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Abschaffung der Wahlkreise

Wahlrecht.de Forum » Wahlsysteme und Wahlverfahren » Sitzzuteilungsverfahren: Hare/Niemeyer, d’Hondt etc. » Abschaffung der Wahlkreise « Zurück Weiter »

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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 18:11 Uhr:   

Hallo,

mir ist folgendes Wahlsystem sehr sympathisch. Ich würde dazu gerne mal die Meinung von Kennern hier hören. Findet das schon irgendwo Anwendung? Gibt es einen Namen für dieses System?

Wahl:
1.) Abschaffung aller Wahlkreise
2.) wie bislang auch für die Zweitstimme: Landeslisten der Parteien
3.) es wird ein Kreuz gemacht und zwar bei einer Person auf einer der Landeslisten

Sitzverteilung:
1.) Stimmen werden den Listen zugeordnet
2.) wer für die Liste einziehen darf, bestimmt sich danach, wer von dieser Liste }die meisten, zweitmeisten, etc. Stimmen erhalten hat ...
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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 18:15 Uhr:   

Also wie folgt: Jeder Wähler hat eine Stimme, die er für einen Kandidaten einer Wahlliste abgibt. Die Sitze werden auf die Wahllisten im Verhältnis der für sie abgegebenen Stimmen im d'Hondtschen Höchstzahlverfahren verteilt. Die danach auf die einzelnen Wahllisten entfallenden Sitze werden den in den Wählerlisten aufgeführten Kandidaten in der Reihenfolge der von ihnen erreichten Stimmenzahlen zugeteilt.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 18:32 Uhr:   

Ein Einstimmensystem mit offenen Listen und regionaler Untergliederung gibts z.B. in Dänemark. Untergliederung ohne Unterverteilung und mit D'Hondt hat z.B. das Saarland. Alles kombiniert weiß ich aber nichts. Sinnvoller ist aber ohnehin das dänische System annähernd so wie es ist, wenn man was in die Richtung will.
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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 19:13 Uhr:   

Klarstellung: "Abschaffung aller Wahlkreise" ist missverständlich. Ich bin für regionale Untergliederung, bei Bundestagswahlen, also weiterhin Landeslisten. Aber gegen die Direktmandate in Wahlkreisen ...

beim Saarland stört mich, dass es starre Listen sind, freie Listen mit Paschanieren und Kummulieren find ich aber auch zu kompliziert. Ich wäre eben für die lose gebundenen Listen. Ich meine, dass es dabei reicht, dass jeder eine Stimme hat, aber auch mehrere Stimmen fände ich ok.

für mich hört sich das System der Zweiten Kammer in den Niederlanden sehr nah an meinem Vorschlag an. Nur eben ohne dieses komplizierte Gedöns, das mann in den verschiedenen Wahlkreisen gleiche Listen aufstellen darf ...
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 19:35 Uhr:   

Gleiche Listen in verschiedenen Wahlkreisen sind kein Problem, sondern bei kleineren Parteien sehr sinnvoll. Bei Unterverteilung machen sie die Rechnung bloß einfacher. Schwierig sind nur verschiedene Listen mit gleichen Kandidaten.

Richtige offene Landeslisten mit Einstimmensystem haben das Problem, dass sie teils viel zu lang sind. Wer z.B. bei der SPD in NRW oder der CSU in Bayern gewählt ist, ist dann überwiegend Zufall; dafür brauchts keine Wahl. Dass die Einerwahlkreise schlecht sind, ist auf jeden Fall richtig, aber ganze Länder sind zu grob, die sollten besser unterteilt werden (außer die ganz kleinen). Wobei man die Länder ähnlich wie in Dänemark auch als dritte Ebene behalten kann.
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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 19:45 Uhr:   

ok., gleiche Listen sind sinnvoll, stimme ich dir zu. Aber eben nicht diese unterschiedlichen Listen mit teilweise gleichen Kandidaten ...

auch Punkt zwei bzgl. der Anzahl der Stimmen scheint überzeugend.

Vielen Dank.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 19:51 Uhr:   

@Neues Wahlsystem
Also die Frage ob d'Hondt oder nicht, ist dann nochmal eine ganz andere ... d'Hondt ist zwar einfacher nachzurechnen und für Otto Normalbürger besser nachzuvollziehen, bevorzugt aber größere Parteien.

Jenseits der Frage des mathematischen Zuteilungsverfahrens fehlen einerseits bei Dir einige Details: z.B. ob es feste Sitzkontingente oder Länderober- Parteiunterverteilung oder umgekehrt gibt.
Und ganz wichtig: wie sollen solche Stimmzettel aussehen?
In Bremen ist das noch trivial, weil dort nur wenige Mandate anfallen.
Aber man stelle sich nur mal das Ergebnis der letzten Bundestagswahl vor mit einer Abweichung: statt des echtes NRW-Landesergebnisses von 2009 nimmt man an, alle Wahlberechtigten in NRW wären an die Urnen geströmt und hätten für eine einzige Partei gestimmt, wie lang hätte diese Landesliste sein müssen (inkl. ca. 10%-20% Nachrücker)?
Listen dieser Länge können Parteien vorsorglich bereits heute aufstellen, auf dem Stimmzettel werden aber nur die ersten 5 genannt. Um alle Kandidaten reihen zu können, würden sich in NRW die Stimmzettel aber in Sonntagszeitungen verwandeln, so viel Platz bräuchte man.

Sinnvoller wären 100 Dreierwahlkreise - ggf. mit einem Landeslistenbonus für die Viert- und Fünftplatzierten. Das würde unterm Strich sogar in das bis 2009 verwendete Wahlrecht passen, wenn man für seltene theoretische Fälle einen Vollausgleich vorsieht und darüber hinaus auch laufende Korrekturen in der Anzahl der Wahlkreise ...
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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 20:41 Uhr:   

@ Jan W.

1.) auf d'Hondt kommt es mir gar nicht unebdingt an, lasse mich gerne von einem besseren überzeugen ...

2.) ich präferiere die Parteiober- Länderunterverteilung

3.) aus NRW sitzen aktuell knapp 150 Personen im Bundestag, inklusive Überhangmandaten, wennn man den Bundestag noch etwas verkleinert dürfte man mit einer Begrenzung auf 100 Bewerber pro Liste auskommen ...
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 21:16 Uhr:   

@NW
Also mit solchen Krücken sollte man erst gar nicht anfangen, vor allem kann man keine einheitliche maximale Listenlänge für unterschiedlich große Länder verordnen - vor allem nicht, wenn das in einigen Ländern bei extremen Ergebnissen zur Listenerschöpfung führen kann.
Und 100 Namen pro Liste sorgen immer noch für extremst lange Wahlzettel!
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Taugenichts
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 21:16 Uhr:   

Wie genau funktioniert eigentlich das dänische Wahlsystem? Die Darstellung von wahlrecht.de ist wohl nicht mehr ganz aktuell.
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Neues Wahlsystem
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 21:24 Uhr:   

@ Jan W.
die maximale Listenlänge muss ja nicht einheitlich sein.
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Jan W.
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 21:39 Uhr:   

@Taugenichts
Wikipedia dazu "Of the 179 members of parliament, the Faroe Islands and Greenland elect two members each, 135 are elected from ten multi-member constituencies on a party list PR system using the d'Hondt method and the remaining 40 seats are allocated to ensure proportionality at a national level. To get a share of supplementary seats a party needs to get at least 2% of the total number of votes."
Grönland und Faröer bilden jeweils Zweimandatswahlkreise. Von den übrigen 175 Mandaten werden 135 in 10 Mehrmandatswahlkreisen nach d'Hondt gewählt, die übrigen 40 sorgen dafür, dass die 175 Mandate proportional korrekt vergeben werden - die Hürde beträgt 2%.

@NW
Das Problem bleibt: in NRW können dann sogar Wahlzettel im Posterformat zur Listenerschöpfung führen ... vielleicht müsste es dann doch unterhalb der Landesebene noch eine Regionalliste (mit Unterverteilung) etwa auf Regierungsbezirksebene geben ... Wobei wir uns dann wirklich dem dänischen System annähern ...
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Tomkick
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 21:52 Uhr:   

@Neues Wahlsystem:
Die Idee klingt grundsätzlich wie das Wahlsystem, das z.B. an der Uni Münster für die Stupa-Wahlen verwendet wird. (Mit Sainte-Laguë statt d'Hondt)
http://www.stupa.ms/images/stupa/Grundlagen/wahlordnung_studierendenparlament.pdf (§3)
Bei Wahlen mit wenig Listen und nicht zu vielen zu verteilenden Sitzen (z.B. eine Kommunalwahl oder eine Stupawahl) finde ich das System sehr sinnvoll, aber der Einwand von Jan W. wegen der Länge der Wahlzettel ist bei einer Bundestagswahl berechtigt.
Aber auch in Hamburg hat man durch das neue Wahlrecht Stimmzettelhefte, warum nicht auch zur Bundestagswahl.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 22:13 Uhr:   

@Taugenichts:

Jedenfalls ist das Grundprinzip des dänischen Systems noch gleich. Kurz überflogen, stimmt neben den erwähnten Änderungen die Verteilung der Kompensationssitze nicht (mehr). Die werden primär auf die Regionen, nicht auf die Parteien verteilt. Letztlich werden sie aber wieder zusammengerechnet; soll wohl was Biproportionalartiges sein, das für mich auf den ersten Blick nicht vollständig definiert ist. Das sind aber jedenfalls nur Feinheiten, wo es sowieso Verbesserungspotenzial gibt. Das grobe System gehört sicher zu den besten real existierenden Wahlsystemen.

@Tomkick:

Das Problem der langen Listen ist nicht der Stimmzettel, sondern dass die letzten Gewählten fast keine Stimmen bekommen und damit erstens minimalste Zufälle die Wahl entscheiden (siehe die Listenplätze 31 in Hamburg) und zweitens koordinierte Minderheiten um ein Vielfaches überrepräsentiert sein können (extrem hoher Profit bei taktisch sinnvoller Wahl).
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 11. Dezember 2012 - 22:24 Uhr:   

"Aber auch in Hamburg hat man durch das neue Wahlrecht Stimmzettelhefte, warum nicht auch zur Bundestagswahl."
Ein Stimmzettelheft ist praktisch für den Wähler (der weiß, was er will), für die Wahlhelfer ist es aber sehr unübersichtlich. Das Auszählen dauerte in Hamburg sehr lange und das würde bei noch viel mehr Kandidaten noch viel schlimmer.


"für mich hört sich das System der Zweiten Kammer in den Niederlanden sehr nah an meinem Vorschlag an. Nur eben ohne dieses komplizierte Gedöns, das mann in den verschiedenen Wahlkreisen gleiche Listen aufstellen darf ..."
Es wird nur dann kompliziert, wenn eine Partei gerade nicht überall dieselbe Liste einreicht.


@Taugenichts:

Wahlgesetz in Englisch
http://www.ft.dk/~/media/Pdf_materiale/Pdf_publikationer/English/valgloven_eng_web_samlet%20pdf.ashx

Es hat sich nichts Wesentliches geändert: Die Abgrenzung der Regionen wurde geändert, die Zahl und Abgrenzung von Wahl- und Aufstellkreisen wurde geändert und auf Wahlkreisebene gilt jetzt d'Hondt statt der "ausgeglichenen Methode". Mit Hare/Niemeyer und drei verschiedenen Divisorenreihen sowie drei unterschiedlichen Listenformen ist das Ganze sehr komplex und das z. T. ohne erkennbaren Nutzen.
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Hanseat
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Mittwoch, 12. Dezember 2012 - 13:51 Uhr:   

@Tomkick
"Bei Wahlen mit wenig Listen und nicht zu vielen zu verteilenden Sitzen (z.B. eine Kommunalwahl oder eine Stupawahl)"

Gerade bei Stipa-Wahlen gibt es teilweise mehr Listen als Sitze. Wir hatten in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater (meine damalige Freundin studierte damals dort) in den späten 1980er Jahren eine Wahl, wo für die 11 Sitze im Stupa 17 Listen kandidierten und keine mehr als 10% der Stimmen erhielt (weil das fast alles Listen waren, die sich nach den einzelnen Studiengängen zusammengefunden hatten, aus manchen Studiengängen kamen auch zwei Listen). Am Ende gab es elf Stupa-Mitglieder aus elf verschiedenen Listen. Das war kein wirklich sinnvolles Ergebnis in Hinblick auf die Bildung eines AStA, weil jeder der elf gewählten Spitzenkandidaten aus der Tatsache, dass es keine Liste mit mehr Abgeordneten als seine gab, den Anspruch herleitete, AStA-Vorsitzender zu werden.
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marvin
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Donnerstag, 20. Dezember 2012 - 22:05 Uhr:   

Ich finde die Idee durchaus gut - nur muss man eben die größeren Bundesländer in mehrere Wahlgebiete unterteilen, damit die Listengröße überschaubar wird. Ich hatte ja mal etwas ähnliches vorgeschlagen, mit Wahlgebieten, die von der Bevölkerungszahl her jeweils etwa 10 Sitzen entsprechen sollten. Dabei muss man die Zahl 10 nicht als starres Dogma sehen, es können durchaus auch 8er oder 12er Wahlkreise dabei sein. Und für unsere Mini-Bundesländer eben auch noch kleinere.

Grob geschätzt kämen dann auf etwa 1,4 Mio. Einwohner ein Wahlgebiet, mit Ausnahmen für Bremen und Saarland. Wenn einem dann 13 Wahlgebiete für ein Bundesland (NRW) zu viele sind, kann man gerne die Zahl 10 noch etwa hochsetzen, was aber die Ungleichheit der Wahlgebiete zwischen den Mini-Ländern und den regulär großen verschärfen würde.

Aber gänzlich auf die Unterteilung der großen Länder verzichten wäre neben den bereits erwähnten Problemen mit der Übersichtlichkeit noch aus einem weiteren Grund schlecht: Die extrem unterschiedliche Ländergröße würde sich auf die Wahlkreise übertragen und dort zu sehr unterschiedlichen Effekten führen. Bremen könnte wohl nie mit einem Sitz für Parteien unter 10% rechnen, dafür kann man sich dort genau mit allen Kandidaten auseinandersetzen und fundiert wählen. In großen Ländern würden populäre Leute Massenhaft Stimmen abräumen, während Dutzende weitere Sitze an Zufallskandidaten mit ein paar Stimmen gehen. Würde man nun aber die großen Länder unterteilen, dann dürfte jeder Bürger in einem ähnlich großen Wahlkreis und damit unter ähnlichen Voraussetzungen wählen.

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