidarität votieren.

Zusammen mit der eher neutralistischen Haltung in der Aussenpolitik ergibt das eine halbwegs stabile Affinität zum sozialdemokratischen Politikansatz (zum traditionellen SPD-Politikansatz wohlgemerkt)

Dennoch darf man im Osten niemals strukturelle Mehrheiten vermuten. (Die beiden diesjährigen Sachsen-Anhalt-Wahlergebnisse haben mein Vorstellungsvermögen da noch einmal erweitert).
Der realsozialistische Pfad der Individualisierung hat ja im Gegenteil dazu geführt, dass Wähler (als Wähler) ihre Entscheidung sehr viel stärker nach kurzfristigen Erwägungen und radikal eigennutzorientiert treffen; weniger hingegen nach der Frage ob dies oder jenes der eigenen sozialen Gruppe insgesamt nutzt .

Individualisierung in der sehr materialistischen Variante also;ein merkwürdiges Paradox nimmt man die Solidaritätsmentalität hinzu.Dies wäre auch eine plausible Erklärung für die dauerhaft schwachen Parteistrukturen im Osten.

C

Meiner Meinung nach bestimmen 3 Faktoren die Wahlchancen der "Lager" in Ostdeutschland:

1. glaubwürdig vorgetragener sozialdemokratischer Politikansatz (auch die CDU ist ja dazu durchaus in der Lage)

2. wirtschaftliche Lage: da könnte der Osten laut Wirtschaftsforschungsinstituten in den nächsten Jahren eine positive Überraschung sein (muss aber nicht)

3. konsequente Personalisierung: noch viel wichtiger als im Westen um kurzfristige Stimmungen zu stabilisieren. Schröders stabile Popularitätswerte das ganze Jahr über sind das Paradebeispiel. Aber da nehmen sich ja mittlerweile alle Parteien nichts; PDS ohne Gysi freilich - Finito

Einen Sonderfaktor für "Lagerwahlchancen" insgesamt habe ich noch vergessen: die materialistische Individualisierung. Sie kommt vor allem der FDP zugute und schadet den Grünen. Wenn Guido nicht demnächst abschmiert hat die FDP (ich gebe zu, für mich sehr irritierend) weiterhin im Osten Chancen.

Allen, die es bis hierher lesend geschafft haben einen herzlichen Glückwunsch !
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Cro Magnon
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Oktober 2002 - 20:48 Uhr:   

@ Hans
Zu B)

Die Alternative von infratest "mehr Leistung oder mehr Solidarität" ist falsch gestellt. Richtig ist: ohne Leistung ist auch keine Solidarität möglich. Merkwürdig ist auch, daß der Begriff der Solidarität benutzt wird, wenn tatsächlich Umverteilung gemeint ist. Solidarität ist immer ein _freiwilliger_ Akt (wie die Spenden für die Flutopfer z.B.). Ein Steuerzahler ist nicht mit irgend jemanden solidarisch, wenn er seine Steuern zahlt, er hat schlicht und einfach keine Wahl, wenn er sich nicht außerhalb des Gesetzes stellen will.
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hans aus Berlin
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Oktober 2002 - 17:49 Uhr:   

@ Cro Magnon
Die Frage von infratest-dimap habe ich aus dem gedächtnis zitiert, den genauen Wortlaut kann ich also nicht garantieren. Grundsätzlich sollte mit dieser Frage die jeweils individuelle Wertigkeit beider Begriffe - auf einem abstrakten Niveau - erfasst werden.

Man ja durchaus Deiner Meinung sein dass Leistung und Solidarität einander bedingen und nicht gegeinander "ausgespielt" werden sollten. Aber hier geht es um Meinungsforschung und nicht um Wahrheitsforschung. Deshalb ist war die Frage sehr gut gestellt weil sie darauf zielte jenseits von Personalisierung und tagesaktueller Ereignisse ein Profil der Wählerschaft zu zeichnen.

Zur Erinnerung: Gerhard Schröder konnte seine hohen Popularitätswerte erst in dem Moment in Zustimmung zur SPD verwandeln, als er im Wahlkampf klassisch sozialdemokratisches Profil zeigte.

Da fällt mir noch eine sehr gute (Um-)Frage ein. Beim zweiten Kandidatenduell trugen Stoiber wie Schröder nahezu identische Kleidung. Danach wurde eine Blitzumfrage gemacht wer wohl besser angezogen war, Schröder war erwartungsgemäss der Sieger. Was haben wir durch diese Information über den Kleidungsgeschmack der beiden erfahren? - Nichts. Aber sehr viel über unsere Mediengesellschaft!
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boris
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Oktober 2002 - 18:18 Uhr:   

Das mit den identischen Kravatten war der (Treppen-)Witz dieses Wahlkampfes. Mehr kann man sich gar nicht angleichen - äußerlich.
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alberto
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. Oktober 2002 - 18:59 Uhr:   

smile
Der Treppenwitz

Quote:

Von boris
     Das mit den identischen Kravatten war der (Treppen-)Witz dieses Wahlkampfes. Mehr kann man sich gar nicht angleichen - äußerlich.


ist die Bedeutung, die „man“ dem beimißt - wohl in Ermangelung von Bedeutenderem.
search:
     Gewaltenteilung, 137 GG
--
     Wer das nicht verändert, wird gar nichts verändern
     Wer das nicht kapiert hat, hat gar nichts kapiert

WahlRechtReform
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Sole
Veröffentlicht am Mittwoch, 29. September 2004 - 09:52 Uhr:   

Wir haben uns ziemlich geirrt, scheint mir.

Die PDS kann personalisieren ohne Gysi.
Die SPD gewinnt keine strukturelle Mehrheit, weil die CDU schwach ist.

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