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Archiv bis 21. Januar 2013

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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 09. Oktober 2012 - 21:40 Uhr:   

Wenn Headhunter für das bessere Management reichen, dann reichen aber auch Wissenschaftler für das bessere inhaltliche Konzept. Über die wesentlichen Ziele besteht ja weitgehend Einigkeit oder zumindest verlaufen die Fronten nicht zwischen Union und SPD. Für beide ist das bei Weitem zentralste Ziel die Schaffung bzw. Erhaltung von Wohlstand für die breite Bevölkerung (und das gilt bis weit in FDP, Grüne und Linke hinein). Uneinig sind sie sich nur über die Mittel, deren Geeignetheit der durchschnittliche Wähler überhaupt nicht beurteilen kann; das ist bloß eine Sache des Vertrauens.

Abgesehn davon ist der Dualismus zwischen Regierung und Opposition auch sonst konstruiert. Es gibt nicht nur 2 Lösungen oder Ziele, und schongarnicht, wenn man alle vorhandenen Herausforderungen in einen Topf schmeißt. Eine gewisse Vereinfachung ist notwendig, wenn man nicht stärker auf direkte Demokratie setzt, aber ein Dualismus ist jedenfalls nicht mit einer Verhältniswahl (die in Schleswig-Holstein Verfassungsrang hat) kompatibel.

Wenn man ein knallhartes dualistisches System will, muss man auch für ein 2-Parteien-System sorgen. Was aber auch heißt, dass dann die formale Mehrheit in Wirklichkeit eine kleine Minderheit ist. Reale Mehrheiten kriegt man nur dann, wenn man zumindest Ansätze von Konsens im System hat.

Wobei es eigentlich gerade in einem 2-Parteien-System keine wirkliche Alternative gibt. Je weiter sie sich vom Medianwähler entfernen, desto sicherer ist es, dass das Rad zurückgedreht wird, vor was Entscheidendes passiert ist. Parteien, die bezüglich der Regierung praktisch gerade keine Alternative sind, können viel mehr bewirken (wovor die Befürworter eines 2-Parteien-Systems oder auch nur einer deutlichen Sperrklausel gerade Angst haben).
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 09. Oktober 2012 - 23:18 Uhr:   

"Uneinig sind sie sich nur über die Mittel, deren Geeignetheit der durchschnittliche Wähler überhaupt nicht beurteilen kann; das ist bloß eine Sache des Vertrauens. "

Und genau um die Unterschiede in diesen Mitteln geht es. Und das Gerede, der "durchschnittliche Wähler" (wer ist das überhaupt) könne das nicht beurteilen ist doch genau der Grund, der zur Politikverdrossenheit führt. Weil Leute wie Sie (und leider ein Großteil der Presse) a) stets behaupten, die Politik sei ein Einheitsbrei ("Über die wesentlichen Ziele besteht ja weitgehend Einigkeit") und dem Bürger keine Entscheidung zutrauen ("deren Geeignetheit der durchschnittliche Wähler überhaupt nicht beurteilen kann"), kommt doch der Gedanke von "wir hier unten haben nichts zu sagen, weil die Bonzen oben alles alleine entscheiden" bei den Menschen auf. Dazu kommt, dass ökonomische Fragen nicht alles sind, es geht auch um gesellschaftspolitische Entscheidungen. Die Mehrheit der Wähler ist schon in der Lage zu entscheiden, was sie wollen. Aber dazu braucht es keine Leute wie Sie, die es offenbar besser finden alle Unterschiede zuzukleistern. Nein, man muß sie benennen und die Frontlinien haben die Verfassungen von Schleswig-Holstein und Hamburg dabei nunmal zwischen Regierung und Opposition gelegt. Man muß das nicht so machen, aber hier ist es nunmal so.

Natürlich kann der durchschnittliche Wähler darüber entscheiden, ob er eher für oder eher gegen eine Vermögenssteuer ist. Natürlich kann der Wähler entscheiden, ob er es gut findet, wenn es mit einer Herdprämie belehnt wird, dass Frauen ihre Kinder zu Hause betreuen, statt sie in die Kita zu geben. Natürlich kann der Wähler entscheiden, ob er möchte, dass es eine Einheitsversicherung gibt oder weiterhin einen Dualismus zwischen GKV und PKV. Natürlich kann der Wähler entscheiden, ob er die gleichgeschlechtliche Partnerschaft der Ehe zwischen Mann und Fau gleichstellen will oder nicht. Und aus der Summe dieser Fragen kann er dann entscheiden, ob er lieber eine der Regierungsparteien oder eine der Oppositionsparteien wählt. Welche er dann jeweils wählt hängt davon ab, wem er jeweils mehr Einfluß in einer Regierung zukommen lassen will.

Und auf kommunaler Ebene kann ich natürlich entscheiden, ob ich eine Politik wählen will, die das wenige frei verfügbare Geld eher für Stadtteilkulturprojekte einsetzen will oder eher für die Straßenreparatur.
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Arno Nymus
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 10. Oktober 2012 - 01:05 Uhr:   

Bernhard Nowak schrieb

quote:

Es gibt bereits Berichte vom 16.09. und wenn Sie diese nicht zur Kenntnis nehmen



Wenn Sie mir jetzt noch plausibel erklären wie die Berichte über diese dementierten Gerüchte vom 16.09. (also ZWEI Wochen vor Steinbrücks Ernennung statt EINER Woche - ui) rückwirkend die Umfrage-Ergebnisse der etwa 15 Wochen seit Juni beeinflussen, könnte ich meine Beurteilung Ihrer Beschreibung nochmal überdenken.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 10. Oktober 2012 - 14:41 Uhr:   

@Norddeutscher:

Ich bezweifle ja nicht, dass der Wähler derartige Entscheidungen treffen kann. Ich sag bloß, dass er genauso gut entscheiden kann, wer eher in der Lage ist, Finanzmittel abzusahnen, unstrittige Verwaltungsaufgaben effizient zu organisieren oder im Krisenfall die Kontrolle zu bewahren. Dass seine Entscheidung ungeeignet ist, seine Ziele zu erreichen, ist bei allem möglich, wo die Wirkung etwas komplexer ist. Und das fängt schon damit an, dass normalerweise völlig unklar ist, was aus Wahlkampfaussagen nach der Wahl konkret wird. Z.B. mutiert die "Herdprämie" selbst ohne Wahl alle paar Wochen zwischen ziemlich schwachsinnigen und halbwegs vernünftigen Modellen, abgesehn davon, dass das ein Beispiel ist, wie sich eigentlich klar abgelehnte Außenseiterpositionen durchsetzen können.

Dass inhaltliche Einigkeit in allen wichtigen Fragen besteht, kommt praktisch vorallem in Gemeinden mit deutlich weniger als 5'000 Einwohnern vor; da gibts keine Stadtteilkulturprojekte. Sehr häufig stellt sich dann eh bloß eine Einheitsliste zur Wahl, aber auch mehrere konkurrierende Listen sind da oft rein milieubedingt und inhaltlich ohne Weiteres austauschbar. Auf der Kreisebene sind sich auch oft alle einig, weils da überwiegend um reine Verwaltung geht und die inhaltlichen Gestaltungsspielräume ohnehin gering sind. Die Bezirkstage in Bayern sind im Wesentlichen reine Konsensgremien; ob da die CSU 100% hat oder die SPD oder die Grünen, würd praktisch so gut wie nichts ändern, außer dass die Neigung zur Verfilzung steigt.
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 10. Oktober 2012 - 16:18 Uhr:   

"Dass inhaltliche Einigkeit in allen wichtigen Fragen besteht, kommt praktisch vorallem in Gemeinden mit deutlich weniger als 5'000 Einwohnern vor; da gibts keine Stadtteilkulturprojekte."

Wo habe ich von Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern gesprochen? Aber auch dort gibts inhaltliche Auseinandersetzungen: Wollen wir einen Bebauungsplan, der auf den Äckern von Bauer Piepenbrink Einfamilienhäuser zuklässt oder soll das lieber renaturiert werden? Soll das wenige frei vorhandene Geld dazu verwendet werden, dem plattdeutschen Amateurtheater im Dorfgemeinschaftshaus einen Zuschuss für die neue Produktion zu geben (das wäre dann das Äquivalent zur Stadtteilkultur) oder brauchen wir eher eine neue Ausstattung mit Sportgeräten für die Turnhalle der Grundschule, was dann auch dem Sportverein zugutekommt. Politik ist nicht nur die Große Entscheidung im Bundestag. Politik ist auch die kleine Entscheidung vor Ort. Und natürlich können sich auch mal alle einig sein - vor Ort sowieso, denn die Gemeindeordnungen kennen den Begriff der Opposition überhaupt nicht. Im Regelfall - so meine Erfahrung - sind aber nicht alle einig.

Die eben genannten Bespiele stammen aus einer Gemeinde im Hamburger Speckgürtel mit weniger als 10.000 Einwohnern und da waren CDU und FDP für das Neubaugebiet (mehr Einwohner = mehr Steuereinnahmen für die Gemeinde war das Argument) und SPD und Grüne dagegen (mehr Grün = mehr Lebensqualität für die, die schon dort wohnen war das Argument) und bei der Kommunalwahl 2008 verloren CDU und FDP aus rein kommunalen Gründen gegen den Landestrend erheblich (Die CDU, die landesweit leicht verlor, verlor hier ein Drittel ihrer Stimmen, die FDP, die landesweit deutlich gewann, verlor hier leicht). Die Frage was man möchte - Wohnungen oder Grün - ist schon eine politische Frage und sie hat auch die Wahl entschieden. Im Übrigen ist in dieser Gemeinde - wenn ich mich recht erinnere - auch gegen den Trend die Wahlbeteiligung gestiegen, weil es ein Thema gab, zu dem es klar unterscheidbare Auffassungen der Parteien gab.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 10. Oktober 2012 - 18:32 Uhr:   

Natürlich kann es auch in kleineren Gemeinden inhaltliche politische Konflikte geben. Je kleiner, kompakter und traditionsgeprägter die Gemeinde ist, desto unmittelbarer wird das Zusammenleben beeinträchtigt, wenn Mehrheiten auf Kosten von Minderheiten (oder auch umgekehrt) entscheiden. Drum wird da oft sehr genau ausgelotet, was für alle akzeptabel ist, und eigene Präferenzen zurückgestellt. Auch in größeren Gemeinden läuft es oft so, bloß sind mit zunehmender Größe eher Strukturen nötig, so dass dann die Konsensfindung eher erst nach der Wahl stattfindet.

Das Gegenmodell, dass gegebenenfalls 51% der Wähler die anderen 49% in allen Aspekten total unterdrücken, wird erst bei zunehmender Anonymität attraktiv und ist für mich nicht der erstrebenswerte Zustand, auch wenn es bezüglich der Effektivität durchaus Vorteile hat. Praktisch wird es so in Deutschland auch nicht gehandhabt; fast niemand will seine Position auch nur annähernd so weit ausreizen, bis es regelmäßig zu Straßenschlachten kommt.

Wobei es schon sein mag, dass die Neigung zu eher konfliktorientierter Problemlösung im Norden wirklich größer ist. Jedenfalls ist in Schleswig-Holstein nicht nur die politische, sondern auch die biologische Mortalitätsrate von Ministerpräsidenten ziemlich hoch.
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Interessierter
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Freitag, 12. Oktober 2012 - 10:43 Uhr:   

Je größerdie Gemeinde ist, umso größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man nicht mehr alle Interessen vereinbaren kann, nicht mal den Status Quo voraussetzen darf etc.pp. Zumal der Aufwand, jedes relevante Mitglied (Querulanten kann es ja immer geben, dennoch ist auch die Frage, welche Mitglieder relevant sind, sehr schwirig) zu hören immer größer wird.
Das alles ändert aber gar nichts am politischen Geschehen in der Gemeinde. Eher im Gegenteil, dadurch gewinnt zumeist eine Partei immer wieder die Mehrheit und wird schon kaum mehr in Frage gestellt.

Dass denn alle Lobbygruppen bei dieser Partei vorstellig werden sollte aber niemanden darüber täuschen, dass es politische Opposition natürlich immer noch gibt. Nur sind deren Erfolgsaussichten kleiner. So z. B. die SPD in weiten Teilen Bayerns oder die CDU in einigen Kommunen des Ruhrgebietes.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Freitag, 12. Oktober 2012 - 16:38 Uhr:   

@Norddeutscher
Danke für die Klarstellung - damit ersparen Sie sich auch Beifall von der falschen Seite.
Es bleibt dennoch dabei: wenn es ans Eingemachte geht, werden die Piraten nicht mit der Koalitionsmehrheit stimmen. Opposition sind eben alle, auf die die Regierung im Zweifelsfall nicht bauen kann.
Sicherlich ist es für den Wähler übersichtlicher, wenn er in jeder Abstimmung klare Fronten beobachten kann - aber es ist durchaus gerechtfertigt, wenn eine Partei/Fraktion jedem Gesetzesentwurf zustimmt, der aus ihrer Sicht eine Verbesserung gegenüber der bis dahin geltenden Gesetzeslage darstellt. Der Wunsch einer noch weitergehenderen Änderung der Gesetzeslage kann sich ja durchaus in Redebeiträgen niederschlagen.
Gleichzeitig muss man bei den Piraten berücksichtigen, dass es sich um Politneulinge handelt, die sich programmatisch noch festigen müssen - und da ist es zunächst einmal sehr schwer, sich inhaltlich im Landtag sofort auf allen Politikfeldern zu bewegen.
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SaaleMAX
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 09. Januar 2013 - 14:13 Uhr:   

Nach neusten Umfragen , zumindest der von STERN/RTL wählen fast nur noch die verbliebenen FDP Mitglieder die FDP. Also knapp 2%!
Also all die Menschen, die von den FDP veranlagten Gesetzen bisher profitiert haben.
Also Hoteliers,Ärzte und Apotheker sowie Rechtsanwälte und Steuerberater.Klientelpartei ist und bleibt Klientelpartei, mit großer Klappe und viel heißer Luft !Aber sie ist und bleibt ein Stehaufmännchen und verleiht sich selbst immer wieder ungeahnte Flügel......
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 09. Januar 2013 - 15:24 Uhr:   

Schwachsinn. Die FDP hat nicht annähernd 2% der Wähler als Mitglied. Das hat nichtmal die Union, die fast die Hälfte aller Parteimitglieder stellt. Die FDP war nie eine besonders mitgliederstarke Partei (außer direkt nach der Übernahme des DDR-Erbes) und verliert in jüngster Zeit stärker als Union und SPD, so dass sie inzwischen wieder deutlich unter 5% aller Parteimitglieder ist (hat sie 2009 erreicht). Inzwischen dürften sogar die Grünen mehr Mitglieder als die FDP haben und könnten irgendwann die 5% erreichen (die im Gegenzug die Linke demnächst unterschreiten wird). Die Piraten sind bei ungefähr 2,5%. Insgesamt sind nurnoch wenig über 2% der Wahlberechtigten Mitglied in einer Partei.
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Roger F.
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 09. Januar 2013 - 23:47 Uhr:   

@Ratinger Linke: Ich weis zwar nicht wie es bei anderen KV der Linken aussieht. Im eigenen treten jedenfalls deutlich mehr junge Mitglieder ein als auf der anderen Seite verloren gehen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 10. Januar 2013 - 00:58 Uhr:   

Seit 2009 verliert die Linke jedenfalls ziemlich synchron zur FDP Mitglieder (~ 4'000 pro Jahr auf etwas höherem Niveau). Das betrifft zumindest alle Landesverbände, außer teilweise kurzzeitig da, wo Wahlen anstehn.

Die Linke ist zwar inzwischen weniger überaltert als noch vor einigen Jahren, aber die neu Eintretenden sind häufig auch schon älter. Dass deren Durchschnittsalter nicht viel höher als bei anderen Parteien liegt, liegt hauptsächlich daran, dass praktisch niemand jenseits von 65 eintritt. Die ältesten Neueintritte haben übrigens inzwischen die Grünen, während bei der SPD fast nur Junge eintreten.

2011 hat die Linke auch deutlich mehr Austritte als Eintritte gehabt; relativ dazu sind die Verluste durch Todesfälle relativ klein (ähnlich wie bei der Union; die SPD hat relativ etwas höhere todesbedingte Verluste, der Rest deutlich kleinere). Generell ist der Grundumsatz bei der Linken ziemlich hoch; wie bei allen kleineren Parteien treten zwar relativ viele Leute ein, aber auch viele wieder aus (auch die FDP hat relativ mehr Neueintritte als Union oder SPD).

[Oskar Niedermayer 2012], [aktuellere Daten]
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Björn
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 10. Januar 2013 - 09:37 Uhr:   

Das interessiert mich nun doch, worin der Reiz bei jungen Leuten besteht, in die SPD einzutreten. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich noch eine Diskussion verfolgt, in der behauptet wurde, die SPD hätte das Problem, dass sie zu einer Altherren-Partei verkomme in der Führung.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 10:38 Uhr:   

Nach dem Ergebnis von gestern kann man eigentlich über die Bundestagswahl nur eines sagen: Man kann noch überhaupt nichts sagen.

Acht Monate vor der Bundestagswahl kann man alle aktuellen Umfrageergebnisse für den Bund in die Tonne treten. Niemand kann auch nur in Größenordnungen angeben, wer diese Wahl gewinnen wird, oder wer auch nur ins Parlament kommen wird. Die allseits behaupteten 4% für die FDP sind auf jeden Fall realitätsferner Unfug.

Nur mal zum Vergleich: Nach den Umfragen vor acht Monaten in Niedersachsen hätte die FDP gestern mit 4% aus dem Parlament fliegen müsse, die Linken wären mit 8% drinnen - und rot/grün hätte mit einem satten Vorsprung von 13% gewonnen.
Diese "Prognosen" waren so jenseits der Realität, da wäre Kaffeesatzlesen seriöser gewesen.

Klar ist nur, daß das Wahlergebnis die Stimmung für die nächsten Monaten beeinflussen wird. Insbesondere sind Steinbrück und Rösler und ihre Parteien psychologisch gestärkt worden. Umgekehrt müssen die Linken ihre Schlappe nicht wirklich als Menetekel nehmen - für den Bundestag sind ihre Chancen immer noch gut. Selbiges gilt für Merkel.

Nur bei den Piraten könnte das Niedersachsen-Aus auch ein Ende ihrer weiteren Ambitionen bedeuten.
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Björn
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 11:46 Uhr:   

Naja, ganz so würde ich das auch nicht sagen. Denn was die Lager angeht, lagen die Umfragen nämlich richtig, dass es knapp werden würde. Nur der Austausch unter den Lagern war nicht korrekt.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 12:20 Uhr:   

Wenn man den ganzen Wahlausgang auf zwei Lager reduziert, dann ist natürlich das Fehlerpotential viel geringer. Dann hat eine Wahlprognose (bei knappen Wahlausgängen, ansonsten ist das eh trivial) aber auch nur noch die Qualität einer Wettervorhersage, die schlicht immer "Sonnenschein" behauptet - die wird oft recht haben, aber oft eben auch nicht, und ist auf jeden Fall wertlos.

Es gibt genügend Beispiele aus den letzten Wahlen, wo ein Teil der Prognosen bei den Lagern halbwegs dicht am Ergebnis lag. Aber ein anderer Teil lag eben auch zwei/drei Prozent daneben - was nun einen ganz entscheidenden Unterschied ausmacht.

Und dabei reden wir auch nur von Umfragen, die ganz kurz vor der Wahl erhoben werden. Schon mit einigen Wochen Abstand ist die Ähnlichkeit mit dem Wahlergebnis oft nur noch flüchtig.

Und eine Prognose über mehr als ein halbes Jahr kann man völlig vergessen. Die stimmt fast nie, und wenn, dann nur aus Zufall.

Die aktuellen Bundestrends haben mit dem Wahlergebnis vom Herbst fast nichts zu tun.
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Björn
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 12:38 Uhr:   

Man sollte wohl wirklich bei Parteien, die bei den Telefonumfragen bei 5% herumkrebsen, vielleicht stärker das Potenzial berücksichtigen, dass der wahrscheinliche Koalitionspartner bei klaren Koalitionsaussagen, Stimmen abgibt. Nur wie man das wirklich machen will, weiß ich nicht. Da müsste man explizit nach Erst- und Zweitstimmenverhalten fragen. Das wird doch so in der Form nicht gemacht, oder?
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Klare Entscheidung
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 14:45 Uhr:   

"dass der wahrscheinliche Koalitionspartner bei klaren Koalitionsaussagen, Stimmen abgibt"

Nicht der Koalitionspartner gibt Stimmen ab, sondern es sind immer noch der Wähler und die Wählerin. Und wenn die das bei der Befragung nicht angeben, hilft die beste Umfragetechnik nicht. Offewnkundig krankt die Meinungsforschung daran, dass sie die Wahlabsicht eben nicht erforschen kann, weil die Wählerinnen und Wähler ihnen nicht wirklich das erzählen, was sie dann am Wahltag tun. Das muss kein bewusstes Verschweigen durch die Befragten sein, es kann auch an recht kurzfristigen Entscheidungen liegen. Nur sollte man dann als Institut nicht so tun, als würde man ein Ergebnis vorhersagen, sondern die Auftraggeber vertraglich verpflichten, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es sich um eine momentaufnahme handelt, die nichts mit der tatsächlichen Wahl zu tun hat. Tut man dies nicht, handelt man unseriös.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 15:30 Uhr:   

@Björn
R.A. bezieht sich deutlich auf Umfragen lange vor der Wahl - und die zeigen in der Regel "Ergebnisse", die oft weit neben den Wahlergebnissen liegen.
Die Frage nach Erst- und Zweitstimme ist meist obsolet: nur weil ein FDP-Wähler die Erststimme an die CDU (analog: Grünen-Wähler an die SPD) vergibt, ist er doch nicht automatisch ein Leihwähler oder ein halbherziger Anhänger. In der Regel ist das jemand, der die Erststimme in den meisten Wahlkreisen dort einsetzt, wo sie den Wahlkreis entscheiden kann.

@K.E.
Wie werden denn üblicherweise Sonntagsfragen in den Medien präsentiert? Meist ist es doch der berühmte Satz "Wenn am kommenden Sonntag Wahl wäre, käme Partei X auf Y% ..." mit dem die Umfrage eingeleitet wird.
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Klare Entscheidung
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 21. Januar 2013 - 15:35 Uhr:   

"Wenn am kommenden Sonntag Wahl wäre, käme Partei X auf Y% ..."

Und das ist eben falsch. Richtig wäre, "wenn am Tag unserer Befragung Wahl gewesen wäre, hätte Partei X mit einer Wahrscheinlichkeit von Z% ein Ergebnis in einem Korridor von A%-B% erhalten. Bitte beachten Sie, dass dieses keine Aussagekraft für in der Zukunft liegende Wahlen hat."

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