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Wilko Zicht
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 00:42 Uhr: | |
Die SPD konnte in den großen Städten einige Ergebnisse des ersten Wahlgangs noch herumdrehen und darf sich insofern wohl als Siegerin des zweiten Wahlgangs fühlen. In Bielefeld und Remscheid nutzten der CDU nicht einmal ein Zehnprozentvorsprung und über 49 Prozent im ersten Wahlgang. |
Wilko Zicht
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 00:45 Uhr: | |
Oops, bei Bielefeld hab ich mich verguckt: Doch noch ein knapper Sieg für die CDU. |
Thomas Frings
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 01:21 Uhr: | |
Auffällig ist vor allem, daß die CDU z.T. nicht einmal den Stimmenanteil des ersten Wahlgangs erreichte. In Bocholt hatte die CDU vor zwei Wochen 49,6% und der SPD-Kandidat 37,2%. In der Stichwahl siegte der SPD-Kandidat mit 50,8%. In einigen Gemeinden fiel der Rückgang noch deutlicher aus. In Bornheim fiel sie von 47,1 auf 43% und in Eitdorf, wo ihr Kandidat vor zwei Wochen 42,3% bekam, siegte der FDP-Kandidat in der Stichwahl mit 62,6% (übrigens der einzige erfolgreiche FDP-Mann, im ersten Wahlgang sind als Unabhängige auftretenden FDP-Mitglieder in Wiehl und Pulheim wiedergewählt worden). |
C.-J. Dickow
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 10:20 Uhr: | |
@Thomas Frings In Wermelskirchen ist mit Eric Weik auch ein FDP-Mitglied gewählt worden. Da er nicht nur von der der FDP sondern auch von örtlichen Wählergemeinschaften unterstützt wurde, weist das statistische Landesamt auch ihn mit der Bezeichnung "(Wählergr./Einzelbew.)" aus. |
kai
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 11:31 Uhr: | |
Zur Übersicht einmal die NRW-Bürgermeisterkarte nach der Wahl 1999 und der Wahl 2004. Gemeinden, die den (Ober-)Bürgermeister bereits zwischen 2000 und 2003 gewählt hatten, sind mit einem weißen Punkt belegt, leider konnte ich hier nicht flächendeckend ermitteln, ob die Wahl im ersten oder zweiten Wahlgang erfolgte, sodass ich die Gemeinden jeweils in der dunklen Schattierung eingefärbt habe.
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boulay
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 12:08 Uhr: | |
woher haben Sie diese schoene karte? |
kai
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 12:26 Uhr: | |
Die habe ich aufgrund der Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik selbst eingefärbt. |
Immanuel Goldstein
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 12:40 Uhr: | |
@kai Danke für die übersichtliche Karte. |
Ralf Arnemann
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 12:40 Uhr: | |
Interessant wäre jetzt noch die Karte für vor 1999. Die ist wahrscheinlich über viele Jahre hinweg recht gleich gewesen in der Färbung, vor allem mit dem großen roten Bereich im Ruhrgebiet (und dem schwarzen ländlichen Bereich außenrum). Insofern hat die Wahl 2004 den Erdrutsch von 1999 nur in kleinen Details korrigiert, aber im wesentlichen bestätigt. Es ist tatsächlich so, daß die automatischen und fetten Mehrheiten für die SPD in ihrer "Herzkammer" Ruhrgebiet Vergangenheit sind (früher wäre es ja kaum vorstellbar gewesen, daß sie dort nur in die Stichwahl muß). Man stelle sich mal umgekehrt vor, die Landkreise Niederbayerns wären jetzt überwiegend rot und die CSU hätte es nur knapp per Stichwahl zu einigen Landräten gebracht ... Wir sind da schon Zeuge einer ganz krassen, epochalen Veränderung. |
Kai
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 13:01 Uhr: | |
Eine Aufstellung für die Wahlperiode 1994-1999 gibt es vermutlich nicht, da 1999 ja die erste Direktwahl der Bürgermeister und Landräte stattfand. Soweit ich mich erinnere, stellte jedoch damals die SPD 20 Oberbürgermeister, die CDU 3 (Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim). Von den Landräten stellte die SPD mindestens 11, nämlich die 4 Ruhr-Landräte, die sie jetzt auch (wieder) besetzt (Ennepe-Ruhr, Recklinghausen, Unna, Wesel), die 4 ostwestfälischen (Gütersloh, Herford, Lippe, Minden-Lübbecke), den Erftkreis, den Kreis Düren und den Märkischen Kreis. Jedenfalls der Kreis Siegen-Wittgenstein müsste aber auch rot gewesen sein. |
Thomas Frings
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 13:04 Uhr: | |
"Insofern hat die Wahl 2004 den Erdrutsch von 1999 nur in kleinen Details korrigiert, aber im wesentlichen bestätigt." Die CDU hat auch vor 1999 mehr als die Hälfte der Bürgermeister gestellt. Die Stichwahlen muß man wohl insgesamt als Erfolg für die SPD bezeichnen. Duisburg und Wuppertal waren so ziemlich die einzigen nennenswerten Erfolge, aber sie hat einige OB-Sessel wieder verloren: Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim (2003), Leverkusen, Mönchengladbach, Remscheid und die keisangehörigen Großstädte Moers und Bergisch Gladbach. Zwar ist sie im Ruhrgebiet nicht mehr so dominant, aber sie hat einige traditionell schwarze Gemeinden gewonnen. In Mönchengladbach gibt es zum ersten Mal überhaupt einen SPD-OB und in Aachen und Bonn hat die CDU Jahrzehnte regiert. Sowohl CDU- als auch SPD-Hochburgen werden tendenziell eingeebnet. Der Niedergang der SPD läßt sich eher an den Ratsmandaten ablesen. |
Kai
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 13:31 Uhr: | |
@Thomas Bei den Bürgermeisterwahlen gibt sich letztlich ein uneinheitliches Bild. Die CDU hat im Saldo 33 Rathäuser verloren, die SPD hat 16 gewonnen, Einzelbewerber/Wählergruppen haben 18 gewonnen, die Grünen 1 verloren (weil der Grüne Bürgermeister von Laer jetzt als Einzelbewerber gewählt wurde), die FDP ist gleichgeblieben. Wenn Sie auf die Karte schauen, stellen Sie fest, dass die CDU Rathäuser an die SPD verloren hat und umgekehrt. Beide haben an Unabhängige verloren und in geringem Maße von diesen gewonnen. Hinzu kommt, dass oftmals Amtsinhaber als unabhängige Kandidaten kandidierten und wiedergewählt wurden, teils mit Billigung, teils gegen ihre Partei. Gerade bei den Farbwechseln der Gemeinden dürften ganz klar lokale Themen überwiegen. Bemerkenswert ist jedoch, dass die CDU in 178 Gemeinden im ersten Wahlgang erfolgreich war, die SPD nur in 45, Einzelbewerber/Wählergemeinschaften in 43, die Grünen in einer. Bei den 92 Stichwahlen traten 84 CDU-Kandidaten an, aber nur 65 der SPD. 33 Bewerber waren Einzelbewerber/Wählergemeinschaften, in zwei Gemeinden traten zwei unabhängige Einzelbewerber gegeneinander an. Dazu kamen noch je ein Bewerber der FDP und der Grünen. Die CDU gewann 29 Stichwahlen, die SPD 37, EB/WGr 25, die FDP 1. Außerhalb des Ruhrgebietes ist die SPD oftmals nur vorne, wo die CDU wegen interner Querelen besonders schwach ist (z.B. Aachen, Bonn, Bergisch Gladbach); wo die CDU sich ihre eigene Konkurrenz schafft, ist die SPD vielfach sogar ohne weitere Bedeutung (z.B. Ratingen). Für die CDU waren die Kommunalwahlen kein glanzvoller Sieg, aber ein passables Ergebnis auf brauchbarem, leicht überdurchschnittlichen Niveau. Für die SPD ist lediglich der Abwärtstrend gestoppt, und es findet eine Stabilisierung auf Bodensatz statt. |
Ralf Arnemann
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 15:00 Uhr: | |
@Kai: > Eine Aufstellung für die Wahlperiode 1994-1999 gibt es vermutlich > nicht, da 1999 ja die erste Direktwahl der Bürgermeister und > Landräte stattfand. Richtig. Die "alte Landkarte" hätte indirekt die kommunalen Mehrheitsverhältnisse insgesamt wiedergegeben. Ist aber als Indiz m. E. auch sehr brauchbar. @Thomas: > Die CDU hat auch vor 1999 mehr als die Hälfte der Bürgermeister > gestellt. Aber tendenziell doch mehr in kleinen Gemeinden (so wie Köln ;-) NRW insgesamt war ja nie so dominant einfarbig wie es auf Ebene Landespolitik manchmal den Eindruck machte. Aber es gab schon klar schwarze Gegenden am Rhein oder im Münsterland und andererseits das absolut rote Ruhrgebiet. Und letzteres ist offenbar weitgehend zerbröselt, und zwar sehr gründlich (während die CDU doch noch recht intakt ist in den meisten ihrer Hochburgen). Ich sehe da schon deutlich mehr als nur einen allgemeinen Niedergang von Hochburgen, da hat sich eine sehr große und wichtige Region wie das Ruhrgebiet wirklich politisch tiefgreifend gewandelt. |
Kai
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 18:14 Uhr: | |
@Ralf Und letzteres ist offenbar weitgehend zerbröselt, und zwar sehr gründlich (während die CDU doch noch recht intakt ist in den meisten ihrer Hochburgen). Ich sehe da schon deutlich mehr als nur einen allgemeinen Niedergang von Hochburgen, da hat sich eine sehr große und wichtige Region wie das Ruhrgebiet wirklich politisch tiefgreifend gewandelt. In der Tat ist augenfällig, dass Wechsel von Schwarz nach Rot nur in zwei Gegenden regional gehäuft auftreten: bei den Bürgermeistern (aber dafür nicht bei den Landräten) in Ostwestfalen, bei den Oberbürgermeistern und Landräten (aber nicht bei den Bürgermeistern) im Ruhrgebiet. Beides sind traditionell tiefrote Gegenden. In den übrigen Teilen des Landes halten sich die Wechsel jeweils in etwa die Waage. |
Thomas Frings
| Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2004 - 20:15 Uhr: | |
Im Münsterland ist die CDU auch deutlich am abbröckeln, sie hat sowohl an Wählergruppen als auch an die SPD verloren. Bei den Großstädten ist die CDU zwar eindeutig stärker als vor 10 Jahren, aber da war sie war 1989 und 1994 kommunal auf dem Tiefpunkt. Irgendwann hat sie fast in allen Großstädten mal regiert. 1984 hatte sie 5 (Aachen, Bonn, Münster, Mönchengladbach, Krefeld)der 23 OB-Sessel, 1989 4 (Bielefeld, Bonn, Mönchengladbach, Münster), 1994 3 (Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim), 1999 15 und jetzt 11 OBs. "während die CDU doch noch recht intakt ist in den meisten ihrer Hochburgen" Nein, in der Eifel, am linken Niederrhein und im Münsterland geht es langsam aber sicher abwärts. Auch in traditionell schwarzen Großstädten ist der Rückgang erheblich: In Aachen lag sie 1984 6,9 Prozentpunkte über Landesschnitt, jetzt 6,1 drunter, in Bonn lag sie 1984 6,5 drüber und nun 5,4 drunter. |
Zitronenmelisse
| Veröffentlicht am Dienstag, 12. Oktober 2004 - 19:49 Uhr: | |
Weils eine eigene Überschrift nicht wert ist und die Wahlgänge an den selben Tagen stattfanden schreib ichs einfach mal hier hin auch wenns nicht NRW ist: Nach Neustadt am Rübenberge hat nun in Lilienthal zum zweiten mal in Niedersachsen ein Kandidat der Grünen eine Bürgermeisterwahl gewonnen. Wahlrechtlich bedenklich ist daß die beiden in die Stichwahl gelangten Kandidaten im ersten Wahlgang gerade mal 40% erreichten. Damit gibt es jetzt drei hauptamtliche grüne Bürgemeister in Niedersachsen und da die Wahlen nach den Stadtratswahlen stattfanden werden es wohl noch bis 2011 mindestens so viele bleiben. |
Mörsberg
| Veröffentlicht am Dienstag, 12. Oktober 2004 - 21:02 Uhr: | |
> Wahlrechtlich bedenklich ist daß die beiden in die Stichwahl > gelangten Kandidaten im ersten Wahlgang gerade mal 40% erreichten. Auf solche Konstellationen nimmt die Regelung in Baden-Württemberg besser Rücksicht, weil da auch ein Drittplatzierter noch in die zweite Runde dürfte. Offenbar hatten die parteilosen Bewerber im grünen Lager weniger abgezogen als bei SPD und CDU, da hat der Bewerber eben auch Glück gehabt. |
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