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Archiv bis 17. September 2009

Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Bundestagswahl 2009 » TV Duell Merkel - Steinmeier » Archiv bis 17. September 2009 « Zurück Weiter »

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Kay Karpinsky
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 15. September 2009 - 20:28 Uhr:   

Die Elefantenrunde von 1980 taugt nicht gerade als Werbung für das Format. Außerdem bräuchte man da wirklich einen Helmut Schmidt, damit das interessant wird. Die Ösi-Variante "Jeder gegen Jeden" würde ich mir noch am ehesten wünschen. Dann könnten Parteien mit Mehrpersonenspitzen variieren, die anderen immer mit derselben Person antreten, und es gäbe auch mal Konstellationen, die jetzt fehlen.
Allerdings muss halt auch der Themenmix stimmen. Bei einigen Punkten weiß man vorher, dass sie zwischen zwei Parteien nicht kontrovers sind - und das muss in einer koalitionsbildenden Demokratie ja auch so sein. Die dürfen dann aber nicht drei Viertel der Sendung ausmachen.

Zur grünen Potentialausschöpfung: Es ist ja nicht so, dass alle, die da jetzt gegenüber 2005 dazukämen, vorher noch nie grün gewählt hätten. Es wird eher darauf hinauslaufen, dass ein Großteil derer, die irgendwann schon mal Grün gewählt haben, das auch 2009 tun werden, und das ergibt dann eben etwa 11,6% (aktueller Umfragenschnitt, der in dem Fall sogar identisch mit dem derzeitigen Wahlstreetwert ist). Dann gibt es natürlich immer Leute, die eine Partei zum ersten Mal wählen. Bei den Piraten wird das fast zwangsläufig so sein, und auch bei der FDP müssen 13% ja erstmal irgendwo herkommen. Dazu muss man als Ausgangswert auch mehr als 8,1% ansetzen, da allein schon der Generationentausch immer (noch) zu einem Grünenzuwachs führt.
Mit der fehlenden Machtoption hat die potentielle Wählerschaft der Grünen weniger ein Problem als die Spitzenkandidaten, die mir da oft auf Fragen zu antworten scheinen, die gar niemand gestellt hat.
Die Linkspartei interessiert jedenfalls im Bund eine Machtoption einfach nicht und da sind sich Parteispitze und Wählerschaft auch einig.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 15. September 2009 - 21:36 Uhr:   

@Kay Karpinsky

Ich habe mal die Wählerwanderung der Grünen von 2002 zu 2005 rausgesucht.

http://www.km.bayern.de/blz/eup/01_06_themenheft/images/tab_5_large.gif

2002 bekamen die Grünen 4,12 Mil. Stimmen. 2005 waren es dann 3,84 Mil.

Die 4,12 Mil. Stimmen der Grünen aus dem Jahr 2002 verteilten sich 2005 wie folgt:

2.180.000 wählten wieder die Grünen (52,9%)
840.000 zur SPD (20,4%)
290.000 wurden zu Nichtwählern (7,0%)
280.000 zur Linkspartei (6,8%)
270.000 zur Union (6,6%)
120.000 zur FDP (2,9%)
90.000 Wähler sind verstorben (2,2%)
50.000 wählten eine der sonstigen Parteien (1,2%)

Die 3,84 Mil. Wähler aus dem Jahr 2005 wählten in 2002 folgendes:

2.180.000 Grüne (56,8%)
980.000 SPD (25,5%)
220.000 Nichtwähler (5,7%)
180.000 Erstwähler (4,7%)
130.000 Union (3,4%)
70.000 FDP (1,8%)
40.000 Linke (1,0%)
30.000 Sonstige (0,8%)
10.000 Zugezogene (0,3%)

Die saldierte Wanderbewegung:

+ 140.000 SPD
+ 100.000 Erstwähler, Verstorbene, Zugezogene
- 20.000 Sonstige
- 50.000 FDP
- 70.000 Nichtwähler
- 140.000 Union
- 240.000 Linkspartei




Die Wähler scheinen unglaublich mobil zu sein. Selbst wenn eine Partei zulegt, so verliert sie doch einen großen Teil ihrer bisherigen Wähler, gewinnt im gleichen Zug aber unglaublich viele neue Wähler hinzu.

Die Grünen haben 1,94 Mil. (47%) Wähler verloren und
1,66 Mil. (43%) neue hinzugewonnen.

Die FDP hat 1,74 Mil. (49%) Wähler verloren und 2,86 Mil. (61%) neue hinzugewonnen.

Die CDU hat 5,80 Mil. (31%) Wähler verloren und 3,98 Mil. (24%) neue hinzugewonnen.

Die SPD hat 7,06 Mil. (38%) Wähler verloren und 4,73 Mil. (29%) neue hinzugewonnen.

Die Linke hat 0,62 Mil. (32%) Wähler verloren und 2,82 Mil. (68%) neue hinzugewonnen.

Die Nichtwähler haben 4,02 Mil. (30%) Wähler verloren und 5,11 Mil. (35%) Wähler hinzugewonnen.


In den Medien ist häufig die Rede davon, dass die Parteien ihre eigenen Anhänger mobilisieren müssten. Die Wähler scheinen dermaßen wechselfreudig zu sein, dass man kaum noch von einer großen Stammwählerschaft sprechen kann. Die eigenen Stammwähler zu mobilisieren reicht bei weitem nicht aus.
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Martin_D
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 15. September 2009 - 22:35 Uhr:   

Ich sehe eigentlich ein zunehmendes Problem für die Union bei der Wählerschaft, die über ihre Stammwähler hinausgeht: Wer schwarz-gelb will, wählt FDP. Wem die Große Koaltion lieber ist als schwarz-gelb, wird sich überlegen, überhaupt zur Wahl zu gehen oder, gerade nach dem gelungenen Steinmeier-Auftritt beim "Duell", vielleicht sogar doch die SPD über zu 25% lupfen. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass es für die Union sehr schwer wird, das eh schon für sie schwache Ergebnis von 2005 überhaupt zu erreichen.
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Beobachter
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 00:08 Uhr:   

Wie ich schon im Diskussionsstrang "Noch sechs Wochen" angesprochen habe, vertraue ich mittlerweile mehr auf Gespräche im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis als auf Umfragen. Das schon deshalb, weil man sich da ein realitätsnahes Bild der Erwartungen verschiedener Menschen machen kann. Wenn die Umfragen schon nichts aussagen können (siehe 2002 und 2005), dann läßt sich aus den verschiedenen Mosaiksteinchen unterschiedlicher Erfahrungen und Einschätzungen vielleicht etwas ableiten.

Zu meinem großen Bedauern wird fast unisono erwartet, daß es wieder auf eine große Koalition hinauslaufen wird. An Schwarz-Gelb glaubt niemand mehr, egal ob die betreffenden Personen Schwarz-Gelb selbst befürworten oder ablehnen.
Rot-Rot-Grün wird jedenfalls unmittelbar nach der Wahl auch nicht erwartet. Verbreitet ist hingegen die Einschätzung, daß die SPD erstmal ein, zwei Jahre die große Koalition fortsetzen wird, um dann zu Rot-Rot-Grün umzusteigen.
Vereinzelt rechnen manche auch mit der Ampel, diese Stimmen sind jedoch eindeutig in der Minderheit.

Im übrigen ist ja auch hier im Forum und auch in den Medien, insbesondere nach dem "TV-Duell" zu spüren, daß mittlerweile allgemein mit der Fortsetzung der großen Koalition gerechnet wird. Heute abend hat Antiatomminister Gabriel im ZDF-Wahlforum selbst die Aussage getroffen, "erstes Ziel" der SPD sei, daß gegen die SPD nicht regiert werden könne, mit anderen Worten, daß Schwarz-Gelb verhindert werde. Ausdrücklich als "zweites Ziel" nannte er, daß Steinmeier Kanzler werde. Hier wird die Prioritätensetzung der SPD geradezu überdeutlich. Steinmeier ist Zählkandidat, einfach weil es für eine ehemalige Volkspartei wie die SPD halt peinlich wäre, erst gar keinen Kanzlerkandidaten mehr aufzustellen. An die Kanzlerschaft glaubt die SPD jedoch selbst nicht mehr. Stattdessen fährt sie wie schon letztes Mal einen reinen Verhinderungswahlkampf.

Fazit: So sehr ich mir Schwarz-Gelb wünschen würde - ich glaube inzwischen selber auch nicht mehr dran. Das ist eine sehr bedauerliche Entwicklung, die nach der Wahl auch noch zu einigen Verwerfungen in der Union führen könnte.
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Martin_D
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 00:30 Uhr:   

Wer wirklich Angst vor rot-rot-grün hat und dabei in einem Zeithorizont bis 2014 denkt, meiner Meinung nach hoffen, dass jetzt zu einer großen Koalition und nicht zu schwarz-gelb kommt.

Wenn es diesmal für schwarz-gelb reicht, dann ensteht für die Regierungsparteien das Problem, dass ein Teil ihrer Wähler unrealistische Erwartungen (insbesondere in der Steuerpolitik) an eine solche Koalition haben. Diese werden werden 2013 enttäuscht sein. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass schwarz-gelb nach einer knappen Mehrheit 2009 diese 2013 ausbauen oder zumindest halten kann. Wenn SPD, Grüne und Linke gemeinsam 4 Jahre in der Opposition sind, schwarz-gelb 2013 die Wahl verliert und dabei keine neue 6. Partei in den Bundestag einzieht, ergibt sich eine rot-rot-grüne Koalition fast zwangsläufig. Dieses Szenario ist jedenfalls viel wahrscheinlicher als eine hier vielfach der SPD unterstellten abenteurlichen Strategie, im Falle einer Neuauflage der Großen Koalition nach der Wahl 2009 nach zwei Jahren die Bundeskanzlerin Merkel mit einem konstruktiven Misstrauensvotum zu stürzen.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 00:36 Uhr:   

@Beobachter

Es muss nicht unbedingt schlecht sein wenn die Medien eine große Koalition für zunehmend wahrscheinlicher halten. Die große Koalitin stößt Umfragen zu folgen in der Bevölkerung auf noch mehr Ablehnung als Schwarz-Gelb. Gerade bei den FDP Anhängern ist die Ablehnung der großen Koalition sehr ausgeprägt. Das könnte bei der Mobilisierung der Anhänger hilfreich sein.

Schon vor der Fall in Trauer zu verfallen und den Kopf hängen zu lassen weil es eventuell nicht für Schwarz-Gelb reicht, verbessert an der Situation überhaupt nichts. Warten wir die Wahl einfach ab. Für Trübsal ist nach der Wahl immer noch genügend Zeit da.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 00:44 Uhr:   

@Martin_D

Ich bin mir nicht sicher ob Dein Szenario so wahrscheinlich ist. Wenn die SPD sehr schlecht abschneidet, maximal 25%, dann dürften die Tage von Steinbrück, Steinmeier und Müntefering gezählt sein. Egal ob die SPD nochmal in Regierungsverantwortung kommt oder nicht. Die kommende SPD Fraktion wird um einiges linker sein als die jetzige.

Ich würde es nicht ausschließen, dass eine neue SPD Führung während der Legislaturperiode Merkel stürzt. Wenn die SPD in der Opposition landet, dann wird es auf jedenfall eine neue Führung geben. Die SPD wird nach links rücken, daran habe ich keinen Zweifel. Ob ein Trio Wowereit, Nahles und Gabriel die richtigen Personen sind um in der Mitte genügend Wähler anzusprechen um so Schwarz-Gelb 2013 die Mehrheit zu entreißen, halte ich für fraglich.
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Cyrix
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 02:50 Uhr:   

@Kevin Matthes: Wenn ein SPD-Minister für eine GroKo gesetzt ist, dann Steinbrück. Und den würde man so oder so auch als Vertreter des eher rechten Flügels der SPD in der Parteiführung beibehalten.

Müntefering wird nicht allzuspät nach der Wahl seinen Rückzug in den Altersruhestand antreten. Je nach Wahlergebnis - GroKo oder nicht - wird Steinmeier dann Vorsitzender.

Bei einem Verlust der Regierungsbeteiligung bei gleichzeitig historisch schlechtem Wahlergebnis kann ich mir aber schon vorstellen, dass sich im engsten Führungszirkel (Vorsitzender + Stellvertreter) die Gewichte von derzeit 3:1 konservativ:links verschieben werden.

Gabriel als Netzwerker (und damit eher in der Mitte zwischen den Flügeln anzusiedeln, wobei er auch Seeheimer ist) könnte dabei eine Rolle spielen.

Wowereit dagegen müsste ersteinmal Mitglied des Präsidiums bzw. zuvor des Bundesparteivorstands werden...


Cyrix
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 10:10 Uhr:   

@Beobachter:
> vertraue ich mittlerweile mehr auf Gespräche
> im Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis
> als auf Umfragen.
Da wäre ich vorsichtig - das eigene Umfeld ist völlig unrepräsentativ für die Wählerschaft insgesamt.

Ich nehme die Umfragen als vorsichtige Trendindikation, um versuche mit den persönlichen Erfahrungen zu gewichten, wie stabil das sein kann.
Und da sehe ich eben: Linke und Liberale sind gut motiviert, sind sehr von ihrem Standpunkt überzeugt (was eben auch auf ihr Umfeld ausstrahlt) und werden bestimmt zur Wahl gehen.
Bei der Union sehe ich viel Unzufriedenheit, vor allem mit der großen Koalition, aber oft auch mit der Partei und mit Merkel. Der Frust ist nicht zu groß, die werden also alle brav wählen gehen - aber ob schwarz oder gelb, das ist bei vielen noch offen.

Die SPDler sind so niedergeschlagen und demotiviert wie es der Lage der Partei und den Umfragewerten entspricht. Keiner glaubt an einen Sieg Steinmeiers.
Die offene Frage ist nur, ob sie lieber eine weitere GroKo akzeptieren würden oder lieber in der Opposition wären - oder natürlich lieber eine Linksfront wollen.

Die Grünen sind ganz gut gelaunt, finden die Wahl aber eigentlich nicht wichtig. Die meisten glauben, daß sich schwarz/gelb und schwarz/rot nicht viel geben werden, daß die nächsten vier Jahre also ähnlich sein werden wie die letzten vier: Also keine Politik, die die Grünen begeistern könnte - aber auch keine, die sie fürchten müßten.

> So sehr ich mir Schwarz-Gelb wünschen würde -
> ich glaube inzwischen selber auch nicht mehr
> dran.
Das ist noch völlig offen - und schwarz-gelb hat etwas bessere Siegchancen als die anderen Kombinationen.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 10:53 Uhr:   

@Martin:
> Wenn es diesmal für schwarz-gelb reicht, dann
> ensteht für die Regierungsparteien das Problem,
> dass ein Teil ihrer Wähler unrealistische
> Erwartungen (insbesondere in der Steuerpolitik)
> an eine solche Koalition haben. Diese werden
> werden 2013 enttäuscht sein.
Das sehe ich überhaupt nicht.

Im Gegenteil sind doch die Erwartungen der Wähler diesmal minimal (ich kann mich überhaupt an keine Wahl erinnern, wo die Erwartungshaltung so niedrig war).
Im Kern verspricht die CDU ("wir haben die Kraft") nur, daß halbwegs störungsfrei durchregiert wird und die Bürger keine Befürchtungen wegen bösen Überraschungen zu haben brauchen.

Liefern muß eine schwarz/gelbe Koalition letztlich nur eine Vereinfachung des Steuersystems mit einer gewissen Entlastung der Bürger. Und das ist zwar noch nicht gleich 2010 machbar, aber bis zur nächsten Wahl ganz selbstverständlich.

Umgekehrt dagegen werden die diffusen Ängste weg sein, mit denen derzeit noch gegen schwarz-gelb Stimmung gemacht wird: Natürlich werden die Arbeitnehmer nicht ihrer Rechte beraubt, werden die sozial Schwachen nicht im Regen stehen und werden Minderheiten nicht diskriminiert werden.
Sondern es wird einen relativ unspektakulären Politikbetrieb geben, mit einigen Reformen, aber ohne große Aufregung.

Normalerweise wird eine Regierung, die nicht großen Mist baut, die erste Bestätigung immer schaffen.
Erst bei der übernächten Wahl werden Verschleiß oder aufkommende neue Themen eine Wechselbereitschaft denkbar machen.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 22:29 Uhr:   

@Cyrix

Das Wahlergebnis der SPD wird historisch schlecht sein, vermutlich 10 Prozentpunkte hinter der Union. Wenn die Groko bestand haben sollte, dann wird die SPD wohl auch nur noch 6 Minister stellen können. Die SPD wird vermutlich 60 bis 70 Abgeordnete verlieren. Die Fraktion soll deutlich linker werden. Ich bin mir sicher, dass es zu heftigen Auseinandersetzungen in der Partei kommen wird, egal ob man in der Regierung bleibt oder nicht.

Wenn die SPD in der Opposition landet, dann verabschiedet sich Steinbrück nach Brüssel oder sonst wohin. Müntefering wird in den Ruhestand geschickt. Ich denke nicht, dass Steinmeier Vorsitzender wird. Da müsste die SPD schon deutlich stärker werden als es die Umfragen erwarten lassen.

Wenn die SPD in die Regierung kommt, dann wird es in der Partei ständig Diskussionen darüber geben ob das der Partei eher nützt oder schadet.

Ich würde vermuten, dass nach der Wahl in der SPD nichts mehr so seien wird wie vor der Wahl.
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Beobachter
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2009 - 23:21 Uhr:   

@ Ralf Arnemann

> Das ist noch völlig offen - und schwarz-gelb hat etwas bessere Siegchancen als die anderen Kombinationen.

Da haben Sie natürlich recht: Wenn es überhaupt eine kleine Koalition geben wird, dann Schwarz-Gelb. Insofern ist die Union an sich in einer komfortablen Lage. Dennoch ist die Aussicht, daß die große Koalition, die eigentlich keiner mehr will, fortgesetzt werden könnte (oder fortgesetzt werden muß), nicht gerade erbaulich.
Zumal es in diesem Fall ein Hauen und Stechen innerhalb der Union geben könnte: Nach dem äußerst enttäuschenden Wahlergebnis von 2005 hat keine Aufarbeitung stattgefunden. Große Teile der Mitglieder und Anhänger der Union haben die große Koalition nur deshalb vier Jahre lang mitgetragen, weil sie Schwarz-Gelb ab 2009 vor Augen hatten. Wenn es nun wieder nicht klappt, dann kracht es, und zwar richtig.

SPD und Grüne haben sich, wie inzwischen selbst von ihren Spitzenleuten fast unumwunden zugegeben wird, auf einen reinen Verhinderungswahlkampf verlegt. Das ist insbesondere für eine ehemalige Volkspartei zwar blamabel, aber es ist bei einem so niedrig gesteckten Wahlziel natürlich auch nicht allzu schwer, dasselbe zu erreichen.


@ Kevin Matthes

Klar, schon vor der Wahl sollte man noch nicht aufgeben. Ich beschreibe nur, was ich sozusagen "gefühlsmäßig" erwarte.
2005 hatte ich am Wahltag noch gesagt, wenn es diesmal nicht klappt, wird es niemals mehr klappen. Und die Erfahrung des damaligen äußerst unschönen Wahlabends gibt mir halt zu denken und ist mit der Grund, warum ich diesmal deutlich pessimistischer bin.

Noch ist ja nicht alle Hoffnung dahin, und ich werde mich sehr freuen, daß meine Einschätzung und die meiner Freunde, Bekannten und Kollegen sich als falsch herausstellen. Aber das gilt es eben noch abzuwarten.
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Martin_D
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 00:00 Uhr:   

@Ralf

Es mag durchaus sein, dass meine These, dass ein nicht vernachlässigbarer Anteil der schwarz-gelb Wähler unrealistische Erwartungen an ein solches Bündnis hat und deshalb bereits 2013 sich enttäuscht davon abwenden würde, nicht zutrifft.
In solchen spekulativen Fragen beruht der eigene Standpunkt logischerweise hauptsächlich auf intuitive Vermutungen und weniger auf nachweisbaren Fakten, weshalb man sehr leicht daneben liegen kann mit seiner Vermutung.
Das Gleiche gilt aber auch für die Thesen, die hier für den Fall der Fortführung einer Großen Koalition in den Raum gestellt wurden.
Jedenfalls wird unabhängig vom Wahlausgang Politik auch in Zukunft weiterhin spannend bleiben.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 00:36 Uhr:   

@Beobachter

Momentan würde ich sagen, dass es für Schwarz-Gelb eher reicht. Mich würde es aber nicht wundern, wenn es letztlich dann doch nicht reicht. Beim letzten mal war auch bei mir die Enttäuschung ziemlich groß, wobei mich das gute Ergebnis der FDP sehr gefreut hat.

Ich denke auch, dass die Union ihr Ergebnis von 2005 nicht wirklich aufgearbeitet hat. Die Union hat meiner Meinung nach ein arges Problem bei unentschlossenen und bei jüngeren Wählern. Gerade bei jüngeren Wählern ist die Union beliebt wie Fußpilz. Das Personal der Union macht auf mich einen ziemlich uncoolen Eindruck, die Leute wirken verbraucht und in ihrer Lebenseinstellung sehr konservativ. Die Union hat sicher viele fähige junge Leute, nur die haben es sehr schwer in höhere Positionen zu kommen und wenn sie da mal angekommen sind, dann sind die auch schon wieder über 50. Jürgen Trittin und Renate Künast von den Grünen sind genau so alt wie Peter Müller und Annette Schavan von der CDU. Nur die beiden ersteren wirken auf mich viel frischer und versprühen viel mehr Elan als die beiden CDU Politiker. Ältere Wähler haben meiner Meinung nach kein Problem mit jüngeren Politikern, jüngere Wähler haben aber sehr wohl ein Problem mit alt wirkenden Politikern.

Bei der kommenden Wahl wird es sehr starke Verschiebungen bei den Wählergruppen geben. So wählten im Jahr 2002 47,3% der Männer Schwarz-Gelb, aber nur 43,5% der Frauen. 2005 waren es 45,5% zu 44,5%. Nach den aktuellen Umfragen werden 45% der Männer Schwarz-Gelb wählen, aber, und das ist sehr erstaunlich, 52% der Frauen. Das liegt natürlich hauptsächlich an Merkel. Das "bürgerliche" Lager hatte gerade bei den Frauen immer ein Problem, das ist bei der kommenden Wahl ganz anders. Unter den Unentschlossenen sind in der Regel auch stets mehr Frauen zu finden als Männer. Das spricht zumindest dafür, dass die Union am Wahlabend im Vergleich zu den letzten Umfragen vermutlich nicht mehr so abstürzen wird wie 2005. Stanislaw Tillich hat in Sachsen auch einen inhaltsleeren Schlaftabletten Wahlkampf geführt wie Merkel und die Umfragen waren recht genau, es gab keinen CDU Absturz.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Sonstigen bei dieser Wahl zulegen werden, zum einen treten in fast allen Bundesländern deutlich mehr Kleinparteien an und zum anderen ist da auch noch die Piratenpartei, die meiner Meinung nach für 1,5% gut sind, die beziehen ihre Stimmen stärker aus dem "linken" als aus dem "bürgerlichen" Lager. Bei 5% für die Sonstigen reichen 47,5% für Schwarz-Gelb, wenn man dann noch die Überhangmandate berücksichtigt, dann werden selbst 46,5% zu 48,5% reichen. Eine neue Umfrage für Baden-Württemberg ergibt für die CDU ein Minus von 5 Prozentpunkten auf nur noch 34%. Da sie aber 36 Direktmandate holen wird, würde sie allein in Baden-Württemberg 9 Überhangmandate erhalten. Die FDP legt der Umfrage zu Folge um 6 Prozentpunkte auf 18% zu. Die CDU würde damit in Baden-Württemberg schlechter abschneiden als im Bundestrend, auch ein Novum. Bei dieser Wahl wird sich so einiges in Deutschland verschieben.

In der Umfrage von Forsa nach dem Kanzlerduell bekommt Schwarz-Gelb nach wie vor 49%. Bin mal gespannt auf die morgige Umfrage von Infratest-dimap. Von Emnid steht auch noch eine Umfrage aus.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 02:06 Uhr:   

"den aktuellen Umfragen werden 45% der Männer Schwarz-Gelb wählen, aber, und das ist sehr erstaunlich, 52% der Frauen."
Wer soll das glauben? So wird es garantiert nicht kommen. Wenn sich solche Verschiebungen ergeben würden, würde sich das schon bei Landtagswahlen abgezeichnet haben. Davon ist mir nichts bekannt. Außerdem hatte die FDP außer 1980 immer einen Männerüberhang. Wenn das so bleibt (nichts deutet auf das Gegenteil), müßte der Unterschied bei der Union schon sehr krass ausfallen. In BW bekam Schwarz-Gelb bei der Europawahl bei Männern 52,3 und bei Frauen 51,9% lt. vorläufigem Ergebnis der repräsentativen Wahlstatistik.
http://www.statistik-bw.de/Pressemitt/2009185.asp?Wahlen


"Eine neue Umfrage für Baden-Württemberg ergibt für die CDU ein Minus von 5 Prozentpunkten auf nur noch 34%. Da sie aber 36 Direktmandate holen wird, würde sie allein in Baden-Württemberg 9 Überhangmandate erhalten. Die FDP legt der Umfrage zu Folge um 6 Prozentpunkte auf 18% zu. Die CDU würde damit in Baden-Württemberg schlechter abschneiden als im Bundestrend, auch ein Novum. Bei dieser Wahl wird sich so einiges in Deutschland verschieben."
Das ist so vollkommen unglaubwürdig, 2005 lag die Union in BW 4 Pp über Bundesschnitt, jetzt soll sie sogar drunter liegen. Bei der Europawahl verlor die CDU dort zwar überdurchschnittlich, aber eindeutig nicht in solchem Ausmaß. Auch daß Schwarz-Gelb sich bundesweit um 4, in BW aber nur um ein Prozentpunkt steigern soll, ist unglaubwürdig, bei der Europwawahl war die Tendenz für das bürgerliche Lager dort sogar geringfügig besser als im Bundesdurchschnitt.



"die Piratenpartei, die meiner Meinung nach für 1,5% gut sind, die beziehen ihre Stimmen stärker aus dem "linken" als aus dem "bürgerlichen" Lager."
Das stimmt wohl, schaden tun die am ehesten den Grünen.
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Kevin Matthes
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 10:37 Uhr:   

@Thomas Frings

Die Zahlen habe ich von dieser Seite:

http://www.bpb.de/fsd/werwaehltwas/

Bei der FDP sollen es 16% der Männer und 12% der Frauen sein. Bei der Union 40% der Frauen und 31% der Männer. Das ist in der Tat ziemlich krass. Die Daten stammen von Infratest-dimap und werden jede Woche aktualisiert. In den letzten Wochen hatte die Union laut dieser Übersicht ständig einen größeren Frauenüberschuss. Wobei der bisher nicht so stark war wie bei der aktuellsten Umfrage. Ich finde die Werte auch sehr krass. Bin aber überzeugt, dass die Union diesesmal einen größeren Frauen Überschuss haben wird, wenn auch sicher nicht so in dem Ausmaß wie es die Umfrage vorhersagt.

Wenn die Union ein ähnliches Ergebnis wie 2005 holen sollte, dann wird es natürlich Regionen geben in denen sie sich gegenüber 2005 verbessert und Regionen in denen sie sich verschlechtert. Sowohl die Umfragen von Allensbach als auch die von Infratest-dimap sagen eine deutliche Steigerung der CDU im Osten voraus. Die FDP kann sich nur leicht steigern. Im Westen sieht es den Umfragen zu Folge anders aus, im Westen verliert die Union leicht, die FDP gewinnt dafür aber deutlich hinzu. Eine solche Entwicklung erscheint mir plausibel.

Ob es für die Süd-West CDU nun wirklich 5 Prozentpunkte runter geht? Erscheint mir auch sehr krass, kann mir auch nicht vorstellen, dass sie unter dem Bundesdurchschnitt liegen wird. Wobei sie bei der Europawahl nur noch knapp über dem Bundesdurchschnitt lag.

Schwarz-Gelb erreichte bei der Europawahl in BW 52,8% und im Bund 48,9%. Ein Unterschied von 3,9 Prozentpunkten. Nach der neuen Umfrage läge man im Südwesten 3 Prozentpunkte über'm Bundesschnitt. So ganz abwegig finde ich das alles nicht.

Ich bin mir sicher, dass die Tendenz der Umfragen stimmen. Wobei ich mich allerdings auch wundern würde, wenn die Werte so krass ausfallen würden.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 11:47 Uhr:   

Laut der bpb-Zahlen sollen 44% Abitur oder Fachhochschulreife haben. Das kann nicht sein. Selbst wenn alle Unentschlossenen keinen oder einen niedrigeren Schulabschluß hätten, wäre die Zahl deutlich zu hoch. Erst in allerjüngster Zeit hat man den Anteil formal hoher Bildungsabschlüsse dank Niveausenkung auf ungefähr diesen Wert gebracht bei Schulabgängern, für die Gesamtbevölkerung liegt er weit niedriger. 1970 machten in Westdeutschland nur 11,3% der Schulabgänger Abitur.
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Bernhard Nowak
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 12:56 Uhr:   

So wie Martin D. es geschildert hat, denkt m.E. sicherlich ein Teil der SPD-Funktionäre, möglicherweise auch ein Teil von Grünen und Linken. M.E. wollen sie gar nicht, dass es für schwarz-gelb nicht reicht, sondern setzen geradezu darauf, dass die SPD deutlich unter 25% abschneidet und es für schwarz-gelb reicht. Denn dann sind Müntefering und Steinmeier ziemlich bald "weg vom Fenster" und Nahles bzw. Wowereit können die SPD nach links führen. Und mit NRW dürfte dann eine Landtagswahl nach der anderen für Union und FDP verloren gehen.
Was soll auch eine rot-rot-grüne Mehrheit jetzt, die - wenn sie zustande kommen sollte - sehr sehr knapp werden wird und voller zentrifugaler Elemente ist? Da sitzen dann Leute wie Johannes Kahrs vom Seeheimer Kreis, Steinbrück und auch Sarah Wagenknecht. Und dies bei einer Bundesratsmehrheit, die nach der Schleswig-Holstein-Wahl wohl auch schwarz-gelb sein wird.

Nein, aufgrund der Überhangmandateregel wird es für schwarz-gelb locker an Sitzen reichen.

Im übrigen haben sowohl Frau Merkel als auch Herr Steinmeier die Teilnahme sowohl an einer angebotenen Sendung des ZDF für alle Spitzenkandidaten der Parteien, als auch ihre Teilnahme an einer entsprechenden Runde der ARD abgesagt. Steinmeier wollte nur mit Merkel, aber nicht mit ihrem Stellvertreter Wulff über die "Probleme des Landes" reden. Die Absagen schaden m.E. beiden Politikern und zeigen einen großen Mangel an Souveränität.
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b.schütt
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 13:24 Uhr:   

Wulff steht bei der Bundestagswahl doch gar nicht zur Wahl, was hätte er denn auch in einem - laut ZDF - "Duell der Spitzen-Kandidaten" zu suchen gehabt ... So jemand kann alles versprechen, er braucht es ja nicht später umsetzen.

Ebenfalls seltsam wäre die vorgesehene Teilnahme von Horst Seehofer gewesen, ist Spitzenkandidat der CSU doch Peter Ramsauer.

Eine solche "Elefantenrunde" muß schon eindeutige Regeln haben, entweder Spitzenkandidaten oder Parteivorsitzende. Im letzteren Fall wären dann Müntefering, Seehofer, Westerwelle, Bisky, Roth oder Özdemir und Merkel bzw. ihr Stellvertreter Wulff in der Runde gewesen. Ich denke, das wäre zustande gekommen.
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Wahlticker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 17. September 2009 - 13:25 Uhr:   

Naja die SPD wird sich in Zukunft für Koalitionen mit der Linken auch auf Bundesebene öffnen müssen, das ist die Aufgabe in der nächsten Legislaturperiode. Dass dieser überfällige Schritt schwieriger wird, wenn die SPD weiter in der Regierung ist, ist auch klar.

Allerdings glaube ich persönlich nicht an eine glorreiche Zukunft von Frau Nahles. Mein Eindruck ist eher dass sie in großen Teilen der SPD als genauso störend und nervig empfunden wird wie in der sonstigen Bevölkerung; ausserdem hat sie die Querelen in der SPD mit dem Münte-Abschuss damals eigentlich erst gestartet, was sicher nicht alle vergessen haben.

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