Unterverteilungsparadoxon

[Systemfehler]

Es wird folgendes fiktives Bundestagswahlergebnis angenommen:

Das Erststimmenergebnis sei identisch mit dem der Bundestagswahl 1994. Für die Parteien CSU, FDP, Bündnis 90/Grüne und PDS seien die Stimmen wie bei der 94er Wahl. Die Mandatsverteilung im Fall 1 ist identisch mit dem der 94er Wahl. In Klammern stehen die Werte, die sich im Vergleich dazu ergeben, wenn angenommen wird, die CDU hätte in Bremen eine zusätzliche Stimme erhalten (Fall 2). Das Beispiel ist auf den Grenzfall konstruiert, dass dieser Unterschied von einer Stimme zwischen den Fällen 1 und 2, den verbundenen Landeslisten der CDU ein Mandat mehr bringt, zu Lasten der verbundenen SPD Landeslisten. Durch die andere Unterverteilung und das Auftreten oder Wegfallen von Überhangmandaten, kehrt sich dies aber ins Gegenteil um. Das absurde Ergebnis: Einzig und allein die Landesliste, die in Fall 2 mehr Stimmen erhalten hat, bekommt hier weniger Sitze im Bundestag, während für alle anderen Landeslisten sich nichts ändert.

Oberverteilung

Partei Zweit-
stimmen
Sitz-
zahl
Sitze ohne
Überhänge
Über-
hänge
Gesamt
SPDFall 1:17.127.933247,520102484252
Fall 2:(247,52009)(247)(5)
CDUFall 1:16.089.960232,5200923212244
Fall 2:(16.089.961)(232,52010)(233)(10) ( 243)
CSU3.427.19649,5275050
FDP3.258.40747,0884747
Bündnis90/Grüne3.424.31549,4854949
PDS2.066.17629,8583030
GesamtFall 1:45.393.98765665616672
Fall 2:(45.393.988)(15)(671)

Die CDU erhält im Fall 2 eine Zweitstimme mehr in Bremen. Dies führt dazu, dass der verbundenen Landesliste der CDU ein Mandat mehr und der verbundenen Landesliste der SPD ein Mandat weniger zusteht. Bei der Unterverteilung, also der Verteilung auf die Landeslisten der jeweiligen Parteien macht sich dies wie folgt bemerkbar:

Fortsetzung des Beispiels – Unterverteilung

Unterverteilung auf die Landeslisten der CDU

BundeslandZweit-
stimmen
Sitz-
zahl
Sitze ohne
Überhänge
Direkt-
mandate
Über-
hänge
Gesamt
Schleswig-Holstein702.36710,12710910
Hamburg343.3984,951515
Niedersachsen1.957.66428,227281728
Bremen105.0631,5149202
(105.064)(1,5214)(1)(1)
Nordrhein-Westfalen3.997.31757,637583158
Hessen1.417.69220,441201420
Rheinland-Pfalz1.061.64315,307151215
Baden-Württemberg2.458.91735,4553537237
(35,607)(36)(1)
Saarland250.9783,618404
Berlin612.2178,827969
Mecklenburg-Vorp.378.2745,4545727
Brandenburg385.3835,556606
Sachsen-Anhalt589.2948,497810210
(8,533)(9)(1)
Thüringen600.4408,657912312
Sachsen1.229.31317,7251821321
Gesamt16.089.96023223212244
(16.089.961)(10)(243)

Unterverteilung auf die Landeslisten der SPD

BundeslandZweit-
stimmen
Sitz-
zahl
Sitze ohne
Überhänge
Direkt-
mandate
Über-
hänge
Gesamt
Schleswig-Holstein670.7919,71210210
Hamburg386.8575,6014666
(5,5788)(5)(1)
Niedersachsen1.938.32128,065281428
Bremen179.3112,5962313
Nordrhein-Westfalen4.548.82065,864664066
Hessen1.296.78818,77619819
Rheinland-Pfalz955.38313,83314414
Baden-Württemberg1.742.59225,2312525
Bayern1.983.97928,72629129
Saarland329.2874,767555
Berlin663.0819,600939
Mecklenburg-Vorp.283.0294,098424
Brandenburg617.3628,939912312
Sachsen-Anhalt478.7726,932737
Thüringen431.9406,25466
Sachsen621.6209,00099
Gesamt17.127.9332482484252
(247)(5)

 


von Martin Fehndrich (04.03.2000, letzte Aktualisierung: 30.05.2007)