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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 11:02 Uhr:   

@Michael Herkenhoff:
> Die Strategie der Republikaner zielt erkennbar nicht auf die Wähler in
> der Mitte, sondern auf die Mobilisierung der eigenen Anhänger.
Und dabei hat ihnen die demokratische Wahlkampftaktik der Polarisierung und Verteufelung Bushs hervorragend geholfen!
Um es mal polemisch zu überspitzen: Der zentrale Wahlverlierer heißt Michael Moore.

Natürlich muß eine Opposition angreifen und Kontrapunkte setzen.
Aber wenn die Demokraten in der Tonlage wieder gemäßigter werden, und es damit vermeiden, zu viele Republikaner-Wähler zu aktivieren, dann würden sie wohl deutlich besser abschneiden.
Siehe 2000: Das war ja eher ein langweiliger Wahlkampf, und da hätte es ja fast gereicht.

> Dazu gehören allerdings noch einige andere Grundvoraussetzung: klare
> Botschaft, klare Philosophie, kohärentes Erscheinungsbild etc.
Völlig richtig.
Sie hätten sowohl die alte wie die neue Irak-Krieg-Position Kerrys verwenden können - aber der Wechsel war tödlich.

Ansonsten war Kerry kein schlechter Kandidate. Normal wäre auch sein Schwachpunkt "Washington-Establishment" zu verkraften gewesen (andere Kandidaten hatten schlimmere Defizite) - aber gerade bei den sonst passiven Republikanerwählern, die diesmal zur Urne gingen, war dieser Punkt natürlich besonders unglücklich.

Irgendwo habe ich gelesen, Kerry wäre der erste Präsident ohne vorherige Regierungserfahrung gewesen.
Mit einem gestandenen Gouverneur sind Wahlen wohl leichter zu gewinnen.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 11:28 Uhr:   

@ Ralf Arnemann
Ich denke Sie überschätzten den Einfluß von Michael Moore. Amerika ist einfach seit über zwanzig Jahren ein mehrheitlich sehr konservatives auf "moralisch Werte" beruhendes Gemeinwesen (auch Clintons Wahlsiege wurden nur durch eine Zerpslitterung Republikanerkandidat/Perot ein Sieg der liberaleren ermöglicht).
Momentan müssen die Demokraten selbst auf kleinste Abspaltungen aus der Republikanischen Partei (geschlossen wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr) hoffen.
Über die Qualitäten Kerrys kann ich mich nicht äußern, da ich nicht die Situation in dem von ihm als Senator vetretenen Bundesstaats ( der unschreibliche) kenne. Ich wäre aber erstaunt gewesen wenn so füh zum zweiten mal ein katholischer Präsident (bis dahin nur der äußerst knapp gewählte "Ire" Kennedy) gewählt worden wäre (alle anderen waren bis jetzt "weiße", "angelsäschsische" Protestanten (eigentlich fast nur Kalvinisten verschiedenster Coloeur). Man solte nicht vergessen das ein katholischer Kandidat ("Diener der Hure Babylons" - Standardsatz diverser Kalvinisten) durchaus die evangelikale Rechte in Scharen an die Wahlurnen treiben könnte. Amerika (God's own Country ") war schließlich auch ein Projekt der puritansischen (besser separatistisch-kongregationalistischen Gruppen) Engländer (wo Katholiken als Straftäter, Vaterlandverräter verfolgt und getötet wurden) zur Umsetzung einer chritslich-totalitären Utopie ("City-upon-Hill"; Vorbild Genf Kalvins). Amerika hat schon zwei "Awakenings" (Rechristianisierung und Spiritualisierung breiter Massen) durchgemacht,kann sein, dass wir gerade das dritte erleben. Auch wenn es für uns Europäer schwer zu verstehen ist, bedeutet Religion weit mehr Menschen (der überwältigenden Mehrheit) in Amerika viel mehr als uns.
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Niklas
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 12:56 Uhr:   

@Immanuel Goldstein:

Nun Kerry war wohl eher ein CINO (er hat z. B. gegen das Verbot der grausamen Teilgeburtsabtreibung gestimmt), weshalb er auch nicht der Kandidat der kathholischen Kirche war. Die Mehrheit der Katholiken stimmten für den Methodisten Bush.
Ich glaube auch, dass der Split zwischen den Konfessionen nicht mehr so wichtig ist. In der Tat stellten die Katholiken -obwohl die größte Einzelkonfession - erst einen Präsidenten. 1960 strömten sogar die Amish people, die sonst nie wählen aus, um gegen Kennedy zu stimmen. Das historische Mißverhältnis der Konfessionen läßt sich am besten aus folgender Statistik ableiten:

http://www.adherents.com/adh_presidents.html


Die meisten Präsidenten waren aber keine Calvinisten, sondern sehr zahme Anglikaner. Dass es heute - wo der generelle Riss zwischen sekular und fromm läuft - nicht mehr so ist, zeigt am besten die Familie Bush. Vater Bush war Anglikaner, GW wurde zum Methodisten und Jeb Bush, der eigentlich für die Präsidentschaft vorgeshen war, zum Katholiken.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 13:11 Uhr:   

@ Niklas
Puritaner waren ursp. auch Anglikaner (ein radikale,kalvinistische Strömung).Die Anglikanische Kirche akzeptiert vom Inhalt her (nicht von der Organisation) große Teile des Kalvinismus(weit mehr als vom Katholizismus). Übrigens gibt es nur relativ wenige Anhänger protestantischer Episkopalkirchen in Amerika. DerSchritt vomAnglikaner zum Methodisten ist nicht weit (andere Organisationsform fast gleiche Inhalte).
Jeb Bush regiert auch im mehrheitl. kath. Florida und nicht im mehrheitl. protest./reformierten Gesamtstaat.
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Mörsberg
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 14:41 Uhr:   

@Immanuel Goldstein:
> Ich wäre aber erstaunt gewesen wenn so füh zum zweiten mal ein
> katholischer Präsident (bis dahin nur der äußerst knapp
> gewählte "Ire" Kennedy) gewählt worden wäre (alle anderen waren bis
> jetzt "weiße", "angelsäschsische" Protestanten
Stimmt, was Protestantismus und Hautfarbe anbelangt. Unterschlägt aber ein bisschen die drei "Niederländer" (Roosevelt I und II, Hoover) sowie Eisenhower. Ersteres ist natürlich prinzipiell zulässig und konfessionell gesehen sowieso und Letzterer war eben bis jetzt die Ausnahme.
Ansonsten fällt es natürlich auf, dass US-Präsidenten von den genannten Fällen abgesehen immer englische Namen gehabt haben. Spricht aber natürlich nicht gegen Kerry (nur Dukakis 1988 war unter diesem Gesichtspunkt der falsche Kandidat).
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Niklas
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 15:27 Uhr:   

"Ansonsten fällt es natürlich auf, dass US-Präsidenten von den genannten Fällen abgesehen immer englische Namen gehabt haben. Spricht aber natürlich nicht gegen Kerry (nur Dukakis 1988 war unter diesem Gesichtspunkt der falsche Kandidat). "

Im Großen und Ganzen schon, nur brauchen Sie ihn kein irisches Pub gehen und behaupten, dass "Kerry" englisch sei. Wenn Sie dann noch jemanden aus dem Clan O'Regan treffen (Reagan's Vater war irisch-katholisch), dann gute Nacht.

Martin Van Buren dürfte mE auch von holländischer Abstammung gewesen sein.
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Good Entity
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 19:08 Uhr:   

"Kennedy" ist wohl auch nicht gerade ein englischer Name, genausowenig "Eisenhower" oder "Roosevelt". Der rein englische Bevölkerungsteil hat sicherlich in den ersten Jahrzehnten der Geschichte der USA überwogen, als die Einwohner im nördlichen Küstenbereich der Ostküste von Virginia bis Connecticut das politisch präsidiabelste Segment der Bevölkerung stellten.

Letztlich zeigen die Namen der Präsidenten sogar einen schönen Ausschnitt aus dem Spektrum der amerikanischen Einwanderungsgeschichte. Es fehlen französische und spanische Namen, die in den Südstaaten stärker vertreten gewesen wären, aber ab 1865 natürlich vorübergehend undiskutabel waren. Außerdem mangelt es an polnischen und anderen slawischen Namen, da diese Einwandererwellen zu "jung" sind, um schon in hinreichender Zahl entsprechend kapitalkräftige und prominente Dynastien zu erzeugen, die offensichtlich für Präsidentenwahlen gebraucht werden. Familiennamen nichteuropäischer Herkunft fehlen natürlich erst recht.

Interessant ist, dass die Republikaner jetzt ganz gezielt Mitglieder der Latino-Bevölkerungsgruppe auch in die Regierungsmannschaft aufnehmen. Bei diesen ist ihnen ja der größte Einbruch in das Lager bisheriger Demokraten - Wähler gelungen, was zumindest den Gewinn von New Mexico bei der Wahl zur Folge gehabt haben dürfte und die Entscheidung in Florida eindeutiger als sonst gestaltet hat.

Ich denke, hier können wir schon einen klitzekleinen Teil der Strategie für die nächste Wahl 2008 beobachten, um das Dilemma der Republikaner zu vermeiden, über das Michael Herkenhoff und Ralf Arnemann oben schon gesprochen haben. Für einen Präsidenten mit einem Familiennamen aus dieser Gruppe - ob bei Republikanern oder Demokraten - ist es aber wohl noch viel zu früh.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Dienstag, 16. November 2004 - 20:33 Uhr:   

Angelsachse heißt im "angelsächsischen Raum" nicht automatisch Engländer.
Die (reformierten) Pilgerväter waren erst in den (reformierten) Niederlanden bevor sie (mit einigen Niederländern) aufbrachen. Uncle Sam kommt aus der niederländ.-amerikanischen Tradition. Überhaupt haben die Niederlande einen guten Stand in der amerik. Historiographie.
Wenn ich von weißen, protestantischen Angelsachsen spreche sind damit allgemein protestantische Nordwesteuropäer gemeint.

Als Präsident vertretene Einwanderergruppen: Engländer, Niederländer, Deutsche, Iren.
Als Präsident nicht vertretene Einwanderergruppen: Polen,Italiener, Spanier,Latinos, Hispaniacs (ja da gibts inzwischen einen Unterschied), Franzosen (allerdings mehr an der Grenze zu Quebec (v.a. Vermont) und am Mississippi weniger in den Südstaaten)), Finnen (mehr als man denkt), Russen, Griechen, Ostasiaten.....
aber auch kath. Engländer (v.a. Maryland und Newn York) und arminianische Niederländer (v.a. New York und New Jersey).
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 11:27 Uhr:   

@Immanuel Goldstein:
> Ich denke Sie überschätzten den Einfluß von Michael Moore.
Ich habe Michael Moore hier nur als Symbol genannt, für einen Anteil des demokratischen Wahlkampfs, der wohl eindeutig kontraproduktiv gewirkt hat.
Ob Michael Moore diesen initiiert oder nur repräsentiert hat, kann ich nicht sagen.

Auf jeden Fall war diese extreme Verächtlich-Machung Bushs ein ähnlicher Fehler wie die jahrelange Haltung der deutschen Linken gegenüber "Birne" Kohl.
So etwas stört viele Wähler.

Das mit den Einwanderergruppen ist interessant.

Die Skandinavier wären dann nach Ihrer Definition wohl auch bei den "Angelsachsen" zu verorten, haben aber m. W. auch noch keinen vom Namen her erkennbaren Präsidenten gestellt.

Was genau soll denn der Unterschied zwischen Spaniern, Latinos und Hispaniacs sein?
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Mörsberg
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 16:11 Uhr:   

Den Van Buren hatte ich tatsächlich kurz vergessen (peinlich...). Bei den Iren ist mir nicht klar, ob der Name oder die Herkunft oder die Konfession das größte Problem ist. Es gibt bislang auch zu wenig Fälle. (In den 20ern trat, glaube ich, schon mal ein Katholik erfolglos für die Demokraten an, aber der Name fällt mir grad nicht ein).

> Interessant ist, dass die Republikaner jetzt ganz gezielt
> Mitglieder der Latino-Bevölkerungsgruppe auch in die
> Regierungsmannschaft aufnehmen.
Hier finde ich interessant, dass die Minister und Berater (also die, die die Arbeit in einer Administration machen), länger schon ein breiteres Spektrum (Einwanderergruppen, Repräsentation von Minderheiten) abdeckten, als die Gesamtheit der Präsidenten selbst. Manchmal scheint es so, als fänden sich in diesen Positionen häufig Leute, die für die Präsidentschaft selbst nicht "amerikanisch" genug sind und sich deshalb mit Ernennungsämtern zufriedengeben müssen. Und bei allem Respekt vor den wachsenden Erfolgen von Imageberatern: "Brzezinski" oder "Wolfowitz" hätten in einer Präsidentschaftswahl doch keine Chance.
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Niklas
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 17:52 Uhr:   

@Mörsberg:
" Bei den Iren ist mir nicht klar, ob der Name oder die Herkunft oder die Konfession das größte Problem ist."

Schon eher die Konfession, da mW nicht weniger als sechzehn (so wenigstens unter: http://www.geocities.com/americanpresidencynet/pedigrees.htm )
Präsidenten starke irische Wurzeln haben, auch GW Bush.
Reagan war ein Sonderfall, da sein Vater "green" (katholisch), seine Mutter "orange" (protestantisch) war.

Ich habe nicht genau nachrecherchiert, aber die irischen Protestanten sind ursprünglich schottisch-protestantische Einwanderer (primär Prebeterianer). Diesen wurde der ewig währende Bürgerkrieg auf der damals dichtbesiedelten Insel zuviel, weshalb sie lieber in die neue Welt gingen und dort die Führungsschicht bildeten.

Ein Tip: Mal "bush" und "ancestry" in google eingeben. Es tauchen dann ganz beeindruckende Verwandtschaftsverhältnisse auf (Mayflower, Spencer Family, einige andere Präsidenten etc.)Ich weiß zwar auch, dass angeblich jeder vierte Sachse von August dem Starken abstammt, aber trotzdem ganz aufschlussreich.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 20:43 Uhr:   

@ Ralf Arnemann
Unterschied liegt zwischen Kalifornien, Nevada, New Mexiko, Arizona und Texas auf der einen Seite und Florida und New York auf der anderen Seite. (Grob gesagt Leute von den Inseln (Kuba,Puerto Rico) und Leute vom Kontinent (Mexiko und Mittelamerika); Spanier in der Vergangenheit direkt aus Europa.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 20:51 Uhr:   

@ Niklas
(Urspr. schottische) Presbyterianer (v.a. aus Ulster) verließen Irland v.a. wegen dem Zwang unter der Anglikanischen Staatskirche zu leben (und diese zu bezahlen); in Schottland selbst war die presbyt. "kirk" Staatskirche (im Unterschie zu England und Irland).
"Orange" war auch untereinander gespalten ("kingdogs (episkopale) versus poperians (presbyterianische)")

@ Arnemann
Die meisten Skandinavier in Amerika waren Finnen (damals Unterschicht in Russland und Schweden, da es Finnland nicht gab), die in der angel.-sächs. Historiographie (im Unterschie zu den übrigen Skandinavier, die allerdings keinen Grund tzur Auswanderung hatten) nicht als Angelsachsen gelten.
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tg
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 22:50 Uhr:   

Da hier über Namen und Abstammungen von Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten diskutiert wird: Ich habe schon mehrere Berichte in der deutschen Presse (FAZ, Spiegel-Online) über Barack Obama, den neuen demokratischen Senator aus Illinois, gelesen. Ihm werden gute Chancen gegeben, irgendwann mal Präsident zu werden. Er ist kenianischer Abstammung, also "Black American", und sein Name ist auch nicht gerade "angelsächsischer Standard". Ich frage mich, ob er wirklch mal eine Chance haben wird oder hier in Deutschland der wieder mal Wunsch Vater des USA-Artikels war.
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Niklas
Veröffentlicht am Mittwoch, 17. November 2004 - 23:27 Uhr:   

@tb:
Obama hat sich ja selbst als "the black guy with the funny name" bezeichnet. Er ist mit Sicherheit ein brillanter Jurist, hat aber auch das Glück gehabt, eine krisengeschüttelte Illinois-GOP gegen sich gehabt zu haben. Nachdem der ursprünglich vorgesehene Kandidat Ryan (der Ex-Ehemann von Star-Trek Voyager Borg Jeri Ryan) wegen einer unappetitlichen Geschichte aus dem Rennen schied, fand sich nur der etwas durchgeknallte Konservative Alan Keyes, der zudem aus Maryland kommt, und somit als Carpet-Bagger galt.
Zudem ist der Staat Lincolns mittlerweile strukturell ein Blue State. Der ländliche Upstate ist sehr konservativ, die stärker bevölkerten, urbanen Counties an den großen Seen (incl. Chicago) dagegen links.
Sehr schön, dass Sie auch nicht alles glauben, was die deutsche Presse so schreibt. Mein Eindruck ist, dass sich die Demokraten nun an jedem Strohhalm klammern (und mit ihnen die deutschen Schreiberlinge). Obama scheint sich auch eher ganz links zu positionieren, so dass er damit im Herzland wenig holt (ganz unbenommen seiner Hautfarbe). Mein Eindruck ist schon, dass das Format besitzt, ernst genommen zu werden, aber erst mal abwarten.

Die Demokraten scheinen mit dem mormonischen Senator Harry Reid aus Nevada nun einen eher gemäßigten Minority-Leader auszuwählen. Das ist mE auch richtig, nachdem sie mit ganz linken Kandidaten aus Mass. (Dukakis, Kerry) (ich umschiffe hier die Peinlichkeit!) und Minnesota (Mondale)schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Allgemein hat die Partei das Problem, dass sie im Gegensatz zu den Republikanern kaum noch wahrnehmbare Politiker der amerikanischen Mitte vorweisen können, v. a. nachdem die alte Garde der Südstaaten-Demokraten nun fast komplett außer Dienst ist (z. B. John Breaux oder Ernest Hollings).
Auf der Hotlist hätte ich da noch Sen. Evan Bayh (noch ein komischer Name) aus dem konservativen Indiana; vielleicht können sie ja auch noch einen eher gemäßigten Gouverneur als Überraschungskandidaten aufbieten.
Will Hillary Clinton 2008 Chancen haben, muss sie sich eindeutig zur Mitte orientieren, was sie mE auch zT schon macht. Es wird ein Schauspiel sonders Gleichen, sie in den nächsten vier Jahren zu beobachten. Ich glaube, wer die Szene aus Shakespeare's Richard III. kennt, wo sich der Protagonist vor seiner Krönung ostentativ christlich gibt, wird dann ein dejà vu erleben.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 10:11 Uhr:   

@Immanuel Goldstein:
> im Unterschie zu den übrigen Skandinavier, die allerdings keinen Grund
> tzur Auswanderung hatten
Es sind wohl einige Schweden ausgewandert, um der Wehrpflicht zu entgehen. Und generell gab es in Skandinavien ähnliche Auswanderungsgründe wie in anderen europäischen Ländern, vor allem die ländliche Armut.
Einige nördliche Bundesstaaten sollen beträchtliche skandinavische (nicht gemeint: finnische) Bevölkerungsanteile haben.

Ansonsten vielen Dank für die Auskunft zu den Latinos etc.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 10:30 Uhr:   

@Mörsberg:
> "Brzezinski" oder "Wolfowitz" hätten in einer Präsidentschaftswahl
> doch keine Chance.
Weiß nicht.
Ich habe eigentlich den Eindruck, daß die WASPs mit ihren "ordentlich englischen" Namen zwar noch einen gewissen Bonus haben, aber schon längst auch Präsidenten anderer Herkunft möglich wären.

So groß ist die Menge der gewählten Präsidenten seit Kennedy ja nicht, daß man daraus schlüssige Gesetzmäßigkeiten ableiten könnte.
Das sind letztlich die Leute, die etwas über die Hälfte der Wähler überzeugt haben.

Man sollte aber auch mal auf die jeweiligen Gegenkandidaten schauen.
Die sind ja auch von einer großen Partei für präsidentenreif gehalten worden und haben nur ein bißchen weniger als die Hälfter der Wähler davon überzeugen können.

Ein Dukakis z. B. hat zwar verloren - aber mehr Stimmen bekommen als der vier Jahre später erfolgreiche Clinton.
Entscheidend war hier der Zeitpunkt, zu dem die Republikaner von Konkurrenz von rechts geschwächt wurden, nicht die Herkunft des Gegenkandidaten.

Grundsätzlich kann man also sagen, daß schon vor 16 Jahren ein US-Präsident mit merkwürdigem Namen, griechischer Abstammung und wahrscheinlich auch orthodoxer Religionszugehörigkeit möglich war.

Ich denke auch, daß Colin Powell erstklassige Chancen gehabt hätte, wenn er sich zur Kandidatur für die Republikaner entschlossen hätte.
Er war sehr ernsthaft im Gespräch, und seine Aussichten wären deutlich besser gewesen als jetzt die eines Obama.

Und noch ein aktuelles Beispiel: Es gibt derzeit eine ernsthafte Initiative für eine Verfassungsänderung, damit auch nicht in den USA Geborene Präsident werden können. Konkret soll damit eine Kandidatur von Arnold Schwarzenegger vorbereitet werden.

Und wenn das durchkommt bestehen wohl wenig Zweifel, daß der ein heißer Favorit wäre.
Und der Bruch mit der WASP-Tradition wäre bei einem katholischen Einwanderer mit "Nazi-Akzent" eher größer als bei einem Schwarzen wie Colin Powell.

Da wären also auch "Brzezinski" oder "Wolfowitz" möglich.
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 13:02 Uhr:   

@ Ralf Arnemann
Die meisten Armen der schwedischen Landwirtschaft waren aber Finnen (gehörte ja auch lange Zeit zu Schweden und werden in der Literatur über diese Zeit häufig als Schweden geführt - nach Amerika ausgewandert leben sie tatsächlich v.a. in Minnesota, Wisconsin, Michigan, Montana,Ohio). Die schwedischen Großbauern haben auch die Armut ihrer finnischen Pächter und Knechte vergrößert z.B. durch Bezahlung mit Alkoholika statt Geld oder Nahrung. Sicher sind auch einige Schweden (v.a. als Landspekulanten, lokale Eliten, Geistliche, Wehrflüchtige etc.) mit nach Amerika ausgewandert und haben finno-skandinavischen Gemeinden dort mitgeprägt (v.a. um St.Paul), doch die Masse der "nordeuropäischen" Auswanderer waren doch eher Finnen (die sogar in Amerika eine eigene Sprache entwickelt haben, die es in manchen Orten bis heute gibt - Finglish)
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Martin Jurgeit
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 13:32 Uhr:   

Kleine Anmerkung zu den Niederländern in den USA:

Der Begriff "Yankee" ist abgeleitet von dem ursprünglich in Deutschland und Flandern üblichen Spitznamen "Jan Kees" für die Holländer, den die Briten zunächst als Schimpfwort für holländische Piraten übernahmen, um später damit die niederländischen Siedler im Nordosten Amerikas zu bezeichnen. Später ging der Name dann auf alle Bewohner Neuenglands und schließlich sogar auf sämtliche Nordstaatler über. Ja, im Grunde bezeichnet ein Großteil der Menschen auf der Welt die Amerikaner also mit einem Spitznamen, der sie als Holländer ausweist.


Zum Thema "Latinos etc." stand u.a. in der SZ vom 18.10.04:

"(...) Nirgendwo gibt es mehr Latinos als in den Bundesstaaten New Mexico und Arizona, und nirgendwo sind sie fester in die Gesellschaft integriert. In beiden Staaten stellen sie knapp 50 Prozent der Gesamtbevölkerung – mit stetig steigender Tendenz. Allerdings könnten beide Staaten nicht unterschiedlicher sein: In Arizona überwiegen Neu-Einwanderer aus dem benachbarten Mexiko, und doch ist der Staat traditionell republikanisch und konservativ eingestellt. Im eher liberalen, demokratischen New Mexico hingegen können viele Familien ihren Stammbaum bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts zurückführen, als ihre Vorfahren mit den spanischen Konquistadoren ins Land kamen. Deshalb halten nur diese Hispanics „Latino“ für ein Schimpfwort; aus ihren Reihen rekrutiert sich seit Generationen die Elite des Staates. (...)"
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Immanuel Goldstein
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 13:46 Uhr:   

@ Martin Jurgeit
Ich kenne den Artikel und finde ihn in die richtige Richtung gehend aber leider etwas zu vereinfachend.
Latino wird zwar auch als Schimpfwort benutzt, doch die meisten Spanischsprachigen im Südwesten verwenden ihn stolz als Eigenbezeichnung. Hispaniacs wurden und werden v.a. Spanischsprachige aus der Karibik und vom Nördlichen Golf von Mexiko genannt (unter ihnen sind leider viele Rassisten, die darauf hinweißen dass sie "europäischer" als die mit den Indios vermischten Latinos sind). Die Hispaniacs in New Mexico sind größtenteils Nachfahren der (sich frühers selbst abkapselnden) spanischen Elite (größtenteils direkt aus Spanien oder den Inseln kommend) und gegenüber den Latinos (vom Festland und mit vielen "mestizischen" Gebräuchen) immer in der Minderheit gewesen.
Der Hauptunterschied zwischen liegt also in der Abkapselung von indianischen Einfluß (Hispaniacs) und Aufnahmebereitschaft indigener, kultureller Einflüsse (Latinos).
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Mörsberg
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 16:20 Uhr:   

@Ralf Arnemann:
Ausgeschlossen ist es für mich auch nicht, dass die USA in näherer Zukunft auch mal einen Präsidenten mit ausgefallenerem Namen wählen. Der Bonus für die Angelsachsen scheint mir aber im Zweifel auch noch gegeben.
Speziell beim Beispiel Wolfowitz vermischt sich in der Beurteilung natürlich der Name und die konkrete Person. Da halte ich einen Erfolg von Wolfowitz bei einer Wahl für kaum denkbar, weil so jemand im Gegensatz zu Bush doch nie in der Lage wäre, zum Durchschnittsamerikaner in Kommunikation zu treten.

Und was Schwarzenegger anbelangt: Da ist auch wieder viel europäisches Wunschdenken dabei. Unabhängig von der möglichen Verfassungsänderung müsste Schwarzenegger erstmal republikanische Vorwahlen gewinnen - was aufgrund seiner Positionen zu den Moralfragen sein größtes Problem sein würde.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 16:29 Uhr:   

@Mörsberg:
> Der Bonus für die Angelsachsen scheint mir aber im Zweifel auch noch
> gegeben.
Durchaus, aber er schwindet deutlich.
Und bei "Wolfowitz" rede ich nur über Namen und Herkunft, nicht über die konkrete Person (natürlich hätte der keine Chancen, Präsident zu werden).

> Und was Schwarzenegger anbelangt: Da ist auch wieder viel
> europäisches Wunschdenken dabei.
Nun gewiß nicht.
Außerhalb von Österreich ist doch die typisch europäische Haltung ihm gegenüber deutlich negativ bzw. es hat die Vorurteile über die "doofen Amis" bestätigt, daß sie einen Rambo zum Gouverneur wählen.

> Unabhängig von der möglichen Verfassungsänderung müsste
> Schwarzenegger erstmal republikanische Vorwahlen gewinnen - was
> aufgrund seiner Positionen zu den Moralfragen sein größtes Problem
> sein würde.
Weiß nicht. Er hat so eine klare Ausstrahlung als knorriger Typ mit Werten, dem kann kein Republikaner-Hardliner vorwerfen, ein liberales Weichei zu sein.
Und wenn jemand grundsätzlich mit einer klaren und glaubhaften Positionierung verbunden wird, dann kann er sich in einzelnen Fragen durchaus Abweichungen erlauben. Das macht ihn eher interessant und schreckt auch die nicht ab, die in diesen konkreten Fragen anders denken.
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tg
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 19:11 Uhr:   

@Niklas
Interessant, daß Obama sogar mit seiner "ungünstigen" Herkunft und dem komischen Namen kokettiert. Was mich auch noch interessieren würde: Welcher Religionsgemeinschaft gehört er eigentlich an?
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alberto
Veröffentlicht am Donnerstag, 18. November 2004 - 19:30 Uhr:   

smile
Die Ballade vom Fallenstellmanager

Quote:

tg • Donnerstag, den 18. November 2004 - 19:11 Uhr • @Niklas

Welcher Religionsgemeinschaft gehört er eigentlich an?


Korf erhielt vom Anstaltsamtsbüro
Ein geharnischt Formular
Wer er sei und wie und wo
Welchen Orts er bis an heute war

Ob ihm überhaupt erlaubt
Hier zu leben und zu welchem Zweck
Wieviel Geld er hat und was er glaubt
Christian Morgenstern

WahlRechtReform
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Kai
Veröffentlicht am Freitag, 19. November 2004 - 20:28 Uhr:   

Eine erste wissenschaftliche Analyse hat erbracht, dass Bush in Florida ca. 130.733 Stimmen durch den Einsatz von Wahlmaschinen hinzugewann, die vermutlich eigentlich Kerry zugedacht waren.

http://ucdata.berkeley.edu/new_web/VOTE2004/election04_WP.pdf

Unter Abzug dieser Stimmen reduziert sich Bushs Vorsprung im Sonnenstaat auf 115.750 Stimmen oder 1,54 Prozentpunkte.

Ein ähnlicher Effekt konnte für Ohio, wo dieser wahlentscheidend hätte sein könnte, nicht festgestellt werden.

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