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Kaktus
Veröffentlicht am Freitag, 30. August 2002 - 15:59 Uhr:   

Rechtslastige Stümper-Redaktion der abhängigen BILD-Zeitung macht angesichts der verbesserten Stimmung für die SPD schäbige Parteipolitik zugunsten des Herausforderes und verkauft Telefon-TED als repräsentativ. Das Schlimme: Es gibt viele BILD-Leser, die das glauben.


Einer Telefonabstimmung der "Bild"-Zeitung zufolge hat Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber das Fernseh-Duell mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) klar gewonnen. Von mehr als 164.000 Anrufern bei der Telefonaktion nannten 75 Prozent Stoiber als Sieger des Rededuells, wie die Zeitung am Dienstag berichtete. Nur 25 Prozent hätten hingegen Schröder vorne gesehen. Die Aussagekraft der Umfrage ist allerdings höchst zweifelhaft. Nach Auskunft des Mannheimer Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) sind TED-Umfragen "sehr problematisch" und können in der Regel keine repräsentative Meinung abbilden.

Laut "Bild" bedeutete die Anzahl von 164.178 Teilnehmern einen Rekord bei den TED-Umfragen des Blatts. Wie ein ZUMA-Sprecher gegenüber AFP betonte, erhöht sich die Aussagekraft einer TED-Umfrage aber nicht durch die Menge der Befragten. Da die Teilnehmer solch einer telefonischen Befragung im Gegensatz zu den repräsentativen Umfragen der Meinungsforschungsinstitute selbst aktiv werden und anrufen, finde keine zufällige Auswahl statt. Diese sei für eine Repräsentativität aber notwendig. Die "Bild"-Umfrage könne nicht einmal als repräsentativ für die Leser des Blatts angesehen werden. Genauso wenig seien TED-Umfragen anderer Medien oder Internet-Befragungen aussagekräftig.

Die repräsentativen Umfragen der Meinungsforschungsinstitute nach dem Fernseh-Duell hatten kein einheitliches Bild zum Gewinner oder Verlierer des am Sonntagabend auf RTL und SAT.1 ausgestrahlten Duells wiedergegeben. Zahlreiche Experten bezweifelten zudem, dass das Duell Einfluss auf die Entscheidung der Wähler haben wird. Schröder und Stoiber werden am 8. September in ARD und ZDF zu einem weiteren Streitgespräch antreten.

(N24.de, dpa, AFP,ddp)
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Freitag, 30. August 2002 - 16:19 Uhr:   

Da muss man nicht gross Auskünfte einholen, um zu wissen, das sowas nicht repräsentativ ist. Erstens sind die Bildleser nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung, höchstens etwas näher am Durchschnitt als FAZ- oder taz-Leser. Zweitens ist ja fraglich ob die Anrufer repräsentativ für die Bild-Leser sind.
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Johannes 16
Veröffentlicht am Freitag, 30. August 2002 - 16:22 Uhr:   

das war wohl die wende - jetzt is alles aus - ....

aber:

@julius
von rot-grün wird es genau so wenig reichen, denn genau die prozentpunkte, die die spd VIELLEICHT am schluss doch noch vor der union liegt wird die FDP mehr ahben als dir grünen , bspw:


SPD 39
Union 37
FDP 9
Grüne 7
PDS 4,5 (kommt aber rein, da direktmandate)
Andere 3,5

weitere kommentare zu neuesten umfragen?
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alberto
Veröffentlicht am Freitag, 30. August 2002 - 20:27 Uhr:   


Quote:

Damit hinge der Wiedereinzug der PDS weiterhin davon ab, ob sie mindestens drei Direktmandate gewinnen kann. Nur wenn die PDS scheitert, hätte Schwarz-Gelb mit 47 Prozent eine denkbar knappe parlamentarische Mehrheit, aber auch eine Rot-Gelbe Koalition käme mit 46 Prozent in die Nähe einer parlamentarischen Mehrheit. Rot-Grün käme zusammen - wie in der Vorwoche - auf 45 Prozent der Stimmen.


Mit der Mehrheit von nur einer Stimme begann die bisher längste und erfolgreichste Regierungszeit.

»Zwangssysteme funktionieren nicht«
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Sole
Veröffentlicht am Samstag, 31. August 2002 - 00:11 Uhr:   

"Es ging also nicht um einen Angriff sondern um eine Verteidigung."

Verteidigung ist also, wenn ich jemanden bombardiere, der mich nicht angreift?

Deutsche Richter sind staatstragend und regime-übergreifend
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Wilko Zicht
Veröffentlicht am Samstag, 31. August 2002 - 01:44 Uhr:   

Bei den FGW-Daten handelt es sich m.E. sehr wohl um auf vielfältige Art und Weise statistisch gewichtete Daten. Die FGW selbst spricht ja auch nur davon, die Daten seien politisch nicht gewichtet.

Aber gut, daß nochmal auf die FGW-Stellungnahme vom Juli hingewiesen wurde, da hier kürzlich erst wieder behauptet wurde, Allensbach sei das einzige Institut, daß nach der Zweitstimme frage. Die FGW-Stellungnahme widerlegt das. Übrigens finde ich die FGW-Fragestellung wesentlich sinnvoller als beispielsweise "Wen wählen Sie mit der Zweitstimme?".

OT: Das angebliche Urteil in Sachen Jugoslawien würde mich auch interessieren. Kay Nehm hatte die Aufnahme von Ermittlungen gegen Schröder und Co. doch ausdrücklich abgelehnt.
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Sole
Veröffentlicht am Samstag, 31. August 2002 - 11:25 Uhr:   

Off Topic

Wilko, ich habe ein wenig gesucht.

Zu Afghanistan:

Es ging eine Strafanzeige beim Landgericht Frankfurt/Main ein.

Das wurde dann an die Staatsanwaltschaft Berlin abgegeben.
Aktenzeichen 74 AR 60/01

Von dort ging es zum Generalbundesanwalt in Karlsruhe.

07.02.2002 Staatsanwaltschaft Berlin stellt das Verfahren ein.

Zu Kosovo: Über deutsche Gerichte ist mir nichts bekannt, aber Gerhard Schröder, Fischer und andere sind vom Belgrader Bezirksgericht am 21.09.2000 angeblich in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Ich glaube nicht, dass die Kriegsgefahr das Wahlergebnis maßgeblich beeinflusst. Im Moment gibt es keine akute sondern nur eine reale aber von den meisten Bürgern nicht wahrgenommene Vorbereitung einer Kriegssituation. Hier ist nicht der Stoff um zu polarisieren. Die extremen Kriegsgegner glauben Schröder seit 1999/2001 vermutlich ebensowenig wie den Grünen, anderen, die vielleicht eher Schröder glauben ist das Thema momentan wohl eher untergeordnet hinter Flut, Arbeit, Hartz und sonstigem Tagesgeschehen.
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eike
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 01:09 Uhr:   

Ich glaube, auch wenn's nicht richtig zum Thema gehört, dass der deutsche Wähler sich schon Gedanken um das Völkerrecht, aber auch um die Analogien zum Strafrecht macht. Insofern denke ich, dass der Kosovo-Krieg als Krieg zur Notwehr (§ 32 StGB) durchaus richtig war, weil hier ein tatsächlicher Angriff auf Leib und Leben von Menschen (nämlich Kosovo-Albanern) vorlag, der anders offenbar nicht mehr verhindert werden konnte.
Im Irak bestehen die UNO-Regime für die Flugverbotszonen ausdrücklich zum Schutz der dort lebenden Bevölkerung, hier besteht also die Möglichkeit, auf UNO-Resolutionsbasis die Bevölkerung zu schützen, was dazu führt, dass hier ein Angriff ohne UNO-Mandat nicht durch Naturrecht (Notwehr) gedeckt wäre, sondern im Sinne des § 80 StGB vermutlich einen Angriffskrieg darstellen würde.

Um zu den Umfragen zurückzukommen: Die Union hat ihre Position hierzu präzisiert (ich bin kein Fan der Union, aber ich will das klarstellen, wie ich es sehe); ein Alleingang der USA ohne UNO-Mandat wäre ein Angriffskrieg; die Aufrechterhaltung der Drohung, es könne bei Nichtzulassung der Waffeninspektoren einen Angriff der UNO bzw. der Alliierten aufgrund einer UNO-Resolution geben, sollte aufrechterhalten werden, was die SPD in jedem Fall stärker ablehnt als die Union. Und hier kommt die Frage, was die Wähler wollen: eine Stärkung der UNO (wie die Union) oder eine Schwächung, indem man wie die SPD automatisch auch einen Angriff im Rahmen einer UNO-Resolution von vornherein ablehnt.
Dies ist nicht wertend gemeint, da man unterschiedlicher Meinung sein kann, ob die UNO gestärkt gehört oder als unsinnige oder ineffektive Organisation eher geschwächt werden sollte, wobei ich persönlich der Stärkung der UNO zuneige.
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Sole
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 10:02 Uhr:   

Vor allem weil in Erfurt eine Unionsregierung mit absoluter Mehrheit regiert....

So billige Wahlpropaganda gehört hier nicht rein.

eike, wenn ich mal Zeit finden sollte (heute nicht, muß Infostand machen und abends bissel Stress gegen Schill organisieren) schreib ich dir mal ne Email zu dem Thema Kosovo wenns dir recht ist, hier im Forum wird das vermutlich eher zur Sperrung der Diskussion führen.

Ich glaube nicht, dass der Durechschnittswähler, der weniger politisiert ist als du oder ich, sich über solche Fragen den Kopf zerbricht, wenn sie nicht in bedrohlicher Weise aktuell sind.
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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 10:12 Uhr:   

Als politisch Interessierter habe die Diskussion in den verschiedenen Listen des Wahlforums genau verfolgt. Meines Erachtens leiden viele Äußerungen darunter, dass in ihnen nicht eine sachliche Einschätzung der Umfrageergebnisse zum Ausdruck kommt, sondern die eigene politische Grundhaltung. Der letzte Beitrag zeigt das überdeutlich ...

Jetzt aber zur Frage der Wende. In den deutschen Wahlen seit 1945 gibt es erkennbar mehrere Konstanten.
1. Die Union war zumindest bis zur Wiedervereinigung die strukturell stärkste Partei, das hat sich allerdings dann neutralisiert, da im Osten mehrheitlich links gewählt wird. Ergebniss zwischen 44% und 50% wird die Union im wiedervereinigten Deutschland auf absehbare Zeit nicht mehr bekommen.

2. Fast jede Regierung hat in den Meinungsumfragen vor der Wahl deutlich aufgeholt. Ein gutes Beispiel sind die Jahre 1972 und 1994, in dem die jeweilige Regierung erst im Sommer und Frühherbst den Vorsprung der Opposition wettmachen und diese jeweils überholen konnte. Selbst 1998 hat die Regierung Kohl zuletzt noch deutlich Boden gut gemacht, allerdings von einer sehr schlechten Ausgangsposition aus. Deshalb spricht vieles dafür, dass auch bei dieser Wahl - wie es sich jetzt abzeichnet - die Regierung deutlich aufholt. Da der Vorsprung der Union deutlich knapper ist als 1998 bei Rot-Grün - dies wird von der FGW immer sehr gut veranschaulicht -, ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Regierung am Ende vor Union und FDP liegen könnte. Ob es allerdings zu einer eigenen Mehrheit reicht, ist meines Erachtens eher unwahrscheinlich. Was dieses Jahr allerdings so spannend und auch unberechenbar macht, ist das instabile Meinungsklima. 1994 war nach der Bundespräsidentenwahl und Scharpings unglücklichem Taktieren die Wahl gelaufen. Die Union sprang laut FGW von Juni auf Juli von 38% auf 41%, die SPD fiel von 39% auf 36%, und dies kam dem tatsächlichen Wahlergebnis sehr nahe. 1998 gab es einen stetigen Trend zugunsten der SPD, die beständig führte. Es gab zwar zwei Wochen vor der Wahl eine deutliche Delle durch die bayerischen Landtagswahlen, doch am Ende siegte die SPD trotzdem mit großem Vorsprung. Dagegen ist das Meinungsklima in diesem Jahr deutlich instabiler. Die Regierung hatte erkennbar bis Ende Juni, Anfang Juli den Vorsprung der Union deutlich aufgeholt, fiel dann aber aufgrund verschiedener Umstände - Scharping, Telekom, miserables Management der Hartzpläne - wieder zurück. Im Moment zeichnet sich aber ab, dass die Regierungskoalition durch die Flut, die Irak-Krise und die Politisierung der Wählerschaft, insbesondere ihrer eigenen Anhängerschaft, durch den immer präsenteren Wahlkampf wieder an Boden gewinnt. Die Frage ist für mich, ob ein Institut für Allensbach, das auf langfriste Beobachtung setzt, in diesem instabilen Meinungsklima klare Voraussetzungen treffen kann. 1998 war dies möglich, weil es einen klaren Trend gegen vier weitere Jahre Kohl gab. Ein ähnlicher Trend ist jetzt nicht in Sicht, letztend Endes könnte es auf tagesaktuelle Ereignisse ankommen, wer am Ende knapp (!) die Nase vorn hat. Mich ändert die jetztige Phase stark an den amerikanischen Wahlkampf, in dem sich die Umfrageergebnisse einerseits und die ökonomischen Grunddaten andererseits nicht in Einklang bringen liessen und so letztlich ein extrem knapper Wahlausgang ("perfect tie") herauskam.
3. Schließlich ist noch eine weitere Grundkonstante zu unterstreichen, und zwar der Sympathiebonus für Schröder. Zwar erklärt die grosse Masse der Bevölkerung eine Partei und nicht eine Person wählen zu wollen, doch bei einer sich abzeichnenden knappen Entscheidung kann geraden bei noch unentschlossenen oder noch unentschiedenen Wähler der Sympathiefaktor den Ausschlag zugunsten von Schröder und der SPD geben.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 10:37 Uhr:   

Dies sehe ich ganz genauso. Auch ich glaube, dass der Sympathiebonus für Schröder am Ende ausschlaggebend werden könnte. Ich möchte, da es meines Wissens noch nicht angesprochen wurde, an den Wahlausgang von 1976 erinnern, zu einer Zeit, in der das Stammwählerpotential noch erheblich größer war als heute, die Wahlbeteiligung weit über 85% lag (1969 und 1972 sogar bei über 90%). Dort hatte die CDU/CSU mit Kanzlerkandidat Kohl bis in den Frühsommer hinein in den Umfragen eine absolute Mehrheit. Am Ende erhielt die CDU/CSU jedoch lediglich 48,6% der Stimmen gegenüber 50,5% für SPD und FDP zusammen (Sitzvorsprung für die damalige Koaliton: 10 Sitze). Dies lag meines Wissens daran, dass es drei Tage vor der Wahl, am Donnerstag, eine Fernsehdiskussion zwischen den Spitzenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien, Kohl, Strauss, Genscher und Schmidt gab. Da war Kohl miserabel vorbereitet (Ausschnitte sind in historischen Sendungen heute noch zu sehen), aber auch Schmidt wirkte übermüdet. Dennoch soll unter anderem dieses Fernsehduell den Ausschlag für den damaligen Sieg der sozial-liberalen Koalition gegeben haben.

Ich bleibe jedoch dabei, dass alles zur Zeit davon abhängt, ob die PDS ins Parlament kommt. Ich denke, dass bei einem Scheitern der PDS schwarz-gelb eindeutig vorne liegen wird.
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alberto
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 10:54 Uhr:   

Auch ich glaube, dass der Sympathiebonus für Schröder am Ende ausschlaggebend werden könnte. Ich möchte, da es meines Wissens noch nicht angesprochen wurde, an den Wahlausgang von 1976 erinnern,
Was haben denn Schmidt und Schröder gemeinsam, außer der Partei, die vergleichsweise im Tief liegt, trotz Ostbonus. Er wird beim nächsten Termin den Text wiederholen:
»Wer mich liebt, der muß die rote Kröte schlucken«
Ist das eher anziehend oder abstoßend?

Big Spender? Woher nehmen?
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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 11:03 Uhr:   

Wenn die PDS in den Bundestag kommt, reicht es meiner Meinung nach weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb. Wenn die PDS es nicht schafft, ist zur Zeit nicht voraussebar, ob es für Schwarz-Gelb reichen könnte. Bei einem knappen Ergebnis muß außerdem berücksichtigt werden, dass die PDS trotz allem mit zwei direkt gewählten Abgeordneten (in Berlin!) im nächsten Bundestag vertreten sein wird. Möglicherweise kann das am Ende auch den Ausschlag dafür geben, dass es weder für Rot-Grün noch für Schwarz-Gelb reichen wird.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 11:35 Uhr:   

Es hängt vor allem dann von etwas zweitem ab: nämlich den Überhangmandaten. Wir haben dies alles ja ausführlich auf dem Thread: "Überhangmandate" diskutiert. Es könnte sogar - meines Wissens in einer Bundestagswahl erstmals - der Fall eintreten, dass Parlaments- und Wählermehrheit aufgrund der Überhangmandatsverteilung nicht übereinstimmen.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 11:39 Uhr:   

Es könnte sogar paradoxerweise noch etwas anderes geschehen: Wenn man den Artikel der FAZ-Sonntagszeitung: "Im Osten wird Schröder wieder zum Chef" für korrekt recherchiert hält, so könnte es sein, dass die SPD im Osten so aufholt, dass sie der PDS "Direktmandate" wegnimmt und die PDS dann nicht reichen wird und dies damit eventuell - so paradox es scheinen mag - der SPD zum Nachteil gereichen wird. Ausserdem verwies ich bereits in dem anderen Thread auf die "Überhangmandate", die ebenfalls wahlentscheidend sein könnten.
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Michalel
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 13:05 Uhr:   

@Bernhard

Ich habe die Diskussion um die Überhangmandate auf der Liste nicht verfolgt. Allerdings meine ich woanders gelesen zu haben, dass durch die Verkleinerung des Bundestages die Wahrscheinlichkeit von Überhangmandaten viel geringer geworden ist. Sicher ist jedenfalls, dass sowohl 1994 als auch 1998 beide Regierungen (Union-FDP 1994; SPD-Grüne 1998)eine ausreichende parlamentarische Mehrheit erst durch Überhangmandate erreicht haben.

Was die Direktmandate in Berlin betrifft, so zeichnet sich im Verhältnis SPD-PDS möglicherweise die gleiche Situation wie 1994 ab. Damals haben anscheinend viele SPD-Wähler mit der Erststimme den Direktkandidaten der PDS gewählt, um die PDS in den Bundestag zu bringen und damit eine schwarz-gelbe Mehrheit zu verhindern. Die PDS ist damit auch in den Bundestag gekommen, am Ende lagen aber die Oppositionsparteien 0,3% hinter der Regierung. Wenn sich auch dieses Jahr ein knapper Wahlausgang abzeichnet mit Vorteilen für Schwarz-Gelb, halte ich es für möglich, dass viele Wähler in Berlin wieder taktisch für die PDS stimmen, um eine Regierung Union / FDP zu verhindern. Dass die PDS bei dieser Wahl die 5%-Hürde überspringt, halte ich dagegen für unwahrscheinlich.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 13:43 Uhr:   

@Michael:
Da gebe ich Dir recht. Es ist in der Tat nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, dass die SPD-Wähler in den "strittigen" Wahlkreisen PDS wählen, um diese dadurch in den Bundestag zu bringen und eine schwarz-gelbe Mehrheit zu verhindern. Ich rechnete selber - vor der Flut - mit einer exakten Wiederholung des '94-Wahlergebnisses 1998. Die Frage ist jedoch, ob dies nach der Flutkatastrophe noch gilt. Hier könnte es sein, dass vieles wieder offen ist, auch das "taktische" Verhalten der SPD-Wähler in den "umstrittenen" PDS-Wahlkreisen.

Was die Überhangmandate angeht, so hat Wilko Zicht völlig recht, der in dem Thread: "Überhangmandate" darauf hingewiesen hat, dass es entscheidend darauf ankommt, wer in den "überhanggefährdeten" Gebieten (etwa Brandenburg oder Baden-Württemberg) die "Nase" vorn hat. Es könnte sein, dass es hier - stärker als 1994 und 1998, wo jeweils CDU und SPD fast alleine von den Überhangmandaten profitierten, es einen "Ausgleich" geben könnte, so dass die Überhangproblematik bei dieser Wahl nicht so sehr ins Gewicht fällt. Auch hier gilt - denke ich - abwarten.
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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 13:55 Uhr:   

@Bernhard

Was die Analogie zu 1994 betrifft, bin ich einverstanden. Ich denke, dass diese Wahl erweisen wird, dass ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis in Deutschland zwischen den "linken" und den "bürgerlichen" Parteien besteht. Aufgrund des starken Anti-Kohl-Trendes 1998 ist das Pendel stark nach links ausgeschlagen, diesmal wird es zurückschwingen, aber nur bis zur Mitte. Es gibt in Deutschland seit 1990 keine strukturelle Mehrheit für Union und FDP, und am Ende wird es für Schwarz-Gelb nicht reichen.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 14:37 Uhr:   

@Michael
ich stimme Dir da völlig zu, v.a. in Deiner hervorragenden Strukturanalsyse der Wählerschaft (siehe Deine frühere Mail). Allerdings hängt es meines Erachtens wirklich davon ab, ob die PDS die drei Direktmandate schafft. Sicher scheinen ihr nur 2 Direktmandate zu sein. Hier glaube ich nicht, dass diese ausschlaggebend sein werden, da die Wahl 1994 erwiesen hat, dass auch mit einer 0,3%-Mehrheit eine Mandatsmehrheit zustandekommen kann, die mehr als 2 Sitze beträgt. Sonst aber bin ich mit Deiner Analsyse völlig einverstanden.
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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 17:58 Uhr:   

@Bernhard

Wenn ich mich richtig an die Wahl 1994 erinnere, hatte die damalige Regierungskoalition aus FDP und Union am Wahlabend eine minimale Mehrheit von 2- 4 Mandaten, die zum Regieren wahrscheinlich nicht gereicht hätte. Am nächsten Morgen war die Mehrheit durch die Überhangmandate auf - meiner Erinnerung nach- 12 Mandate angewachsen. Nicht die 0,3 % haben damit die neue Regierung ermöglicht, sondern die Überhangmandate. Fallen diese bei der jetzigen Wahl wirklich geringer aus, dürfte 0,3 % nicht reichen zu einer funktionsfähigen Mehrheit.
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Uwe Tetzlaff
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 19:17 Uhr:   

@Michael

Ein paar Anmerkungen zu Deinen Beiträgen:

Thema PDS: 1994 war es schon recht früh sicher, daß die PDS wieder in den Bundestag kam, deshalb waren die Präsenz der PDS in den die 2-3 Mandaten mehr für schwarz-gelb schon einbezogen. Wenn ich Bernhard richtig verstehe, spielt er auf den Fall an, was passiert wäre (oder jetzt passieren würde), wenn die PDS nicht drin ist. In dem Fall hätten zumindest nach bisherigem Stand der Dinge CDU/CSU/FDP einen deutlichen Vorsprung (schätzungweise zwischen 10-20 Sitzen).

Thema Überhangmandate: Zwar ist durch den Neuzuschnitt der Wahlkreise eine Ursache für Überhangmandate weitgehend entschärft. Gerade in BaWü aber, wo es nach meiner Erinnerung jetzt einen Wahlkreis mehr gibt als vor vier Jahren, könnte es wieder einige Überhangmandate geben, weil dort die Union viele Wahlkreise holen wird, andererseits wohl v. a. die FDP durch das Stimmensplitting ebenfalls gut dasteht. Das gleiche gilt aber für die SPD z.B. in Brandenburg oder im Saarland. Ich teile Bernhards Ansicht, daß sich beides weitgehend aufheben könnte.

Thema Struktur der Wählerschaft: Es ist zwar richtig, daß 1994 und 1998 die damalige Regierung noch kurz vor dem Wahltermin aufholte. Ein Naturgesetz ist das aber nicht. '98 waren die Umfragen zB stark durch die von Dir auch erwähnte bayerische Landtagswahl beeinflußt und hinterher stellte sich ja heraus, daß die gemutmaßte Aufholjagd weitgehend auf dem Papier stattfand (zu dieser leichten Beeinflußbarkeit der Umfragen hatte ich in einem anderen Thread schon was gesagt). Am häufigsten dürfte im 98er-Wahlkampf wohl der Satz gefallen sein: "Ich wäre ja schon geneigt, Union zu wählen, aber ich kann den Kohl einfach nicht mehr sehen!"

Außerdem macht die Labilität des Meinungsklimas ja beiden Lagern das Leben schwer - gut möglich, daß die jetzt errungenen Zugewinne in den verbleibenden Wochen doch wieder abbröseln. Da möchte ich nur mal darauf verweisen, daß trotz Hochwasser immer noch der Arbeitsmarkt als vordringlichstes Problem genannt wird. Das Thema ist die letzten zwei Wochen weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden - nächste Woche gibt's aber wieder neue Zahlen. Da muß man mal abwarten, ob und was das auslöst. Wenn nichts geschieht, wird es am 22. 9. sicherlich sehr eng.

Skeptisch bin ich auch gegenüber der Annahme, daß tagesaktuelle Probleme die Wahlentscheidung herbeiführen. Das mag bei einer gewissen Zahl von Wählern so sein, aber ich verweise demgegenüber mal auf das Sprüchlein im Politbarometer: "Stimmungen sind keine Stimmen, wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahlen wären, spielten auch taktische Überlegungen und längerfristige Grundüberzeugungen eine Rolle". Ich halte die überwiegende Mehrzahl der Wähler für intelligent genug, daß sie sich sehr wohl darüber im Klaren ist, daß die Wahlentscheidung für die nächsten vier Jahre gilt und nicht nur für den Moment.

Thema Allensbach: Die gehen im Gegensatz zu Dir ja gerade von einem stabilen Meinungsklima aus und verneinen (bislang?) einen tragfähigen Stimmungsumschwung. Das hört sich im Moment so verquer an, daß man es kaum glauben möchte. Inwiefern sie damit aber richtig liegen oder nicht, läßt sich wohl erst abschätzen, wenn die Stimmen ausgezählt sind. ;-)
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Sole
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 20:12 Uhr:   

uwe:

"Thema PDS: 1994 war es schon recht früh sicher, daß die PDS wieder in den Bundestag kam, deshalb waren die Präsenz der PDS in den die 2-3 Mandaten mehr für schwarz-gelb schon einbezogen. "

Warum war das "sicher"? Eine Steigerung von 1 auf 4 Direktmandate war vorherzusehen, noch war die Vorstellung, dass eine Steigerung von 2,4 auf über 5 % möglich sei (was ja dann auch nicht geschah)
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Michael
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 20:42 Uhr:   

@Uwe

Einen Punkt von mir möchte ich noch einmal verdeutlichen. Ich gehe in der Tat davon aus, dass der Wahl bisher von einem instabilen Meinungsklima geprägt war, von daher halte ich die Allenbachsche Methode in diesem Jahr für unzutreffend. Im Moment scheint es mir aber so zu sein, dass kurz vor der Wahl einige Grundkonstanten deutscher Politik sich ausdrücken: Regierung holt kurz vor der Wahl auf, Kanzlerbonus bringt wichtige Prozentpunkte ein, noch keine Regierung ist nach der ersten Legislaturperiode abgewählt worden. Dies schlägt sich ja auch in den letzten Umfragen. Nachdem laut Schöppner (Markwort 19.10) auch in der letzten Emnid-Umfrage der Abstand zwischen Union und SPD nur noch zwei Punkte beträgt, ist der Trend bei vier Meinungsforschungsinstituten eindeutig. Nur Allensbach vollzieht diesen Trend noch nicht nach, aber die Werte werden sich auch dort in den nächsten Wochen angleichen.

Entscheidener als die Verkündung der Arbeitslosenzahlen ist das nächste Fernsehduell Schröder - Stoiber. Das Ergebnis der ersten Runde war ja eigentlich, dass beide grosse Parteien profitiert haben, während die kleinen Parteien, vor allem die FDP, Federn gelassen haben. Wahrscheinlilch wereden beide grosse Parteien aufgrund der grossen Medienresonanz nach dem zweiten Duell noch einmal leicht zulegen.

Ich gehe imer noch von einem sehr knappen Ergebnis aus, und da kann es am Ende wirklich von einem tagesaktuellen Ereignis abhängen, welche Partei und welches Koalitionsmodell am Ende knapp die Nase vorn hat. Entscheidend sind wohl die Mandate der PDS, auch wenn es sich nur zwei Berliner Direktmandate handeln sollte.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 21:11 Uhr:   

Ich gehe auch davon aus, dass das nächste Fernsehduell Schröder-Stoiber entscheidend werden dürfte. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Feststellung von ARD und ZDF, dass - in Reaktion auf das erste Duell - die beiden Moderatorinnen Christiansen und Illner dieses Mal unvorhergesehene, also unbekannte, Fragen stellen wollen, um zu verhindern, dass die Kandidaten auswendig gelerntes von sich geben.

Angesichts der Tatsache, dass

1.) bislang noch keine Regierung nach 4 Jahren abgewählt wurde
2.) der Anteil der unentschiedenen und schwankenden Wechselwähler gestiegen ist
3.) Schröder populärer zu sein scheint als Stoiber (allerdings gilt Stoiber in Sachen Wirtschaftskompetenz als sachkompetenter und dies ist auch ein wichtiger, vielleicht wahlentscheidender Aspekt)
4.) Der Tatsache, dass die derzeitige Opposition ja erst seit 4 Jahren Opposition ist, d.h. damit rechnen muss, an ihrer eigenen Leistung (v.a. in Sachen Arbeitsmarkt) gemessen zu werden, verhindert, dass die Opposition zu offensiv werden kann. (Mir ist am dies am Mittwoch abend extrem aufgefallen, als in der Debatte zwischen Clement, Fischer, Frau Zimmer, Westerwelle, Seehofer und Frau Merkel Fischer die Vertreter von Union und FDP auf den Wegfall der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ansprach und ihre diesbezüglichen Absichten nach der Wahl erfragte)

erscheint mir der Wahlausgang als in der Tat noch offen. Allerdings denke ich auch, dass die Bekanntgabe der neuen Arbeitslosenzahlen das Thema der Flut etwas in den Hintergrund drängen und der Union nützen dürfte.

Fazit: es dürfte spannend bleiben und ich glaube auch, so "spannend" im Sinne von unvorhersehbar war bislang noch keine Wahl in Deutschland nach 1949, auch nicht die Wahlen von 1969 und 1976.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Sonntag, 01. September 2002 - 21:19 Uhr:   

Noch etwas: es ist natürlich richtig. Wenn sich die Überhangmandate zwischen den Lagern eher "ausgleichen", wird es in der Tat knapper. Es gab 1994 10 Mandate mehr für die Regierung Kohl/Kinkel, aufgrund von Überhangmandaten. Allerdings glaube ich, bei der (relativen) Disziplin der damaligen Regierung hätten auch 4 Mandate zur Mehrheit gereicht, auch wenn Kohl 1994 nur dank der Überhangmandate mit einer Stimme Mehrheit (338) im Amt bestätigt wurde. Denn ein Gesetz gilt natürlich auch: je knapper die Mehrheiten im Parlament, desto "disziplinierter" die Abgeordneten. In dem von mir bewohnten Bundesland führt dies Roland Koch bei jeder Vertrauensabstimmung - Union und FDP haben im Landtag 56, SPD und Grüne zusammen 54 Mandate - vor.

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