Will Rogers Phänomen (stage migration) [Wahlrechtslexikon]

Wie kann eine Partei durch geschickte Wahlkreismanipulation in allen Bezirken ihren Stimmenanteil erhöhen, ohne zusätzliche (oder überhaupt Änderungen bei) der Wählerstimmen selbst?

Das Phänomen heißt stage migration oder Will Rogers Phänomen, nach Will Rogers (amerik. Philosoph), der zur Wirtschaftskrise in den USA bemerkte: "When the Okies left Oklahoma and moved to California, they raised the average intelligence level in both states."

Der Ausdruck stage migration kommt aus der medizinischen Forschung und beschreibt das Problem, daß durch verbesserte Diagnostik bei Patienten weiteres Fortschreiten einer Krankheit (stage, Stadium) besser erkannt werden kann und die Heilungschancen der Patienten eines Stadiums allein dadurch besser erscheinen.

Beispiel:
Es gebe zwei politische Bezirke. Beim derzeitigen Verlauf der Bezirksgrenzen erhält eine Partei Mitte-West 75% und im Bezirk Ost 0% der Stimmen. Durch eine Grenzverschiebung erhält sie im Bezirk West 100% und im Bezirk Mitte-Ost 25% der Stimmen, also in beiden Bezirken 25% mehr, ohne zusätzliche Wähler.

Bild zur Erlaeuterung von Stage Migration
Eine Partei erhöht ihren Wähleranteil in zwei Bezirken ohne zusätzliche Wähleranteile.
Beispiel aus H.-P. Beck-Bornholdt, H.-H. Dubben, "Der Hund, der Eier legt".

Links

Wahlkreisgeometrie Gerrymandering, oder wie man Wahlkreise "optimal" zuschneidet.

Beispiel aus der Medizin

Beispiel aus der Medizin


© 2000 Martin Fehndrich