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Wahlrecht.de Forum » Tagesgeschehen » Wahlen in den USA (US-Präsident, US-Senat usw.) » Wahlen in den USA » 126-150 « Zurück Weiter »

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Aed
Veröffentlicht am Freitag, 05. November 2004 - 15:36 Uhr:   

Es war wohl eher kurzzeitiges machtpolitisches Geschick, denn Gemäßigtheit.

" In seiner Siegesrede betonte Bush den Willen, das Land neu zu einen. Er bringt dafür bessere Voraussetzungen mit, als die Welt es derzeit glaubt."

Der Autor hat da anscheinend Charaktereigenschaften mit persönlichen und politischen Fähigkeiten verwechselt.
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 00:39 Uhr:   

In etwas zeitlichem Abstand von jetzt einer Woche sind mir noch zwei Tendenzen bei der US-Wahl aufgefallen, die gerade für ein Wahlrechtsforum erwähnenswert sind.
1.) Nader hat bei dieser Wahl auf keinen Fall den "Ausschlag" gegen Kerry gegeben. Man kann bei der Wahl 2000 durchaus noch der Meinung sein, dass Nader Gore den Sieg - zumindest in Florida oder damals in New Hampshire - gekostet hat. Dieses Mal habe ich - wenn man die Wahlergebnisse auf http://www.electoral-vote.de/ betrachtet, keinen Staat gefunden, in welchem - rein rechnerisch - Kerry hinter Bush lag, jedoch mit den Stimmen von Nader vor Bush platziert worden wäre. Nader hat in diesem Jahr also recht; seine Stimmen waren nicht "wahlentscheidend".

2.) Die "Stammwählerschaft" der Demokraten geht offenbar zurück. M. Rüb mutmaßte in der FAZ, bald werde es in den USA eine Scheide von 52% eher konservativer und 48% eher linksliberaler Wähler geben. Es ist dieses Mal deutlich; mit Ausnahme einiger Swing-States führt Bush sehr deutlich vor Kerry v.a. in den bevölkerungsarmen Staaten im ländlichen Amerika (Montana, Texas etc.) mit rund 55-60 gegen 35-40%, während Kerry gegen Bush in den Swing-States, die er gewann, sehr knapp gewann. So liegt er in der Regel mit 50 Prozent vor Bush mit 49% und Nader mit 1%. Knapp das Rennen v.a. in New Hampshire und relativ knapp in New-Mexiko. Die Industriearbeiterschaft, die die Demokraten wählte, geht zurück und die "Aufsteiger" wählen eher republikanisch. Es sind also langfristige soziologische Veränderungen der Wählerschaft, wie M. Rüb in der FAZ zu recht feststellte, die Amerika "konservativer", d.h. republikanischer machen. Im übrigen war schon der Sieg Clintons gegen seine republikanischen Gegner George H. W. Bush 1992 und Bob Dole 1996 nur möglich, weil mit Ross Perot ein Kandidat auftrat, der - besonders 1992 - zahlreiche Wähler auf dem rechten Rand band, die Bush und - weniger ausgeprägt, aber dennoch - auch Dole 1996 fehlten. Clinton erreichte mit 43% 1992 und 46% 1996 niemals eine absolute Stimmenmehrheit, wie es jetzt Bush gelungen ist.
Sollte dieser Trend anhalten, so dürften zahlreiche jetzt von Kerry gewonnenen Staaten im Jahre 2008 an die Republikaner zurückfallen und vielleicht eine Landkarte wie 1984 entstehen, in dem Reagan bis auf einen Staat, den "Heimatstaat" seines Gegenspielers Mondale, alle Staaten und deren Wahlmänner gewann.

Fazit: Der Sieg Bushs war kein "Ausrutscher", sondern spiegelt - wie bereits die triumphalen Wahlsiege Reagans 1980 und insbesondere 1984 zeigen - einen Trend wieder zu einem konservativeren, republikanischen Amerika, wie immer man im Einzelnen dazu stehen mag.
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John Rawls
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 10:19 Uhr:   

Das de-facto-Zweiparteinsystem der USA dürfte dazu führen, dass die Kandidatenwahl ein ordentliches Stück dieser Verschiebungen aufgreift. Schon Kerry hätte hierzulande, also in unserem Parteiensystem eingegliedert und von allen idealistischen Vermutungen befreit, zweifelsohne eher als konservativer Hardliner denn als liberaler Querkopf gegolten.

Auf der anderen Seite ist es genauso mehr als möglich, dass schon der nächste Kandidat der Republikaner derart pointiert "republikanisch" auftritt, dass schon die nächste Wahl wieder an die Demokraten fällt.

Dennoch ist der Eindruck auch der meine, dass sich Amerika wieder eine gute Strecke weit konservativer gibt als früher. Das scheint mir sogar schon deutlich länger der Fall zu sein als die letzten Jahre. Vielleicht sind aber auch nur meine oder unsere verzerrten Bilder dieses Landes daran schuld, dass wir einen Trend heute genauso überbewerten wie wir zuvor diese Seite dieses Landes zu weenig beachtet haben.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 12:34 Uhr:   

Zustimmung zu John Rawls.
Es mag Stimmungsverschiebungen in der US-Wählerschaft geben (bzw. Änderungen wird es auf jeden Fall geben, vielleicht auch solche wie beschrieben).

Aber das heißt noch lange nicht, daß deswegen die Republikaner politisch dominieren müssen.

Denn eigentlich neigen die Amis viel weniger zum parteitreuen Stammwählerverhalten als die Europäer. Einen originellen Beleg gab es jetzt erst: Ausgerechnet in einer Republikaner-Hochburg in Texas wurde eine bekennend lesbische Demokratin zum Sheriff gewählt. Von einer Wählerschaft, die dort wohl noch viel deutlicher Probleme mit Homosexualität hat als im Landesschnitt. Aber wenn es um konkrete Personen geht, können die Amis halt erstaunlich pragmatisch sein.

Entsprechend neigen sie ja auch dazu, die möglichen "Check and Balances" im Verhältnis Präsident und Kongreß zu nutzen. Selten erreichen Präsidenten für ihre Partei auch eine Mehrheit im Kongreß - und selbst die eigenen Parteifreunde sind ja lange nicht so "zuverlässig" wie das in Europa üblich ist.

Die Demokraten haben wohl nicht nur den falschen Kandidaten aufgestellt (obwohl ich nicht sagen kann, wer von den anderen es besser gemacht hätte).
Sie haben vor allem einen Michael-Moore-inspirierten "Gut vs. Böse"-Wahlkampf inszeniert. Und damit die Gegenseite nicht nur voll mobilisiert, sondern auch "erreicht", daß bei Senat und Repräsentantenhaus ziemlich konsequent durchgewählt wurde.

Mit der Schröder-Taktik von 1998 "wir machen nicht alles anders, aber manches besser" wären sie bestimmt viel besser gefahren.
Und genau so könnten sie in den nächsten Jahren auch wieder Boden gewinnen - die absolute Anti-Bush-Hysterie bringt ihnen nichts.
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Florian
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 13:05 Uhr:   

Etwas Theorie:

Es gibt in der politischen Ökonomie eine Theorie die in groben Zügen wie folgt lautet:

In einem 2-Parteien-System orientieren sich beide Parteien (sofern sie rational sind) am Median-Wähler, d.h. an der Mitte des politschen Spektrums. Denn wenn eine Partei den Fehler machen sollte, sich bei einem gedachten Spektrum von 0% Links bis 100% Links bei 45% zu positionieren, dann könnte die andere Partei, die sich bei 50% positioniert rund 52,5% (2,5% ist die Hälfte des Potenzials "zwischen den Parteien") der Wähler bekommen und hätte eine sichere Mehrheit.
Daher werden beide so nah wie möglich an den Median-Wähler herangehen.
Im Ergebnis werden dann beide sehr nahe bei 50% landen.

Es ist sogar schon fast das Markenzeichen einer guten kompetitiven Demokratie, dass beide Lager fast gleich viele Stimmen bekommen.
So geschehen nicht nur bei den letzten US-Wahlen sondern z.B. auch bei den 3 letzten Wahlen in Deutschland - und höchst wahrscheinlich auch in Zukunft.

Wenn nun in den USA der Median-Wähler nach rechts driftet, dann werden die beiden Parteien gut beraten sein, ebenfalls BEIDE entsprechend nach rechts zu gehen.
Sollten dabei die Repulikaner über das Ziel hinaus schießen, dann riskieren sie, die Wahl zu verlieren.
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 14:46 Uhr:   

Orientierte sich Margaret Thatcher am britischen Medienwähler???

Und DEN Wähler gibt es sowieso nicht. Innerhalb Amerikas gibt es beträchtliche Unterschiede. Eine wichtige Sonderentwicklung betrifft die Südstaaten. Die waren immer konservativ haben aber lange demokratisch gewählt, Republikaner waren da nach dem Bürgerkrieg über ein Jahrhundert lang äußerst unbeliebt. 1960 waren 99 der 106 Abgeordneten im Repräsentantenhaus aus den Südstaaten Demokraten und noch 1990 war das Verhältnis 77:39 für die Demokraten, heute führen im Süden die Republikaner mit 81:48 (ohne zwei ausstehende Stichwahlen in Louisiana).
Dagegen ist die Westküste, Neuengland und New York eher "demokratischer" geworden, das gleicht aber die Verluste im Süden nicht aus.
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agon
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 15:05 Uhr:   

Moin,

@Florian:
Ich habe ein Problem zumindest mit dieser stark vereinfachten Form politische Ökonomie, da in der Realität die Frage der Positionierung einer Partei (so diese denn überhaupt in einem einfachen lechts-rinks-Schema zu messen wäre) oft weniger wichtig ist als die Frage, inwieweit eine Partei den momentanen Diskurs bestimmen kann und damit gerade das politsche Zentrum für sich gewinnen kann.

Beispiel USA: Die Gesellschaft erscheint mir in der Tat von außen konservativer, was doch heißt, daß konservative Werte zur Zeit bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein akzeptiert werden, die in den 60er und 70er Jahren deutlich liberaler war. Auf dieser Welle fällt es dann den Republikanern leichter, Wahlen zu gewinnen.

Beispiel D: Schröder hat u.a. deshalb gewonnen, weil er geschafft hat, die "neue Mitte" (was auch immer das ist - gibt es die überhaupt noch?) mehrheitlich für sich zu gewinnen. Und zwar nicht in erster Linie, weil die SPD stärker zur Mitte gerückt wäre, sondern weil er ihr "Lebensgefühl" besser angesprochen hat.

Noch eine These: werden Wahlen in postmodernen, hoch partialisierten Gesellschaften vielleicht gewonnen, indem man gesellschaftliche Mehrheiten als (temporäres) Bündnis partikulärer Gruppen und Milieus organisiert, die in der Summation eine Mehrheit ergeben?

Gruß
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 16:00 Uhr:   

@Florian:
Die These mit dem Median ist als erste Näherung hilfreich.
Aber in der Praxis läuft das eben nicht so 1:1.

Zum Einen sind die USA eben kein reines 2-Parteien-System. Rückt eine Partei zu sehr in die Mitte, läuft sie Gefahr, daß sie vom Rand Konkurrenz bekommt und mehr verliert, als sie in der Mitte gewinnen kann.
Siehe die Republikaner mit Buchanan und die Demokraten mit Nader.
2000 waren die Demokraten mehr in der Mitte und knapp an Bush dran - haben aber links zu viel Spielraum für Nader gelassen.
Diesmal haben sie links nichts anbrennen lassen und Nader marginalisiert, dafür aber in der Mitte deutlich gegenüber Bush Federn lassen müssen.

Zum Anderen kann man weder eine Partei noch einen Kandidaten beliebig auf die gerade optimale Position platzieren - das kostet Glaubwürdigkeit.
Siehe auch hier aktuelles Beispiel: Eigentlich war Kerry ja in Fortführung der Clinton/Gore-Linie durchaus ein (moderater) Befürworter des Irak-Kriegs. Und hat dann einen Schwenk in Richtung Kriegs-Kritik gemacht, weil das bei der demokratischen Basis gut ankam.
Diesen Positionswechsel haben ihm die Republikaner gnadenlos immer wieder vorgehalten und dieses "Flip-flop"-Image war wohl mit wahlentscheidend.
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Florian
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 17:17 Uhr:   

@ Ralf A.:
Natürlich ist das Modell eine radikale Vereinfachung.
(Eigentlich hätte ich gerade von Ihnen sogar noch einen ganz anderen Einwand erwartet: Nämlich dass Deutschland eben gerade keine 2-Parteien-Demokratie ist und somit das Spiel wesentlich komplexer wird).
Aber die Grundidee dieser Theorie ist ganz sicher richtig.

Im aktuellen Fall der Demokraten in den USA war es doch z.B. so, dass bei den Vorwahlen der wahlentscheidende Gesichtspunkt die "votability" war, d.h. die Fähigkeit, nicht nur im eigenen Lager sondern im ganzen Land eine Mehrheit zu bekommen. Daher hat letztlich der Kandidat gewonnen, der die Mitte des politischen Spektrums (und damit den ominösen "Medianwähler") am besten erreichen konnte. Die Demokraten haben ganz bewusst nicht den Kandidaten gewählt, der parteiintern der Liebling war.

Ohne eine saubere empirische Basis zu haben, wage ich die Behauptung, dass große Parteien in der Regel dann größere Wahlchancen haben, wenn sie einen Kandidaten haben, der die Mitte des politischen gut erreichen kann.
Deshalb war z.B. Schröder 1998 erfolgreicher als es Lafontaine gewesen wäre und deshalb war von Anfang an klar, dass Stoiber für die Union 2002 ein riskanter Kandidat war. Auch der lange Erfolg Kohls erklärt sich für mich u.a. auch durch seine gemäßigten - wenn auch oft langweiligen - Positionen.
Anderes Beispiel: Auch wenn es von Außenstehenden oft nicht erkannt wird: Die CSU ist in Bayern absolut in der Mitte der Wählerschaft positioniert. Und das Problem der SPD in Bayern ist, dass sie sich immer noch zu sehr an der politischen Mitte der Bundesrepublik (statt Bayerns) orientiert.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 17:35 Uhr:   

@Florian:
> Eigentlich hätte ich gerade von Ihnen sogar noch einen ganz anderen
> Einwand erwartet: Nämlich dass Deutschland eben gerade keine
> 2-Parteien-Demokratie ist und somit das Spiel wesentlich komplexer
> wird
Ich sehe das umgekehrt!
Gerade in Deutschland ist der Median-Effekt stärker wirksam.
Weil wir hier nämlich über Koalitionen gehen.
Eine Konkurrenz im eigenen Lager à la Buchanan oder Nader schaden einer US-Partei, weil sie definitiv Stimmen abziehen.
In Deutschland dagegen kann ein Koalitionspartner den Flügel sichern, während der andere in die Mitte geht - und am Ende können sie die Stimmen wieder zu einer Mehrheit kombinieren.

> Die Demokraten haben ganz bewusst nicht den Kandidaten gewählt, der
> parteiintern der Liebling war.
Richtig. Kerry als Person war ja nicht schlecht (obwohl wohl der Widerwillen gegen einen Vertreter des Washington-Establishments unterschätzt wurde). Aber mit seiner Neupositionierung im Wahlkampf hat er sich angreifbar gemacht.

> Deshalb war z.B. Schröder 1998 erfolgreicher als es Lafontaine
> gewesen wäre ...
Korrekt. Wie auch zum Beispiel Kohl.

> und deshalb war von Anfang an klar, dass Stoiber für die Union 2002
> ein riskanter Kandidat war.
Richtig ist, daß der Median-Effekt gegen ihn sprach. Aber dafür hatte er andere Pluspunkte (erfolgreicher MP ...).
Eine Partei kann sich halt ihre Kandidaten nicht backen ...

> Die CSU ist in Bayern absolut in der Mitte der Wählerschaft
> positioniert.
Sehe ich auch so. Deswegen ist sie inhaltlich ja oft SPD-näher als die CDU.

> Und das Problem der SPD in Bayern ist, dass sie sich immer noch zu
> sehr an der politischen Mitte der Bundesrepublik (statt Bayerns)
> orientiert.
Die SPD Bayern ist m. E. auch deutlicher links der politischen Mitte der Bundesrepublik als andere Landesverbände.
Die scheinen inzwischen schon lange nach dem Motto zu agieren: "Wir haben ohnehin keine Chance, also wenigstens Spaß haben, d.h. ohne Rücksicht auf die Wähler linke Programmatik fordern".
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Donnerstag, 11. November 2004 - 19:24 Uhr:   

Spiegel Online berichtet über Zweifel am US-Wahlergebnis. Den Wahrheitsgehalt des Berichts wage ich nicht zu beurteilen. Bei www.wahlrecht.de heißt es ja beispielsweise, die umstrittenen Wahlmaschinen der Firma Diebold seien in Ohio nicht eingesetzt worden.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,327359,00.html
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 01:12 Uhr:   

Zur vollständigen Information anbei die Quellenangabe, auf die sich Spiegel Online bezieht, den Artikel von Greg Palast:
http://www.commondreams.org/views04/1104-36.htm
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Philipp Wälchli
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 10:40 Uhr:   

Vielleicht sind die Erklärungen für den dreifachen Wahlerfolg (Präsident, Repräsentantenhaus, Senat)etwas zu schematisch. Gewiss ist ein deutlicher Trend zum Konservativismus in den USA auszumachen, anderseits gibt es längerfristige Trends (z. B. Zunahme der nicht-europäischstämmigen Bevölkerung), die in einigen Jahren oder Jahrzehnten zu völlig neuen politischen Konstellationen führen könnten.
Etwas sollte man meiner bescheidenen Meinung nach nicht vernachlässigen: die Personen. Von Bush sieht man hierzulande meist nur bestimmte offizielle Auftritte, und da empfinden ihn viele als Widerling. Wer aber z. B. Fahrenheit 9/11 gesehen hat, hat darin auch Szenen gesehen, in denen der Präsident privat oder halboffiziell auftritt. Solche Auftritte sind in den US-Medien häufig, in Europa werden sie kaum gezeigt. Zudem sind sie in den USA auch einfach Realität, wenn der Präsident z. B. eine Schule besucht, eine Fabrik besichtigt, an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teilnimmt usw. Davon bekommt man hier fast nichts mit.
Aber Bush versteht es bei solchen Auftritten offensichtlich, breite Schichten subtil anzusprechen. Z. B. zeigt Moore (gewiss böswillig ausgesucht) eine Szene, in der Bush mit dem Löffel in der Hand vor einem Topf steht und zwei oder drei Sätze über seine Politik sagt, dann fügt er bei, er sei hier, weil er Grütze ausschenken solle, wer denn nun einen Teller Grütze möchte.
So trivial die Szene vielleicht auch erscheinen mag, sie verfehlt nicht ihre Wirkung, sondern hat hohe Symbolkraft: Der Präsident macht sich bildlich zum DIENER an seinem Volk, er zeigt sich als fürsorglicher Hausvater, der seinen Leuten Essen ausschenkt, er scheint dabei ganz zum Volk zu gehören, "einer von uns" zu sein, und ins Ganze verpackt bringt er in wenigen Worten seine politische Botschaft an, in kleinen, mundgerechten Häppchen, die jeder gerne schluckt.
Man sollte solche Auftritte nicht unterschätzen. Dagegen wirkt kein noch so brillanter und analytisch differenzierte Vortrag eines andern Kandidaten.
Ich möchte auf einen andern Fall hinweisen: S. Schmid wurde 2001 nicht nur deshalb in den Schweizer Bundesrat gewählt, weil er nicht Blocher war. Das war gewiss ein sehr wichtiges Kriterium. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass er allen andern 245 Wählenden schon mal die Hand gereicht, mit ihnen eine Bratwurst, einen Schüblig oder eine Schützenwurst, was gerade so lokale Spezialität war, gegessen und an einem Fest teilgenommen hatte. Er war eben auch und besonders der "gute Kumpel von nebenan", den man kennt, von dem man keine Gefahr erwartet, der einfach ein "feiner Kerl" ist und den man daher kaum nicht wählen kann.
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Jan
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 14:14 Uhr:   

Zur Medianwähler-Theorie:
Meiner Meinung nach ist die bei einer Wahlbeteilung von 50-60% kaum anwendbar, da bei den Verschiebungen zwischen den Lagern viel weniger zu holen ist als durch eine bessere Ausschöpfung des eigenen Potentials. Und um das eigene Potential besser auszuschöpfen, ist es gerade wenig hilfreich, sich der Programmatik des politischen Gegners anzupassen. Vielleicht hätte Kerry mit einem strikten Anti-Kriegs-Kurs die Wahlen gewonnen - die Bellizisten haben ohnehin auf Bush gesetzt. Es ist doch erstaunlich, daß es bei dieser Wahl immer noch ca. 40 % Nichtwähler gegeben hat.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 15:35 Uhr:   

@Jan:
> Meiner Meinung nach ist die bei einer Wahlbeteilung von 50-60% kaum
> anwendbar, da bei den Verschiebungen zwischen den Lagern viel
> weniger zu holen ist als durch eine bessere Ausschöpfung des eigenen
> Potentials.
Das kann richtig sein - wenn sich bei den Nichtwählern noch eigenes Potential verbirgt.
Da war m. E. bei dieser US-Wahl nicht mehr viel zu holen ...

> Es ist doch erstaunlich, daß es bei dieser Wahl immer noch ca. 40 %
> Nichtwähler gegeben hat.
Nicht unbedingt!
Denn in allen Hochburgen-Staaten ist es ja ziemlich unwichtig, zur Wahl zu gehen. Da ist eh schon absehbar, welche Partei alle Wahlmänner kriegt, weder die etwas fauleren Anhänger dieser Partei noch die jeweiligen Gegner haben viel Motivation, wählen zu gehen.

In den umstrittenen Staaten ist die Wahlbeteiligung deutlich höher.
Ich habe keine Wahlbeteiligungszahlen auf Bundestaatsebene gesehen, aber die Schätzungen für Staaten wie Ohio und Illinois lagen bei über 80%.
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Jan
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 16:09 Uhr:   

Bei Wahlbeteiligungen um 80 % würde ich auch von einer Ausschöpfung des Potentials ausgehen, deutlich darüber liegen i.d.R. nur Staaten mit Wahlpflicht. Nach dieser Grafik (in der Mitte) für den "Swing-State" Florida scheint die Beteiligung aber nicht über 60% gelegen zu haben, in Ohio scheint sie 60% nur leicht zu übersteigen. Mal sehen, was die offiziellen Ergebnisse sagen werden...
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Thomas Frings
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 16:44 Uhr:   

2000 wählten in Ohio 56,5% aller Wähler im wahlberechtigten Alter und 62,5% der registrierten Wähler. Diesmal gab es ohne ca. 155000 provisorische Stimmen 5,48 Mio. Wähler, 2000 ca. 4,7 Mio.
Daraus kann man schließen, daß die Wahlbeteiligung in jedem Fall unter 70% lag. 80% Wahlbeteiligung ist in Amerika kaum zu schaffen.
In Kalifornien ist die Wahlbeteiligung sogar deutlich gefallen. Aber da stand der Sieger sowieso fest.


@Philipp Wälchli
"er scheint dabei ganz zum Volk zu gehören, "einer von uns" zu sein"

Da ist was dran, das erklärt aber nicht, warum er diesmal besser abschnitt als 2000. Auch im Vergleich mit Gore galt er als volksnäher.
Dafür dürfte eher der Amtsbonus verantwortlich sein.
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Mörsberg
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 16:49 Uhr:   

Wie wird in einem Land ohne Meldewesen überhaupt die Zahl der Wahlberechtigten ermittelt? Diese Hausnummer "60%" halte ich für problematisch genug und würde sie nicht mit Wahlbeteiligungen in Europa gleichsetzen wollen. Außerdem stehen 60% nach amerikanischen Kriterien eher für eine gute Ausschöpfung.

> Und um das eigene Potential besser auszuschöpfen, ist es gerade
> wenig hilfreich, sich der Programmatik des politischen Gegners
> anzupassen.
So hat Bush ja gewonnen - durch die Mobilisierung der religiösen Rechten, die eben 2000 nicht besonders zahlreich zur Urne geströmt ist, was den meisten hierzulande nicht bekannt war. Die religiöse Rechte in den USA ist ein Phänomen, mit dem sich gewöhnliche Europäer eher widerwillig befassen. Ich finde Leute, die sich aufgrund ihres Glaubens (egel ob religiös oder ideologisch, aber erfahrungsgemäß funktioniert ersteres besser) im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnen, auch extrem unsympathisch. Die meisten Europäer kennen wahrscheinlich auch kaum persönlich amerikanische Fundamentalchristen, denn die sind ja eher nicht internationalistisch orientiert. (So, genug gelästert.)

> Vielleicht hätte Kerry mit einem strikten Anti-Kriegs-Kurs die
> Wahlen gewonnen
Durchaus möglich, andere sagen, dass er Wirtschaftsthemen zu spät und zu zaghaft angesprochen hätte. Das ist allerdings etwas Rationales, damit kommt man schlecht gegen Religion an. Der etwas schnell geschossene Vorwurf, Kerry sei "der falsche Kandidat" gewesen, erscheint mir hingegen stark übertrieben. Für so eine Themensetzung ist schließlich nicht der Kandidat allein verantwortlich.

Und die dreifache Mehrheit hat zumindest im Falle des Repräsentantenhauses auch Gründe, die auf der Ebene des Wahlkreiszuschnittes zu sehen sind.
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Marc K.
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 16:50 Uhr:   

Laut der derzeit vorliegenden Statistik bei http://uselectionatlas.org/USPRESIDENT/vto.php?year=2004&datatype=national

lag die Zahl der Wähler bei 54.4% der VAP (Voting Age Population - all persons of legal voting age) und bei 76.6% der REG (Total number of registered voters).
Das ist eine recht hohe Wahlbeteiligung für amerikanische Verhältnisse. Mit fast 80% der registrierten Wähler dürfte fast das ganze mobilisierbare Wählerpotential ausgeschöpft worden sein.
Und dies ist Präsident Bush offensichtlich weit besser gelungen als Senator Kerry.
Präsident Bush erzielte immerhin 2004 das beste Ergebnis, das ein Präsident je seit 1988 erzielt hatte.
Von daher: Glückwunsch an Präsident Bush.
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Ralf Arnemann
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 17:34 Uhr:   

@Mörsberg:
Ich bin auch vorsichtig mit der Behauptung, Kerry wäre der "falsche" Kandidat gewesen.
Das impliziert ja, ein anderer Kandidat wäre besser gewesen, das sehe ich noch nicht.
Jeder Kandidat hat seine speziellen Stärken und Schwächen. Kerrys Hauptschwäche war wohl, daß er als Teil des Washington-Establishments galt, das mögen die Ami-Wähler nicht sehr. Und speziell die hohe Wahlbeteiligung hat eher Wähler zusätzlich an die Urnen gebracht, die sich an genau diesem Punkt besonders stören.

Inhaltlich war das Problem nicht unbedingt die Kritik am Irak-Krieg selber, wohl aber die Glaubwürdigkeitslücke, weil Kerry eben vor dem Wahlkampf noch andere Positionen vertreten hatte. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, bei seiner alten Position zu bleiben, anstatt einem Trend hinterher zu jagen.

Die Hauptursache für den deutlichen Sieg Bushs per höherer Mobilisierung sehe ich aber weder bei den Personen noch den Inhalten.
Sondern beim Wahlkampfstil.
Die Demokraten haben extrem polarisiert (Michael-Moore-Stil), die Wahl sehr zu einer Gut vs. Böse-Auseinandersetzung gemacht - und damit den Eindruck vermittelt, bei einem Sieg Kerrys würde es einen großen Paradigmenwechsel geben.
Das hat dann wohl die ansonsten eher zurückhaltenden "Werte"-Wähler an die Urnen getrieben.
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agon
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 20:41 Uhr:   

Moin,

@Mörsberg:
"Wie wird in einem Land ohne Meldewesen überhaupt die Zahl der Wahlberechtigten ermittelt? Diese Hausnummer '60%' halte ich für problematisch genug und würde sie nicht mit Wahlbeteiligungen in Europa gleichsetzen wollen. Außerdem stehen 60% nach amerikanischen Kriterien eher für eine gute Ausschöpfung."
Nach meiner Kenntnis wird in USA regelmäßig ein Zensus durchgeführt; dabei wird auch die Zahl der Wahlberechtigten erfaßt. Insofern dürften die Angaben über die Wahlbeteiligung recht realistisch sein. (Und glaube bloß nicht, daß die Angaben zur Zahl der Wahlberechtigten in irgendeiner deutschen Großstadt exakt wären.)

Gruß
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Bernhard Nowak
Veröffentlicht am Freitag, 12. November 2004 - 20:51 Uhr:   

@Philipp und Ralf: Volle Zustimmung. Auch ich glaube, man kann nicht einfach sagen, Kerry sei der "falsche" Kandidat gewesen. Ich war immer auch skeptisch, als es hieß, Kerry sei in den TV-Debatten so viel besser gewesen wie Bush. Ich konnte die erste TV-Debatte auf 3-Sat sehen und stellte fest: Bush redete kurz und klar in einfachen Botschaften, Kerry ging sehr analytisch an die Problemlösungen heran und wirkte in der Tat etwas wankelmütig. Dies mag uns Europäern nicht so auffallen, aber ich sah Bush - ähnlich wie der erste Mediareport von Spiegel-Online - nicht als Sieger - vom Gefühl her. Auch ich habe das Gefühl, dass Bush in manchen Szenen in Fahrenheit eher menschlich wirkte. Dies hatten wir ja schon mal bei Kohl gegen Helmut Schmidt. Kohl wirkte laut Strauß populär, weil die Leute sagten, wir könnten auch Bundeskanzler sein, er ist "einer von uns". So scheint es bei Bush auch zu sein, wenn er auch an die enorme Ausstrahlung von Reagan nicht herankommt.

Ich halte Bushs Politik für falsch und bin absolut kein Freund von ihm, aber zu einer differenzierten Analyse gehören diese Feststellungen sicherlich dazu. Insofern glaube ich auch nicht an die These der angeblichen Wahlfälschungen. Ich glaube, der Bush-Sieg gibt ein Stimmungsbild der Mehrheitsmeinung der Bürger der USA wieder - und Bush ist ja mit großer Mehrheit wiedergewählt worden; mit 51% und so vielen Stimmen, wie kein anderer Präsident je erhalten hatte.
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gelegentlicher Besucher
Veröffentlicht am Samstag, 13. November 2004 - 00:30 Uhr:   

@Mörsberg



>Die religiöse Rechte in den USA ist ein Phänomen, mit dem sich
>gewöhnliche Europäer eher widerwillig befassen.


Wenn überhaupt. Viel häufiger beschränkt man sich auf unreflektierte Vorurteile ...


>Ich finde Leute, die sich aufgrund ihres Glaubens (egel ob religiös
>oder ideologisch, aber erfahrungsgemäß funktioniert ersteres besser)
>im Besitz der alleinigen Wahrheit wähnen, auch extrem unsympathisch.


... quod erat demonstrandum.

Eine Haarspalterei vorweg:
Wahrheit ist immer alleinig. Offensichtlich gibt es in vielen Fragen verschiedene Meinungen über die Wahrheit. Von diesen sind dann aber alle bis auf höchstens eine falsch. Nun kann man sich natürlich meistens nicht im Besitz der Wahrheit wissen, aber jeder der überhaupt eine feste Meinung zu einer Tatsachenfrage hat wähnt sich im Besitz der alleinigen Wahrheit.

Zur eigentlichen Sache:

Der durchschnittliche linksliberale Agnostiker hat seine Ansichten kein Stück besser oder schlechter reflektiert als der durchschnittliche wertkonservative Christ. Das ersterer ein kritischer Denker ist und letzterer nicht hat vielleicht gestimmt, als die westliche Welt noch vom christlichen Denken bestimmt war. Heute hat der durchschnittliche linksliberale Agnostiker seine Meinung (inklusive des Selbstbildes als kritischer Denker) genau daher, wo sie der durchschnittliche wertkonservative Christ vor 100 Jahren herhatte:
Er hat die herrschende Meinung kritiklos übernommen.

So wie es auf beiden Seiten denkende und nicht denkende Menschen gibt, gibt es auch auf beiden Seiten tolerante und intolerante Menschen.


>Die meisten Europäer kennen wahrscheinlich auch kaum persönlich
>amerikanische Fundamentalchristen,



Die religiöse Rechte in den USA besteht aber nicht einmal mehrheitlich aus Fundamentalisten. Abgesehen davon, dass die Katholiken auch eine wichtige Rolle spielen, geht die Gleichung evangelikal=fundamentalistisch zumindestens in den USA einfach nicht auf.

Hier verbirgt sich allerdings ein interessanter Punkt:
Religionen und Ideologien sind in den USA verhältnissmäßig stark räumlich getrennt. Auch viele amerikanische Demokraten kennen keinen "amerikanischen Fundamentalchristen". Umgekehrt wird ein religiöser Rechter zwar Linksliberale kennen aber in seiner Umgebung meistens als Seltenheit empfinden. Und Europa hat eben hauptsächlich Kontakte mit den Großstätten.


>denn die sind ja eher nicht internationalistisch orientiert.


Das kommt darauf an, was man mit internationalistisch meint. Die amerikanische (nicht nur religiöse) Rechte lehnt natürlich einiges an internationalen Institutionen ab. Gegen Kontakte mit fremden Völkern hat sie so weit ich weiß nichts.


>So, genug gelästert.


allerdings.
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Florian
Veröffentlicht am Samstag, 13. November 2004 - 12:02 Uhr:   

@ gelgengentlicher Besucher:

Sehr schöner Beitrag.
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Michael Herkenhoff
Veröffentlicht am Montag, 15. November 2004 - 21:37 Uhr:   

Betrachtet man sich die Wahlanalysen in den USA, zeigt sich ein überraschendes Bild. Kerry hat sowohl eine knappe Mehrheit bei den "Independents" gewonnen als auch bei den Wählern, die sich als Moderats einstufen. Dies erweist deutlich, dass Kerry nicht die Wahl bei den Wählern in der Mitte verloren hat, sondern weil die Republikaner die konservativen Wählerschichten in den USA besser mobilisiert und an die Urnen gebracht haben. Insofern ist es natürlich Unsinn zu behaupten, Kerry habe die Wahl in der Mitte verloren. Die Strategie der Republikaner zielt erkennbar nicht auf die Wähler in der Mitte, sondern auf die Mobilisierung der eigenen Anhänger. Und diese Strategie hat Karl Rove brilliant entworden und sie ist von den Republikanern auch konsequent umgesetzt worden.

Denkt man dies weiter, kann sich daraus für die Republikaner in vier Jahren ein Dilemma ergeben. Nur ein konservativer Kandidat mit einen ähnlichen Hintergrund wie Bush wird in ähnlicher Weise die konservaten und evangelikalen Wählerschichten mobilisieren können. Dies könnte aber die Wähler der Mitte noch mehr zu den Demokraten treiben. Stellen die Republikaner andererseits einem moderaten Kandidaten auf (Hagel, McCain, Guiliani, Pataki), werden sie möglicherweise in der Mitte gewinnen, aber ein Teil ihrer Stammwähler wird zu Hause bleiben. Nach meiner Einschätzung wird aber der Kandidat in vier Jahren das Rennen bei den Republikanern machen, der die Anschauungen der Sozialkandidaten teilt und deren Stimmen gewinnt. Im Moment sehe ich diesen Kandidaten nicht.

Für die Demokraten könnte sich in vier Jahren die Möglichkeit ergeben, mit einem moderaten Kandidaten wie Bill Clinton die Mitte des politischen Spektrums wieder zu besetzen und die Republikaner an den Rand zu drängen. Dazu gehören allerdings noch einige andere Grundvoraussetzung: klare Botschaft, klare Philosophie, kohärentes Erscheinungsbild etc. Bei den Republikaner weiß man, was sie wollen und wofür sie stehen. Bei den Demokraten ist dies nicht der Fall.

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