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Kleine Parteien der Mitte

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Archiv bis 14. Februar 2009Norddeutscher20 14.02.09, 21:43h 
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Maxxim
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 16. Februar 2009 - 18:34 Uhr:   

@Norddeutscher

Naja, eine Gefahr war die DKP aber auch zu ihren besten Zeiten nicht. Was war den deren bestes BTW-Ergebnis? 0,3%?

Das hält die Demokratie schon aus.
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 16. Februar 2009 - 18:47 Uhr:   

@ Maxxim

Richtig. Aber eine Partei die bei Landtagswahlen bis zu 2,2% (Hamburg 1974) erhält und in den 1970er Jahren über mehrere hundert kommunale Mandatsträger verfügte sowie erheblich in andere linke Strukturen (Gewerkschaften, Studentenorganisationen, Friedens- und Anti-AKW-Bewegung etc.pp.) hineinwirken konnte, musste man damals schon ernst nehmen.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 16. Februar 2009 - 19:30 Uhr:   

@Norddeutscher

Mehrere Hundert Mandatsträger???
Die DKP hatte immer nur sporadische Kommunalwahlerfolge und da war keine richtig große Stadt dabei. In NRW war sie in Gladbeck, Ahlen, Bottrop (da auch heute noch) und Hattingen über 5% - nicht gerade beeindruckend. Im übrigen Deutschland gab es auch nur wenige Erfolge, wie in den 70er Jahren in Marburg. Die DKP war immer irrelevant. Um 1970 rum hatte sie noch nennenswerte Reultate wie 3,4% im Saarland 1970 oder 3,1% in Bremen 1971. Außer im Saarland und den Hansestädten hatte sie aber auch damals höchstens um die 1% bei Landtagswahlen, spätestens seit dem Aufkommen der Grünen war sie kaum noch meßbar.
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Norddeutscher
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 17. Februar 2009 - 18:02 Uhr:   

@ Thomas Frings

Erstens waren wir bei den 1970ern und da war die DKP beileibe keine quantité negligable (auch wenn wir beide das sicherlich gerne gesehen hätten). Daß das mit dem Aufkommen der Grünen vorbei war, ist ja kein Widerspruch dazu, denn die sind ja erst in den 1980ern richtig groß geworden und zuvor sind so manche Grüne Listen durchaus auch von DKP'lern (und eben auch Mitgliedern anderer linksextremistischer Grüppchen) bestimmt worden. Der Verfassungsschutz ging in den 1970ern in seinen Berichten regelmäßig von knapp 200 DKP-Mitgliedern aus, die auf offiziellen DKP-Listen gewählt wurden (selbst in konservativen Schleswig-Holsteinischen Städtchen wie Barmstedt passierte sowas) und rechnete dann damit, daß etwa noch einmal halb soviele über Wählergruppen verschiedenster Art und Güte dazu kamen. Natürlich hatte die DKP keine Chance in den Bundestag und kaum eine Chance je in einen Landtag zu kommen, aber sie bestimmte doch bis in die beginnenden 80er Jahre hinein weite Teile des Spektrums links der SPD und wirkte damit sogar auf den linken Flügel der SPD ein, wenn ich z.B. die regelmäßigen öffentlichen Veranstaltungen des SPD-MdB Eckart Kuhlwein gemeinsam mit DKP'lern in Schleswig-Holstein und Hamburg angucke. Die gesamtgesellschaftliche Wirkung der DKP war in der Zeit höher, als es ihre Wählerstimmen aussagen.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. Februar 2009 - 13:02 Uhr:   

@Norddeutscher:
Zustimmung.
Und nicht zu vergessen die studentischen DKP-Ableger MSB und SHB, die an vielen ASten dominierten und Millionen an Studentenbeiträgen kontrollierten - damit wurde ganz erheblich Propaganda finanziert, die weit über die Unis hinaus wirkte.
Oder auch DKP-Organisationen wie DFG-VK oder DFU, die bundesweit agierten und Einfluß ausübten.

Mit dem Ende der DDR sind dann fast alle diese Organisationen aufgelöst worden, weil der Finanznachschub fehlte.
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Maxxim
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. Februar 2009 - 16:19 Uhr:   

"Und nicht zu vergessen die studentischen DKP-Ableger MSB und SHB"

Damit meinen Sie aber doch nicht den SHB = Sozialdemokratischer Hochbund, hoffe ich?

Der hat nämlich mit der DKP nichts zu tun und war auch in den 70ern und 80ern verhältnismäßig brav.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. Februar 2009 - 16:49 Uhr:   

@Maxxim:
Wir reden hier über die 70er Jahre - da war der SHB kein "sozialdemokratischer Hochschulbund" mehr (diese Bezeichnung ließ ihm die SPD sogar gerichtlich verbieten), sondern gehörte wie der MSB zum DKP-Spektrum.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Mittwoch, 18. Februar 2009 - 20:23 Uhr:   

@Ralf
Äh, Asten waren und sind natürlich ein Tummelplatz für Kommunisten und sonstige ultralinke Spinner, die schonmal im Kleinen üben im Asta-Laden oder in irgendwelchen "autonomen Referaten", wie man anderer Leute Geld veruntreut. Aber ihr Einfluß ist heue minimal und war auch früher nicht groß.


@Norddeutscher
Die DKP war doch nur eine K-Gruppe unter vielen und als Kaderschmiede für Politkarrieren weit weniger bedeutend als der KBW. Ehrlich gesagt fällt mir spontan kaum ein Name aus der DKP ein, außer Stasi-Bewunderin Christel Wegner nur der ewige Vorsitzende Mies. Relativ bekannte KBWler dagegen gibt es ja einige, allen voran natürlich Ulla Schmidt. Das linksextreme Spektrum ist natürlich in weiten Teilen nicht so fest organisiert, man denke an den "Sponti" Fischer, wie auch das rechtsextreme Spektrum zu einem weiten Teil nicht parteimäßig organisiert ist, Stichwort freie Kameradschaften. Das linksextreme Spektrum der 70er hat sicher Einfluß auf Politik- und Medienbetrieb bis heute, aber da war die DKP nicht die treibende Kraft. Wäre sie verboten worden, hätte das das linksextreme Milieu nicht beeinträchtigt.
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Maxxim
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Februar 2009 - 06:10 Uhr:   

@Arnemann

Hab gerade mal etwas im Internet gesucht und Sie haben recht. War mit gar nicht bewusst, ich hatte da irgendwie anderes gehört.
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Ralf Lang
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Februar 2009 - 08:39 Uhr:   

"Brav" waren die DKPler allemal. Es gibt eine ganze Reihe Bundestagsabgeordneter (Gehrke, Bulling-Schröter, Knake-Werner, Schäfer, Winkelmeyer) oder Landesminister (wieder Knake-Werner), Landesabgeordneter (Scheringer, Rupp, Sohn). Von Peter Wahl oder Georg Fülberth hat man vielleicht auch schon mal was gehört - oder von dem Strauß an Musikern, Künstlern oder Gesellschaftswissenschaftlern der Zeit mal zu schweigen.

Vom Politikmodell und von den Inhalten her war die DKP allerdings eher ein Gegenentwurf zu den sogenannten K-Gruppen.
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Ralf Arnemann
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 19. Februar 2009 - 09:53 Uhr:   

@Thomas:
> Aber ihr Einfluß ist heue minimal und war
> auch früher nicht groß.
In den 70er und 80er Jahren war der Einfluß beträchtlich.
Man darf dabei nicht nur die AStA-Veranstaltungen im engeren Sinne betrachten.
Eine Reihe von politischen Bewegungen dieser Zeit (Anti-AKW, Anti-Nachrüstung, ...) sind ganz entscheidend von den DKP-nahen Organisationen und den linken ASten finanziert und organisiert worden.
Vor allem bei den "Hauptamtlichen", also den Leuten, die (meist als AStA-Referent bezahlt) über längere Zeit den Kern dieser Bewegungen bildeten und den wesentlichen Einfluß ausübten, kamen sehr viele aus dem DKP-Umfeld.

Dazu kam, daß für die DKP-nahen Gruppen das Prinzip der "gewerkschaftlichen Orientierung" galt, d.h. alle ihre Mitglieder organisierten sich in einer Gewerkschaft, meist in der GEW - das hat dort durchaus Wirkung gehabt.
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Robert Jasiek
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 09:44 Uhr:   

Zwar habe ich die parteiinterne Diskussion nicht allzu gründlich verfolgt, aber als ÖDP-Mitglied habe ich mich natürlich auch für das Thema möglicher Fusionen interessiert.

ÖDP, Familienpartei und Tierschutzpartei haben ähnliche Parteiprogramme. Die programmatischen Unterschiede zwischen ÖDP (stärkere Betonung der Umweltprogrammatik) und Familienpartei (stärkere Betonung der Familienprogrammatik) wurden schon angesprochen, es gibt allerdings noch einen weiteren wesentlichen Unterschied: Die ÖDP will im Unterschied zur Familienpartei Umweltsteuern, die aufkommensneutral durch Senkung der Lohnnebenkosten und Abschaffung der Mehrwertsteuer finanziert, durch Ausgleich sozialer Härten sozial verträglich gestaltet und durch Harmonisierung auf EU-Ebene und Ausweitung auf Importe in die EU abgerundet werden. Das Programm der Tierschutzpartei ist inhaltlich in Teilen von dem der ÖDP abgeschrieben, stellt allerdings den Tierschutz und die Tierschutzrechte sehr in den Vordergrund; dies ist kein Zufall, denn die Tierschutzpartei ist m. W. von unzufriedenen ehemaligen ÖDP-Mitgiedern gegründet worden, denen der Tierschutz der ÖDP nicht fundamental genug war.

Eine Fusion von ÖDP und Tierschutzpartei ist daher auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich. Es gibt auch kaum parteiinterne Bestrebungen in diese Richtung. So eine Aufspaltung (allerdings keine unmittelbare Spaltung) in zwei sehr ähnliche Parteien ist eher ein Zeichen für Sektierertum. Schade eigentlich.

Die drei Parteien haben bei Wahlen in jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten (Bundesländern) ihre Erfolge erzielt. Die ÖDP ist in Bayern und Baden-Württemberg mitgliederstark und hat dort ihre besten Ergebnisse (im Schnitt ca. 2% bzw. 1,5% bei Landtagswahlen) und ihre meisten meist kommunalen Mandate. Daneben, aber schon deutlich schwächer in Rheinland-Pfalz. Die Familienpartei ist m. W. deutlich mitgliederschwächer, erzielt aber im Saarland und in Brandenburg gut 3%, in anderen Bundesländern auch noch bemerkenswerte Ergebnisse, die ich jetzt nicht auswendig weiß. Allerdings andere Länder als die der ÖDP. Die Tierschutzpartei wiederum ist besonders bei Europawahlen stark, aber hat auch in manchen Bundesländern, in denen die beiden anderen eher schwach sind, ihre besten (ca. 0,5 - 2%, glaube ich) Ergebnisse. Rein wahlerfolgsmäßig ergänzen sich die drei Parteien also eigentlich ideal.

Zwischen ÖDP und Familienpartei hat es vor ein paar Jahren Gespräche über eine mögliche Fusion gegeben, die aber wieder etwas abgekühlt sind; warum weiß ich nicht. Ich vermute: Jede von beiden hält sich für die Bessere oder die Partei mit den besseren Erfolgsaussichten und keine will zu viel von ihrem Programm, ihrer Wählerschaft und ihrer Geschichte opfern. - Meiner Meinung nach sollten alle drei Parteien fusionieren und ihre Kleingeister begraben. Zusammen wären sie viel stärker. Kompromisse sind notwendig.

ÖDP und Familienpartei haben allerdings bei einigen Wahlen Absprachen getroffen, wer antritt - logischerweise immer diejenige mit den besseren Aussichten. Das wird auch jetzt noch so gemacht. Es ist ja auch ein allgemeiner Erfahrungswert, dass Leihstimmen die Stimmen für die antretende Partei verbessern.

Die ÖDP nimmt auch immer mal wieder auf kommunaler oder Landesebene an Wahlbündnissen teil, wo dies zulässig ist, erfolgversprechend sein kann und es ähnlich motivierte Listen (oft auch aus dem moderat-bürgerlichen, nicht auf Umweltprogrammatik ausgerichteten Kleinparteien-Lager) gibt. Beispiel: GUT 8% in Sachsen-Anhalt. Es ist dann der Interpretation überlassen, welche Kandidaten besonders verantwortlich für die Stimmen waren.

Die Fragestellung nach Fusion kann man im Prinzip auch auf die kleinen Bürgerlichen ausweiten, allerdings hätte ich Bedenken bei populistischen Eintagsfliegen wie etwa dem Scheinerfolg durch Pauli bei den Freien Wählern. Dann gibt es da programmtische Mischformen wie BüSo (Transrapid über die Beringstraße...) und Naturgesetzpartei (die mir ein Hybrid zwischen Umwelt- und esoterischer Partei zu sein scheint. Fusionen haben da ihre Grenzen, wo es zu schillernd wird.

Da die Grünen mit den Jahren immer weniger radikal (ehemals Fundis, NATO-Austritt) und immer bürgerlicher geworden sind, fragen sich natürlich weiterhin viele, warum eine Fusion zwischen ÖDP und Grünen nicht infrage kommt, aber das ist ein eigenes Thema. Nur ein paar Hinweise: Die ÖDP hätte nie einen völkerrechtswidrigen Krieg in Jugoslawien geführt, hat bei Umweltsteuern eine deutlich andere Programmatik und ist gesellschaftspolitisch in der Mitte, wo die Grünen tendenziell eher links sind. Natürlich sehen die Grünen keine Veranlassung, eine deutlich kleinere Partei überhaupt schlucken zu wollen. Auch gibt es einen ganz praktischen Grund: Kein ÖDP-Funktionär will sich vorstellen müssen, dass auf Parteiversammlungen geraucht werden dürfte (oder haben sich die Grünen hier auch schon gewandelt?).

5%, Korruption, Ehrlichkeit und christlich oritientierte Parteien (die der ÖDP programmatisch nächste, die Christliche Liga, scheint es nicht mehr zu geben; es gibt eigentlich nur eher christlich-fundamentalistische Kleinstparteien vom Typ PBC und CM) sind andere Themen, die ich jetzt mal nicht ausdiskutiere.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 13:26 Uhr:   

Mal abgesehen davon, daß ich von allen genannten Parteien nichts halte, würde ich mal behaupten, daß die "Familie" noch die besten Aussichten hat.

Die ödp ist stark auf Bayern beschränkt und das in eher zunehmendem Maße. 2004 holte die ödp mehr als die Hälfte ihrer Stimmen in Bayern. Aber selbst in Bayern kommt sie nicht so richtig vom Fleck, wenn man sich mal die Landtagswahlergebnisse ansieht (1982: 0,4%, 1986: 0,7%, 1990: 1,7%, 1994: 2,1%, 1998: 1,8%, 2003: 2%, 2008: 2%). Nur im tiefschwarzen Niederbayern kommt sie in die Nähe der Grünen-Ergebnisse. Wenn es der ödp aber nicht einmal da gelingt, den Grünen den Rang abzulaufen, dann ist das für sie kein gutes Zeichen. Mit Ökologie werden durch die Wähler eben die Grünen assoziiert, ob die ödp nun eine unterschiedliche oder sogar wesentlich konsequentere Programmatik in die Richtung hat, das interessiert die Wähler doch kaum.

In Baden-Württemberg ist die ödp eindeutig auf dem absteigenden Ast - 1992 immerhin 1,9%, 2001 und 2006 deutlich unter 1%.


"gibt es da programmtische Mischformen wie BüSo (Transrapid über die Beringstraße...)"
Das Sind einfach nur Spinner. Vor ein paar Tagen kam ich zufällig an einem BüSo-Stand vorbei. 1994 präsentierten sie ja wirklich den Transrapid von Paris nach Wladiwostok als "Patentrezept". Jetzt war am BüSo-Stand zu lesen "Afrika kann Opel retten". Die PETA-Fanatiker (habe sie mindestens zwei Mal persönlich erlebt) treten äußerst agressiv auf und verschrecken schon dadurch die Leute.
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Robert Jasiek
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 14:42 Uhr:   

Thomas (oder ist in diesem Forum das Siezen üblicher?), interessehalber wüsste ich gerne, warum du von diesen Parteien nichts hälst. (Eine ganz kurze Antwort reicht, denn es ist ein anderes Thema als das der Thread.)
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Andreas
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 15:38 Uhr:   

Einen interessanten "Showdown" wird es bei der Europawahl zwischen den sogenannten "christlichen Kleinparteien" geben: Hier kandidiert erstmals die Partei "AUF - Arbeit, Umwelt, Frieden - Christen für Deutschland" in Konkurrenz zur evangelikalen Partei Bibeltreuer Christen (PBC). Die ökumenisch orientierte AUF hat ca. 400 Mitglieder, die PBC 3800 - von daher müsste die PBC sich klar durchsetzen. Die Partei "Christliche Mitte - Für ein Deutschland nach GOTTES Geboten (CM)" als dritte im Bunde ist stark katholisch orientiert. Sie hatte Schwierigkeiten, die zur Wahlzulassung bei der Europawahl erforderlichen 4000 Unterstützungsunterschriften zusammenzubekommen. Die Deutsche Zentrumspartei verzichtet auf eine Wahlteilnahme.

So erklärt die PBC, warum man aus ihrer Sicht sie und nicht die Uniosparteien wählen sollte:

Warum PBC? Warum nicht CDU/CSU?
Warum trat Ex-Ministerpräsident Werner Münch aus der CDU aus?
Auslöser für den Parteiaustritt Münchs nach 37jähriger Mitgliedschaft in der CDU war sicherlich die Art und Weise, wie die Parteivorsitzende Angela Merkel den deutschen Papst Benedikt XVI. "öffentlich diskreditiert und gedemütigt hat" (Münch). Dabei habe sie die Grundregeln der Diplomatie und des persönlichen Anstands in grober Weise verletzt. Mit solchen "Methoden" wolle er sich nicht identifizieren. Die eigentlichen Ursachen seines Parteiaustrittes liegen freilich tiefer, und hier geht es auch nicht mehr allein um Fragen des Katholizismus, sondern hier sind alle Christen in gleicher Weise betroffen: Münch schreibt, er könne nicht gutheissen, dass "die Vorsitzende der CDU, die als Partei einmal auf der Grundlage christlicher Werte für den Schutz und Erhalt des menschlichen Lebens eingetreten ist, jetzt mit Alice Schwarzer, der Vorkämpferin für die Freigabe der Abtreibung, in der Öffentlichkeit auftritt." Die CDU würde heute nicht mehr deutlich für den Schutz des ungeborenen Lebens eintreten, so Münch. Die christlich-konservative Wählerklientel würde von Merkel verprellt. Viele Christen hätten ihm gesagt, die CDU sei für sie wegen der Abkehr von christlichen Werten nicht mehr wählbar. Die Union bewege sich weg von christlichen Werten und wende sich dem Zeitgeist zu. Ferner bemängelt Münch eine wachsweiche Haltung der Union in bioethischen Fragen und die schleichende Veränderung des Familienbildes und der Familienpolitik der CDU.
In der CDU dächten wohl viele, sie müssten sich nicht mehr um die traditionellen Wählerschichten kümmern, weil diese ohnehin sicher CDU wählten. Dies aber sei eine grundfalsche Annahme - das werde sich bei den kommenden Wahlen zeigen.
Dazu komme Profillosigkeit und Lavieren der Vorsitzenden in vielen Politikfeldern. Ausserdem sei der Umgang der Parteivorsitzenden mit Personen, die der Union über viele Jahre treu gedient haben, unerträglich.
Was unterscheidet die PBC politisch-programmatisch von den Unionsparteien?
Es ist eine schöne Illusion, sich vorzustellen, daß die wenigen bekennenden Christen in unserem Land in der Lage wären, so wie es die Moslems versuchen, in die etablierten Parteien einzutreten, um deren Politik in ihrem Sinne zu verändern!
In einer Partei geht es immer um Mehrheiten. Da die entschiedenen Christen sowieso nur eine Minderheit in der Gesellschaft sind, haben sie praktisch nie eine Chance, andere Mehrheiten in den grösseren Parteien zu brechen. Es gibt genügend Beispiele dafür, daß Christen in den etablierten Parteien versuchten, biblische Wertvorstellungen z.B. in der Schulpolitik oder in Fragen der Kindestötung im Mutterleib durchzusetzen. Immer scheiterten diese ehrenwerten Versuche an den Mehrheitsverhältnissen in den Parteistrukturen. Viele einstige eifrige Zeugen Jesu wurden mehr oder weniger von den Mehrheiten in ihren Parteien an die Wand gedrückt und haben schlußendlich frustriert das Handtuch geworfen.
Es war ein Gebot der Stunde, daß sich im Herbst 1989 entschiedene Christen aus allen Kirchen zur Gründung der PBC entschlossen haben. Damit wurde eine Plattform geschaffen, auf der eine Politik nach den Maßstäben der Bibel auch für unser Land gemacht werden kann. Wie nötig das war, zeigte sich seither immer wieder, so auch jetzt, als der neue bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer feststellte: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" - und wir als PBC dem entgegenhalten müssen: "Nein - Gott und Sein Wort, die Heilige Schrift, sind für uns das Maß aller Dinge". In den Unionsparteien wächst die Unruhe: Im Wahlkreis Alb-Donau/Ulm machte sich bei der Nominierung des CDU-Bundestagskandidaten Unmut breit, weil die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Annette Schavan sich beim Thema Stammzellenforschung über einen Beschluss des Kreisverbandes hinweggesetzt hatte - "das C im Namen der CDU kommt immer mehr zu kurz", erklärte der Theologe Johannes Mack bei der Nominierungsversammlung.
(Aus einem PBC-Flugblatt im beginnenden Europawahlkampf 2009)
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 15:42 Uhr:   

"Thomas (oder ist in diesem Forum das Siezen üblicher?),"
Mich kann man ruhig duzen. Ich mache es so, daß ich neue Leute meist sieze und länger aktive Forumsteilnehmer in aller Regel duze.


"warum du von diesen Parteien nichts hälst. (Eine ganz kurze Antwort reicht, denn es ist ein anderes Thema als das der Thread.)"
Gut, wirklich ganz kurz:

ödp: Ich bin entschiedener "Klimaleugner" und als Liberaler sowieso der Meinung, daß der Staat sich außerhalb seiner Kernaufgaben raushalten sollte, den Bürgern möglichst viel Freiheit lassen sollte und nicht versuchen sollte, durch (zwangsläufig freiheitsbeschränkende) Staatseingriffe Gesellschaft und Wirtschaft in irgendeine Richtung verändern zu wollen, egal ob das im Namen der Klimarettung, der sozialen Gerechtigkeit oder anderer Ziele geschehen soll.

Familie: Einseitige Orientierung. Das "Familienwahlrecht" ist letztlich ein Pluralwahlrecht für Eltern Minderjähriger und damit eine Durchbrechung des gleichen Wahlrechts. Das Thema haben wir hier auch schon breit diskutiert.

Tierschutz: Gilt teilweise dasselbe wie für ödp. Außerdem esse ich gern und viel Fleisch, lasse mich davon auch durch Tierrechtsideologie, BSE-Hysterie etc. abbringen und habe nicht das geringste schlechte Gewissen.
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 16:06 Uhr:   

@Andreas
Ob die Kritik Merkels am Papst ein geschickt gewählter Aufhänger ist, "bibeltreue Christen" sind in aller Regel protestantisch, meist Freikirchler, und nicht katholisch.

Es ist wirklich auffällig, daß es für bestimmte Zielgruppen mehrere Gruppierungen gibt, die sich möglicherweise kannibalisieren:

Da wären 3 Parteien im christlichen Spektrum:
CHRISTLICHE MITTE – Für ein Deutschland nach GOTTES Geboten - CM -
AUF-Partei für Arbeit, Umwelt und Familie, Christen für Deutschland - AUF -
Partei Bibeltreuer Christen - PBC -

Gleich 5 Rentnerparteien treten an, darunter zwei "Graue"-Gruppierungen:
Rentnerinnen und Rentner Partei - RRP -
50Plus Das Generationen-Bündnis - 50Plus -
DIE GRAUEN – Generationspartei - DIE GRAUEN -
Allianz Graue Panther - AGP -
Rentner-Partei-Deutschland - RENTNER -


3 "Bürgerparteien":
Bürger Partei Deutschland - BPD -
BÜRGER-BLOCK e. V.
Freie Bürger-Initiative - FBI -

Noch zwei weitere führen das Wort Bürger im Namen:
Bürgerrechtsbewegung Solidarität - BüSo -
Aufbruch für Bürgerrechte, Freiheit und Gesundheit - AUFBRUCH -


Zwei schreiben sich Volksabstimmungen auf die Fahne:
FÜR VOLKSENTSCHEIDE (Wählergemeinschaft), Gerechtigkeit braucht Bürgerrechte - Wir danken für Ihr Vertrauen!
Ab jetzt…Bündnis für Deutschland, für Demokratie durch Volksabstimmung - Volksabstimmung -


Zwei kommunistische Splittergruppen links der PdL:
Deutsche Kommunistische Partei - DKP -
Partei für Soziale Gleichheit, Sektion der Vierten Internationale - PSG -

Bei den Rechtsradikalen treten REP und DVU an, die NPD dagegen nicht.

(Beitrag nachträglich am 05., April. 2009 von frings editiert)
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Robert Jasiek
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 16:39 Uhr:   

Haben denn alle Chancen, für die Europawahl zugelassen zu werden?

Was ist eigentlich mit den Grauen? Das letzte, was ich vorher gehört hatte, war die (angebliche) Selbstauflösung wegen der Finanzprobleme. Wer von den namentlichen Nachfolgern ist denn nun der eigentliche?
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zigzag
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 16:57 Uhr:   

Wer von den namentlichen Nachfolgern ist denn nun der eigentliche?

Da streiten sich zwei drum:

Nachfolgeorganisationen
Widerstand gegen die Auflösung gab es jedoch vor allem innerhalb des Landesverbands Berlin. So gründete Raeder noch vor der endgültigen Auflösung eine Nachfolgepartei mit dem Namen "Die Grauen - Generationspartei". Der erste Landesverband gründete sich am 29. März 2008 in Torgau / Sachsen. Weitere Landesverbände der neuen Nachfolgerpartei befinden sich zurzeit unter anderem neben Berlin auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Hessen in der Gründungsphase. Die Gründungsparteitage dieser Landesverbände fanden alle Anfang April 2008 statt.

Währenddessen gründete sich am 29. März desselben Jahres in Fulda die "Allianz Graue Panther", an der sich ebenso die Parteigründerin Trude Unruh beteiligte, jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend war. Bundesvorsitzender ist der 70-jährige Diplom-Pädagoge Johannes Butscher aus Baindt.

Dass beide Gruppierungen das Erbe der aufgelösten Partei beanspruchen, wird daran deutlich, dass die jeweiligen Logos große Ähnlichkeit untereinander besitzen und stets ein Panther Verwendung findet.


http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grauen_%E2%80%93_Graue_Panther
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Mitdenker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 19:07 Uhr:   

Auch die Rentnerinnen und Rentner Partei - RRP - ist eine Nachfolgepartei der Grauen Wähler.
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Mitdenker
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Sonntag, 05. April 2009 - 19:07 Uhr:   

Auch die Rentnerinnen und Rentner Partei - RRP - ist eine Nachfolgepartei der Grauen Panther.

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