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Verzerrung im Landtagswahlsystem von ...

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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 10:03 Uhr:   

Um die Frage (hier und hier), inwieweit das Landtagswahlsystem von Baden-Württemberg auch nach der Umstellung auf Sainte-Laguë noch zu systematischen Verzerrungen führt, etwas fundierter beantworten zu können, hab ich das mal auf Grundlage einer ungefähren Stimmenverteilung von CDU 40, SPD 19, Grüne 26, FDP 5, Linke 4,5, Rest 5,5 Prozent (grob auf Grundlage der letzten Umfragen unter Berücksichtigung des sinkenden Bundestrends für die Grünen und des besonderen Interesses einer Pattkonstellation) simuliert:

Unter diesen groben Voraussetzungen ist der Vorteil für die CDU doch noch wesentlich größer, als ich vermutet hab. Die durchschnittliche Verzerrung in Mandaten ist dabei:
 
A B C
CDU +0,7118 +0,7018 +0,6996
SPD -0,0725 -0,0723 -0,0715
Grn -0,5628 -0,5645 -0,5628
FDP -0,0377 -0,0325 -0,0326
Lnk -0,0387 -0,0325 -0,0327

A ist die Variante mit Nichtzuteilung von sekundärem Überhang, B mit unausgeglichener Zuteilung (bisher praktisch angewendet) und C mit sekundärem Mindestausgleich. Die Unterschiede sind gering, nachdem der im Wahlgesetz ungeregelte sekundäre Überhang (Partei hat nach Ausgleich im Regierungsbezirk einen kleineren Anspruch als bei der parteiinternen Unterverteilung vor dem Ausgleich) bei Sainte-Laguë nur noch recht selten auftritt.

Selbst die SPD, die in den typischen Überhangbezirken sehr viel stärker als anderswo ist, ist noch im Minus. Den Großteil bezahlen die Grünen, die in den Überhangbezirken eher schwach sind (wobei man aber damit rechnen muss, dass sie in Stuttgart überdurchschnittlich gewinnen, was ich in der Rechnung nicht berücksichtigt hab). Bei FDP und Linken muss man bedenken, dass sie eigentlich im Plus sein sollten, weil sie knapp oberhalb von 5% systematisch aufgerundet werden (und wenn sie selber unter 5% sind, ist die Zuteilung formal immer exakt).

Der Bonus für die CDU macht also ungefähr 0,5 Prozentpunkte aus, abhängig von der Zahl der nicht berücksichtigten Stimmen und der Aufblähung des Landtags.

Differenz in Sitzen zum Rest in den Fällen, in denen SPD und Grüne in der normalen Oberverteilung genau 60 von 120 Sitzen haben (Verteilung in Prozent):
 
A B C
3,912 3,855 3,816
-3 12,044 12,009 11,947
-2 25,898 26,021 25,969
-1 31,125 31,283 31,314
0 19,719 19,662 19,735
+1 6,221 6,126 6,166
+2 0,993 0,960 0,969
+3 0,084 0,079 0,080
0,004 0,004 0,004

Selbst in den Fällen, in denen die Sitzzahl gerade bleibt, ist es noch wahrscheinlicher, dass nach Überhang ein Rückstand entsteht. Unmöglich ist aber selbst ein Vorsprung von 4 Sitzen nicht; die Zufallskomponente ist durchaus stark. Ziemlich symmetrisch dazu die Fälle, in denen CDU und FDP zusammen zunächst 60 Sitze haben:
 
A B C
0,008 0,008 0,008
-3 0,105 0,102 0,103
-2 1,024 1,011 1,019
-1 6,192 6,163 6,194
0 19,727 19,774 19,828
+1 31,296 31,501 31,519
+2 25,839 25,885 25,845
+3 11,908 11,776 11,731
3,901 3,779 3,753

Methodik: Die Veränderungen gegenüber der letzten Wahl hab ich zu ungefähr 2/3 linear und zu 1/3 proportional auf die Wahlkreise runtergebrochen (beispielsweise verliert die CDU im Schnitt 2,5% der gültigen Stimmen sowie 3% ihrer eigenen, die Linke (auf Basis der WASG) gewinnt 1% bzw. 15%). Nur bei der FDP hab ich das Verhältnis umgedreht, weil sie sonst häufig unter 0 Stimmen hätte (-2% bzw. -34%). Zufällig variiert hab ich dann um 3 mal ± 1% der gültigen Stimmen von 2006 und 10% der eigenen (innerhalb der Spannen jeweils gleichverteilt): auf Landes- Regierungsbezirks- und Wahlkreisebene, um regional divergierende Entwicklungen abzudecken. Insgesamt basiert die Rechnung auf 100 Millionen Wahlergebnissen.

Die Grünen gewinnen dabei fast immer Stuttgart I und Freiburg II, meist auch Tübingen und Heidelberg; die SPD hält meist Mannheim I. Knapp (zwischen CDU und Grünen) sind Stuttgart II, Karlsruhe I und II, Freiburg I und Konstanz; Chancen haben die Grünen aber auch auf etliche andere Wahlkreise, und auch die SPD gewinnt gelegentlich weitere.

Durchschnittliches Ergebnis nach Regierungsbezirken:
 
CDU SPD Grn FDP Lnk And
Stuttgart 39,09 20,00 25,08 5,31 4,33 6,18
Karlsruhe 39,54 21,16 24,43 5,01 5,18 4,68
Freiburg 39,71 17,86 27,74 5,19 4,40 5,10
Tübingen 42,89 15,01 28,36 4,05 4,02 5,67
Insgesamt 39,99 18,98 26,03 4,99 4,50 5,51
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Kay Karpinsky
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 17:49 Uhr:   

Eine größere Quelle für Fehler ist allerdings die Basis des 2006er Ergebnisses. Die Zweitmandatszuteilung nach absoluten Stimmen bewirkte in kleinen Wahlkreisen Spezialeffekte, die 2011 nicht in dieser Form auftreten dürften. Das sind zu einen die lagerinternen Verschiebungen rot/grün, die sich in Stuttgart III und IV, Göppingen, Geislingen, Waiblingen, Heidenheim und Balingen zu Gunsten der SPD auswirkten, in Baden-Baden und Konstanz zu Gunsten der Grünen. In ausgesprochenen CDU-Hochburgen wiederum geht da gerne die Beteiligung in den Keller, weil die anderen überhaupt nichts reißen können und deswegen Mobilisierungsnachteile haben, so zu beobachten in Main-Tauber, Rastatt, Pforzheim. Darüberhinaus ist nach wie vor die Personalisierung auch bei den kleineren Parteien zu beachten. Einige frühere Stimmenfänger treten nicht mehr an, so zum Beispiel Braun (SPD/Böblingen), Palmer (Grüne/Tübingen), Metzger (seinerzeit auch Grüne/Biberach), sowie Theurer (FDP/Freudenstadt), Ehret (FDP/Emmendingen) und Brodbeck (FDP/Kehl). Bei Metzger und Theurer machten die personen- und nicht parteibezogenen Stimmen über 5 Prozentpunkte aus.
Was diesmal wirklich interessant werden könnte, ist wiederum der Effekt, dass man durch viele der CDU abgenommene Direktmandate gleichzeitig Ausgleichszweitmandate seiner eigenen Partei mit aufisst. Wenn die Grünen im RB Freiburg vor der Wahl stünden, die beiden engen Wahlkreise Freiburg I und Konstanz entweder knapp direkt zu gewinnen oder knapp nicht zu gewinnen, so wird letztere Alternative in den meisten Fällen wohl die insgesamt günstigere sein. Anders als beim negativen Stimmgewicht der Bundestagswahlen ist der Effekt durch die Wählerinnen und Wähler aber nicht intentional steuerbar.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 17:59 Uhr:   

Vergleichszahlen für die Landtagswahlkreise und Régierungsbezirke (jeweils die letzten beiden Landtags-, Bundestags und Europawahlergebnisse) gibt es hier:

http://www.statistik-bw.de/Veroeffentl/Statistische_Berichte/4235_10001.pdf#search=Vergleichs-+und+Strukturdaten+zur+Landtagswahl+2011

Wenn man mal die Veränderung der BTW 2009 gegenüber 2005 vergleicht als Indikator für die zu erwartende regionale Entwicklung, dann fällt auf, dass auf Wahlkreisebene die Entwicklungen teilweise deutlich vom Durchschnitt abweichen, auf Regierungsbezirksebene das Bild aber recht einheitlich ist. Die größte Abweichung gab es noch bei der CDU, die im RB Tübingen 1,5 bis 2,5 Prozentpunkte mehr verlor als in den anderen Regierungsbezirken. Auch bei den Grünen sind die Unterschiede nicht weltbewegend (Land +3,2; Stuttgart +3,7; Karlsruhe +2,8; Freiburg +2,6; Tübingen +3,4). In den Wahlkreisen, wo die Grünen eine Chance auf das Direktmandat haben, gab es aber z. T. recht starke Abweichungen vom Landestrend. In Stuttgart I gewannen sie bei der BTW 09 klar überdurchschnittlich (+5,1) und hier sind die Chancen für die Grünen sicher landesweit am besten, nicht nur wegen dem Bahnhofsstreit. In Stuttgart III kann man ein Erstmandat für die Grünen ausschließen, in Stuttgart II und IV ist es zwar möglich, aber wegen des großen Rückstands eher unwahrscheinlich. Übrigens waren die Grünen bei der BTW in Stuttgart IV näher an der CDU als in Stuttgart II.

Sehr gute Chancen haben die Grünen in Freiburg II, obwohl das der einzige Landtagswahlkreis ist, in dem die Grünen bei der BTW einen minimalen Verlust hatten (-0,1) und die CDU weit unterdurchschnittlich verlor (-2,3). In Freiburg I werden die Grünen dagegen höchstwahrscheinlich nicht gewinnen. Der CDU-Vorsprung war 2006 mit 19 Pp ziemlich groß und bei der BTW gewannen die Grünen nur 1,5 Pp dazu, also deutlich unterdurchschnittlich. In Heidelberg schaut es für die Grünen auch recht gut aus, wobei bei der BTW aber die CDU deutlich unterdurchschnittlich verlor und die Grünen unterdurchschnittlich zulegten. Tübingen ist schon fraglicher, Wahrscheinlichkeit eher unter 50%. In Konstanz und den beiden Karlsruher Wahlkreisen war der CDU Vorsprung 2006 so groß, dass die CDU sie sehr wahrscheinlich halten wird.

Ich bezweifle auch stark, dass Schwarz-Gelb und Rot-Grün stimmenmäßig gleichauf liegen werden. Nur wenn die die FDP rausfliegen sollte, kann Rot-Grün eine absolute Mehrheit kriegen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 21:08 Uhr:   

Sinn der Sache war keine Wahlkreisprognose, sondern eine Abschätzung der durch das Wahlsystem bedingten Verzerrung, die auch dann noch stimmt, wenn sich einzelne Wahlkreise deutlich anders entwickeln, solang der systematische Einfluss auf die Entstehung von Überhang nicht zu groß wird. Bei einem Einstimmenwahlrecht sind da keine substanziellen Veränderungen zu erwarten; höchstens kann es sein, dass dadurch die Umfragewerte ziemlich falsch sind.

Den Einfluss der Zweitmandatszuteilung würd ich als gering einschätzen. Die Leute, die nach Personen und nicht nach Parteien wählen, sind über taktische Notwendigkeiten eher schlecht informiert. Für Leute, die wissen, was sie tun, sind die Personen in aller Regel völlig irrelevant. Andererseits gibts sicher etliche Wähler, für die die Kandidaten im Wahlkreis schon eine Rolle spielen, aber weitgehend unabhängig von deren realen Chancen (erfahrungsgemäß treten die zugkräftigen Kandidaten aber genau da an, wo sie auch Chancen haben). Für Wähler im Grenzbereich zweier Parteien kann die Entscheidung nach Person auch rational begründet sein.

Der Effekt, dass Stimmen je nach Partei in verschiedenen Regierungsbezirken und Wahlkreisen deutlich unterschiedlich wertvoll sind, lässt sich prinzipiell durch Umzug ausnutzen oder auch durch organisierten Stimmentausch. Eine regionale Umverteilung der SPD- und Grünenstimmen hätte genügend Potenzial, dass sich eine entsprechende Plattform rentieren würde.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 21:54 Uhr:   

"Sinn der Sache war keine Wahlkreisprognose, sondern eine Abschätzung der durch das Wahlsystem bedingten Verzerrung"
Die theoretisch möglichen großen Verzerrungen werden praktisch dadurch unterbunden, dass die Regierungsbezirke nicht stark unterschiedlich wählen, daher kommt bei dir ja auch nur etwa ein Sitz als mittlere Verzerrung zugunsten der CDU raus. Der Haupteffekt ist, dass die stärkste Partei zwangsläufig den letzten Sitz im Regierungsbezirk bekommt. Deshalb ist relevant, ob die CDU überhaupt überhängt. Da sind dann eben doch die Wahlkreisergebnisse wichtig. Die CDU wird sehr wahrscheinlich in mindestens drei Regierungsbezirken überhängen. Im Rb Tübingen ist das unsicher, hier kann der WK Tübingen durchaus entscheidend sein, alle anderen Wahlkreise hat die CDU dort sicher. Da die Grünen eine Partei mit recht stark ausgeprägten Hochburgen sind, werden sie der großen Mehrheit der CDU-Bewerber nicht gefährlich, selbst wenn sie wirklich 30% kriegen sollten.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Januar 2011 - 23:13 Uhr:   

Wenn die Ergebnisse in den Regierungsbezirken stärker divergieren würden, würde das die Verzerrung (bei der CDU zumindest) eher verringern, weil Überhang in der Regel da auftritt, wo die Partei besonders schwach ist. Bei den real halbwegs gleichmäßigen Ergebnissen ist eben der dominante Effekt, ob überhaupt Überhang auftritt.

Ganz zwangsläufig bekommt die überhängende Partei nicht den letzten Sitz, wenn sekundärer Überhang zugelassen wird; diese Effekte sind aber mit der Umstellung auf Sainte-Laguë ziemlich vernachlässigbar.

In Freiburg ist Überhang unsicher, wenn auch eher wahrscheinlich. In Stuttgart kann man zwar von Überhang ausgehn, aber wenn die Grünen dort sehr stark zulegen sollten, gibt es eine ganze Reihe von Wahlkreisen, die ab einer gewissen Schwelle recht schnell kippen. In Tübingen ist Überhang auch dann noch nicht sicher, wenn die CDU alle Wahlkreise gewinnt; das hängt insbesondere auch davon ab, ob FDP und Linke über oder unter 5% sind.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 13. Januar 2011 - 03:10 Uhr:   

Auch wenn es keine Prognose sein sollte, hier noch ein paar konkrete Zahlen. Für vernünftige Wahrscheinlichkeitsangaben müsste man allerdings eine realistischere Wahrscheinlichkeitsverteilung zugrunde legen und nicht eine Gleichverteilung in einem gewissen Bereich mit abrupten und willkürlichen Grenzen (die 3-stufige Verteilung mildert das allerdings etwas). Alles ohne irgendwelche Berücksichtigung systematischer regionaler Verschiebungen oder Besonderheiten in den Wahlkreisen.

Überhang ist in folgenden Häufigkeiten aufgetreten:
 
Stuttgart 98,07 %
Karlsruhe 99,47 %
Freiburg 74,67 %
Tübingen 14,30 %


60 Sitze in der ursprünglichen Oberverteilung haben SPD und Grüne in 9,9 % der Fälle bekommen, CDU und FDP in 8,3 %, beides gleichzeitig 7,1 %.

Wahlkreisgewinne:
 
CDU SPD Grn
01: 0,169 0,000 99,831 Stuttgart I
02: 57,295 0,000 42,705 Stuttgart II
03: 95,291 1,288 3,421 Stuttgart III
04: 73,567 1,265 25,168 Stuttgart IV
05: 99,588 0,011 0,402 Böblingen
06: 97,625 0,000 2,375 Leonberg
07: 94,693 2,713 2,594 Esslingen
08: 97,458 0,027 2,515 Kirchheim
09: 92,334 0,000 7,666 Nürtingen
10: 99,622 0,366 0,011 Göppingen
11: 99,958 0,042 0,000 Geislingen
12: 76,871 0,026 23,104 Ludwigsburg
13: 99,636 0,000 0,364 Vaihingen
14: 98,481 0,103 1,416 Bietigheim-Bissingen
15: 99,777 0,201 0,023 Waiblingen
16: 99,927 0,002 0,071 Schorndorf
17: 99,948 0,017 0,035 Backnang
18: 98,175 1,819 0,006 Heilbronn
19: 99,984 0,016 0,000 Eppingen
20: 99,959 0,041 0,000 Neckarsulm
21: 100,000 0,000 0,000 Hohenlohe
22: 97,357 1,199 1,444 Schwäbisch Hall
23: 100,000 0,000 0,000 Main-Tauber
24: 96,706 3,294 0,000 Heidenheim
25: 99,995 0,005 0,000 Schwäbisch Gmünd
26: 100,000 0,000 0,000 Aalen
27: 52,565 0,249 47,186 Karlsruhe I
28: 62,221 0,370 37,409 Karlsruhe II
29: 99,997 0,003 0,000 Bruchsal
30: 98,783 1,217 0,000 Bretten
31: 99,978 0,020 0,002 Ettlingen
32: 99,941 0,059 0,000 Rastatt
33: 99,971 0,000 0,029 Baden-Baden
34: 6,764 0,000 93,236 Heidelberg
35: 28,881 70,986 0,133 Mannheim I
36: 79,494 0,924 19,581 Mannheim II
37: 100,000 0,000 0,000 Wiesloch
38: 100,000 0,000 0,000 Neckar-Odenwald
39: 97,675 0,107 2,218 Weinheim
40: 98,989 1,010 0,000 Schwetzingen
41: 99,718 0,101 0,182 Sinsheim
42: 99,999 0,001 0,001 Pforzheim
43: 99,996 0,003 0,000 Calw
44: 99,067 0,371 0,562 Enz
45: 100,000 0,000 0,000 Freudenstadt
46: 30,024 0,000 69,976 Freiburg I
47: 0,318 0,000 99,682 Freiburg II
48: 97,579 0,004 2,418 Breisgau
49: 90,591 0,833 8,576 Emmendingen
50: 100,000 0,000 0,000 Lahr
51: 99,997 0,000 0,003 Offenburg
52: 99,966 0,000 0,034 Kehl
53: 100,000 0,000 0,000 Rottweil
54: 100,000 0,000 0,000 Villingen-Schwenningen
55: 99,998 0,000 0,002 Tuttlingen-Donaueschingen
56: 53,771 0,000 46,229 Konstanz
57: 99,999 0,000 0,001 Singen
58: 89,863 6,418 3,719 Lörrach
59: 99,950 0,009 0,041 Waldshut
60: 83,773 0,001 16,227 Reutlingen
61: 99,949 0,000 0,051 Hechingen-Münsingen
62: 11,896 0,000 88,104 Tübingen
63: 100,000 0,000 0,000 Balingen
64: 82,138 0,000 17,862 Ulm
65: 100,000 0,000 0,000 Ehingen
66: 97,605 0,000 2,395 Biberach
67: 94,486 0,000 5,514 Bodensee
68: 100,000 0,000 0,000 Wangen
69: 99,860 0,000 0,140 Ravensburg
70: 100,000 0,000 0,000 Sigmaringen
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nowhereman
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 19. Februar 2011 - 09:34 Uhr:   

Aufgrund lokaler Gegebenheiten kann es gut sein, dass der einzige üblicherweise an die SPD fallende Wahlkreis in Mannheim-Nord an die CDU fällt.
In der Folge stiege auch in Nordbaden die Chance auf Überhang, selbst wenn die Grünen in Heidelberg punkten.

Grund: der zunächst gewählte Kandidat ist aus der SPD-Gemeindefraktion ausgetreten.
Es gab Vorwürfe von kriminellen und arbeitsrechtlich zu sanktionierenden Vorkommnisse, "beleidigt" über das kritische Verhalten seiner Ex-Partei bewirbt er sich jetzt als Einzelkandidat und tummelt jetzt im Umfeld Linke/Gewerkschafts-SPD.
Er versucht sich auch mit dem Thema Bürgerprotest zu profilieren, es geht um einen Flugplatz und mal wieder um eine Bahnstrecke, womit er ein wenig im grünen Umfeld, allerdings sehr gering, hausieren geht.

Selbst wenn Einzelbewerber dann doch scheitern, etwa ex-CDU-Mitglied bei einer BTW in Fulda, trotz bester Vernetzung, dieser Herr könnte im "wahlfaulsten" Wahlkreis des Südstaates zwischen 5-15 % erreichen, genug um der SPD zu schaden, wobei sich der CDU-Kandidat wenig Hilfe von Wechselwählern CDU/FDP versprechen kann, sie sind in diesem industriell geprägten Kreis eher die Ausnahme.
Die CDU strukturiert sich aus Herzblut-Christen, kleineren Angestellten, einigen Handwerkern, die besser Verdienenden wohnen (klar zeichne ich jetzt ein zu grobes Bild) im anderen MA-Wahlkreis.
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Guido Ingendaay
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 26. März 2011 - 10:11 Uhr:   

Ich durchschaue die Feinheiten des Wahlrechts nicht ganz, aber so viel habe ich begriffen: das bestehende Baden-Württembergische Landtagswahlrecht weist Mängel auf. Diese Mängel sind nicht nur theoretisch, sondern könnten praktische Konsequenzen haben, v. a. eine Bevorzugung der CDU. Andererseits scheint es so zu sein: Es ist eher unwahrscheinlich, dass dieser Effekt so ausfallen wird, dass die CDU/FDP bei niedrigerer Stimmenzahl eine Mandatsmehrhheit gewinnen könnten. In diesem Fall wäre auch keine Legitimation gegeben. Sehe ich das so richtig?
Das würde bedeuten: Leihstimmen an die Linken sind für Wähler, die einen Regierungswechsel wünschen, keine Pflicht. Man braucht keine Angst zu haben, dass die eigene Stimme verpufft, wenn die Linke nicht in den Landtag kommt.

Sehe ich das richtig?
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Bernhard Nowak
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 26. März 2011 - 11:45 Uhr:   

Angesichts der derzeitigen Umfrageergebnisse sind Leihstimmen für die Linke für Wähler, die einen Regierungswechsel wünschen, aus meiner Sicht verlorene Stimmen für einen solchen Regierungswechsel. Denn wenn die Linkspartei deutlich über 4%, jedoch weniger als 5% bekommen wird, sind diese Stimmen für grün-rot oder rot-grün verloren. Kommt die Linke jedoch - was ich angesichts der derzeitigen Umfragen nicht glaube - in den Landtag, so ist zwar richtig, dass es keine schwarz-gelbe Mandatsmehrheit geben wird, aber die Chancen für die Union, möglicherweise ohne Mappus in irgendeiner Form an der Regierung zu bleiben, weil sich SPD und Grüne nicht auf Koalitions- oder Tolerierungsabkommen mit der Linken einlassen wollen, weil ihnen dies zu riskant erscheint, ist einfach zu groß.
Wer wirklich einen Regierungswechsel in BW erreichen will, sollte daher Grüne oder SPD wählen, wer dies nicht will, CDU oder FDP. So einfach erscheint mir dies.
Mich wundert, dass in einem heutigen Spiegel Online Artikel über den Ministerpräsidenten Mappus wieder gesagt wird, das Wahlrecht in BW bevorzuge die CDU. Wenn ich diesen Thread hier richtig interpretiere, sind die Schwankungen doch nur minimal, d.h. letztlich "bevorzugt" das Wahlrecht zwar die CDU als stärkste politische Partei im Land, der Effekt ist aber nicht so bedeutsam, wie es häufig in der Presse dargestellt wird, wenn ich Ratinger Linkes Rechnungen und seine Beiträge hier richtig interpretiere.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 26. März 2011 - 12:52 Uhr:   

"Minimal" ist auch übertrieben. Der Effekt ist zwar längst nicht so groß, wie er teilweise dargestellt wird, aber vernachlässigbar ist er auch nicht; bei einem sehr knappen Ergebnis kann er schon entscheidend sein.
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Xaver Fichtl
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Sonntag, 17. April 2011 - 21:25 Uhr:   

Nach den Analysen vor der Wahl vermisse ich hier die Analysen der Verzerrungen nach der Wahl. Denn in Relation zum Gesamtwahlergebnis hat die CDU ein Mandat zuviel, die FDP eines zu wenig:

Partei / Sitzanteil / Sitze nach S.L.-Schepers / Sitze real / Differenz
CDU / 58,76 / 59 / 60 / +1
SPD / 34,84 / 35 / 35 / 0
Grüne / 36,46 / 36 / 36 / 0
FDP / 7,94 / 8 / 7 / -1

Anmerkung: die Sitzanzahl stimmt hier nach d`Hondt und Hare-Niemeyer mit Sainte Lague-Schepers überein.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 17. April 2011 - 22:43 Uhr:   

Hab ich schon am Wahlabend hier erwähnt. Viel hat sich beim endgültigen Ergebnis nicht geändert.

Die CDU hat ziemlich viel Rundungsglück gehabt, so dass relativ wenig ausgeglichen worden ist (andererseits hat sie den Überhang in Tübingen ganz knapp verpasst, der ihr noch mehr Vorteil verschafft hätte). Die SPD hat Glück gehabt, dass sie in Stuttgart gerade nicht so viele Stimmen bekommen hat, dass das einen Sitzverlust verursacht hätte. Die FDP hätte den ihr zustehenden Sitz bekommen, wenn sie in Karlsruhe deutlich weniger Stimmen gekriegt hätte.
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nevermore
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 05. August 2011 - 16:20 Uhr:   

Was passiert eigentlich, wenn jemand sein Mandat niederlegt, wie jetzt Mappus oder Wölfle? Es gibt ja Überhang-, aber auch Ausgleichsmandate. Werden diese Mandate einfach wieder besetzt? Im Bund würde ein Überhangmandat doch wegfallen oder? Aber dort gibts auch keine Ausgleichsmandate.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 05. August 2011 - 17:29 Uhr:   

In Baden-Württemberg rücken ja in der Regel explizit mitgewählte Ersatzbewerber nach, womit das Nachrückerurteil selbst bei unausgeglichenem Überhang nicht anwendbar ist. Auch ansonsten seh ich keinen stärkeren Hebel, gegen die Verzerrung vorzugehn als schon bei der Wahl selbst. Insbesondere gibt es keine Begrenzung der Gesamtsitzzahl wie früher in Schleswig-Holstein und heute noch in Bayern, die einem Nachrücken entgegenstehn würde.
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Hanseat
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Samstag, 06. August 2011 - 18:12 Uhr:   

@Ratinger Linke

Doch, es gäbe einen Hebel: Nicht nach Regierungsbezirken wählen, sondern nur auf Landesebene verteilen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 07. August 2011 - 04:22 Uhr:   

Der Gesetzgeber kann das natürlich korrigieren (und will das momentan wohl auch), aber den hab ich nicht gemeint.
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Hanseat
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Sonntag, 07. August 2011 - 18:11 Uhr:   

@Ratinger Linke

"aber den habe ich nicht gemeint". Tja, Ihr Fehler, wenn Sie die Verantwortlichen für das Problem nicht sehen wollen. Es ist nunmal Aufgabe des Gesetzgebers, Wahlgesetze zu machen, die in sich konsistent und verständlich sind und insofern ist der Hebel auch da.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 07. August 2011 - 19:35 Uhr:   

Es ist nicht um die Verantwortung gegangen, sondern darum, was jetzt passiert. Da kann der Gesetzgeber ohnehin nichts mehr machen, aber wenn es sich um einen Verstoß gegen höherrangiges Recht handeln würde, könnte jeder Wahlberechtigte Einspruch einlegen. Ein solcher Verstoß ist aber nicht ersichtlicher als bei der ursprünglichen Sitzverteilung. Das wollte ich sagen.

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