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Negatives Stimmgewicht übertrieben?

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Rene Zimmermann
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 28. September 2009 - 12:44 Uhr:   

Hallo,

ich habe mich sehr intensiv mit dem negativen Stimmgewicht befasst und das auf dieser Website und anderswo dazu geschriebene studiert. Allerdings finde ich, der Effekt wird übertrieben dargestellt, so z.B. unter http://www.wahlrecht.de/systemfehler/betroffene-waehler-2005.html

Wenn ich das dort geschriebene richtig verstehe wird behauptet, in einem Bundesland mit Überhangmandaten würde die Zweitstimme für die überhängende Partei grundsätzlich negativ wirken. Relativ leicht kann man das Gegenteil zeigen, wenn man mit der Excel-Tabelle zur diesjährigen Bundestagswahl experimentiert.

Richtig ist: Wenn z.B. in BaWü sämtliche Wähler der CDU sich ihrer Zweitstimme enthalten hätten, dann hätte die CDU 6 Mandate mehr bekommen. Gleichzeitig hätten aber die anderen Parteien 18 Sitze mehr. Der Einfluss der CDU im neuen Bundestag würde also von 194/622 (= 31,19%) auf 200/646 (= 30,96%) sinken.

Insofern kann man doch sagen, dass auch die Zweitstimmen in Baden-Württemberg der CDU eher genützt als geschadet haben. Natürlich vergesse ich nicht, dass es in bestimmten Konstellationen möglich ist, dass eine Handvoll Stimmen weniger zu einem zusätzlichen Mandat ohne Änderung der Oberverteilung geführt hätten (z.B. SPD Bremen). Aber diese Effekte sind begrenzt. Sobald sich durch das Weniger an Zweitstimmen die Verteilung der Proporzmandate ändert, dürfte dies zu einer Verringerung des Einflusses führen, da die anderen Parteien von der Verschiebung stärker profitieren als die überhängende Partei.

Also gilt grundsätzlich: Wenn ich von einer Partei überzeugt bin, sollte ich dieser auch die Zweitstimme geben. Freilich kann sich hinterher herausstellen, dass eine Partei in einem Bundesland mit ein paar weniger Zweitstimmen ein zusätzliches Überhangmandat gewonnen hätte, ohne dass sich bei den anderen Parteien etwas ändert. Aber diese Effekte sind schwer vorhersehbar, so dass man nicht dazu raten kann, davon seine Stimmabgabe abhängig zu machen. Selbst bei der SPD in Bremen: Alle SPD-Wähler enthalten sich der Zweitstimme, und schwupps hat die SPD einen Sitz mehr, die CDU aber auch - es hat nichts gebracht.

Anders sieht es aus, wenn ich eine bestimmte Koalition wählen will. Dann kann es sinnvoll sein, die Zweitstimme dem kleineren Partner zu geben, weil sie hier mehr bewirkt, als bei einer überhängenden Partei. Dennoch gilt, dass die eigentlich präferierte Partei durch diese Leihstimme geschwächt und nicht gestärkt wird.
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Ratinger Linke
Unregistrierter Gast
Veröffentlicht am Montag, 28. September 2009 - 13:49 Uhr:   

Deine Analyse ist richtig, aber die Folgerung falsch. Das zu erwartende Gewicht einer Zweitstimme unter Überhangbedingungen ist so niedrig, dass es so gut wie immer sinnlos ist, sie einer mit hoher Wahrscheinlichkeit überhängenden Partei zu geben. Das käme nur dann infrage, wenn man alle anderen Parteien für annähernd gleich schlecht hält oder am Eintreten des Überhangs erhebliche Zweifel hat.

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