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27.09.2004

Kommunalwahl NRW: Billigster Sitz in Duisburg für 0,5%

Bei der Kommunalwahl in Duisburg hat die Duisburger Alternative Liste (DAL) für nur 931 Stimmen, d.h. 0,53% der gültigen Stimmen einen Sitz im Rat der Stadt gewinnen können. Während ein Sitz in Duisburg im Durchschnitt 2366 Wähler (1,35%) repräsentiert, entspricht der Stimmenanteil der DAL gerade mal 0,39 Sitzen. Nach dem Wegfall der 5%-Hürde und bei Anwendung des Quotenverfahrens mit Restausgleich nach größten Bruchteilen (Hare/Niemeyer) wird dieser Anspruch von 0,39 aufgerundet. Das Verfahren nach Hare/Niemeyer kann von der Standardrundung sehr weit abweichen, so daß ein Sitzanspruch deutlich unter 0,5 aufgerundet werden kann, aber auch ein Sitzanspruch, der deutlich über 0,5 liegt abgerundet wird. Dieser Sitz der DAL ist bei dieser Kommunalwahl nach Prozenten und Sitzanteilen der billigste in NRW. Dabei hat die DAL sogar noch weniger Stimmen für den Sitz wirklich benötigt. Auch mit nur 792 Stimmen (Sitzanteil 0,335) wäre sie immer noch im Rat der Stadt vertreten gewesen. Erst wenn sie 140 Stimmen weniger bekommen hätte, hätte sie keinen Sitz erhalten (Grüne dann einen mehr). Im Vergleich dazu hat die AMP mit fast dreimal sovielen Stimmen auch nur einen Sitz erhalten.

Das vorläufige Endergebnis in Duisburg

Wahlberechtigte  372.337
Wähler           178.789   48,0 %
gültige Stimmen  175.076   97,8 % 

davon	                                          Sitzanspruch vor Rundung:
SPD               66.442   38,0 %     28 Sitze     28,1
CDU               63.068   36,0 %     27 Sitze     26,7
Grüne             17.340    9,9 %      7 Sitze      7,3
FDP                7.643    4,4 %      3 Sitze      3,2
PDS                9.188    5,2 %      4 Sitze      3,9
PBP                5.303    3,0 %      2 Sitze      2,2
AMP                2.766    1,6 %      1 Sitz       1,2
REP                1.417    0,8 %      1 Sitz       0,6
DAL                  931    0,5 %      1 Sitz       0,4
NPD                  569    0,3 %      0 Sitze      0,2
DUBB                 409    0,2 %      0 Sitze      0,2

Gesamt                                74 Sitze

Die stimmenstärksten Erfolglosen Parteien

In Köln ist die Wählergruppe Bildung mit 2.113 Stimmen (0,6% der Stimmen, Sitzanspruch 0,54) nicht in den Rat der Stadt eingezogen. Im Rhein-Erft Kreis reichten 2.101 Stimmen (1,1%) einer Wählergruppe nicht für einen Sitz im Kreistag. Hier wurde ein Sitzanspruch von 0,71 auf Null abgerundet.

Divisorverfahren mit Standardrundung

Auch wenn das Hare/Niemeyer-Verfahren im Mittel bei 0,5 rundet, und damit große und kleine Parteien gleich behandelt, passiert es regelmäßig, daß beispielsweise ein Idealanspruch von 0,71 abgerundet wird, oder 0,335 aufgerundet wird. Eine gleichmäßigere Rundung ergäbe sich mit dem Divisorverfahren mit Standardrundung (Sainte-Laguë), das beispielsweise für die Wahlen in Bremen und zukünftig in Hamburg verwendet wird.

Bei der Verwendung des Divisorverfahrens mit Abrunden (d'Hondt) würde die Rundung sich an einem ganzen Sitz (mit Nachteil für kleinere Parteien) orientieren.


von Martin Fehndrich