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Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Freitag, 14. August 2009 - 15:59 Uhr: | |
Kennt jemand Fundstellen, aus denen die parteilosen Einzelbewerber mit Name und Ergebnis für die Bundestagswahlen seit 1953 (Einführung der Zweitstimme) ersichtlich sind? Die einzelnen Wahlkreis-Ergebnisse liegen mir bereits vor. |
Thomas Frings
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| Veröffentlicht am Freitag, 14. August 2009 - 18:11 Uhr: | |
Zumindest für die Wahlen vor 1990 gibt es ein zweibändiges Handbuch, in dem alle Einzelbewerber mit Namen und Stimmenzahl verzeichnet sind. Namen weiß ich nicht mehr und habe das auf die Schnelle nicht gefunden, kann ich später nachliefern. Bei den Zahlen des Bundeswahlleiters muß man aufpassen, unter "Übrige" können sich mehrere Einzelbewerber verbergen, das war besonders 1987 der Fall. Die erfogreichsten Einzelbewerber waren bisher: Martin Hohmann 2005, 176 Fulda, 39545 Stimmen (21,47%) Richard Freudenberg 1953, 180 Mannheim-Land, 15709 Stimmen (20,77%) Dr. Wilhelm Daniels 1969, 63 Bonn, 29895 Stimmen (20,06%) Dieser klagte übrigens beim BVerfG, weil er keine Wahlkostenerstattung erhielt und bekam 1976 Recht. Helmut Palmer 1983, 167 Göppingen, 28546 Stimmen (19,81%) 1987, 168 Waiblingen, 31625 Stimmen (19,23%) Trat auch bei Landtagswahlen an und kandidierte auch noch 1990 und 1994, allerdings mit schlechteren Ergebnissen. Franz Handlos 1987, 213 Deggendorf, 17523 Stimmen (17,21%) |
Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Freitag, 14. August 2009 - 20:08 Uhr: | |
@Thomas Frings Besten Dank! Wie heißt das Buch und ist es noch im Handel erhältlich? Nach meiner Recherche gibt es bis zu 8 Einzelbewerber, die seit 1953 mehr als 10% erreicht haben. 1990 sind im Wahlkreis Reutlingen 11,6% verzeichnet (aber das waren möglicherweise mehrere Kandidaten). |
Thomas Frings
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| Veröffentlicht am Montag, 17. August 2009 - 22:31 Uhr: | |
"Wie heißt das Buch und ist es noch im Handel erhältlich?" Das Buch: Fischer, Claus A. (Hg.), Wahlhandbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Daten zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen in der Bundesrepublik Deutschland, in den Ländern und in den Kreisen 1946-1989 Viel Erkenntnisgewinn dürfte es aber bezügl. Einzelbewerber über 10% nicht bringen, außer den genannten Personen erreichte von 1953 bis einschließlich 1987 niemand 10%, nicht einmal 5% wurde von irgendeinem anderen Kandidaten auch nur annähernd erreicht, die 4,9% 1972 in Waiblingen gingen übrigens auch auf das Konto von Palmer. "1990 sind im Wahlkreis Reutlingen 11,6% verzeichnet (aber das waren möglicherweise mehrere Kandidaten)." Wahrscheinlich war das auch Helmut Palmer, ist von Göppingen und Waiblingen nicht weit weg, außerdem hatte er dort 1984 für den Landtag kandidiert. Wahrscheinlich entfielen auch alle Stimmen auf bloß einen Kandidaten. Vor 1990 war mehr als ein parteifreier Bewerber im Wahlkreis äußerst selten. Von 1953 bis einschließlich 1983 gab es nur 1976 im Wahlkreis Bonn zwei Einzelbewerber (mit nur 283 bzw. 119 Stimmen). Nur 1987 gab es eine Häufung wegen der Wählergruppe "Frieden", die in 245 Wahlkreisen antrat. In 15 Wahlkreisen gab es weitere Einzel- und Wählergruppenbewerber, davon einer in einem der 3 Wahlkreise wo "Frieden" nicht antrat, in Waiblingen gab es mit "Frieden" sogar 3 parteifreie Bewerber. |
Edeltraud Dietert
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| Veröffentlicht am Dienstag, 18. August 2009 - 07:25 Uhr: | |
Es handelt sich bei diesen Angaben um Vergangenheit. Wieviel Aufklärung müssen die stimmberechtigten Bürger erhalten, damit sie den Sinn z.B. das explizite Versprechen GG Art. 20 Abs. 2 mit der Erststimme wählen? Es gibt erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland parteilose Einzelbewerber unter dem Kennwort FÜR VOLKSNENTSCHEIDE die es mit der Mehrheit der Erststimmen in ihrem jeweiligen Wahlkreis zumindest in den Bundestag schaffen können. Da auch 4 von 5 Partei Bürgern sich für Volksentscheide aussprechen, sollte es doch endlich möglich sein, in 2009 Geschichte zu schreiben. |
Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Dienstag, 18. August 2009 - 09:18 Uhr: | |
@Edeltraud Dietert 1987 hat es die Wählergruppe "Frieden" geschafft, in 245 von 248 Wahlkreisen Einzelbewerber aufzustellen. Eine organisatorische Meisterleistung! Der Erfolg mit ca. 0,5% je Kandidat war dagegen mäßig. Es ging wohl eher darum, öffentlich ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen, weil die Parteien das Thema ignoriert haben. Der Wählergruppe FÜR VOLKSENTSCHEIDE schwebt ähnliches vor, mit 21 Kandidaten ist sie davon aber noch weit entfernt. Als Einzelbewerber in den Bundestag einzuziehen, ist nur theoretisch möglich. Selbst bekannte und mit den nötigen Finanzen ausgestattete Persönlichkeiten haben das bisher nie geschafft. Von 1987 abgesehen, hat es noch nie so viele Einzelbewerber gegeben wie 2009. Ich deute das als Indiz, dass die Menschen den Parteien nicht mehr vertrauen und nach Auswegen suchen. |
Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Dienstag, 18. August 2009 - 09:37 Uhr: | |
@Thomas Frings Herzlichen Danke für den Buchtitel. Die Datenhandbücher des Bundestages sind hier auch recht hilfreich. Sicher können Einzelbewerber den Parteien nicht "gefährlich" werden. Sie fungieren als politische "Blitzableiter". Droht einer erfolgreich zu werden, weist man die Wähler auf den Verlust ihrer Zweitstimme (§ 6 Abs. 1 Satz 2 BWG) hin. Das tut seine Wirkung, wie 2005 bei Hohman zu sehen war. Seit 1953 schafften nur 6 Personen zweistellige Ergebnisse; davon waren 3 frühere MdB (Freudenberg, Handlos, Hohmann) und einer Ex-OB (Dr. Daniels, Bonn). Keine Polit-Vergangenheit hatten nur Palmer und Dippel, der auch 2009 wieder antritt. Man darf gespannt sein! |
walterk Unregistrierter Gast
| Veröffentlicht am Donnerstag, 20. August 2009 - 00:31 Uhr: | |
@werner fischer: im eigenen wahlkreis 214 (ich kandidiere dort für die linke) gibt es auch eine kandidatin FÜR VOLKSENTSCHEIDE, über die nicht einmal im internet spuren zu finden sind (ausser name und mini-foto auf der webseite der organisation). ich fragt mich dann, ob wissen bzgl. der vertretenden person nicht grundvoraussetzung für die idee ist, die dahinter steckt. das internet bietet jedenfalls viel mehr möglichkeiten, was z.b. auch die hintergründe von einzelbewerbern betrifft, als bisher auffindbar ist. |
Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Donnerstag, 20. August 2009 - 01:02 Uhr: | |
@walterk Auch ich kandidiere, und zwar als Einzelbewerber im Wahlkreis 257. Eigentlich sollte ich alle Kandidat FÜR VOLKSENTSCHEIDE kennen. Von einer Kandidatin im Wahlkreis 214 ist mir aber nichts bekannt. Wie ist ihr Name? Tritt sie tatsächlich unter dem Kennwort FÜR VOLKSENTSCHEIDE an? Infos über Einzelbewerber findet z. B. man unter www.unabhaengige.info. |
zigzag
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| Veröffentlicht am Freitag, 21. August 2009 - 17:14 Uhr: | |
@Werner Fischer Unter dem besagten Link steht (mittlerweile?) WK:214 Erding-Ebersberg Maike Porray Kennwort: Willi-Weise-Projekt |
Werner Fischer
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| Veröffentlicht am Freitag, 21. August 2009 - 17:47 Uhr: | |
@zigzag Richtig, als Kennwort steht da "Willi-Weise-Projekt" und nicht "FÜR VOLKSENTSCHEIDE" - und so wird das auch auf dem Wahlzettel stehen. Die Dame ist keine Kandidatin FÜR VOLKSENTSCHEIDE - sie ist auf der Seite diese Wählergruppe (www.fuervolksentscheide.de) auch nicht aufgeführt. Für Volksentscheide sprechen sich ja seit Jahren viele aus, auch in den Parteien. Nur vernünftig umgesetzt hat das seit 60 Jahren keiner. Wird langsam Zeit, dass sich daran das ändert. |
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