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Emnid in BILD

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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 12:17 Uhr:   

Eigentlich möchte man ja meinen, die Meinungsforscher würden sich nach ihrem erneuten Versagen mal ein paar Tage in die Ecke setzen und schämen.

Aber sie reißen unbekümmert die Klappe auf frei nach dem Motto "Was kümmert mich mein blödes Geschwätz von gestern" (sind aber immer recht eifrig dabei, bei den Politikern Glaubwürdigkeit anzumahnen).

Da schreibt der Emnid-Chef in BILD großartig darüber, die Bundestagswahl wäre wieder offen. War sie denn zu?
Gibt es irgendwelche seriösen Grundlagen, aufgrund derer er über die Bundestagswahl 2006 halluzinieren dürfte?

Nur zur Erinnerung: Laut den jeweils letzten Emnid-Zahlen wäre die PDS in Brandenburg deutlich stärkste Fraktion geworden, die CDU hätte die absolute Mehrheit in Sachsen verteidigt, die Grünen wären im Brandenburger Landtag, die FDP aber nicht im sächsischen. Und alle Sonstigen zusammen (incl. NPD) haben 8 Prozent.
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Sole
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 13:26 Uhr:   

De Bundestagswahl ist in der Tat wieder offen. Aufgrund der doch nicht so katastrophalen Ergebnisse wurde der Antrag, freie Wahlen abzuschaffen, vorläufig zurückgezogen ;)

Ich frage mich immer mehr, ob Umfragen einfach fehlerhaft oder (auch) gesteuerte Kampagne-Instrumente sind.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 14:17 Uhr:   

"Ich frage mich immer mehr, ob Umfragen einfach fehlerhaft oder (auch) gesteuerte Kampagne-Instrumente sind."

Natürlich sind sie auch letzteres. Das vermeintliche Duell SPD-PDS in Brandenburg hat der SPD eindeutig geholfen
Auffällig ist auch, wie die FDP runterdemoskopiert werden soll.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 14:39 Uhr:   

@Sole:
> De Bundestagswahl ist in der Tat wieder offen.
Wieso "wieder"?
Ich wiederhole die Frage: War sie jemals zu?

Wir sind mitten in der Legislaturperiode, da gab und gibt es keine seriöse Grundlage für eine 2006-Prognose - mit oder ohne diese Landtagswahlergebnisse.

Der EMNID-Chef versucht sich wichtig zu machen, und die Journalisten fallen wie üblich drauf rein (und sage keiner, daß wäre jetzt hier nur bei BILD so).

> Ich frage mich immer mehr, ob Umfragen einfach fehlerhaft oder
> (auch) gesteuerte Kampagne-Instrumente sind.
Sie sind auf jeden Fall wohl fehlerhaft. Die Hauptlüge besteht darin, diese Fehlerhaftigkeit zu verschweigen.
Immer häufiger habe ich auch das Gefühl, daß bei Umfragen bewußt gelogen wird (nicht nur bei den Befragten, sondern auch bei den Auswertern) - das läßt sich natürlich nicht beweisen.

Auf jeden Fall ergänzen sich Institute und Medien und spielen sich gegenseitig die Bälle zu.
Letztlich geht es darum, überraschende Ergebnisse zu prognostizieren und diese dann journalistisch auszuschlachten.
Das war bei den obskuren Koalitions-Spekulationen in Thüringen so, das war beim PDS-Hype jetzt in Brandenburg so, und der NPD-Erfolg ist m. E. auch erst durch den großen Medienrummel im Vorfeld möglich gewesen. Die Journalisten haben die Sensation herbeigeschrieben und können sich jetzt noch lange darüber aufregen.

@Thomas:
> Auffällig ist auch, wie die FDP runterdemoskopiert werden soll.
Scheint wirklich so zu sein. Seit der BTW 2002 hat es m. W. keine Wahl mehr gegeben, bei der die FDP unter den Prognosen lag.
Diese systematische Verzerrung sollte seriösen Instituten eigentlich zu denken geben.
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Bimms
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 14:39 Uhr:   

Immerhin rudert Schöppner diesmal bereits zwei Jahre vor der Wahl zurück. Bei der BTW 2002 hatten Emnid und Allensbach bekanntlich etliche Monate vor der Wahl verkündet, das selbige gelaufen sei und dies erst wenige Tage vor der Wahl widerrufen. Jetzt halt doch schon zwei Jahre vorher. Respekt, der Mann lernt aus seinen Fehlern.

Schöppner ist meiner Meinung nach schlichtweg ein politisch motivierter Wiederholungstäter.
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Koch for Kanzler
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 14:53 Uhr:   

So ein Ergebnis hat man davon, wenn man ein konstruktive Opposition sein möchte...
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 15:00 Uhr:   

Politisch motiviert sib´nd auch die Forsa-Zahlen. Es war sicher kein Zufall, daß ausgerechnet dort die PDS in Brandenburg sehr hoch gehandelt wurde. In Sachsen waren die PDS-Zahlen dagegen recht nah an der Realität.
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c07
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 15:23 Uhr:   

Ralf:
> Seit der BTW 2002 hat es m. W. keine Wahl mehr gegeben,
> bei der die FDP unter den Prognosen lag.

Da gibt es aber grad aktuelle Fälle. Falls du Umfragen meinst, gibt es hier etliche Gegenbeispiele.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 16:02 Uhr:   

@c07:
Ich meinte die Umfragen mit der typischen Sonntagsfrage. Das sind letztlich genauso Prognosen (wenn auch deutlich fehlerhafter) als die Wahlnachfragen.

Tatsächlich, ganz so generell stimmt das mit der Richtung der Falschbewertung nicht.

Aber insgesamt sind das ja interessante Seiten (die von www.wahlprognosen.info), die nach erstem Überfliegen genau die Skepsis bestätigen, die sich in den letzten Jahren bei mir eingestellt hat.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Dienstag, 21. September 2004 - 20:16 Uhr:   

Ich sehe dies aber doch etwas anders. Ich glaube nicht, dass die Umfragen gezielte Kampagnen sind, denn dies können sich die Institute nicht leisten, da gravierende Fehleinschätzungen ja ihrem Ruf schaden. Ich glaube einfach, dass den Instituten der stark zurückgehende Anteil der Stammwähler bzw. der steigende Anteil derjenigen Wähler, die kurzfristig am Wahltag entscheiden, ob und was sie wählen, zu schaffen macht. Insofern hat Ralf recht: es sind mehr und mehr Prognosen, was die Umfrageinstitute liefern. Kampagne ist für mich dann gegeben, wenn eine Entwicklung in ihrer Gesamtheit nicht dargestellt wird. Beispiel Bundestagswahl 2002. Wenn man nur die Umfragedaten benennt und nicht sagt, dass sich zu einem bestimmten Zeitpunkt rund 30% der Wähler nicht entschieden haben - und diese eher aus dem rot-grünen Lager kamen oder die Chancen für das rot-grüne Lager, diese zu gewinnen größer sind als für das Lager von Union und FDP, dann ist dies Meinungsmache. Insofern betrieb Allensbach "Meinungsmache" - bis sie von den FAZ-Herausgebern aufgefordert wurden, ihre Umfragen realitätsnäher zu gestalten. Es sind also nicht die Zahlen, die dürften meines Erachtens stimmen, sondern die fehlenden Begleitinformationen zur Relativität der gelieferten Zahlen, die - wenn nicht geliefert - dann die jeweilige Umfrage problematisch machen. Das selbe gilt dann, wenn die Prognosen am Wahlabend um 18 Uhr wie eine Art "Hochrechnung" gehandelt werden. C07 hat ja im anderen Thread korrekt die Fehlerquote der einzelnen Umfragen dargestellt.
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Martin Jurgeit
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 09:54 Uhr:   

"Auffällig ist auch, wie die FDP runterdemoskopiert werden soll."

Ich glaube, dass der Hauptgrund hierfür darin zu suchen ist, dass FDP und Grüne - nicht ganz zu unrecht - von den meisten Wählern nur noch als Wurmfortsatz von CDU bzw. SPD gesehen werden. Wer den "Großen" im jeweiligen Lager halt nicht mehr wählen will, aber auch nicht so richtig böse sein will, der geht dann zu dem - im wahrsten Sinne des Wortes - "kleineren" Übel - und das selbe bei besser Großwetterlage für die "Volks"-Parteien auch wieder umgekehrt. Und solche "lagerinternen" Austauschbewegungen dürften schon immer mit das Schwierigste am demoskopischen Geschäft gewesen sein.

Und die Sache mit den "kommunizierenden Röhren" hat natürlich auch am Sonntag wieder wunderbar geklappt. Das relativ schlechte Brandenburg-Ergebnis der Grünen ging natürlich einher mit einem relativ guten SPD-Ergebnis. Und ohne den noch viel schlimmeren Einburch der CDU als erwartet, hätte auch die FDP keine Chance auf den Landtagseinzug in Sachsen gehabt.

Vielleicht wäre es deshalb eine gut Idee, in Zukunft nur noch CDU/FDP und SPD/Grüne im Doppelpack in Umfragen auszuweisen - dann stimmen die Zahlen wieder einigermaßen. J
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Jan
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 10:11 Uhr:   

"Und ohne den noch viel schlimmeren Einburch der CDU als erwartet, hätte auch die FDP keine Chance auf den Landtagseinzug in Sachsen gehabt."

Das muß nicht zwangsläufig so sein. Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2000 gewannen z.B. CDU und FDP gleichermaßen deutlich (+15,3 und +9,1).
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Jan
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 10:12 Uhr:   

Pardon, ich meinte natürlich 2002
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Martin Jurgeit
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 10:32 Uhr:   

@Jan:
Das hat natürlich nichts zu bedeuten. Entscheidend wäre, ob die damaligen Umfragen für das CDU/FDP-Lager ZUSAMMENGENOMMEN ein Ergebnis vorhergesagt haben, das sich mit dem tatsächlichen ZUSAMMENGENOMMENEN Ergebnis für die beiden Parteien einigermaßen deckte (so wie es jetzt in Sachsen war).
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Jan
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 11:03 Uhr:   

Ich hatte mich nicht auf die Umfragen bezogen, sondern auf die erwähnte Theorie der "kommunizierenden Röhren". Diese halte ich zumindest für Ostdeutschland für nicht anwendbar, die Wählerwanderungen sind oft genug lagerübergreifend.

Um diese Theorie zu untersuchen, halte ich im übrigen den Vergleich mit Vorwahlergebnissen für sinnvoller als den Vergleich mit Umfrageergebnissen.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 11:07 Uhr:   

@Martin:
Das mit den "kommunizierenden Röhren" hat doch nichts mit irgendwelchen Umfragen zu tun, sondern mit den realen Wählerwanderungen zwischen echten Wahlen.

Und da gibt es die letzten drei Jahre ziemlich regelmäßig eine "Röhre" von rot Richtung grün.
Aber in der Regel keine zwischen schwarz und gelb - Sachsen ist das eher die Ausnahme, bei den meisten Wahlen haben sowohl Union wie FDP parallel zugelegt.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 11:09 Uhr:   

@Bernhard:
> Ich glaube nicht, dass die Umfragen gezielte Kampagnen sind, denn
> dies können sich die Institute nicht leisten, da gravierende
> Fehleinschätzungen ja ihrem Ruf schaden.
Ich kann mich an keinen Fall erinnern, daß selbst krasse Fehlprognosen einem Institut in öffentlicher Diskussion vorgehalten wurden (interne Kritteleien wie hier zähle ich nicht).

Siehe doch das aktuelle Beispiel: EMNID hat gerade zu diesen Landtagswahlen richtigen Schrott geliefert - und schon reißt der EMNID-Chef BILD-mäßig die Klappe auf und prognostiziert in der Weltgeschichte rum.
Und kein Medienkommentar hat das irgendwie merkwürdig gefunden.
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Martin Jurgeit
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 11:37 Uhr:   

@Ralf:
Wieso soll das mit den "Kommunizierenden Röhren" nichts mit den Umfragen zu tun haben? Schließlich stehen die Umfragen doch im ganz entscheidenden Zusammenhang mit den Wahlen.
Und wie schon oben ausgeführt, spricht dagegen auch keinesfalls etwas, wenn zwei Partei des gleichen Lagers gemeinsam zulegen.

Insbesondere da man bei der Betrachtung angeblich "paralleler" Zunehmen von FDP und CDU in der näheren Vergangenheit sehr vorsichtig sein sollte. Das bezieht sich oftmals nur auf das PROZENTUALE Ergebnis. Bei genauer Betrachtung der ABSOLUTEN Wählerstimmen sieht das teilweise ganz anders aus. Da kann dann nämlich trotzdem noch ein richtig schöner Austausch innerhalb der Lager stattgefunden haben (siehe z.B. Saarland).

Ich bleibe auf jeden Fall dabei, dass die Ergebnisse der Grünen in Brandenburg und der FDP in Sachsen bei Betrachtung der Lager keineswegs so überraschend sind, wie hier einige tun.
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c07
Veröffentlicht am Mittwoch, 22. September 2004 - 12:11 Uhr:   

Emnid ist gerade ein guter Beleg dafür, dass ein Institut auch mal seinen Job verlieren kann, wenn auch hier die Qualität wahrscheinlich nicht der primäre Grund war.

Aber gerade weil die Umfragen am tatsächlichen Ergebnis gemessen werden, sind die Institute eigentlich gezwungen, abenteuerliche Projektionen vorzunehmen, und da ist in der Regel die FGW am schlimmsten (dafür veröffentlicht sie teilweise auch unprojizierte Zahlen). Ich halt es z.B. für wahrscheinlich, dass die hohen PDS-Zahlen in Brandenburg ungefähr so (oder eher noch höher) auch tatsächlich gemessen worden sind. Aber es war natürlich klar, dass die Veröffentlichung deren tatsächliches Eintreten unwahrscheinlicher macht (und auch sonst sind die Beantwortung einer Umfrage und eine Wahl ziemlich verschiedene Sachen).

Dass von den Medien wenig Kritik an unbrauchbaren Zahlen kommt, ist wenig verwunderlich. Das sind doch die eigentlich Süchtigen nach solchen Zahlen und die, die die wesentlichen Fehlinterpretationen vornehmen und dafür sorgen, dass die Aussagen wirklich eintreffen oder auch nicht (teils unvermeidbar, teils auch völlig beabsichtigt und gesteuert). Die Institute machen nicht sehr viel mehr, als halt für diesen Markt zu produzieren, wenn sich auch von Zeit zu Zeit einer der Chefs selber ziemlich aus dem Fenster hängt.
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Florian
Veröffentlicht am Montag, 27. September 2004 - 19:15 Uhr:   

Kann mir jemand die Metapher "kommunizierende Röhren" im Zusammenhang mit Wahlergebnissen erklären? Ich verstehe die Metapher nicht.
Danke.
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Sole
Veröffentlicht am Montag, 27. September 2004 - 20:09 Uhr:   

Gemeint ist, dass ein Sinken in der einen Partei ein Steigen der anderen zur Folge habe. Zur urspünglichen Bedeutung der kommunizierenden Röhren, einem simplen physikalischen Taschenspielertrick, mit dem früher Mönche und Scharlatane "Zeichen Gottes" auf Marktplätzen geschehen ließen, hilft jedes Physikbuch.

Es ist eben längst nicht mehr so, dass enttäuschte SPD-Wähler autmatisch CDU wählen.
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Montag, 27. September 2004 - 23:30 Uhr:   

Die "kommunizierenden Röhren" sind übrigens eine schiefe Metapher, wie hier schon einmal festgestellt wurde.
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c07
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 03:13 Uhr:   

Gemeint ist normalerweise eine Schlauchwaage, die auf demselben Prinzip beruht. Im engeren Sinn sind kommunizierende Röhren aber das hier. Das Versuchsergebnis ist für die meisten Leute völlig vorhersehbar; erst auf den zweiten Blick könnte man meinen, dass das Wasser in den dickeren Röhren wegen seinem insgesamt höheren Gewicht das in den dünneren Röhren nach oben drücken müsste (in Wirklichkeit fangen die Gefäßwände den zusätzlichen Druck auf).
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Florian
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 12:55 Uhr:   

@Sole:

Ein paar Grundprinzipien der Physik sind mir auch klar, auch ohne dass ich in einem Physikbuch nachschauen muss.

Eben deshalb war mir nicht klar, was hier "kommunizierende Röhren" bedeuten sollte. (wie T. Schöneberg richtig feststelllte, ist es schlicht falsch, dass das Sinken in einem Rohr ein Ansteigen in einem anderen zur Folge hat - im Gegenteil!).
Im übrigen klingt mir Ihre unwahrscheinliche Mönchsgeschichte eher wie primitive anti-klerikale Folklore, wie sie in Ihren Kreisen vielleicht populär ist. (Man beachte die Gleichsetzung von Mönchen und Scharlatanen!)
Wie man mit kommunizierenden Röhren irgendwelche Wunder-Effekte darstellen kann, ist mir schleierhaft. Ganz im Gegenteil erscheint es mir nur gesunder Menschenverstand zu sein, dass sich das Wasser verhält, wie es sich eben verhält.
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Sole
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 13:41 Uhr:   

"Im übrigen klingt mir Ihre unwahrscheinliche Mönchsgeschichte eher wie primitive anti-klerikale Folklore, wie sie in Ihren Kreisen vielleicht populär ist."

Möglicherweise, es war eines der ersten "Westbücher", die ich als Kind gelesen habe, das diese Behauptungen aufstellte.

Im Prinzip kann man damit wundersame Zaubertricks machen. Man muss nur die zweite Röhre irgendwo außer Sicht plazieren.

Dass gerade im Mittelalter niemand so eifrig fälschte, täuschte und trickste wie die Kirche ist aber sicher keine Erfindung kommunistisch infiltrierter westdeutscher Verlage, die populärwissenschaftliche Bücher herausgeben.

Wenn durch diese Passage deine tief-religiösen Gefühle beeinträchtigt sind bitte ich einfach mal um Verzeihung.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 15:10 Uhr:   

@Sole:
> Dass gerade im Mittelalter niemand so eifrig fälschte, täuschte und
> trickste wie die Kirche ...
Im Prinzip ja.
Aber ...
... ist das im wesentlichen eine Trivialaussage, da die Kirche nun mal die mit Abstand größte Organisation dieser Zeit war. Proportional haben aber wohl die Adligen, Bürger und Bauern in ähnlichem Maße gelogen oder getrickst.

... ist das teilweise eine ahistorische, ungerechte Beurteilung.
Vieles von dem, was heute als "gefälschte" Urkunden gilt, war völlig legitim.
Diese entstammen meistens der Zeit im frühen Mittelalter, als die vorher fast immer mündlichen Rechtsgeschäfte verschriftlicht wurden.
Und dazu mußte man erst einmal die bekannten Rechtsverhältnisse fixieren, indem man nachträglich eine Urkunde anfertigte (z. B. eine königliche Schenkungsurkunde zu einem 100 Jahre zurückliegenden Vorgang).
Natürlich gab es da auch Mogeleien, d.h. nachträgliche Urkunden über umstrittene Rechtsansprüche.
Aber die Masse der Urkunden war zwar rein technisch "gefälscht", aber echt und legitim für die Zeitgenossen.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 15:58 Uhr:   

Interessant ist das Frauenklöster sich vor allem als "Fälscherwerkstätten" (bzw. "Aktualisierungsbureaus") hervortaten.
Lag wohl daran, dass in einer rechtsstaatslosen Zeit das Argument des Schwertes Nonnen nicht offenstanden und diese mit Tricks (v.a. Urkunden im Namen längst verstorbener Monarchen, nach dem damaligen Rechtssatz: älteres Recht ist besseres Recht) ihre Gewohnheitsrechte
und Eigentumsansprüch auf Ländereien gegen bewaffnete Feudalherren durchsetzen mussten.
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Sole
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 16:09 Uhr:   

Ralf, wer weiß nach über 100 Jahren noch, was tatsächlich einmal verabredet war?

Ob das ungerecht ist, weiß ich nicht. Als Zentren des Wissens und der Archivierung war man quasi an der Quelle. Gelegenheit macht Diebe - oder eben Fälscher.

Das allgemeine Bildungsniveau war lächerlich gering.

Ich halte es schon für vorstellbar, dass man sich hin und wieder mit irgendwelchem Budenzauber wichtig machen wollte.

Weinende Marienstatuen, angebliche heilige Reliquien, ja sogar der ganze Hokuspokus um Glastonbury ist ja nicht unumstritten.

Nicht zufällig heißt im Kirchenlatein "inventio" gleichzeitig Erfindung, aber auch Entdeckung heiliger Reliquien.

Aber wir sind weit weg vom Thema kommunizierende Röhren.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 17:12 Uhr:   

@Immanuel:
> Interessant ist das Frauenklöster sich vor allem
> als "Fälscherwerkstätten" (...) hervortaten.
Ah, das wußte ich noch nicht.

> Lag wohl daran, dass in einer rechtsstaatslosen Zeit das Argument
> des Schwertes Nonnen nicht offenstanden ...
Mit dem Schwert konnten die Mönche auch nichts erreichen.
Trotzdem ist die Erklärung wohl plausibel, denn durch ihre Priesterfunktionen konnten die Männerklöster schon mehr Einfluß ausüben.

@Sole:
> wer weiß nach über 100 Jahren noch, was tatsächlich einmal
> verabredet war?
Die mündliche Überlieferung ist in so weitgehend schriftlosen Gesellschaften sehr präzise und zuverlässig, auch über Generationen hinweg!
Man kann davon ausgehen, daß die große Masse der "gefälschten" Urkunden ganz korrekt den richtigen Sachverhalt festhielt - ansonsten wären sie nicht akzeptiert worden.
Bei strittigen Rechtsverhältnissen hat das Kloster natürlich seine Sicht niedergeschrieben.

Bei den wenigen "echten" Fälschungen wie z. B. der konstantinischen Schenkung oder den Habsburger-Privilegien war schon den Zeitgenossen völlig klar, daß das keine realen Dokumente waren. Da wurden fiktive Ansprüche formuliert und dann halt politisch durchgesetzt.

> Ob das ungerecht ist, weiß ich nicht.
Doch. Weil man den "Fälschern" damit böse Diebstahlsabsichten bestellt, obwohl in der Regel nur ein ehrliches Interesse an Rechtsklarheit dahinter stand.

> Das allgemeine Bildungsniveau war lächerlich gering.
Nicht aber Erinnerungsvermögen und Rechtsgefühl.
Dreiste Betrugsversuche per Urkundenfälschung kommen in Gesellschaften wie der mittelalterlichen de facto nicht vor - das ist eher ein Phänomen von "zivilisierteren" Staaten.

> Weinende Marienstatuen, angebliche heilige Reliquien, ...
Völlig anderes Thema! Auch sehr interessant, aber das Faß will ich jetzt nicht aufmachen ...

> Nicht zufällig heißt im Kirchenlatein "inventio" gleichzeitig
> Erfindung, aber auch Entdeckung heiliger Reliquien.
Diese Doppelbedeutung Erfindung/Entdeckung (nicht nur von Reliquien) gibt es in vielen Sprachen und auch im alten Latein - das hat hier nichts zu sagen.

> Aber wir sind weit weg vom Thema kommunizierende Röhren.
Und noch weiter weg von Emnid. Obwohl - das paßt eigentlich zu "dreiste Betrugsversuche in zivilisierten Staaten" ;-)
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Dienstag, 28. September 2004 - 19:03 Uhr:   

@Ralf
Kleiner Nachtrag für den Interessierten.
Es gab tatsächlich sogar bewaffnete (männliche) Geistliche (v.a. im Frühmittelalter (speziell Merowingerreich); sogar Päpste). Nach einer gängigen Bibelexegese war Blutvergießen für Prieser verboten aber nicht Knochenbrechen oder erschlagen. Führte zu einer Verwndung des Streitkolben für kämpfende Geistliche. Jeder im Feld stehende Herrscher hatte gern enen Geistlichen auf seiner Seite (für Notfallsalbung und Gottes Beistand).
Vor allem wegen der Gottesfriedensbewegung (10.Jhdt) und der Entstehung der halbklerikalen und halbmilitärischen Orden (Templer, Johanniter, Deutscher Orden...) konnte eine Trennung zwischen Bewaffneten und Geistlichen abgeschlossen werden.

P.S. Ich weiß, dass das jetzt echt nichts mehr mit Emnid und Bild zu tun hat und entschuldige mich gleich dafür.
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c07
Veröffentlicht am Mittwoch, 29. September 2004 - 06:48 Uhr:   

Ralf:
> Diese Doppelbedeutung Erfindung/Entdeckung (nicht nur von Reliquien)
> gibt es in vielen Sprachen

Z.B. auch im Deutschen der fraglichen Zeit. Überhaupt sind invenire und erfinden bis auf die eigentlich gegenteilige Vorsilbe (die Römer haben scheinbar sofort den Bezugspunkt gewechselt, die Germanen eher abgewartet) identisch, wobei der Stamm ungefähr "auf etwas treten" bedeutet, also eine rudimentäre Form von Entdeckung.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 29. September 2004 - 12:43 Uhr:   

@c07:
> die Römer haben scheinbar sofort den Bezugspunkt gewechselt, die
> Germanen eher abgewartet
Ist es nicht wunderbar, wie manchmal der Nationalcharakter über viele Jahrhunderte (hier Jahrtausende) unverändert bleibt?

Wie gerne wechseln Franzosen oder Italiener heute noch sofort den Bezugspunkt (d.h. nutzen sofort mit Begeisterung eine neue Technik), während die Deutschen eher mal abwartend danebenstehen und über mögliche Risiken diskutieren ...

(Auf der nach oben offenen "Vom-Thema-abweich"-Skala bin ich jetzt ähnlich weit wie Immanuel mit den Priester-Streitkolben).

Deswegen nochmal zum Oberthema: Wie Forsa derzeit versucht, mit angeblichen CDU-Minus-Rekorden die SPD-Trendwende-Kampagne punktgenau zu unterstützen, das ist schon verstärkt unseriös.

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