Themen Themen Profil Profil Hilfe/Anleitungen Hilfe Teilnehmerliste Teilnehmerliste [Wahlrecht.de Startseite]
Suche Letzte 1|3|7 Tage Suche Suche Verzeichnis Verzeichnis  

Archiv bis 21. Juni 2012

Wahlrecht.de Forum » Sonstiges (FAQs, Wahltipps, usw. …) » Monarchie in Deutschland » Archiv bis 21. Juni 2012 « Zurück Weiter »

Autor Beitrag
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 16. Juni 2012 - 11:37 Uhr:   

@ Ingo Zachos:

Mir ist völlig klar, daß es höchstwahrscheinlich nie zur Wiedereinführung der Monarchie kommen wird, was ich sehr bedauere. Trotzdem werde ich weiterhin für meine Haltung werben. Und obwohl ich in einer Minderheit bin, bin ich mit meiner Haltung dennoch nicht alleine. Es gibt etwa den Verin "Tradition und Leben", der ebenfalls für die monarchische Idee eintritt, vgl: http://www.pro-monarchie.de/

Weiterhin besteht in breiten Schichten des deutschen Volkes reges Interesse an der Monarchie: Die Fernsehübertragungen von königlichen Hochzeiten in Großbritannien, Schweden, Spanien, etc. - und letzten Sommer sogar in Preußen! - erfreuen sich großer Beliebtheit. Gleiches galt gerade vor zwei Wochen für die Feierlichkeiten zum Goldenen Thronjubiläum. Und das gilt bei weitem nicht nur für die Leserschaft der "Yellow Press" im Rentenalter, sondern durchaus auch für akademische Kreise, wie ich aus meinem Umfeld weiß.

PS: Heute um 11:40 Uhr überträgt die ARD wie jedes Jahr die Geburtstagsparade zu Ehren von Königin Elizabeth II. Ich schalte dann mal den Fernseher ein.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 16. Juni 2012 - 13:29 Uhr:   

A) Parteiengeschacher gibt es auch in Großbritannien, Schweden, Norwegen, Liechtenstein, Spaniern, Japan, etc.

Das ist Merkmal einer pluralistischen Demokratie, hat aber nichts mit der Frage Republik oder Monarchie zu tun.

Leichter war es nie, eines Ihrer Argumente zu widerlegen.


B) Die Weimarer Republik garantierte als erster deutscher Staat die Freiheit. Es gelang ihr, Besetzung und Bürgerkrieg und den von der Monarchie verlorenen Krieg zu überwinden.
Ihr gelang es auch die Hyperinflation zu überwinden, und bis 1928 einen Aufschwung zu bringen, den sich die Nazis nach 1933 nur wünschen konnten. Bis 1939 erreichten die Löhne und die Beschäftigung nicht das Niveau der Republik, und die Inflationsgefahr war 1939 ziemlich hoch, wegen der enormen verdeckten Staatsschulden (Mafo-Wechsel und dergl.) in der Zeit nach der Republik.
Das in der Zeit auch in Wissenschaft und Kunst Deutschland die führende Rolle als Avantgarde einnahm, die nach 1933 verloren ging (Stichwort “entartet”) , brauche ich wohl nicht erst zu erwähnen.
Das Ende der Republik war für Hollywood und die amerikanischen und britischen Universitäten ein Gewinn, für Deutschland ein gern verschwiegener Verlust der Diktatur.

Ich bitte sie, nicht der Braunen und Monarchistischen Propaganda nach 1928 (und schon davor) zu glauben, die die Schuld an Arbeitslosigkeit, Inflation und Kriegsverlust der Republik und der Demokratie zuschreiben, und die die Abwanderung von Künstlern und Wissenschaftlern sogar als Erfolg darstellten. Es war eine Schande, das Marlene Dietrich noch in den 60ern ausgepfiffen wurde. Es zeigt, welche bleibenden Schäden die Diktatur verursachte.

Tatsächlich brach die Demokratie erst nach der Weltwirtschaftskrise zusammen. Und lagen die Ursachen für Inflation, Bürgerkrieg und Kriegsverlust mit den Folgen allein bei der Monarchie.

Das schlechte Image der Weimarer Republik stammt nicht zuletzt aus der Propaganda der danach herrschenden Partei und deren Erziehung der nächsten Generation.
Tatsächlich muss man insbesondere die Zeit von 1923-1928 als Erfolg werten, der dem ab 1949 (im Westen) kaum nachsteht. Zum Glück gab es in den Fünfzigern und Sechzigern keine Weltwirtschaftskrise, sonst würden sie von der “Bonner Republik” reden, wie es deren Kritiker von Schnitzler oft und gerne tat.
 Link zu diesem Beitrag

Lensen
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 16. Juni 2012 - 15:23 Uhr:   

@Ingo
Das Parteiengeschacher ist glaube ich nur auf die Besetzung des Staatsoberhauptes gemeint gewesen, nicht generell. So wie du schreibst klingt es als wollte Gregor Kaller gleich die gesamte Demokratie abschaffen, ganz so schlimm ist es dann doch nicht :-D

Prinzipiell bin ich auch gegen wiedereinführung der Monarchie, habe als ich mir grad hier durchgelesen habe aber mal einige Gedanken dazu gemacht, wie das ganze aussehen könnte/würde.
Aufgrund der föderalen Geschichte unseres Landes müssten ja eigentlich neben dem Staatsoberhaupt des Gesamtstaates auch die Gliedstaaten jeder einen König o.ä. haben, schließlich gab es die im Kaiserreich ja auch. Die noch existierenden europäischen Monarchien haben aufgrund ihrer Zentralstaatlichkeit das "Problem" in dieser Stärke garnicht.
Dafür müsste man evtl die momentanen Länder komplett zerschlagen und wieder viele kleine haben (Lippe als Beispiel, da es bestimmt einen Streit geben wird, wer König in NRW sein "darf").
Auch verstehe ich nicht, warum die Hohenzollern wieder den Kaiser stellen sollen. Im speziellen Wilhelm II. hat gezeigt, dass sie es dann doch nicht können. Da es auch kein Preußen mehr gibt, fehlt ihnen irgendwie der Rückhalt eines Landes. Preußen müsste somit erst wieder neu geschaffen werden. Um der Tradition des Kaiserreiches aber auch des Föderalismusses zu folgen MUSS der dt. Kaiser ja auch gleichzeitig preußischer König oder zumindest König eines anderen Gliedstaates sein. Man könnte aber die Krone beispielsweise den Wittelsbachern geben, zumindest die Bayern wären damit bestimmt zufrieden :-D.

Um der diskussion aber ein wenig die Schärfe zu nehmen:
Wir haben doch schon einen Kaiser.http://www.deutschecasinos.com/images/nachrichten/franz-beckenbauer-wird-fur-20-11-2010.jpg ;-)
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 16. Juni 2012 - 18:45 Uhr:   

@Gregor Kaller
Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten werden aus den Reihen derer nominiert, die ihn letztlich wählen - das ist an sich nichts negatives. Die Spitzen von Union und SPD präsentieren dabei in der Regel zuerst ihre Vorschläge - je nachdem wie überzeugend diese sind, bleibt das Kandidatenfeld sehr klein oder fächert sich weiter auf, wie zum Beispiel im Jahre 1994.
Wer die bestehenden Kandidaten für stark hält, wird natürlich eher auf die Nominierung eines Gegenkandidaten verzichten - das ist ein ganz normaler demokratischer Vorgang, das hat fast jeder Kleingartenverein schon so erlebt.

1954 erhielten übrigens auch die Oberhäupter der Häuser von Preußen und von Hannover Stimmen ... aber eben keine Mehrheit.

Übrigens muss die Frage der demokratischen Legitimation dann auch bei der Kungelrunde bei der Reichsgründung in gleicher Weise gestellt - hier wurde die Position des Staatsoberhauptes von ungewählten Monarchen vergeben. Und daran wollen Sie jetzt kritiklos anknüpfen?

Warum sollen denn die Deutschen nicht über einen Thronfolger abstimmen können? Oder eine Bundesversammlung?
Wie sonst sollen ungeeignete Menschen davon abgehalten werden, deutsches Staatsoberhaupt zu werden?

Spanien ist übrigens ein sehr unpassendes Beispiel - wann wurde den zuletzt eine funktionierende Republik, die demokratischen Prinzipien folgte, zur Monarchie? Monarchie ist ja nur dann eine Verbesserung, wenn man gerade aus dem Franco-Regime oder ähnlichem kommt.
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 18. Juni 2012 - 15:43 Uhr:   

@ Lensen:

"Das Parteiengeschacher ist glaube ich nur auf die Besetzung des Staatsoberhauptes gemeint gewesen, nicht generell."

Danke. Wenigstens einer nimmt zur Kenntnis, was ich schon mehrfach unmißverständlich klargestellt habe.

Eine Rückkehr zur Monarchie auch in den Ländern wäre natürlich wünschenswert, ist aber keine zwingende Voraussetzung für die Wiedereinführung der Monarchie. Derzeit sind ja die Ministerpräsidenten jeweils zugleich Staatsoberhaupt ihres jeweiligen Landes, treten als solche aber nicht explizit in Erscheinung bzw. werden als solche nicht wahrgenommen. (Das letzte Land mit einem Staatspräsidenten war (Süd-)Baden, welches 1952 gegen den mehrheitlichen Willen seiner Bevölkerung in das Land Baden-Württemberg gezwungen wurde.)


@ Jan W.:

"Die Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten werden aus den Reihen derer nominiert, die ihn letztlich wählen - das ist an sich nichts negatives. Die Spitzen von Union und SPD präsentieren dabei in der Regel zuerst ihre Vorschläge - je nachdem wie überzeugend diese sind, bleibt das Kandidatenfeld sehr klein oder fächert sich weiter auf, wie zum Beispiel im Jahre 1994.
Wer die bestehenden Kandidaten für stark hält, wird natürlich eher auf die Nominierung eines Gegenkandidaten verzichten - das ist ein ganz normaler demokratischer Vorgang, das hat fast jeder Kleingartenverein schon so erlebt."


Netter Versuch. Eine schöne Umschreibung für das Parteiengeschacher, das alle fünf Jahre bzw. zuletzt noch häufiger stattfinden.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 18. Juni 2012 - 17:18 Uhr:   

Herr Kaller,

die Landesfürsten haben wie die Hohenzollern 1918/19 abgedankt.
Auch juristisch wäre also ihre Wiedereinführung problematisch.
Zudem würde durch die Wiedereinführung des Landesoberhaupts und die Trennung vom Ministerpräsidentenamt eine Kostenlawine losgetreten, die ich nicht verantworten möchte.

Zum Thema Parteiengezänk:
Es gab Kriege wegen der Thronfolge in Deutschland und in England. Dazu regelmäßig Auftragsmorde und mehr als zu viel Hofintrigen. Bis 1918 ging das so.
Parteiengeschacher ist ganz klar eine Verbesserung gegenüber diesen Zuständen. Damals wurden die Reichskanzler und Ministerposten noch viel mehr herumgeschachert, wenn ich sie darauf hinweisen könnte.

Wir könnten auch eine Wahlmonarchie wie vor 1806 einführen, aber auch dann werden die Parteien (oder Hofparteien) kaum von der Entscheidungsfindung abzuhalten sein, und wir müssten statt der BV ein Kurfürstengremium oder einen Reichstag der Fürsten einrichten.

Nein, die Monarchie ist einfach zu teuer und zu sehr sind dort Intrigen garantiert wie die um die Scheidung von Charles oder die Affären von Prinz Philipp.

Wie gesagt, in England wird gerade das Oberhaus reformiert, und der Adel zurückgedrängt, und da wollen sie ihn hier wieder einführen?
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. Juni 2012 - 00:55 Uhr:   

@ Ingo Zachos:

Das Kostenargument ist ein schwaches. Auf den ersten Blick scheint eine Monarchie zwar mehr zu kosten als eine Republik, aber man darf nicht vergessen, daß sie dafür auch ungleich mehr Einnahmen schafft als die Republik, Stichwort Tourismus. Abgesehen davon geht es auch ganz schön ins Geld, den Herren Scheel, von Weizsäcker, Köhler, Wulff und Gauck jedes Jahr pro Person 200.000 Euro plus Fahrer und Büro bis ans Lebensende zu bezahlen und außerdem auch noch die Witwen Carstens und Rau zu versorgen.
Letztlich sind das aber (im einen wie im anderen Fall) Kosten, die sich im Haushalt nicht wirklich bemerkbar machen.


Was die Landesfürsten angeht, so spielen diese zum Teil durchaus bis heute eine gewisse gesellschaftliche Rolle in ihren jeweiligen Heimatländern. Gerade am vergangenen Freitag wurde etwa in Karlsruhe eine große Ausstellung zum Thema "900 Jahre Baden" eröffnet. Ehrengäste bei der feierlichen Eröffnung waren Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Erbprinz Bernhard von Baden.
Das sächsische Königshaus ist nach der Wende nach Sachsen zurückgekehrt, von wo es mehr als vierzig Jahre zuvor von den Kommunisten vertrieben wurde. Offenbar bestand hier immer noch eine Verbundenheit, die durch die (in dynastischen Zeiträumen gerechnet) kurze Spanne der kommunistischen Diktatur nicht ausgelöscht werden konnte.
Das sind nur zwei kleine Beispiel. Es würde den Ländern sicherlich nicht schaden, wenn man solche besondere Verbindungen zu den jeweiligen Herrscherhäusern wieder institutionalisieren würde.
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. Juni 2012 - 15:49 Uhr:   

@Gregor Kaller
Sie haben sich aber sehr kurz gefasst: dabei ist ganz unter den Tisch gefallen, dass diverse ungewählte Monarchen die Kaiserwürde bei der Reichsgründung auch durch Verhandlungen verteilt haben, die sicherlich nicht weniger interessengeleitet waren.
Und auf einen solchen Beschluss wollen Sie nun wieder zurückgreifen?

Zu den Kosten der Monarchie: schon ein Prinz Philipp bekommt alleine pro Jahr das 1,8-fache des Ehrensolds eines deutschen Bundespräsidenten im Ruhestand. Unter den Alimentierten befinden sich teilweise Personen, die mal in der Thronfolge weit oben standen, aber über die Jahrzehnte aufgrund der Fortpflanzung vorrangig Berechtigter ins Nirgendwo abgeglitten sind.
Dass die Kosten nicht noch viel höher sind, liegt nur daran, dass die königliche Familie über die Jahrhunderte zulasten von Volk und Staatskasse unfassbare Vermögen anhäufen konnte, deren Erträge noch immer gigantisch sind.
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. Juni 2012 - 21:57 Uhr:   

@ Jan W.:

"Und auf einen solchen Beschluss wollen Sie nun wieder zurückgreifen?"

Sicher, ich sehe nicht, was dagegen sprechen sollte. Das war eine einmalige Entscheidung, mit der eine endgültige dauerhafte Regelung getroffen wurde. Also in keiner Weise vergleichbar mit den sich periodisch wiederholenden Machtspielchen in Sachen Bundespräsidentenwahlen.

Und was die Kosten der Monarchie angeht: Prinz Philipp tut wenigstens was für sein Geld und absolviert Jahr für Jahr unermüdlich hunderte von Pflichtterminen - und das mit 91 Jahren! Dagegen hat Walter Scheel das große Los gezogen: Der war von 1974 bis 1979 Bundespräsident und seit nunmehr 33 Jahren heißt es "money for nothing".
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. Juni 2012 - 22:28 Uhr:   

@Gregor Kaller
"Geschacher" durch gewählte ist immer noch besser als "Geschacher" durch ungewählte. Und den damaligen Königen fehlte jegliche demokratische Legitimation!
Wie wollen Sie das Problem lösen!?

Prinz Philipp kassiert übrigens auch deutlich mehr als ein amtierender Bundespräsident ... Walter Scheel ist nach seiner Präsidentschaft ehrenamtlich aktiv und es ist durchaus zu begrüßen, dass ein Präsident nach seiner Amtszeit sich nicht wie ein niedersächsischer Altkanzler für eine russische Gaspipeline verdingen muss.
Sein hohes Alter sei ihm gegönnt.
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 13:25 Uhr:   

@ Jan W.:

Wir sprechen hier ja über die (hypothetische) Wiedereinführung der Monarchie. Eine solche wäre wie dargelegt nur durch Schaffung einer neuen Verfassung möglich (entweder durch eine Nationalversammlung oder durch Volksabstimmung).

Sollte nun eine Nationalversammlung oder eine Volksabstimmung sich für die Wiedereinführung der Hohenzollernmonarchie aussprechen, wäre die demokratische Legitimation unzweifelhaft gegeben. Wenn eine Nationalversammlung oder das Volk also mehrheitlich die Anknüpfung an die Tradition von 1871 befürworten sollten - wo ist dann das Problem?
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 16:19 Uhr:   

@Georg Kaller
Und welches Quorum an Ja-Stimmen hielten Sie da für angemessen?
50% der Wahlberechtigten? Doch lieber 2/3 bis 3/4?

Und wieso nur dieser eine Wahlvorschlag? Warum stehen all die anderen Ex-Königshäuser nicht zur Wahl? Oder warum kann nicht jeder andere erster neuer König werden?
Das passive Wahlrecht kann man doch nicht auf einen einzigen Mann verengt werden, der nicht mal "Prinz von Preußen" ist sondern glücklicherweise nur noch so heißt.
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 20:27 Uhr:   

Über das für die Verabschiedung einer neuen Verfassung erforderliche Quorum müßte zu gegebener Zeit diskutiert werden - wenn man den Weg über eine Volksabstimmung denn überhaupt gehen will (und nicht wie 1919 den Weg über eine Nationalversammlung oder wie 1949 den Weg über einen Parlamentarischen Rat). Da möchte ich mich heute noch nicht festlegen.

Meine Präferenz für die Hohenzollern (ich selbst bin übrigens Süddeutscher, habe also gar keinen unmittelbaren Bezug zu Preußen) resultiert einfach daraus, daß die Hohenzollern die einzige Dynastie sind, die im modernen deutschen Nationalstaat bisher den Kaiser gestellt haben. Da liegt es doch auf der Hand, an diese Tradition anzuknüpfen. Ich sehe einfach keinen Grund für einen Dynastienwechsel. Sicher kämen die Wittelsbacher, die Wettiner oder ein anderes Königshaus grundsätzlich auch in Betracht. Ein Dynastienwechsel wäre aber rechtfertigungsbedürftig, wenn ein Anknüpfen an die zuletzt regierende Dynastie zwanglos möglich ist.
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 21:07 Uhr:   

@GK
Und wenn Parteien sich in einer Nationalversammlung / in einem Parlamentarischen Rat auf eine dauerhafte Besetzung dieses Postens einigen, ist das Ihrer Meinung nach weniger Parteiengeschacher?

Wieso Dynastiewechsel? Es gibt in Deutschland keine Dynastie mit dem Recht, das Staatsoberhaupt zu stellen, also gibt es auch keine natürliche Bevorzugung eines Hauses - die Monarchie ist ja schließlich nicht ausgesetzt sondern abgeschafft worden. "Prinz" von Preußen ist Namensbestandteil und nicht Titel. Die von Preußens stehen bei einer Monarchiedebatte daher nicht über den Müllers aus Lüdenscheid!
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 21:21 Uhr:   

Lieber Herr Kaller,

die Hohenzollern haben ihre Stammlande nicht in Preußen. Sie sind ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das sich nach und nach durch Kauf (Bestechung), Mord, Heirat, Krieg und ähnliches schließlich zu Kürfürsten hinaufarbeitete, dann nahmen sie ab 1701 die Würde des Königs in Preußen an. Preußen deshalb, weil Preußen eben nicht zu Deutschland gehörte und so eine Königtum halbwegs legal errichtet werden konnte.
Daher galten die Preußen als Emporkömmlinge und als wenig angesehener Adel. Nur mit Waffengewalt konnten sie schließlich die Kaiserkrone erringen. Und ein Waffengang war schließlich auch ihr Ende.

Es wundert mich, das sie das als überzeugter Monarchist nicht wissen. Aber vielleicht geht es ihnen dann wie vielen mit historischer Bildung, und sie erkennen, das keineswegs Edelmut und Gottesgnadentum hinter dem Adel steckt sondern Korruption, Skrupellosigkeit, Angeberei und Willkür.

Darauf möchte ich keinen Staat gründen.
Und die Mehrheit in Deutschland auch nicht.
Übrigens hat es in England oder dem United Kingdom noch nie eine Volksabstimmung über die Monarchie oder eine Nationalversammlung gegeben.
Damit ist klar, was gegen die Monarchie spricht: kaum einer will sie.
 Link zu diesem Beitrag

tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 22:30 Uhr:   

"Meine Präferenz für die Hohenzollern (ich selbst bin übrigens Süddeutscher, habe also gar keinen unmittelbaren Bezug zu Preußen) resultiert einfach daraus, daß die Hohenzollern die einzige Dynastie sind, die im modernen deutschen Nationalstaat bisher den Kaiser gestellt haben. Da liegt es doch auf der Hand, an diese Tradition anzuknüpfen."

Eine mit gerade mal 47 Jahren recht kurze Tradition, auf die Sie da aufbauen wollen. Dieses Hohenzollern-Erbkaiserreich war doch nur eine kurze Episode: Schon der Enkel des Reichsgründers ist zurückgetreten. Damit war lediglich ein Mitglied dieser Dynastie (Friedrich III.) vom Tod seines Vaters bis zum eigenen Tod Deutscher Kaiser.

Es bietet sich IMHO doch eher an, ganz einfach die inzwischen 63-jährige Tradition des Präsidentenamts der Bundesrepublik Deutschland fortzuführen.
 Link zu diesem Beitrag

Gregor Kaller
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 22:55 Uhr:   

@ Jan W.:

"Und wenn Parteien sich in einer Nationalversammlung / in einem Parlamentarischen Rat auf eine dauerhafte Besetzung dieses Postens einigen, ist das Ihrer Meinung nach weniger Parteiengeschacher?"

Sie werden wohl nie aufhören, mir das Wort im Munde herumzudrehen. Selbstverständlich wäre eine einmalige dauerhafte Entscheidung für die Rückkehr zur Monarchie etwas anderes als die fünfjährig stattfindenden parteipolitischen Machtkämpfe um das Bundespräsidentenamt. Das liegt derart offensichtlich auf der Hand, daß es keiner weiteren Erläuterung bedarf. Außerdem bin ich inzwischen leid, ständig das gleiche zu erklären.


@ Ingo Zachos:

Selbstverständlich weiß ich, daß die Hohenzollern ursprünglich aus Süddeutschland stammen. Woher kommen Sie darauf, daß ich das nicht wüßte?

In England hat es also noch keine Volksabstimmung über die Monarchie gegeben. Na und? Die große Mehrheit des Volkes befürwortet die Monarchie. Mir ist daher auch etwas schleierhaft, worauf sich Ihre Behauptung, kaum einer wolle die Monarchie, beziehen soll.


@ tg:

"Es bietet sich IMHO doch eher an, ganz einfach die inzwischen 63-jährige Tradition des Präsidentenamts der Bundesrepublik Deutschland fortzuführen."

Auf diese "Tradition" des Parteiengeschachers um das höchste Staatsamt verzichte ich gerne.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 23:33 Uhr:   

Zitat:
"Meine Präferenz für die Hohenzollern (ich selbst bin übrigens Süddeutscher, habe also gar keinen unmittelbaren Bezug zu Preußen)..."

Offenbar wussten sie nicht, das die Hohenzollern aus Süddeutschland kommen.
Der Titel "...von (früher bescheidener :in) Preußen" wurde offenbar angenommen, weil es aus Gründen der Staatsräson notwendig erschien, oder auf Gut Deutsch: aus Angeberei, weil sie auf andere höherrangige Fürsten neidisch waren.

Aber Neiddebatten gibt es ja bei echten Monarchien nicht, wie sie so oft betonen.
 Link zu diesem Beitrag

Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. Juni 2012 - 23:36 Uhr:   

@GK
Also 5-jährig war das, was Sie zum Geschacher verunglimpfen sicher nicht, sonst müssten die Parteien ja schon ab Ende der Bundesversammlung bis zum Beginn der nächsten mit dem Personalien-Streit beginnen!
Wieso sollten die Parteien denn bei der Besetzung eines Throns mutmaßlich für immer weniger auf die Berücksichtigung ihrer Interessen achten als bei der Berufung ins Schloss Bellevue für 5 Jahre?
Also ich könnte mir vorstellen, dass jemand, der die Aussicht hat, noch mehrfach in seiner Laufbahn / während seines Lebens über eine Personalie mitentscheiden kann, weniger verbissen versucht, sich durchzusetzen.

Das eigentliche Problem ist aber ein anderes: Monarchie fusst auf der putzigen Idee eines Gottesgnadentums! Und in einer Gesellschaft, in der den christlichen Kirchen nur noch rund 60% der Bevölkerung angehören - und viele davon auch eher widerwillig, weil die Kirchen im sozialen und im Gesundheitsbereich ein gewisses Arbeitgeberkartell bilden -, wird eine solche Begründung für die Abweichung vom Gleichheitsgedanken nicht mehr akzeptiert.

Was ist eigentlich die derzeit stimmstärkste politische Partei in Deutschland, die die Monarchie anstrebt? Die APPD tritt ja inzwischen nicht mehr an ;)
 Link zu diesem Beitrag

tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 21. Juni 2012 - 08:57 Uhr:   

Noch mal zur Frage, an wen oder was eine Erbmonarchie in Deutschland eigentlich anknüpfen sollte:

Wilhelm I. hat sich bei der Niederschlagung des Volksaufstandes 1848 den Beinamen "Kartätschenprinz" (Kartätsche = Munition) erworben; Deutscher Kaiser wurde er nur widerwillig.

Friedrich III. bestieg den Thron als todkranker Mann und verstarb 99 Tage später.

Wilhelm II. schließlich dankte ab.

Und das war's dann schon mit der ach so traditionsreichen Hohenzollern-Dynastie!


Statt auf einer solchen "Tradition" aufzubauen, bevorzuge ich alle paar Jahre ein "Parteigeschacher", das zwar nicht immer, aber doch oft zu respektablen Persönlichkeiten im Amt des Bundespräsidenten geführt hat.

Admin Admin Logout Logout   Vorige Seite Vorige Seite Nächste Seite Nächste Seite