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Archiv bis 24. Oktober 2010

Wahlrecht.de Forum » Umfragen » Neue Wahlumfragen (etwa zur Europa- und zur Bundestagswahl) » Archiv bis 24. Oktober 2010 « Zurück Weiter »

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Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 11. Oktober 2010 - 00:38 Uhr:   

Wulff ist ja nicht gerade als brillianter Redner bekannt wie z.B. Weizäcker oder Gauck.

Aber nun hat er mal "ein heißes Eisen" angepackt, da kriget er für seine Meinung eins drauf.

Ich glaube auch nicht, das die Rede gut war, aber nicht wegen dieser Pasage.

Es stimmt aber, dass er das Thema Tag der Deutschen Einheit irgendwie insgesamt verfehlt hat.

Fazit:
Rhetorik schwach befriedigend,
Timimg schwach ausreichend

Seine Formulierung war auch nicht so glücklich, auch wenn er Recht hat, das der Islam nun in der Gesellschaft in Deutschland unübersehbar präsent ist. (Zweitstärkste Reigion!)

Ihn aber schon als Teil der deutschen Kultur zu sehen, war nicht ganz treffend, denn der Islam ist gerade nicht durch die Mehrheit gefühlter Teil "unserer" Kultur.

Die Frage hätte sein müssen, wie wir "unsere" Kultur bewahren, und trotzdem eine große Minderheit der Gesellschaft integrieren können.

Damit die Kluft kleiner wird zwischen den Menschen, und nicht größer.
Damit ein Moslem sich als Deutscher fühlt, und eine deutsche (und eben nicht türkische, arabische, marokkanische) Kultur des Islam entstehen kann, und sie sich nicht als Fremdkörper fühlen.
Damit die Akzeptanz auch der Christen und Atheisten hier nicht eine Schwelle erreicht, die dann zur Gewalt und Ausgrenzung führen.

Über seine Folgerungen will er ja gerade eine Diskussion, aber statt dessen wird er nun selbst angegriffen.
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Marc K.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 12. Oktober 2010 - 18:16 Uhr:   

Frank Schmidt,

in Ihrem Beitrag geht so einiges durcheinander. Die Hugenotten haben sich nicht nur integriert, sie haben sich assimiliert. Der türkische Ministerpräsident Erdogan bezeichnet bekanntlich "Assimilation" als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", was im Fall einer freiwilligen Anpassung - wie im Fall der Hugenotten - natürlich absoluter Blödsinn ist.
Das Problem ist in der Tat der Begriff der Integration. Er ist völlig diffus und jeder kann alles in ihn hineininterpretieren. Die türkische Regierung versteht darunter das die hier lebenden Türken deutsche Staatsbürger werden, aber weiterhin Türken bleiben und sich für die Interessen der Türkei engagieren, mithin also die fünfte Kolonne Ankaras darstellen sollen. Es ist der Akzeptanz einer Gruppe sicherlich nicht dienlich, wenn ihr Herkunftsland versucht diese für seine politischen Zielsetzungen zu instrumentalisieren. Das trägt auch dazu bei das die türkische Gruppe hierzulande stärker als Fremdkörper empfunden wird als andere Einwanderergruppen - etwa Polen, Russlanddeutsche oder Chinesen.

Man muss doch mal Klartext reden: Die größten Probleme gibt es mit Einwanderern aus muslimischen Ländern. Das "System Islam", d.h. der real existierende Islam, so wie er im Nahen Osten praktiziert und von den Einwanderern mitgebracht wird, ist mit einer freien und offenen Gesellschaft völlig inkompatibel. Wer als führender Repräsentant dieses Staates über den Islam spricht sollte die Probleme nicht einfach ausblenden. Es ist zunächst einmal Aufgabe der Einwanderer sich anzupassen und sich von vormodernen kulturellen und religiösen Praktiken zu emanzipieren. Das kann niemand anderes tun. Wenn und weil es mit muslimischen Einwanderern so viele Probleme gibt ist die Forderung von Ministerpräsident Seehofer nach einem weitestmöglichen Zuwanderungsstopp aus muslimischen Staaten nur zu begrüßen. Denn wenn mehr Einwanderer aus dem Nahen Osten kommen, so wird das nur dazu führen, dass noch mehr vormoderne kulturelle und religiöse Praktiken hierher importiert werden. Das würde die ohnehin bestehenden Probleme nur verschärfen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 12. Oktober 2010 - 23:18 Uhr:   

Dass die Hugenotten assimilierter als z.B. die Türken sind, liegt vorallem daran, dass sie schon etwas länger hier sind. Assimilation ist ein Prozess, der abhängig von verschiedenen (mehr oder weniger steuerbaren) Bedingungen weitgehend automatisch im Lauf von Generationen abläuft. Französisch hat als Alltagssprache unter Hugenotten in Deutschland immerhin 200 Jahre überlebt und in Resten an die 300. Die mitgebrachte Religion hat bis heute überlebt, teilweise sogar in dezidiert französischen reformierten Gemeinden, obwohl diese durchaus in größerem Umfang in die Landeskirchen zwangseingegliedert worden sind. Von Freiwilligkeit kann man hier ebenso wenig sprechen wie bei der Zwangsbeschulung in ausschließlich deutscher Sprache.

Bezüglich der Religion haben sich in aller Regel nichtmal die innerdeutschen Migranten assimiliert und tun das meistens bis heute nicht, oftmals sogar nach Einheirat. Die Assimilation bei den Türken ist da durch die starke Säkularisierung vergleichsweise schon weit fortgeschritten, wenngleich sie in den nächsten Jahrzehnten wohl kaum massenhaft zu den einheimischeren Religionen konvertieren werden.

Im Übrigen ist Assimilation (u.a. abhängig von den Masseverhältnissen) durchaus beidseitig wirksam, wie man z.B. an den Regionalsprachen von Berlin und Wien besichtigen kann, die mit ihrem Substrat seit Jahrhunderten nur noch ziemlich wenig zu tun haben.

Dass ein Bundespräsident Denkanstöße in eine bestimmte Richtung gibt, ist in der Vergangenheit durchaus eher als Qualitätsmerkmal gewertet worden.
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zigzag
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 12:00 Uhr:   

Bereitet Forsa etwa die nächste Schlagzeile vor?
"Grüne ziehen mit Union gleich"

Aktuelle Zahlen:
CDU 29 %, GRÜ 25 %, SPD 23 %, LIN 12 %, FDP 4 %, Son 7 %
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Engel
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 12:52 Uhr:   

Kann man irgendwo Wetten abschließen, wann Forsa diese Meldung rausgeben wird? Also in zwei Wochen sollte doch für Güllner machbar sein?

Übrigens werden die Grünen ausgehend vom 18.12.2009 und einer weiteren linearen Steigerung ihrer Umfragewerte in etwa 18 Monaten die 50%-Marke knacken. Die Zweidrittelmehrheit ist dann in 31 Monaten, sprich im Mai 2013 erreicht.
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zigzag
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 12:57 Uhr:   

Die Pressemitteilung sagt schon voraus wo die Reise hingeht:

"Grüne liegen jetzt 2 Punkte vor der SPD und nähern sich langsam der Union
...
Sie [die Grünen] trennen gerade noch 4 Punkte von CDU/CSU."

http://www.presseportal.de/pm/6329/1698171/gruner_jahr_stern
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nowhereman
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 14:52 Uhr:   

@ Marc K.
"Man muss doch mal Klartext reden".
Aber nur, wenn man bei Tatsachen bleibt und sich die Wahrheit nicht zurecht rückt.
1.Etwa 15-30 % aller Türken sind Aleviten und von Haus aus somit unverdächtig, was angeblichen islamischen Verhaltensmuster anbelangt, die sind letzlich so wenig Mohammedaner wie massenhaft Mehrheitsbürger Christen sind, nur weil sie noch nicht aus der Kirche ausgetreten sind.
Selbst bei einem Abschlag für in D lebenden Türken wären das einige hundert Tausende, die nicht in ihr System passen.
2.Wenn Sie schon kulturelle Unterschiede ausmachen, sollten Sie auch anerkennen, dass Iraner in Deutschland einen ganz anderen Zugang zu unseren Gymnasien und Hochschulen haben, völlig unauffällig sind und sich von Iranern im Iran, die einer tatsächlich unglaublichen Indoktrination ausgeliefert sind, bestens abheben.
3. Wer die Araber und Türken in D anprangert, die Probleme (mit oft nur angebliche) deutschstämmigen Russen, Kasachen oder Ukrainier nicht nennt, will nur plumpe Polemik vortragen. Auch etwa italienische Bürger in Deutschland geben ihre kulturelle Verbundenheit nicht einfach auf und kosten uns Geld aus den Sozialkassen, es gibt nicht einfach nur Einzahler ohne Empfänger. Und wenn Sie ehrlich sind: gegen deutsche Hartz IV-Bezieher sind Sie ja auch...
4.Seehofer heranzuziehen ist auch nicht clever, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagt er bei anderer Gelegenheit genau das Gegenteil, etwa wenn ein bayrisch-türkischer Unternehmer irgendwo in Bayern Arbeitsplätze oder Ausbildungspläze anbietet. Es gibt derzeit keinen Politiker in D (von Gabriel abgesehen), der so oft sein Fähnchen dreht, nur um in Bayern die CSU am Laufen zu halten.
5. Warten Sie doch ab, irgendwann hält Wulff auch mal eine Rede, die Ihnen gefällt - und anderen weniger zusagt, auch das ist typisch für das Amt des Bundespräsidenten.
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 16:23 Uhr:   

13.10.2010
Durchschnittswerte der 6 Umfragen (Quelle Wahlrecht.de):
Union 31,08 %
SPD 27,92 %
Grüne 19,92 %
FDP 5,25 %
Linke 10,00 %
Sonstige 5,83 %

Absolute, addierte Abweichungen der Institute:
Emnid 2,17
Infratest 4,00
FGW 4,50
GMS 6,50
Allensbach 8,50
Forsa 16,50
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 13. Oktober 2010 - 16:33 Uhr:   

Bzw. gerade wurde die neue Emnid-Umfrage ergänzt, die Zahlen ändern sich daher:
Union 30,92 %
SPD 27,75 %
Grüne 20,25 %
FDP 5,08 %
Linke 10,17 %
Sonstige 5,83 %

Abweichungen:
Emnid und Infratest 3,83
FGW 5,00
GMS 6,67
Allensbach 9,50
Forsa 15,50

Den grundsätzlichen Trend von Forsa, nämlich dass die Grünen stärker werden, bestätigt die Emnid-Umfrage. Trotzdem kommen mir die Forsa-Zahlen nach wie vor spanisch vor.
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 15. Oktober 2010 - 01:35 Uhr:   

Nach der Infratest-Dimap Umfrage gestalten sich die Zahlen nun wie folgt:
Durchschnitt der 6 Umfragen:
Union: 30,75
SPD: 27,92
Grüne: 20,42
FDP: 5,08
Linke: 10,00
Sonstige: 5,83

Infratest Dimap nun mit 1,83 Abweichungspunkten am nächsten zum Durchschnitt, gefolgt von Emnid 3,50, FGW 5,00, GMS 7,00 sowie - unverändert - Allensbach mit 9,50 Abweichungspunkten. Forsa mit 15,50 Abweichungspunkten weiterhin Schlusslicht.
Ich weise darauf hin, dass Forsa nicht zwangsläufig schlechter misst als die anderen, es könnte im Gegenteil sogar der Fall sein dass die anderen fünf Institute daneben liegen.

Interessant war in den letzten zwei Wochen eine Google-News Abfrage (wenn man im Zeitraum "Woche" sucht sogar jetzt noch nachzuvollziehen). Das Stichwort "Forsa" lieferte bis zu 350 Artikel unterschiedlichster Online-Medien, die sich mit den aktuellen Umfragen befassten (Grüne vor SPD, Union im Sinkflug). Die jeweils am selben Tag erschienenen Emnid-Umfragen wurden hingegen nicht bedacht - zu finden waren und sind lediglich 10-20 Artikel über Emnid-Umfragen zu Ergebnissen wie "Menschen leben gerne in Mecklenburg Vorpommern".

Die Emnid-Umfragen sind nahe an den Umfragen der restlichen vier Institute, während man hinter die Forsa-Zahlen in meinen Augen mindestens ein kleines Fragezeichen setzen kann.
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Bernhard Nowak
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 22. Oktober 2010 - 23:20 Uhr:   

Ich muss ehrlich sagen, da ich die Anfrage ja hier im Forum bezüglich der Forsa-Zahlen eingestellt hatte: ich kann dieses Umfrageinstitut nicht mehr ernst nehmen, ich könnte mir wirklich vorstellen, dass hier Zahlen und Daten entweder nicht repräsentativ abgefragt oder sogar in eine bestimmte Richtung manipuliert werden. Die Grünen werden auf Kosten der SPD stärker - Stuttgart 21 und Atompolitik der Bundesregierung sind tendenziell "grüne" Themen - aber ich glaube an zwei Dinge nicht: dass die Grünen bundesweit stärker sind als die SPD und die Union unter 30% rutschen wird. Ich glaube auch nicht an eine FDP unter 5%, denn es wird immer unionsnahe Wähler geben, die bei Bundestagswahlen FDP wählen werden, um die FDP im Bundestag zu halten.
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Martin Dauser
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 22. Oktober 2010 - 23:25 Uhr:   

Dass die Grünen weitaus mehr von der Unzufriedenheit mit der Regierung profitieren als die SPD, erscheint mir aber durchaus plausibel.

Die Grünen sind für den klassischen Wechselwähler derzeit einfach attraktiver als eine SPD, die mit sich selbst beschäftigt ist nicht nur gegen die aktuelle Regierung, sondern auch gegen ihre eigene Regierungspolitik der letzten Jahre in Opposition geht.
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B.Schuett
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 23. Oktober 2010 - 10:22 Uhr:   

"Ich glaube auch nicht an eine FDP unter 5%, denn es wird immer unionsnahe Wähler geben, die bei Bundestagswahlen FDP wählen werden, um die FDP im Bundestag zu halten."

2013 wird - nach jetzigem Stand - die erste Bundestagswahl seit 1980 sein, bei der es keine wenigstens minimale Machtperspektive für eine CDU/CSU/FDP-Regierung geben wird. Wie sich dieser Umstand auf das Ergebnis für die FDP auswirken wird, bleibt abzuwarten. Vorstellen kann ich mir aber nicht, daß Unionsnahe Wähler die FDP-Bundestagsfraktion vor ihrem Untergang retten wird, denn ein altes Sprichwort sagt: Wenn man selber am Krückstock geht, hilft man einem Blinden nicht über die Straße.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 23. Oktober 2010 - 12:21 Uhr:   

Fast drei Jahre vor einer Wahl über deren Ausgang zu spekulieren, ist mehr als unsinnig. Stimmungen ändern sich schnell. Es ist beispielsweise noch kein halbes Jahr her, dass die LibDems in GB zur stärksten Partei hochgejubelt wurden in Umfragen. Es kam dann ein wenig anders.

"Vorstellen kann ich mir aber nicht, daß Unionsnahe Wähler die FDP-Bundestagsfraktion vor ihrem Untergang retten wird,"
Diese Gerede von "unionsnahen" Wählern geht einfach auf die Nerven und ist realitätsfern. Es gab weder 2002 noch 2005 noch 2009 für tatsächlich die Union präferierende Wähler ein taktisches Argument, doch FDP zu wählen. Die Leute, die FDP seit der Wahl den Rücken gekehrt haben, wanderten eben größtenteils nicht zur Union und auch nicht nach links, sondern geben gar keine Präferenz mehr an. Wie sich Wähler, die sich jetzt von der FDP oder der Union abwenden, ohne zu einer anderen Partei zu wechseln, bei der Wahl tatsächlich verhalten werden, ist heute absolut nicht vorherzusagen. Ganz dramatisch würde sich das Bild z. B. ändern, wenn sich eine ernstzunehmende Kraft rechts der Union formieren sollte.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 23. Oktober 2010 - 14:24 Uhr:   

Für einen Wähler, der politisch im Bereich der Union, aber mit Tendenz richtung FDP verortet ist, ist es durchaus rational sinnvoll, FDP statt Union zu wählen, wenn er auf eine schwarz/gelbe Koalition spekuliert. Das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen wird mit einiger Wahrscheinlichkeit näher an seinen Positionen sein als wenn er die eigentlich präferierte Partei gewählt hätte. Im Prinzip gilt das für alle Koalitionen aus deutlich ungleich großen Partnern, wobei aber das Risiko besteht, dass der kleinere Partner unerwünschte statt der gewünschten Positionen durchsetzt.

Außerdem sind die Entscheidungen der Wähler meist nicht nur rational begründet (wenn überhaupt). Eine Präferenz für schwarz/gelb anstatt schwarz/rot auszudrücken, dürfte 2009 wohl ein recht häufiges Motiv gewesen sein, obwohl man damit eher das Gegenteil erreicht (je stärker ein potenzieller Koalitionspartner wird, desto unattraktiver wird es, mit ihm zu koalieren, wenngleich 2009 ein medialer Druck in die andere Richtung gewirkt hat).

Jedenfalls ist die FDP noch weit von der völligen Bedeutungslosigkeit weg und stagniert seit geraumer Zeit. Auf die Dauer werden sich einige Leute an die Realität gewöhnen und überzogene Erwartungen anpassen (auch an rot/grün haben sich die Wähler mit der Zeit gewöhnt); andere mit völlig falschen Erwartungen werden wegbleiben. Dann wird die FDP wohl zumindest wieder oberhalb von 5% sein. Für 2013 ist aus heutiger Sicht ein Potenzial zwischen 2 und 12 Prozent vorhanden. Viel genauer wird man das vor 2012 nicht einschätzen können; insbesondere sind auch noch im eigentlichen Wahlkampf etliche Prozentpunkte nach oben oder unten drin.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 23. Oktober 2010 - 15:47 Uhr:   

"Für einen Wähler, der politisch im Bereich der Union, aber mit Tendenz richtung FDP verortet ist, ist es durchaus rational sinnvoll, FDP statt Union zu wählen, wenn er auf eine schwarz/gelbe Koalition spekuliert."
Mit welcher Berechtigung rechnet man denn die Wähler, die zwischen Union und FDP schwanken, denn der Union zu? Abgesehen davon, sind viele bürgerliche Wähler gar nicht oder nicht mehr wirklich CDU- oder CSU-nahe, sondern mit der Union ziemlich unzufrieden und wählen sie nur, weil sie keine bessere Alternative sehen. 2009 sahen nicht wenige in der FDP das kleinere Übel. Merkels strategischer Fehler liegt darin, sich wenig um die Stammwähler zu kümmen und zugleich ist sie auch noch unfähig, mit ihrem Mitte-Links-Kurs nennenswert neue Wählerschichten zu erschließen. Das überrascht nicht. Wer eine Wahl gewinnen will, muss selbst die Themen setzen und sich nicht auf gegnerische Diskurse wie beispielsweise über angeblich zu wenig ALG2 einlassen. Das Thema Zuwanderung wäre da sicher für die Union geeignet, denn damit können die Linken auf gar keinen Fall punkten, die FDP wohl auch nicht. Wenn die Union sich halbwegs geschickt anstellt und nicht vollkommen unglaubwürdig rüberkommt, könnte sie damit durchaus einiges an Boden wieder gutmachen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 23. Oktober 2010 - 20:25 Uhr:   

@Thomas Frings:
"Mit welcher Berechtigung rechnet man denn die Wähler, die zwischen Union und FDP schwanken, denn der Union zu?"

Das definieren zunächstmal die Wähler selbst. Aber es kann auch für einen Wähler, der eindeutig der Union zuzurechnen ist, sinnvoll sein, FDP zu wählen. Wenn man ein simples lineares Modell nimmt und der Wähler auf einer Position mit 60% Union und 40% FDP steht, muss er nach den faktischen Größenverhältnissen FDP wählen, damit er zumindest auf 30% FDP eine Chance hat. Dafür hat er das Risiko, dass sich die Union doch lieber einen billigeren Koalitionspartner sucht.

Das klassische Parteiensystem aus den späteren 80ern, das man halbwegs realistisch linear mit je 2 großen Parteien in der Mitte und 2 kleinen Parteien an den Rändern annähern kann, ist bei rational agierenden Wählern eigentlich hochgradig instabil: Die großen Parteien können nicht weit aus der Mitte weg, weil sie sonst riskieren, die Lager zu ihren Ungunsten zu verschieben. Damit gibt es fast nur Wähler, die ein Interesse haben müssten, die randständigeren Parteien zu wählen, solang diese deutlich kleiner sind.

Insbesondere heißt das auch, dass klare Koalitionsaussagen für die größeren Parteien ausgesprochen unklug wären, wenn die Wähler rational agieren würden. Wenn das Risiko wegfällt, letztlich ganz was Anderes zu bekommen, kann man bedenkenlos die zweite Wahl wählen, um die Verhältnisse nach Wunsch zu verschieben. Im Grunde genommen ist ein Verhältniswahlsystem mit Koalitionen nicht viel besser als ein Mehrheitswahlsystem: Das Resultat ist mehr oder weniger zufällig.
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nowhereman
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 24. Oktober 2010 - 11:47 Uhr:   

@ Thomas Frings:
"Das Thema Zuwanderung wäre da sicher für die Union geeignet".

Nur wird der Wirtschaftschaftsfügel der Union dies nie mitmachen. Zuwanderung wird dort als Chance auf billige Arbeitskraft angesehen. Die Zeitarbeitsbranche etwa will keinen Mindestlohn mit Verdi abschliessen, damit sie Südosteuropäer am Mai 2011 einsetzen kann, deren Ruf in der Bevölkerung nicht sonderlich hoch ist. Laschet wird wohl Boss in NRW, dem größten Verband, der steht auch nicht für "der Wille der Mehrheitsgesellschaft muss erkennbar werden". Themen besetzen wird in unserer Gesellschaft generell riskanter. Es entsteht leicht eine Gegenbewegung, in Stuttgart derzeit Pro S21, die sich straff in Opposition zu der Strategie von Parteien oder hier der angeblich bzw. tatsächlichen Meinung des Volkes zu Wort meldet. In Hamburg oder Bayern wurde dies bei Volksbegehren zuletzt recht deutlich. Ich kann Politiker in Ministerrang ein jeder Couleur verstehen, die Konfrontation meiden - das Beispiel eines Bonner Rechtsanwaltes mit mittlerer Reife zeigt wohin das "Themen besetzen" führt. Der Saarländer ist am Widerspruch zwischen Gesinnung und Verantwortung als Minister gescheitert und jener kleine Stasispitzel mit Brille aus Berlin kam damit auch nicht klar als Senator.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 24. Oktober 2010 - 13:09 Uhr:   

"Nur wird der Wirtschaftschaftsfügel der Union dies nie mitmachen. Zuwanderung wird dort als Chance auf billige Arbeitskraft angesehen."
Mal rein pragmatisch gedacht: wer Billigstarbeitskräfte einstellen will, ist mit Illegalen doch viel besser bedient. Die haben praktisch keine Möglichkeit, sich zu wehren. Illegale gibt es schon jetzt reichlich im Land, die gar keine Sozialleistungen in Anspruch nehmen können, solange sie offiziell hier nicht existieren. Für EU-Ausländer gilt sowieso eine besondere Rechtslage, die Deutschland auch nicht allein ändern könnte. Diese spielen in der aktuellen Debatte auch keine Rolle.

Eine Volkspartei muss jedenfalls Themen finden, wo sie sich erstens mit der Mehrheit der Bevölkerung einig ist, die zweitens zum Profil der Partei passen, die drittens von der Bevölkerung als wichtig angesehen werden, und viertens möglichst von keiner anderen relevanten Partei besetzt werden. Da passt Zuwanderung für die Union am besten.


"Ich kann Politiker in Ministerrang ein jeder Couleur verstehen, die Konfrontation meiden - das Beispiel eines Bonner Rechtsanwaltes mit mittlerer Reife zeigt wohin das "Themen besetzen" führt."
Sein Fehler ist doch wohl eher, nach der Wahl zu wenig Themen besetzt zu haben bzw. mangelnder Einsatz, um auf den entsprechenden Gebieten tatsächlich was zu bewegen. Westerwelle hätte weit mehr erreichen können, wenn er in den Koalitionsverhandlungen mehr auf Konfrontationskurs gegangen wäre. Gegenwind sollte ein Spitzenpolitiker mal aushalten können.


"Der Saarländer ist am Widerspruch zwischen Gesinnung und Verantwortung als Minister gescheitert und jener kleine Stasispitzel mit Brille aus Berlin kam damit auch nicht klar als Senator."
100% Zustimmung, was den Stasispitzel angeht. Lafos Problem war wohl eher, dass er sich nicht gegen Schröder durchsetzen konnte.
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Matthias Cantow
Moderator
Veröffentlicht am Sonntag, 24. Oktober 2010 - 15:46 Uhr:   

@Wahlticker (Freitag, 15. Oktober 2010 - 01:35 Uhr)
Die jeweils am selben Tag erschienenen Emnid-Umfragen wurden hingegen nicht bedacht […]

Dabei muss man aber beachten, dass der Auftraggeber der Emnid-Umfragen die Ergebnisse der Sonntagsfrage in den letzten Wochen nicht selbst veröffentlicht hat, weshalb die Werte keinen Eingang in die Meldungen der Agenturen und großen Medien gefunden haben. Damit hat es die Emnid-Sonntagsfrage aufgrund des heutzutage üblichen Nachrichtenflusses für die Medien praktisch nicht gegeben.

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