Bundesländer

[Tipps und Tricks 2009]

Anfall von Überhangmandaten in den Ländern und die Folgen

In der folgenden Übersicht wird erläutert, in welchen Bundesländern möglicherweise mit Überhangmandaten zu rechnen ist und welche Konsequenzen dies für Ihre Wahlentscheidung haben sollte.


Baden-Württemberg

Ausgangslage:

In Baden-Württemberg konnte die CDU 2005 drei Überhangmandate erringen. In diesem Jahr dürften es wegen einer nach den aktuellen Umfragen weiterhin nicht besonders starken CDU und einer im Vergleich zu 2005 noch wesentlich schwächeren SPD sowie Dank eines zusätzlichen Wahlkreises für das Land noch mehr CDU-Überhangmandate werden. Eine Zweitstimme für die CDU wird aus diesem Grund im Schnitt zu weniger CDU-Sitzen bundesweit führen (negatives Stimmengewicht).

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund sehr wahrscheinlicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, in denen die SPD beim letzten Mal eine Erststimmenmehrheit hatte – der SPD geben, um die Zahl der CDU-Überhangmandate möglichst klein zu halten. Dies sind folgende Wahlkreise:

Schwer abzuschätzen ist, wie sich die Kandidatur des nicht auf der Landesliste abgesicherten Bundesvorsitzenden der GRÜNEN, Cem Özdemir, im Wahlkreis 258 (Stuttgart I) auswirken wird. Nachdem die SPD diesen Wahlkreis schon beim letzten Mal nicht gewinnen konnte, erscheint es sinnvoll, hier auf einen Überraschungserfolg von Özdemir zu setzen, wenn man ein weiteres CDU-Überhangmandat verhindern möchte.

Auch in ein paar anderen Wahlkreisen werden möglicherweise die GRÜNEN nach Zweitstimmen vor der SPD liegen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass sich an dem Splitting-Verhalten vieler GRÜNEN-Wähler (Erststimme SPD, Zweitstimme GRÜNE) in Baden-Württemberg etwas ändern wird, so dass der nach Erststimmen aussichtsreichste CDU-Gegner im Übrigen die SPD sein dürfte.


Bayern

Ausgangslage:

Bayern zählt zu den Bundesländern, in denen es bei Bundestagswahlen noch nie Überhangmandate gab. Die Zeiten, in den die CSU fest mit Ergebnissen von mehr als 50 Prozent der Zweitstimmen rechnen konnte, sind allerdings seit der letzten Landtagswahl und nach aktuellen Umfragen vorbei. Weil gleichzeitig die SPD in Bayern keinen Boden gut machen konnte, sind Überhangmandate für die CSU damit erstmals bei Bundestagswahlen eine durchaus realistische Möglichkeit.

Wenn es zu CSU-Überhangmandaten kommen sollte, wäre allerdings negative Stimmengewicht ausgeschlossen, da es sich mangels weiterer CSU-Landeslisten um externe Überhangmandate handeln würde.

Tipps:

Wenn Sie Überhangmandate erwarten, können Sie als CSU-Sympathisant überlegen, eine andere Partei zu wählen, die Ihre Zweitstimme besser gebrauchen kann, etwa den gewünschten Koalitionspartner. Für die CSU macht es keinen Unterschied, und Sie hätten mit Ihrer Zweitstimme ein zusätzliches Stimmgewicht.

Der wohl einzige Wahlkreis, in dem die SPD eine (Außenseiter-)Chance hat, ist der Wahlkreis 218 (München-Nord). Wenn Sie hier ein mögliches Überhangmandat für die CSU verhindern möchten, sollten Sie Ihre Erststimme in diesem Wahlkreis der SPD geben.


Berlin

Ausgangslage:

Bisher sind in Berlin keine Überhangmandate angefallen. Allerdings ist die PDS 1998 (bei anderer Wahlkreiseinteilung) nur knapp an einem Überhangmandat „vorbeigeschlittert“. Inzwischen ist DIE LINKE im Westen groß genug für viele Zweitstimmen, aber zu klein für weitere Direktmandate, so dass wir hier keine Überhangmandate erwarten.

Die SPD ist 2002 knapp und 2005 mit einem Listensitz Abstand am Überhang vorbei gerutscht. Allerdings erwarten wir, dass die SPD einige Wahlkreise verliert, also auch kein SPD-Überhang. Dagegen ist eine Überhangsituation für die CDU denkbar, die mit einem vergleichsweise schlechtem Zweitstimmenergebnis sechs West-Berliner Wahlkreise gewinnen könnte.

Tipps:

In den West-Berliner Wahlkreisen geht es vor allem um ein mögliches Überhangmandat für die CDU. Für CDU-Sympathisanten gilt also: Erststimme CDU. Für CDU-Gegner gilt: Erststimme SPD, allerdings mit einem Vorbehalt in Wahlkreis 82 (Berlin-Tempelhof – Schöneberg). Hier tritt die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast an und hat möglicherweise bessere Siegchancen als ihre SPD-Konkurrentin. Hier könnte sich also eine Erststimme für die Grünen als effektiver erweisen.

In den Ost-Berliner-Wahlkreisen können die Minimalchancen der Partei DIE LINKE auf Überhangmandate weiter geschmälert werden, indem man die Erststimme dem aussichtsreichsten Gegenkandidaten gibt. Dies ist im Ost-West-Wahlkreis 84 (Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost) Hans-Christian Ströbele (GRÜNE), in den anderen Wahlkreisen der jeweilige SPD-Kandidat. Wichtig ist hier vor allem der Wahlkreis 77 (Pankow), den Wolfgang Thierse (SPD) verteidigen möchte.

Die Zweitstimme kann an die jeweils bevorzugte Partei gegeben werden. CDU-Anhänger können erwägen, ihre Zweitstimme dem gewünschten Koalitionspartner zu geben, da Überhangmandate für die CDU nicht ausgeschlossen sind.

In den Wahlkreisen 76 (Berlin-Mitte), 77 und 84 sehen wir gewisse Chancen für die GRÜNEN, nach Zweitstimmen stärkste Kraft zu werden. Abgesehen von den Wahlkreisen 82 und 84 wird sich dies aber wohl nicht im Erststimmenergebnis widerspiegeln.


Brandenburg

Ausgangslage:

Nachdem die SPD in Brandenburg schon 1994, 1998 und 2005 Überhangmandate erringen konnte und dies 2002 nur um wenige hundert Stimmen verpasste, sind auch in diesem Jahr SPD-Überhangmandate gut möglich. In die Quere kommen könnte den Sozialdemokraten hierbei aber ein gutes Abschneiden der LINKEN. Schon bei der letzten Landtagswahl in Brandenburg hatte die PDS mehr Wahlkreise gewonnen als die SPD. Gute Aussichten für DIE LINKE bestehen vor allem in den Wahlkreisen 60 (Märkisch-Oderland – Barnim II) und 64 (Frankfurt (Oder) - Oder-Spree).

Tipps:

Für Anhänger der SPD gilt: Erststimme SPD. Die Zweitstimme könnte aufgrund der möglichen Gefahr eines negativen Stimmengewichts an GRÜNE oder DIE LINKE gehen, um einer Mehrheit für Schwarz-Gelb entgegenzuwirken.

Wer SPD-Überhangmandaten entgegenwirken will, sollte die Erststimme an den aussichtsreichsten Gegenkandidaten geben. Dieser gehört je nach Wahlkreis entweder der Partei DIE LINKE oder der CDU an:

DIE LINKE in den Wahlkreisen

 CDU in den Wahlkreisen

Eine sehr unklare „Gefechtslage“ herrscht in den Wahlkreisen

Sollte DIE LINKE zusätzlich zu den Wahlkreisen 60 und 64 auch die vier letztgenannten gewinnen, besteht sogar die Möglichkeit eines Überhangmandats für DIE LINKE. Wer Überhangmandate sowohl für die SPD als auch für DIE LINKE verhindern möchte, sollte in diesen vier Wahlkreisen also auf jeden Fall mit der Erststimme CDU wählen.


Bremen

Ausgangslage:

Bremen war bis zur Wahl 1998 das Paradebeispiel für negative Stimmgewichte. Das Zweitstimmenergebnis der SPD lag fast immer so, dass entweder ein paar Zweitstimmen weniger der SPD ein Überhangmandat beschert oder ein paar Zweitstimmen mehr ihr ein Überhangmandaten gekostet hätten. Darum war hier war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit absehbar, dass Zweitstimmen, die für die SPD abgegeben werden, dieser dadurch schaden würden, dass die SPD insgesamt weniger Sitze erhalten hätte.

Da das Bundesland Bremen seit 2002 nur noch zwei (sichere SPD-)Wahlkreise hat, ist ein Anfall von Überhangmandaten zwischenzeitlich jedoch unwahrscheinlicher geworden. Solange die SPD deutlich mehr als dreißig Prozent der Bremer Zweitstimmen erhält, stehen ihr so oder so zwei Sitze zu. Nachdem die SPD bei der Europawahl bereits unter der 30-Prozent-Marke geblieben ist, spricht vieles dafür, dass das negative Stimmengewicht 2009 nach Bremen zurückkehrt, da es selbst dann zuschlagen würde, wenn sich die SPD wieder knapp ein zweites Listenmandat sichern sollte.

Tipps:

Mit einer Erststimme für die SPD kann zu einem Überhangmandat für die Sozialdemokraten beigetragen werden. Wer dies verhindern will, sollte die Erststimme der CDU geben, wobei ihre Chancen, der SPD einen der beiden Bremer Wahlkreise streitig zu machen, nahe null liegen.

Die Zweitstimme kann an die jeweils bevorzugte Partei gegeben werden. SPD-Anhänger sollten ihre Zweitstimme dem gewünschten Koalitionspartner geben, um ein negatives Stimmgewicht zu verhindern.

Bremer Lokalpatrioten, die ungeachtet der Parteizugehörigkeit vor allem möglichst viele Abgeordnete aus Bremen und Bremerhaven im Bundestag sehen wollen, könnten überlegen, aus diesem Grund mit Zweitstimme FDP oder DIE LINKE zu wählen, da sich beide Parteien bei einem sehr guten Ergebnis Hoffnung auf den Gewinn eines Mandats machen können. Das Streben der CDU nach einem zweiten Bremer Sitz erscheint vergleichsweise aussichtslos, die beiden SPD-Sitze (als Direktmandate) sowie das Listenmandat für die GRÜNEN sind dagegen bombensicher.


Hamburg

Ausgangslage:

In Hamburg war im Jahre 1953 dank fragwürdiger Wahlkreisabsprachen mit der CDU ein Überhangmandat für die DP (Deutsche Partei) aufgetreten. In der jüngeren Vergangenheit waren jedoch nur für die SPD Überhangmandate realistisch, die immerhin 1983, 1998, 2002 und 2005 jeweils eines erringen konnte. Auch für die Bundestagswahl 2009 kann sich die SPD in Hamburg berechtigte Hoffnungen auf ein Überhangmandat machen.

Kurioserweise scheint die Stimmung in Hamburg zu einem Wahlverhalten entgegen unserer Tipps zu führen. Nach der in der SPD umstrittenen Aufstellung des Kandidaten im Wahlkreis Hamburg-Eimsbüttel gibt es Wahlempfehlungen, man solle nur mit der Zweitstimme SPD, aber mit der Erststimme die grüne Spitzenkandidatin Krista Sager wählen, was vermutlich zum Verlust dieses Wahlkreises an die CDU führen würde.

Tipps:

Mit einer Erststimme für die SPD kann zu einem Überhangmandat für die Sozialdemokraten beigetragen werden. Wer dies verhindern will, sollte die Erststimme der CDU geben. Besonders umkämpft dürften die Wahlkreise 20 (Hamburg-Altona), 21 (Hamburg-Eimsbüttel) und 23 (Hamburg-Wandsbek) sein. In Hamburg-Mitte und Bergedorf geht die SPD hingegen als Favorit ins Rennen, im Wahlkreis Hamburg-Nord die CDU.

Die Zweitstimme kann an die jeweils bevorzugte Partei gegeben werden. SPD-Anhänger sollten erwägen, ihre Zweitstimme dem gewünschten Koalitionspartner zu geben, da ein Überhangmandat für die SPD gut möglich erscheint.


Hessen

Ausgangslage:

Hessen zählt zu den Bundesländern, in denen es noch nie Überhangmandate gab, da sowohl CDU als auch SPD in diesem Land ausgeprägte Hochburgen hatten. Da die SPD in den Umfragen nun deutlich unter 30% liegt, sieht es jedoch so aus, als ob sich dies nun zugunsten der CDU ändern könnte. Hessische Überhangmandate für die CDU sind damit möglich.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte – auf jeden Fall der SPD geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Hierbei handelt es sich um die folgenden Wahlkreise:

In den Wahlkreisen 168 bis 171 geht die SPD als Favorit ins Rennen, die anderen Wahlkreise sind aus SPD-Sicht hochgradig gefährdet. Im Gegenzug könnte es den Sozialdemokraten aber möglicherweise gelingen, den Wahlkreis 183 (Frankfurt am Main II) zurückzugewinnen, da Joschka Fischer (GRÜNE) nicht mehr antritt, bei den vergangenen Wahlen der SPD aber viele Erststimmen abspenstig machen konnte.


Mecklenburg-Vorpommern

Ausgangslage:

Hier sind 1990 und 1994 Überhangmandate für die CDU, 1998 für die SPD angefallen. Bei der Wahl 2005 wurde ein SPD-Überhangmandate knapp verfehlt. Bei der Bundestagswahl 2009 erscheinen aufgrund der Schwäche der SPD nur CDU-Überhangmandate möglich.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte, auf jeden Fall der SPD geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Hierbei handelt es sich um die folgenden Wahlkreise:

Die Wahlkreise 15 und 16 sind sichere CDU-Hochburgen. Im Wahlkreis 18 (Neubrandenburg – Mecklenburg-Strelitz – Uecker-Randow) hingegen wird am ehesten noch DIE LINKE in der Lage sein, einen CDU-Sieg zu verhindern. Wer einem CDU-Überhangmandat entgegenwirken möchte, sollte seine Erststimme hier dem Kandidaten der Partei DIE LINKE geben.


Niedersachsen

Ausgangslage:

Niedersachsen zählt zu den Bundesländern, in denen es noch nie Überhangmandate gab. Dies liegt daran, dass sowohl CDU als auch SPD in Niedersachsen ausgeprägte Hochburgen haben. Allerdings sind die Hochburgen der SPD etwas gleichmäßiger verteilt, so dass die Sozialdemokraten – selbst bei einem gegenüber der CDU etwas schlechteren Erststimmenergebnis – darauf hoffen können, zwei Drittel der niedersächsischen Wahlkreise für sich zu entscheiden, auch wenn sie nach Zweitstimmen auf rund 30 Prozent abstürzt. So könnte die SPD bei der Bundestagswahl 2009 in Niedersachsen erstmals in die Nähe eines Überhangs kommen und mit viel Glück auch tatsächlich ein Überhangmandat erringen.

Tipps:

Mit einer Erststimme für die SPD kann zu einem Überhangmandat für die Sozialdemokraten beigetragen werden. Wer dies verhindern will, sollte die Erststimme der CDU geben. Sollte tatsächlich eine Konstellation eintreten, in der ein SPD-Überhangmandat in greifbare Nähe rückt, werden insbesondere die folgenden Wahlkreise umkämpft sein:

Die Zweitstimme kann an die jeweils bevorzugte Partei gegeben werden. SPD-Anhänger können erwägen, ihre Zweitstimme dem gewünschten Koalitionspartner zu geben, da ein Überhangmandat für die SPD nicht gänzlich ausgeschlossen erscheint.


Nordrhein-Westfalen

Ausgangslage:

Nordrhein-Westfalen zählt zu den Bundesländern, in denen es noch nie Überhangmandate gab und wo es auch bei der Bundestagswahl 2009 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Überhangmandate geben wird. Dies liegt daran, dass sowohl CDU als auch SPD  ausgeprägte Hochburgen in Nordrhein-Westfalen haben. Der Gewinn von Wahlkreisen in den Hochburgen des Gegners würde einen klaren Wahlsieg in diesem Bundesland voraussetzen, bei dem die jeweilige Partei aller Voraussicht nach auf deutlich über 50 % der Zweitstimmen käme. Dadurch wiederum würden ausreichend Zweitstimmenmandate zur Verfügung stehen, um die gewonnenen Wahlkreismandate zu verrechnen, selbst wenn die Partei alle Wahlkreise des Landes gewinnen sollte.

Tipps:

Sie können in diesem Bundesland mit Ihrer Erststimme keinen Einfluss auf die parteipolitische Zusammensetzung des Bundestags nehmen. Wie Sie herausfinden können, ob und ggf. welche Auswirkung Ihre Erststimme auf die personelle Zusammensetzung des Parlaments haben könnte, wird hier beschrieben.

Sie können Ihre Zweitstimme abgeben, ohne dabei die Problematik von Überhangmandaten und negativem Stimmengewicht berücksichtigen zu müssen. Welche weiteren taktischen Erwägungen hinsichtlich der Zweitstimme sich aus dem Bundestagswahlrecht ergeben, können Sie hier nachlesen.


Rheinland-Pfalz

Ausgangslage:

In Rheinland-Pfalz sind bisher noch nie Überhangmandate angefallen. Bei der Bundestagswahl 2009 es könnte hier aber zu einer Premiere kommen, denn für die CDU liegt ein Überhangmandat durchaus im Bereich des möglichen.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte – auf jeden Fall der SPD geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Hierbei handelt es sich um die folgenden Wahlkreise:

Ob die CDU erstmals in Rheinland-Pfalz ein Überhangmandat erringen kann, dürfte sich insbesondere in den Wahlkreisen Worms und Kaiserslautern entscheiden.


Saarland

Ausgangslage:

Im Saarland gab es 1961 ein Überhangmandat für die CDU. Bei den vergangenen Wahlen seit 1990 konnte jedoch die SPD stets alle Wahlkreise im Saarland für sich entscheiden. Um ein Haar hätte sie 1994 und auch 2002 ein Überhangmandat gewonnen, 2005 gab es dann tatsächlich wieder ein Überhangmandat für die SPD. Da die CDU in den Umfragen vorne liegt, halten wir ein Überhangmandat für die CDU für möglich.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme der SPD geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Die besten Chancen, dem SPD-Kandidaten wieder zu einer Erststimmenmehrheit zu verhelfen, bestehen in den Wahlkreisen 296 (Saarbrücken) und 299 (Homburg). In Saarbrücken kommt der SPD dabei zugute, dass Oskar Lafontaine anders als noch 2005 hier nicht als Wahlkreiskandidat für DIE LINKE antritt. Sollte es der SPD wider Erwarten gelingen, zusätzlich auch noch den Wahlkreis 297 (Saarlouis) zu gewinnen, könnte es sogar wieder ein SPD-Überhangmandat geben.


Sachsen

Ausgangslage:

In Sachsen gab es 1994 drei Überhangmandate für die CDU. Bei der Wahl 1998 konnte die SPD mehrere westsächsische Wahlkreise knapp gewinnen, so dass die CDU kein Überhangmandat erhielt. Bei der Wahl 2002 erhielt die CDU ein Überhangmandat und 2005 vier. Für die Wahl 2009 sind Überhangmandate für die CDU in Sachsen sehr wahrscheinlich.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund wahrscheinlicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte – taktisch einsetzen, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. In den Wahlkreisen 153 (Leipzig I) und 154 (Leipzig II) sollte die Erststimme in diesem Fall an die SPD gehen, im Wahlkreis 163 (Chemnitz) hingegen an DIE LINKE, die hier schon 2005 nur knapp hinter der SPD lag.


Sachsen-Anhalt

Ausgangslage:

In Sachsen-Anhalt gibt es fast keinerlei Hochburgen von CDU oder SPD. Wer hier landesweit stärkste Partei wird, kann mit nur ein paar Prozent Vorsprung fast alle Wahlkreise des Landes gewinnen. Darum gab es 1990 drei und 1994 zwei Überhangmandate für die CDU, 1998 gab es vier Überhangmandate für die SPD, 2002 waren es zwei und 2005 wieder vier. Auch für die Wahl 2009 sind Überhangmandate für die stärkste Partei möglich. Das wird diesmal aller Voraussicht nach die CDU sein.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme den Kandidaten von SPD oder DIE LINKE geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Erschwert wird diese Taktik allerdings dadurch, dass in den meisten Wahlkreisen unklar ist, wer am ehesten noch dem CDU-Kandidaten gefährlich werden könnte. Nur in den Wahlkreisen 68 (Bälde – Jerichower Land) und 70 (Magdeburg) lässt sich ziemlich eindeutig sagen, dass der SPD hier bessere Chancen hat als DIE LINKE.


Schleswig-Holstein

Ausgangslage:

1953, 1957 und 1961 gab es hier Überhangmandate für die CDU, 1980 bekam die SPD ein Überhangmandat. Bei der Wahl 2002 wurde ein SPD-Überhangmandat nur durch einen 331-Stimmen-Vorsprungs des heutigen CDU-Ministerpräsidenten Carstensen im Wahlkreis 2 (Nordfriesland – Dithmarschen-Nord) verhindert.

In diesem Jahr geht in den meisten Wahlkreisen die CDU als Favorit ins Rennen. Überhangmandate der CDU in Schleswig-Holstein sind daher möglich.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte – auf jeden Fall der SPD geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Dies sind folgende Wahlkreise:

Ob die CDU Überhangmandate erringen kann, dürfte sich insbesondere in den Wahlkreisen Kiel und Lübeck entscheiden. In den übrigen Wahlkreisen geht die CDU als klarer Favorit ins Rennen.


Thüringen

Ausgangslage:

Hier gab es 1990 und 1994 Überhangmandate für die CDU, 1998 und 2002 für die SPD, und 2005 verpasste die SPD ein Überhangmandat nur knapp. Jene Partei, die im Landesschnitt deutlich vorne liegt, hat gute Aussichten auf Überhangmandate. Das wird höchstwahrscheinlich die CDU sein.

Tipps:

CDU-Sympathisanten, die eine schwarz-gelbe Koalition bevorzugen, sollten überlegen, aufgrund möglicher Überhangmandate lediglich ihre Erststimme der CDU zu geben, die Zweitstimme dagegen der FDP. Wer auch die Zweitstimme der CDU gibt, läuft Gefahr, der CDU dadurch zu schaden (negatives Stimmgewicht).

Unionsgegner aus den anderen Parteien sollten ihre Erststimme – zumindest in jenen Wahlkreisen, die die SPD beim letzten Mal gewinnen konnte – auf jeden Fall an SPD oder DIE LINKE geben, um CDU-Überhangmandate zu verhindern. Hierbei handelt es sich um folgende Wahlkreise:

In den Wahlkreisen 190 und 192 dürfte der SPD-Kandidat die besten Aussichten haben, der CDU gefährlich zu werden. In den übrigen Wahlkreisen, insbesondere in den Wahlkreisen 194 und 197, spricht aufgrund des aktuellen Bundestrends einiges dafür, dass DIE LINKE nach Erststimmen vor der SPD liegen wird.


von Martin Fehndrich, Matthias Cantow und Wilko Zicht (letzte Aktualisierung: 26.09.2009)