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21.01.2006
Nach einem kurzen und ungemütlichen Winterwahlkampf können die rund 57.000 Wahlberechtigten des sächsischen Wahlkreises 31 morgen erneut ihre Erststimme zur Wahl des Wahlkreisabgeordneten im Landtag abgeben.Trotz der kuriosen Konstellation, in der eigentlich keine der drei bei der Landtagswahl 2004 stärksten Parteien – CDU, PDS (nun Linkspartei) und SPD – an einem Erfolg ihres Kandidaten interessiert sein dürfte, hatten sich die Bewerber entschlossen, ihre Wähler nicht zur taktischen Stimmabgabe aufzufordern.
Favorit ist somit der sichere Wahlkreisgewinnner vom September 2004, Rolf Seidel (CDU), der durch das Urteil des Sächsischen Verfassungsgerichtshofes (Vf. 45-V-05 ) nicht mehr Mitglied des Sächsischen Landtags ist. Allerdings besteht eine gewisse Unsicherheit, da aufgrund der vermeintlich geringen Bedeutung der Wiederholungswahl, der nur vereinzelten Berichterstattung in den Medien und des winterlichen Wetters mit einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung zu rechnen ist, wobei sich diese Wahlenthaltung nicht gleichmäßig auf die Wähler der einzelnen Kandidaten verteilen muss.
Daher ist durchaus ein überraschender Wahlkreisgewinn möglich, etwa durch Wolfgang Denecke (Linkspartei), der mit seiner erfolgreichen Wahlprüfungsbeschwerde die Wiederholungswahl erst herbeiführte. Sein Sieg oder der eines anderen Kandidaten außer Seidel würde einer vor der Landtagswahl 2004 noch für wahrscheinlich gehaltenen schwarz-gelben Koalition – die aber für das Eintreten dieses Wahlausgangs von der CDU schon ausgeschlossen wurde – die Mehrheit im Landtag sichern. Durch das verzerrende Sitzzuteilungsverfahren nach d’Hondt könnten dann CDU und FDP trotz Minderheit der Wählerstimmen (49,6 % der bei der Sitzzuteilung zu berücksichtigenden Stimmen, deren Anteil sich auch durch die Wiederholungswahl nicht ändert) mit 61 Sitzen die Mehrheit der dann wegen des ausbleibenden Ausgleiches nur noch 121 Sitze im Landtag besetzen.
Partei | Listenstimmen absolut |
Stimmen- anteil in % * |
Sitzverteilung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
bei 124 Sitzen (Ergebnis vom 19.09.2004) |
bei 121 Sitzen | ||||||
Sitze (nach d’Hondt) |
Sitzanteil in % |
Idealer Sitzanspruch |
Sitze (nach d’Hondt) |
Sitzanteil in % | |||
* an den bei der Sitzverteilung zu berücksichtigenden Stimmen | |||||||
CDU | 855.203 | 43,40 | 55 | 44,35 | 52,52 | 54 | 44,63 |
PDS | 490.488 | 24,89 | 31 | 25,00 | 30,12 | 30 | 24,79 |
SPD | 204.438 | 10,38 | 13 | 10,48 | 12,55 | 12 | 9,92 |
NPD | 190.909 | 9,69 | 12 | 9,68 | 11,72 | 12 | 9,92 |
FDP | 122.605 | 6,22 | 7 | 5,65 | 7,53 | 7 | 5,79 |
Grüne | 106.771 | 5,42 | 6 | 4,84 | 6,56 | 6 | 4,96 |
Summen | 1.970.414 | 100 | 124 | 100 | 121,00 | 121 | 100 |
Divisor | 15.500 Stimmen/Sitz | 15.830 Stimmen/Sitz |
Bei einem Sieg Seidels (CDU) gäbe es im Vergleich zur Sitzzahl des Landtags in Dresden nach dem 19. September 2004 (124 Sitze) keine Änderungen, da Seidel zu den momentanen 123 Mitgliedern des Landtags wieder hinzustoßen würde. Auch dies wäre eine wahlrechtliche Besonderheit, da ein zweimaliger Mandatserwerb in einer Legislaturperiode ansonsten nicht möglich ist.
Wahlergebnis der Direktstimmen im Wahlkreis 31 | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
19.09.2004 | 22.01.2006 | Differenz | ||||
absolut | % | absolut | % | absolut | in PP | |
Wahlberechtigte | 56.481 | x | 56.918 | x | 437 | |
Wähler | 32.055 | 56,8 | 13.079 | 23,0 | -18.976 | -33,8 |
Ungültige Stimmen | 1.812 | 5,7 | 92 | 0,7 | -1.720 | -5,0 |
Gültige Stimmen | 30.243 | 94,3 | 12.987 | 99,3 | -17.256 | 5,0 |
davon | ||||||
Rolf Seidel (CDU) | 13.950 | 46,1 | 6.275 | 48,3 | -7.675 | 2,2 |
Wolfgang Denecke (Die Linke. PDS) | x | x | 2.948 | 22,7 | 2.948 | 22,7 |
Bernd Bonneß (SPD) | 6.401 | 21,2 | 2.164 | 16,7 | -4.237 | -4,5 |
Torsten Markurt (GRÜNE) | 3.476 | 11,5 | 621 | 4,8 | -2.855 | -6,7 |
Cornelius Janßen (FDP) | 2.825 | 9,3 | 576 | 4,4 | -2.249 | -4,9 |
Bernd-Rüdiger Kern (DSU) | 1.812 | 6,0 | 192 | 1,5 | -1.620 | -4,5 |
Jürgen Kunath (PLB) | 1.779 | 5,9 | 211 | 1,6 | -1.558 | -4,3 |
Gewählter Direktkandidat: | Seidel (CDU) | Seidel (CDU) |