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FORSA-Umfragen für Stern/RTL

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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 16:11 Uhr:   

"Die Kommentare sind an mir vorbei gegangen ... geht es um die Zitate, die die Mediengruppe RTL parallel zu den Zahlen in einer Pressemitteilung verbreitet?
https://www.presseportal.de/pm/72183/4285995
Ich seh da keine Grenzüberschreitung ... "


In der Pressemitelung hält es sich noch in Grenzen, allerdings ist die Aussage, die SPD hätte sich anstatt um Wähler in der liberalen Mitte eher um den linken Rand gekümmert, mal wieder eine steile These, die einfach in den Raum gestellt wird. Güllner legt oft Deutungen und Ratschläge vor, die er nicht mit Umfragedaten zu den Motiven der Wähler untermauert. Andere Institute halten sich da seriöserweise viel mehr zurück.

Zufälligerweise decken sich Güllners Ratschläge in der Regel auch mit seiner persönlichen Meinung.

"Ich find es aber bedenklich, wenn man "Schüsse vor den Bug" verteilen will, ohne ernsthafte Zweifel an der Seriosität anzuführen."

Bei Forsa gibt es häufig das Phänomen, dass Parteien lange Zeit besser oder schlechter als bei anderen Instituten bewertet werden, die Zahlen aber kurz vor der Wahl an die der anderen Institute angeglichen werden. Beispiele: SPD vor der Bundestagswahl 2009, AfD vor der Berlinwahl 2016.

Mögliche Motive könnten sein:
- Man möchte die gesamtgesellschaftliche bzw. innerparteiliche Willensbildung manipulieren
- Man möchte Schlagzeilen liefern, die sich gut verkaufen

Den Eindruck verstärkt Güllner, indem er Kommentare abgibt wie:
- Güllner qualifizierte die AfD als „im Kern durch und durch rechtsradikal, von ihrem Programm über ihre Kandidaten bis hin zu den Wählern“. https://www.welt.de/politik/deutschland/article168953120/Forsa-Chef-prophezeit-AfD-aehnliches-Schicksal-wie-der-NPD.html
- "Die AfD war von Anfang an und auch unter der Führung von Bernd Lucke eine im Kern rechtsradikale Partei" https://blog.ard-hauptstadtstudio.de/warum-die-volksparteien-den-waehler-vergessen-haben/
- "Ich glaube, dass die AfD mit sieben oder acht Prozent die Schallmauer erreicht hat. Sie wird keinesfalls zweistellig werden. Das ist absoluter Unfug." https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/interview-mit-forsa-chef-guellner-grosse-schnittmenge-zwischen-pegida-npd-und-afd/12650732-2.html?ticket=ST-6691111-Is3tYXqFnacNWfB97klc-ap3

Die letzte Aussage beweist, dass Güllner Aussagen trifft, die nicht aus Umfragedaten ableitbar sind. Für einen Meinungsforscher ist das unseriös.

Hier ein Artikel dazu, in dem noch mehr dazu steht:

https://uebermedien.de/8148/ploetzlich-ist-die-afd-auch-bei-forsa-stark/

Neben der AfD hat es Güllner wohl vor allem auf die SPD abgesehen:

https://www.vorwaerts.de/artikel/spd-kritisiert-forsa-chef-guellner-meinungsmache-unserioesen-umfragen

Insgesamt verfestigt sich ein klarer Eindruck von Forsa, auch wenn dort nicht illegal gehandelt wird. Aber illegal wäre es eben auch nicht, wenn Forsa zum Beispiel von wahlrecht.de nicht mehr als vollwertiges Institut behandelt würde.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 17:08 Uhr:   

Das Schöne an Güllner ist, dass er quer durchs politische Spektrum anecken kann. Auch von der "grünen Diktatur" hat er schon fabuliert.
Trotzdem lehnt er sich nicht weit aus dem Fenster: linker Rand statt liberale Mitte - das enthält ja nichts Neues, sondern fasst die Kühnert-Debatte Wochen später zusammen.
Dein eigenes Rechenspiel mit den Emnidzahlen zeigt ja, dass er gar nicht mal so stark abweicht. Hier hatte er etwa (planbares) Glück mit dem Erhebungszeitraum.
Der Wert vielfältiger Umfragen liegt gerade nicht darin, dass man sie als eine einzige Umfrage mit engen Abständen zwischen den jeweiligen Veröffentlichungsdaten interpretiert. In dieser Spannbreite ist auch Platz für ein Forsa-Institut, dass Ausschläge nur gering dämpft und in seinen Formeln auch mal deutliche Anpassungen nach Wahlen vornimmt.
Der Jammer-Artikel vom Vorwärts ist übrigens unfreiwillig komisch. Der von Forsa angezweifelte Sieg der SPD im Landesergebnis blieb 2009 tatsächlich aus, der Rückstand betrug 3,4 Prozentpunkte auf die Linke.
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 17:23 Uhr:   

Ja, die Forsa-Zahlen weichen nicht stark genug ab, als dass man da eindeutig Manipulation feststellen könnte. Aktuell würde ich wie gesagt auch erst mal abwarten, was die anderen Institute zur Lage sagen.

Allerdings: Wenn ich selbst ein Meinungsforschungsinstitut hätte, und manipulieren wollen würde, dann würde ich auch so Zahlen wie Güllner liefern, nämlich welche, die gerade noch in der Schwankungsbreite sind oder durch begründete methodische Unterschiede erklärbar sein könnten.

Nachdem ich jetzt 15 Jahre lang die Zahlen von Forsa und Güllners Kommentare beobachtet habe, glaube ich jedenfalls nicht mehr, dass es da mit rechten Dinge zugeht.
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 17:26 Uhr:   

PS. Und eines ist sicher: Güllner missbraucht sine Sachautorität als Meinungsforscher zur politischen Meinungsmache.
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SaaleMAX
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 20:09 Uhr:   

Solange FORSA Auftraggeber und auch Abnehmer von Umfragen hat ist das ein ganz normales Geschäftsmodell wie Pizza backen!
Was dabei heraus kommt steht auf einem anderen Blatt.

Der Kundschaft muß es schmecken, nicht irgendwelchen "BEOBACHTERN".
Umfragen erheben ist ein Geschäft, und überall wo Geld im Spiel ist, KANN man sehr sehr ehrlich sein ..oder auch nicht....so ganz.

Für mich sind die Pole in den Umfragen zwischen FORSA und INSA.
Man sollte Umfragen nicht überbewerten..die können übermorgen schon wieder ganz anders sein, und vor Allem sollte man Politik NICHT nach Umfragen ausrichten.

Merke:
Umfragen bei privaten Instituten werden immer von Kunden also Geldgebern in Auftrag gegeben.Was diese damit bezwecken weiß man nicht so genau.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 20:21 Uhr:   

Nein, als Meinungsmacher müsste er auch mal versuchen, Themen gezielt zu setzen ... ich hab bei ihm eher den Eindruck, er agiere als Wiederkäuer, der verbreitete Thesen aus der Zeitung aufsaugt und dann wieder zu Tage fördert, wenn er glaubt, den entsprechenden Effekt gemessen zu haben.
Übrigens hat auch INSA teilweise eine gewisse Tendenz in seinen Zahlen gehabt ... und der Chef eine recht einseitige Auftraggeberschaft bei seinen Beratungsdienstleistungen.
Eine Vielfalt in den Schattierungen bereichert man durchaus - man sollte halt keine Umfrage zu heiß komsumieren und eher das Gesamtbild berücksichtigen.
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zigzag
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 03. Juni 2019 - 20:28 Uhr:   

Apropos INSA. Die bestätigen die Tendenz von Forsa:

INSA / BILD:
CDU/CSU: 26% (-1,5)
GRÜNE: 25% (+6)
SPD: 14% (-1,5)
AfD: 13% (-0,5)
FDP: 8% (-1,5)
LINKE: 8% (-1)
Sonstige: 6%

Befragung vom 03.06.2019

https://twitter.com/Wahlen_DE/status/1135582963276689409

Mal sehen was Infratest dimap am Donnerstag für den ARD-DeutschlandTrend verkündet.
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Marc
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. Juni 2019 - 00:22 Uhr:   

Ich habe Güllner auch eher als Meinungsmacher wahrgenommen - in der Schröder-Zeit stark zugunsten der SPD. Die Schwankungsbreite bei Forsa ist sehr auffällig und seine Kommentierung auch.
Es mag sein, dass Forsa die Zahlen tatsächlich so misst. Indes ist die Bewertung von Herrn Güllner stets tendenziöser als bei anderen Meinungsforschern und er fördert damit auch bestimmte Hypes.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. Juni 2019 - 12:47 Uhr:   

Naja, Forsa hat früh begriffen, dass eine Doppelspitze aus Schröder und Lafontaine einen Spagat darstellt, der für Wähler der Mitte und Wähler von Links zugleich attraktiv sein kann.
Dieses Duo konnte, solange es hielt, einen Unschärfe-Bonus einfahren, den ein Martin Schulz später nur kurz aufrecht erhalten konnte. Nach dem Lafontaine-Rücktritt fiel der Effekt bei Forsa weg und gegen Ende seiner Kanzlerschaft war Schröder gar nicht mehr gut auf Güllner zu sprechen ...

Güllner ist nicht tendenziös. Er saugt aus Zeitungskommentaren auch diese Woche über jede Partei zwei nette und zwei böse Aspekte - und irgendwann im Juli blubbern einzelne Aspekte aus ihm heraus. Je nachdem, was halt zu den größten Gewinnen und Verlusten passt.
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. Juni 2019 - 16:45 Uhr:   

@Marc

"Es mag sein, dass Forsa die Zahlen tatsächlich so misst."

Forsa gibt ja nicht wie die Forschungsgruppe Wahlen auch die "politische Stimmung" an, sondern nur eine Projektion. Das heißt, die Forsa-Wert wurden so gar nicht gemessen. Stattdessen wendet jedes Institut bei der Erstellung der Projektion noch bestimmte Modelle und Annahmen an. Und bei Forsa sind das wohl verhältnismäßig viele subjektive Annahmen des Herrn Güllner, etwa die Bewertung der Spitzenleute wie von Jan W. schon angedeutet. Nicht die seriöseste Vorgehensweise, wenn man mich fragt.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. Juni 2019 - 17:20 Uhr:   

@MT Jetzt verdrehst Du mir aber die Worte im Mund.
Ich kann natürlich nicht mehr nachvollziehen, welche Daten Forsa zusammen mit den Sonntagsfragen in den 90ern erhoben hat, aber irgendeine Form von Politikerbeliebtheit wird es auch da gegeben haben.
Und natürlich kann man eine Wechselstimmung für nachhaltiger halten, wenn man die Unterstützung für eine Partei an zwei Spitzenköpfen festmachen kann, die eine gewisse thematische Breite abbilden.

Was die FGW Projektion nennt, ist übrigens nicht nur bei Forsa sondern auch bei anderen der Normalwert. Forsa scheint aber die Philosophie zu haben, die Abweichungen zu einem geringeren Teil als Ausreißer zu qualifizieren ...
Wechseltrends verschlafen oder Parteibindungen vergessen - das ist das große Spannungsfeld, in dem alle Institute sich bewegen. Das macht die Vielfalt der Quellen so wichtig.

"Es mag sein, dass Forsa die Zahlen tatsächlich so misst."
Das ist schon verdammt nah an einem Fälschungsvorwurf. Ich vertraue bei den von wahlrecht.de gelisteten Instituten darauf, dass sie ihre Rohdaten korrekt zu einer Stimmung gewichten und die Projektion im o.g. Spannungsfeld nach bestem Wissen und Gewissen versucht, der Wahrheit am nächsten zu kommen.
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. Juni 2019 - 18:24 Uhr:   

@Jan W.

Entschuldigung, dann habe ich Dich da falsch verstanden.

Güllner selbst schreibt allerdings, dass er 2005 bei der Interpretation der Umfragewerte zum Spitzenpersonal der Parteien Fehler gemacht habe. Nachzulesen hier (Seite 164-165): https://books.google.de/books?id=BVMfBAAAQBAJ&pg=PA164#v=onepage&q&f=false

Das heißt da überlegt sich dann der Herr Güllner vor einer Wahl z. B. wie sehr er denn solche sekundären Umfragedaten (wie nur 49% der Unionswähler von 2002 ohne Präferenz für Merkel wollten wieder Union wählen) in die Projektion einfließen lassen sollte.

Generell mag es ja sinnvoll sein, sowas in Projektionen einfließen zu lassen, aber bitte standardisiert mit einer einheitlichen gleichbleibenden Formel, und nicht nach den sich ändernden Launen einer Person. Wer weiß schon, welche Theorien sich Güllner nun schon wieder ausgedacht und in die Projektion hat einfließen lassen?
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Marc
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 06. Juni 2019 - 12:36 Uhr:   

@Jan W.,

"Es mag sein, dass Forsa die Zahlen tatsächlich so misst."
Das ist schon verdammt nah an einem Fälschungsvorwurf. Ich vertraue bei den von wahlrecht.de gelisteten Instituten darauf, dass sie ihre Rohdaten korrekt zu einer Stimmung gewichten und die Projektion im o.g. Spannungsfeld nach bestem Wissen und Gewissen versucht, der Wahrheit am nächsten zu kommen.


Ich habe mich in dem Punkt unklar ausgedrückt. In der Tat misst Forsa diese Zahlen ja nicht so - überhaupt veröffentlicht ja nur die FGW ihre Rohdaten. Im Hinblick auf die sehr starken Ausschläge bei den Umfragen von Forsa - und zwar nun schon seit Jahrzehnten - stellt sich allerdings schon die Frage nach der Methodik (die ja auch nicht offengelegt wird).

In Zusammenschau mit den Kommentierungen von Herrn Güllner - die oft mehr an Stimmungsmache erinnern als an seriöse Analyse - macht dieses Institut daher auf mich schon seit 20 Jahren keinen guten Eindruck.

Dies ist ein Eindruck, der sich auch vielen politischen Beobachtern aufdrängt. Ich habe mich - im Vergleich zu so manchen Youtuber - hier nun wirklich sehr zurückhaltend ausgedrückt.
Das die Umfragen von Forsa mit großer Vorsicht zu genießen sind, ist jedoch schon seit längerem die voherrschende Auffassung: "face the facts":

https://de.wikipedia.org/wiki/Forsa

https://web.archive.org/web/20130119075346/http://www.tagesschau.de/inland/steinbrueck686.html
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 06. Juni 2019 - 15:04 Uhr:   

Inzwischen sind die Zahlen der FGW draußen:
Union 27, Grüne 26 (Stimmung: 33), SPD 13, AfD 13 (Stimmung: 9)
Das Institut ist damit verdammt nah an dem "jüngsten Streich", der diesen Thread nach fast 6 Jahren aus der Versenkung holte ... müssen sich die Mannheimer Sorgen machen?
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 06. Juni 2019 - 15:35 Uhr:   

Um das mal klar zu sagen: Beim Wert der Grünen liegt Forsa derzeit im Trend. Von spezieller Manipulation ist in diesem Fall nicht auszugehen. Die Grünen sind gerade dabei die Union zu überholen, das muss man klar so sehen. Grundsätzliche Vorbehalte gegenüber Forsa sind dadurch aber nicht ausgeräumt.

Bei der politischen Stimmung muss man beachten, dass dort die Werte der Grünen zumeist höher sind als in der Projektion und bei der AfD fast immer niedriger. Liegt einfach an der unterschiedlichen sozialen Erwünschtheit oder Auskunftsfreudigkeit. Diese Faktoren werden nur in der Projektion kompensiert.
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Florian das Original
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 04. Juli 2019 - 15:34 Uhr:   

Nochmal zum Thema "wie realistisch sind die Grünen-Umfragewerte":

Mittlerweile hatten ja alle großen Institute Umfragen, die die Grünen sehr stark zeigen:
Stand heute liegen die Grünen bei allen Umfragen zur Bundestagswahl bei 24-26%.
Gegenüber den Zahlen unmittelbar vor der Europawahl bedeutet das einen Anstieg um durchschnittlich +7%.

Als zuerst Forsa solche Zahlen brachte, wurde dies hier im Forum ja z.T. als unglaubwürdig abgetan.
Aber nachdem nun mittlerweile ALLE Institute ähnliche Zahlen liefern muss man das wohl als plausibel annehmen.

Einerseits.

Andererseits: Dieser sehr steile Anstieg der Grünen bei der Sonntagsfrage zu Bundestagswahl spiegelt sich nicht so recht wieder bei den Umfragen für die Landtagswahlen.
Dort gibt sich bislang folgendes Bild (jeweils: letzte Umfrage vor der Europawahl. Verglichen mit der aktuellsten Umfrage. Nur solche Länder berücksichtigt, für die seit 1.6. Umfragen veröffentlicht wurden).

Umfrageergebnisse Grüne
Berlin: 23% -> 25% (+2%)
Brandenburg: 12% -> 16% (+4%)
Bayern: 23% -> 23% (+0%)
Sachsen 9% -> 12% (+3%)
Thüringen: 8% -> 10% (+2%)

In keinem dieser Länder erreichen die Grünen einen Wert von 26%, wie er im Bund gemessen wird. Selbst im traditionell grünen Berlin nicht.
Und der Zuwachs der Grünen liegt in den Ländern bei durchschnittlich nur +2% und somit markant niedriger als im Bund bei +7%.

Wie ist das zu erklären?
Ticken die Wähler in Bund in Land so deutlich anders?
Oder kommt der grüne Zuwachs vielleicht deutlich überproportional aus jenen Ländern, für die es gerade noch keine aktuellen Umfragen gibt?
(Sieht man hier vielleicht auch ein noch weiteres auseinanderdriften von Ost und West, weil die meisten o.a. Umfragen ja aus dem Osten stammen?)
Oder gibt es vielleicht doch bei den Bundes-Umfragen einen Herdentrieb der Institute, ohne entsprechende "echte" Substanz?
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 04. Juli 2019 - 16:05 Uhr:   

Ja, ein stückweit blendet Deine Länderauswahl bzw. das Angebot aktueller Landesumfragen auch einige Hochburgen der Grünen (SH, HH, HB) aus - und ebenso 4 der 5 größten Bundesländern mit jeweils einem überdurchschnittlichen Wahlergebnis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Europawahl_in_Deutschland_2019#Regionale_Verteilung

In Berlin und im Osten würde ich sagen, da spielt ein wenig auch die Konkurrenz zur Linken eine Rolle im Bund/Land-Split, weil zur Bundespolitik eben auch Außenpolitik gehört.
Das Landesergebnis Bayern lag bei der Europawahl 1,5%p unterm Bundesschnitt, da find ich jetzt 1-3%p Unterschied nicht arg abweichend.

Übrigens find ich an Deiner Auswertung schwierig, dass Du Differenzen aus Zahlen verschiedener Institute bildest. In Sachsen übrigens ohne Not, da kann auch aus 2x INSA 9% -> 16% herauslesen.

Ich würde den Bundestrend und Landestrend nicht unterschätzen. Rheinland-Pfalz ist so ein Beispiel für einen roten Landes- und einen schwarzen Bundestrend.
Oft spielt auch die Beliebtheit von Akteuren vor Ort eine Rolle und gerade in der Wählerwanderung zwischen Rot und Grün mag das wichtig sein.
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Mark Tröger
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 04. Juli 2019 - 18:02 Uhr:   

@Florian das Original

Ich würde da mit dem Dreisatz rangehen: Wenn im Bund der Grünen-Wert von 18% auf 25% steigen, dann würde ich für ein Bundesland, in dem die Grünen bei 9% lagen, wie Sachsen eine Steigerung auf 12,5% statt auf 16% erwarten. Und in einem Bundesland, wo sie bei 23% lagen, wie Berlin auf 32% statt auf 30%.

In Bundesländern wie Brandenburg oder Sachsen liegen die Grünen also da, wo ich es auch erwarten würde. In Berlin gab es hingegen praktisch kaum einen Anstieg auf Landesebene. In Bayern ist ein leichter Anstieg schon vorhanden, wenn man auch die anderen Umfragen aus dem Januar mitbetrachtet. In Thüringen ist der Anstieg auf Landesebene recht schwach.

Meines Erachtens sind Unterschiede zwischen der Entwicklung auf den Landesebenen und der Bundesebene logisch erklärbar:

Im Bund sind die Grünen in der Opposition, und daher für Unzufriedene attraktiv. Gleiches gilt für Sachsen, Brandenburg und Bayern, wobei in Bayern schon zuvor SPD und Linke zusammen kaum über 10% kamen, es also wenige Wähler gibt, die überhaupt noch zu den Grünen wandern könnten, denn die CSU hat durch ihren momentanen Kurs im Gegensatz zur CDU die Abwanderung sehr eingedämmt.

In Berlin und Thüringen sind die Grünen hingegen in der Regierung, und können daher von den anderen Parteien nicht so viele Wähler zu sich rüberziehen.
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Florian das Original
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 04. Juli 2019 - 19:00 Uhr:   

@ Jan W.:
wegen Deinen Argumenten "Bundestrend vs. Landestrend" und "unterschiedliche Institute":

es gibt ja auch die Unterseite "Wahlumfrage Bundestagswahl in den Ländern".
Hier gibt es nur eine einzige brauchbare Vergleichszahl:
In Berlin gibt es Forsa-Umfragen zur Bundestagswahl, jeweils vor und nach der Europawahl.
Entwicklung der Grünen: 25% -> 24% (-1%)

Übrigens war das grüne Wahlergebnis in Berlin bei der letzten Bundestagswahl 4% über dem Bundesergebnis.
Und nun sollen die Grünen in Berlin auf einmal unter dem Bundesdurchschnitt liegen?

Ja, diese Datenbasis ist dünn.
Aber ich finde es eben schon irgendwie überraschend, dass die Grünen ab Anfang Juni bei den bundesweiten Umfragen einen SEHR steilen Aufstieg hinlegen, wie ihn glaube ich noch nie eine Partei in so kurzer Zeit erlebt hat.
Und dieser Anstieg aber bei den Umfragen in den Bundesländern kaum spürbar ist.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 04. Juli 2019 - 20:05 Uhr:   

Berlin ist in der Auflistung schon ein wenig seltsam.
Zum einen kann ich mir vorstellen, dass Forsa Bundessonntagsfragen in Ländern die Rohdaten vorsichtiger gewichtet. Zum anderen muss das Potential einer Partei auch nicht in allen Ländern im gleichen Maße ausgeschöpft sein.
Vielleicht funktioniert ein Robert Habeck auch im linkesten Landesverband, der es mit einer zweistelligen Konkurrenzpartei DIE LINKE zu tun hat, anders und reicht "nur" für eine Verdoppelung des Bundestagswahlergebnisses von zuletzt 12,8% in Berlin.

Ich find den Ansatz, aus Landes(-bundes-)umfragen eine Bundesumfrage nachzubasteln, zwar interessant, aber auch schwierig. Dafür müssten Institute vielleicht einmal im Jahr eine Große Erhebung machen, die für jedes Bundesland eine aussagekräftige Stichprobe fürs Landesergebnis enthält. Das macht insbesondere bei denen Sinn, die auch 18h-Prognosen bei Bundestagswahlen anbieten und dafür Daten über Hochburgenstrukturen der Parteien regelmäßig nachschärfen müssen.

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