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Schröder signalisiert Bereitschaft zu...

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Analytiker
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 13:49 Uhr:   

Schäuble wäre einer der schlechtesten Kandidaten den die Union für das Innenministerium aufstellen könnte. Innenminister muß jemand sein der als "Hardliner" gilt wenn er sich profilieren will- genau den Ruf hat Schäuble nicht. Geeignter aus CDU-Sicht wäre Bosbach oder Schünemann.
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JG
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 14:05 Uhr:   

@Dave R.
>c) da davon auszugehen ist, dass die FDP-Kandidaten nachwievor für >einen Unionskanzler stimmen wird, braucht Merkel garnicht mal soooo >wahnsinnig viele SPD-Stimmen für eine absolute Mehrheit


spiegel-online ticker...
[13.36] Die FDP will der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel bei der Kanzlerwahl im Bundestag die Stimme verweigern. Der frühere Wunschpartner der Union vertrat außerdem die Auffassung, dass das Bündnis aus Union und SPD als "Kartell der Wahlverlierer" keine zwei Jahr halte. Es bestehe die Gefahr von Stillstand und dass sich Schwarz-Rot das Land zur Beute mache. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagte: "Die FDP wird ihre Oppositionsrolle vom ersten Tag an wahrnehmen und sich entsprechend verhalten." Die Liberalen seien auch nicht dazu da, fehlende Stimmen aus der SPD bei der Kanzlerwahl auszugleichen.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 14:07 Uhr:   

@Florian:
> Ob ein geschwächtes Wirtschaftsministerium für Stoiber wohl
> überhaupt noch interessant ist?
Auch hier gilt: Details abwarten.
Der reine Ministeriumstitel ist nur die halbe Miete, entscheidend ist der genaue Zuschnitt.

Früher (Lambsdorff?) war das Wirtschaftsministerium mal sehr mächtig, hat dann später immer mehr Kompetenzen an andere Ressorts (und die EU) abgegeben. Letzte Schwächung war m. W. 1998, als wichtige Referate ans Finanzministerium (Lafontaine) gingen.
Auch ohne den Bereich Arbeit kann man das Wirtschaftsministerium wieder durch neue Zuordnungen aufwerten.

Das geschieht offenbar auch durch Zuordnung von Europathemen - damit ist umgekehrt das Außenministerium (daß ohnehin immer stärker vom Kanzleramt kannibalisiert wird) deutlich weniger wert.

> Aus Sicht der SPD ist es sicherlich clever, sich die drei
> "Kuschelministerien" für Arbeit, Gesundheit und
> Verkehrt/Aufbau Ost zu sichern.
Das sind wohl weniger "Kuschel"-Bereiche sondern solche, in denen man sich Prügel abholt.
Auch beim "Aufbau Ost" ist die Zeit der schönen Autobahneinweihungen weitgehend vorbei, da geht es zunehmend darum, daß der Aufbau ungenügend ist.

Generell: Diese vorläufig kolportierten Ministeriumsverteilungen sagen noch nicht sehr viel aus. Es ist daher auch derzeit unmöglich zu sagen, welche der beiden Parteien nun besser verhandelt oder sich die schöneren Optionen gesichert hat.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 14:11 Uhr:   

@Stefan:
> Ulla Schmidt (Gesundheit) gehört zur NRW-SPD,
Richtig, danke für diese Korrektur.
Da ich fest davon ausgehe, daß entweder Clement oder Steinbrück im Kabinett sind, ist NRW ausreichend abgedeckt.

> durch wen die Bayern-SPD vertreten wird - bisher Renate Schmidt
> (Familie) - bleibt abzuwarten.
Mal hart gesagt: Die kann auch leer ausgehen.
Die Bayern-SPD ist zwar ein großer, aber auch maximal erfolgloser Landesverband. Da kann auch der Verbalradikalismus eines Stiegler nicht von ablenken.

NRW, Niedersachsen, Hessen und der Osten, die müssen im Kabinett vertreten sein.
Alle anderen Länder/Regionen sind optional.
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JG
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 15:36 Uhr:   

wer wird nun merkel überhaupt wählen, ausser der union??
glaubt ihr es gibt einen gegenkandidaten zur kanzlerschaft??
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Dave
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 16:32 Uhr:   

>> wer wird nun merkel überhaupt wählen, ausser der union??

Die SPD würde sich lächerlich machen und vor der Öffentlichkeit ihr Gesicht verlieren, wenn Merkel es bei der Wahl nicht schafft. Bei eventuellen Neuwahlen hätte die CDU große Vorteile.

Gruß, Dave
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Florian
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 16:43 Uhr:   

@ JG:
"glaubt ihr es gibt einen gegenkandidaten zur kanzlerschaft??"

Nein - das ist in der Verfassung nämlich gar nicht vorgesehen.
Der Bundespräsident benennt EINEN Kandidaten. Das wird nun wohl Merkel sein. (*)
Und Merkel wird dann sicher im ersten Wahlgang von Union und SPD gewählt - Ende der Geschichte.


(*) Ganz nebenbei: Der übliche Sprachgebrauch, nachdem z.B. Merkel "Kanzlerkandidatin der Union" ist, ist nicht ganz korrekt. Genaugenommen ist Merkel eigentlich nur Kandidaten-Kandidatin.
Zur "echten" Kandidatin wird sie erst, wenn sie von Köhler vorgeschlagen wird.
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JG
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 17:33 Uhr:   

danke florian
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Mr.Matze
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 17:38 Uhr:   

>Und Merkel wird dann sicher im ersten Wahlgang von Union und SPD >gewählt - Ende der Geschichte.

dann fängt die Geschichte erstmal an
zum Kanzler brauch man im ersten Wahlgang 308 Stimmen
CDU/CSU haben 226
SPD 222
also müssen minimum 82 SPD Abgeordnete Merkel zum Kanzler wählen,da bin ich mal gespannt
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Marek
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 17:42 Uhr:   

>also müssen minimum 82 SPD Abgeordnete Merkel zum Kanzler wählen

Oder mehr. Auch in der der CDU gibt es vielleicht den ein oder anderen, der Merkel nicht wählen möchte. Mir fällt da spontan z.B. Friedrich Merz ein ...
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Montag, 10. Oktober 2005 - 17:49 Uhr:   

Jetzt werdet doch nicht kindisch.
Es wird jetzt bei beiden Koalitionspartnern etwas öffentlich vorgeführtes Zähneknirschen geben um der Basis zu zeigen, daß einem die große Koalition schwer fällt.
Und dann wird in braver Partei- und Fraktionsdisziplin abgestimmt.

Gerade für die SPD gilt: Wenn ihre Leute der Empfehlung der Fraktions- und Parteispitze nicht folgen sollten, und die Fraktion bei der Kanzlerwahl nicht "funktioniert" - dann steht die SPD-Führung handlungsschwach und blamiert da und ihre Durchsetzungsfähigkeit in der weiteren Koalitionspolitik wäre drastisch reduziert.

Einige Koalitionsstimmen werden Merkel vielleicht fehlen, aber sie wird mit hohem Abstand über der Kanzlermehrheit liegen.
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Klaus
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 06:38 Uhr:   

"Aus Sicht der SPD ist es sicherlich clever, sich die drei "Kuschelministerien" für Arbeit, Gesundheit und Verkehrt/Aufbau Ost zu sichern."

Arbeit, Gesundheit und Verkehr sind doch keine Kuschelministerien, wie kommst Du darauf? Arbeit, Gesundheit und Verkehr sind, ebenso wie das Finanzministerium, sehr unangenehm, weil man Kürzungen, Steichungen und Belastungen kommunizieren wird müssen. Hartz 4 gehört ins Arbeitsressort, dort wird man wohl auch ABM-Maßnahmen, Fortbildungen usw kürzen müssen, um die Lohnnebenkosten zu senken. Mehr Praxisgebühr, mehr Zuzahlungen und weniger Leistungen stehen im Gesundheitsressort an. Der Finanzminister hat einen Haushalt wie ein Schweizer Käse und einen riesigen Schuldenberg und muß Subventionen streichen, Budgets kürzen und vermutlich auch Steuern erhöhen und dauernd schlechte Nachrichten verkünden. Der Verkehrsminster muß Bauprojekte strecken und steichen, weil das Geld für die schon auf Jahrzehnte verplanten Projekte fehlt.

"Die Aufteilung scheint tatsächlich die zu sein, dass - abgesehen vom Finanzministerium - alle Härten und Zumutungen von der Union administriert werden sollen"

Wo denn? Höchstens das Innen- oder Verteidigungsministerium, falls es knallen sollte. Familie/Jugend/Frauen/Senioren ("Gedöns"), Bildung/Forschung (Zukunft!), Wirtschaft/Technologie (Frühstücksdirektor Stoiber), Landwirtschaft/Verbraucherschutz (Seehofer, der Anwalt des kleinen Verbrauchers) sieht mir nicht nach Zumutungen aus, eher nach kuscheln.
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Mr.Matze
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 10:21 Uhr:   

>Wo denn? Höchstens das Innen- oder Verteidigungsministerium, falls >es knallen sollte. Familie/Jugend/Frauen/Senioren ("Gedöns"), >Bildung/Forschung (Zukunft!), Wirtschaft/Technologie (Frühstücksdirektor Stoiber), Landwirtschaft/Verbraucherschutz <<(Seehofer, der Anwalt des kleinen Verbrauchers) sieht mir nicht nach <Zumutungen aus, eher nach kuscheln.

ausser dem Kanzleramt wirklich kein Schlüsselministerium dabei
was will man eigentlich,sieht alles nach Zeitgewinn aus,aber nicht nach Politik die Wachstum und Beschäftigung schafft

Stoiber sollte entweder Kanzler oder Finanzminister werden, aber der scheut wohl die Arbeit und negative Umfragen.
So liegen die negativen Ministerien alle bei der SPD, sie darf den Kopf hinhalten während Stoiber den Frühstücksdirektor spielt.
Was für Stümper bei der SPD

Ich hoffe das es richtig knallt bei den Genossen und es Neuwahlen gibt
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 10:29 Uhr:   

Am beidseitigen Gejammer von SPD- und CDU-Anhängern sieht man sehr schön, wie ausgewogen und vernünftig das Verhandlungsergebnis ist.

Nur sind halt beide Parteien gewohnt, in einer Regierung klar zu dominieren - so viel Macht abzugeben ist eine schmerzliche neue Erfahrung.

Besonders putzig finde ich derzeit diverse Versuche, die Richtlinienkompetenz des Kanzleramts neu zu definieren (d.h. runterzustufen).
Wer meint, Merkel würde nur den Titel spazieren tragen, ohne Macht ausüben zu wollen - der hat immer noch Wesentliches nicht verstanden.
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Dave
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 11:59 Uhr:   

>> Wer meint, Merkel würde nur den Titel spazieren tragen, ohne Macht
>> ausüben zu wollen - der hat immer noch Wesentliches nicht verstanden.

Vor allem kennt er Merkel schlecht, die hat sich sicherlich nicht mühsam hochgearbeitet, nur um jetzt als machtloses Aushängeschild abgestempelt zu werden.

Gruß, Dave
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Lars Tietjen
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 17:27 Uhr:   

Es ist doch normal, dass man in einer Koalition (und insbesondere in einer großen Koalition) nur sehr eingeschränkt von der Richtlinienkompetenz gebrauch machen kann.

Wenn Merkel damit versucht Dinge gegen die SPD durchzusetzen gefährdet sie ihre Mehrheit im Bundestag. Das war in allen Koaltionen so.
Natürlich hat die Bundeskanzlerin eine bestimmte Rolle. Diese wird aber nicht so aussehen, dass sie einfach versucht ihre Position (bzw. die CDU/CSU-Position) durchzudrücken. Sie wird bei Konflikten nach für allen tragfähigen Lösungen suchen. Wenn ein Partner mit der Lösung nicht zufrieden ist, wird es einen Koalitionsausschuss geben. Dort gibt es keine Richtlinienkompetenz, sondern ein Veto für jede der beiden Partner. (Etwas unklar wird sein welche Rolle die CSU als Art dritter Partner spielen wird.)
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Good Entity
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 18:19 Uhr:   

@ Ralf Arnemann: >Am beidseitigen Gejammer von SPD- und CDU-Anhängern sieht man sehr schön, wie ausgewogen und vernünftig das Verhandlungsergebnis ist.<

Sehe ich auch so. Wer als Minister in eine Regierung geht, sollte auch etwas bewegen wollen. Wenn man etwas bewegen kann, dann kann das natürlich auch schief gehen. Wenn es schief geht, muss man den Kopf hinhalten.

Wenn die Schlüsselministerien übel sind, weil man da soviel falsch machen kann, und die anderen übel sind, weil man da nichts wirklich Wichtiges auf die Beine stellen kann, was wollte man denn sonst?
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 19:07 Uhr:   

@Dave:
> Vor allem kennt er Merkel schlecht ...
Das meinte ich. Beim Thema "Merkel unterschätzen" sind diverse "Spitzenpolitiker" (und Journalisten) einfach nicht lernfähig.

@Lars:
> Es ist doch normal, dass man in einer Koalition (...) nur sehr
> eingeschränkt von der Richtlinienkompetenz gebrauch machen kann.
Richtig.
Diese formale Konstruktion spielt im Regierungsalltag eigentlich keine Rolle.
Wenn Schröder seine roten oder grünen Minister zum Krötenschlucken antreten ließ, tat er das auch nie offiziell mit einer Weisung nach Richtlinienkompetenz.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Oktober 2005 - 21:02 Uhr:   

Ich kann mich an zwei "Knackpunkte" der sogenannten Richtlinienkompetenz in der Koalition Kohl/Genscher noch erinnern. Einmal wagte es Kanzler Kohl nicht, die Stationierung der Pershing-Nachfolgeraketen 1989 gegen den Widerstand von SPD, FDP und Grünen und dem damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker durchzusetzen. Gegen den erbitterten Widerstand der damaligen britischen Premierministerin Thatcher fanden Kohl und der damals neu ins Amt gekommene US-Präsident George H. W. Bush im Mai 1989 den Kompromiss, dass es zur Nachrüstung - auch angesichts der veränderten weltpolitischen Lage in der Ära Gorbatschow - 5 Monate vor dem Mauerfall - nicht kam. Allerdings erklärte Genscher Kohl am Rande der Wiederwahl von Weizsäckers zum Bundespräsidenten, dass eine Richtlinienkompetenz des Kanzlers gegen die FDP-Minister im Kabinett das Ende der damaligen Koalition aus Union und FDP bedeuten würde. Auf einer Reise nach Dänemark unterstützte Richard von Weizsäcker in einer öffentlichen Rede Genscher - das Projekt der Nachrüstung - gegen das sich auch wegen der singulären deutschen Gefährdung - der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Dregger wandte, war vom Tisch.

Die zweite Geschichte war die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als Preis für die Wiedervereinigung durch Deutschland als endgültige Westgrenze. Dies forderten die ehemaligen Siegermächte als Preis für die Wiedervereinigung. Genscher erklärte dann vor der UNO, die deutsche Regierung erkenne die Oder-Neiße-Grenze an; Kohl kannte diese Rede nicht, er traute sich aber nicht, Genscher per Richtlinienkompetenz zurechtzuweisen.

A pros pros Große Koalition: es war der damalige Bundeskanzler Kiesinger (CDU), der in der Großen Koalition als "wandelnder Vermittlungsausschuß" verspottet wurde. Helmut Schmidt, der damalige SPD-Fraktionschef, erklärte: "Es gibt keine Richtlinienkompetenz gegen Brandt und Wehner", die als SPD-Bundesminister in das Kabinett Kiesinger gingen.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 08:29 Uhr:   

Natürlich lassen sich Konflikte mit dem Koaltionspartner nicht per Richtlinienkompetent- die ja ohnehin recht vage ist- durchsetzen. Starke Kanzler haben andere Methoden. An der Stärke von Merkel darf man aber zweifeln. Durchsetzungsfähigkeit hat Merkel nur bei der eigenen Karriere bewiesen (was natürlich auch mit für sie glücklichen Zufällen wie der Spendenaffäre zu tun hat)- Durchsetzungsfähigkeit in der Sache dagegen bisher noch nie. Die Gesundheitsprämie ist da ja ein Beispiel. Auch hat sie mit der dilletantischen Kirchhof-Berufung Bestrebungen zur Steuersenkung und -vereinfachung einen Bärendienst erwiesen. Kaum griff Schröder KIrchhof an- was nun wirklich zu erwarten war- schon war Merkel aus dem Tritt. Das war wirklich armselig. Merkel ist keine Thatcher- sie ist nur etwas besser als Schröder, aber das heißt wahrlich allzu viel.
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arnoldo
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 09:12 Uhr:   

Nehmt doch nicht jede in den Medien lancierte Meldung für voll! Die Diskussion über die Richtlinienkompetenz ist doch nur virtuell, so wie die meisten Diskussionen seit der Wahl. Weder bei der Diskussion um die Kanzlerschaft Schröders oder die Jamaika-Koalition oder jetzt bei der Richtlinienkompetenz geht es um die nach außen scheinbaren Themen. Es geht z.Z. nur darum sich die beste Position in den Verhandlungen zu sichern, die jetzt erst wirklich beginnen!

Weder die SPD noch die CSU haben ein Interesse daran, dass Angela Merkel eine zu starke Rolle in der Koalition spielt. Zum einen könnte die SPD keinen geeigneten Nachfolger von Schröder aufbauen, zum anderen könnte sich Stoiber nicht als der bessere Kanzler darstellen. Daher wird mal kurz vor den Verhandlungen noch die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin angezweifelt. (Die Durchsetzung der R.-kompetenz ist m.E. nur das letzte Mittel eines(r) Regierungschefs(in) und muss in einer Koalition aber auch in Alleinregierungen zu Spannungen mit den Fachressorts oder den beteiligten Parteien führen.)
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 09:23 Uhr:   

@Thomas:
> An der Stärke von Merkel darf man aber zweifeln.
Man kann an allem zweifeln - aber in diesem Falle würde ich doch raten, Merkel endlich einmal ernst zu nehmen.
Bisher hat noch jeder ein böses Erwachen erlebt, der daß nicht getan hat.

> Durchsetzungsfähigkeit hat Merkel nur bei der eigenen Karriere
> bewiesen ...
Das ist nicht ganz richtig. Zur Ablösung Kohls gehörte ein ganzes Stück mehr als nur ein Karriereschritt Merkels, da wurde parteiintern einiges umstrukturiert.
Und inhaltlich hat sie die CDU in überraschend starker Weise auf Reformkurs gebracht - nur die Rücksicht auf die CSU ließ sie das im Wahlkampf zurücknehmen.

Im Gegensatz zu Schröder hat sie inhaltliche Ziele, die sich auch langfristig verfolgt und im Auge behält. Da kann dann ruhig mal ein Schlenker oder vorübergehender Rückzieher taktisch nötig sein, am Ende wird sie m. E. deutlich mehr erreichen als er.

Vor allem hat sie jetzt zum ersten Mal ein Amt, in dem sie wirklich Durchsetzungskraft hat. Die Rolle eines Parteivorsitzenden ist da eher undankbar, weil man überhaupt keine Druckmittel gegen aufmüpfige Parteigrößen hat.

> Merkel ist keine Thatcher- ...
Mal sehen.
Man darf nicht vergessen, daß Thatcher anfangs sehr umstritten war und als schwach galt. Die ersten Amtsjahre waren auch nicht so berühmt.
Erst nach ihrer Wiederwahl startete sie richtig durch und setzte die Reformen durch, für die sie heute bewundert wird.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 11:23 Uhr:   

"Erst nach ihrer Wiederwahl startete sie richtig durch und setzte die Reformen durch, für die sie heute bewundert wird."
Damit fing sie schon in ihrer ersten Legislaturperiode an, der Erfolg kam aber tatsächlich erst später. Aber selbst angenommen Merkel wollte wirklich radikal reformieren: SPD, CSU, Ministerpräsidenten und eine ganze Horde weiterer Bedenkenträger in der CDDU würden sie nicht lassen. Daß sie Kirchhof bei Gegenwind ganz schnell fallen ließ und nicht einmal falschen Behauptungen über dessen Steuerkonzept von Schröder in der TV-Diskussion widersprach, stimmt nicht gerade hoffnungsvoll.
Aber natürlich hatte Merkel noch keine echte Chance, sich zu bewähren. Wir werden sehen.

"Im Gegensatz zu Schröder hat sie inhaltliche Ziele"
Stimmt schon. Überhaupt Ziele zu haben, außer möglichst lange Kanzler zu bleiben, ist aber auch das absolute Minimum, das ich von einem Kanzler erwarte.

"Und inhaltlich hat sie die CDU in überraschend starker Weise auf Reformkurs gebracht"
Naja, im Vergleich zu Kohl war da schon viel Elan. Was aber nicht unbedingt darüber etwas aussagt, wie die Mehrheit der CDUler denkt.
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Görd
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 14:13 Uhr:   

Was hat Frau Merkel denn bisher geschafft? Unter ihrer Führung ist die Union wieder bei dem Wahlergebnis angelangt, womit sie bei Kohl aufgehört hat. Frau Merkel hat einen sicher geglaubten Wahlsieg durch eigene Fehler verspielt. Klar muss man Frau Merkel erstnehmen, wenn man sich aber einmal anschaut, was sie bisher gezeigt hat, dann ist da nur wenig rühmliches zu sehen. Nun hat sie fast alle ihrer "inhaltlichen Ziele" für die Kanzlerschaft geopfert.
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Kalle
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 15:12 Uhr:   

"Was hat Frau Merkel denn bisher geschafft?"

Naja. Bald wird sie Gerhard 'machen-sie-sich-da-nichts-vor' Schröder ablösen.

"Unter ihrer Führung ist die Union wieder bei dem Wahlergebnis angelangt, womit sie bei Kohl aufgehört hat."

Aber immerhin mit fast einer halben Million Stimmen mehr als die SPD.

"Nun hat sie fast alle ihrer "inhaltlichen Ziele" für die Kanzlerschaft geopfert."

So? Also wenn Koch oder Stoiber Kanzler würden, dann wäre mit der SPD inhaltlich nachgiebiger?

Görd, Du siehst es doch: auch wenn du hier dauernd den SPD-Jubelperser spielst, so ändert sich die Realität nicht. Merkel wird Kanzlerin, Schröder tritt ab.
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Good Entity
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Oktober 2005 - 17:43 Uhr:   

Zum Threadthema zurück. Gerhard Schröder hat nun nicht nur auf die Kanzlerschaft verzichtet, sondern seine Nichtmitwirkung in der kommenden Bundesregierung angekündigt.

Ich habe auch nach wie vor nicht den Eindruck, dass er damit die Absicht verbindet, an einem baldigen oder auch erst 2009 stattfindenden erneuten Regierungswechsel aktiv mitzuarbeiten, jedenfalls so aktiv, wie wir es 2005 erlebt haben. Es ist ihm gelungen, die streckenweise zu ihm sehr distanzierte SPD nicht nur zu versöhnen, sondern nahezu komplett in "Friends of Gerd" umzuwandeln, um den Namen eines meiner Mitposter aufzugreifen. Diesen Erfolg wollte er, das war er sich auch schuldig. Vielleicht sogar deshalb der Auftritt am Wahlabend, für die SPD und für sich, nicht für den Rest. Jedenfalls: Warum jetzt noch auf dieser Schiene weitermachen? Mehr als Held kann er nicht werden. Kanzler war er schon.

Weitere Lebensplanung? Parteivorsitzender war er auch schon. Unternehmensberater oder Rechtsanwalt? Wohl kaum, er ist reiner Macher, kein Berater. Wie wäre es mit Vorstandsvorsitzender von VW? Wenn die Skandale dort weiter Kreise ziehen, wird auch dieser Job noch frei und es muss jemand von außen geholt werden. "Autokanzler" war ja auch einer seiner Ehrentitel und für VW wäre es natürlich eine sagenhafte Publicity. Pikant: Wulff sitzt für das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat, genau dort, wo früher Schröder selbst saß.
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Görd
Veröffentlicht am Donnerstag, 13. Oktober 2005 - 01:28 Uhr:   

"Aber immerhin mit fast einer halben Million Stimmen mehr als die SPD."

In der bundesdeutschen Geschichte hatte die Union fast immer mehr Stimmen als die SPD. Es gab gerade einmal drei Wahlen, wo dies nicht der Fall war, bei zweien davon war Gerhard Schröder Spitzenkandidat der SPD. Es ist eher bezeichnend, dass unter der Parteiführung von Frau Merkel, die Union nie die 40% geschafft hat, eher davon abrutschte.

"So? Also wenn Koch oder Stoiber Kanzler würden, dann wäre mit der SPD inhaltlich nachgiebiger?"

Ja, weil die Union sicher einen Preis für die Opferung von Frau Merkel verlangt hätte.
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Good Entity
Veröffentlicht am Donnerstag, 13. Oktober 2005 - 18:53 Uhr:   

"Es gab gerade einmal drei Wahlen," bei denen die SPD stärker war als die Union, "bei zweien davon war Gerhard Schröder Spitzenkandidat der SPD."

Zumindest Gerhard Schröder sieht da auch einen sehr engen Zusammenhang. Auf ihn kam es an. Nicht auf Merkel/Stoiber/Lafontaine/Kohl/Scharping/Wulff etc.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Freitag, 14. Oktober 2005 - 08:28 Uhr:   

"Es gab gerade einmal drei Wahlen," bei denen die SPD stärker war als die Union, "bei zweien davon war Gerhard Schröder Spitzenkandidat der SPD."

Sehr einseitige Sichtweise. Man kann es auch ganz anders sehen: Noch nie hat ein amtierender Kanzler ein schlechteres Ergebnis eingefahren als Schröder. Er hat sogar noch knapp 1 Mio. Stimmen weniger als Scharping 1994. Schröder ist unbestritten ein guter Wahlkämpfer, aber erst die Partei ins Tief führen und dann im Wahlkampf-Finale wieder ein paar Preozent gutmachen ist nun wirklich keine tolle Leistung.

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