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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 22:20 Uhr:   

@Bernhard

Zur Frage der notwendigen Mehrheit gibt es ein klassisches Zitat von Wehner, wieviel Mandate man "über den Durst" haben muss. Ich finde es leider nicht, ich meine, es wären 10 bis 12 Mandate gewesen. Eine Koalition mit knapper Mehrheit ist zu sehr abhängig von einzelnen Abgeordneten, wie die Erfahrungen aus der Zeit von 1969 -1972 zeigen. Auch Schröders Mehrheit war letztlich zu knapp, und er hat sich an einem kritischen Punkt nur mit der Vertrauensfrage retten können.
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Wilko Zicht
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 23:45 Uhr:   

Ich habe vorhin im Chat auf www.sabine-christiansen.de Richard Hilmer von Infratest-dimap nach der genauen Fragestellung bei der Sonntagsfrage gefragt. Ergebnis: Auch Infratest-dimap fragt nach der Zweitstimme:

"Zunächst wird ganz allgemein danach gefragt, welche Partei gewählt werden würde und drei Monate vor der Wahl wird mit Hinweis auf die Erst- und Zweitstimme danach gefragt, ob man mit beiden Stimmen ein und dieselbe Partei oder unterschiedliche Parteien wählt Falls letzteres bestätigt wird, werden Erst- und Zweitstimmen mit Hinweis auf deren Bedeutung separat abgefragt."

Auf meine Frage, für welche Partei(en) Infratest-dimap die meisten Umfragen durchführt, bekam ich die Antwort: "Infradestima (sic!) arbeitet fast ausschließlich für Medien und darüber hinaus für öffentliche Institutionen. Im Auftrag für Parteien führt unser Institut keine Erhebungen durch."

Meine weiteren Fragen wurden leider vom Moderator nicht zugelassen:

Bekanntlich "gewichten" die Institute die ermittelten Rohdaten vor der Veröffentlichung. Nach welchen Kritierien gehen Sie bei dieser Gewichtung vor?

Kommen bei der Gewichtung nur vorher festgelegte mathematische Algorithmen zur Anwendung? Oder wird auch "manuell" gewichtet?

Im Ausland werden Umfragedaten häufig in der Form eines Prozentbereiches veröffentlicht (z.B.: "Partei X: 35%-39%"). Warum wird das in Deutschland nicht so gemacht?

Ist nach Ihren Erkenntnissen wieder mit Überhangmandaten zu rechnen?

Wahlentscheidend könnte sein, ob die PDS in Ost-Berlin wieder mindestens drei Direktmandate erringen wird. Wurden in den betroffenen Wahlkreisen schon gezielte Erststimmen-Umfragen durchgeführt?
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Stoiber
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 00:39 Uhr:   

Lob, bei diesen komplexen, eindeutigen und sehr fachlichen Fragestellungen wäre er sicher 'platt' gewesen!
Man hätte fast einen Spion eines anderen Instituts vermuten können, der versucht Infos über Infratest-dimap's Arbeitsweise zu erlangen! :-)
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Ralf Henrichs
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 09:34 Uhr:   

@ Bernhard,

ist sicher, dass die Fragen beim ersten Duell den Duellanten bekannt waren?

Im übrigen glaube ich nur, dass das Duell nur etwas in der Stimmung verändern wird, wenn einer eindeutig gewinnt/verliert. Das erste - eher unentschieden ausgegangene - Duell hat eigentlich nichts in der Stimmung verändert.

Da aber das erste unentschieden ausgegangen ist, muss man es wohl beiden zutrauen dieses Duell zu gewinnen (wenngleich ich Schröder im Duell immer noch als leichten Favoriten ansehe).
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alberto
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 12:00 Uhr:   

Ralf Henrichs schrieb

Quote:

Im übrigen glaube ich, dass das Duell nur etwas in der Stimmung verändern wird, wenn einer eindeutig gewinnt/verliert. Das erste - eher unentschieden ausgegangene - Duell hat eigentlich nichts in der Stimmung verändert.


Konrad Adenauer gewann sehr knapp. Damit begann eine lange erfolgreiche Ära. Der Mann war nicht etwa „beliebt“, hatte auch keine Playboyallüren, war einfach nur als zuverlässiger Arbeiter bekannt. Das genügte. Alles ist noch offen bis zuletzt.
Was danach kam
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 15:24 Uhr:   

> Infradestima (sic!) arbeitet fast ausschließlich für Medien und
> darüber hinaus für öffentliche Institutionen. Im Auftrag für
> Parteien führt unser Institut keine Erhebungen durch.
Das sagt noch fast nichts.
Nur ganz wenige Umfragen werden direkt von einer Partei in Auftrag gegeben. Üblicherweise lassen die Parteien diese Aufträge über eine von ihnen kontrollierte Landesregierung laufen (das wäre dann laut Infratest eine "öffentliche Institution").

Dann muß nämlich nicht die Parteikasse die Umfrage bezahlen, sondern der Steuerzahler.
Der Verwertbarkeit der Umfrageergebnisse im Wahlkampf tut dies keinen Abbruch.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 18:34 Uhr:   

@Ralf Henrichs:
ich weiß nicht, ob die Fragen beim ersten Duell vorher bekannt waren. Ich las nur bei den AOL-Nachrichten das Statement von ARD und ZDF, dass aufgrund der Kritik am ersten Duell nun überraschende Fragen gestellt würden, damit die Kandidaten nichts "auswendig" lernen könnten. Daraus kann man - was das erste Duell angeht - natürlich einiges schlussfolgern, aber ich kann die Frage nicht beantworten. Beim zweiten stimme ich Dir zu, falls es - wie gesagt - keinen eindeutigen Gewinner geben sollte. Bei einem sehr knappen Wahlausgang könnte aber das Duell unentschiedene Wähler noch beeinflussen - denke ich und insofern den Wahlausgang durchaus beeinflussen - vgl. 1976 das von mir angesprochene Fernsehduell Kohl, Schmidt, Strauss, Genscher.
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Michael
Veröffentlicht am Montag, 02. September 2002 - 18:36 Uhr:   

Wenn weder Stoiber noch Schröder das Fernsehduell eindeutig gewinnen, so profitieren am Ende doch beide bzw. Union und SPD aufgrund des starken Medienechos. Das war schon nach der ersten Runde zu beobachten, als die Werte von SPD und Union anzogen, die kleinen Parteien jedoch stagnierten oder verloren. So interessant so ein Duell auch ist (bzw. sein könnte), den kleinen Parteien wird es nicht gerecht.
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Johannes 16
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 01:11 Uhr:   

ganz genau! deswegen ist meines erachtens ein ordentlich sachliches, aber doch emotionaleres gespräch bei S. Christiansen um einiges unterhaltsamer und vorallem informativer!

deswegen ist westerwelles klage bei aller löcherlichkeit dennoch in gewisser art udn weise nachvollziehbar ...
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 10:17 Uhr:   

@Bernhard Nowak:
> ... das Statement von ARD und ZDF, dass aufgrund der Kritik am
> ersten Duell nun überraschende Fragen gestellt würden, damit die
> Kandidaten nichts "auswendig" lernen könnten.
Das muß nicht heißen, daß den Kandidaten die Fragen des ersten Duells bekannt waren. Sondern es reicht, daß diese Fragen zu konventionell im Rahmen des zu Erwartenden blieben.
Man darf auch nicht die Konkurrenzsituation zwischen den Sendern vergessen. ARD und ZDF haben schon ein Interesse daran, die Kritik am "Duell" nicht auf die Spielregeln zu schieben (die haben die Parteien beschlossen und die alle Sender haben das dann akzeptiert), sondern auf die Fragetechnik bei den Privaten.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 10:21 Uhr:   

@Michael:
> Wenn weder Stoiber noch Schröder das Fernsehduell eindeutig
> gewinnen, so profitieren am Ende doch beide bzw. Union und SPD
> aufgrund des starken Medienechos.
Schon richtig.
Genau diese Überlegung war ja der Grund, warum Union und SPD die traditionelle Diskussion mit allen Parteien nicht mehr wollten und bei den Sendern den Rausschmiß der Kleinen durchsetzten.

Trotzdem kann der Schuß nach hinten losgehen, wenn die Wirkung des "Duells" zu abschreckend ist.

Die erste Veranstaltung hatte ja extrem hohe Einschaltquoten, 15 Millionen Zuschauer - beim Sendebeginn.
Beim Ende der Sendung waren es aber nur noch 7 Millionen.
Da haben also 8 Millionen Leute vorzeitig ab- oder umgeschaltet, da kann man schon vermuten, daß die nicht begeistert von den beiden Kandidaten waren.
Für die übrigen Parteien sind diese Unzufriedenen ein interessantes Wählerpotential.
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Uwe Tetzlaff
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 18:30 Uhr:   

@ Sole:

Mit "Das war relativ früh sicher" bezog ich mich auf den Wahlabend. Da gab es beim ZDF schon bei der Prognose um 18 Uhr die Aussage, daß zwei Mandate sicher seien. Kurz darauf hieß es dann "Wir haben das dritte Direktmandat". Wenn man also an dem Abend mit dem Wissen um 2-3 Mandate Vorsprung für rot-grün schlafen ging, dann wußte man schon, daß die PDS-Sitze da schon mit drinnen sind.
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Uwe Tetzlaff
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 19:05 Uhr:   

@ Michael

> Ich gehe in der Tat davon aus, dass der Wahl bisher von einem
> instabilen Meinungsklima geprägt war, von daher halte ich die
> Allenbachsche Methode in diesem Jahr für unzutreffend.

Es würde mich halt interessieren, warum Du das tust. Nur weil Allensbach zu einem anderen Ergebnis kommt, muß das ja deshalb noch nicht falsch sein.

> Nachdem laut Schöppner (Markwort 19.10) auch in der letzten
> Emnid-Umfrage der Abstand zwischen Union und SPD nur noch zwei
> Punkte beträgt, ist der Trend bei vier Meinungsforschungsinstituten
> eindeutig.

Gewiß. Nur sagt das allein noch nichts darüber aus, ob dieser Trend a.) auch tatsächlich so besteht und b.) auch belastbar ist und nicht doch wieder abbröselt.

> Nur Allensbach vollzieht diesen Trend noch nicht nach, aber die
> Werte werden sich auch dort in den nächsten Wochen angleichen.

Woher willst Du das wissen? Es ist ja nicht so, daß sich in der Zwischenzeit keine wahlrelevanten Ereignisse mehr abspielten.

> Entscheidener als die Verkündung der Arbeitslosenzahlen ist das
> nächste Fernsehduell Schröder - Stoiber.

Da ich mir Markwort 19.10 am Sonntag auch gesehen habe, möchte ich in dem Zusammenhang noch auf eine andere Äußerung von Schöppner hinweisen. Er meinte nämlich sinngemäß, die wirklich interessante Phase beginne ab dem 6. September, weil da neue Arbeitsmarktdaten veröffentlicht werden.

Ich kann mir schon vorstellen, daß das diese Zahlen den Brennpunkt wieder auf das Thema Wirtschaft und Arbeitsmarkt lenken.

> Das Ergebnis der ersten Runde war ja eigentlich, dass beide grosse
> Parteien profitiert haben, während die kleinen Parteien, vor allem
> die FDP, Federn gelassen haben. Wahrscheinlilch wereden beide
> grosse Parteien aufgrund der grossen Medienresonanz nach dem
> zweiten Duell noch einmal leicht zulegen.

War es denn bei den letzten Wahlen nicht immer so, daß die großen Parteien (oder zumindest eine davon) unmittelbar vor der Wahl nochmal Stimmen auf sich ziehen konnten und dies auf Kosten der zuvor eigentlich höher eingschätzten "Kleinen"?

Ich persönlich glaube jedenfalls nicht, daß das zweite Duell irgendwelche Auswirkungen haben wird, außer einer von beiden fällt total aus der Rolle - die große Spannung wie vor dem ersten Duell ist raus.

> Ich gehe imer noch von einem sehr knappen Ergebnis aus, und

Oh, ich auch. Definitiv.

Um noch einmal auf die Grundkonstanten zurückzukommen, muß ich sagen, daß ich diese Argumentation insgesamt nicht so überzeugend finde. Es wird mir einfach zuviel extrapoliert. ;-)

Nehmen wir zunächst mal der Punkt "Regierung holt auf": Daß sich die Zugewinne der Regierung 1998 weitgehend als Phantasieprodukt der Umfragen herausgestellt haben, erwähnte ich schon. '94 war diese Aufholjagd auch kein Selbstläufer, sondern fing zu dem Zeitpunkt an, als Scharping nach der Bundespräsidentenwahl beleidigt war und ihm darüber hinaus der Brutto-Netto-Verhaspler unterlief. Und eng war es am Schluß ja trotzdem.

1990 war unter allen Aspekten ein Sonderfall, daß hier die Regierung noch gegen Ende zugelegt hätte, entzieht sich meiner Kenntnis. 1987 verlor die Union sogar kurz vor der Wahl noch einmal wegen irgendwelcher Sprüche von Strauß (so Heiner Geißler vor einiger Zeit in einem Interview). 1983 hatten wir ja noch einen Sonderfall durch die vorzeitige Auflösung des Bundestages. Zu allem, was vorher war, kann ich nicht sagen, aber bis dahin sehe ich ehrlich gesagt nichts, was man als Konstante bezeichnen könnte.

Zum Thema "Noch keine Regierung wurde nach vier Jahren abgewählt". Das ist kein Grund dafür, daß es nicht doch mal geschehen kann. Man hätte schließlich auch bis zur letzten Wahl genausogut sagen können "Die Regierung gewinnt die Wahl, weil noch kein Bundeskanzler aufgrund einer Wahlniederlage sein Amt verloren hat." Und dann ist es doch passiert.
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Michael
Veröffentlicht am Dienstag, 03. September 2002 - 23:33 Uhr:   

@Uew

Bei n-tv (Videotextseite 157) finden sich die neuesten Umfrageergebnisse von Allensbach und Forsa.

Allensbach: SPD 34,2; Union 39,1; Grüne 7,0; FDP 11,6; PDS 4,9

Auch bei Allensbach geht es also für SPD und Grüne aufwärts, wenn auch nur um zusammen 1,8 %. Die Union verliert einen Punkt, die FDP bleibt stabil. Wiederum sind die Werte für Union, PDS und Grüne kongruent zu den Ergebnissen anderer Institute, während SPD und FDP deutlich abweichen.

Forsa: SPD 39, Union 39, Grüne 7, FDP 8, PDS 4.

Allen Kritikern von Allensbach und Forsa wird also viel neuer Diskussionsstoff geboten!!

Zu Deinen vorherigen Bemerkungen.

Bei meiner These vom instabilen Meinungsklima bleibe ich. Ebenso ist es offensichtlich, dass es im Moment einen Trend zugunsten der jetzigen Regierung gibt. Wie nachhaltig er sein wird, ist unter uns strittig. Ich denke er ist nachhaltig, weil der Trend die Ereignisse der letzten Wochen, aber auch die von mir mehrfach angesprochenen Grundkonstanten widerspiegelt. Auf jeden Fall bin ich, wie Du und sicher wir alle, sehr gespannt, wie sich die Umfragen in den nächsten Wochen gestalten und welches Ergebnis am Ende herauskommt. Schaun mer mal.

Was die Verkündung der Arbeitslosenzahlen, so fällt auf, dass dies seit Sonntag permanent von Unionspolitikern, aber auch von Schöppner als Argument genannt wurde. (Da hat wohl jemand eine Parole ausgegeben...) Ich halte das Duell aber für wichtiger.
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Uwe Tetzlaff
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 10:57 Uhr:   

@ Michael:

Die Allensbach-Zahlen habe ich jetzt auch (gedruckt) vor mir. Es gibt hier Verschiebungen zugunsten von rot-grün; das war zu erwarten.

Dabei hat mich allerdings folgendes erstaunt: Die FDP, die bei allen anderen Instituten deutlich in den Keller geht, hält hier ihren Stimmenanteil, sie kann sogar im Osten leicht zulegen, während dort sowohl SPD als auch CDU verlieren. Die Änderungen bei diesen Parteien kommen (und zwar mit -1,2 bzw +1,6% recht kräftig) aus den alten Bundesländern.

Woher das kommt (SPD-Auftrieb aus NRW? Allgemeine Mobilisierung kurz vor der Wahl?), steht nicht im Kommentar dazu. Dafür heißt es, daß alles auf eine niedrigere Wahlbeteiligung als letztes Mal hindeute: 65% der West-Wähler und 50% im Osten seien entschlossen, zur Wahl zu gehen; letztes Mal waren es 72% bzw. 60%.

Allerdings sind dieses Mal auch mehr Wahlwillige noch unentschieden, wem sie nun ihre Stimme geben sollten. Insofern muß ich Dir recht geben, es gibt in der Tat erhebliche Einbruchsstellen für aktuelle Ereignisse bis zum Wahltag.

Außerdem ist dann noch eine Tabelle zum Thema Koalitionspräferenzen dabei. Dort kommt schwarz-gelb auf eine Zustimmung von 35% nach 32% im Juni, während rot-grün von 19% auf 18% leicht zurückgeht.

Die Allensbach-Beiträge in der FAZ haben übrigens einen Vorteil gegenüber so ziemlich allen anderen Veröffentlichungen: Es steht wörtlich dabei, welche Frage gestellt wurde. Ärgerlich ist hingegen, daß nicht dabei steht, wie groß die Stichprobe genau ist.

> Bei meiner These vom instabilen Meinungsklima bleibe ich. Ebenso
> ist es offensichtlich, dass es im Moment einen Trend zugunsten
> der jetzigen Regierung gibt. Wie nachhaltig er sein wird, ist
> unter uns strittig.

Ich möchte meine Zweifel daran mal auf folgenden Nenner bringen:

Man kann mE durchaus von einem instabilen Meinungsklima ausgehen, dafür gibt es schon Indizien. Beispielsweise habe ich mehrmals erlebt, daß schon die für die Union ausgesprochen optimistischen Umfrage-Ergebnisse von vor mehreren Wochen gerade an der CDU-Basis auf erheblich größere Skepsis als irgendwo sonst gestoßen sind.

Dazu paßt es dann allerdings schwer, in irgendwelchen Ausschlägen in der Demoskopie einen stabilen Trend in welche Richtung auch immer zu sehen.

> Was die Verkündung der Arbeitslosenzahlen, so fällt auf, dass
> dies seit Sonntag permanent von Unionspolitikern, aber auch
> von Schöppner als Argument genannt wurde.

Naja, es wäre so kurz vor der Wahl ja auch höchst seltsam, wenn diese Hinweise woanders herkämen als aus der Opposition.

> Ich halte das Duell aber für wichtiger.

Ich kann dazu nur das zitieren, was in dem schon angesprochenen Allensbach-Beitrag in der FAZ steht: "Die Rangfolge der Bevölkerung spricht von nüchternem Realismus und widerlegt diejenigen, die behaupten, im Zeitalter von Amerikanisierung und Inszenierung von Wahlkämpfen würden Inhalte, Argumente und Kompetenz zweitrangig. Die deutsche Bevölkerung ist im internationalen Vergleich politisch weit überdurchschnittlich interessiert und informiert."

Es ist schon immer ein Fehler gewesen, die Wähler zu unterschätzen.
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Ralf Henrichs
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 11:40 Uhr:   

@ Uwe,

>Ich kann dazu nur das zitieren, was in dem schon angesprochenen >Allensbach-Beitrag in der FAZ steht: "Die Rangfolge der Bevölkerung >spricht von nüchternem Realismus und widerlegt diejenigen, die >behaupten, im Zeitalter von Amerikanisierung und Inszenierung von >Wahlkämpfen würden Inhalte, Argumente und Kompetenz zweitrangig. Die >deutsche Bevölkerung ist im internationalen Vergleich politisch weit >überdurchschnittlich interessiert und informiert."

Das ist so wohl richtig (dass dies Leute das behaupten).
Nur: wie ist das denn bei der Werbung? Auch da sagt (fast) jeder, dass er Produkte aufgrund nüchterner Abwägung, eigenem Geschmack etc. kauft und auf die Werbung nicht achten würde. Jeder Werbefachmann weiss, dass dem nicht so ist.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 14:32 Uhr:   

Nun ja. Daß die deutsche Bevölkerung im internationalen Vergleich überdurchschnittlich interessiert und informiert ist, das kann schon sein.
Aber das sagt dann mehr über den miesen internationalen Schnitt aus als über die qualitative Grundlage, auf der hierzulande Wahlentscheidungen fallen.

Ich sehe das eher wie Namensvetter Henrichs: Selbstverständlich behaupten die Befragten von sich, sie würden ihre Wahlentscheidung nüchtern und aufgrund der politischen Inhalte fällen.
Aber ein wahlentscheidend großer Teil orientiert sich in Wirklichkeit doch daran, daß die Karin Stoiber so nett lächelt oder daß in der Familie schon immer SPD gewählt wurde.

Ähnlich sehe ich übrigens die derzeit angeblich so hohe Zahl von Unentschlossenen. Das ist wohl derzeit schick und modisch, sich als Wechselwähler zu outen und damit zu deklarieren, man würde noch aufmerksam der politischen Debatte folgen und sich danach eine Meinung bilden.
In Wirklichkeit dürften fast alle Wähler schon recht deutliche und stabile Vorstellungen darüber haben, ob sie die derzeitige Regierung so behalten wollen oder eine Veränderung möchten.
Bei einigen dürfte allerdings noch unklar sein, ob sie wirklich zur Wahl gehen (da kann noch das Wetter am Wahltag die Entscheidung bringen) und andere machen noch taktische Überlegungen z. B. zum Stimmensplitting.

Aber die wahre Zahl der Unentschlossenen wird in den Umfragen wohl krass überzeichnet.
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eike
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 18:01 Uhr:   

Ralf, ich stimme dir zu, man lebt ja nicht im luftleeren Raum und selbst die politisch Uninteressierten können sagen, ob sie jetzt mehr Geld im Geldbeutel haben als vor vier Jahren und ob es ihnen besser geht. Und allein diese Feststellung dürfte schon einen gewissen Teil der Wahlentscheidung ausmachen.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 21:15 Uhr:   

Kommentierung der neuen Umfragen - siehe auch Link: "Umfragen" durch die AOL-Nachrichten:
Düsseldorf - Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl ist der Aufwärtstrend von Rot-Grün in der Wählergunst ungebrochen. Zwar hat Schwarz-Gelb die Nase noch immer in allen Umfragen vorn. SPD und Grüne können aber weiter aufholen und zum Teil sogar fast mit Union und FDP gleichziehen. Derweil scheinen die Chancen der PDS, im nächsten Bundestag wieder vertreten zu sein, immer mehr zu schwinden.

SPD gewinnt Stimmern, Union verliert

Die SPD zieht in einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des Forsa-Instituts erstmals seit Monaten mit der Union gleich. Das Institut für Demoskopie in Allensbach sieht CDU und CSU zwar noch fast fünf Prozentpunkte vor den Sozialdemokraten. Die Tendenz spricht aber auch hier für die SPD, die hinzugewinnt, während die Union Verluste einstecken muss. Infratest dimap schließlich sieht den Vorsprung der Union vor den Sozialdemokraten auf nur noch einen Prozentpunkt zusammenschrumpfen.

Forsa: Beide bei 39 Prozent

Der Forsa-Umfrage zufolge legten die Sozialdemokraten im Vergleich zur Vorwoche um einen Prozentpunkt zu und kämen auf 39 Prozent, wie das Magazin "Stern" berichtete. Die Union gab dagegen bei der im Auftrag des Hamburger Blattes und des Fernsehsenders RTL vorgenommen Erhebung einen Punkt ab und erreichte gleichfalls 39 Prozent. Unverändert blieben die Werte für die FDP mit 8 Prozent und die Grünen mit 7 Prozent. Die PDS büßte bei der Umfrage unter 3002 Bundesbürgern einen Punkt ein und kam auf 4 Prozent.

Ähnlich sieht das Bild aus, das Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk ermittelte. Danach büßt die Union gegenüber der Vorwoche einen Prozentpunkt ein und liegt mit 40 Prozent nur noch einen Punkt vor der SPD mit stabilen 39 Prozent. Die FDP kann einen Punkt zulegen und liegt damit wie in der Forsa-Umfrage bei 8 Prozent. Grüne und PDS bleiben konstant bei 7 beziehungsweise 4 Prozent. (fw/ddp)
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 21:38 Uhr:   

Ich denke, dass in der Tat eine Instabilität des Meinungsklimas vorherrscht und damit verbunden eine große Unsicherheit der Wähler. Im übrigen würde ich gerne mal Eure Meinung zu einem Punkt wissen, der mir durch den Kopf geht. Es wird immer wieder gesagt, für Stoiber spräche, dass er sich so moderat gäbe bzw. Kreide gefressen habe - meist wird dies in Vergleich zu Strauß 1980 gesetzt. Aber könnte es nicht sein, dass gerade diese Unbestimmtheit auch Misstrauen und Ängst weckt, wenn selbst die konservative FAZ am letzten Sonntag einräumen muß, dass die Union mit Widerstand der Gewerkschaften gegen ihre Pläne rechnet (Merkel: Wir werden unseren Weg gegen diese Widerstände gehen!). Im übrigen könnte - wenn die SPD die Union überholen sollte, eine große Koalition wieder wahrscheinlicher werden. Ich denke aber auch, dass mit der Verkündung der Arbeitslosenzahlen (zumindest) die öffentliche Wahrnehmung wieder stärker auf Wirtschaft und Finanzen konzentriert sein wird, ein Feld, in dem Stoiber - laut Umfragen - für kompetenter gehalten wird als Schröder. Im übrigen glaube ich, dass das Fernsehduell Schröder-Stoiber am kommenden Sonntag eine sehr sehr große Rolle spielen wird, auch auf die scheinbar so entschlossenen Wähler. Im übrigen haben die Umfragen sowohl 1987, als auch 1990 und 1994 die Union insbesondere, aber auch die Regierung jeweils am Schluss (!!!) weiter vorne gesehen, wie sie es tatsächlich war, d.h. die Opposition aus SPD, Grünen und PDS schnitt besser ab, als es die Umfragen unmittelbar vor der Wahl vorher erwarten ließen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit jetzt der Rollentausch von Regierung und Opposition hier "beinflußt".
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eike
Veröffentlicht am Mittwoch, 04. September 2002 - 23:10 Uhr:   

Ich glaube jedenfalls, dass Schröder um 19.00 Uhr am Wahlabend noch nicht 'zurücktreten' muss (wie Kohl 1998). Ups - jetzt hätt ich doch fast was Polemisches gesagt ...
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Stoiber
Veröffentlicht am Donnerstag, 05. September 2002 - 18:50 Uhr:   

Morgen gibt's wieder mehr oder weniger ungewichtete Daten der FGW, mit den üblichen statistischen und methodischen Fehlern, aber gerade die Veränderung dieser Zahlen wird wieder interessant.
Kann die SPD 42% halten, oder war es übertrieben?
Konnen die Grünen an der FDP vorbei?
Das ist morgen ev. die erste Umfrage bei der die Regierung auch bei den veränderten Daten (Projektion) vor Schwarz-Gelb liegt.
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eike
Veröffentlicht am Donnerstag, 05. September 2002 - 19:04 Uhr:   

Die wirklich interessante Frage ist doch die, ob die PDS mit mehr als zwei Leuten in den Bundestag kommt. Und diese Frage kann bis zum Wahlabend nicht seriös beantwortet werden. Insofern sind alle Planspiele sowieso nur Spekulation.
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sole
Veröffentlicht am Donnerstag, 05. September 2002 - 20:20 Uhr:   

"deswegen ist westerwelles klage bei aller löcherlichkeit dennoch in gewisser art udn weise nachvollziehbar ..."

Klar ist das nachvollziehbar. So oder so bleibt er im Gespräch und sollte er gewinnen hat er einen Wettbewerbsvorteil vor PDS und Grünen sowie dem ganzen Rest jenseits der 5 %.
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eike
Veröffentlicht am Donnerstag, 05. September 2002 - 22:36 Uhr:   

Nun hat Westerwelle aber den Konflikt vor dem BVerfG verloren, sodass das Ganze in der Geschichte nur eine Randnotiz bleiben wird.

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