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Vorstandswahlen Piraten

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CHeine
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 30. April 2012 - 08:06 Uhr:   

Ein interessantes System scheint bei den Vorstandswahlen der Piraten zur Anwendung gekommen zu sein. Wenn es mir ein Teilnehmer richtig erklärt hat, hat jeder Teilnehmer bei jedem Kandidaten die Möglichkeit, mit ja oder nein zu stimmen (er kann aber auch gar keine Stimme abgeben).
Der derjenige, dessen Differenz von Ja zu Nein-Stimmen am größten ist, ist gewählt. So eine Art Zustimmungswahl mit der Möglichkeit der expliziten Ablehnung. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Betreffende es auch richtig erklärt hat. Zumindest befördert so ein System die Wahl Kompromisskandidaten. Denn polarisierende Leute mit großer Anhängerschar werden durch die Ablehnungen der anderen ausgebremst.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 30. April 2012 - 11:45 Uhr:   

Das Wahlsystem ist zwar unvollständig beschrieben, aber es soll wohl ganz normales Approvalvoting sein, außer dass es zusätzlich ein Quorum gibt. Der Unterschied zwischen Nein und Enthaltung ist dann nur fürs Quorum relevant (Enthaltungen senken faktisch das Quorum); ansonsten zählen ausschließlich die Jastimmen.

Wenn der Bewerber mit den meisten Jastimmen das Quorum nicht erreicht, soll es wohl neue Wahlgänge geben, bis es einer Seite zu blöd wird. Ein Wahlergebnis garantiert das jedenfalls nicht, und wenn die Leute taktisch vernünftig abstimmen würden, wär es auch die Ausnahme, dass es jemals zu einem Ergebnis kommt.

Kompromisskandidaten werden von so einem System nur dann gefördert, wenn die Abstimmenden entweder das System nicht kapieren (was allerdings die Regel sein dürfte) oder absichtlich gegen ihre eigenen Interessen abstimmen. Allerdings können die unendlich vielen Wahlgänge dazu führen, dass irgendwann bekannt ist, wer der Condorcetsieger wär (sofern vorhanden) und der schließlich zur Abkürzung des Verfahrens gewählt wird.

Normales Approvalvoting unterscheidet sich taktisch gesehn nicht wesentlich von relativer Mehrheitswahl. Der Unterschied ist nur, dass man höher präferierten, aber chancenlosen Kandidaten zusätzlich symbolische Stimmen geben kann und dadurch u.U. besser dasteht, wenn man sich bei der Einschätzung der Lage verkalkuliert hat. Praktisch ist der wesentliche Unterschied, dass man Fehlannahmen der anderen Wähler über das Wahlsystem einkalkulieren kann bzw. muss.
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Ratinger Linke
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Montag, 30. April 2012 - 16:08 Uhr:   

Für Sachabstimmungen haben sie übrigens Approvalvoting (ohne Einbeziehung des Status quo) plus 2er-Stichwahl verwendet und im 3. Schritt gegen den Status quo abgestimmt (wobei gegebenenfalls eine qualifizierte Mehrheit erreicht werden muss).

Besonders pervers ist das bei der Höhe der Mitgliedsbeiträge: Status quo war 36€, Anträge hat es mit 40, 42, 45, 48, 60 und 72 gegeben. Bei offener Abstimmung (genaues Ergebnis unbekannt) sind 48 und 60 in die Stichwahl gekommen; gewonnen hat 60, aber nicht die nötige 2/3-Mehrheit bekommen. Dann haben sie abgestimmt, dass sie die Abstimmung wiederholen. Das war dann geheim. Ergebnis (975 gültige):

40€: 403
42€: 501
45€: 404
48€: 563
60€: 477
72€: 388

Man sieht hier recht schön, wie die Kompromisslösung 45€ abschneidet. Außerdem sind die Wähler längst nicht so blöd, wie die Theoretiker unterstellen. Theoretisch sollten ja die Befürworter hoher Beträge auch bei den kleinen, die in ihren Augen immerhin noch eine Verbesserung sind, zustimmen. Bei Wahlen werden praktisch auch nicht mehr Stimmen abgegeben; selbst bei sehr vielen Bewerbern wird im Schnitt Zahl der zu vergebenden Posten + 1 höchstens unwesentlich überschritten (wobei trotzdem viele mehr Stimmen abgeben als sinnvoll).

In der Stichwahl hat 48€ mit 489:393 gewonnen und in der Endabstimmung 639 von 949 Stimmen bekommen (6 mehr als das Minimum).
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Thomas Frings
Registriertes Mitglied
Veröffentlicht am Dienstag, 01. Mai 2012 - 11:54 Uhr:   

48 € im Jahr ist immer noch sehr wenig.

Approval Voting lädt geradezu zum Taktieren ein. Wenn die Piraten wirklich regieren wollen, wird sich ihre Entscheidungsfindung sowieso anders abspielen müssen und sich anderen Parteien annähern.

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