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Archiv bis 27. November 2002

Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Wahlen, Abstimmungen usw. im europäischen Ausland » Nationalratswahlen in Österreich » Archiv bis 27. November 2002 « Zurück Weiter »

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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:14 Uhr:   

Laut ARD-Tagesschau um 17 Uhr klarer Sieg der ÖVP, Verluste bei FPÖ, trotzdem immer noch dritte Partei vor den Grünen. SPÖ schlechter als erwartet.
Spiegel online: Hohe Wahlbeteiligung, aber noch keine Ergebnisse.
Wer weiß mehr? Bitte sofort hier veröffentlichen!
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:20 Uhr:   

ORF Hochrechnung
ÖVP 43,2%
SPÖ 36,5%
FPÖ 10,1%
Grüne 8,2%

http://de.news.yahoo.com/021124/286/3325x.html
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:39 Uhr:   

www.election.de
Prognose/Hochrechnung (?) 17.17 Uhr
ÖVP 42,5
SPÖ 36,2
FPÖ 10,7
Grüne 8,2
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:45 Uhr:   

http://orf.at/wahl02/hr/grafik.htm
(Stand 17.31)
ÖVP 42,9%
SPÖ 36,6%
FPÖ 10,4%
Grüne 8,2%
Sonstige 1,9%
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TorstenSchoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:45 Uhr:   

ORF um 17.31

ÖVP 42,9
SPÖ 36,6
FPÖ 10,4
Grüne 8,2

Hochrechnungen unterteilt nach Bundesländern mit Visualisierung auf http://orf.at/wahl02/
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c07
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:49 Uhr:   

Torsten: Da steht aber Teilergebnis und nicht Hochrechnung drauf.
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:50 Uhr:   

Schön, daß wir dieselbe Quelle gefunden haben.

Erste Analysen?
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:51 Uhr:   

@ c07

Stimmt, sehe ich auch gerade. Es fehlen v.a. die Ergebnisse aus Wien. Aber ich glaube, die Tendenz ist ersichtlich.
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Michael Herkenhoff
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:54 Uhr:   

Den aktuellen Stand der Auszählung findet man unter nachfolgendem URL: http://orf.at/wahl02/E00000.HTM

Allerdings überzeichnet der jetztige Stand der Auszählung das Ergebnis der ÖVP, da bis jetzt aus Wien noch keine Ergebnisse gemeldet sind.
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 17:58 Uhr:   

http://de.news.yahoo.com/021124/12/3328d.html

Auch eine Hochrechnung des Innenministeriums bei einem Auszählungsstand von 41 Prozent sah die ÖVP klar vorn. Die
Regierungspartei kam demnach auf 44,2 Prozent, was 82 Mandaten im 183 Sitze umfassenden Nationalrat entspricht. Die SPÖ lag bei 36,3 Prozent und 68 Mandaten, die FPÖ bei 10,0 Prozent (18 Mandaten) und die Grünen bei 8,0 Prozent (15 Mandaten).
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 18:02 Uhr:   

Das ORF macht wohl gleichzeitig Teilergebnisse aus allen Bundesländern und eine Hochrechnung für Gesamt-A öffentlich.

Spontane Gedanken:
schwarz-blaues Lager zusammen fast gleichbleibend, wohl starker Wechsel von FPÖ zur ÖVP
rechnerisch vielleicht sogar schwarz-grün möglich, aber politisch unwahrscheinlich
Liberales Forum politisch tot, stabiles Vierparteiensystem entwickelt sich
ÖVP kann sich Partner aussuchen
Grüne schwächer als in Umfragen erwartet - Ursachen?
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 18:03 Uhr:   

Und die ORF-Hochrechnung (!) von 18 Uhr:

ÖVP 42,3
SPÖ 37,1
FPÖ 9,9
Grüne 8,9
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 18:04 Uhr:   

ORF 18 Uhr

SPÖ 37,1
ÖVP 42,3
FPÖ 9,9
Grüne 8,9
Sonstige 1,8

http://orf.at/wahl02/hr/grafik.htm
(das ist der Link unten bei http://orf.at/wahl02 )
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MIchael Herkenhoff
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 18:18 Uhr:   

Die Wahlbeteiligung scheint höher zu liegen als 1999. Offenkundig hat der Lagerwahlkampf mobilisiert. Die Wahl stellt partiell eine Rückkehr zu den Verhältnissen vor Haider dar, SPÖ und ÖVP sind jetzt eindeutig wieder die großen, dominierenden Volksparteien, allerdings mit umgekehrtem Stärkeverhältnis. (Die ÖVP liegt eindeutig vorn). Die Grünen haben bei weitem nicht so viel gewonnen, wie vorhergesagt. Die FPÖ ist abgeschmiert, Haider hat vorerst ausgereizt. Aus der Regierung heraus läßt sich halt mit Populismus her wenig erreichen. An dem Spagat zwischen dem Regierungsflügel einerseits und Haider und Konsorten andererseits ist die FPÖ gescheitert. Deshalb dürfte die FPÖ jetzt vor einer Richtungsentscheidung stehen. Wieder in die populistische (Fundamental)-Opposition oder wieder Regierungspartner, jetzt allerdings deutlich zurechtgestutzt.

Erkenntnisse für Deutschland:

a) Das rot-grüne-Modell dient zur Zeit nur als Schreckgespenst.
b) Möllemanns Versuch der Haiderisierung der FDP hat zum Glück für die Liberalen nicht geklappt. Der Spagat zwischen populistischer Opposition und seriöser Regierungspartei wäre auf Dauer nicht durchzuhalten gewesen. Insofern ist die Wahl heute auch ein Lehrstück für Westerwelle.
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 19:13 Uhr:   

ORF Hochrechnung 19 Uhr

ÖVP 42,3
SPÖ 37,0
FPÖ 10,2
Grüne 8,8
sonstige 1,7
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Friedrich Mörsberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 19:18 Uhr:   

Diese Hochrechnungen sind mit großer Vorsicht zu genießen. Schließlich fehlt bei der letzten OFR-HR noch 64% von Wien, sowie die Städte Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt zur Gänze. Die Dörfer hingegen sind sämtlich bereits ausgezählt. Ein Blick auf die Details zeigt nun aber, dass der Zugewinn von Rot und Grün in den bereits ausgezählten Städten (Graz, Dornbirn, St. Pölten) deutlich höher ausfällt als auf dem Lande.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 19:34 Uhr:   

Das stellt sich halt die Frage: Sind das bisher nur Teilergebnisse (dann würden die "roten" Städte noch zu krassen Änderungen führen können) oder sind das Hochrechnungen (dann wäre dieser Effekt schon eingerechnet und es würde sich wohl nichts Wesentliches mehr ändern).

Die FPÖ hat die Quittung für den völlig bescheuerten internen Konflikt zwischen Regierungsbeteiligung und Haider'scher Provinzopposition bekommen.

Jetzt ist die Frage, welche Gruppe sich in der neuen Fraktion durchsetzen wird.

Der für Deutschland interessanteste Aspekt: Noch nie hat eine deutsche Wahl so stark eine ausländische beeinflußt. Die ÖVP hat ja in einer breiten Kampagne das Negativbild Schröder benutzt, um vor rot/grün in Österreich zu warnen und damit wohl einen Riesenerfolg erzielt.
Das wird umgekehrt auch Wirkung in Deutschland zeigen.
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 19:43 Uhr:   

Die Wahlbeteiligung war wohl v.a. in Vorarlberg und Tirol höher als beim letzten Mal, in den anderen Ländern (Wien steht noch nicht fest)fast gleich oder etwas geringer. Da es sich bei den beiden um ÖVP-Hochburgen handelt, kann man schließen, daß diese ihre Anhänger am besten mobilisiert hat.
Die FPÖ ist überall abgestürzt, selbst im Haider-Land Kärnten ist sie nur noch dritte Kraft.
In den Städten sind SPÖ und Grüne traditionell stärker, das zeigt sich diesmal primär bei den Grünen: die ÖVP gewinnt auch in den Städten stark von der FPÖ.
Das Liberale Forum scheint in Wien von 7 auf 1 Komma nochwas Prozent abgestürzt zu sein, wohl zugunsten der Grünen.
Rot-Grün ist gewachsen, hat aber verloren. Eindeutiger Sieger ist die ÖVP. Schüssel scheint mit seiner Strategie der Entzauberung Haiders Erfolg gehabt zu haben. Glückwunsch, Kanzler!
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 24. November 2002 - 20:33 Uhr:   

Jetzt scheint das vorläufige Endergebnis festzustehen
(ORF 100% Auszählungsstand)
http://orf.at/wahl02/E00000.HTM

Stimmen Sitze
ÖVP 42,27% 1.981.213 79
SPÖ 36,90% 1.729.586 69
FPÖ 10,16% 476.225 19
Grüne8,96% 419.957 16
LIF 0,97% 45.568
KPÖ 0,57% 26.763
sons.0,17% 8.150

Die Wahlzahl mit der man die Sitzverteilung berechnen kann ist 25.000 Stimmen.
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Cram
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 02:13 Uhr:   

Glückwunsch Österreich


Die Wähler haben eine kluge Entscheidung getroffen. Die Österreicher haben gut gewählt und einen erfolgreichen Kanzler wiedergewählt, der mit seiner Politik den Staatshaushalt konsolidiert (Neuverschuldung starkt zurückgefahren)und die Finanzen saniert hat. Österreichs Neuverschuldung liegt nahe 0% des BIP, ein Ergebnis von dem Schröder-Eichel nur träumen können, die 2002 die Schulden auf Rekordniveau erhöht haben und nun alles daransetzen einen neuen Rekord bei der Steuer- und Abgabenbelastung aufzustellen.
Mit der Wahl ist auch klar das Herr Haiders Klamauk-Strategie gescheitert ist. Er hat die Partei zur Größe einer Volkspartei geführt, hat aber jetzt sein eigenes Werk zerstört. Durch Intrigen und Sabotage hat er die FPÖ-Parteiführung abgesetzt und die Koalition zum platzen gebracht. Das Ergebnis und Resultat der Wahlen sollte der FPÖ zu denken geben. Das ist eine deutliche Quittung der Wähler für dieses unverantwortliche Verhalten.
Die Partei sollte sich daher überlegen ob sie sich nicht nun neu ausrichtet und Herrn Haider aus der Parteiführung entfernt. Dann könnte sich auch die Chance zu einer Neuauflage von Schwarz-Blau ergeben.
Ansonsten bliebe wohl nur eine Große Koalition übrig.
Aber mei, so oder so, deutsche Verhältnisse mit Rot-Grün (und Steuererhöhungs- und Umverteilungswahn) bleiben Österreich erspart.
Österreich, du hast es besser.
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Stephan Glutsch
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 02:43 Uhr:   

Glückwunsch an unsere Freunde in Österreich!

Der wiedergewählte Kanzler Schüssel kann sich bei Gerhard Schröder bedanken, den er hat schon einmal demonstriert, was bei RotGrün auf Österreich zukäme. Die Kampagne der EU-Regierungschefs gegen Österreich hat wohl auch noch dazu beigetragen. Die österreichischen Sozis und Grünen gerieten in den Verdacht der Nestbeschmutzung, und die ÖVP brauchte keine besondere Rücksicht im Wahlkampf nehmen zu und klebte Plakate mit Gerhard Schröder.

Erfreulich ist auch, daß die ÖVP konservative Wähler von der FPÖ zurückgewonnen hat. Ich rechne mit einer Neuauflage der bisherigen Koalition, jedoch mit starken Auflagen an die FPÖ, denn noch so eine Panne kann sich Schüssel nicht leisten.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 10:34 Uhr:   

Krasses Ergebnis. Schüssel hat genial gepokert und hoch gewonnen, die klaren Verlierer sind Haider und Schröder.

Die leichten Zugewinne von rot/grün sind wohl darauf zurückzuführen, daß LiF und KPÖ fast komplett absorbiert wurden.
Zwischen Regierung und Opposition hat es offenbar kaum Wählerbewegungen gegeben.

Jetzt wird es erst einmal darauf ankommen, wie der FPÖ-interne Machtkampf ausgeht. Normalerweise müßte man erwarten, daß Haider nun abserviert wird und die FPÖ einen seriösen Kurs mit Regierungsteilnahme fährt. Aber "normalerweise" kam in den letzten 10 Jahren FPÖ-Geschichte selten vor.
Wenn umgekehrt Haider nun wieder die Partei dominiert, wird die ÖVP trotz Wahlsieg etwas traurig in der Gegend stehen - das würde dann keine leichte Regierungsbildung.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 13:39 Uhr:   

Haider ist jetzt als Kärntener Landeshauptmann zurückgetreten. Ich erwarte eine Fortsetzung der Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ mit der "gemäßigten" Mannschaft um Rieß-Passer und Grasser und einem oder zwei Leuten, die Brücken zum Haider-Flügel schlagen könnten. Im übrigen war dieses Ergebnis zu erwarten, da viele frühere FPÖ-Wähler ja konservative Wähler, also eigentlich ÖVP-Wähler, gewesen sind, die gegen die Juniorpartnerschaft der ÖVP in der Koalition mit der SPÖ sich ausgesprochen haben. Insgesamt sind jedoch die Blöcke ziemlich stabil geblieben: rund 54% für schwarz-blau und 45% rot-grün, wobei ich ebenfalls die leichten Gewinne für rot-grün darauf zurückführe, dass aufgrund des Ausscheidens der kleineren Parteien (KPÖ und LiF) deren Stimmen an rot-grün gegangen sind. In Österreich hat sich im übrigen - wie in Deutschland - ein stabiles 4-Parteien-System entwickelt, es scheint also wieder mehr Konzentration im Parteiengefüge zu geben (in Deutschland beziehe ich mich auf den Niedergang der PDS)
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 13:53 Uhr:   

@Bernhard Nowak:
> Im übrigen war dieses Ergebnis zu erwarten, da viele frühere
> FPÖ-Wähler ja konservative Wähler, also eigentlich ÖVP-Wähler,
> gewesen sind, ...
Auch solche Wähler gibt es natürlich, aber die Masse der FPÖ-Wähler hat Haider mit seinem "Kleine-Leute"-Populismus von der SPÖ gewonnen.

Von ihren früheren absoluten Mehrheiten sind die österreichischen Sozialdemokraten ja meilenweit entfernt, letztlich hat diese Wahl trotz der internen Verschiebungen im wesentlichen den langfristigen Trend von links nach rechts bestätigt.

Ich bin mal gespannt auf die genaueren Wählerwanderungsanalysen in den nächsten Wochen und hoffe, daß dabei auch auf die langfristigen Veränderungen geachtet wird.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 14:35 Uhr:   

Bei Haider-Ankündigungen sollte man generell äußerst vorsichtig sein, seinen Rückzug hat der schon ziemlich oft erklärt. Und die FPÖ-Wähler von 1999 waren keineswegs nur ehemalige ÖVP-Wähler. Gerade auch in Kärnten hat er massiv ehemalige SPÖ-Wähler gewonnen, die ÖVP war dort immer schwach. Ein Rechenexempel: Die FPÖ steigerte sich in Kärnten von 1983 (letzte Wahl vor Haiders parteiinterner Machtergreifung) bis 1999 von 10,7 auf 38,6%, die ÖVP verlor im selben Zeitraum aber "nur" 15,8 Prozentpunkte von 32,1 auf 16,3%, die SPÖ fiel von 52,9 auf 35,7%. Bei den Landtagswahlen ist diese Tendenz noch krasser. Also selbst wenn alle, die der Volkspartei den Rücken gekehrt haben, zu Haider übergelaufen sind, läßt sich der Aufstieg der FPÖ damit nicht annähernd erklären. Außerdem, und das wird oft zu wenig beachtet, gab es in der SPÖ immer auch einiges an braunem Gedankengut. Auch hier ist Kärnten Paradebeispiel: SPÖ-Landeshauptmann Leopold Wagner sprach z.B. noch in den 80-er Jahren voller Stolz von seiner Zeit als "hochkarätiger Hitlerjunge". Geschadet hat ihm das weder in der Partei noch in der Bevölkerung.

Und ich glaube auch nicht, dass die FPÖ überhaupt reformfähig ist. Das alleinige Sagen in der FPÖ hat und hatte seit 1986 immer Haider, die Ereignisse der letzten Monate haben das ja wieder krass gezeigt. Selbst wenn er als Landeshautmann abtritt, wird er weiter bestimmenden Einfluss haben. Riess-Passer, Westenthaler und Co. waren bloß seine Marionetten, die auch noch so beschränkt waren, das nicht zu kapieren. Von denen ist nichts zu erwarten. Der einzige, der sich nicht zum Deppen degradieren ließ und Ansehen hat, ist Grasser. Aber der hat als Renegat (die in radikalen Parteien ja meist noch mehr verhaßt sind als der politische Gegener)keine Chance mehr in der FPÖ.
Für Schüssel wird die Lage trotz seines großen Erfolgs also extrem schwierig mit einem unzuverlässigen Partner.
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Michael Herkenhoff
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 15:17 Uhr:   

@Ralf Arnemann

Ich halte das Wahlergebnis im Hinblick auf die früheren FPÖ-Wähler ebenfalls für sehr erstaunlich. Haider hatte bis 1999 sehr viel Zuspruch von den "kleinen Leuten", den potentiellen SPÖ-Wählern, erhalten. Diese Wählerschichten sind jetzt nicht zur SPÖ zurückgekehrt, sondern anscheinend zur ÖVP übergelaufen. Ob die Konservativen diese Wählergruppen auf Dauer binden können, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall scheint die Ausstrahlungskraft der SPÖ nicht so groß zu sein, diese Wähler wieder an sich zu binden. Ich bin gespannt auf detaillierte Untersuchungen der Wählerbewegungen. In Österreich ist bei dieser Wahl erkennbar sehr viel in Bewegung, man kann sogar sagen ins Rutschen gekommen.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 15:27 Uhr:   

Eine Wahlstromanalyse gibt es schon:
http://derstandard.at/
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Insider
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 19:03 Uhr:   

@Cram:
1. Schüssel und Grasser sind, wie übrigens alle anderen Spitzenkandidaten der Wahl (Haupt, von der Bellen, Gusenbauer), bekennende Neo-Keynesianisten.
2. Die Zurückführung der Neuverschuldung ist nicht etwa auf ein hohes Wirtschaftswachstum zurückzuführen, sondern auf die eine der höchsten Steuern- und Abgabenquoten in der Geschichte Österreichs.
3. Zwei Länder haben sogar Überschüsse realisiert: Dänemark und Finnland, ebenfalls mit dem Konzept des starken Staates, mit Steuersätzen, bei denen die neoliberalen Dummbatzen in Deutschland sich auf der Stelle einen Strick kaufen würden.
4. Die Wirtschaftsliberalen sind wieder mal unter der 4%-Hürde geblieben. Hurra!
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Michael Herkenhoff
Veröffentlicht am Montag, 25. November 2002 - 19:40 Uhr:   

@Thomas Frings
Danke für den Hinweis auf die Wahlanalyse im Standard. Sie sagt im Hinblick auf die Wahl von 1999 das aus, was Ralf und ich schon ausgeführt haben: dass die FPÖ 1999 bei den Arbeitern überproportional gut abgeschnitten hat und sogar in dieser Wählergruppe die stärkste Partei war. Jetzt sind diese Wählerschichten zur ÖVP abgewandert. Die Analyse im Standard stellt sogar die Frage, ob man bei der ÖVP überhaupt noch von einer bürgerlichen Partei sprechen kann. (Die umgekehrte Frage stellt sich für die SPÖ; handelt es sich bei dieser noch um eine Arbeiterpartei?). Signifikant scheint für beiden Parteien der rapide Rückgang des Stammwähleranteils zu sein. Insofern ist der Wahlsieg der ÖVP nicht strukturell begründet, die Wähler sind so mobil, dass die nächste Wahl ganz anders ausgehen kann.

@"Insider"
Wenn Du mit Deiner Bemerkung über die "Wirtschaftsliberalen" auf das "Liberale Forum" anspielst, so kann ich in Dein "Hurra" nicht einstimmen. Das "Liberale Forum" hat sich von der FPÖ abgespalten, weil einige ehrenwerte Liberale um Heide Schmidt mit dem braunen Quatsch von Haider nichts zu tun haben wollten. Man kann wahrhaftig Schlechteres von einer Partei sagen!
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Ötzi
Veröffentlicht am Dienstag, 26. November 2002 - 19:48 Uhr:   

@Insider:
Schüssel hat sich zwar mehrfach zu einer antizyklischen Finanzpolitik bekannt, seine tatsächliche Arbeit hält diesem Anspruch jedoch nicht stand. Statt bei einem noch mieseren Wachstum als Deutschland, jedoch mit größeren Spielräumen im Haushalt, die Ausgaben konjunkturgerecht auszuweiten, wie z.B. Großbritannien um 8%, klammerten sich Grasser und Schüssel dogmatisch an das Nulldefizit, was sowohl in Österreich als auch von der EU (!!!) gerügt wurde.
@Herkenhoff:
Wahrscheinlich spielt Insider nicht auf die ehrenwerte Treue des Liberalen Forums zu den Werten des Liberalismus, was die Gesellschaftspolitik betrifft, an, sondern auf die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Partei, die sich vom nicht weg zu diskutierenden sozialen Anspruch der Kleine-Leute-FPÖ unterscheidet. Deswegen wird die FPÖ aber keinen Deut besser, wie wohl mir die neoliberale Seite des Liberalen Forums ebenfalls unsymphatisch ist.
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alberto
Veröffentlicht am Dienstag, 26. November 2002 - 20:01 Uhr:   

{smile}

Quote:

Statt bei einem noch mieseren Wachstum als Deutschland, jedoch mit größeren Spielräumen im Haushalt, die Ausgaben konjunkturgerecht auszuweiten, wie z.B. Großbritannien um 8%, klammerten sich Grasser und Schüssel dogmatisch an das Nulldefizit, was sowohl in Österreich als auch von der EU (!!!) gerügt wurde.


Wir sollten ihm unbedingt

unseren Kannznichler als Berater aufschwatzen, dann ist uns beiden geholfen.
WahlRechtReform
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Dienstag, 26. November 2002 - 20:18 Uhr:   

Natürlich hat Haider auch SPÖ-Wähler binden können, insbesondere in Kärnten. Was ich jedoch meinte, war etwas anderes. Wenn man die Wahlergebnisse von ÖVP und FPÖ 1999 und heute addiert und den Vergleich zieht, hat es kaum nennenswerte Veränderungen gegeben. Dass die SPÖ dagegen verlor, ist meiens Erachtens darauf zurückzuführen, dass anstelle volkstümlicher Spitzenkandidaten wie Kreisky oder Häupl eher Ideologen (Sinowatz, jetzt Gusenbauer) auf seiten der SPÖ aufgestellt wurden. Hätte die SPÖ statt Gusenbauers Häupl aufgestellt (der ja eine Mitarbeit in einer großen Koalition auch im Gegensatz zu Gusenbauer nicht verweigert), hätte sie meines Erachtens besser abgeschnitten. Sicherlich hat auch die einseitige Diskussion der Ergebnisse rot-grüner Politik in Deutschland durch Deutschlands mehrheitlich konservative Massenmedien (denn von Wahlbetrug in Deutschland kann nun wirklich keine Rede sein, aber dies kann in diesem Thread nicht näher ausgeführt werden) eine Rolle gespielt und die Wahlen in Österreich beeinflusst.

Nachdem Haider nun seinen angekündigten Rückzug wieder rückgängig gemacht hat, dürfte es für Schüssel schwerer werden, schwarz-blau zu realisieren; vielleicht gibt es - trotz Klestils Bedenken - auch eine ÖVP-Minderheitsregierung.
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Torsten Schoeneberg
Veröffentlicht am Dienstag, 26. November 2002 - 21:05 Uhr:   

"Deutschlands meist konservative Medien"???

Tut mir leid, da fällt mir nur die FAZ und die Springer-Presse ein.
Österreichs Medien sind dagegen wohl mehrheitlich konservativ einzuordnen.
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Insider
Veröffentlicht am Dienstag, 26. November 2002 - 22:33 Uhr:   

@Nowak: Der Einfluß der deutschen Nachwahldiskussionen auf die Ösi-Wahl mit meiner Meinung nach gnadenlos überschätzt. Die Angst vor Rot-Grün in Ö. ist ein ö. Phänomen, das durch in D. nicht vorstellbare, billige und polemische Verdummungs- und Verleumdungskampagnen durch FPÖ, ÖVP und reaktionäre Presselandschaft am Kochen gehalten wird, selbst weite Teile der SPÖ-Basis, mit den entsprechenden Rückkopplungen auf die Parteispitze, stehen einem Bündnis mit den Grünen aufgrund überkommener Vorurteile und einer konservativeren Parteistruktur im Vergleich zur SPD leider immer noch skeptisch gegenüber.
Meiner Meinung nach ist richtig, daß sich die Grünen nun konsequent den scheinheiligen Annäherungsversuchen der ÖVP widersetzen, die bis zum Wahltag die Grünen in schäbiger Härte bekämpften. Auch die SPÖ sollte nicht in die tödliche Umarmung der ÖVP laufen, sondern nach der deutlichen Wahlniederlage zusammen mit den Grünen im engeren Schulterschluß als bisher die schwarz-braune Chaos-Koalition bekämpfen, der die ö. Wähler aus mir unerfindlichen Gründen wieder eine Mehrheit verschafft haben.
Zu den Spitzenkandidaten: Gusenbauer ist kein Ideologe, sondern höchstens im Vergleich zu Schüssel ein eher uncharmanter, weniger eloquenter und blasser Kandidat gewesen. Möglicherweise hat er die SPÖ dadurch Stimmen gekostet, allerdings sollte man nun nicht schon wieder eine Personaldiskussion beginnen. Aus deutscher Sicht ist bedenkenswert, daß in Ö. die Spitzenkandidaten eine viel herausragendere Bedeutung für das Wahlergebnis haben, was ö. Politikwissenschaftler mit den tief verwurzelten, auch historisch begründeten autoritären Weltbilder und Denkwelten vieler Ö. erklären.
Den Ruf nach dem starken Mann machte sich ja Haider zunutze, jetzt zeigt sich wieder mal, wie auch bei Schill in HH, daß große Sprüche und einfache Antworten auf komplizierte Fragen schnell zu dem schrumpfen, was sie eigentlich sind: heiße Luft, die zudem das gesellschaftliche Klima vergiftet.
@Schoeneberg: Du wirst doch wohl nicht leugnen, daß weite Teile der Presselandschaft heute die Kampagnen zum Erfolg führen wollen, die am 22. September Gott sei Dank nicht gefruchtet haben. U.a. BILD, WELT, aber leider auch die FAZ beweisen das beinahe täglich, wenn sie Kritik zur kalkulierten Massenhysterie hochschreiben wollen. Und wer immer außerhalb der Redaktionen den ganz großen Knüppel schwingen möchte (z.B. der deutschnationale Schwallkopf Arnulf Baring), bekommt ganz sicher ein paar Spalten freigehalten.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 27. November 2002 - 10:19 Uhr:   

@Insider:
> sondern nach der deutlichen Wahlniederlage zusammen mit den Grünen
> im engeren Schulterschluß als bisher die schwarz-braune Chaos-
> Koalition bekämpfen,
Und gleich wieder zurück in die Schützengräben...

Mir ist es ja egal, wer da miteinander koalieren wird, und schwarz/grün oder schwarz/rot scheinen tatsächlich nicht die wahrscheinlichsten Varianten zu sein. Aber so generell ausschließen sollte man sie wohl nicht.

> der die ö. Wähler aus mir unerfindlichen Gründen wieder eine
> Mehrheit verschafft haben.
Vielleicht lohnt es sich mal, über diese Gründe nachzudenken BEVOR Du dann wieder in allgemeine Polemik über die bösen Rechten verfällst.
Wenn man die Realität nicht wahrnehmen will, wird die nächste Wahlniederlage so sicher wie überraschend sein.

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