Themen Themen Profil Profil Hilfe/Anleitungen Hilfe Teilnehmerliste Teilnehmerliste [Wahlrecht.de Startseite]
Suche Letzte 1|3|7 Tage Suche Suche Verzeichnis Verzeichnis  

Archiv bis 2. November 2011

Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Wahlen, Abstimmungen usw. im europäischen Ausland » Griechenland – Parlamentswahlen » Archiv bis 2. November 2011 « Zurück Weiter »

Autor Beitrag
 Link zu diesem Beitrag

Richard S.
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 00:49 Uhr:   

Eine Regel im Stabilitätspakt, die besagt, dass ein EURO-Land nicht mehr als 2,5% des BIP bzw. nicht mehr als 1% mehr als der Durchschnitt der EURO-Länder für Rüstung ausgeben darf, wäre wohl weit sinnvoller, als so manche andere Regel im Stabilitätspakt. War wohl doch zu einem guten Teil Waigels Showpakt zur Beruhigung der DM-Fans. Dinge wie das Defizitkriterium sind in der Krise ja sowieso von niemandem einzuhalten und daher in dieser absoluten Form Unsinn (was man auch vorher wissen konnte). Da gehört über Ländervergleiche und Berücksichtigung der Leistungsbilanzsalden flexibilisiert.
Bei der Rüstung hingegen sollte man wirklich zu Regeln kommen, bei denen der Kaufpreis möglichst schnell budgetwirksam wird und nicht erst Jahre nach Vertragsabschluss. Aber ob da der politische Wille da ist?
 Link zu diesem Beitrag

Klaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 11:49 Uhr:   

Griechenlands Probleme liegen aber eher im unbezahlbaren Sozialstaat. Das Land hat ein wie großes Defizit? 12% BIP? 13% BIP? Die Senkung des Rüstungsetats - sicherlich ein sinnvoller Schritt - würde da nur ein kleiner Teil der Lösung sein. Länder wie Irland, Italien, Portugal und Spanien mit erheblich niedrigeren Rüstungsetats (relativ zum BIP) stehen ja vor ähnlichen Problemen. Im Vergleich dazu steht Deutschland sehr gut da. Das ist auch Folge von unpopulären Projekten wie Agenda 2010, Rente mit 67 und Hartz 4.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 14:50 Uhr:   

Das Problem des Euro ist einfach, dass der Währungsraum nicht optimal ist, und ein Finanzausgleich nötig wäre.
Der wurde aber nie geschaffen, also leidet Griechenland an kontraktiven Impulsen über die Zahllungsbilanz und an Überschuldung und Defizit in der Folge.
Kann das aber nicht durch Abwertung der eigenen Währung sozial bequem abfedern.

Ein Länderfinanzausgleich muss her, sonst stirbt der Euro.
 Link zu diesem Beitrag

Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 14:55 Uhr:   

> Das Problem des Euro ist einfach, dass der
> Währungsraum nicht optimal ist, und ein
> Finanzausgleich nötig wäre.
Ein "Finanzausgleich" ist weder nötig noch wäre er legitim.
Wenn irgendein Land mehr ausgibt als es einnimmt, hat das nichts mit dem Währungsraum zu tun - das ist nur eine Ausrede.
 Link zu diesem Beitrag

Florian das Original
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 15:13 Uhr:   

Ralf, Ingo:

Nun, Ingo hat schon recht, dass ein nicht optimaler Währungsraum zur Folge hat, dass es zu strukturellen Außenhandels-Ungleichgewichten kommen kann.

Ein Finanzausgleich könnte das lösen.
Es gibt allerdings natürlich auch andere Lösungen.
Zum Beispiel eine Anpassung der Faktorpreise (sprich: insbesondere der Löhne).
Und im übrigen kann ein nicht optimaler Währungsraum zwar eine Erklärung für ein Außenhandelsdefizit sein - er erklärt aber nicht das gigantische Staatsdefizit.

Ich habe es jetzt nicht nachgeprüft, halte es aber für wahrscheinlich, dass die Löhne in Griechenland in den letzten 10 Jahren prozentual STÄRKER gestiegen sind als in Deutschland - obwohl die Produktivität weniger stark gestiegen ist.

Hätten sich die griechischen Löhne so entwickelt wie es der Markt erfodert hätte (also durchaus eine moderate Steigerung, aber eher weniger als in Deutschland), dann hätte es kein großes Außenhandelsdefizit gegeben.

Und das griechische Staats-Defizit liegt natürlich überhaupt nicht am Euro.
Ganz im Gegenteil:
Einmal abgesehen davon, dass Griechenland seit Jahrzehnten (pro Kopf gerechnet) der größte EU-Netto-Empfänger ist:
Durch die Euro-Einführung konnte der griechischen Staat sein Finanzierungskosten gewaltig senken. Es wäre also der Spielraum da gewesen, den Staatshaushalt zu sanieren.
Dass man lieber staatlich konsumiert hat und dass die griechischen Gewerkschaften jedes Jahr Lohnsteigerungen oberhalb des Produktivitätswachstums durchgedrückt haben - das ist nun wirklich nicht dem Euro (bzw. dem nicht optimalen Währungsraum) anzulasten.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 15:58 Uhr:   

Ralf;
Da hast Du aber Unrecht.
Bei flexiblen Währungen stimmt Deine Aussage, denn dort gleicht der Wechselkurs Handelbilanzschwankungen aus.
Eben nicht in einem festen Wechselkurssystem oder einem Währungsraum.
Hier schlagen strukturelle Defizite in der Handelsbilanz durch, und wirken zudem kontraktiv in Defizitländern (Griechenland) und belebend in Überschussländern (Deutschlande hat als einizes Land Wachstum und baut, wenn auch nur leicht, Arbeitslosigkeit ab).

@ Florian:

Die Faktorpreise können aber nicht "angepasst" werden, wenn man Tarifautonomie bzw. Marktwirtschaft will.
Weder die Löhhe noch die Preise kann die Regierung bestimmen.

Bleibt also nur der Finanzausgleich, weil die andern Mittel nicht genutzt werden können.

Was die Löhne betrifft hast Du völlig Recht, aber auch hier gilt:
wegen der kontraktiven Impulse des Außenhandelungleichgewichts fallen Steuergelder und Wachstum aus, d.h. , wenn man "über seine Verhältnisse lebt" muss man sich verschulden.
Nur:
Welche Regierung würde das stoppen, die wiedergewählt werden will?
Ist nicht sehr populär, Löhnkürzungen anzumahnen oder die Tarifautonomie zu bescheiden.
Das liegt mehr am System als an den Griechen.


Fazit:
Wir müssen nun mehr zahlen, als wir es mit einem Finanzausgleich schon bei Einführung des Euro hätten tun müssen.
Da hat schon die Regierung Kohl versagt, und jetzt hat Merkel den Salat.
Und statt einen Finazausgleich einzuführen, wird mit "Nothilfe" argumentiert, was völlig an der Sache vorbeiläuft, denn in die Not hat man sich selbst gebracht.

Die meisten Ökonomen waren jedenfalls auch wegen des fehlenden Finazausgleichs seinerzeit gegen den Euro.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 21:02 Uhr:   

@Au weia, noch so ein "Wirtschaftsexperte"

"Bei flexiblen Währungen stimmt Deine Aussage, denn dort gleicht der Wechselkurs Handelbilanzschwankungen aus."
Die Handeslsbilanz ist nur ein Teil der Zahlungsbilanz und die Handelsbilanz Griechenlands war schon immer stark negativ.


"wegen der kontraktiven Impulse des Außenhandelungleichgewichts fallen Steuergelder und Wachstum aus"
Außenhandelsdefizit bedeutet Nettokapitalimport. Das wirkt für sich bestimmt nicht lohndrückend.


Flexible Wechselkurse können kurzfristig puffern, an den Strukturproblemen Griechenlands verbesserten sie gar nichts, eher würden sie schlimmer werden.
Schwache Währung führt zu extrem hohen Zinsen und sehr bald fänden die Griechen keine Dummen im Ausland mehr, die ihre "junk bonds" kaufen. Bisher gemachte Schulden würden weiter auf Euro lauten und da wäre bei einer hochinflationären Währung der griechischen Staat erst recht nicht in der Lage, den Schuldendienst zu leisten.


"denn in die Not hat man sich selbst gebracht."
Richtig, man hätte Griechenland gar nicht dabei helfen dürfen, weiterhin Wohlstand auf Pump zu finanzieren. Ein "Finanzausgleich" führte nur dazu, dass Länder ihre Strukturprobleme nicht lösen müssten und permanent auf unsere Kosten leben. Wenn die Griechen in der Mehrheit von einem Job im Staatsdienst träumen, um ihn dann ausplündern zu können, anstatt am Markt was Produktives leisten zu wollen, dann ist das Land so verrottet, dass keine Milliarden helfen, sondern nur ein radikaler Politik- und Mentalitätswechsel und nicht noch mehr Geld aus dem Ausland. Nur wenn es keinen Ausweg mehr gibt, ändern Menschen ihr Verhalten grundlegend. Aber ich will hier nicht speziell auf die Griechen eindreschen, das Problem haben tendenziell viele Länder. Außerdem ist natürlich zu bedenken, dass die Länder, die Griechenland helfen, selbst hoch verschuldet sind.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Mai 2010 - 23:02 Uhr:   

Ja, Volskwirtschaftslehre sollte man schon studiert haben.

Die Zahlungsblianz wird oft auch Handelsbilanz im, weiteren Sinne genannt (früher nannte man die heute so genannte Handelsbilanz "Handelsbilanz im engeren Sinne"), und sie sollte ausgeglichen sein.
Ist sie aber bei vielen Euroländern nicht mehr, weil der Wechselkurs seine Ausgleichsfunktion verliert.
Die Handelsbilanzdefizite bedeuten dann eben KEINE Nettokapitalimporte in ngleicher Höhe.
Das gilt nur bei ausgeglichener ZB (also bei flexibelen WK immer), aber derzeit ist das nicht der Fall.

Der Euro führt vielmehr, da die Kapitalströme jetzt nicht mehr die Warenströme ausgleichen, zu Stukturproblemen, ähnlich wie in der Bundesrepublik, die auch kein optimaler Währungsraum ist, sondern ein zu großer, zu Strukturproblemen.
Deshalb müssen die neuen Bundesländer auch heute noch "durchgefüttert" werden, wie so mancher es zioemlich dumm nennnt.

Also muss ein Ausgleich geschafffen werden.
Das den Regionen und en Menschen dort anzurechnen ist einfach, aber inkomketent und schlicht falsch.
Das erinnert mich an die "Volkswirte" in einer Partei die sich Wirtschaftskompetenz attestiert, die Defizite mit Steuersenkungen lösen wollen und dies auch noch frech verteidigen.
Wenn das ginge, müssten alle Lehrbücher eingestampft werden.
Wenn ein Politik- und Mentalitätswandel Abhilfe schaffen könnte, müsste man auch alle Lehrbücher umschreiben.

Aber die Sparpläne der Griechischen Regierung ist stattdessen ein Notwendigkeit, die aber viele Menschen zu Unrecht zu Verlierern werden lässt, die den Euro auch nicht alle gewollt haben.

Wenn es zu keinem Finazausgleich kommt,werden die schwachen Regionen weiter veröden, und der Euro ist nicht mehr zu retten, oder führt zu massiven Strukturproblemen.

Die Mentalität, die Du zeigst, weder aller Vernunft den Geswchädigten die Schuld zuzuweisen und ihhnen gar völlig vorurteilsfrei Mentalitätsprobleme zu attestieren, weil wir als Deutsche vom Euro profitieren ist einfach zu durchsichtig um sachlich richtig zu sein.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Mai 2010 - 17:55 Uhr:   

"Die Handelsbilanzdefizite bedeuten dann eben KEINE Nettokapitalimporte in ngleicher Höhe."
Jetzt versuch doch nicht schönzureden, was Du hier erzählst. Die Handelsbilanz umfasst eindeutig nur ein- und ausgeführte Waren und du sprichst im neuen Beitrag ja auch von "Warenströmen".

"Der Euro führt vielmehr, da die Kapitalströme jetzt nicht mehr die Warenströme ausgleichen,"
Schon wieder Zahlungs- und Handelsbilanz vermischt, im Falle Griechenland spielt aber z.B. auch Tourismus eine große Rolle. Griechenland hatte schon immer eine schwache industrielle Basis, das hat nichts mit dem Euro zu tun. Wenn die Griechen das ändern wollen, dann geht das nicht dadurch, dass man die Währung abschmieren lässt oder anderen auf der Tasche liegt, dann müssen die Griechen ganz einfach besser werden.

"Wenn es zu keinem Finazausgleich kommt,werden die schwachen Regionen weiter veröden, und der Euro ist nicht mehr zu retten, oder führt zu massiven Strukturproblemen."
Dass Länder auch einfach ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern könnten statt die Währung abschmieren zu lassen oder sich von anderen subventionieren zu lassen, das kommt Dir wohl gar nicht in den Sinn. In einer globalisierten Wirtschaft wandert das Geld dahin, wo es die meiste Rendite verspricht. Wenn die Griechen Kapital anziehen wollen, hilft nur Produktivitätssteigerung. Es können nur dann dauerhaft hohe Löhne gezahlt werden, wenn auch die Produktivität hoch ist.

"Die Mentalität, die Du zeigst, weder aller Vernunft den Geswchädigten die Schuld zuzuweisen und ihhnen gar völlig vorurteilsfrei Mentalitätsprobleme zu attestieren, weil wir als Deutsche vom Euro profitieren ist einfach zu durchsichtig um sachlich richtig zu sein."
Natürlich profitieren wir bisher vom Euro, die Griechen taten das aber auch. Und statt vorurteilsfrei zu sein, unstellst Du den Griechen implizit, sie seien blöd. Oder sind sie etwa bewusst dem Euro beigetreten, weil er Deutschland nutzt und den Griechen schadet? Die Griechen hatten natürlich ihren Vorteil vom Euro-Beitritt, nämlich die drastisch sinkende Risikoprämie. Diesen Vorteil haben sie nur leider dazu genutzt, relativ günstig noch viel mehr Schulden machen zu können. Damit verschwand der Vorteil dann wieder. Das ist allein die Schuld Griechenlands.

"Aber die Sparpläne der Griechischen Regierung ist stattdessen ein Notwendigkeit, die aber viele Menschen zu Unrecht zu Verlierern werden lässt, die den Euro auch nicht alle gewollt haben"
Wenn ein Staat sich hemmungslos verschuldet, dann kommt er unabhängig von der Währung halt früher oder später in Probleme. Das ist nur eine Frage der Zeit.

"weder aller Vernunft den Geswchädigten die Schuld zuzuweisen"
Natürlich, wenn sich jemand hemmungslos verschuldet, dann sind alle dafür mitverantwortlich, nur der Schuldner nicht.


Politisch ist ist es halt so, dass man einen Sündenbock fürs eigene Versagen braucht. Da sind die Deutschen für die Griechen natürlich ein sich anbietender Sündenbock.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 31. Oktober 2011 - 21:34 Uhr:   

Was für ein gnadenlos verlogenes Spiel von Papandreou. Wenn eine Regierung freiwillig eines ihrer Vorhaben dem Volk zur Abstimmung vorlegt (was verdammt selten geschieht), dann tut sie das natürlich normalerweise in der Absicht, eine stärkere Legitimation zu erlangen. Papandreou will dagegen gar nicht, dass er gewinnt. Er will einfach die Auflagen der Euro-Gruppe nicht akzeptieren und versteckt sich hinterm Volk. Er spekuliert offenbar darauf, nach einem Nein in der Abstimmung noch mehr Entgegenkommen der anderen Euro-Staaten zu erreichen.

Die ach so harten Auflagen für die Kredite sind doch im Grunde das Papier nicht wert, wenn der Schuldner unehrlich ist. Denn sobald man Griechenland die nächste Tranche verweigert, ist das Land sofort zahlungsunfähig und damit entstehen bei den Gläubigern sofort Milliardenschäden. Die entstehen langfristig sowieso, da die Griechen natürlich nie alles zurückzahlen werden. Aber wenn der Schaden sofort entsteht, haben die amtierenden Regierungen und Finanzminister ein Problem und nicht zukünftige, langfristig denken die nicht. Also werden sie den kurzfristigen Weg des geringsten Widerstands gehen, nämlich jede neue Tranche brav bewilligen und damit das Problem für die Zukunft verschärfen. Im Klartext heißt das: die Griechen haben Deutschland und andere in Geiselhaft.

Wenn die Griechen den übrigen Euro-Staaten offen ins Gesicht spucken und die Auflagen für die Kredite einfach ignorieren, dann wäre natürlich die einzig rationale und gesichtswahrende Reaktion, jedes weitere Geld zu verweigern. Das wird man aber aus oben beschriebenem Grund zu vermeiden suchen. Außerdem hat man ja immer erklärt, dass ganz Furchtbares drohe, wenn Griechenland pleite gehe. Papandreou vertraut wohl darauf, dass er dann, wo er doch (offiziell) so tapfer für eine Zustimmung der Griechen gekämpft hat, von der Euro-Gruppe weniger harte Auflagen und über kurz oder lang noch mehr Geld kriegt. Angesichts der Dummheit seiner Amtskollegen ist zu befürchten, dass er damit Erfolg hat.

Der Einsatz einer Volksabstimmung nicht als Mittel für mehr Mitbestimmung der Bürger, sondern als Instrument zur Verarschung und Abzocke des Auslands zeugt zweifellos von Intelligenz. Es wäre aber langfristig viel besser für Griechenland, wenn Papandreou seine Intelligenz stattdessen zur Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands einsetzen würde.
 Link zu diesem Beitrag

Werner Fischer
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 31. Oktober 2011 - 22:46 Uhr:   

Auf eine Ablehnung der Sparmaßnahmen kann die EU nur mit der Verweigerung weiterer Mittel reagieren, falls sie ihre Glaubwürdigkeit nicht völlig verlieren will. Das müsste den Griechen aber schon vor der Abstimmung klar gesagt werden.

Ggf. könnte eine Weigerung von der EU dann als Austrittsbeschluss aus dem EU-Raum gewertet werden - eine bessere Chance dafür wird sich wohl kaum finden lassen.

Allerdings steht zu befürchten, dass Thomas Frings mit seiner Prognose Recht behalten dürfte.
 Link zu diesem Beitrag

Ingo Zachos
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 01:49 Uhr:   

Au ja, ganz schlimm ...
in einer Demokratie das Volk entscheiden zu lassen.

Ist das überhaupt marktkonform?
Dürfen die das denn?
Wo kommen wir denn da hin?

Mitbestimmung des Volkes in Hauhalts- und Wirtschaftsfragen?

Wie rückständig ist denn das?
Sollen Banken etwa von Kunden und Leistungskriterien abhängig sein?
Märkte fair und effizient regulieren?

Das wäre ja....

... vielleicht doch genau das Richtige?

Hoffentlich sagt mal jemand "Nein" zum Aushebeln der Verantwortung der Banken, und dazu, das überall das Volk zahlt für deren überleben?

Auch hier wäre ein "Nein" des Volkes sicher, und vielleicht, ja vielleicht, hat das Volk sogar Recht!

Auf jeden Fall hat es das Recht, zu entscheiden, wie es sein Geld ausgibt und wofür.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 10:43 Uhr:   

"Märkte fair und effizient regulieren?"
Der Staat, gar der griechische, soll fair und effizient sein???
Im Falle Griechenlands ist doch besonders offensichtlich, dass der Staat hier nicht die Lösung, sondern das Problem ist. Dass besonders viele staatliche und teilstaatliche Banken in Schwierigkeiten gerieten, spricht auch nicht für die Kompetenz des Staates.

Dass das Volk mit Nein stimmt, ist sowieso klar. Sonst würde man es gar nicht fragen.

"Auf jeden Fall hat es das Recht, zu entscheiden, wie es sein Geld ausgibt und wofür."
Wäre schön, wenn die Griechen nur ihr eigenes Geld ausgeben würden.
 Link zu diesem Beitrag

Werner Fischer
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 11:11 Uhr:   

Dass das Volk mit Nein stimmt, ist sowieso klar. Sonst würde man es gar nicht fragen.

Thomas Frings, der Prophet? Solche Aussagen machen eine demokratische Grundeinstellung sichtbar, die ich nicht teile. Man verschone die Gesellschaft bitte vor solchen Politikern.
 Link zu diesem Beitrag

marvin
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 12:01 Uhr:   

Ich mag die Polemik von Thomas Frings auch nicht, aber im Prinzip halte ich seine Kritik für berechtigt. Wenn die Griechen gegen die Einhaltung der Auflagen stimmen, dann droht Ungemach, mindestens für Griechenland, wenn nicht für ganz Euro-Land.

Das Problem ist, dass dieses "Ungemach" für den einzelnen Bürger zunächst mal eine Form externer Kosten darstellt. Er selbst muss höchstens indirekt dafür zahlen in Form eines bankrotten Staates, verspielter Glaubwürdigkeit und Inflation. Das ist alles höchst abstrakt und teilweise spekulativ. Dagegen sind die geplanten Einschnitte für ihn greifbar und höchst real. Also wird er diese weit höher bewerten als die abstrakten Nachteile des "nein".

Man kann vom Bürger nicht erwarten, dass er die Auswirkungen des "nein" von alleine vollständig durchdenkt. Man müsste also vor der Abstimmung für Aufklärung sorgen: Ein "nein" führt dazu, dass dies und jenes passiert. Suche dir also aus, ob du auf 10% deines nominalen Einkommens verzichten willst oder lieber durch eine Inflation 90% deiner Ersparnisse und 30% deiner Kaufkraft verlieren willst (nur mal so als Beispiel). Nur dann wäre gewährleistet, dass zumindest die halbwegs intelligenten Wähler vernünftig entscheiden.

Das passiert in der Praxis leider nicht (und selbst wenn, würden natürlich von Lobbyisten die Prognosen lächerlich gemacht werden, so dass am Ende doch jeder nach dem Bauch entscheiden würde). Daher ist es schwierig, eine solch komplexe Frage einem Volksentscheid zu unterwerfen.

Freilich wäre es wünschenswert, wenn man in allen politischen Fragen von gewisser Relevanz Volksentscheide durchführen könnte. Aber dazu bedarf es einer gewissen Ehrlichkeit und Aufklärung durch Politiker und Medien, damit das Volk dann alle Folgen abwägen kann. Und nicht die herrschende Praxis, dass durch geschickte Auswahl und Verzerrung der Fakten das Volk in die gewünschte Richtung manipuliert wird.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 12:01 Uhr:   

"Thomas Frings, der Prophet?"
Leider nicht;-)

"Solche Aussagen machen eine demokratische Grundeinstellung sichtbar, die ich nicht teile."
Welcher Regierende setzt denn freiwillig (!) eine Volksabstimmung an, wenn er sich sicher sein kann, dass das Ergebnis so sein wird, wie er es nicht haben will?

Als z. B. Kreisky über Zwentendorf abstimmen ließ, hat der doch nicht mit einer Niederlage gerechnet. Die war ja auch knapp und kam wahrscheinlich auch nur deshalb zu Stande, weil er ankündigte, bei einer Niederlage zurückzutreten. Das hat viele Konservative gerade dazu veranlasst, mit Nein zu stimmen.
 Link zu diesem Beitrag

Werner Fischer
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 12:33 Uhr:   

@Thomas Frings
Welcher Regierende setzt denn freiwillig (!) eine Volksabstimmung an, wenn er sich sicher sein kann, dass das Ergebnis so sein wird, wie er es nicht haben will?

Z. B. echte Demokraten! Wer kennt schon Papandreous Beweggründe - vielleicht ist er sich da ja nicht so sicher wie Sie - ich setze da auch eher auf die "Weisheit der Vielen", die aber selbstverständlich auch enttäuscht werden kann.

Es ist jedenfalls ein "sauberer" Weg und m. E. genau der, den Griechenland jetzt braucht. Vorgaben "von oben" wurden in der Vergangenheit doch immer wieder unterlaufen. Jetzt wird die Rechnung dafür präsentiert - entweder die Pleite oder die gesamte Gesellschaft rafft sich auf und ändert ihr Verhalten.

Das geht nur mit einer überzeugenden politischen Legitimation - also einer demokratischen Entscheidung des Volkes.
 Link zu diesem Beitrag

Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. November 2011 - 14:00 Uhr:   

@Marvin
"Man kann vom Bürger nicht erwarten, dass er die Auswirkungen des "nein" von alleine vollständig durchdenkt. Man müsste also vor der Abstimmung für Aufklärung sorgen:"
Doch, genau das muss man erwarten, wenn man vom mündigen Bürger ausgeht. Eine neutrale "Aufklärung" ist ohnehin unrealistisch. Vor allem aber haben die Griechen es nicht allein in der Hand, wie sich ein "Nein" auswirkt. Das hängt natürlich vor allem von der Reaktion der übrigen Euro-Staaten und des IWF ab. Drehen die sofort den Geldhahn zu oder sind sie (was zu befürchten ist) entgegenkommend und wenn ja, inwieweit? Die Zukunft Griechenlands war ja bereits vor Papandreous Volksabstimmungsankündigung höchst ungewiss. Man kann also gar nicht verlässlich sagen, ein Ja habe diese Folgen und ein Nein diese.

"Das Problem ist, dass dieses "Ungemach" für den einzelnen Bürger zunächst mal eine Form externer Kosten darstellt. Er selbst muss höchstens indirekt dafür zahlen in Form eines bankrotten Staates, verspielter Glaubwürdigkeit und Inflation. Das ist alles höchst abstrakt und teilweise spekulativ. "
Alle Bürger werden den Bankrott zu spüren bekommen, besonders die Rentner und Staatsangestellten. Die Banken sind dann mit Sicherheit pleite (die halten viele Staatsanleihen, außerdem führt die Erwartung der Bankpleite zu einem "Bank Run") oder man kommt nicht mehr an die Bankeinlagen ran, wie in Argentinien. Wer wie stark betroffen wäre, ist aber in der Tat Spekulation.

@Werner Fischer
"Jetzt wird die Rechnung dafür präsentiert - entweder die Pleite oder die gesamte Gesellschaft rafft sich auf und ändert ihr Verhalten"
Die Gesellschaft wird sich doch wohl eher weniger ändern, wenn der bisherige Zustand dank Geld aus dem Ausland noch eine Weile erhalten bleibt. Realistischerweise wird GR der Pleite nicht entgehen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Es gibt nicht die Alternativen Pleite oder Aufraffen, es wird beides geben. Erst kommt die Pleite, dann kommt das Aufraffen – weil es dann gar nicht mehr anders geht. Das mit immer mehr Milliarden hinauszuzögern, ist sehr teuer und dumm. Ein Nein der Griechen kann durchaus eine Chance sein, wenn die übrigen Euro-Länder und der IWF dann richtig reagieren. Aber bei Merkel, Sarkozy & Co. muss man leider vom Gegenteil ausgehen.
 Link zu diesem Beitrag

marvin
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. November 2011 - 08:44 Uhr:   

@ T.F.
Auch mir wäre es lieber, wenn jeder Bürger seine Entscheidungen gründlich durchdenkt und entsprechend handelt. Die Realität sieht aber m.E. anders aus. Was ich sagen wollte: Es ist unrealistisch zu fordern, dass sich die Leute gefälligst vernünftig verhalten. Selbst dem politisch interessierten und willigen Bürger dürfte es bei solchen Fragen schwer fallen, vernünftig zu entscheiden!

Variante A (Zustimmung zum Sparpaket) kann sich jeder mehr oder weniger gut durchrechnen - ich verliere soundsoviel Euro Einkommen bzw. habe soundsoviel Mehrkosten durch höhere Steuern / Abgaben / Preise für öffentliche Dienstleistungen.

Variante B ist dagegen sehr abstrakt. Die Kosten werden nicht direkt auf den einzelnen Bürger abgeladen, sondern landen erst mal beim Staat. Natürlich können sich die meisten denken, dass sie auch dann Nachteile haben. Aber wie soll der "kleine Mann" diese vernünftig abschätzen können?

Der Bürger soll sich also im Volksentscheid überlegen, ob er lieber direkt auf 10.000 EUR (nur mal als Beispiel) verzichtet oder abstrakte Nachteile in Kauf nimmt, die er nicht so recht versteht. In solchen Situationen neigt der Mensch zu irrationalen Entscheidungen.

Anderes (einfacheres) Beispiel. Sie haben 10.000 EUR in Aktien angelegt, nach einem moderaten Kursverlust stehen diese bei 9.000. Die Aussichten sind trübe und es ist ein weiterer Absturz zu befürchten. Rational wäre es zu verkaufen. Doch die meisten Anleger scheuen sich davor - weil sie dann ganz konkrete 1.000 Verlust realisieren würden. Da lieber nehmen sie den vagen höheren Verlust in Kauf in der Hoffnung, dass doch ein Wunder geschieht.
 Link zu diesem Beitrag

Marc K.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 02. November 2011 - 17:19 Uhr:   

Die griechische Regierung handelt verantwortungslos.
Ich hoffe das die Regierung die Vertrauensfrage am kommenden Freitag verliert und es dann zu Neuwahlen in Griechenland kommt. In dem Fall wäre auch die angekündigte Volksabstimmung obsolet - die Wahlen wären die "Volksabstimmung", bei der dann um das abgestimmt wird um das es geht - die Politik der Papandreou-Regierung, die in der Schuldenkrise versagt hat.
Hoffentlich wird eine neue Regierung in Griechenland dann eine verantwortungsvolle Position einnehmen, die den unberechenbaren Papandreou ersetzt.

Admin Admin Logout Logout   Vorige Seite Vorige Seite Nächste Seite Nächste Seite