An dieser Stelle dokumentieren wir unseren Service in der Nacht der Bundestagswahl 2002. Eine wichtige Ergänzung hierzu bieten die Diskussionen und Infos in unserem Forum, speziell im Thread „Überhangmandate“.
22.09.2002 – 18:05 Uhr
18 Uhr-Prognosen
(mf) Zusammenfassung der 18 Uhr-Prognosen:
- SFB und ZDF sehen zwei Direktmandate der PDS: PDS-Chefin Petra Pau (Marzahn-Hellersdorf) und in Lichtenberg Gesine Lötzsch.
- Die PDS ist mit nur 4 % und nur einem Direktmandat Gesine Lötzsch (Berlin-Lichtenberg) draussen (eigene Einschätzung der PDS)
- Ströbele (GRÜNE) gewinnt Direktmandat im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg mit 36,5 % vor SPD 31,5 % und PDS 25 %
- Rot-Grün knapp vor Schwarz-Gelb
- CDU 38–39 %, SPD 37–38 %, GRÜNE 9–9,5 %, FDP 7–7,5 %, PDS 4–4,3 %
22.09.2002 – 18:30 Uhr
Hochrechnungen
(mf) Die Institute sehen zum Teil nur 1-Sitz-Mehrheiten für Rot-Grün oder Schwarz-Gelb (301 von 598). In diesem Fall wird die Frage der Überhangmandate interessant.
22.09.2002 – 20:20 Uhr
Infratest dimap rechnet falsch
(wz) Lassen Sie sich nicht von den Infratest dimap-Zahlen in der ARD irritieren! Sollte die PDS ein oder zwei Direktmandate erringen, erhöht sich die Gesamtzahl der Mandate dadurch nicht. Lediglich Überhangmandate können (und werden) die Gesamtzahl erhöhen. Die beiden PDS-Mandate werden dagegen bereits vor der eigentlichen Sitzverteilung von den 598 zu vergebenden Mandaten abgezogen, so dass für die anderen Parteien – abgesehen von Überhangmandaten – nur noch 596 Sitze übrig bleiben.
22.09.2002 – 21:06 Uhr
Überhangmandate
(wz) Es sieht so aus, als ob die Überhangmandate die Wahl zu Gunsten von Rot-Grün entscheiden würden. Aktuelle Infos im Forum!
23.09.2002 – 00:35 Uhr
Rot-grüne Mehrheit mit Überhangmandaten
(wz) Erhebliche Wahlpannen insbesondere in Hessen lassen die Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses weiter verzögern. Nach unseren Berechnungen ist mit folgender Sitzverteilung zu rechnen:
SPD: 252 Sitze (5 Überhangmandate; 2 × in Sachsen-Anhalt, je 1 × in Brandenburg, Thüringen und Hamburg)
Union: 248 Sitze (1 Überhangmandat in Sachsen)
Grüne: 55 Sitze
FDP: 47 Sitze
PDS: 2 Sitze
23.09.2002 – 01:53 Uhr
Brandenburger Überhangmandat vorläufig gekippt – SPD vor Union
Der Bundeswahlleiter wird in Kürze die folgende Sitzverteilung als vorläufiges amtliches Endergebnis verkünden:
SPD: 251 Sitze (4 Überhangmandate; 2 × in Sachsen-Anhalt, je 1 × in Thüringen und Hamburg)
Union: 248 Sitze (1 Überhangmandat in Sachsen)
GRÜNE: 55 Sitze
FDP: 47 Sitze
PDS: 2 Sitze
Damit hat die SPD vorläufig nun doch kein Überhangmandat in Brandenburg. Da jedoch nur Stimmenverschiebungen im zweistelligen Bereich notwendig wären, um das Überhangmandat wieder aufleben zu lassen, kann Rot-Grün hoffen, bei der Bekanntgabe des endgültigen Endergebnisses in etwa zwei Wochen einen weiteren Sitz hinzuzugewinnen.
Die SPD hat nach dem vorläufigen Ergebnis auch mehr Zweitstimmen als CDU/CSU erreicht; nach unseren Berechnungen beträgt der Abstand etwa 8.860 Stimmen. Eine exakte Berechnung ist nicht möglich, da der Berliner Landeswahlleiter für SPD und CDU in Berlin geringfügig andere Zahlen bekanntgegeben hat als der Bundeswahlleiter.
23.09.2002 – 03:19 Uhr
Negatives Stimmgewicht durch verfehlte Überhangmandate
Sowohl CDU als auch SPD müssen sich über zu viele Stimmen ärgern.
- Hätte die CDU beispielsweise 50.000 Zweitstimmen (oder wären alle CDU Wähler in Leipzig zuhause geblieben) weniger in Sachsen bekommen, gäbe es dort zwei Überhangmandate und insgesamt ein Mandat mehr. Das zusätzliche Mandat erhielte: Dr. Siegbert Meseck aus Brandenburg
- Hätte die SPD beispielsweise 50.000 Zweitstimmen weniger in Brandenburg erhalten, säße auch noch Cornelia Wiedemeyer (Bremen) im Bundestag.
Bis zum endgültigen amtlichen Endergebnis kann sich die Sitzverteilung demnach noch verschieben.
23.09.2002 – 03:45 Uhr
Vorläufiges amtliches Endergebnis
Der Bundeswahlleiter hat wie angekündigt in einer Pressemitteilung das Vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl 2002 (wie unten beschrieben) verkündet. Zum Nachrechnen finden Sie bei uns das Wahlergebnis als Excel-Tabelle zum Nachrechnen (Draft – mit marginalen Abweichungen (höchstens 20 Stimmen) wegen den Differenzen der Zahlen des Bundeswahlleiters und des Berliner Landeswahlleiters und wegen der Auszählverzögerungen in Kassel).
23.09.2002
Zusammenfassung
(mf) Eine Zusammenfassung der vorläufigen Ergebnisse der Bundestagswahl 2002:
Wahlberechtigte 61.388.671
Abgegeben 48.573.607 79,12 %
Ungültige 593.303 1,22 %
Gültige 47.980.304
Davon Anteil Mandate
CDU 14.164.183 29,52 % 190
SPD 18.484.560 38,53 % 251
CSU 4.311.513 8,99 % 58
GRÜNE 4.108.314 8,56 % 55
FDP 3.537.466 7,37 % 47
PDS 1.915.797 3,99 % 2
Sonstige 1.458.471 3,04 %
Gesamt 603
- Die SPD erhält 18.484.560 Zweitstimmen (38,5 %) und damit 8.864 Stimmen mehr als CDU + CSU. Sie erhält 251 Mandate (inkl. 4 Überhangmandatem 2 × in Sachsen-Anhalt, je 1 × in Thüringen und Hamburg) und wird stärkste Fraktion.
- Ein weiteres Überhangmandat könnte die SPD noch Brandenburg erringen. Dazu müsste sie dort allerdings zum vorläufigen Ergebnis 151 Zweitstimmen weniger erhalten (oder in Bremen 143 Zweitstimmen mehr), was aber durchaus im Rahmen der Unschärfe eines vorläufigen Ergebnisses entspricht. Das zusätzliche SPD-Mandat ginge an Cornelia Wiedemeyer.
- Die CDU erhält 14.164.183 Zweitstimmen, 190 Mandate (inkl. ein Überhangmandat in Sachsen). Eine zweites Überhangmandat entstünde, wenn sie in Sachsen 50.000 Zweitstimmen weniger erhalten hätte (Dr. Siegbert Meseck).
- Die GRÜNEN sind stärker als die FDP. Christian Ströbele gewinnt einen Wahlkreis.
- Die PDS verfehlt die 5 %-Hürde und Grundmandatsklausel und zieht nur mit zwei Direktmandaten in den Bundestag ein.
- Nur zwei der sonstigen Parteien erhalten mehr als 0,5 % der Stimmen (REP 0,6 % und Schill 0,8 %) und damit Wahlkampfkostenerstattung.
- Rot-Grün hat mit 306 von 603 Sitzen eine ausreichende Mehrheit.
Negatives Stimmgewicht: Mehr Stimmen – weniger Sitze
- Wenn in Brandenburg festgestellt würde, dass die SPD in Wirklichkeit 200 Stimmen weniger erhalten hätte, dann säße ein Abgeordneter der SPD mehr im Bundestag.
- Wenn alle CDU-Wähler in Leipzig Zuhause geblieben wären, säße ein CDU-Abgeordneter mehr im Deutschen Bundestag.
- Hätte die SPD im Saarland 50.000 Stimmen weniger und in Brandenburg 5.000 Stimmen weniger erhalten, säßen zwei Abgeordnete der SPD (aus Bremen und Mecklenburg-Vorpommern) zusätzlich im Bundestag.
- Hätte die SPD im Saarland 50.000 Stimmen weniger und in Brandenburg 5.000 Stimmen weniger erhalten, säßen zwei Abgeordnete der SPD (aus Bremen und Mecklenburg-Vorpommern) zusätzlich im Bundestag.
- 60.000 SPD-Wähler in Berlin (beispielsweise alle SPD-Wähler im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf) weniger ergäbe ein SPD-Sitz mehr.
- In Hamburg 10.000 und in Brandenburg 15.000 SPD-Wähler mehr, ergäbe einen SPD-Sitz (Dr. Eva Marlies Volkmer, SPD Sachsen) weniger.
- Wären alle SPD-Wähler im Wahlkreis Eichsfeld zuhause geblieben, könnte die SPD sich über ein weiteres Mandat freuen. Zusätzlich noch 40.000 SPD-Stimmen in Sachsen-Anhalt und Rainer Arnold (SPD Baden-Württemberg) wäre nicht gewählt.
Fazit zur Wahlnacht
- Wahlrecht.de war mit der Zusammenfassung und Hochrechnung der von Bundeswahlleiter, Landeswahlleitern und Kreiswahlleitern veröffentlichten Teilergebnisse zur endgültigen Sitzverteilung knapp zwei Stunden schneller als der Bundeswahlleiter bzw. die Meinungsforschungsinstitute.
- Es scheint, dass die Wähler von SPD und GRÜNEN konsequenter unsere Tipps und Tricks beherzigt haben, als die Wähler von CDU und FDP. Insbesondere in Baden-Württemberg konnten so eine Reihe von Direktmandaten für die SPD gewonnen und damit als Überhangmandate für die CDU verhindert werden.