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zigzag
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Samstag, 06. Februar 2010 - 22:18 Uhr: | |
Seit gestern (05.02.2010) ist die Repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2009 im Internet verfügbar: "Wie der Bundeswahlleiter mitteilt, liegen seit heute die Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik zur Wahl des 17. Deutschen Bundestages am 27. September 2009 vor. Damit ist nun für den Bund und die einzelnen Bundesländer eine Analyse des Wählerverhaltens nach Geschlecht und Altersgruppen sowie der Struktur der Wähler und Nichtwähler möglich. ..." Zusammenfassung: http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_09/presse/77_Repr_WStat.html PDF-Datei: http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_09/veroeffentlichungen/heft4.pdf |
Thomas Frings
Registriertes Mitglied
| Veröffentlicht am Sonntag, 07. Februar 2010 - 14:00 Uhr: | |
Komisch, daß die "sonstigen" gar nicht aufgegliedert sind (im Gegensatz zu 2005). Zumindest Piraten und NPD haben ja durchaus nennenswerte Wählerzahlen. Bei den 18-25 Jahre alten Männern entfallen nicht weniger als 18,9% auf Sonstige, in Brandenburg sogar 25,3%. Ungewöhnlich ist, dass das bürgerliche Lager diesmal stärker von Frauen gewählt wurde, im Osten ausgeprägter als im Westen. Das gilt allerdings nur für die Altersgruppen ab 45, darunter gibt es kaum einen Unterschied, nur ist die FDP bei Männen, die Union bei Frauen stärker. Merkel bei älteren Frauen offenbar einen erheblichen Bonus. Das linke Lager ist bei Männen und Frauen ungefähr gleich stark, die Sonstigen bei Männern viel stärker. Das war auch zu erwarten, da neben der NPD auch die Piraten einen großen Männerüberhang haben. Auffällig und ungwöhnlich ist das schwache Abschneiden des linken Lagers bei jüngeren Männern. Das deuet stark darauf hin, daß die Piraten ihre Wähler (die ja extrem überproportional jung und männlich sind) hauptsächlich dem linken Lager wegnahmen und hier vor allem den Grünen, denn die Grünen sind bei Wählern bis 25 bei Frauen viel stärker als bei Männern. Diese Differenz ist in Sachsen sehr viel kleiner und Sachsen war das einzige Land, wo die Piraten nicht antraten. |
Matthias Cantow
Moderator
| Veröffentlicht am Montag, 08. Februar 2010 - 02:56 Uhr: | |
@Thomas Frings Komisch, daß die "sonstigen" gar nicht aufgegliedert sind (im Gegensatz zu 2005). Zumindest Piraten und NPD haben ja durchaus nennenswerte Wählerzahlen. Das fiel uns auch auf und daher haben wir am Freitag beim Bundeswahlleiter nachgefragt: Eine Aufschlüsselung hatten nur die Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Rheinland-Pfalz geliefert, so dass eine nur teilweise Aufschlüsselung für Deutschland keinen Sinn macht. Die gemeldeten Werte der sonstigen Parteien sollen noch veröffentlicht werden. Zur repräsentativen Wahlstatistik: Lesenswert zur Entwicklung und den Grundlagen der Statistik ist dieser Aufsatz. |
Ratinger Linke Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Montag, 08. Februar 2010 - 22:41 Uhr: | |
Bayern hat zumindest die NPD einzeln ausgewiesen (was sich u.U. dadurch rechtfertigen lässt, dass sie nach Summe der Erst- und Zweitstimmen weit vor den Piraten liegt, und demnach auch die ÖDP gleichauf mit ihnen liegt). Für Baden-Württemberg gibt es ja schon seit längerer Zeit die (vorläufige) Sonderauswertung zu den Piraten. Berlin schlüsselt NPD und Piraten umfangreich auf und bietet auch einen West/Ost-Vergleich. Insbesondere ist dort das Splittingverhalten der Piraten aussagekräftig, weil sie in den Wahlkreisen nirgends angetreten sind und in Berlin alle größeren Parteien außer der FDP gewisse Chancen haben (in Klammern das gesamte Erststimmenergebnis der jeweiligen Parteien (laut Statistik; entspricht nicht ganz dem amtlichen Ergebnis), das man beim Vergleich natürlich berücksichtigen muss):
Berlin West Ost SPD 15,1 (24,3) 17,9 (27,6) 12,7 (19,9) CDU 7,8 (26,6) 10,2 (33,8) 5,8 (17,2) Linke 20,7 (20,9) 13,5 (8,6) 26,8 (36,9) Grüne 30,8 (17,0) 28,7 (17,5) 32,5 (16,3) FDP 7,3 (7,2) 9,5 (8,9) 5,4 (5,0) Sonst 18,3 (4,1) 20,2 (3,6) 16,7 (4,7)
Unklar ist, ob bei den "Sonstigen" auch ungültige Stimmen dabei sind. Nachdem die Summe ungefähr 100% ergibt und sicher viele Piratenwähler mangels eigenen Kandidaten mit der Erststimme ungültig gewählt haben, muss das fast so sein; ansonsten wären die Werte auch eher unplausibel hoch. Gerade bei den jüngeren Erststimmen sind die ungültigen gegenüber 2005 auch deutlich gestiegen (wofür allerdings zu einem guten Teil die jungen Frauen im Osten verantwortlich sind, die auch bei den ungültigen Zweitstimmen stark zugelegt haben). Demnach tendieren die Piratenwähler deutlich überschnittlich zu den Grünen und wenn man unterstellt, dass viele der "Sonstigen" ungültig sind und fehlende sonstige Parteipräferenz indizieren, auch zu den Nichtwählern. Im Westen tendieren die Piraten auch stark überdurchschnittlich zur Linken, im Osten dagegen deutlich unterdurchschnittlich. Wenn man die angenommenen ungültigen rausrechnet, ist auch die FDP noch nennenswert überdurchschnittlich vertreten. Eindeutig den letzten Platz hat die CDU. |
Wahlhelfer_B Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Dienstag, 09. Februar 2010 - 00:41 Uhr: | |
Also, ich darf mal als Wahlhelfer meine Beobachtungen der Kombinationen festhalten. Ich habe in meinem Wahllokal festgestellt, dass tatsächlich Piraten und Grüne/Linke gern gewählt wurden, aber auch sehr populär war die Variante den türkischen Direktkandidaten in Berlin-Mitte mitzuwählen. |
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