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Archiv bis 22. August 2008

Wahlrecht.de Forum » Sonstiges (FAQs, Wahltipps, usw. ...) » Monarchie in Deutschland » Archiv bis 22. August 2008 « Zurück Weiter »

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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 18. August 2008 - 23:04 Uhr:   

"Ich meine das "Bedürfnis nach Monarchie" ist nicht rational zu erklären (insofern scheitern hier auch viele Diskussionen in diesem Threat). Es geht dabeii sicherlich auch um etwas "sakrales", "kultisches".
Aber jede Gemeinschaft braucht so etwas und wir Deutschen sollten uns das auch leisten :-))"

Wie Philipp Waelchli weiter oben erläutert hat, kann auch eine Republik derartiges bieten. Und auch aktuelle Beispiele wie Frankreich und die USA zeigen, daß Republiken durchaus "sakrale" Riten pflegen können.
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Dithmarscher
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 13:40 Uhr:   

"Auch die zahlreichen Sprach- und Schreibfehler will ich nicht kommentieren: diese sprechen für sich."

Sag mal, hast Du das nötig?

"Auch die Behauptung, dass die Menschen in Monarchien glücklicher seien, lässt sich kaum erhärten"

Doch; und zwar anhand von Umfragen, nach denen von den fünf Staaten mit der größten Zufriedenheit vier monarchisch verfaßt sind. Man kann natürlich drüber streiten, ob das mit der Staatsform zusammenhängt. Frankreich war übrigens nicht darunter.

"wenn es ein Volk in Europa gibt, das wirklich genussvoll und glücklich zu leben versteht, dann ist es gewiss das französische"

Das halte ich für ein Klischee.

"das italienische - das übrigens die Monarchie per Volksabstimmung abgeschafft hat"

... was mit der besonderen Geschichte der Monarchie unter Mussolini zusammenhängt und regionalen Besonderheiten, wenn man sich das Ergebnis mal ansieht.

"Und warum eigentlich kommen so zahlreiche Deutsche in die Schweiz"

Nun, ich sag's mal so: Das Hemd ist näher als der Rock, wenn's wirtschaftlich drückt... in unserer Gegend gehen die Leute eher ins Königreich Dänemark, ohne daß sie dadurch überzeugte Monarchisten werden. Oder doch? Schaun wir mal... ;-)
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Philipp Waelchli
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 14:08 Uhr:   

Wie war das noch mal mit Sprache und Denken? Wer nicht sprechen kann, kann auch nicht denken? Oder war's umgekehrt? Wie dem auch sei, ich erinnere mich nicht mehr des Wortlauts.

Wenn wir schon UMFRAGEN heranziehen, dann kann man auch mal auf folgendes Verweisen: Es gibt einen wissenschaftlich erhärteten Zusammenhang zwischen der Schnelligkeit und der Zufriedenheit. Menschen, die in schnellen Ländern oder Städten leben, sind glücklicher. Eine der schnellesten Städte der Welt ist New York. Ebenfalls sehr schnell ist Zürich. London oder Kopenhagen sind hingegen vergleichsweise langsam. Generell lässt sich sagen, dass die schnellsten Städte und damit die glücklichsten eher in Republiken liegen und nicht in Monarchien.
Im übrigen wissen wir im Wahlrechts-Forum ja auch, dass UMFRAGEN auch grandios daneben liegen können.

Wir könnten ausserdem noch eine andere Beobachtung heranziehen: Es gibt kaum einen Weg von einer Republik zu einer Monarchie. Wenn eine Monarchie entsteht, dann in der Regel durch eine Evolution oder bei einer bewussten staatlichen Neugründung, etwa in Belgien oder letztens in Kambodscha. Die Entstehung der Monarchie des Augustus oder jene von Napoleon I. sind eher dem evolutionären Typ zuzuordnen.
Offenbar ist also eine Monarchie etwas, was sich nur langsam oder in einer ausserordentlichen Situation einrichten lässt.
Hingegen sind die Beispiele zahlreich, dass Monarchien gestürzt werden, dass sich zahlreiche Menschen gegen sie erheben und dagegen kämpfen, unter Umständen über Jahre hinweg (vgl. z. B. Nepal).
Also sind Monarchien offenbar etwas, wogegen sich leicht Massen mobilisieren lassen, die auch noch höchst engagiert sind.
Daraus folgt?
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Mitdenker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 14:40 Uhr:   

Philipp,

auch sie als Schweizer Staatsbürger sollten vom Kaiser Wilhelm II. nicht als "Ollen Willi" sprechen.
Der Weg zurück zur Monarchie ist natürlich schwieriger.
Das Volk hält zuerst solange an der Monarchie fest, bis der Monarch abdankt.
Mit den erlebten Freiheiten einer Demokratie, ist eine Rückkehr zur Monarchie, dagegen schwierig vorstellbar.
Daran ändern auch nichts die Magazine, wie z. B. "Das Goldene Blatt" nichts, die vor Adelsgeschichten nur so strotzen.


Allgemein,

Umfragen nach der Glücklichkeit zu stellen ist sinnlos. In manchen Staaten gilt es als äußerst unangenehm, sich als unglücklich zu bezeichnen.
Einzelne Umfragewerte subjektiv herzunehmen, bringt auch nichts.
Jede Demokratie kann sakrale Symbole haben.
Auch die Eidesformeln der neu eingeführten Amtsträgern gehören dazu.

Aus dem Mund eines Predigersohns, wie Johannes Rau,
und einer Pastorentochter, wie Angela Merkel,
hört sich der Satz, "So wahr mir Gott helfe", auch feierlicher an als sonst.
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Mitleser
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 16:34 Uhr:   

auch sie als Schweizer Staatsbürger sollten vom Kaiser Wilhelm II. nicht als "Ollen Willi" sprechen.

Das gerade von jemandem zu lesen, der sich lebenden Personen gegenüber noch despektierlicher verhalten hat (es sei da an Mitdenkers Aussagen zu Ole von Beust erinnert) entbehrt nicht einer gewissen Komik.
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Mitdenker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 19:31 Uhr:   

Mitleser,

...

ach jetzt weiß ich wieder!

Ich habe eine Religionszuordnung gemacht, die niemand der Schreiber so akzeptieren wollte.
Außerdem wurde gesagt, die Religion sei bei Politikern unwichtig.
Komischerweise ist sie Dir aber wichtig.

...

Von einem Kaiser herablassend zu sprechen, ist eine ganz andere Nummer.
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Philipp Waelchli
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 21:25 Uhr:   

Von einem Kaiser herablassend zu sprechen unterscheidet sich in keiner Weise davon, von irgend jemand herablassend zu sprechen.
Wer solche Unterschiede macht, errichtet eine Hierarchie des Menschenwertes, was letztlich zum Ständestaat und noch schlimmerem führen kann.
Nur zur Erinnerung: "Diskriminierung" stammt von lateinisch "discrimen" - und das heisst nichts anderes als Unterscheidung.

Was im übrigen jemand besonders hervorheben soll, nur weil er vielleicht in eine bestimmte Wiege gelegt wurde, ist mir nicht klar. In den Anfängen der bürgerlichen Welt wurde das Prinzip aufgestellt, dass Leistung und Tüchtigkeit vor anderen vermeintlichen Qualitäten wie Geburt, Familie, Stand, Würde etc. gehen sollten. Das hat uns auch solche Sumpfblüten beschert wie das plutokratische Prinzip des Stimmrechts nach Vermögen oder Steuerleistung - immerhin stellte das aber einen Fortschritt dar.
Und ja - ich glaube immer noch an die Vorzüge eines derartigen Ansatzes, zumindest insofern, als alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, von Aussehen usw. die gleiche Chance erhalten sollten, sich zu entfalten und für sich und andere, und das heisst: auch im Staat tätig zu werden. Wer das verhindert, wird zugleich auf ein grosses Potential verzichten, das immer noch nicht ausgeschöpft ist.
Das Problem einer Monarchie ist, dass zumindest einer, nämlich der Monarch, und regelmässig seine Familie samt einem nahestehenden Kreis, eben doch einen Stand für sich bildet.

Und wenn hier einige meinen, auf meiner Staatsbürgerschaft herumreiten zu müssen, dann sei ihnen folgendes gesagt: Mein Vater ist mindestens ein halber (oder sogar etwas mehr) Preusse, und dann bin ich es wenigstens zu einem Viertel. Hätte Deutschland in den 1930er-Jahren ein anderes Staatsbürgerschaftsrecht gehabt, dann könnte ich heute eventuell auch deutscher Staatsbürger sein. Im übrigen habe ich Deutsch nicht in der Schule lernen müssen wie die meisten meiner Mitbürger und auch so etliche in Deutschland selbst.
Und da dem so ist, nehme ich mir das Recht heraus, auch mal über einen deutschen Kaiser ein Urteil abzugeben.
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Nicht-die-Mama!
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 22:34 Uhr:   

[Unsachlichen Beitrag gelöscht; Admin]
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senf aus Österreich
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 23:01 Uhr:   

Es gibt nicht seit 1000 Jahre deutsche Kaiser.

Es gab eine gewisse Zeit lang römische Kaiser - auch im Mittelalter. Kaiser war der titel des Oberhammels des Heiligen RÖMISCHEN Reiches; der seltsame Anhang "deutscher Nation" kommt erst recht spät.
Und meistens war dieser Kaiser übrigfens Österreicher - na, zumindest Habsburger, auch wenn die sich oft eher als Spanier gefühlt haben. Aber als Österreicher geht es mir gehörig auf den Senkel, wenn unsere Kaiser für deutsche Zwecke missbraucht werden. Nicht dass ich roylistisch gesinnt wäre, aber dieses Rückprojezierens eines Gemeinwesens das gerade mal läppische 137 Jahre auf den buckel hat, sit irgendwo doch größenwahnisinnig.
Da lob ich mir den Größenwähn des 60jährigen Österreich, den das kommt mit einem Augenzwinkern daher.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 23:15 Uhr:   

@Mitdenker
Wilhelm II. war nun wirklich eine ziemlich armselige Figur, über die es wenig Positives zu sagen gibt. Und das darf man natürlich auch sagen, egal ob man nun Deutscher ist oder nicht. Wer käme auf die Idee, nur Amerikaner dürften sich abwertend über amerikanische Präsidenten äußern?

@Dithmarscher
"Doch; und zwar anhand von Umfragen, nach denen von den fünf Staaten mit der größten Zufriedenheit vier monarchisch verfaßt sind. Man kann natürlich drüber streiten, ob das mit der Staatsform zusammenhängt."
Vor 100 Jahren waren alle europäischen Staaten außer Frankreich, die Schweiz und San Marino Monarchien. Da wo die Monarchie abgeschafft wurde, war natürlich allgemeine Unzufriedenheit die Ursache. Für die Mißstände machte man das Herrscherhaus zumindest mitverantwortlich . Insofern ist es ja fast zwingend, daß man in diesen Ländern tendenziell unzufriedener ist oder zumindest zeitweise war.

Sieht man sich an, wo die Monarchien hinweggefegt wurden, dann gibt es da eine klare Tendenz. Da, wo es eine parlamentarische Regierung gab und die Monarchen weniger in die Politik eingriffen, konnten sich die Monarchien halten. Da, wo sie selbst und ihre Umgebung die Politik machten (Deutschland, Österreich-Ungarn, Rußland) oder sich mit antidemokratischen Kräften verbündeten (Italien, Griechenland, Spanien) wurden sie weggefegt. So ähnlich ist es auch bei Präsidenten: haben sie eher zeremonielle Funktion, sind sie meist beliebt und unumstritten. Wohl deshalb, weil man nicht ihn für konkrete Mißstände oder unpopuläre Entscheidungen verantwortlich macht, sondern die Regierung. Das ist anders in Frankreich, wo er tatsächlich Macht hat. In Spanien war die Monarchie erst umstritten nach der Wiedereinführung nach Francos Tod. Aber da Juan Carlos ja erst den friedlichen Übergang zur Demokratie bewerkstelligte und sich spätestens nach dem gescheiterten Putsch 1981 auf rein Repräsentatives beschränkte und seine Macht auch durch die Verfassung stark eingeschränkt ist, konnte er populär und unumstritten werden.
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IchWillEinenKaiser
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 23:30 Uhr:   

Ich will hier auch mal ein bischen aufräumen ;-)

Philipp Waelchli schreibt:
"Die Niederlande, einer der älteren Nationalstaaten, hat als Republik angefangen und wurde erst durch Napoleon zur Monarchie gemacht, ist also länger Republik gewesen als Monarchie."


Wenn es doch nur so einfach wäre! Die Prinzen von Oranien waren von Anfang an quasi konstitutionelle Monarchen der Niederlanden. Sie nannten sich Statthalter, weil die Niederlande bis zum Westfälischen Frieden formell zum Besitz der Habsburger gehörte und es anfangs keine formelle Unabhängigkeit der "Republik mit Prinzregent" vom Kaiser gab.

Aber gerade die Niederländer als Kronzeugen gegen das positive Monarchie-Gefühl in den Zeugenstand zu rufen, ist ja nun wirklich verwegegn. Fahren Sie mal zum Königinnentag in die Niederlande. Da werden Sie bekehrt!


Philipp Waelchli schreibt:"Frankreich, gewissermassen DIE Republik in Europa ..."

Das ich nicht lache! Das ist jetzt die DRITTE französischen Republik, weil davor und dazwischen Monarchen an der Spitze des Staates standen. Auch nach der Revolution!
Für mich ist Frankreich nicht "DIE Republik", sondern historisch der Erfinder der absoluten Monarchie!
Die sakralen Rituale, die sich bis heute dort erhalten haben, stehen doch nicht für die demokratische, republikanische Gesinnung. Das ist nackte monarchistische Selbstbefriedigung gegen die Unterzuckerung der Seele in der REPUBLIK: Die Präsidenten werden vom Volk auch als Monarchen auf Zeit gesehen (und haben auch entsprechende verfassungsmäßige Macht). Allerdings: sie werden gewählt!

Den Rest spare ich mir hier mal! Da haben hier ja schon Andere Ihnen geantwortet.

Ach ja, wenn Sie hier wieder mal Tippfehler finden, Herr Waelchli, dann können Sie die behalten.
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Nicht-die-Mama!
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 19. August 2008 - 23:56 Uhr:   

[Unsachlichen Beitrag gelöscht; Admin]
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. August 2008 - 11:10 Uhr:   

("Ich habe eine Religionszuordnung gemacht, die niemand der Schreiber so akzeptieren wollte. ")

Die Religionszugehörigkeit, die man hier www.bundesrat.de/cln_099/nn_41980/SharedDocs/Personen/DE/laender/hh/Beust-Ole-von.html?__nnn=true nachlesen können, haben Sie nicht genannt, sondern herumfantasiert.
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. August 2008 - 11:13 Uhr:   

("Das ich nicht lache! Das ist jetzt die DRITTE französischen Republik, weil davor und dazwischen Monarchen an der Spitze des Staates standen. Auch nach der Revolution!")

Frankreich befindet sich schon in der Fünften Republik.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. August 2008 - 12:03 Uhr:   

"Frankreich befindet sich schon in der Fünften Republik."
Zwischen der 3. und 4. und zwischen der 4. und 5. Republik gab es aber keine Rückkehr zur Monarchie.


@IWEK
"Wenn es doch nur so einfach wäre! Die Prinzen von Oranien waren von Anfang an quasi konstitutionelle Monarchen der Niederlanden. Sie nannten sich Statthalter,"
Richtig ist, daß die Niederlande nie eine Republik war so wie wir uns heute eine vorstellen. Vor dem Einmarsch der Franzosen 1794 gab es überhaupt keine einheitliche Regierung und kein Staatsoberhaupt, die Niederlande waren nur eine von Holland dominierte Konföderation. Formal einigende Klammer waren nur die Generalstände.

Die einzelnen Provinzen hatten aber meist einen Statthalter aus den Reihen der Häuser Oranier-Nassau oder Nassau-Dietz, dieses Amt war de facto, später auch rechtlich erblich. Erst 1747 bekamen alle Provinzen denselben Statthalter. In den einzelnen Provinzen herrschte wiederum eine kleine Kaste aus städischem Patriziat und Adeligen in der "Statenvergadering" unter Leitung des Ratspensionärs (so hieß er zumindest in Holland), der Statthalter war formal nur ausführendes Organ, hatte aber faktisch doch erhebliche Macht (u.a. durch ihre Rolle als militärische Befehlshaber), weshalb sich die Stände zeitweise des Statthalters auch ganz entledigten. Friedlich war das Verhältnis von Statthaltern und der jeweiligen Ständeversammlung oft nicht, Gewalt war durchaus Mittel der Politik.
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 20. August 2008 - 17:54 Uhr:   

("nackte monarchistische Selbstbefriedigung")

Ein einer richtigen Monarchie würden Sie für so einen Satz ins Zuchthaus wandern.
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Philipp Waelchli
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 21. August 2008 - 13:20 Uhr:   

Frankreich wurde nach der Absetzung (und späteren Hinrichtung) des Königs Republik. Es folgten einige dezidiert republiknische Verfassungen, die wesentliche Elemente der europäischen Verfassungstradition erstmals ausprägten und die generell einen bedeutenden Einfluss auf die europäische Verfassungsgeschichte überhaupt ausübten.
Der Wandel zum Kaisertum Napoleons vollzog sich über die Konsulatsverfassung, die formal wohl noch gerade als republikanisch angesehen werden kann, und mündete eben nicht in ein neues Königtum, sondern in ein Kaisertum, zu dessen besonderem Verhältnis zur Republik ich anderswo schon genug gesagt habe. Erst 1814 wurde die Monarchie vorübergehend wiederhergestellt und danach für längere Zeit wieder bis 1848, als erneut die Republik eingeführt wurde, und zwar durch eine Volkserhebung. Napoleon III. regierte als Präsident und schliesslich als eine Art Diktator-Präsident, bevor er wieder Kaiser wurde. Danach war Frankreich nie mehr Republik.
Wenn wir die Verfassungsentwicklung Frankreichs im Einzelnen anschauen, dann sehen wir überdies, dass selbst die Wiedereinführung der Monarchie und die beiden Kaisertümer wesentliche Ausprägungen der ersten republikanischen Verfassungen unverändert beibehielten, im Detail also stärker durch die republikanische Epoche geprägt waren als durch die neuen Monarchien. Darauf wird gleich zurückzukommen sein.
Frankreich nimmt aber aus andern Gründen eine Sonderstellung ein: Seine Verfassungsgeschichte ist in gewisser Weise modellhaft und verläuft über verschiedene Phasen, die sich teilweise geradezu ideal bestimmten Verfassungsmodellen zuordnen lassen. Diese Entwicklung verlief zudem revolutionär und unter starker Beteiligung des Volkes. Schliesslich hat die französische Verfassungsgeschichte auch einen grossen Einfluss auf Europa und die Welt ausgeübt. Unter den jüngeren Beispielen sind z. B. die geltende griechische und portugiesische Verfassung zu erwähnen. Französischem Einfluss sind zudem viele historische Republiken zu verdanken.
Eine vergleichbare Rolle hat der Repulikanismus in keinem andern europäischen Land gespielt, und es ist z. B. auch bezeichnend, dass man in den Schulen zwar die französische Revolution und ihre Verfassungen behandelt, aber nicht z. B. die spanische Republik des 19. Jahrhunderts.

Was die Niederlande betrifft, so wurden sie (einer der ersten) Nationalstaat dadurch, dass sie einen lange währenden Freiheitskampf gegen ihren MONARCHEN führten. Der Monarch war das Staatsoberhaupt und nicht der Statthalter. Auch wenn faktisch die Statthalter weitgehend dynastisch bestimmt wurden und einen erheblichen Einfluss hatten, so waren sie nach der Unabhängigkeit vom Monarchen eben nicht Staatsoberhaupt, sondern, wie von anderer Seite bereits bemerkt, Exekutivorgan, das noch nicht einmal immer bestand. Formal am ehesten als Staatsoberhaupt zu bezeichnen wäre vermutlich der Ratspensionär, was aber wohl am Problem vorbei geht: Die Niederlande haben gewissermassen ihr Staatsoberhaupt weggeköpft im Sinne des später populären republikanischen Symbols der geköpften Pyramide.
Es gibt in der frühen Neuzeit durchaus vergleichbare Vorgänge: Auch nach eigenem Verständnis war spätestens im 18. Jahrhundert das Wallis eine Republik. Die reale Macht lag beim Landtag, der oberste rechtsprechende, gesetzgebende und teilweise auch ausführende Instanz war. Die Exekutivgewalt lag zwar beim Landeshauptmann, der aber vom Landtag bestimmt wurde. Formal bestand daneben allerdings der Fürstbischof als ehemaliger Graf des Wallis fort, hatte aber keine reale Macht mehr und war sogar in seinen zeremoniellen Funktionen stark beschränkt. Ja, der Landtag gewann sogar entscheidenden Einfluss darauf, wer Bischof wurde. Es lag also so etwas ähnliches vor wie ein Zeremonialkönig in der Antike - niemand würde allerdings deswegen das republikanische Rom oder das demokratische Athen als Monarchien klassifizieren, weil es im einen einen Rex sacrificulus und im andern einen Archon Basileus gab.
Dass die REGIERUNGSFORM der Niederlande nicht demokratisch war, steht auf einem andern Blatt. Auch in "vorbildlichen" frühneuzeitlichen Republiken und "Demokratien" herrschten keine idealen demokratischen Zustände (wo herrschen sie heute?), sondern es gab überall mehr oder weniger stark ausgeprägte faktische oder auch rechtliche Vorrechte, Standesunterschiede usw. An den meisten Orten lagen die wichtigsten Regierungsgeschäfte meistens in der Hand der sich ablösenden Generationen einer geringen Zahl von Familien. Dass dies gleichwohl einen nicht unwesentlichen Unterschied zu einer damaligen Monarchie darstellte, möchte ich am Beispiel der Stadt Genf illustrieren: Genf kannte Erst- und Zweitklassbürger sowie Niedergelassene. Nur die Erstklassbürger konnten die wichtigen Stellen besetzen, vor allem jene im kleinen Rat, dem faktisch regierenden Organ. Die Zweitklassbürger konnten aber an der Wahlversammlung teilnehmen und übten verschiedentlich entscheidenden Einfluss aus, z. B. als sie die bisher regierenden "Libertins" durch überzeugte Calvinisten ersetzten. Das ist einer Bundestagswahl als "Richtungswahl" durchaus vergleichbar, vor allem hatte es entscheidenden Einfluss auf die Stossrichtung der Politik.
Man muss also genau auseinanderhalten REGIERUNGSFORM und STAATSFORM. Dass also die Regierungsform von Republiken auch nicht immer "demokratisch" im heutigen Sinne war, kann nicht als Argument pro Staatsform Monarchie herhalten. Denn innerhalb der beiden Staatsformen sind viele verschiedene Regierungsformen möglich.
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Der Philosoph
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 21. August 2008 - 15:33 Uhr:   

Hallo miteinander!

Ich bin via Google auf den Diskussionsthread gestoßen und verfolge diesen nun schon seit Tagen amüsiert.
Ich hatte gestern Nacht noch das Vergnügen den jüngsten Beitrag von „nicht-die-Mamma!“ zu lesen, in dem der Autor dem „senf aus Österreich“ die Leviten liest, bevor der Beitrag vom Admin gelöscht wurde.
Im Gegensatz zum Admin hatte ich nicht den Eindruck, dass dieser unsachlich war. Eher polemisch. Polemik ist aber das Salz in der Suppe einer Diskussion.

Jedenfalls ist das jetzt der Anlass, sich hier anzumelden, denn auch mir „geht es gewaltig auf den Keks“, wenn einige unserer österreichischen Freunde sich hier im Forum die Welt zurechtbiegen.
Insofern finde ich es schon ganz wichtig, solche Zeitgenossen mal an die Beteiligung und Rolle von Oesterreichern in der juengeren deutschen Geschichte zu erinnern. Es braucht ja manchmal nur 7 Jahre, um vom glühenden Deutschen zum Deutschland-hassenden Österreicher zu konvertieren ...

Es ist einfach hanebüchen hier zu schreiben, die Kaiser vor 1871 seien keine Deutschen gewesen.
Eine Trennung in österreichische und deutsche Staatsbürger begann erst im letzten Jahrhundert, mit der von Napoleon betrieben Auflösung des HRR deutscher Nation (der Zusatz wird seit dem 15.Jhd. regelmäßig geführt).
Insofern ist es ausgemachter Blödsinn Habsburger Kaiser des HRR zu Österreichern zu machen!
Die Habsburg, von dem die Habsburger abstammen, lag übrigens im Aargau in der heutigen Schweiz.

Der Zusatz „deutscher Nation“ kennzeichnet übrigens die Aufgabe des universellen Anspruchs des Kaisertums im Mittelalter, Herrscher der Welt oder zumindest des ganzen Abendlandes zu sein.
Vielmehr sollte nun auch öffentlich der Tatsache Rechnung getragen werden, dass das HRR ein Reich der deutschen Völker ist und dass der Kaiser „nur“ Oberhaupt der Deutschen ist.

Allein die Tatsache, dass bei Existenz von selbständigen und starken deutschen Einzel-Staaten sich die Gesamtstaatlichkeit des HRRDN über die Jahrhunderte erhielt, zeigt, dass es einen starken nationalen Zusammenhalt der an Sprache und Kultur verwandten deutschen Völker gab.
Sie waren zwar nicht Deutsche im Sinne einer modernen bürgerlichen Nation, aber die Bajovaren (zu denen übrigens Österreicher und Bayern gehören), Franken, Schwaben und Sachsen, um hier nur die größten Volksgruppen zu nennen, waren sich der nationalen Zusammengehörigkeit als Träger deutscher Sprache und Kultur und in diesem Sinne der Gemeinschaft als Deutsche sehr wohl bewusst.

Die glühendsten Vertreter des römisch-deutschen Kaisertums waren übrigens die republikanisch verfassten bürgerlichen deutschen Stadtstaaten (Freie Reichsstädte).

... und auch ich, um auf den Threadtitel zurueckzukommen, sehe keinen Konflickt zwischen Monarchie und Demorkratie und koennte mir als Deutscher sehr wohl vorstellen wieder einen Kaiser oder Koenig als Staatsoberhaupt zu haben. Georg Friedrich von Preussen waere doch eine wirklich gute Variante ....
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Ralf Lang
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 22. August 2008 - 09:48 Uhr:   

Warum nicht Wolfgang Clement oder Dietmar Hopp? Bei Personalvorschlägen muss man nun wahrlich an den alten Käse von Preußen und Habsburgern anknüpfen. Was ein richtiger Monarchist ist, der baut sich seine Monarchie notfalls ohne alten Adel. Eine Königin Michaela von Schaffrath wäre sicher unterhaltsamer als so ein Überbleibsel, dessen größtes Kapital ein alter Name ist. Und dümmer wäre sie wohl auch nicht... Einen Bedarf an einer erblichen Führungsfigur oder wenigstens auf Lebenszeit sehe ich nicht unbedingt. Zudem müsste man den Parteien dann ein neues Endlager für ausgediente Staatssekretäre und Ministerpräsidenten anbieten. Kann ja nicht jeder nach Brüssel geschickt werden...
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tg
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 22. August 2008 - 16:54 Uhr:   

Wenn wir uns nicht einig sind, wer König werden soll, könnten wir doch eine Gruppe darüber befinden lassen. Vielleicht die Bundestagsabgeordneten sowie weitere Leute, die von den Fraktionene der Landtage gewählt werden. Und falls sie mit ihrer Entscheidung deneben liegen, sollten sie nach 5 Jahren einen anderen wählen dürfen.

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