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Zweitstimme für die FDP, Überhangmand...

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Jeki
Veröffentlicht am Freitag, 09. September 2005 - 23:41 Uhr:   

Lange Zeit sah es in diesem Wahlkampf nach einer sicheren absoluten Mehrheit für eine Koalitionsregierung aus CDU/CSU und FDP aus. Diese Mehrheit ist nun aber in den letzten Wochen und verstärkt in den letzten Tagen ins Wanken gekommen. Überhangmandate für die CDU könnten deshalb eine entscheidende Rolle für den Wahlausgang spielen.

Meine Frage ist, ob es für einen Anhänger der CDU in Sachsen oder Baden-Württemberg nicht sinnvoller wäre, seine Zweitstimme der FDP zu geben; ja, ob nicht sogar die CDU eine solche Zweitstimmenkampagne für die FDP fahren sollte. (Diese Überlegung gilt natürlich nicht für diejenigen - wenigen - CDU-Anhänger, die eine große Koalition wünschen.)

Mein simple Rechnung wäre die folgende (ich bitte darum, mich auf Denk- oder Rechenfehler hinzuweisen):

Sonntagsfrage für Sachsen (IfM, 30.08.2005):
CDU 36%
PDS 25 %
SPD 22%
FDP 6%
Grüne 6%

Anzahl der Wahlkreise: 17
Abgeordnete insgesamt: ca. 34

Nach Zweitstimmen würden der CDU also ca. 12 Mandate zustehen, der FDP ca. 2. Allerdings hat die CDU gute Chancen, ca. 15 der 17 Wahlkreise direkt zu gewinnen; sie hätte also drei Überhangmandate.

Würden nun Stimmen von der CDU zur FDP fließen, würde diese entsprechend mehr Mandate über die Zweitstimmen bekommen, also z.B. ca. 5 Mandate bei einem Zweitstimmenanteil von 16%. Der CDU hingegen würde die entsprechende Reduktion von 36 auf 26% nicht schaden, weil sie ja ohnehin ihre 15 Direktmandate bekommt. Netto wäre das ein Gewinn von drei Mandaten für eine schwarz-gelbe Koalition.

Diese Überlegung läßt sich natürlich noch überspitzen bis zu einem Stimmanteil der CDU von 0% und der FDP von 42%... Außerdem scheint die Wahrscheinlichkeit groß, daß es dieses Mal auch in Baden-Württemberg zu Überhangmandaten der CDU kommen wird.

Ist es also vernünftig, in Ländern wie Sachsen und Baden-Württemberg als CDU-Anhänger die Zweitstimme der FDP zu geben? Wenn ja, sollte dann die CDU nicht auch darauf hinweisen? Es ist mir klar, daß in den wahlrechtlichen Details noch verschiedene Probleme verborgen sind, da beispielsweise die Mandate in der Oberverteilung zunächst einmal auf Bundesebene und nicht auf Landesebene verteilt werden. Am Prinzip der Überlegung dürfte das ja aber nichts Entscheidendes ändern. Wer hat eine Meinung dazu?
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Görd
Veröffentlicht am Freitag, 09. September 2005 - 23:46 Uhr:   

Die mediale Wirkung wäre fatal, wenn eine Partei dazu aufruft, dass man eine andere Partei wählen sollte. Nebenbei würde es dann in Dresden I ziemlich rund gehen. ^^

Ansonsten ist deine Rechnung korrekt.
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Matthias Cantow
Veröffentlicht am Samstag, 10. September 2005 - 00:04 Uhr:   

@Jeki
In Sachsen musst Du noch die um 5 % geringere Wahlbeteiligung gegenüber dem Bundesdurchschnitt beachten.
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Schorsch
Veröffentlicht am Samstag, 10. September 2005 - 16:06 Uhr:   

@ Görd:

Sowas gibt es durchaus.

In Freiburg hat die grüne Wahlkreiskandidatin (Kerstin Andrae, die über die Landesliste sicher ins Parlament einzieht) ihre Anhänger. zur Wahl des dortigen SPD-Kandidaten (Gernot Erler) aufgerufen. Der FDP-Mann tat im Gegenzug selbiges zugunsten der CDU-Kandidaten.
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Martin Fehndrich
Veröffentlicht am Sonntag, 11. September 2005 - 12:36 Uhr:   

@Görd - In Dreden könnte es durchaus rund gehen. Wenn Dreden I vor drei Jahren hätte nachwählen können, hätten die Wahlempfehlungen folgendermaßen ausgesehen:

CDU Wähler sollten keinesfalls mit der Zweitstimme CDU wählen, um kein Überhangmandat zu verlieren.

SPD könnten überlegen strategisch Grün zu wählen (für ein weiteres Mandat) oder CDU (damit der Überhang verhindert wird).

Die CDU Wähler könnten überlegen SPD (um einen Sitz an die Grünen zu verhindern) oder FDP zu wählen.

Und wenn es in Sachsen Überhangmandate gibt, werden die Empfehlungen dies Jahr ähnlich ausehen.
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UKG
Veröffentlicht am Mittwoch, 14. September 2005 - 16:38 Uhr:   

Die Thesen unter Tips und Tricks 2005 kann ich nur bedingt teilen, wieso soll in HH kein Überhangmandat möglich sein für SPD, wo es
gerade in bürgerlichen Vierteln viele Grüne gibt, die dann mit der
Splitting zugunsten der SPD betreiben, da ist in Rheinland-Pfalz eher unwahrscheinlicher für die CDU ein ÜH-Mandat zu gewinnen. Bei Baden-Württemberg stimme ich bis auf die Extremvariante (Mannheim Erststimmenmandat an CDU) zu, denn in MA gab es vor wenigen Wochen einen kommunalpolitischer Skandal für die CDU - mit einem Bürgermeister und einem EX-OB-Kandidaten als Hauptakteure. Ich denke, das schadet dem CDU-Kandidaten dort. Trotzdem werden ja noch viele andere Wahlkreise zur CDU wechseln. Allerdings würden in katholischen Gebieten nicht viele Menschen FDP mit der Zweitstimme wählen und in Großstädten ist immer das Stimmensplitting zwischen SPD und grün möglich, dann zuungunsten des CDU-Kandidaten (Heidelberg).
Dort steht nämlich ein prominenter FDP-Politiker auf der kandidatenliste.
Sachsen ist sicher und da denke ich sogar an mehr als einen Wahlkreis
für die CDU, womöglich 3-4 Wahlkreise, wenn in Leipzig Linke und SPD
sich die Stimmen wegnehmen.
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Steuergott
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Sonntag, 20. September 2009 - 16:34 Uhr:   

Die Überlegung ist völlig richtig!

Würden alle CDU/CSU-Wähler mit der Erstimme CDU/CSU und mit der Zweitstimme FDP wählen und alle FDP-Wähler ihre Erstimme dem CDU/CSU-Kandidaten geben, so gäbe es augenblicklich ca. 260 Sitze für die FDP und 215 Sitze für die CDU. Wenn dann nur die CSU aus der Zweitstimmenkampagne für FDP ausscheren würde, dann gäbe es zwar für die CSU statt 45 Überhangmandate 45 Listenmandate (neutraler Vorgang) während der 45 Listenmandate fehlen würden, Angie würde dann aber Kanzlerin bleiben, wenn Guido noch einen Sitz verliert, da Guido dann nur 214 Sitze hätte, Angie aber 215...

Ansonsten sollte die FDP darauf verzichten, dass Guido als Anführer der stärksten Regierungspartei Kanzler wird, denn dann flüchtet sich Angie lieber in die von ihr geliebte "Groalition"...

Für Gelb/Schwarz würde es mit 485 Sitzen dicke reichen wenn das bürgerliche Lager geschlossen mit Erstimme CDU/CDSU und mit der Zweitstimme FDP wählen würde. Bei 815 Bundestagsmandaten wäre dann die Kanzlermehrheit zwar bei 408, da Rot-Rot-Grün aber nur etwa 296 Abgeordnete entsenden, ist es eine bequeme Mehrheit!

Hätte nur Stoiber 2002 allen CSU-Wählern in Bayern geraten, mit der Zweitstimme FDP zu wählen, so hätte die CSU zwar 8 (Listen-) Sitze eingebüßt (45 statt 53), da sie aber 45 (Überhangmandate) gehabt hätte und die FDP nochmals 62 Sitze (statt 9), hätte Stoiber trotz schwachen CDU-Ergebnisses wie selbst behauptet die Wahl gewonnen und wäre 2002 Kanzler geworden. Tja, aber die bayerischen Wähler waren damals doch nicht so intelligent, wie Stoiber geglaubt hat!
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mma
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 21. September 2009 - 13:42 Uhr:   

("Hätte nur Stoiber 2002 allen CSU-Wählern in Bayern geraten, mit der Zweitstimme FDP zu wählen, so hätte..."

das hier vorgestellte Rezept nur funktioniert, wenn sich die Wähler auch alle (!) diese Anleitung befolgt hätten ...

Ein Spitzenkandidat, der seine Anhänger auffordert, seiner Partei nicht die Zweitstimme zu geben, macht sich damit so angreifbar und lächerlich, dass er allein deswegen wesentlich dazu beiträgt, am Ende nicht Kanzler zu werden.

So verbreitet und gar sozial akzeptiert ist das taktische Wählen einfach nicht, wie es innerhalb dieses Forums offenbar manche glauben.
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Martin Fehndrich
Moderator
Veröffentlicht am Montag, 21. September 2009 - 19:03 Uhr:   

@mma
"das hier vorgestellte Rezept nur funktioniert, wenn sich die Wähler auch alle (!) diese Anleitung befolgt hätten ..."

Nicht alle. Stimmensplitting funktioniert auch für einzelne Stimmen. Es müssen aber ersteinmal 200.000 Wähler so wählen, damit man überhaupt in den Bereich des Überhangs kommt. Und diese Stimmen bewirken dann nur reine die Verschiebung CSU zu FDP, die Stoiber sicher nicht wollte.
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Steuergott
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 30. September 2009 - 10:54 Uhr:   

Wie man am Sonntag gesehen hat, gibt es auch in Bayern Überhangmandate, wobei das Bürgerliche Lager nach wie vor 60% beträgt!

Hätten 2005 von den 4,3 Millionen (60%) CSU-Zweitstimmen 1/3, nämlich 1,4, Millionen (20%) statt CSU mit der Zweitstimme FDP gewählt, so hätte es exakt jene 6 Überhangmandate gegeben, die den 1%-Vorsprung von Rot-Grün egalisiert hätten. Ein Zweitstimmen CSU-Ergebnis von 30% (2,15 Millionen Zweistimmen)und der Gewinn aller Direktwahlkreise hätte zugleich ein FDP-Ergebnis von knapp 2,3 Millionen (35%) Zweitstimmen zur Folge gehabt und zu einer Schwarz-Gelben Mehrheit geführt (trotz SPD-Überhangmandaten in thüringen, Sachsen-Anhalt und Hamburg).

Am Sonntag hat man ja gesehen, dass sich die CSU über die Direktmandate definiert 42% Zweitstimmen weniger bei der CSU und 42% Zweitstimmen mehr bei der FDP hätten demnach auch am Sonntag dicke gereicht.

Auch Seehofer hat den Wählern Unsinn erzählt, dass nur beide Stimmen für die CSU Schwarz-Gelb sichern. Erstimme CSU und Zweitstimme FDP, das hat den Wählern die Schwarz-Gelbe Wunsch-Koalition gesichert!

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