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Gemeinderatswahlen in Wien

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Archiv bis 30. Juli 2015Ratinger Linke20 30.07.15, 04:33h 
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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 30. Juli 2015 - 10:32 Uhr:   

Eine Umfrage mit 400 bleibt eine mit großer Schwankungsbreite, auch dann, wenn man den Durchnitt von 4 oder 5 solcher Umfragen nimmt.

"Unter solchen Bedingungen wird biproportionale Verteilung oder dergleichen regelmäßig stark verzerrend sein, und man kann durchaus der Ansicht sein, dass garkein Sitz besser ist als einer für den politischen Gegner."
Auf ganz Wien bezogen wäre das eben nicht verzerrend. Höchstens innerhalb der Wahlkreise, die jedoch dann angemessen vertreten sind. Und diejenigen Bewerber, welche in den Wahlkreisen über die Droop-Quote reinkommen, sind mit Sicherheit auch bei der biproportionalen Verteilung drin. Für 0,5 oder 0,6 gilt das erst recht. Nur, dass dann eben in den Wahlkreisen dazu noch Bewerber der anderen Parteien kommen (statt über die Landesliste). Weggenommen würde da jedenfalls niemandem etwas. Eine Probe-Berechnung lohnt sich sicher.
"man kann durchaus der Ansicht sein, dass garkein Sitz besser ist als einer für den politischen Gegner." Merkwürdiges Verständnis von Demokratie und regionaler Repräsentanz. Der machtversessenen SPÖ würde ich eine solche Denke allerdings zutrauen. (Währinger, wählt nicht die, die euch künstlich aus dem Gemeinderat raushalten wollen! Oder einigt euch einheitlich auf eine Partei, dann habt ihr auf alle Fälle 3 Vertreter im Parlament und verschenkt noch dazu niemandem Reststimmen ...)
Zum Anrechnungssystem: Egal, ob es nun dem System der Nationalratswahl (was die regionale Repräsentanz allerdings noch weiter einschränken würde) oder das schwedische System zur Grundlage nimmt: Man kann Überhangmandate auch abtragen und Umverteilungen vornehmen. So wollen es die Schweden neuerdings machen. Im Falle von Überhangmandaten geben die betroffenen Parteien die Mandate ab, auf dass sie lt. Quotient den niedrigsten Anspruch haben. Nutzniesser sind dann dort die Parteien, die sonst bei Überhangmandaten die Verlierer wären.
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 30. Juli 2015 - 13:17 Uhr:   

@ Nikolaus:

"Merkwürdiges Verständnis von Demokratie und regionaler Repräsentanz."

Nö, ich habe doch - wenn ich schon keinen Vertreter meiner Richtung aus meinem Stadtteil bekomme - als Anhänger einer politischen Richtung lieber einen Vertreter meiner Richtung aus einem anderen Stadtteil, als einen Vertreter der diametral entgegengesetzten Richtung aus dem eigenen Stadtteil. Oder um es am genannten Beispiel auszudrücken: Ein währinger SPÖ-Anhänger hätte doch sicherlich lieber einen SPÖ-Abgeordneten von irgendwo her, als einen FPÖ-Abgeordneten aus der Nachbarstraße, wenn er schon keinen SPÖ-Abgeordneten aus dem eigenen Haus bekommt (und umgekehrt gilt das sicherlich auch).
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 30. Juli 2015 - 14:43 Uhr:   

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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Sonntag, 02. August 2015 - 00:57 Uhr:   

„Wenn man das Wahlsystem total neu konstruieren will, kann man genauso die Wahlkreise wie die Landeslisten streichen“. Das wäre dann die Variante Bremen und Bremerhaven. Sie wäre klarer und ehrlicher als das Bisherige, wo den Wählern vorgegaukelt wird, dass aus ihrem Stadtteil Leute in den Gemeinderat reinkommen könnten und dann gar niemand einzieht. Nebenbei hätten sich dann die Verzerrungen, die Gegenstand der ganzen Auseinandersetzungen um das Wiener Wahlrecht sind, sich von allein erledigt.

„Regionale Repräsentanz halt ich generell für ziemlich nachrangig.“ Mit genau diesem Argument hatte ich mich bereits in meinem vorletzten Post auseinandergesetzt. Und ich kann auch nur die Frage von damals wiederholen, warum z.B. die Währinger Parteigliederungen erst Kandidaten aufstellen, für diese im Stadtteil werben und gegeneinander Wahlkampf führen, wenn dann zum Schluß überhaupt niemand einzieht. Welchen organisatorischen Vorteil diese Art pseudoregionaler Unterverteilung haben sollte, erschließt sich mir wirklich null. Außerdem dient dieses Argument genau denjenigen, die das bisherige verzerrende System der Sitzzuteilung rechtfertigen wollen.

„Ein währinger SPÖ-Anhänger hätte doch sicherlich lieber einen SPÖ-Abgeordneten von irgendwo her, als einen FPÖ-Abgeordneten aus der Nachbarstraße, wenn er schon keinen SPÖ-Abgeordneten aus dem eigenen Haus bekommt (und umgekehrt gilt das sicherlich auch).“ Den Sozi von woanders kann der Währinger SPÖ-Wähler ja mit seiner Stimme trotzdem bewirken, denn seine Stimme beeinflußt ja die Sitzzahl der Wiener SPÖ insgesamt. Und ob es ihm lieber ist, ob nun der FPÖ-Kandidat aus Währing oder Hietzing oder einer Landesliste reinkommt, das sollten wir seiner eigenen Einschätzung überlassen.
Ich befürchte nur, dass eine Materialschlacht der regionalen Kandidaten mit dem anschließenden Null-Resultat die Wahlmüdigkeit und Politikverdrossenheit fördern könnte.

„Biproportional ohne sonstige größere Änderungen würd bedeuten, dass zuerst z.B. 30 Sitze für die Landeslisten abgezogen werden, von denen jede Partei über 5% gleich viel bekommt“
Ich meinte mit der biproportionalen Zuteilung die Verteilung aller 100 Sitze auf die Wahlkreise.
„ Damit vermeidet man auch, dass man Neos für fast nichts Sitze zuteilen muss, was generell ein gravierender Nachteil der biproportionalen Verteilung ist, wenn Wahlkreise und/oder Parteien klein sind.“
Dieser Spruch muss auf NEOS-Anhänger ziemlich arrogant wirken. Man muss ja immer das Gesamtergebnis im Blick haben, wenn man sich die auf die Wahlkreise runtergebrochenen Ergebnisse anschaut. Und selbst wenn NEOS in einem einzelnen Wahlkreis mal für einen durchschnittlichen Mandatsanspruch von 0,39 ein Mandat zugeteilt kriegt, dann ist das 1. dem Bundestagswahlsystem vergleichbar, wenn dort Parteien knapp über 5% bekommen und in kleineren Ländern Mandate zugeteilt kriegen, für die sie weniger als 0,5 Durchschnittsanspruch bekommen (auch in etlichen deutschen Kommunalwahlrechten ist es genau so, z.B. Niedersachsen) und 2. wäre es auf alle Fälle immer noch gerechter, als wenn, wie der Kurier vorgerechnet hat, die FPÖ für ein Mandat 6806 Stimmen braucht, NEOS hingegen 9113.

„Bei der Methode wär es ziemlich (nicht absolut) sicher, dass in den kleinen Wahlkreisen jeder einen Sitz kriegt, der auch die Quote geschafft hätte; in den großen Wahlkreisen wird dann aber weniger verteilt (bei Verteilung von 70 Sitzen nach Einwohnern und mit Sainte-Laguë wären die Wahlkreise 2 bis 7 Sitze groß).“
Würde man 100 Sitze nach Einwohnern verteilen, behielten die großen Wahlkreise alle ihre Mandate (sie würden sogar mehr kriegen als beim bisherigen Wahlsystem, weil die bisherige Abrundung entfällt), und die kleinen Wahlkreise bekommen auch ihre Mandate.

Ich habe die verschiedenen Möglichkeiten einmal durchgerechnet, bezogen auf das Ergebnis der Nationalratswahl 2013 (um NEOS dabeizuhaben) und die Wahlkreiseinteilung zum Gemeinderat. Ich will jetzt nicht jedes Einzelergebnis extra posten, aber bestimmte Einzelaspekte untersuchen und vergleichen.

Wien-weites Ergebnis nach Dhondt und Sainte-Lague:
SPÖ 35, FPÖ 23, Grüne 18, ÖVP 16, NEOS 8.

Sitzverteilung nach dem bisherigen System mit Droop-Quote:
SPÖ 36, FPÖ 24, Grüne 17, ÖVP 15, NEOS 8.
Die Verzerrung ist also da, wenngleich auch weniger stark, als ich es erwartet hatte.
NB: Nimmt man 1/100 der gültigen Stimmen wien-weit als Wahlzahl, dann hat keine andere Partei in einem Wahlkreis Anspruch auf ein Grundmandat.
Wahlkreis-Mandate: 62. Donaustadt bekommt 9 von 11 möglichen Grundmandaten, Währing 0 von 3.

Sitzverteilung mit System Wahlzahl = Stimmen gesamt geteilt durch (Sitze+0,6):
Gesamtsitzzahl unverzerrt.
Wahlkreis-Mandate: 53.
Donaustadt hat immer noch 9 Mandate, neben Währing gehen nun auch Hietzing und Hernals leer aus.

Sitzverteilung mit System Wahlzahl = Stimmen gesamt geteilt durch (Sitze+0,5):
Gesamtsitzzahl unverzerrt.
Wahlkreis-Mandate: 52
Grundmandatsverteilung wie bei 0,6, nur die Floridsdorfer FPÖ verliert eins ihrer 3 Grundmandate.

Wahlsystem Nationalrat, d.h.: Endgültige Zuteilung wien-weit. Für die Grundmandatsberechnung gibt es eine einheitliche Wahlzahl von 1/100 der gültigen Gesamtstimmen.
Gesamtsitzzahl logischerweise unverzerrt.
Wahlkreis-Mandate: nur noch 48. Donaustadt hat jetzt noch 7 (von 11 möglichen), Währing und Hernals nach wie vor 0, Hietzing hingegen wieder 1 (von jeweils 3 möglichen). Das einzige Hietzinger Grundmandat ginge an die ÖVP.

Zuteilungssystem Bundestag, d.h. Oberzuteilung auf die Parteien, Unterzuteilung auf die Wahlkreise (nach Sainte-Lague):
Wahlkreis-Mandate logischerweise 100.
Donaustadt kriegt 10 statt 11 Mandate, Währing seine 3, Simmering hingegen 4 statt 6, die ihm eigentlich nach Proporz zustünden, Hietzing nun 5 statt 3.

Modell Zürich, also biproportionale Zuteilung von allen 100 Mandaten:
Sitzverteilung auf Parteien und Wahlkreise bezogen unverzerrt (logischerweise).
Hier sehe ich nur einen Schönheitsfehler: NEOS kriegt in Favoriten einen Sitz für 2778 Stimmen, geht hingegen in Leopoldstadt (2882), Hietzing (3438), Währing (3035) und Döbling (4192) leer aus.
Wahlkreis-interne Verzerrungen zwischen den Parteien sind mir auf den ersten Blick hingegen nicht aufgefallen.
(Der NEOS-Sitz in Favoriten ist übrigens genau jenes 0,39-Mandat, von dem ich weiter oben geschrieben hatte.)

Modell Schweden (Österreichs Hauptgegner im 30jährigen Krieg:-) )
Ich habe hier einmal 78 Festmandate zugrunde gelegt. Diese werden nach Bevölkerung vorab den Wahlkreisen zugeteilt.
In den Wahlkreisen werden diese nach (unmodifiziertem) Sainte-Lague jeweils auf die Parteien verteilt.
Die 22 Ausgleichsmandate werden dann unter Anrechnung der bisher verteilten Mandate auf Stadtebene zugeteilt.
Im Vergleich zu 100 Mandaten bekommen Floridsdorf und Donaustadt je 3 Grundmandate weniger, Favoriten und Simmering je 2 weniger, Hietzing und Rudolfsheim-Fünfhaus bleiben gleich, die anderen 12 Wahlkreise bekommen je 1 Mandat weniger.

Verteilung der Grundmandate: SPÖ 25, FPÖ 19, Grüne 17, ÖVP 14, NEOS 3 (Zentrum, Innen-West und Donaustadt je 1).
Ausgleichsmandate dann: SPÖ 10, FPÖ 4, Grüne 1, ÖVP 4, NEOS 5. Diese Mandate könnten dann wie bisher von stadtweiten Listen besetzt werden. Die Wähler hätten die Möglichkeit, mit einer Vorzugsstimme auch auf Stadtebene Kandidaten auszuwählen, die nicht in ihrem Wahlkreis aufgestellt sind.
Zu einem Überhang käme es also bei diesem Ergebnis eben nicht!
Und selbst wenn es dazu käme und ein nachträglicher Abzug eines Überhangmandates als „nicht sonderlich beliebt“angesehen wird, möchte ich einwenden, dass das derzeitige verzerrende Wahlsystem erst recht nicht beliebt sein sollte.

Sehen wir uns Donaustadt an: nach Proporz bei 100 bekäme dieser Wahlkreis 11 Sitze, nach Proporz bei 78 sind es noch 8. Bei der letzten Wahl waren es 9, nimmt man das Nationalratswahlergebnis (bezogen auf das bisherige Sitzzuteilungssystem), dann wären es auch 9.
Währing: Proporz bei 100: 3; bei 78: 2; letzte Gemeinderatswahl: 2; gemäß Nationalratswahlergebnis: 0.

„Bei der Methode wär es ziemlich (nicht absolut) sicher, dass in den kleinen Wahlkreisen jeder einen Sitz kriegt, der auch die Quote geschafft hätte; in den großen Wahlkreisen wird dann aber weniger verteilt“
Was ist nun gerechter?
8 statt 11 (bzw. bisher 9) Mandate in Donaustadt und 2 statt 3 (und bisher 2) in Währing?
Oder 9 Mandate in Donaustadt und gar keins in Währing? Diese Frage beantwortet sich von selbst, finde ich.

Die beiden Währinger Festmandate gingen übrigens an ÖVP und Grüne, während die Wählerstmmen für SPÖ, FPÖ und NEOS für Mandate anderswo, nämlich auf Stadtebene, sorgen.

Für Einzelkandidaten finde ich in den Wahlrechtsbestimmungen keinen Hinweis auf die Schnelle. Bei den bisherigen Wahlen scheint es aber auch keine Einzelkandidaturen gegeben zu haben.

Inzwischen gibt es wieder eine neue Umfrage von Gallup, leider auch wieder nur mit 400 Teilnehmern und entsprechend großer Streuung. Rot und Blau sind noch näher zusammengerückt. Dass die FPÖ die stärkste Partei werden könnte, ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen. Ich teile die Ansicht von Thomas Frings, dass dann nicht nur Häupls, sondern auch Faymanns Tage gezählt sein dürften. Und dann rumort es in der SPÖ, aber gewaltig (vor allem dann, wenn die Sozis in Wien der FPÖ tatsächlich zur Regierung verhelfen sollten). Das könnte im Bund das Ende der Schwarz-Roten Koaltion herbeiführen. Wenn es dann Anfang 2016 zu Neuwahlen kommt, dann braucht HC Strache sich gar nicht erst im Wiener Rathaus zur Bürgermeister-Wahl zu stellen. Dann ist der Weg gleich zum Ballhausplatz frei.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 02. August 2015 - 05:39 Uhr:   

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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 02. August 2015 - 13:54 Uhr:   

"„Wenn man das Wahlsystem total neu konstruieren will, kann man genauso die Wahlkreise wie die Landeslisten streichen“.
Das wäre dann die Variante Bremen und Bremerhaven."
In Bremen wurde das Wahlrecht nicht komplett neu konstruiert, was schon wegen der Vorgaben der Verfassung schwierig gewesen wäre. Die ursprünglich geplanten Wahlkreise innerhalb von Bremen und Bremerhaven mit 4-7 Abgeordneten hat man fallen gelassen, weil es dafür wenig Zustimmung gab.

In der Praxis wird ein Wahlsystem sowieso selten komplett neu konstruiert, sondern maximal das bestehende nach politischer Mode oder eigenen Interessen modifiziert. Das Letzte, um was es der Wiener SPÖ geht, ist die angemessene Vertretung der Bezirke. Im Gegenteil hat die SPÖ Mitte der 90er Jahre geplant, das Wahlrecht über eine Änderung der Wahlkreiseinteilung zu ihren Gunsten zu ändern. Danach hätte es nur noch Wahlkreise mit 3 bis 5 Abgeordneten geben sollen. Nach lautem Protest ließ Häupl die Idee damals fallen.
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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. August 2015 - 12:02 Uhr:   

In Bremen und Bremerhaven wurde aber auf Wahlkreise verzichtet, und das war das, was ich meinte.
"In Österreich geht die dort vielfach vorhandene Forderung nach noch stärkerer Verzerrung gerade auch von unten aus."
Beider Verfolgung der Debatte um das Wiener Wahlrecht in den letzten Jahren habe ich einen komplett gegenteiligen Eindruck bekommen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 05. August 2015 - 15:19 Uhr:   

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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 06. August 2015 - 14:33 Uhr:   

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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. August 2015 - 14:46 Uhr:   

"Das Volksbegehren von MeinOE hat zwar das Quorum nicht geschafft"...
Eben.

Der verlinkte Vorschlag klingt nach Grabenwahlrecht. Das wäre wirklich die schlechteste Variante.

Ich bleibe dabei: Ein unverzerrtes Verhältnis-Sitzzuteilungssystem bei gleichzeitiger angemessener regionaler Repräsentanz ist möglich. Man muss das nur eben auch wollen. Die Wiener SPÖ will es aus Eigennutz nicht, und die Grünen haben die letzten Jahre gezaudert und schließlich versagt.
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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. Oktober 2015 - 15:54 Uhr:   

Um mal zum eigentlich passenden Thread und zum hier im Sommer dieskutierten Thema zurückzukehren:

Verteilt man die 100 Sitze in Wien auf Landesebene nach Dhondt (und auch nach Sainte-Lague), kommt folgendes Ergebnis heraus:

SPÖ 41, FPÖ 32, ÖVP 9, Grüne 12, NEOS 6.

Im Vergleich dazu die Sitzverteilung nach aktuellem Wahlrecht:

SPÖ 44, FPÖ 34, ÖVP 7, Grüne 10, NEOS 5.

Nach aktuellem Wahlrecht werden 70 Grundmandate verteilt; 38 an die SPÖ, 29 an die FPÖ, 3 an die Grünen.

Folgende Verteilung auf die Wahlkreise(ich kriegs leider mit der Darstellung der Tabellen jetzt nicht besser hin als so:-( )

Wahlkreis Anspruch S F V G N Gesamt
Zentrum 7 3 1 0 1 0 5
Innen-W 5 2 1 0 1 0 4
Leopoldstadt 5 2 1 0 1 0 4
Landstraße 5 2 1 0 0 0 3
Favoriten 10 4 4 0 0 0 8
Simmering 6 2 3 0 0 0 5
Meidling 5 2 1 0 0 0 3
Hietzing 3 1 1 0 0 0 2
Penzing 5 2 1 0 0 0 3
Rudolfsheim 3 1 1 0 0 0 2
Ottakring 5 2 1 0 0 0 3
Hernals 3 1 1 0 0 0 2
Währing 3 1 0 0 0 0 1
Döbling 4 1 1 0 0 0 2
Brigittenau 4 2 1 0 0 0 3
Floridsdorf 10 4 4 0 0 0 8
Donaustadt 11 4 4 0 0 0 8
Liesing 6 2 2 0 0 0 4
Gesamt 100 38 29 0 3 0 70

Hinzu kommen dann die Restmandate auf Stadtebene: SPÖ 6, FPÖ 5, ÖVP 7, Grüne 6, NEOS 6.

Während die FPÖ im Schnitt einen Sitz für 7543 Stimmen zugeteilt bekommt, benötigt die ÖVP für ein Mandat 10994 Stimmen. Eine krasse Ungleichheit, von der ich meine, dass ein deutsches Verfassungsgericht sie sofort kippen würde, wenn man dagegen Klage erhöbe.

Ein weiterer Schönheitsfehler aus meiner Sicht: Währing bekommt nur 1 von 3 Grundmandaten zugeteilt; Simmering hingegen 5 von 6. Regionale Repräsentanz also extrem verschieden stark verwirklicht. Das ließe sich ändern:
Nach dem ebenfalls weiter oben diskutierten Modell Zürich (biproportionale Zuteilung aller 100 Mandate auf die Wahlkreise und Parteien) ergibt sich folgende Sitzverteilung:

Wahlkreis Sitzanspruch SPÖ FPÖ ÖVP Grüne NEOS Summe
Zentrum 7 3 1 1 1 1 7
Innen-West 5 2 1 0 1 1 5
Leopoldstadt 5 3 1 0 1 0 5
Landstraße 5 2 1 0 1 1 5
Favoriten 10 4 4 1 1 0 10
Simmering 6 3 3 0 0 0 6
Meidling 5 2 2 0 1 0 5
Hietzing 3 1 1 1 0 0 3
Penzing 5 2 1 1 1 0 5
RH5Haus 3 2 1 0 0 0 3
Ottakring 5 2 2 0 1 0 5
Hernals 3 1 1 0 1 0 3
Währing 3 1 1 1 0 0 3
Döbling 4 1 1 1 0 1 4
Brigittenau 4 2 1 0 1 0 4
Floridsdorf 10 4 4 1 1 0 10
Donaustadt 11 4 4 1 1 1 11
Liesing 6 2 2 1 0 1 6
Gesamt 100 38 29 0 3 0 70


Natürlich gibt es hier jetzt Wahlkreise, in denen eine Partei mit weniger Stimmen einen Sitz mehr zugeteilt bekommt als eine andere Partei mit mehr Stimmen. Genauso gibt es innerhalb der Parteien Wahlkreise, die ohne Sitz bleiben, während andere Wahlkreise ein Mandat zugeteilt bekommen trotz weniger Stimmen. Aber auf Gesamt-Ebene betrachtet, stimmt es dann wieder.

Wenn das nicht gefällt, kann man immer noch das Modell Schweden anwenden, also z.B. 78 Grundmandate, die auf die Wahlkreise nach Wahlberechtigten aufgeteilt und dort dann nach Sainte-Lague unter den Parteien über 5% aufgeteilt werden. Die übrigen 22 Mandate werden dann auf Stadtebene unter Anrechnung der Grundmandate verteilt.
Ratinger Linke schrieb am 26.5.1020: „womit die kleinsten Wahlkreise wohl nur noch 2 Sitze hätten, was auch nicht sinnvoll ist.“
Meine Meinung dazu: Ein Wahlrecht wie das Gegenwärtige, bei dem besagte Wahlkreise 0 oder 1 Mandat zugeteilt bekommen, ist bedeutend sinnloser.

Nun die Sitzverteilung nach Modell Schweden:


Wahlkreis Sitzanspruch SPÖ FPÖ ÖVP Grüne NEOS Summe
Zentrum 6 2 1 1 1 1 6
Innen-West 4 2 1 0 1 0 4
Leopoldstadt 4 2 1 0 1 0 4
Landstraße 4 2 1 0 1 0 4
Favoriten 8 3 3 1 1 0 8
Simmering 4 2 2 0 0 0 4
Meidling 4 2 1 0 1 0 4
Hietzing 3 1 1 1 0 0 3
Penzing 4 2 1 1 0 0 4
RH5Haus 3 1 1 0 1 0 3
Ottakring 4 2 1 0 1 0 4
Hernals 2 1 1 0 0 0 3
Währing 2 1 1 0 0 0 2
Döbling 3 1 1 1 0 0 3
Brigittenau 3 2 1 0 0 0 3
Floridsdorf 7 3 3 1 0 0 7
Donaustadt 8 3 3 1 1 0 8
Liesing 5 2 2 1 0 0 5
Gesamt 78 34 26 7 10 1 70


Restmandate auf Stadtebene: SPÖ 7, FPÖ 6, ÖVP 2, Grüne 2, NEOS 5.

Die regionale Repräsentanz ist auf niedrigem Niveau gesichert; auf alle Fälle ist sie besser gewährleistet als derzeit. Und die Wähler haben immer noch die Möglichkeit, auf Stadtebene Vorzugsstimmen zu verteilen.

Im Vergleich zu der aktuellen Verteilung der Grundmandate fällt folgendes auf:
Die SPÖ bekommt jeweils einen Sitz weniger in: Zentrum, Favoriten, Floridsdorf und Donaustadt.
Für die FPÖ ergibt sich jeweils ein Sitz weniger in: Favoriten, Simmering und Ottakring. Dafür bekommt sie in Währing ein Grundmandat dazu, das sie aktuell nicht hat.

Die wegfallenden Grundmandate für Rot und Blau sind diejenigen billigen Grundmandate, welche im derzeitigen Wahlsystem für die Verzerrung zugunsten der großen Parteien sorgen, behaupte ich.
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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. Oktober 2015 - 16:10 Uhr:   

Fehler: Gesamtsitzzahl Modell Zürich (Letze Zeile der Tabelle):
SPÖ 41, FPÖ 32, ÖVP 9, Grüne 12, NEOS 6.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. Oktober 2015 - 17:27 Uhr:   

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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. Oktober 2015 - 18:08 Uhr:   

Warum hat es die SPÖ eigentlich so kompliziert gemacht? Einfach in jedem Wahlkreis d'Hondt wäre weitaus wirkungsvoller. Damit wäre rausgekommen: SPÖ 51, FPÖ 39, Grüne 7, ÖVP 3, Neos 0.

Auffällig ist, dass die 5%-Hürde bei 100 Abeordneten überhaupt keinen technischen Effekt hatte, denn alle Parteien <5% hätten auch ohne Sperrklausel keinen Sitz bekommen.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 15. Oktober 2015 - 19:15 Uhr:   

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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Samstag, 17. Oktober 2015 - 23:26 Uhr:   

Vielen Dank für den Tipp mit der Darstellung der Tabellen, RL.
Ihre Kostenrechnung von Donnerstag zur Darstellung der Stimmpreise pro Sitz versucht, den Eingriff in die Wahlgleichheit kleinzureden. Ich kann und will dem nicht folgen.
Ich hatte bei meiner Berechnung die Methode des im Juli von Ihnen verlinkten Kurier-Artikels angewandt: http://kurier.at/politik/inland/roter-akkilic-coup-hilft-strache/143.230.676
Ich halte diese Berechnungmethode für verständlich und legitim. Und auf die Wähler-Gesamtheit kommt es schließlich an, meine ich.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 18. Oktober 2015 - 01:02 Uhr:   

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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Sonntag, 18. Oktober 2015 - 13:38 Uhr:   

Ich finde, dass der Kurier absolut richtig gerechnet hat.
Beispiel Grüne 2010: 95445/11=8676,82.

Es bleibt jedenfalls ein Eingriff in die Wahlgleichheit, wenn ein FPÖ-Mandatar ca. 7500 Wähler vertritt, einer von der ÖVP hingegen knapp 11000. Ob man das nun Kosten oder Vertretungsgewicht nennt - ich denke, jeder weiß, was ich meine.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 18. Oktober 2015 - 14:59 Uhr:   

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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Samstag, 14. November 2015 - 18:43 Uhr:   

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Nikolaus
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. November 2015 - 22:52 Uhr:   

Mag sein, dass die Zahlen vom Kurier nicht stimmen. Trotz alledem bleibt es ungerecht, wenn ein ÖVP-Gemeinderat ca. 11000 Wähler vertritt, einer von der FPÖ hingegen nur 7500. Vor einem deutschen Verfassungsgericht würde diese Wahlsystem sicherlich schnell gekippt werden.
Und die Grünen sollten jetzt mal hart bleiben und die Sache nicht wieder shcleifen lassen wie beim letzten Mal - sonst bleiben sie unglaubwürdig.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. November 2015 - 01:08 Uhr:   

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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. Dezember 2015 - 17:00 Uhr:   

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