Ausgleichsmandate-Paradoxon [Systemfehler-Index]

Bei der einer Ausgleichsmandatsregelung, die eine proportionale Vertretung der Parteien auch bei Überhangmandaten gewährleisten soll, können einer Partei Ausgleichsmandate deshalb zugeteilt werden, weil diese Partei weniger Stimmen erhalten hat.

Regelung mit schrittweiser Erhöhung der Gesamtsitzzahl:
(wie beispielsweise Landtag Bayern, Rheinland-Pfalz u.v.a.)
(Partei B habe 8 Direktmandate)

      Fall 1                   Fall2

Partei Stimmen Sitzzahl Sitze | Stimmen Sitzzahl Sitze
A         870    8,30    8    |     869   8,69    9
B         770    7,35    8    |     770   7,70    8
C         560    5,34    5    |     561   5,61    5
gesamt:  2200   21      21    |    2200  22      22

Der Stimmengewinn der Partei C führt zu einer Neuberechnung.
Partei A wird mit einem Mandat dafür belohnt, daß es eine Stimme an Partei C verloren hat.


Regelung mit Erhöhung der Gesamtsitzzahl in Zweierschritten:
(wie beispielsweise Landtag in NRW bzw. hier wie geplant beim NRW-Kommunalwahlgesetz)
(Partei A habe 9 Direktmandate)

       Fall 1                   Fall 2

Partei Stimmen Sitzzahl Sitze | Stimmen Sitzzahl Sitze
A          827   8,27    9    |    827    9,05    9
B          524   5,24    5    |    523    5,72    6
C          523   5,23    5    |    522    5,71    6
D          226   2,26    2    |    228    2,49    2
gesamt    2100  21      21    |   2100   23      23

Der Stimmengewinn von Partei D führt zu einer Neuberechnung
Partei B und Partei C gewinnen jeweils ein Mandat, weil sie jeweils eine Stimme an Partei D verloren haben.

Ursache dieses Systemfehlers ist das sog. Alabama-Paradoxon des Verfahrens nach Hare/Niemeyer.


von Martin Fehndrich