Negatives Stimmgewicht – Bundestagswahl 2005

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Wie viele Sitze betraf das negative Stimmgewicht bei der Bundestagswahl 2005?

Manche halten das negative Stimmgewicht für einen vergleichsweise kleinen Effekt, der sich nur über 1-2 Sitze erstreckt. Einen Eindruck, dem wir möglicherweise auch dadurch Vorschub geleistet haben, daß wir in unserer Tabelle aus Gründen der Vergleichbarkeit nur solche Beispiele aufgelistet haben, bei denen es keine Änderung in der Oberverteilung gegeben hat.

Allerdings erstreckt sich der Effekt auch über die Sprünge der Oberverteilung hinweg. Die negativen Effekte der Stimmabgabe überwiegen die positiven.

Berechnet man für SPD und CDU jeweils getrennt die kleinste Sitzzahl bei zusätzlichen Stimmen bzw. die zusätzlichen Sitze, wenn die betroffenen Zweitstimmen in den Überhangländern nicht abgegeben worden wären, erhält man:

Auswirkung negatives Stimmgewicht bei Bundestagswahl 2005
11 SitzeHätte die SPD in den Bundesländern Hamburg, Bremen, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen keine Zweitstimmen erhalten, so hätte die SPD 11 Sitze mehr im Bundestag gehabt.
9 SitzeHätte die CDU in den Bundesländern Baden-Württemberg und Sachsen keine Zweitstimme erhalten, so hätte die CDU 9 Sitze mehr im Bundestag gehabt.
4 SitzeHätte die SPD in Hamburg 65.000, im Saarland 65.000, in Brandenburg 175.000 und in Sachsen-Anhalt 265.000 Zweitstimmen mehr erhalten, hätte Sie 4 Sitze weniger gehabt.
3 SitzeHätte die CDU in Baden-Württemberg 220.000 und in Sachsen 250.00 Zweitstimmen mehr erhalten, hätte sie 3 Sitze weniger gehabt.
27 SitzeVon negativem Stimmgewicht betroffene Sitze (*)

D.h. nach dieser Rechnung sind bei der CDU 9+3=12 Sitze und bei der SPD 11+4=15 Sitze, also 27 Sitze betroffen. (*) Hinzu kommt jeweils ein Sitz pro Partei, wenn den Landeslisten ein Restsumpf von ca. 20-25.000 Zweitstimmen verbleibt.

Bei der Bundestagswahl 2005 erstreckte sich der Effekt des negativen Stimmgewichts auf mehr als 6,5 Mio. Stimmen und mehr als 25 Sitze

Der Bereich negativer Stimmgewichte wird von den Verfahren Minimierung (konsequente Berücksichtigung aller Stimmen mit negativem Gewicht inkl. der nicht abgegebenen Stimmen) und Maximierung (konsequente Herausrechnung aller Stimmen mit negativem Gewicht) abgesteckt.

Betrachtung Baden-Württemberg

Den Zusammenhang der Sitze der CDU insgesamt und der Zweitstimmen für die CDU in Baden-Württemberg (Ist 2.283.085 Zweitstimmen) demonstriert folgende Grafik (X-Achse Zweitstimmen der CDU in Baden-Württemberg, Y-Achse Gesamtzahl der CDU-Sitze). Durch weniger Stimmen allein in Baden-Württemberg kann die CDU maximal 187 Sitze (7 mehr) erzielen, durch mehr Stimmen in Baden-Württemberg kann sie auf 179 Sitze fallen.

Bei rund 2.500.000 Zweitstimmen für die Landesliste ist das Minimum erreicht, die baden-württembergischen Überhangmandate ausgeglichen und weitere Stimmen wirken sich wieder positiv aus. Darunter sieht man einen gewissen Zick-Zack-Verlauf, die Steigung allerdings mit negativer Tendenz mit einem Delta zwischen Maximum und Minimum von 8 Sitzen.

Berechnung ceteris paribus für die Stimmenzahlen der anderen Parteien. D.h. CDU-Stimmen gehen zugunsten/zulasten Nichtwähler/ungültiger Stimmen

Folgerungen


von Martin Fehndrich (15.11.2008, letzte Aktualisierung: 23.11.2008)